Das war ja schon fast ein Wink der Götter, dass er selbst meinte, er schulde ihr einen Gefallen. Sicher, es war bestimmt nur eine nette Floskel, aber Axilla war sich dennoch sicher, dass sie wohl kaum einen besseren und passenderen Zeitpunkt finden würde als den hier und jetzt, um ihre Bitte vorzutragen.
“Oh, dann wünsche ich ihr den Segen von Diana Trivia und Isis, dass sie die Geburt gut übersteht und dir ein gesundes Kind schenkt“, meinte Axilla etwas unsicher. Nicht wegen der Schwangerschaft an sich, die war kein Grund zur Nervosität, zumindest nicht für Axilla. Sie hatte das Ganze ja schon einmal hinter sich gebracht, jetzt wusste sie, was es bedeutete, ein Kind zu bekommen. Aber sie war sich unsicher, ob sie weitermachen sollte. Es wäre so einfach, jetzt das Thema dabei zu belassen, zu fragen, ob denn schon die Hebamme bereit stand, ob schon eine Amme ausgesucht worden war. Wichtige Dinge, die im Vorfeld einer Geburt zu klären waren. Dinge, über die Axilla auch reden könnte, und die unverfänglich waren. Aber nicht das, was sie voranbrachte. Ein Soldat weicht nicht zurück. Sie nahm noch einen kräftigeren Schluck Wein, um Mut zu gewinnen.
“Ich habe ja auch ein Kind. Einen Sohn, Titus Atticus.“ Kurz erhellte sich ihr Gesicht, als sie seinen Namen sagte. Er war ihr Mond, ihre Sonne und ihre Sterne. Sie konnte nicht von ihm sprechen, ohne wenigstens ein bisschen zu schwärmen. Dafür war er einfach zu perfekt. “Er fängt gerade an, sich an allen Dingen hochzuziehen, um sie sich anzusehen.“
Noch ein bisschen Mut. Axilla nahm noch einen Schluck Wein, behielt den Becher anschließend in den Händen und drehte ihn leicht hin und her, um ihre Hände zu beschäftigen. Mit nur ein wenig Ei und Brot im Magen vielleicht nicht die beste Idee, aber es machte sie ruhiger. “Allerdings, wo du gerade den Gefallen ansprichst, da gäbe es wirklich einen, den du mir tun könntest...“ Sie sah nur einmal ganz kurz auf zu ihrem Gast, hatte Angst, Ablehnung in seinem Blick zu lesen und beobachtete daher lieber die dunkle Flüssigkeit in ihrem Weinbecher, wie das Licht der Kerzen und der untergehenden Sonne sich darauf spiegelte. “Ich hatte ja erwähnt, dass mein Mann gerade nicht in Rom weilt. Die Sache ist die... wegen der... momentanen Lage und den möglichen Entwicklungen hält mein Vetter Iunius Seneca, der Prätorianer ist, es für besser, wenn ich und mein Sohn die stadt verlassen und uns aufs Land zurückziehen würden. Allerdings ist das nächste Stück Land, das ich habe, in Ravenna, und das liegt... also... so weit im Norden, und...“ Axilla kam sich dumm vor, wie sie hier eine Erklärung zusammenstapselte. Sie hatte so oft vor dem Spiegel geübt, was sie hatte sagen wollen, aber im Moment war alles irgendwie weg oder hörte sich schwerfällig und dumm an. Ihr Blick wanderte zur Zimmerdecke und sie atmete einmal tief und hörbar durch. Aber dort stand auch keine hübsch verpackte Rede.
“Mein Mann möchte nicht, dass sein Sohn verreist. Er denkt, dass Rom sicher ist. Aber ich muss auch daran denken, was passiert, wenn Vescularius den aufkommenden Krieg verliert, und was dann mit meinem Sohn geschieht. Und ich kann nicht ohne ihn verreisen, auf gar keinen Fall. Ich kann also nicht beiden gehorchen, meinem Mann und meinem Vetter, und meinen Sohn beschützen.
Also dachte ich, vielleicht... du bist Consular, und giltst weithin als gerechter und neutraler Mann. Und vielleicht weißt du ja eine Lösung für meine missliche Lage. Ich weiß, dieser Gefallen ist sicher kein Vergleich zu dem, was ich für dich getan habe. Aber...“ Hilflos zuckte Axilla mit den Schuhe. Ihr Blick war irgendwann beim Reden zu ihren Fußspitzen gewandert, sie sie am liebsten in Schutzhaltung auf den Stuhl ziehen wollte.
Sie erwartete ja gar nicht, dass Macer sie gar zu sich nach Hause einlud. Aber vielleicht hatte er ja ein kleines Landgut in der Nähe oder etwas vergleichbares. Sie wusste es nicht, und doch ruhte ihre ganze Hoffnung darauf.
Beiträge von Iunia Axilla
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Pugnax wartete. Er ließ Kieran auf sich zustürmen, ohne auch nur einmal kurz zu Zucken oder sich auch nur einen digitus zu bewegen. Erst, als sein Gegner schon fast heran war, als das Schild schon beinahe auf seinen wesentlich kleineren prallte, machte er eine Bewegung. Sie war nicht groß, kaum mehr als das Abdrücken eines Fußes und eine Drehung zur Seite. Aber es war die richtige Seite. Er drehte sich vor dem Schild weg, auf die Seite von Kierans Schwertarm. Er selbst konnte sich nicht viel bewegen mit dem verletzten Bein, also nahm er sämtlichen Schwung für seine Attacke aus Kierans Bewegung. Als der Hibernier ihn verfehlte, schlug er zu. Nur ein einzelner Streich mit seinem Schwert, gezielt auf Kierans Rücken, um sich danach wieder wappnend hinzustellen. Ohne nachzusetzen, ohne Tamtam.
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Axilla nahm nun auch endlich ein Ei und tunkte es kräftig in eine gelbliche Paste, von der sie wusste, dass sie sehr scharf war. Sie hatte scharfes Essen in Ägypten lieben gelernt, und wenn sich die Gelegenheit ergab, dann ließ sie die Köchin auch etwas mit den scharfen Gewürzen des Südens zubereiten. Und vielleicht war diese Cena hier die letzte Gelegenheit dafür überhaupt.
“Oh, dann muss ich meine Neugierde wohl noch ein wenig zurückhalten, bis sich die passende Gelegenheit ergibt.“ Kurz überlegte sie, ob sie das Gespräch jetzt schon in die von ihr angedachte Richtung treiben sollte. Immerhin wollte sie Macer ja um einen Gefallen bitten, und das Thema jetzt würde sich dafür als Überleitung eigentlich anbieten. Aber sie wollte eigentlich nicht gleich bei der Vorspeise mit der Tür ins Haus fallen. Andererseits hielt sie es ja beinahe nicht aus, ihn nicht zu fragen.
“Leider ist mein Mann gerade nicht in Rom, sondern noch in Misenum, so dass ich ihn nicht fragen kann. Auch die Sache mit dem Ritterstand... ich habe dir ja schon geschrieben, dass ich diese Sache vielleicht besser mit meinem Mann bespreche und nicht mit dem a libellis. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich dir in der Beziehung gerade nicht besser helfen kann.“Da die Vorspeise ja nicht dafür gedacht war, sich damit schon den Magen vollzustopfen, wurde sie auch jetzt schon langsam abgeräumt, damit der Hauptgang aufgetragen werden konnte. Axilla hatte sich wirklich Mühe gegeben, um nicht zu sparen. Immerhin bewirtete sie einen Consular, und sie hatte um ehrlich zu sein keine Ahnung, wie gut die Nobilitas heutzutage so speiste. Sie wollte aber keinesfalls als geizig gelten. Da würde ihre Bitte schon im falschen Kontext so klingen mögen.
Und so brachten die Sklaven die feinen Stücke, die Axilla von dem an Mars geopferten Kalb mit nach Hause genommen hatte, zart gebacken, bis es rosa war, und in feine Scheiben aufgeschnitten. Axilla hoffte, dass es zart war, Rindfleisch war gerne mal zäh. Zur Sicherheit gab es noch vier gebratene Lerchen, die eigentlich mehr zu Dekorationszwecken am Rand der Platte mir dem Gemüse – gedünstete Möhren, Lauchzwiebeln und Pastinaken - drapiert waren. Das Brot blieb auf dem Tisch, ebenso die Tunken.“Als Lectrix der Acta ist es ja fast schändlich, dass ich es nicht weiß, ohne dich zu fragen, aber... Wurden du und deine Frau inzwischen mit Kindern gesegnet?“ Bei ihrem Interview vor langer Zeit hatte Macer die frage noch verneint, allerdings war seine Frau ja auch jung und er sah auch gesund aus. Bestimmt hatte sich da etwas geändert. Hoffte Axilla zumindest, sonst war ihre Frage ein ziemlich großer Fettnapf.
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Hatte Axilla das dem Consular noch gar nie erzählt? Sie war sich nicht sicher. Ihre Geschäftspartner wussten eigentlich von ihrem Farbhandel, Axilla führte ihn ja gerne als positive Referenz an, aber sie war sich absolut nicht sicher, ob sie dem Purgitius davon berichtet hatte. Aber es war im Grunde auch egal, in diesem Gebiet kannte sie sich aus, da konnte sie lange davon reden, ohne unsicher zu werden. Das war ein sehr dankbares Thema, bei dem sie Sicherheit gewinnen konnte.
“Ich handele mit Pigmenta, also Farbmitteln. In Alexandria habe ich einen Farbmischer. Das war auch perfekt, von den ganzen Handelswegen konnte ich dort alles organisieren. Echten Indigo von den südlichen Katarakten, und natürlich auch das hellere Ägyptischblau, Purpur aus Kreta, Safran aus Indien. Für etwas billigeres Gelb auch sizilianischen Färberwau, Ocker aus Asia und Gallia. Zinnober aus Thrakia, auch wenn das wegen dem Quecksilber gefährlich war. Malachit und Türkis bekam ich aus einer Kupfermine im Westen, schon fast in Africa. Ich hatte sogar echtes Drachenblut und Kurkuma aus Indien.
Aber jetzt ist es natürlich schwer, die Waren auch nach Ostia zu bekommen. Mein Verwalter in Ägypten ist ein sehr vertrauenswürdiger Mann, ich muss mir da keine Sorgen machen, dass er Waren oder Gelder veruntreut. Aber hier in Rom habe ich wohl leider nur noch kleine Mengen zum handeln...“
Nun, vielleicht war das Thema doch nicht allzu gut. Es brachte das Gespräch eigentlich unweigerlich auf die derzeitigen Schwierigkeiten im Imperium, was sich auch deutlich auf Axillas Lächeln aufwirkte, das erst noch gestellt war und schließlich ganz erlosch, was sie hinter einem weiteren Schluck Wein zu verbergen suchte. Sie machte sich Sorgen, wenn auch wirklich nicht um ihre Geschäfte. Die würden auch ohne sie funktionieren, und selbst wenn nicht, hatte sie noch andere Möglichkeiten. Abgesehen davon war ihr Mann ja auch nicht unvermögend, zumindest im Moment. Wie sich das ändern würden, wenn die Götter wirklich die Gerechtigkeit unterstützten und den Willen des Kaisers, war eine andere Frage.
Axilla wollte jetzt aber eigentlich nicht gleich über den bevorstehenden Krieg reden, auch wenn das Thema sich geradezu aufzudrängen schien. Das erstbeste, was ihr als Ablenkung in den Sinn kam, war zwar auch nicht wirklich besser und eigentlich eher als Gespräch für den Hauptgang gedacht gewesen, aber irgendwie musste Axilla ja weitermachen. “Hast du mit deinem Klienten schon sprechen können, ob der Procurator ab Epistulis Wort gehalten hat? Er zeigte sich in meinem Gespräch mit ihm durchaus sehr aufgeschlossen, Fabius als Primicerius einzustellen. Nur hatte ich noch keine Gelegenheit, zu erfahren, ob meine Bemühungen auch wirklich Früchte getragen haben.“ -
“Per Baccho“, stimmte Axilla mit ein und nahm auch einen kleinen Schluck nach dem obligatorischen Trankopfer. Offenbar war der Spruch doch nicht zuviel, und der Wein tat sein übriges dazu, dass sie sich ein wenig beruhigte. Um ganz ruhig zu werden würde es zwar vermutlich den ganzen Krug brauchen, und soviel wollte Axilla dann doch nicht trinken, aber erst einmal wurde das flatterige Gefühl in der Magengegend etwas weniger und sie fasste ein bisschen Sicherheit.
“Oh, nein, ich habe keinen Weinberg, in meiner ganzen Gens hat niemand einen. Ich hab ihn auf dem Markt gekauft. Ich kann mich wohl glücklich schätzen, einen vertrauenswürdigen Weinhändler zu kennen, ich selber versteh leider sehr wenig von Wein. Mehr von Farben und... ein bisschen was von Architektur.“
Axilla zuckte leicht mit den Schultern. Sich selbst zu loben fiel ihr schwer, und sie dachte auch nicht, dass ihr Gast besonders erpicht darauf wär, einen Vortrag zu hören über die Dinge, die seine Gastgeberin zu können glaubte.
“Dann hoffe ich, dass das Essen dir ebenso schmeckt wie der Wein“, fügte sie aber noch mit einem Lächeln hinzu und gab damit den Sklaven das Zeichen, auch schon den ersten Gang aufzutragen. Es gab frisches Brot und einige würzige Tunken, dazu gekochte Eier, die halbiert und in einem dekorativen Muster auf einer Platte angerichtet waren. Nichts allzu außergewöhnliches für eine Vorspeise, aber es sollte ja auch noch Platz lassen für den Hauptgang.
“Hast du denn einen eigenen Weinberg, Consular?“ fragte Axilla, als die Sklaven gerade auftischten, um das Gespräch etwas mehr auf ihren gast zu lenken. Männer redeten im allgemeinen ja recht gerne über sich und ihre Errungenschaften und Besitzungen. -
Na, ist das hier das Board für historische Dinge oder für "wer die beste Phantasie hat bekommt ein Fleißsternchen"? Ich kann mir auch mit meiner Phantasie Leben auf fernen Planeten vorstellen, oder auch, wie Sterne vielleicht klingen. Ich kann mir vorstellen, das Fische Walzer tanzen. Aber das würd ich dennoch dann nicht in einen Thread schreiben unter der Kategorie "Historia", nur weil ich mir das vorstellen kann, ohne auch nur die geringste wissenschaftliche Quelle, dass es so ist und jemand da Untersuchungen dazu gemacht hat.
Zum Wissen verbreiten und auch zum Diskutieren ist dieses Board ja wunderbar, aber ein "sowas interessiert mich doch nicht, ich mag meine Theorie einfach lieber" ist da schon überdenkenswert
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Gut, er sah das ganze unkritisch. Axilla war sehr erleichtert, hoffte aber, dass es ihr nicht allzu offensichtlich im Gesicht abzusehen war. Auch wenn ihr Lächeln dadurch seine angespannten Züge verlor und sehr ehrlich wurde. Nur bei der Frage nach dem Trinkspruch zögerte sie noch einmal kurz.
“Nun, was hältst du von... auf Bacchus, dass er den Wein leicht sein lässt, auf auf erfolgreiche Geschäfte, kleine Gefallen und gute Freundschaft?“
Axilla war nicht so gut darin, sich Trinksprüche auszudenken, und sie hoffte, dass sie es mit diesem hier nicht übertrieb. Aber andererseits wollte sie ja Macer noch um einen Gefallen bitten und hoffte, dass sie vielleicht freundschaftlich genug miteinander umgehen könnten, damit er ihr diesen gewährte. Sofern er überhaupt konnte -
Es dauerte einen für die Opferherrin unendlich langen Moment, bis der Priester mit seiner Leberschau endlich fertig war und mit lauter Stimme ein “LITATIO“ verkündete. Einen Moment lang fühlte sie sich wie Atlas, der dem Hercules das Weltgewölbe auf die Schultern laden konnte für einen Moment und so die Last der Welt, die seit Äonen auf eben jenen Schultern gelastet hatte, für einen kurzen Augenblick abschütteln konnte. Es war ein herrlich befreiendes Gefühl.
Der Priester kam auch zu der deutlich erleichterten Axilla, um ihr das Urteil der Götter etwas näher zu erläutern. “Iunia, auf der Leber fanden sich keinerlei Makel. Der Gott ist zufrieden mit deiner Gabe.“
Ab da konnte Axilla ein erleichtertes Lächeln nicht mehr zurückhalten und musste sogar etwas an sich halten, nicht ein wenig loszulachen. Ein sehr erhabenes Gefühl machte sich breit. Danke, Mars... sandte sie in Gedanken zu dem Gott und hoffte, dass es wirklich etwas zu bedeuten hatte. Immerhin hatte Aesculapius auch alle Opfer angenommen und dennoch war ihre Mutter gestorben. Und die Opfer ihres Vaters waren auch angenommen worden, und dennoch war er getötet worden. Aber für den Moment waren die Zweifel sehr fern und die Freude und Erleichterung so groß, dass Axilla gern glauben wollte, dass Mars auf ihre Verwandten aufpassen wollte
“Ich danke dir. Und natürlich Mars für seinen Segen“, versuchte sie, möglichst erhaben zu antworten, doch bei dem beständigen Grinsen war das wohl ein eher vergebliches Unterfangen.
Der Priester ließ ihre Freude aber gelassen über sich ergehen. Axilla meinte sogar, kurz so etwas wie ein Schmunzeln bei ihm zu entdecken. “Welche Wünsche hegst du bezüglich des Tieres?“ fuhr er also ungerührt im Protokoll fort. Immerhin gehörte das Opfertier abzüglich den für Mars bestimmten Organen ihr, und so konnte sie darüber auch bestimmen. Immerhin hatte sie es auch bezahlt.
“Oh, äh, ja. Der victimarius soll mir bitte die Lendenstücke heraustrennen und mitgeben. Der Rest möge bitte unter den ärmsten der Passanten und Bittsteller gleichmäßig aufgeteilt werden im Namen der Gens Iunia. Das Fell möchte ich gerne dem Tempel überlassen, so er Verwendung für das Leder hat.“ In Zeiten wie diesen konnte etwas Fleisch oder auch ein paar Knochen für Suppe bei vielen Menschen sicher viel Gutes bewirken. Vor allem, wenn Getreide langsam knapp wurde und der Brotpreis weiter anstieg. In der Not aß man eben Fleisch auch ganz ohne Brot.
Der Priester nickte. “Dann soll es so geschehen.“Axilla wartete noch, bis der Schlachter mit seiner Arbeit so weit fertig war und ihrem Sklaven in einem einfachen Tuch die noch blutigen Stücke Fleisch gab, die Axilla am nächsten Tag ihrem Gast zu servieren gedachte. Sie wartete aber nicht auf die Verteilung an die Armen. Da vertraute sie dem Tempel, dass diese das schon nach ihrem Willen vollbringen würden. Außerdem war noch viel vorzubereiten.
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Axilla winkte einem der Sklaven, der auch sofort dem Wunsch nach Wien nachkam. Axilla würde wohl auch etwas mittrinken müssen – und sie hoffte nur, dass der Sklave ihr genügend Wasser beimischte, damit sie nicht die Auswirkungen so sehr fühlte. Bacchus hatte die Iunia wahrscheinlich recht gerne, da er sie gern mit einem Rausch segnete, wo andere noch nicht einmal einen Schwips hatten – aber sie wollte wirklich eine gute Gastgeberin sein.
Während Macer sich hinlegte, setzte sie sich also auch in ihren Korbsessel und passte dabei sehr genau auf, dass ihr Kleid nicht irgendwie verrutschte und allzu tiefe Einblicke gestattete, wenngleich die Haltung so natürlich auch Blicke auf ihre glatten Beine erlaubte.
“Oh, ja, du bist heute der einzige Gast. Ich hoffe, das ist dir nicht.... unangenehm.“ Es sah natürlich schon seltsam aus, wenn sich ein Mann allein mit einer verheirateten Frau traf. Axilla wusste das ja schon. Allerdings hatte sie gehofft, dass das in ihrer Einladung deutlich geworden wäre, so dass das Thema hier jetzt nicht eindringlich werden würde. Trotzdem kaute sie etwas verlegen auf ihrer Unterlippe herum, während der Sklave erst dem Gast und dann ihr einen Kelch mit verdünntem Falerner anreichte und sich dann wieder in den Hintergrund zurückzog. -
Als Axilla die schlurfenden Schritte des Ianitors auf den Fliesen des Vorzimmers gehört hatte, war sie aufgestanden. Sie war nervös. Sehr nervös. Hoffentlich würde alles gut gehen. Hoffentlich würde es dem Consular nicht zu wenig sein. Hoffentlich stellte sie nichts blödes an! Davor hatte sie am meisten Sorge.
Purgitius Macer betrat dann auch hinter dem Ianitor das Triclinum. In seiner Toga sah er wirklich herrschaftlich aus. Axilla hoffte nur, dass bei ihr soweit alles passte. Für prüfende Handgriffe war jetzt keine Zeit mehr.
“Consular Purgitius, es ist mir eine wirklich außerordentlich große Freude, dich willkommen zu heißen“, meinte sie mit einem zwar nervösen, aber doch nicht minder ehrlichem Lächeln. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn zur Begrüßung umarmen durfte oder gar einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange geben durfte. Und weil sie es nicht wusste, traute sie sich auch nicht. Sie würde sicher die Toga zerknittern. Und sie wollte keinen Fehler machen.
“Setz dich doch. Möchtest du etwas trinken?“ Hoffentlich war sie nicht zu schnell. Sie bot ihm den Ehrenplatz an – auch wenn sie ja nur zu zweit waren und Axilla ja auch im Stuhl neben ihm sitzen würde, da Frauen ja auf Klinen eigentlich nichts zu suchen hatten. Sie hoffte nur, sie bekam die Rolle als Gastgeberin einigermaßen hin. -
Ah, okay, wenn du bei uns schon mitgelesen hast, dann weißt du ja schon, dass die Iunii alle ein bisschen bekloppt sind
Und dass wir viel Wert auf das Familienspiel legen.
Dann sag ich mal: Willkommen bei den Bekloppten. Familienzugehörigkeit usw. bereden wir dann via PN, sobald du freigeschaltet bist.
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Dann schleich ich mich mal an der Stadtwache als SimOffi der Iunii vorbei.
Hallöchen. Hm, meine Standardfragen sind schonmal beantwortet und liest sich auch schon sehr gut. Ich hab eigentlich nur noch eine Frage:
Wie bist du auf die Iunii gekommen bzw. warum möchtest du gerne zu uns?
Gruß
Axilla -
Der Ianitor öffnete auch die Tür, kaum das angeklopft worden war. Immerhin wurde der hohe Besuch heute schon erwartet. Das ganze Haus bereitete sich seit drei Tagen darauf vor.
“Salve, Consular Purgitius. Es ist dem Hause Pompeia eine große Ehre, dich empfangen zu dürfen", begrüßte der alte Grieche den Senator ehrerbietig. “Wenn du mir gestattest, dich zu führen, bringe ich dich zu deiner Gastgeberin Iunia Axilla“, fuhr er fort, um den Gast ins Triclinium zu führen. Seine Sklaven würden im Hof versorgt werden, sofern er sie nicht mitzuführen gedachte, was ihm sicher niemand verwehren würde. Die Hausherrin hatte mehrfach betont, dass dem Gast jeder Wunsch zu erfüllen sei. -
Pugnax war schnell, aber Kieran war für diesen Augenblick schneller. Der Hoplomachus konnte seinen Schild noch nach unten stoßen und so der Klinge des Gegners einen guten Teil ihrer Heftigkeit nehmen, aber der gekrümmte Stahl glitt an dem stark gewölbten, kleinen Schild nach unten weiter ab und traf den Hoplomachus schließlich schwer am Bein, so dass Blut spritzte und dann als warmer Schleier sein Bein hinablief.
Mit einem tiefen Grunzen griff Pugnax nach vorn, nicht mit dem Schwert, sondern mit der Hand nach dem Schild des Gegners und stieß ihn mit Kraft zurück, erzwang so eine Trennung ihrer Körper und taumelte humpelnd zurück. Sofort war auch der summa rudis herbei und hielt Kieran von weiteren angriffen ab, während der Hoplomachus sich ans Bein griff, das noch immer blutete. “Kannst du kämpfen?“ fragte der Schiedsrichter den Hoplomachus, und der Helm machte eine Nickbewegung, auch wenn der Kämpfer darunter nicht so aussah, als ginge es ihm unbedingt gut. Aber dies war eine kleine Arena, getötete Gladiatoren machten den Betreiber arm. Außerdem wollte das Publikum einen vernünftigen und vor allen Dingen fairen Kampf sehen. Wenn ein Kämpfer sich nicht wehren konnte, war es eine Hinrichtung und kein Kampf mehr. Und die Wettparteien würden dem editor ebenfalls an den Kragen wollen, wenn so etwas passierte.Aber Pugnax bejahte die Frage, stellte sich wieder auf. Sein Bein blutete noch, aber es ließ nach. Er stand etwas unsicher und humpelte etwas, als er sich auf seinen Gegner wieder zubewegte. Dann aber hob er das Schwert, und die Menge johlte, weil er weiterkämpfen wollte. Der summa rudis nickte und zog sich wieder zurück, gab den Ring wieder zum Kampf frei.
Diesmal aber griff Pugnax nicht an, sondern wappnete sich nur auf einen Angriff, ohne auf Kieran auch nur einen Schritt zuzumachen. Unter seinem Helm konnte man den Atem hören, aber aufgeben wollte er nicht. -
Im Haus herrschte schon die letzten Tage rege Geschäftigkeit, aber heute war es besonders schlimm. Die Räumlichkeiten waren auf Axillas Anweisung hin blitzeblank geschrubbt worden, kein Staubkörnchen war auch nur irgendwo zu finden, selbst nicht in der Speisekammer, wo der heute erwartete hohe Gast wohl nicht entlanggehen würde. In der Küche war seit dem frühen Morgen auch ein emsiges Treiben am Werk. Die Köchin hatte ein drittel der Sklaven des Hauses dazu abkommandiert, ihr zur Hand zu gehen, und das, obwohl nur ein einziger Gast erwartet wurde. Aber ein Teil der Sklaven wurde geschickt, die Märkte nach allerlei Leckereien abzuklappern, während der andere schon putzte, schälte, einkochte, rührte, Feuer schürte und Wasser holte.
Auch Axilla war schon lange wach. Sie hatte gebadet und sich anschließend von einer Sklavin nochmal sämtliche Haare abseits des Kopfes entfernen lassen. Es war eine sehr, sehr schmerzhafte Prozedur, aber sie wollte hervorragend aussehen. Danach war ihre Haut vorsichtig eingeölt worden, und die nächste schmerzhafte Prozedur hatte begonnen: Das Frisieren. Mit einem heißen Eisenstab wurden ihre Haare in Locken gedreht, so dass diese später kunstvoll herunterfallen konnten. Axilla musste ganz still sitzen, damit der heiße Stab sie nicht verbrannte, und die Ornatrix musste jede Sekunde aufpassen, dass der Stab nicht doch zu heiß war, damit er ihre Haare nicht verbrannte. Als die Ornatrix schließlich fertig war, fühlte sich Axillas Nacken steif an. Dennoch begann die eigentliche Prozedur erst, als mit Kämmen, Spangen und Nadeln die Haare zurechtdrappiert und schließlich mit nur sechs Nadeln zu einem kleinen Kunstwerk hochgesteckt wurden.
Die Ornatrix wollte im Anschluss Bleiweiß auflegen, aber Axilla verweigerte sich. Sie mochte nicht so viel Farbe in ihrem Gesicht, egal, wie hübsch es auch war. Außerdem wollte sie nicht so aussehen, als wolle sie ihren Gast verführen. Oder zumindest nicht so offensichtlich. Außerdem fühlte sich die Farbe so an wie Kleister, fand Axilla. Also kam nur etwas grüner Lidschatten aus Ägypten noch auf ihre Lider, und mit schwarzer Kohle wurden ihre Brauen nachgefahren und ein hauchfeiner Lidstrich gezogen. Jetzt durfte Axilla nur den restlichen Tag nicht weinen oder schwitzen.
Die Auswahl des Kleides danach war ebenso nicht einfach. Oder das Anlegen desselben, durfte sie sich wegen der kunstvollen Frisur doch nicht so bewegen, wie sie wohl wollte. Sie entschied sich schließlich für eines ihrer ägyptischen Kleider – im Zweifel wurde es immer ein Kleid von dort. Sie liebte die leichten Kleider einfach – aus jadegrüner Seide, dessen Ausschnitt zwar nicht sittsam, aber auch nicht zu freigiebig war. Lange Schlitze seitlich am Kleid erlaubten eine gewisse Beinfreiheit – und nebenzu auch Blicke auf die enthaarten und geölten Beine der Iunia. Das ganze kombiniert mit einem goldenen Gürtel um ihre Hüfte, einer feinen, goldenen Kette um ihren Hals mit kleinen Malachitsteinen, schmalen, goldenen Armreifen und feinen, weichen Sandalae. Axilla betrachtete ihr Spiegelbild in dem getriebenen Silberspiegel, den ihre Sklavin hielt, und war zufrieden. Zumindest sah sie schön aus. Besser konnte sie sich kaum vorbereiten.Es wurde bereits Abend, und die Küche vermeldete auch, dass alles bereit war. Axilla ging ins Triclinum, um noch einen letzten Blick auf den Raum zu werden. Im Grunde war es eine Verschwendung von Platz, einen einzelnen Gast hier zu empfangen, aber sie konnte kaum von dem Consular erwarten, dass er im Sitzen mit ihr speiste. Und dem Wetter traute Axilla nicht genug, als dass sie das Essen im Garten planen würde. Der Frühling war wechselhaft, auch wenn es heute ausnahmslos schönes Wetter gewesen war.
Sie setzte sich in den Korbsessel neben der Cline und betrachtete den Tisch. Die Becher mit dem bunten Glas standen schon bereit, auch wartete der Wein auf einem kleinen Beistelltisch schon darauf, eingeschenkt zu werden. Guter Falerner. Fehlte eigentlich nur der Gast. -
Der Termin mit dem Aedituus des Tempels war eher kurzfristig zustande gekommen. Allerdings hatte Axilla nicht großartig eine Wahl gehabt. Sie hatte noch so viele Dinge für ihr Essen mit Purgitius Macer zu erledigen, und dieses Opfer wollte sie zuvor erbringen. Da hatte sie dann doch mit dem Tempelverwalter reden müssen und ihm eine kleine Zuwendung zukommen lassen, damit er ihr die nötigen Helfer für ihr Opfer und ein passendes Opfertier vorbereitete.
Seitdem der Tempel renoviert worden war, war Axilla nicht mehr hier gewesen. Kurz hatte sie sich auf dem Vorplatz die Pferdestatue angesehen, ob man etwas von dem ersetzten Ohr sehen konnte, aber bis auf einen ganz feinen, kleinen Riss konnte sie nichts erkennen. Auch die ersetzte Treppenstufe sah aus, als wäre sie schon immer genau da gewesen, vielleicht nur ein bisschen weniger ausgetreten als die anderen. Und auch das Dach sah von hier unten betrachtet gut aus, sofern sie das beurteilen konnte. Hoffentlich war Mars damit auch so zufrieden wie Axilla. Die Gewogenheit des Gottes konnte ihr nur nützlich sein.
Sie trug ein einfaches, weißes Kleid, ihre Haare waren offen. Die Caligae ließ sie sich vor Betreten des Tempels von einem Sklaven ausziehen. Der Boden vor dem Tempel fühlte sich irgendwie kalt (und schmutzig) an.
Axilla stieg die Stufen zum Tempel hinauf, wo der Aedituus schon auf sie wartete. Auch ein paar Opferhelfer standen bereit, Musiker mit Flöten, und natürlich der victimarius, auch wenn heute ein Kalb und kein ausgewachsenes Rind sterben sollte. Eine teure Gabe für den Gott, boten ausgewachsene Ochsen doch weit mehr Fleisch hinterher für die Opferherren, und das nach einem Leben der Arbeit als Zugtier. Vor allen dieser Tage, in denen doch so langsam das Ausbleiben der ägyptischen Waren bemerkbar wurden. Der Preis für Brot hatte sich schon fast verdoppelt, und auf den Märkten gab es zunehmend weniger zu kaufen. Weniger Seide, weniger Schmuck, weniger Sklaven, weniger alles. Nicht nur Nahrungsmittel. Vor allen die feinen Dinge aus dem Osten fehlte, auch Weihrauch war teurer geworden. Von Gewürzen und derlei ganz zu schweigen.
Doch Axilla wollte lieber ein junges Tier opfern. Am nächsten Abend sollte Purgitius Macer nicht auf zähem Ochsenfleisch herumkauen, sondern auf zartem Kalb. Axilla hoffte, dass diese kleine, doch recht egoistische Überlegung den Gott dennoch nicht an ihr und ihren Absichten zweifeln ließ, denn auch sonst wollte sie sich großzügig zeigen.
Nachdem sie ein paar Worte mit dem Aedituus gewechselt hatte und durch ein Kopfnicken auch angedeutet hatte, das sie bereit war, begann auch das Ritual. Ein Junge reichte ihr eine Schale mit Wasser, wo sie sich, auch wenn sie sich ausführlichst zuhause vor ihrem Aufbruch gewaschen hatte, noch einmal die Hände wusch. Danach hob sie die weiße Palla ihres Kleides über ihre losen Haare und betrat das innere des Tempels.Ein bisschen mulmig war ihr schon. Ihr Vater hatte Mars stets verehrt, zuhause hatten sie einen kleinen Schrein für ihn gehabt. Und bei den vielen Soldaten in der Gens war es auch nicht weiter verwunderlich, wenn viele Iunii den Gott des Krieges verehrten und ihm opferten. Dennoch starben die meisten iunischen Männer der letzten Generationen in den vielen Kriegen fürs Imperium. Man könnte meinen, Mars brächte ihnen kein Glück. Auch Axilla war sich nicht sicher, ob der Gott wohlwollend oder eher weniger auf ihre Gens und insbesondere sie schauen würde. Und eigentlich glaubte sie auch nicht daran, dass Götter mit all ihrer Macht wirklich etwas darauf gaben, was die Sterblichen sich wünschten. Ab er trotzdem stand sie nun im Tempelinneren, mit wild klopfendem Herzen, und blickte zum Kultbild des Gottes fast ängstlich auf. Hier war Mars Krieger, nicht Bauer. Der Körper hatte eine Rüstung angelegt, das bärtige Gesicht war von einem Helm umschlossen. Axilla wusste, dass dieser Tempel hier nach der Schlacht bei Philippi erbaut worden war, in der Marcus Iunius Brutus sich hatte töten lassen, als Dank Octavians an Mars, der ihm den Sieg über seine Feinde schenkte. War Mars vielleicht deshalb so hart zu den Iunii, dass er in den Kriegen des Imperiums sie in seinem Namen sterben ließ? Und würde ihr Opfer an diesem göttlichen Zorn etwas ändern?
Eine ganze Weile musste sie wohl nur da gestanden haben mit ihren Gedanken und zum Kultbild in ängstlicher Demut aufgeschaut haben, ehe der Opferhelfer mit der Schale in seinen Händen wieder ins Hier und Jetzt zurückholte. Er hatte recht, sie ließ den Gott warten. Und Mars wurde nicht unbedingt als geduldig beschrieben.
“Marspiter, Vater aller Krieger, Herr von Lanze und Schwert. Mein Name ist Iunia Axilla, Tochter von Atticus Iunius Cassiodor, der dich stets sehr verehrt hat. Auch war es mein Architekt, der diesen deinen Tempel vor einiger Zeit wieder gerichtet hat.“ Soweit zur Vorstellungsrunde. Axilla glaubte zwar nicht, dass sich Mars für irgendwas davon interessierte, aber vielleicht irrte sie sich ja und der Gott hatte sich tatsächlich irgendetwas davon gemerkt.
“Großer Mars, ich bringe dir Weihrauch. Leider ist es nicht der gute aus Syria, den ich dir bringen wollte, und auch kein ägyptischer. Ich hab ihn bei einem jüdischen Händler gekauft, der geschworen hat, er käme aus Judäa, aber ich weiß es nicht.“ Der Weihrauch glimmte am Foculus auf und verbreitete seinen schweren Rauch mit dem intensiven Geruch, der die Sinne benebelte und damit den Göttern zugänglicher machte. Immerhin sprachen sie gern durch berauschte oder auch geisteskranke Personen in mystischen Worten.
“Herr des Krieges, großer Rächer, Wender der Schlacht, ich bringe dir das beste Brot, das in der Stadt zu bekommen war, aus gutem und feinem Mehl.“ Das B rot wurde erst gen Kultbild von Axilla gehoben, damit Mars es sehen konnte, und dann auf den kleinen tragbaren Opfertisch gelegt.
Schließlich kam noch das dritte der kleinen Geschenke. “Und auch, wenn es eine sehr bescheidene Gabe für einen Gott ist, der über alle Krieger und ihre Ausrüstung verfügen kann, bringe ich dir eine Lanzenspitze. Dies ist die Lanze, mit der das Haar bei meiner zweiten Hochzeit geteilt wurde. Man sagte mir, dass einst mein Ururgroßvater Lucius Iunius Ursus mit dieser Lanze einen Gallier getötet hatte, die damals unsere Feinde waren und über die zu siegen du Rom bestimmt hast. Ich hoffe, dass die Waffe, obwohl sie alt ist, deiner würdig ist.“
Das Eisen der Waffe war durch die Zeit dem Rost anheimgefallen. Aber an das Blut, das angeblich durch sie einst vergossen worden war, erinnerte nichts mehr. Axilla fiel es schwer, sich davon zu trennen. Im Grunde gehörte die Lanze nicht ihr, sondern allen weiblichen Iuniae, denen vor ihr und denen nach ihr, auf dass sie ihr Haar damit für ihre Hochzeit flechten lassen würden. Es war etwas wichtiges. Etwas wirklich wertvolles. Nicht vom Materialwert her, aber von der Symbolkraft. Aber Axilla musste irgendwie die Aufmerksamkeit des Gottes erregen, und sie glaubte nicht, dass sie das mit Weihrauch ungewisser Herkunft und Brot schaffen würde. Mars ist Krieger. Was interessiert ihn da Klimperkram und Kuchen? hatte ihr Vater ihr mehr als einmal gesagt, wenn sie ihn als Kind gefragt hatte, warum die anderen Götter Schmuck und schöne Steine von ihm bekamen, Mars aber häufiger Waffen, oder die Zahl an Feinden, die in seinem Namen getötet worden waren. Und Axilla glaubte ihm.Nur zögerlich trennten sich ihre Finger von dem Stück Eisen, als sie es auf den Opfertisch legte, und einen Moment lang hatte sie keine Sprache, um ihre Bitte hervorzubringen.
“Oh Marspiter, dem meine Familie schon so lange dient, und dem sie auch jetzt dient. Ich weiß, dass dich viele Gebete dieser Tage erreichen, die um den Sieg bitten, um Geschick in der Schlacht, um Ruhm und Ehre für die eigene Familie. Ich weiß, dass du nicht allen Gebeten folgen kannst, und ich weiß, dass meine Geschenke an dich bescheiden sind, verglichen mit der Masse und dem Reichtum an Gaben, die dich erreichen. Du weißt bestimmt, dass ein Bürgerkrieg bevorsteht. Vescularius hat ihn bereits gefordert. Und doch ist keine Ehre in so einem Krieg. Der heilige Speer wird nicht in Feindesland gestoßen werden, um den Krieg anzukündigen, und doch werden die Tore des Tempels deines göttlichen Bruder Ianus geschlossen werden. Römer werden Römerblut vergießen, und auch in deinem Namen.
Ich bitte dich nicht um Ruhm und Ehre. Ich finde es weder ruhmreich noch ehrenvoll, wenn ein Römer einen anderen erschlägt, und es ist deiner unwürdig, wenn dir das Blut und der Schmerz von römischen Familien geopfert wird.
Mars, du kennst die Herzen der Männer, die Herzen der Krieger. Ich weiß nicht, ob du die Herzen der Frauen auch kennst, die zurückbleiben und weinen. Ich denke nicht, und ich will dich auch mit Tränen nicht erweichen versuchen. Aber ich bitte dich dennoch, weil ich ein solches Frauenherz doch in mir fühle, so sehr ich auch stark und tapfer sein will: Bitte, beschütze meine Verwandten. Beschütze meinen Vetter Aulus Iunius Seneca, der hier Prätorianer ist. Wache mit dem blanken Schwert über ihn, damit ihm kein Unheil geschieht. Gib seinem Arm die Kraft, die er benötigt, um sein Schwert stark zu führen, und lass seinen Schild nicht brechen.
Und beschützte meinen Vetter Titus Iunius Priscus, der in Mantua in der ersten Legion dient. Gib ihm die Kraft, die er benötigen wird, wenn sie gegen Rom ziehen. Gib ihm die Tapferkeit, nicht zu zögern oder zu wanken.
Mamars, ich bitte dich nicht um einen Sieg, nicht um Ruhm und Ehre. Ich bitte dich nur darum, dass du beide lebend nach Rom zurückkehren lässt, lebend und unverletzt zu mir zurückkehren lässt. Bewache sie im Gewirr der Schlacht, schütze ihre Seite, wenn du es vermagst und es dir gefällt, und lass sie beide lebend nach Hause kommen.
Ich habe draußen für dich ein Kalb, ein schönes Tier, dass dir zu Ehren sein Leben verlieren soll. Nimm das Leben des Bullkalbes, und verschone die Leben meiner Vettern. Do, ut des.“
Axilla wartete noch einen Augenblick, während sie mit bangem Herzen in das unbewegliche Gesicht der Marmorstatue schaute, ehe sie sich nach rechts abwandte, um nach draußen zu gehen.Hier stand schon alles für den blutigen Teil bereit. Das Kalb stand ruhig da. Sein rotes Fell war fein gebürstet worden, bis es glänzte. Die Hufe waren vergoldet, Hörner hatte es noch keine. Eine dorsula lag breit auf seinem Rücken, um die Stirn waren weiße und dunkelrote, lange Bänder gewickelt, um es zu schmücken.
Noch einmal wurde Axilla mit Wasser besprengt, ebenso wie jeder, der am Tempel gerade vorbeikam. Die Flötenspieler fingen an, zu spielen, während ein Mann vortrat, und alle Anwesenden mit einem “FAVETE LINGIUS!“ zum Schweigen aufforderte. Axilla zuckte leicht zusammen, als der Mann brüllte. Sie schritt auf das mit Seilen festgebundene Kalb langsam und bedächtig zu. Mola salsa wurde ihr gereicht, und sie goss etwas davon über den Kopf des Tieres, um es dem Gott zu weihen. Die Bänder und die Decke wurden dem Tier abgenommen, das noch immer ruhig stand. Es zitterte nur ein klein wenig. Dann erhielt Axilla das Opfermesser, und langsam schritt sie vom Kopf zum Hintern des Tieres, das Messer knapp über dem rötlichen Fell, und entkleidete es so rituell. Danach gab sie das Messer an den Opferstecher.
“Agone? fragte der victimarius mit tiefer Stimme. Axilla mühte sich, einigermaßen fest zu klingen, als sie ein “Age!“ befahl. Der cultrarius stach tief in die Kehle des Kälbchens, dessen gurgelnde Geräusche im Klang der Flöten untergingen. Kaum einen Augenblick später traf der schwere Opferhammer auf den Kopf des Tieres, woraufhin es wie ein nasser Sack in sich zusammenbrach und mächtig blutete.
Axilla stand da und beobachtete das Blut. Sie hoffte, dass es dem Kriegsgott gefallen würde, und er mehr Lust auf das Blut von Kälbern hatte als auf das von Männern. Sie bemühte sich, nicht selbst so zu zittern wie das Kälbchen noch wenige Momente zuvor, und fühlte sich auch ein wenig wie ein Tier, das auf den Opferhammer wartete, während sie auf das Urteil des Priesters wartete, der die vom victimarius hervorgeholte Leber begutachtete. -
Der Speer brach nicht. Als Waffe in diesen Veranstaltungen war er so gefertigt, dass auch ein schweres und scharfes Schwert ihn nicht einfach brechen konnte. Andernfalls wäre der Hoplomachus allzu leicht zu besiegen für seine Gegner, sofern diese nur hart genug zuschlagen konnten.
Dennoch befand sich der Speerkämpfer in arger Bedrängnis. Zwar hatte sein Schlag seinen Schild befreit und seinen Gegner auch kurz zurückgedrängt, allerdings nicht weit genug, als dass er seinen Speer sinnig einsetzen konnte. Der Reichweitenvorteil konnte nicht genutzt werden, und im Nahkampf war der Speer eher hinderlich.Daher ließ der Hoplomachus ihn auch einfach los. Die Sicca tat ihr übriges dazu, dass der Speer seitlich von den Kämpfenden weggeschlagen wurde. Für das Publikum mochte es so aussehen, als habe Kieran seinen Gegner mit dem Schlag entwaffnet. Allerdings nur, um den Sekundenbruchteil später zu erleben, wie der Hoplomachus stattdessen seine zweite Waffe aus der Wölbung des kleineren Schildes hervorzog und Kieran mit einer wilden Angriffsfolge nun beharkte. Seine Reichweite hatte er verloren, und er hatte das kleinere Schild. Auch war sein Kurzschwert gerade und etwas kleiner als die Waffe seines Gegners. Allerdings machte er das durch Schnelligkeit bei den Angriffen wieder wett.
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“Wir sind Iunii. Gab es da mal eine Zeit, in der wir es einfach hatten? Ich glaube, die Götter lassen sich sogar Dinge einfallen, nur damit wir nicht mal auf die Idee kommen, es könnte so einfach weitergehen“, scherzte Axilla, aber es wollte nicht wirklich fröhlich klingen.
Als er aber ihre Kochkünste kritisierte, machte sie ein gespielt beleidigtes Gesicht. Er hatte ja sowas von recht. “Hey, ich habe meine Kochkunst perfektioniert: Außen schwarz, innen roh. Das kann nicht jeder!“ beschwerte sie sich überschwänglich und zog einen Schmollmund. Aber nur einen Augenblick lang. Irgendwie wollte die Schwermut sie nicht ganz loslassen, und sie merkte, dass sie schlecht schauspielerte. Also wählte sie lieber die Ausweichtaktik. “Ich gebe dann nur eben in der Küche bescheid, damit sie für dich auch auftragen.“ -
Alles Gute zum Geburtstag!
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Doch, ein paar Geheimnisse musste sie vor jedem haben. Axilla war kein Mann, bei dem man so ein Verhalten entschuldigen konnte. Sie war eine Frau, da war es etwas anderes. Und die Ehre würde von Seneca verlangen, sie zu richten für das Verbrechen, das sie begangen hatte. Alles würde sie nie erzählen können. Diese Sache würde Axilla mit ins Grab nehmen, das musste sie. Schon allein, um ihren Sohn zu schützen.
“Ich weiß“, meinte sie leise und mit traurigem Lächeln als Antwort, ohne ihm aber wirklich auf die Frage zu antworten. Sie konnte das einfach nicht. Sie konnte ihm das nicht auch noch aufbürden, das mit ihr zu teilen, dieses Wissen, das ihn zerfressen würde. Und sie wollte nicht, dass er böse auf sie wäre, oder enttäuscht von ihr. Gut, das wäre er vielleicht auch, weil sie nichts sagte, aber er wäre es ganz sicher, wenn er es wüsste.
“Bleibst du noch zum essen, oder musst du gleich auch schon wieder in die Castra?“ wechselte sie fix das Thema, weg von all dem Liebesschmerz und den ganzen komplizierten Dingen, an denen sie jetzt sowieso nichts ändern konnte und über die sie auch gar nicht mehr wirklich reden wollte. Essen war da ein sehr viel einfacheres Thema mit einer einfacheren Lösung.