Axilla musste sich wirklich bemühen, dass ihr nicht der Mund offen stehen blieb. Hatte irgend jemand ihren Cousin heimlich ausgetauscht, oder war es wirklich so, wie man sagte, und Männer wurden kurz vor ihrem vierzigsten Geburtstag von einer allumfassenden Panik erfasst, die sie allerlei unsinnige Dinge tun ließ? An und für sich war eine Heirat ja etwas erfreuliches, aber doch nicht so plötzlich und aus dem nichts!
“Ja, und wenn ich mich richtig erinnere, hast du mir das Versprechen abgerungen, nichts zu überstürzen und mir mit alle dem schön viel Zeit zu lassen“, erinnerte sie ihn daher sicherheitshalber auch an den anderen Teil ihres Gespräches, den er eben galant vergessen hatte.
“Ich kann wirklich verstehen, wenn du heiraten willst, Silanus, wirklich, und wenn du jemanden gefunden hättest oder hast, bei dem alles richtig ist, dann will ich mich ja auch für dich freuen. Aber... eine Tiberia? Ernsthaft?
Weißt du denn irgend etwas von ihr, außer ihren Namen? Ich hatte in meinem Leben schon weit mehr mit Patriziern zu tun, und ich glaube ernsthaft nicht, dass auch nur ein einziger davon sich in diesen Haushalt einfügen und glücklich sein könnte. Weißt du, wie die allein ihre Sklaven behandeln? Wünscht du dir tatsächlich nach all den Jahren so eine Verhaltensweise in diesem Haus hier?“
Nein, Axilla hatte ein ausgeprägtes Familienverständnis, das die Sklaven des Hauses explizit mit einschloss. Und wenn jemand daher käme und anfangen würde, diese zu schlagen, wäre es Axilla vollkommen egal, wer das wäre. Auch Silanus Frau würde sich in so einem Fall darauf gefasst machen können, Bekanntschaft mit Axillas Faust zu schließen.
“Und du musst mir doch erlauben, da skeptisch zu sein. Im Geschäftsleben heißt es immer: Wenn etwas zu gut ist, um wahr zu sein, dann ist es nicht wahr. Und tut mir leid, das hier klingt danach.
Die Patrizier haben ihre Macht im Senat und suchen auch dort ihre Bündnisse. Unsere Familie hatte nie auch nur ansatzweise einen Senator und wird das auch nicht haben. Selbst wenn du Praefectus Praetorio werden solltest, was nützt ihnen diese Verbindung? Als Senatoren hätten sie selbst Zugang zum Kaiser und der Nobilitas, und durch diesen unsäglichen Brutalo, der dir deinen Nacken im Tempel des Mars verstümmelt hat, haben sie doch selber schon jemanden bei den Prätorianern. Warum also sollten sie eine Tochter ihres Hauses an einen Plebeier ohne politischen Einfluss geben? Patrizier heiraten nicht in Ritterfamilien ein, eben aus diesem Grund. Warum also sollten sie eine Mitgift stellen und eine der ihren in eine ihr vollkommen ungewohnte Umgebung werfen, wo sie sich einfügen müsste und von der ihr gewohnten Gesellschaft abgeschnitten wäre?
Da muss irgendwo ein Haken sein, sowas macht doch kein vernünftiger Mensch.“
Axilla würde ihrem Cousin ja wirklich von Herzen eine liebevolle Ehefrau gönnen, die ihm einen ganzen Stall voller Kinder schenken würde. Aber das hier stank, und zwar gewaltig.