Beiträge von Iunia Axilla

    Der Arzt behielt seine Hand bei der Bewegung die ganze Zeit auf der Narbe und runzelte nachdenklich die Stirn. Unter seinen Fingern konnte er die Bewegungen der Muskeln und der Haut fühlen, und daraus zog er seine Schlüsse. Als Kieran schließlich vermeldete, dass es ab hier für ihn zwar nicht schmerzhaft, aber schwierig würde, drückte der Arzt noch ein wenig an verschiedenen Muskelpartien herum und fühlte genau nach, ehe er mit den Hibernier los ließ und ihm mit einem Handzeichen bedeutete, dass er wieder hinstehen konnte.
    “Ist eine leichte Verknotung an der Narbenwulst. Die Muskeln darunter scheinen sich ordentlich wieder eingefügt zu haben. Allerdings gibt es wohl eine leichte Adhäsion mit dem darunterliegenden Gewebe, was die Bewegung einschränkt.“
    “Bedenklich?“
    “Nein, das Narbengewebe ist warm. Damit können wir arbeiten. Ich würde vorschlagen, wir setzen ihn auf eine Diät mit viel Fisch und etwas magnesia alba, das sollte seinen Bewegungsapparat stärken.“
    “Den Versuch ist es sicher wert.“


    Nachdem die beiden Mediziner sich also einig waren, und der jüngere von beiden nochmal die Muskeln an Kierans Armen befühlt hatte, war der Teil der Untersuchung wohl fertig.
    “Gut. Wie ist deine Sicht? Kannst du mit beiden Augen gut sehen? Hast du sonst irgendwelche Beschwerden oder Krankheiten?“


    Imperator Caesar Augustus
    Villa Augusti
    Misenum


    Iunia Axilla s.d.


    Mein Kaiser,


    ich weiß, dass es sicher ungewöhnlich ist, dass ich dir schreibe, und vermutlich darf ich das auch gar nicht. Dennoch richte ich diese Zeilen an dich, in der Hoffnung, dass du sie liest und nicht ein beflissener Sklave oder Scriba diesen Brief aussortiert, ehe deine Augen ihn überhaupt gesehen haben.


    Wie du dich vielleicht erinnerst oder auch nicht, war ich die Frau eines deiner Verwandten, Caius Aelius Archias. Leider hatte ich in jener Position nie die Ehre und das Privileg, dich kennen zu lernen. Und auch haben wir es damals versäumt, dich zu unserer damaligen Hochzeit einzuladen oder auch nur ein Einverständnis zu erfragen.


    Das ist etwas, das ich dieses Mal gerne richtig machen würde.


    Am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) werden dein Procurator a Memoria, Gaius Pompeius Imperiosus und ich in der Casa Iunia Hochzeit feiern. Auch wenn ich nicht annehme, dass du meine Gens mit einer dermaßen großen Ehre bedenken wirst oder auch nur die Zeit dazu hättest, selbst wenn du es wolltest, möchte ich dir dennoch eine Einladung aussprechen. Und ich hoffe sehr, dass diese Verbindung auch dein Einverständnis findet, nachdem ich die Trauerzeit um deinen Verwandten auch eingehalten habe.


    Mögen die Götter über dich wachen und dich bald wieder gesunden lassen


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    Flavia Nigrina
    Villa Aurelia
    Roma


    Iunia Axilla suae Flaviae Nigrinae s.


    Es ist schon eine ganze Weile her, dass wir beide miteinander reden und über die Unsitten der Männer uns haben austauschen können. Zwar wird letzteres bei der folgenden Feierlichkeit, zu der ich dich und deinen Mann recht herzlich einladen möchte, wohl auch eher ein unpassendes Thema sein. Dennoch würde es mich wirklich wahnsinnig freuen, wenn ich wenigstens eine vernunftbegabte Frau unter meinen Gästen begrüßen dürfte, die mehr im Kopf hat als nur ja brav zu nicken und zu lächeln und sich über die neueste Haarmode auszutauschen.
    Doch ich will dich nicht länger auf die Folter spannen, worum es geht. Am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) werden Gaius Pompeius Imperiosus und ich in der Casa Iunia Hochzeit feiern. Und es würde mich wirklich sehr freuen, wenn du und dein Mann kommen würden.


    Vale


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    Lucius Iulius Centho
    Casa Iulia
    Roma


    Iunia Axilla Iulio Centho s.d.



    Am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) werden Gaius Pompeius Imperiosus und ich in der Casa Iunia Hochzeit feiern. Aus diesem Grund hat mein Verlobter mich gebeten, dich recht herzlich zu den Feierlichkeiten einzuladen. Wenn du und deine Frau kommen wollen, oder du jemand anderen aus deiner Verwandtschaft mitbringen möchtest, der meinem Mann ähnlich verbunden ist, wäre dies meinem Haus eine große Ehre. Soweit mir berichtet wurde, arbeitet ein Iulius Lucanus in der kaiserlichen Kanzlei für meinen zukünftigen Ehemann, und Imperiosus würde sich sicher freuen, wenn er anwesend wäre.


    Vale


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    Manius Tiberius Durus
    Casa Tiberia
    Roma


    Iunia Axilla Tiberio Duro s.d.


    Vor einiger Zeit besaßt du die Freundlichkeit, Fürsprache für mich beim Praefectus Urbi bezüglich meines Erbes von meinem ersten Mann Aelius Archias einzulegen. Auch wenn deine Fürsprache leider nicht den erhofften Erfolg gebracht hat. Desweiteren bedachtest du mich mit der großen Ehre, den Tempel des Mars Ultoris durch meinen Architekten Kephalos renovieren zu dürfen, damit er wieder in alter Pracht erstrahle.
    Aus diesen und weiteren gründen wäre es mir eine große Ehre, würden du, dein Sohn und deine Gemahlin Gäste meiner Hochzeit mit dem Procurator a memoria Gaius Pompeius Imperiosus sein. Die Feier findet am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) in der Casa Iunia statt.


    Vale


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    Spurius Purgitius Macer
    Casa Purgitia
    Roma


    Iunia Axilla Purgitio Macre s.d.


    Ich weiß nicht, ob du dich noch an die Unterhaltung erinnerst, die wir beide vor langer Zeit bezüglich deines Konsulats im Rahmen meiner Tätigkeit für die Acta hatten. Ich muss sagen, ich habe dieses Gespräch sehr genossen und fand es sehr schade, dass ich keinen weiteren Vorwand gefunden habe, um mich erneut mit dir zu unterhalten – wenngleich dein Terminkalender vermutlich ohnehin keinen Platz gelassen hätte für derlei Gespräche.
    Doch nun habe ich einen solchen Vorwand gefunden, oder besser einen Grund. Um es genau zu sagen, eine Einladung. Am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) werden der Procurator a memoria Gaius Pompeius Imperiosus und ich in der Casa Iunia heiraten. Und es wäre mir eine besonders große Ehre und eine Freude obendrein, wenn ich dich und natürlich auch deine Frau als Gast begrüßen dürfte. Und dies nicht nur auf Grundlage unserer langen Geschäftsbeziehungen.


    Vale


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    Praefectus Classis Tiberius Octavius Dragonum
    Classis Misenensis
    Misenum



    Iunia Axilla Octavio Dragono s.d.


    Ich weiß, dass wir einander unbekannt sind, und dennoch richte ich diese Zeilen mit einer Bitte an dich, werter Octavius.
    Am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) werden der Procurator ab Memoria Gaius Pompeius Imperiosus und ich in der Casa Iunia in Rom Hochzeit feiern. Nun ist es so, dass ein Verwandter meines Mannes, Marcus Pompeius Agrippa, sich wohl nach Misenum zur Classis begeben hat und dort gerade ein Tironat durchläuft. Ich weiß, es ist ungewöhnlich, einem Mann in Ausbildung Urlaub zu gewähren, dennoch würde ich dich bitten, ihn frei zu stellen, so dass er zu den Hochzeitsfeierlichkeiten anwesend sein kann.
    Das gleiche würde ich auch für einen Mann namens Decimus Massa erbitten, der dein Optio ist. Zwar verbinden weder meinen Mann noch mich verwandtschaftliche Bande mit diesem Mann, doch habe ich ihn als guten Gesprächspartner kennengelernt und würde mich freuen, wenn ich seine Freundlichkeit durch solch eine Einladung vergelten könnte.


    Ich würde auch dich sehr gerne einladen, nur weiß ich nicht, ob das Verbot, das Pomerium zu betreten, nur für Befehlshaber der Legionen oder auch diejenigen der Classis gilt.


    Wenn du also gewillt bist, einem der Männer oder auch beiden frei zu geben, so lass ihnen doch bitte anliegende Briefe bei der Postverteilung aushändigen.


    In der Hoffnung auf dein Einverständnis


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    Marcus Pompeius Agrippa
    Classis Misensis


    Iunia Axilla s.d.


    Die Hochzeit, von der dein Vetter dir vor deiner Abreise aus Rom berichtet hat, findet am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) in der Casa Iunia statt. Sofern dein Präfekt die Erlaubnis gewährt, bist du herzlich eingeladen, als Teil der Familie mit uns zu feiern.


    Vale


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    Decimus Massa
    Classis Misensis


    Axilla suae Massae s.


    Da es sich, wie du trefflich bemerktest, für eine Dame nicht schickt, nachts allein durch die Straßen zu gehen, hatte ich gehofft, dass du mir bei einem speziellen Spaziergang Gesellschaft leistest. Um genauer zu sein, einem Brautumzug.


    Bevor du jetzt erschrickst, ich will dir keinen Antrag machen. Es ist so, ich heirate Gaius Pompeius Imperiosus am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) in der Casa Iunia, und sofern dein Präfekt es gestattet, würde ich dich dort sehr gerne als Gast begrüßen dürfen.


    Vale


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    Manius Flavius Gracchus
    Villa Flavia
    Roma



    Iunia Axilla Flavio Graccho s.d.


    Als wir uns im Frühjahr in den lucullischen Gärten getroffen haben, sagtest du, dass wenn ich ein Anliegen habe, ich m ich jederzeit an dich wenden könne. Nun habe ich nicht wirklich eine Bitte, bei der ich deine Hilfe bräuchte, und noch nicht einmal eine, die dem Angebot, wie du es gemeint hast, entsprechen würde. Im Grunde ist es auch weniger eine Bitte als vielmehr eine Hoffnung.
    Am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) werde ich meine Hochzeit mit Gaius Pompeius Imperiosus feiern. Ich hatte gehofft, dass du vielleicht ebenfalls dort sein wirst als mein Gast. Es würde mich sehr freuen, dich, deinen Sohn und selbstverständlich auch deine Frau dort begrüßen zu dürfen, auch wenn die Flavier und die Iunier keine langen Freundschaftsbande oder dergleichen verbinden.


    Erinnerst du dich noch an unser Gespräch? Ich fürchte mich ein wenig vor jenem Tag, bin ich mir nicht sicher, ob er wirklich in der Realität verhaftet ist, oder ich mich nur noch mehr in meinen Träumen verliere. Sie sind grausam, die Träume. Ich hoffe, du behältst recht, dass sie mir dadurch nur umso deutlicher zeigen, dass die Wirklichkeit sehr viel erstrebenswerter und positiver ist.


    Mögen die Götter dich beschützen


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    Quintus Flavius Flaccus
    Villa Flavia
    Roma


    Iunia Axilla Flavio Flacco s.d.


    Sehr lange hab ich von dir nichts mehr gehört. Nicht mehr seit dem damaligen Briefwechsel zu den Lupercalia. Im Grunde deute ich dein langes und beharrliches Schweigen dergestalt, dass du keinen Wert auf meine weitere Gesellschaft legst, auch wenn ich sehr hoffe, dass mich dieser Eindruck täuscht.
    In der Hoffnung, mich hierbei geirrt zu haben, sende ich dir auch diesen Brief und möchte dich zu meiner bevorstehenden Hochzeit mit Gaius Pompeius Imperiosus am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) einladen. Es würde mich sehr freuen, wenn du kommst.


    Vale


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    Potitus Vescularius Salinator
    Casa Vescularia
    Roma


    Iunia Axilla Praefecto Urbi Vesculario Salinatore s.d.


    Wie der Procurator a Memoria und dein Klient Gaius Pompeius Imperiosus dir sicher schon in persönlichem Gespräch mitgeteilt hat, werden er und ich am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) in der Casa Iunia Hochzeit feiern. Es wäre sowohl meinem Haus als auch meinem zukünftigen Mann eine besondere Ehre, dich an diesem Tag als Gast begrüßen zu dürfen.


    Vale
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    Decima Seiana
    Casa Terentia
    Roma



    Iunia Axilla Decimae Seianae s.d.


    Wie ich bereits in der Acta berichtet habe, wird die Hochzeit von Gaius Pompeius Imperiosus und mir am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) in der Casa Iunia ihren Anfang nehmen.
    Nun ist es an mir, die Freundlichkeit der Einladung zu deiner Hochzeit mit Terentius Cyprianus zu erwidern und dich und deinen Mann zu meiner mit dem Procurator a Memoria einzuladen. Es wäre uns eine Ehre, euch beide begrüßen zu dürfen.


    Vale
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    Legatus Legionis
    Senator Titus Aurelius Ursus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua



    Iunia Axilla Aurelio Urso s.d.


    Auch wenn wir seit deiner Hochzeit vor langer Zeit keinen Kontakt mehr gepflegt haben, wende ich mich mit einer großen Bitte an dich, Aurelius. In wenigen Tagen, genauer am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.), werden Gaius Pompeius Imperiosus, seines Zeichens Procurator a Memoria, und ich Hochzeit feiern. Sehr gerne würde ich auch dich und deine werte Gemahlin zu dieser Hochzeit einladen, doch weiß ich, dass dir aufgrund deines Kommandos der Zutritt zum Pomerium verboten ist. Falls Tiberia Septima aber kommen möchte, sei sie dennoch sehr herzlich eingeladen.


    Doch das ist nicht die Bitte, die ich meinte. Mein Verwandter, Titus Iunius Priscus, befindet sich in der Ausbildung bei der Legio I. Ich weiß, es ist ungewöhnlich, einem Tiro Urlaub zu geben, gerade während seiner Ausbildungszeit. Aber falls es dennoch möglich wäre und mein Verwandter so zu meiner Hochzeit anwesend sein könnte, wäre ich dir sehr dankbar.


    Wenn du also zustimmst, lass meinem Vetter doch bei der Postverteilung den anliegenden Brief auch zukommen, mit dem ich ihn einlade.


    In der Hoffnung auf dein Einverständnis


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    Titus Iunius Priscus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua



    Iunia Axilla suo Prisco s.d.


    Wir hatten vor deiner Abreise nach Mantua damals nach deiner Ankunft in Roma leider nicht mehr so viel Zeit, einander kennenzulernen. Ich hoffe trotzdem von Herzen, dass du diese Nachricht erhältst und damit auch die Einladung zu meiner Hochzeit annehmen kannst. Ich heirate am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember (19.11.) Gaius Pompeius Imperiosus, und ich wäre sehr glücklich, wenn du auch dabei sein könntest.
    Unsere Familie ist leider nicht mehr so groß und auch nicht mehr so glanzvoll, wobei sie hoffentlich durch deine und auch Senecas Taten es wieder werden wird. Daher hoffe ich, dass wir bei dieser Feier an den alten Glanz unserer Vorfahren erinnern können, und dass du mich dabei unterstützt durch deine Anwesenheit.


    Vale
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    “Gut, dann Lupus“, meinte der Arzt nicht unfreundlich und besah sich mit seinem Kollegen die Bewegungsabläufe. Und bei den Schwierigkeiten auf der einen Seite waren beide anscheinend besonders interessiert.
    “Sieht nach einer Einschränkung aus. Ein Spasmus vielleicht.“
    “Hm, vielleicht hier ein leichter, einseitiger Tremor, resultierend aus Schutzhaltung und einseitiger Belastung“
    “Oder aufgrund einer Verknotung.“
    “Oder das. Wobei die Schmerzempfindlichkeit hierbei ausschlaggebend wäre.“
    Die beiden sahen sich überlegend an, ehe sich der ältere diesmal an Kieran wandte. “Also, Lupus, hast du Schmerzen bei der Bewegung nach links? Vollführe es nochmal, langsam, und sag, ab wann du Spannung fühlst.“
    Der Medicus legte dabei seine Hand auf die Narbe, um die Muskelbewegungen darunter zu überprüfen. Immerhin musste er wissen, was genau er behandeln musste. Oder ob eine Behandlung möglich war.

    Er klang nicht unbedingt erfreut über ihre Frage. Vielleicht war es auch nicht das passende Thema für eine Hochzeit. Nein: Es war ganz sicher nicht das passende Thema für eine Hochzeit, wenn man von Krieg, Tod und Gefallenen sprach. Nur im Gegensatz zu den wohl unverfänglichen Themen wie Wetter, neueste Mode oder auch vergangene wie zukünftige Spiele, Theateraufführungen oder sonstigen gesellschaftlichen Anlässe, die Axilla allesamt zumeist sterbenslangweilig fand, interessierte sie das wirklich. Sie wollte wissen, dass die Legionen des Reiches machten, was sie dachten, was die Männer dort erlebten. Sie wollte wissen, was an den Grenzen des Reiches geschah, wie die Lage war, welche Schwierigkeiten dort herrschten. Für sie war das nicht schrecklich und grausam. Gut, ein bisschen vielleicht, sie war auch nur ein Mensch. Aber viel mehr als das erinnerte es sie an die einzige Zeit, in der sie sich wirklich sicher und beschützt gefühlt hatte.


    “Mein Vater war Tribun. Und er hat mir beigebracht, nie wegzulaufen.“ Sie sagte es halb im Scherz, um die betrübliche Stimmung, die sich auszubreiten schien, zu lockern, doch war sie sich nicht sicher, ob es auch etwas half. Vermutlich eher nicht, da Massa sogleich einen Sklaven mit Wein herwinkte und sich nachschenken ließ.
    Als Massa sie aufforderte, zu trinken, sah sie kurz auf den Becher. Er nahm aus seinem einen kräftigen Schluck, und sie wusste nicht sicher, ob er ihr etwas erzählen würde, wenn sie jetzt nicht mit ihm trinken würde. Ist ja nur ein kleiner Becher. Ich ess nachher noch ein wenig. Der wird schon nicht so stark sein... Und so nahm sie einen weiteren Schluck auf nüchternen Magen und hörte zu.


    Und Massa erzählte von einem halben Gemetzel. Doch nicht so, wie Castricius Tegula, Vaters Schwertbruder und engster freund, es getan hätte. Bei dem lauten und oft vulgären Mann hatte es immer glorreich geklungen. Er hatte solche Erzählungen immer geschlossen mit dem Satz “Ein wahres Fest für Mars!“ Und Massa erzählte es auch nicht wie ihr Vater, der die Tapferkeit und Standhaftigkeit der Männer lobte, der vor allem ihr die Taktik erklärte, indem sie ihre Spielsachen und die vielen von ihm geschnitzten Figuren in Schlachtreihen auf dem Atriumsfußboden einfach aufstellten und so die einzelnen Züge nachstellten.
    So wie Massa es erzählte, klang es, als bedauere er es. Als er schließlich endete zu erzählen von den Toten und den Verletzten, von all dem Blut und den Verlusten, und noch einmal einen großen Schluck Wein hinunterstürzte, sah Axilla ihn einen Moment lang nur an. Er hatte so ein Tausend-Meilen-Starren und blickte einfach nur vor sich hin, ohne irgendwas zu sehen.


    “Ihr habt getan, was getan werden musste“, erklärte sie und hörte sich dabei irgendwie etwas langsam an. Ihre Zunge fühlte sich irgendwie schwer an und ihre Gedanken hefteten sich immer wieder an einzelnen Gedankengängen fest. Aber sie war nicht betrunken! Nein, betrunken fühlte sich anders an. Vielleicht leicht beschwippst. Sie sollte etwas essen. Nachher. Sie schüttelte die wirren Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das, was sie sagen wollte.


    “Durch eure Taten habt ihr Roms Grenzen gesichert. Jeder hier am Tisch kann nur hier sitzen, weil die Legionen die Grenzen des Reiches beschützen und so den Frieden bewahren. Jeder hier kann nur essen, weil aus Ägypten das nötige Korn für die Stadt verschickt wird. Jeder hier trägt schöne Stoffe, die gefärbt sind mit Pigmenten aus Syria, der Purpur kommt aus Kreta, der Weihrauch in den Tempeln kommt aus Judäa. Das Ebenholz der Möbel kommt aus Africa. Alles Dinge, die wir nur haben, weil unsere Legionen dafür Sorge tragen, dass wir sie haben können.
    Und mehr noch! Ihr verhindert, dass diese Barbaren vom Ende der Welt hier her kommen und die Kinder erschlagen, römische Frauen schänden und versklaven und die Männer entehren. Ihr verhindert, dass unsere Tempel niedergebrannt und die Götter beleidigt werden. Ihr seid das Schild, das das römische Reich schützt und das blanke Schwert, das über uns alle wacht. Und jeder einzelne Bürger Roms sollte euch die Dankbarkeit erweisen, die ihr verdient habt, durch eure Taten jeden einzelnen Tag!“

    Dass sie wohl etwas lauter gesprochen hatte, merkte Axilla erst, als sie ein paar Blicke auf sich fühlte. War ja nicht unbedingt alltäglich, dass eine Frau so vehement das römische Militär verteidigte. Allerdings hatte sie wohl nun genug Wein intus, um sich nicht in ein schamhaftes Lächeln zu retten, sondern mit aufrechter und stolzgeschwellter Brust gerade dazusitzen und kein As darauf zu geben, was die anderen denken mochten.

    Die Präzision vor dem Collegium hervorheben? Beinahe hätte Axilla einen freudigen, kleinen Hüpfer gemacht, als sie die Worte hörte. Aber die Sache hier war ernst und die beiden Pontifices würden sie wohl mehr als nur ein wenig schief anschauen, wenn sie hier vor Freude Pirouetten drehte. Allerdings ließ sich ein wirklich sehr offenes und warmes Lächeln beim besten Willen nicht unterdrücken, und auch nicht die Dankbarkeit in ihren Augen oder die Erleichterung in ihrer ganzen Haltung.
    “Das allein schon ist ein gewaltiger Lohn für mich. Ich werde dann gespannt warten, wie das Collegium befindet.“
    So freudig, wie sie dabei strahlte, konnte man das gar nicht spielen. Axilla fand das gerade einfach nur großartig.


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    Kephalos war da schon etwas praktischer, auch wenn ihm natürlich das Kompliment ebenfalls wie Öl runterging. Dennoch meinte er durchaus sachlich und nüchtern: “Ich glaube, dein Scriba ist auch mit der Begehung des Daches fertig. Dort kommt zumindest mein Helfer.“ Eventuelle Fragen zum Dach wollte Kephalos noch beantworten, ehe die allgemeine Aufbruchstimmung hier um sich griff und dann hinterher wegen dieses Versäumnisses Beschwerden kamen. Auch wenn das versprochene Lob kaum so klang, als kämen noch Beschwerden.

    “Ja, du hast dich gut unter all diesen Gästen getarnt“, meinte Axilla scherzend auf die Anspielung mit der blauen Tunika. “In diesem dunklen Grün und so richtig in Toga siehst du nicht mehr so maritim aus. Mehr wie ein reicher Eques.“
    Axilla sah ganz offen am Stoff entlang. Kurz blieb ihr Blick am Weinrankenmuster hängen, und einen Moment fragte sie sich, ob er sich dem Liber Pater verbunden fühlte. Immerhin war der Wein eines der Zeichen des Bacchus. Und seine Worte über die Austern oder deren Wirkung passten auch dazu. Sie merkte, dass sie ganz leicht errötete, fühlte sie sich irgendwie ertappt, und um es zu verbergen, griff sie nach ihrem Wein und trank einen Schluck. Nur nicht zu viel... und nicht zu starken... Wenn sie beschwippst war, passierten meistens schlimme Dinge.
    Als sich Massa zu ihr lehnte und mit ihr flüsterte, fiel ihr Blick noch einmal über seine Gestalt und auf das Weinlaub, und sie merkte wie ihre Aufregung wuchs. Könnte es sein, dass sie recht hatte? Bestimmt hatte Serapio nach ihrem Weggang noch mit seinem Vetter gesprochen und ihm einiges Unschönes – und Unwahres! - erzählt. Naja, Teilwahres. Sie hatte immerhin mit Archias geschlafen, während dieser mit Seiana verlobt gewesen war. Mehr als einmal. Aber sie hatte ihn nicht dazu verführt, zumindest nicht bei den ersten Malen. Da war Archias von ganz allein zu ihr gekommen, und sie hatte sich nur von dem Gedanken an Seiana nicht abhalten lassen. Immerhin kannte sie die Decima damals so gut wie gar nicht und sie bedeutete ihr auch nichts.
    Axilla wurde sich auch sehr des Weinlaubes und des Efeus in ihrer Frisur bewusst, beides Pflanzen des Dionysos, Zeichen der Wiedergeburt und der Fruchtbarkeit des Gottes. Vielleicht also hatte Serapio ihm den Floh ins Ohr gesetzt, sie wäre als Geliebte zu haben? Und vielleicht wollte er mit dem Hinweis auf seine bestens funktionierende Männlichkeit nun einer solchen gegenüber seine Qualitäten als Liebhaber anpreisen?


    Sie nahm noch einen Schluck, einen kräftigeren, und bekam daher den Anschluss des Gespräches nicht ganz mit. Einen Moment also rettete sie sich in ein fast schüchternes Lächeln, ehe sie ihre Gedanken soweit gesammelt hatte, dass etwas hoffentlich stimmiges dabei heraus kam. “Wenn der Kampf so langweilig war, wär es ja fast ein Verbrechen, würde ich meine Wettschulden einfordern. Und ja, eine Dame sollte nicht Nachts allein mit soviel Geld herumlaufen.“
    Sie schob den Gedanken an Bacchus und einer Liebschaft grob beiseite. Sicher war es nicht so, der Gedanke nur geboren aus der ganzen Anspannung der letzten Zeit und der Bemerkung Salinators. Sie unterhielt sich hier nur nett. Das hier war ja auch eine Hochzeit, und keine Orgie. Was machte sie sich also Sorgen?
    Ein weiterer Schluck Wein, der sich warm in ihrem Magen ausbreitete und sie noch etwas ruhiger machte, und sie konnte die Sorgen vorerst vergessen. Etwas leichter also wandte sie sich Massa zu und fragte ganz ungeniert die Dinge, die sie ihn am liebsten schon bei ihrer letzten Begegnung gefragt hätte. “Aber da du die Blemmyrer erwähnst: Du warst auf dem Militärzug dabei? Ich hab nur immer wieder kleinere Berichte gelesen durch meine Arbeit in der Acta, aber noch nie mit jemandem gesprochen, der wirklich da war.“ Gut, Caius Columnus, der sich bitterlich beschwert hatte. Aber der übertrieb meistens schamlos und hatte von Militärdingen keine Ahnung. “Wie war es dort unten? Also, ich meine: Wirklich, nicht das, was Rom zu hören bekam.“ Ihr Blick war offen und ohne Arg, sie dachte sich nichts dabei, danach zu fragen. Als sie klein war, war ihr Elternhaus voll von diesen Geschichten gewesen, zumindest wenn ihr Vater da gewesen war. Und das waren die glücklichsten Tage ihres Lebens gewesen.

    Ein Bonus für die gute Arbeit? Axilla sah im ersten Moment etwas perplex drein und folgte dem Blick des Tiberiers an Flavius Gracchus und weiter zu Kephalos, der bei dem Lob ein bisschen zu wachsen schien. Zumindest hob sich die doch recht umfangreiche Brust ein wenig an, auch wenn er ansonsten doch sehr stoisch blieb. Doch irgendwie war er doch alexandrinischer Grieche, und Axilla wusste, wie gern diese Komplimente hörten. Noch dazu, wenn sie sie verdienten.
    “Das wäre überaus freundlich von dir, Consular Tiberius. Aber es war uns auch so eine große Ehre, dem Collegium Pontificum behilflich gewesen zu sein.“ Axilla würde einen Bonus natürlich nicht ablehnen, wann bekam man schonmal Geld geschenkt bei einem Geschäft? Aber dennoch wollte sie höflich und nicht gierig sein, und es war ja wirklich nicht nötig, mehr zu zahlen, als vereinbart war.

    Der kleinere Schwarzhaarige fing an und tat, wie ihm geheißen. Dass er sich nur halb aus seinem Oberteil herausschälte, anstatt den Gürtel zu öffnen und es sich einfach über den Kopf zu ziehen, rief bei den Ärzten nur ein augenrollendes Stirnrunzeln hervor. Hier waren alles Männer, die die Ärzte blutend, schwitzend und schreiend mehr als einmal gesehen hatten. Und auch nackt. War ja auch nichts dabei, die Griechen zelebrierten die meisten Sportarten nackt. Aber gut, wenn der Mann sich schämte, ging es auch so.
    Überhaupt war seine Statur viel interessanter. Der alte Mann betrachtete erst ausgiebig die große Narbe, die sich quer über den Oberkörper des Mannes zog. Ein paar “Hmhmhmhm“'s und ein paar “interessant“s folgten, ehe er anfing, mit kundigen Händen die Narbe zu befühlen und seinen Kollegen zu Rate zu ziehen. “Das Gewebe ist schon verhärtet.... schön verheilt... bisschen knotig, was meinst du?“
    Der andere fühlte auch nochmal, drückte an der Narbe etwas herum und zuckte dann die Schultern. “Weiß nicht. Gemessen am sonstigen Körperbild scheint er ja fit zu sein und kräftig. Bewegungsfähigkeit könnte beschränkt sein“ “Haltungsschäden vielleicht, Schonhaltung zu Lasten der Wirbel....“ “Testen wir doch einfach. Du... wie heißen die eigentlich?“ Die letzte Frage ging an den Jungen, ehe dem Medicus wieder einfiel, dass der ja stumm war und außer Lächeln nichts beizutragen hatte. “Na gut. Du, hast du einen Namen? Beug dich mal aus dem Stand so, dass du mit der rechten Hand deinen linken Fuß berührst. Und dann wieder aufstehen und dasselbe mit der anderen Hand. Sehen wir ja gleich, ob es seinen Rumpf behindert.“
    Das letzte ging wieder an den Kollegen, der nur nickend zustimmte und abwartete.

    Jetzt war es an Axilla, wieder das Wort zu ergreifen. Immerhin war es ihr Architekt und damit auch ihre Rechnung, und letztendlich würde sie auch die ganze Verantwortung dafür übernehmen müssen, was Kephalos getan hatte. Immerhin arbeitete er ja nur für sie und nutzte ihren Namen für seine Geschäfte, während sie seine Fachkenntnisse für die ihren benutzte.
    “Das ist richtig, Consular Tiberius. Dreiundzwanzig Aurei. Die Beschaffung des Marmors war zwar doch etwas schwieriger als zunächst angenommen, allerdings konnten an anderer Stelle entsprechend Einsparungen vorgenommen werden, so dass es bei der Summe bleiben kann.“ Und selbst, wenn es nicht so gewesen wäre: Axilla hätte den Preis nicht mehr im Nachhinein verändert. Schon allein, um auf weitere Aufträge seitens des Collegium Pontificum hoffen zu dürfen. Rom hatte verdammt viele Tempel. Da ging andauernd etwas kaputt, wenngleich dieser Auftrag hier wohl schon zu den größeren gezählt werden durfte. Sofern nicht ein neuer Tempel gebaut werden würde – eine Ehre, die sich Axilla wohl nicht erträumen durfte – war das hier schon ein sehr prestigeträchtiges Referenzobjekt für künftige Arbeiten.