Beiträge von Iunia Axilla

    Nicht einmal ansatzweise verstand Axilla, was Flavius Gracchus ihr sagen wollte. Sie verstand die Worte, aber sie waren zu kryptisch, als dass sie wirklich Sinn ergaben. Dass Traum und Wirklichkeit besser voneinander getrennt sein sollten, so dass das eine und das andere stets als ihr eigenes Selbst zu erkennen waren und nicht Gefahr liefen, ineinander überzutreten und sich zu vermischen wie ein Fluss mit dem Meer, das hatten sie schon damals im Frühjahr miteinander diskutiert. Auch damals hatte der Flavier gemeint, es sei gut, wenn beide möglichst strikt voneinander getrennt waren, und schon damals hatte Axilla sicher nicht alles verstanden.
    Den Teil mit der Gegenwart und der Zukunft verstand sie indes überhaupt gar nicht. Sie war sich recht sicher, dass er ihren Blick gesehen hatte, hatte er doch in dieselbe Richtung direkt danach geschaut. Also würde er wohl auch verstanden haben, wen sie gemeint hatte – auch wenn das vermutlich eine mehr als grobe Unhöflichkeit gegenüber einem ihrer Gäste und noch dazu dem Patron ihres Bräutigams darstellte. Was er ihr damit aber sagen wollte, erschloss sich ihr nicht. Fand er die Anwesenheit Salinators gut? War es ein Tadel an ihr Verhalten? Oder eher ein nett gemeinter Rat, sie solle es einfach ertragen, weil es irgendwann besser werden würde?
    Axilla verstand es nicht, aber sie kam auch nicht dazu, wirklich nachzufragen, denn zum einen war das hier wirklich wohl nicht der Zeitpunkt dafür, und zum anderen war der Flavier auch schon gleich wieder den einen Schritt weiter gegangen, der Platz für die nachfolgenden Gäste machte und ihn aus ihrer direkten Reichweite brachte. Vielleicht konnte sie ihn ja nachher fragen, wenn sie es irgendwie schaffte, sich für fünf Minuten unsichtbar zu machen. Ansonsten schaffte sie das eher automatisch, dass niemand sie wirklich wahrnahm. Auf der eigenen Hochzeit war das aber wohl eher weniger zu erwarten.

    Glücklich wie am ersten Tag? War Axilla glücklich gewesen an dem Tag, als sie Imperiosus getroffen hatte? Es war bei dem musischen Agon vor Urzeiten gewesen, als er als Gesandter nach Alexandria gekommen war. Penelope Bantotakis hatte es gewonnen mit einem traurigen Lied, das wusste Axilla noch. Und Nikolaos Kerykes war darüber so verzaubert gewesen, dass er einen Augenblick lang nicht ansprechbar gewesen war. Aber erinnerte sie sich überhaupt noch daran, wie sie sich damals gefühlt hatte? War sie glücklich gewesen? War Imperiosus an dem Tag glücklich gewesen?
    Inzwischen waren alle, die sie damals als Freund gehabt hatte, tot. Nikolaos war vor einigen Monaten gestorben, Penelope Bantotakis schon vor Jahren. Ihr Mann Anthimos kurz danach. Urgulania... Axilla durfte jetzt nicht an Urgulania denken, sonst würde sie auf ihrer eigenen Hochzeit heulen. Ihre Cousine hatte Imperiosus nicht so besonders gemocht, ihn aber als Gesandten aus Rom wohl respektiert. Wäre sie wohl stolz auf Axilla, dass sie den Mann jetzt heiratete?


    Da war Axilla schon froh, dass Agrippa sich auch gleich nach Massa erkundigte. Das lenkte von allzu viel Nachdenken effektiv ab.
    “Dann hoffe ich, dass du eingedenk der Ehre, die dir dadurch zu Teil wirst, die Feier auch genießen kannst.“ Sie sah noch einmal kurz nach Imperiosus neben sich, der aber herzlich stumm schon seit einer Weile war, was die Begrüßung der Gäste anging, und das meiste vertrauensvoll ihr überließ. “Und dein Optio... da hinten“ zeigte sie in Massas Richtung. “er hat uns vor ein paar Minuten erst gratuliert. Ich denke, nach dem Opfer könnt ihr euch sicher gut unterhalten, oder jetzt, bis alle Gäste begrüßt sind.“

    Axilla nahm den Brief entgegen und widerstand dem Drang, das Ding sofort zu öffnen und zu lesen. Wäre wohl etwas unhöflich gewesen. Stattdessen bedachte sie Massa mit einem weiteren Lächeln, dass nur ganz kurz wankte, als der meinte, Agrippa wäre wirklich auch auf der Hochzeit. War ja anzunehmen gewesen, dass der Praefectus Classis nicht nur einem nicht-verwandten Optio Urlaub gewährt hatte, sondern auch dem Verwandten ihres Mannes, wenn er denn schonmal so spendabel war.
    Aber Axilla ließ sich nichts anmerken, und Massa machte ohnehin fast augenblicklich wieder Platz für die nächsten Gratulanten. Sie kam nicht einmal mehr dazu, etwas zu seinem Kompliment zu sagen. Zum Beispiel, dass ihr dieses alberne Ding ganz sicher nicht stand und sie die Frisur schrecklich albern fand. Und dass sie sich ihre Seidenkleider zurückwünschte, die sie wegen diesem ganzen Brimborium erst wieder am nächsten Tag anziehen konnte. Gut, das alles hätte sie sowieso nicht sagen können, auch wenn sie es sich dachte. Doch war das kaum etwas, was ihre Gäste hören wollen würden. Schon gar nicht, da so viele Würdenträger doch gekommen waren und die Religion ja die Nationaltugend darstellte. Da gehörten alberne Aufmachungen wohl dazu.


    Und so öffnete Axilla den Brief, als Massa gegangen war, und überflog kurz die Zeilen. Der Präfekt war wirklich nett. Auch wenn das hier ihre Hochzeit mit Imperiosus war, so zuckte doch kurz der Gedanke durch ihren Kopf, dass es vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre, den Octavier doch nach einer Ehe zu fragen.
    “Der Präfekt übermittelt dir auch seine Glückwünsche“, sagte Axilla noch kurz an Imperiosus gewandt, dann standen auch schon die nächsten Gäste vor ihnen und wollten begrüßt sein.

    So langsam aber sicher ebbte der Strom an Gratulanten ab. Axilla hoffte, dass die von den Sklaven in den letzten tagen aufgestellten Klinen und Korbstühle auch wirklich reichen würden, um später alle verköstigen zu können. Axilla wusste nicht, wann zuletzt so viele Leute in der Casa Iunia gewesen waren!
    Oder halt nein, eigentlich wusste sie es. Das war bei dieser unsäglichen Doppelhochzeit gewesen. Und davor bei den Ludi Romani vor einigen Jahren. Aber beides war schon einige Zeit her, und bei beiden Sachen hatte Axilla nicht das geringste damit zu tun gehabt. Folglich hatte sie sich auch nie über Klinen und Korbstühle den Kopf zerbrechen müssen.


    Aber gerade, als ihre Gedanken schon gänzlich abzudriften drohten, stand dann doch jemand vor ihr, der schlagartig ihre Aufmerksamkeit bekam: Ihre Cousine Serrana. “Serrana“, begrüßte Axilla ihre Cousine und versuchte, es nicht zu kühl klingen zu lassen. Das 'Ah, du lebst also doch noch. Hab ich doch gleich gesagt!' verkniff sie sich, obwohl es ihr auf der Zunge lag. Das letzte Gespräch der beiden Frauen war ja nur um dieses eine Thema gegangen, dass Serrana überzeugt davon war, die Geburt ihrer Kinder nicht zu überleben. Das war jetzt schon eine ganze Zeit lang her. Und seit Axilla dann wütend gegangen und ihre Cousine allein gelassen hatte, hatten sie sich nicht mehr wirklich unterhalten. Wobei... bei Archias Tod? War der vorher oder nachher? Axilla wusste es nicht mehr. Es gab da einige Tage zu dieser Zeit, die sich nur um das Thema Tod gedreht hatten.
    “Senator Germanicus“, begrüßte sie dann auch gleich den zweiten im Bunde mit einem nach der ganzen Zeit schon einstudierten Lächeln. “Ich bin sehr froh, dass ihr beide heute hier seid, um mit uns zu feiern.“ Das war sogar sowas ähnliches wie wahr. Axilla wollte zumindest nach außen sehr gerne die Einigkeit der Gens Iunia zeigen, und da hätte es seltsam ausgesehen, wenn ihre Cousine gefehlt hätte.

    Als Axilla ihn sah, legte sich ein trauriges Lächeln auf ihre Züge. Eigentlich redete sie gerade mit... wer war das eigentlich? Oh, Iuventius Murcus, der Director des Ludus Dacicus. Es waren so viele inzwischen, dass sie gar nicht mehr so genau hinsah.
    Sie verabschiedete den Ritter noch freundlich mit einer Floskel und begrüßte auch die nächsten Gäste mit Worten, die sich langsam schon nach Automatismen anhörten, und sah immer wieder an ihnen vorbei, als müsse sie sich überzeugen, dass sie wirklich sah, was sie sah. Sie hätte ja nicht gedacht, dass er kommen würde.
    Als er dann schließlich vor ihr stand, fühlte sich Axilla irgendwie seltsam verletzlich und fehl am Platz. Als sollte sie eigentlich wo ganz anderes sein, jemand anderes sein. Aber jetzt war sie hier, an der Seite von Imperiosus, um seine Frau zu werden, eine wahre, römische Matrone – oder zumindest fast.
    “Salve, Flaccus. Ich hatte befürchtet, du kommst nicht“, sagte sie, weil ihr nichts besseres einfiel. Und es war wahr. Er hatte ihr nicht mehr geschrieben, nicht mehr mit ihr gesprochen. Im Grunde hatte sie seit einem Jahr nichts mehr von ihm gehört, wenn nicht länger. Sie hatte, als sie auch diesmal keine Antwort erhalten hatte, einfach angenommen, dass sie auch keine weitere bekommen würde und das, was auch immer zwischen ihnen jemals gewesen war, sich einfach aufgelöst hatte und verschwunden war. Es war ein merkwürdiges Gefühl, von ihrer Befürchtung enttäuscht zu werden.

    Wo auch immer der jetzt hergekommen war – und wie er es geschafft hatte, sich an der Wand entlang zu drücken, um irgendwie von hinten an Axilla zu kommen – sie erschrak, als Agrippa ihr auf die Schulter tippte. Mit einem leichten “Huch?!“ drehte sie sich zu dem Vetter ihres Mannes um und rettete ihren entgleisten Gesichtsausdruck in ein angestrengtes Lächeln. “Pompeius Agrippa. Wie... schön, dass du auch kommen konntest. Dein Optio Decimus Massa hatte mir schon gesagt, dass du kommen konntest. Sehr freundlich von deinem Präfekten, nicht?“ Axilla redete einfach drauf los, zum einen, um ihren Schreck zu überspielen, zum anderen, um nicht in Gefahr zu geraten, vor ihren Gästen einen unhöflichen Ausrutscher zu haben – indem sie sich beispielsweise anfing zu kratzen, um den plötzlich aufkommenden Kribbeln entgegenzusteuern.
    “Schau mal, Imperiosus, dein Vetter ist da, schob sie jetzt hab ihren Mann zwischen sich und seinen Vetter, um damit auch ein wenig aus der Pflicht zu kommen, allzu nahe bei ihm zu stehen. Das Gespräch über seine Läuse saß einfach zu tief.

    Was wollte er denn jetzt damit sagen? Gut, Axilla war vielleicht ein bisschen beschickert. Ein minimal kleines bisschen. Vielleicht auch ein größeres bisschen. Was bei ihr verschiedenste Wirkungen hatte, unter anderem jene, dass ihre Hemmschwelle für alles mögliche gesenkt war. Auch für Wutausbrüche und Missverständnisse. Aber in diesem Moment war sie völlig davon überzeugt, dass sie alles vollkommen durchschaute und daher eigentlich nichts falsch verstand. Und daher sah sie Massa auch im ersten Moment mit einer Mischung aus Missbilligung und Empörung an, als er meinte, sie würde ihn nicht verstehen.
    Zumindest die eine Sekunde, bis der Präfekt sich dazwischenschaltete und sie kalt erwischte. Sie stritten als wären sie schon ein Paar? Diese eine kleine, unscheinbare Wörtchen ließ Axilla doch schlagartig ein ganzes Stück ernüchtern, und was immer sie gerade spitzes hatte sagen wollen, es war im Nirvana der Sprachlosigkeit verschwunden.
    Das wurde auch nicht besser, als der Octavier meinte, Massa wäre ein wahrer Held. Mit sichtbarer Verwirrung und vielleicht etwas Bewunderung sah Axilla zu Massa zurück, und dann wieder zu dem älteren Ritter. “Naja, wir könnten es ja mal versuchen. Mich schreckt Blut nicht.“ Und nachdem Massa vorhin schon von irgendwelchen Verstümmelten geredet hatte und nicht einer ihrer Sitznachbarn auch nur mit der Wimper gezuckt hatte, glaubte Axilla auch nicht, dass die jetzt vor Schreck vom Stuhl kippen würden. “Also, Massa, erzähl ruhig, wenn dein Präfekt dich schon so lobt. Dann will ich auch wissen, wie viel da dran ist.“

    Sim-Off:

    Dankeschön!


    “Nun, es wäre in jedem Fall eine sinnvolle Anschaffung. Als Procurator und Ritter solltest du sowieso einen haben. Unterstreicht deinen Status“, meinte sie noch lächelnd und zog sich auch ihren Gürtel wieder an. Im Grunde war sie damit wieder fertig angezogen. Bevor sie auf die Straße ging, sollte sie sich die Palla über den Kopf ziehen, ihre Haare waren doch 'etwas' durcheinandergeraten. Aber das würde schon gehen.
    Sie ging noch einmal zu Imperiosus zurück, küsste ihn und kämpfte ihr schlechtes Gewissen ein letztes Mal nieder. Jetzt würde alles gut werden. “Ich freu mich schon darauf, deine Frau zu werden“, flüsterte sie noch zum Abschied und meinte es ehrlich.


    Erst danach ging sie, schaute noch in den Schrank in ihrem künftigen Cubiculum und zog voller erstaunen einen hellen, flauschigen Pelz heraus, so groß, dass sie sich ganz darin einhüllen konnte. Sie hatte keine Ahnung, von welchem Tier der war, aber er war wirklich sehr schön. Ein letztes Mal musste sie sich zwingen, den aufwallenden Ekel vor ihrer Selbst niederzukämpfen, und in das weiche Fell gehüllt verließ sie erst einmal wieder die Casa Pompeia.

    Als der Strom der Besucher schließlich zu Nigrina und ihrem Mann gelangt war, tat Axilla allmählich das Lächeln schon weh. Sie hätte nicht gedacht, dass so viele kommen würden, wenngleich nicht alle gekommen waren. Vor allem die Iulii und die Germanici fehlten, andererseits waren diese Einladungen auch nicht so herzlich und persönlich ausgefallen, da sie erstere eigentlich nicht wirklich kannte und letztere eher weniger kennen wollte. Axilla war sehr nachtragend, was das anging, und Germanica Calvena hatte mit ihren Worten vor Urzeiten in den Thermen einfach viel zu viel aus Axillas Sicht falsch gemacht, als dass sie das wohl jemals vergessen könnte.


    Nichts desto trotz, das hier waren erst einmal eine Flavia und ein Aurelius, und auch die bekamen ein Lächeln und eine nette Floskel als Begrüßung, wie die meisten anderen auch. “Aurelius. Flavia Nigrina. Es ist mir eine große Ehre und eine Freude obendrein, dass ich euch als Gäste hier begrüßen darf. Ihr ehrt mein Haus mit eurer Anwesenheit, und ich – wir! - freuen uns sehr, dass ihr diesen Tag mit uns feiert.“

    Und natürlich war auch hier Araros zur Stelle, um den Ankömmling zu begrüßen.


    “Salve, was kann ich für dich...? Oh, Dominus, du bist es.“ Es war schon eine ganze Weile her, dass Priscus das erste Mal die Casa besucht hatte. Nichts desto trotz wusste der Ianitor es natürlich noch, und auch, dass es sich bei besagtem Mann um einen der Iunii handelte, denen er schon sein ganzes Leben diente. “Komm doch herein. Wirst du lange in Rom bleiben?“ Ihn mehr zu fragen stand ihm als Sklave nicht zu, während diese Frage ganz normal im Sinne der Haushaltsplanung war.

    Während sich die Reihe der Gäste immer weiter ins Unendliche zu erstrecken schien, sich bekannte und unbekannte Gesichter abwechselten und Axilla die meisten mit einer Floskel und einem immer mechanischer werdenden Lächeln begrüßte, sah sie sich die noch folgenden Gratulanten gar nicht mehr so richtig an. So hatte sie gerade einen ihrer Nachbarn erfolgreich abgehakt und verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, als wie aus dem Nichts auf einmal Terentius Cyprianus vor ihr aufzutauchen schien.
    Beinahe erschreckt sah Axilla nach oben und musste unwillkürlich einmal schlucken, als sie seine Hand wieder an ihrem Hals zu fühlen schien. Sie konnte sich gerade noch so davon abhalten, danach zu fühlen, und statt dessen gerade, aufrecht und vor allen Dingen leicht lächelnd stehen zu bleiben. Irgendwie war ihr gerade wieder schlecht.
    “Decima. Terentius. Es ist eine große Ehre für dieses Haus, euch beide heute unter seinem Dach als Gäste begrüßen zu dürfen“, warf sie einen Gesprächsfloskelknochen zurück und betete, dass ihr Mann das Reden weiter übernahm und sie so aus der Verantwortung nahm, etwas weiteres sagen zu müssen.

    Hinter den Tiberiern erkannte Axilla noch eine vertraute Gestalt. Heute hatte der Decimus sich aber sehr herausgeputzt! Kurz musste Axilla doch an ihm herunterschauen, wie er da stand in seiner blitzeblank polierten Rüstung. Und die Phalera! Sie hatte gar nicht gewusst, dass er eine hatte. Axilla war schon nicht unbeeindruckt


    Nachdem die Tiberier also verabschiedet waren, kam sie auch dazu, ihn unter ihrem Dach begrüßen zu dürfen. “Massa“, begrüßte sie ihn im ersten Moment über die Maßen freundschaftlich und erinnerte sich erst im zweiten der Zuhörer, allen voran ihrem künftigen Ehemann, der von diesem Gast vermutlich gar nichts wusste. “Eine freudige Überraschung, dass du kommen konntest, Decimus. Ich hätte ja nicht gedacht, dass dein Kommandant dir Urlaub gewährt für so eine kleine Sache wie eine Hochzeit.“ Kurz sah sie an ihm vorbei, ob sie auch Imperiosus komischen Läuse-Vetter irgendwo sah. Aber den konnte sie zumindest nicht erspähen. “Sehr freundlich von Octavius Dragonum, das zu tun. Du hast nicht zufällig den Vetter meines Mannes irgendwo hinter deiner glänzenden Rüstung versteckt?“ fragte sie frech und hoffte, er würde nein sagen. Bei dem Gedanken an das Gespräch über Läuse kribbelte jetzt noch ihr ganzer Körper.

    Wenn Massa so weitermachte, würde Axillas Wein am Ende noch in seinem Kragen landen. Wenn er Glück hatte! So ein unverschämter, dreister, impertinenter... Axillas Augen blitzten wütend auf, als er auf diese Art und Weise nach dem Tiberier fragte.
    “Ich habe nicht gesagt, er sei zu alt, nur alt, mit ohne zu. Und darüber hinaus ist er Pontifex, Senator, Consular und Patrizier, und würde er trotz seiner kürzlichen Hochzeit umentscheiden und die Gens Iunia mit dieser Ehre bedenken, eine Verbindung der Häuser anzustreben, würde ich mich dem auch nicht verweigern“, stellte sie schnaubend fest. Sie nahm noch einen Schluck aus ihrem Becher, bevor sie ihm ihrem Gegenüber wirklich noch irgendwohin kippte.
    Und dann redete er von seiner eigenen Hochzeit. Axilla nuschelte etwas unverständliches in ihren Becher, als er meinte, er sei ja die bessere Wahl und kam mit ihrer Nase erst wieder hinter dem Gold hervor, als er meinte, dass hier wenig unverheiratete Frauen wären. Da wurde ihr Lächeln fast schon kokett, als sie sich Massa wieder zuwandte. “Nun, deine Cousine heiratet in die höhere Gesellschaft. Da gibt es nunmal selten den Umstand, dass man nichts passendes arrangiert. Eigentlich passiert das nur bei Witwen, und die sind genauso selten wie Jungfrauen. Aber als Optio bleibst du von dem Trubel ja noch eine Weile verschont.“ Hah!

    Die Erleichterung, die durch Axillas Körper jagte, manifestierte sich als leichter Schauer über ihrem Rücken. Er küsste sie dennoch! Axilla hätte heulen mögen, so sehr stritten sich Erleichterung und schlechtes Gewissen in ihr, und einen Augenblick blieb sie einfach über ihn gebeugt, ihre Stirn an seiner, und streichelte weiter über seine Brust. Am liebsten wäre sie geblieben, jetzt mehr als alles andere.
    Aber es ging nicht.


    “Ein Geschenk?“ fragte sie nach und ließ es freudig klingen. Sie mochte ja auch wirklich Geschenke, zumindest ab und zu. “Dann muss ich ihn mir wirklich einmal ansehen.“ Sie lächelte Imperiosus noch einmal an, und war sich sicher, würde er sie jetzt noch einmal bitten, zu bleiben, sie würde bleiben. Also stand sie auf, bevor er am Ende das noch tat, richtete ihr Kleid wieder, so dass es sie bedeckte, und hob den Gürtel auf. Sollte sie noch einen kleinen Scherz versuchen? Ein wenig kokettieren? Konnte nicht schaden. “Wenn wir verheiratet sind, sollte ich öfter einfach mal bei dir im Zimmer vorbeischneien, wenn du am Arbeiten bist. Es lohnt sich.“Sie lächelte noch einmal zu ihm auf, auf neckische Art und Weise, und hoffte, dass es genügte, ihre Unsicherheit und ihr schlechtes Gewissen überzeugend genug zu überdecken.


    Sim-Off:

    Ich glaub, ich bin blind... ich seh nix

    Auch die Tiberier waren gekommen! So langsam gewann Axilla doch ein ganz klein bisschen Selbstsicherheit wieder. Sicher nicht so viel, um als autarke Matrona zu gelten, aber doch genug, um sich der Tatsache bewusst zu werden, dass seit Ewigkeiten nicht mehr so hochrangige Vertreter der römischen Gesellschaft in dieser Casa gewesen waren. Vermutlich nicht mehr, seit Iunia Attica Cubicularia beim Kaiser gewesen war. Grund, ein klein wenig stolz zu sein.
    “Du ehrst mein Haus durch dein Kommen, Consular Tiberius“, begrüßte sie ihn mit einem sicherer werdenden Lächeln. Nach der Sache wegen ihres Erbes und dem Marstempel war der Tiberier für sie kein Fremder mehr, da konnte sie etwas leichter reden.
    Was die vorgestellten anging, waren diese auch beides keine Unbekannten. “Aurelia, es freut mich, dich wiederzusehen.“ Gut, das war eine kleine Unwahrheit. Nicht direkt eine Lüge, aber eben auch nicht die komplette Wahrheit. Im Grunde war sie Axilla jetzt nicht in solcher Erinnerung geblieben, als ob sie Sehnsucht nach ihrer Gesellschaft gehabt hätte – was aber auf 90% aller Frauen zutraf. “Wir haben uns einmal zufällig in den Thermen getroffen, wo die Unterhaltung sich auch just um Hochzeiten drehte, wenn ich mich richtig erinnere“, klärte Axilla den Ehemann der Aurelia lächelnd auf. Wobei das die freundliche Umschreibung für das vorgefallene war. Wenn sich Axilla recht erinnerte – was aufgrund der langen Zeit durchaus mit anderen Dingen sich vermischt haben könnte – hatte die Aurelia sich damals mit einer anderen Frau ziemlich gezankt und herumgezickt. Nicht unbedingt das, was Axilla vermisste.
    Und auch der andere vorgestellte war Axilla nicht unbekannt. Wenngleich auf ganz andere Art und Weise, der ihr Lächeln ganz kurz stocken ließ. Auch wenn sie den Mann ewig nicht mehr gesehen hatte, DAS Hochzeitsgeschenk vergaß sie nicht. Kurz blickte sie zu Imperiosus und hoffte, dass der Tiberier dieses Mal etwas sorgfältiger seine Mitbringsel gewählt hatte. Nicht, dass sie eifersüchtig wäre, Männer waren nunmal so. Aber... das musste auch nicht unbedingt zur Hochzeit sein. “Tiberius Ahala. Es freut mich auch, dich wieder zu sehen. Seit dem Tod meines vorigen Ehemannes hatten wir glaube ich nicht mehr das Vergnügen.“ Ein hilfesuchender Blick traf Imperiosus, der hier hoffentlich etwas eloquenter übernehmen konnte.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    ...
    "Salve, Pompeius Imperiosus, Salve Iunia Axilla"
    , grüßte Gracchus schlussendlich jene als Antonia, Minor und er das baldige Ehepaar erreichten.
    "Darf ich euch meine Gemahlin vorstellen, Claudia Antonia, und dies ist unser Sohn Minimus. Wir sind überaus erfreut, am heutigen Tage dazu bei..tragen zu dürfen, dies erhebende Ereignis ein wenig mehr in der Realität zu verhaften."


    Noch immer war Axilla mehr als nur ein wenig erschreckt über die Begrüßung, die ihr Salinator letztendlich hatte angedeihen lassen. Das war auch noch nicht verklungen, als Flavius Gracchus vor ihr stand und sie begrüßte, wenngleich die Anspannung in ihrem Körper einem befreienden Lächeln wich. In diesem Moment noch mehr als in jenem im Park damals, als sie in Tränen ausgebrochen war, kam ihr der Flavier vor wie ein rettender Fels, an den sie sich klammern konnte. Und an den sie sich bei der Begrüßung am liebsten auch geklammert hätte, nur um dieser exponierten Stellung in die scheinbare Sicherheit zu entkommen. Dass sie dadurch nur noch auffälliger wäre, war natürlich auch Axilla irgendwo klar, dennoch blieb der Wunsch, diesem Tag, dieser Anspannung und nicht zuletzt der Peinlichkeit einfach zu entfliehen.
    Ihr Mann sagte erst einmal nichts zu der Begrüßung, und Axilla war nicht unbedingt undankbar, in diese Bresche springen zu können. Wenigstens eine Sache, die sie relativ sicher richtig machen konnte. Und wenn sie reden konnte, kreisten ihre Gedanken nicht so wild.


    “Claudia, es ist mir eine große Ehre, dich kennen zu lernen und auf dieser Feier als Gast begrüßen zu dürfen. Minimus, es ist mir auch eine Freude, einen so aufrechten jungen Mann kennen zu lernen.“ Axilla tat sich schwer im Abschätzen von Altersklassen, aber der Junge musste in etwa in dem Alter sein, in dem ihr Vater gestorben war. Vielleicht etwas älter. Bald ein Mann.
    Axilla wandte sich wieder Gracchus zu, mit etwas betrübtem Lächeln. Sie mühte sich, fröhlich und unbeschwert zu wirken, aber manchmal funktionierte es eben besser als andere Male. “Ich freue mich wirklich sehr, dass du gekommen bist. Auch wenn ich mir bei einigen Dingen sehr wünschen würde, sie wären weit weniger real.“ Das letztere flüsterte sie leise genug, dass es nur der Flavier, seine Familie und wohl noch Imperiosus mitbekam. Aber so ganz konnte sie nicht aus ihrer Haut, und als sie kurz danach – obwohl sie versuchte, es nicht zu tun – kurz mit den Augen in Richtung des Vesculariers zuckte, war wohl klar, welchen Teil der Veranstaltung sie meinte. Auch wenn es wohl von einer guten Gastgeberin anders erwartet wurde und Axilla sich doch auch dafür schämte.

    Sim-Off:

    Ich fiesel euch mal ein wenig auseinander. Danke liebe SL für die Baumstruktur!



    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus grinste die beiden an. ...


    Zu früh gefreut. Axilla versteifte sich leicht, als der Präfectus Urbi sich einfach zu ihr herunterbeugte und sie mitten vor allen Leuten – oder denen, die schon da waren, was glücklicherweise noch nicht alle waren, aber mehr als genug – mitten auf den Mund küsste. Für den Vescularier unsichtbar ballte sie eine Hand zur Faust und schloss die Augen, während sie es über sich ergehen ließ. Welche Wahl hatte sie schon groß? Sie konnte den Patron ihres Mannes wohl kaum rausschmeißen oder von sich stoßen. Das könnte mehr als unangenehm für sie enden, und sie besaß nicht die Macht oder den Rückhalt, dem Mann hier offen die Stirn zu bieten. Sie hoffte ja schon, dass er nicht noch erwartete, dass sie ihn zurückküsste.
    Als er sie dann losließ, blickte sie nur nach unten, warf Imperiosus nur kurz einen kleinen Blick zu. Was sollte sie darauf schon erwidern? Am Ende kam noch heraus, dass Salinator mit ihr geschlafen hatte. Zwar gegen ihren Willen, aber dennoch.

    Er war wütend und enttäuscht, und Axilla konnte es sogar verstehen. Wahrschienlich sogar besser, als sie zugeben sollte. Normalerweise war sie es, die die Nacht allein verbrachte. Sie erinnerte sich auch nahc all der Zeit noch an das Gefühl, das sie gehabt hatte, als sie das Balneum in der Villa in Ägypten verlassen hatte, nachdem Silanus sie in ihr eigenes Zimmer geschickt hatte, anstatt sie mit in seines zu nehmen. An den Schmerz und die Enttäuschung.
    Sie wollte das Imperiosus eigentlich nicht antun. Sie wollte ihm auch das mit dem Kind nicht antun. Aber welche Wahl hatte sie schon groß? Wenn sie ihm die Wahrheit sagte, er würde sie nicht wollen. Oder ihr Kind nach der Geburt bei einem Dunghaufen aussetzen lassen, damit es sterben oder als Sklave aufwachsen würde. Nein, das ging nicht.


    Axilla kratzte sich verlegen am Arm und sah über ihre Schulter zu dem liegenden Imperiosus, fast wie ein geprügelter Hund. Es tat ihr so unendlich leid.
    Da ihr Verlobter nicht so schien, als würde er ihr weichen, nahm sie also das letzte bisschen Würde zusammen und begann, über ihn hinweg zu klettern. Als sie rittlings auf ihm saß, blieb sie kurz sitzen und sah zu ihm herunter. Sie hätte vielleicht doch einfach nochmal mit ihm schlafen sollen und heimlich in der Nacht gehen, wenn er eingeschlafen wäre.
    Schnell beugte sie sich zu ihm herunter und gab ihm vorsichtig einen Kuss. Sie wusste nicht, ob Imperiosus sie zurückküssen würde und hatte Angst vor seiner Ablehnung. Sie wollte doch nicht, dass er böse auf sie war. “Ich mach's wieder gut. Versprochen“, flüstere sie nah bei ihm und streichelte leicht über seine Brust.