Beiträge von Iunia Axilla

    Ob dem Doctor die Antwort gefiel oder nicht, konnte man nie so genau ausmachen, da der Mann keine Gesichtsmuskulatur zu haben schien. Er lächelte nie oder verzog auch nur den Hauch einer Miene. Seine Worte ließen aber darauf schließen.
    “Richtig! Damit ihr schmalbrüstigen Waschlappen nicht gleich umkippt, wenn ihr ein echtes Schwert in der Hand habt. Wenn ihr in der Arena steht und eure volle Ausrüstung tragt und euer Gegner mehr Gegenwehr leistet als euer Pfahl, wenn euch das Blut in den Adern rauscht und ihr alles vergesst, was ihr lernt, sollt ihr wenigstens die nötige Kraft haben, eure Waffen richtig zu halten.“
    Nein, aufmunternde Worte hatte ihr Ausbilder eigentlich nie für sie. Nicht mal ein klitzekleines.
    “Deshalb erhaltet ihr auch euer Essen und viel Fleisch für den Muskelaufbau, damit ihr Muskeln und Fett zulegt. Und weswegen ist es gut, dass ihr ein bisschen Speck auf die Rippen bekommt, ihr verhungerten Würmer?“



    LUDUS DACICUS

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    Kurz runzelte sich Kephalos' Stirn, als er nachdachte, was dabei alles getan werden musste. Natürlich hatte er sich den Tempel zuvor grob angesehen, immerhin musste er wissen, ob er die Arbeit bewältigen konnte. Es nützte ja nichts, sich anzubieten und hinterher dann nicht damit zurecht zu kommen. Die Schande wäre unaussprechlich, würde er zu seinem Auftraggeber gehen müssen und zugeben, er bekäme es nicht hin. Dennoch war so ein Gutachten natürlich nochmal eine ganz andere Sache.
    “Man müsste die Mauern in Augenschein nehmen, eventuell muss ein pentaspastos installiert werden, um sich das Dach näher ansehen zu können. Sofern die Fundamente gut sind, reicht also eine genaue Begehung.“ Und er würde dort oben wohl leider selbst hinauf müssen. Einige seiner Gehilfen waren nicht ganz schwindelfrei. Er mochte planen Boden zwar auch lieber, aber was sein musste, musste eben sein.



    Kephalos sah zu seiner Herrin, die ja nun extra mitgekommen war, und überließ ihr die Preisfindungsfrage. Und diese überlegte auch nur einen Augenblick.
    “Ich denke, wir könnten uns hierbei auf 250 Sesterzen einigen, plus eventuelle Kosten für den Kran, den uns das Collegium Pontificium aber für den weiteren Bau gerne günstig abkaufen kann. In diesem Fall wär die Aufstellung desselben dann umsonst.“ Wäre ja blödsinnig, einen Pentaspastos oder gar einen Polyspastos erst zu errichten für das Gutachten, dann wieder abzubauen und danach für die Renovierung wieder aufzubauen, selbst wenn Axilla nicht den Auftrag erhalten würde.

    Ein wenig befangen schaute Axilla beiseite, als er ihr so über die Wange streichelte. Sie war solche Gesten gar nicht mehr gewohnt, und es machte sie irgendwie verlegen. Aber der Augenblick verstrich zum Glück schnell, und aufgeregt sprang sie auf. “Gut, dann zieh ich mir nur noch was hübscheres an und... wohin wollen wir überhaupt?“ Schließlich hatte das nicht unerhebliche Auswirkungen auf die Kleiderwahl. Auch wenn Axilla keine Probleme damit hätte, in kurzer Tunika irgendwo hinzugehen. Aber vielleicht würde Seneca sich dann verpflichtet fühlen, gegen irgendwelche Kommentare einzuschreiten, und das wollte Axilla ja auch nicht.

    Dann greif ich mal der Stadtwache vor und stelle meine Fragen:


    1. Wieso möchtest du zu den Iuniern?


    2. Hast du schon Erfahrungen im Rollenspiel, speziell mit historischem Rollenspiel wie dem IR?


    3. Was hast du dir denn für den Charakter so vorgestellt? Wohin willst du mit ihm, was soll er machen, wie soll er sein etc?


    4. Zufall oder bist du auch das hier: Neue Anmeldung ??


    bis denne
    Axilla

    Seine Entschuldigung nahm Axilla nur so halb wahr. Sie war viel zu sehr in Rage, um darauf mit mehr als einem Schnauben zu reagieren, wenngleich es dem Feuer in ihr keine weitere Nahrung gab. Dann jedoch zog er sie mit sich hinter den Sklavenstand, und Axilla hatte keine Wahl, als ihm zuzuhören. Gut, sie hätte auch einfach nach Malachi rufen müssen. Oder nicht einmal rufen, ein einzelner Blick hätte genügt, und ihr Custos Corporis hatte sich aus diesem Schraubzwingengriff befreit, mit dem der Duccier sie mit sich zerrte, bis sie einigermaßen blickgeschützt und gut hörgeschützt dastanden.
    Und was dann folgte, war das, was Axilla tief in sich wusste, was sie aber nicht mit kalter Logik so sehen konnte. Natürlich konnte er der Vinicia, die er als politische Verbündete brauchte, nicht sagen, dass er einer anderen Frau hinterherhechelte. Welche Frau hörte schon gern, dass sie eine Konkurrentin hatte? Und jetzt, wo er seinen Cursus Honorum anführte und den Einfluss der Vinicier, klang es noch um so vieles verdammt logischer als ohnehin schon. Und doch waren es seine anderen Worte, die Axilla den Boden unter den Füßen raubten.
    Meinte er das ernst? Dass er von ihr träumte? Dass er sie wollte? Dass sie in seinen Gedanken war? Dass er enttäuscht war, als sie Archias geheiratet hatte? Oder war das nur ein Beispiel, um ihr zu zeigen, was er der Vinicia über sie nicht hätte erzählen können, selbst wenn Axilla es hätte hören wollen? Sie wusste es nicht. Bei Venus und allen Lichtgottheiten, sie wusste es einfach nicht! Er hatte doch nie Anstalten gemacht, nie auch nur den Hauch einer Absicht gezeigt, dass er sich zu ihr auch nur hingezogen fühlen würde, ehe sie Archias geheiratet hatte. Und danach... Axilla rekapitulierte die ganzen Szenen, aber bis auf diesen einen perfekten Kuss gab es da doch nichts, was sie hätte interpretieren können, oder? Oder doch?
    Und eine weitere grausame Erkenntnis schlich sich in ihren Geist. Sie würde wieder heiraten. Sie würde Imperiosus heiraten. Wieder einen anderen als Vala. Wobei das schlimmste war, dass sie noch nicht einmal wusste, ob er das so meinte, wie er es gesagt hatte, oder doch anders. Sie wusste es nicht. Die ganze Szene entglitt ihr, Fast so, als wolle sie Wasser mit bloßen Händen festhalten, so dass es ihr doch nur unaufhaltsam durch die Finger rann.
    “Ich... ich... ich wollte nicht... ich....“ In ferner Zukunft hätte man Axillas Spachlosigkeit wohl mit einem 'Spiel, Satz und Sieg Vala ' treffend zusammengefasst. Sie blickte beiseite, konnte mit einem Mal den Blick aus seinen Augen nicht mehr ertragen, ihm keinesfalls länger standhalten. Ihre Hände fingen wieder an, unsicher miteinander zu ringen, als müsse sie die Worte erst greifen, ehe sie sie aussprechen konnte. “Dein Cursus Honorum... und... und... aber... ich meine... ist es wirklich so, dass...? Ich meine...“ Sie schüttelte den Kopf. Sie wusste, die frage würde sich ganz tief in sie eingraben, wie Säure sich in ihr innerstes Fressen, solange sie keine Antwort auf sie hatte. Sie wollte wissen, ob Vala das ernst gemeint hatte, oder ob es Ironie war. Und doch konnte sie ihn das unmöglich fragen. Lieber wollte sie tot umfallen, als sich nun so dermaßen lächerlich vor ihm zu machen, ihn nun nach ALL DEM genau DAS zu fragen.
    Ein Zucken ging kurz durch ihren Körper, während sie weiter in die unendliche Leere zu ihren Füßen starrte. Wie konnte sie nur so dermaßen dumm sein? Das konnte sie nie, nie, nie wieder gut machen. Egal was sie machte, das konnte sie nicht rückgängig machen. Sie sah einmal zu Vala auf, in seine grauen Augen, und sie wünschte, sie könnte es ihm einfach erklären. Aber sie konnte es nicht. “Es tut mir leid, ich wollte nur...“ Ja, was eigentlich? Dich. Aber auch das konnte sie nicht sagen. Niemals. “Ich weiß nicht, was ich wollte. Es tut mir leid, ich … hätte mich nicht so benehmen dürfen und... ich... geh vielleicht besser... oder...“ Sie wollte nicht weg. Sie wollte wirklich nicht weg von ihm. Schon gar nicht so. Ihre Hand ging ganz leicht vor, der seinen entgegen, ohne sie jedoch zu berühren. Selbst, wenn sie es nicht versprochen hätte, ihn ohne seine ausdrückliche Erlaubnis nie wieder einfach so zu berühren, sie hätte sich nicht getraut, nach seiner Hand zu greifen.

    Das saß. Egal, wie sauer Axilla war, die Worte saßen. Sie wusste, wie affig sie sich benahm, und dass sie in der Öffentlichkeit mehr darauf zu achten hatte, wie sie sich gab und wer etwas von ihr mitbekam. Hier stand sie mitten auf dem Sklavenmarkt, um sie herum zig Leute – die sie zwar allesamt nicht kannte und die sie vermutlich auch nicht kannten – und sie keifte Vala an. Und weswegen? Sie hatte doch beschlossen, diesen groben, unsensiblen, ungebildeten, barbarischen “Idiot!“ sowieso nicht mehr zu mögen, und auch nicht zu vermissen. Er war ihrer gar nicht würdig, und er war es auch nicht Wert, dass sie ihm auch nur eine Träne nachweinte. “Du willst mir was von Disziplin und Würde erzählen? Du? Der nichtmal den Anstand besitzt, sich zu verabschieden, bevor er so verdammt lange abhaut, und noch nicht einmal EINE ZEILE schreibt? Kannst du überhaupt schreiben?“ Axilla wusste, dass er es konnte, aber es gab jetzt keinen Rückzug. Und das war ja das Dilemma. Weglaufen ging nicht, dann verhielt sie sich wie ein Mädchen. Ihn schlagen ging auch nicht, weil die Leute hier schon guckten. Und es bestand die nicht unerhebliche Chance, dass er zurückhauen könnte, wenn sie diese schmale Grenze zwischen verbaler und körperlichen Gewalt überschritt. Axilla war vielleicht naiv und manchmal dumm, aber nicht lebensmüde. Selbst nicht mit Malachi im Rücken. Also blieb nur hier und weiter zu keifen wie ein Marktweib, weil beruhigen ging aus anderen Gründen nicht. Nicht, nachdem er sie als Sumpfkuh betitelt hatte.
    “Und ich rede von der Feier bei den Flaviern, wo du vor mir davongerannt bist, als hätte ich Fleckenfieber, deine Vinicia im Schlepptau! Und ich hab sehr genau gehört, was du da über mich gesagt hast. „Sie ist niemand“, genau das waren deine Worte. Und du willst mir da jetzt Vorhaltungen, wie ich mich zu verhalten habe? Wie hat sich ein „niemand“ denn zu verhalten? So wie du?“
    Eigentlich wollte Axilla aufhören. Schon bevor sie angefangen hatte, wollte sie eigentlich nur aufhören. Sie wollte sich nicht hier in aller Öffentlichkeit streiten. Aber irgendwie machte ihr Mund sich einfach selbständig und ließ all diese Gemeinheiten heraus, ohne dass ihr Verstand noch dazwischen die Möglichkeit erhielt, den Gehalt der Worte gegenzuprüfen auf Sinn und Zweck.

    Axilla bezweifelte, dass sich die Gelegenheit dazu nochmal ergeben würde, aber es war dennoch nett, dass der Tiberier das sagte. Er musste sich bei so einer Gelegenheit dann nur noch auch daran erinnern. Und Axilla hatte ihm bislang keinen Grund gegeben, ihr eine solche Gefälligkeit einfach so zu erweisen. Daher durfte sie sich eigentlich auch gar nicht beklagen – was sie aber nicht davon abhielt, es gedanklich dennoch zu tun.


    “Ich danke dir, Tiberius. Und was Kephalos' Eignung angeht, sagt er vielleicht selber etwas.“


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    Der plötzliche auffordernde Blick seiner Brötchengeberin schien deutlich zu machen, dass er für sich selbst sprechen sollte. Auch wenn ihm lieber gewesen wäre, die Rhomäer hätten das unter sich alles ausgemacht. Hätte er dem Aelier nicht sein Wort gegeben, mit hierher nach Rom zu kommen, er wäre wohl in Alexandria geblieben. Und nun saß er hier erstmal fest, hatte Verpflichtungen zu erfüllen, was ihn schließlich überhaupt dazu gebracht hatte, sich an die Witwe seines früheren Arbeitgebers zu wenden.
    “Ich habe in Alexandria die Gesetze von Form, Winkel und Kraft gelernt. Mein Lehrmeister war Balios von Theben, der in Arsinoe und Memphis in Ägypten je einen kleinen Tempel für Serapis errichtet hat. Mit ihm habe ich in Alexandria einige Bauwerke errichtet, und nach seinem Tod habe ich dort mit anderen die Instanthaltung der Agora und der großen öffentlichen Plätze überwacht. Einen so großen Bau wie den Tempel des Ares habe ich noch nicht allein bewältigt, aber ich bin mir sicher, dass ich das bewältigen kann oder zumindest meinen Teil zum Gelingen beitragen kann, sofern das Collegium den Auftrag an mehrere verteilen möchte.“ Was bei der Wichtigkeit des Anlasses und der Größe des Auftrages nicht auszuschließen war.

    Als Vala sich vor ihr aufbaute und sie so drohend niederstarrte, sie aufforderte, sich zusammenzureißen, und zwar SOFORT, gab es nur einen Gedanken, der durch Axillas trotziges Gemüt zog: Jetzt nicht. Sie wusste, wie bescheuert sie sich benahm, wie kindisch und unerwachsen, aber verdammtnocheins, sie hatte das Recht dazu. Vala hatte sie behandelt, als existiere sie gar nicht, und auch jetzt behandelte er sie wie irgendwen. Und sie wollte jetzt ihre Wut haben, sie wollte sauer sein. Es war weitaus einfacher, als verletzt zu sein. Sehr viel einfacher als die Gedanken, die sie in den langen Monaten seiner Abwesenheit gehabt hatte.
    “Und was wenn nicht?“ begehrte sie zum ersten Mal, seit sie Vala kannte, gegen ihn auf. Ja, sie trat sogar einen winzigen Schritt näher, um so noch ein wenig trotziger zu ihm hochschauen zu können. “Legst du mich dann in aller Öffentlichkeit übers Knie? Ich weiß, wer ich bin. Und ich weiß auch, wer du bist.“ Letzteres war schon regelrecht gezischt. Nein, Axilla wollte ihre Wut jetzt, sie brauchte ihre Wut jetzt. “Aber du hast keine Ahnung, wer ich bin und was ich bin, also belehre mich nicht darüber.“ Es war verrückt, jetzt, wo sie so vor ihm stand und ihn anblaffte, wollte sie ihn an liebsten an sich ziehen. Und gleichzeitig wollte sie ihn am liebsten einfach wegstoßen. In jedem Fall aber wollte sie sich nicht zusammenreißen und so tun, als wär nichts. “Ich hab dich sehr genau gehört auf dieser verdammten Verlobungsfeier.“ So, jetzt war es raus. Und Axilla ließ nicht zu, dass es ihr jetzt leid tat, auch wenn sie wusste, dass das hier nur nach einer eifersüchtigen Szene aussah und sonst nach gar nichts.

    Kephalos dicht auf den Fersen betrat Axilla das Tabularium. Diesmal war nicht so viel los wie beim letzten Mal, sie war sogar mit dem Tiberier ziemlich allein – abgesehen von ein paar Sklaven und natürlich dem Griechen in ihrem Schlepptau. Sehr schön, befand sie, musste sie so schon nicht gar so schlimm aufpassen, was sie sagte, machte sie sich so doch vor maximal einer Person lächerlich. Axilla mochte es nicht so gerne, vor Publikum zu sprechen. Was ja aber zum Glück auch fast nie nötig war.


    Die Frage des Tiberiers hingegen war nun nicht so angenehm, und ein ganz klein wenig hatte Axilla sogar gehofft, er könnte es vergessen haben. So musste sie sich nun anstrengen, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie das Thema nach wie vor plagte und ärgerte.
    “Salve, Tiberius. Um deine Frage zu beantworten: Teilweise. Vescularius hat mir meine Dos überbringen lassen“ - von einem nach wie vor sehr seltsamen Typen, der doch tatsächlich gewollt hatte, dass sie ihr Geld auf der Straße nachzählte – “... und er hat mir großzügigerweise die Sklaven meines verstorbenen Mannes übergeben, abgesehen von einem, der gestorben ist. Doch weigert er sich nach wie vor, den Rest der beschlagnahmten Dinge herauszugeben, auch nicht gegen Zahlung einer Wiedergutmachung für was immer mein verstorbener Mann ihm getan haben mag. Und so behält er weiter Aelius' Geld, Aelius' Betriebe und vor allem Aelius' Landbesitz für sich.“
    Gut, das hatte nun doch ärgerlich geklungen, vielleicht sogar beleidigt. Aber da durfte man auch beleidigt sein, auch wenn der Tiberier wohl nicht ahnen konnte, dass Axilla da ihrem gegenüber einen guten Teil der Schuld gab, da dieser ja nicht das gemacht hatte, was Axilla gewollt hatte. Nunja, daran konnte man nur wenig nun noch ändern. Der Tiberier würde wohl kaum für das Recht von Axillas Erbe nun noch in die Schlacht ziehen.


    “Aber ich bin heute nicht zu dir gekommen, dich hierbei erneut um Hilfe zu bitten.“ Das hatte sie aufgegeben. “Sondern heute hoffe ich, dir helfen zu können. Beziehungsweise Kephalos hier hofft es. Er ist ein Architekt, den mein Mann damals aus Alexandria mitgebracht hat und der für meinen Mann auch gearbeitet hat, bis der Praefectus Urbi die Betriebe schloss.“


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    Kephalos deutete eine leichte Verneigung zur Begrüßung an, gefolgt von einem sehr griechischen “Chaire“. Das Reden überließ er gerne hierbei seiner jungen Arbeitgeberin, die das ja recht gern zu tun schien und mit dem ihm Fremden auch ganz vertraut zu sein schien.

    Sim-Off:

    Ich spring jetzt einfach immer ein paar Wochen, damit wir das Training so im Zeitraffer abhandeln können, wenns genehm ist ;)


    Jeden Tag galt es, denselben Ablauf an Dingen zu erledigen. Es wurde aufgestanden, sich gewaschen, gefrühstückt. Dann fing das Training an, mit Aufwärmübungen, laufen, Gewichte heben. Meistens wurde für letzteres einfach der große Holzpfahl hergenommen, der sonst als Ziel der Angriffe diente. Herausgehoben aus seiner Verankerung, quer über die Schultern gelegt und dann Kniebeugen gemacht, das ergab ein ganz ordentliches Training für Beine und Bauch. Dann wurde ein Teil der Ausrüstung angelegt, meist nur Manica und Beinschienen, ab und an auch mal ein schwerer Bronzehelm, um die Nackenmuskulatur zu stärken.


    Und so fragte der Doctor heute, als er seine Schützlinge wieder und wieder dieselbe Attacke ausführen ließ, warum sie das hier machten.
    “Kann mir einer von euch nichtsnutzigen Tölpeln also sagen, warum eure Holzschwerter mit Blei gefüllt sind?“




    LUDUS DACICUS

    Flamma war wirklich ein schwerer Brocken, in jeder Beziehung. Er hatte sich eine gesunde Schicht schützenden Winterspeck angefuttert, ohne dabei jedoch wirklich dick zu wirken. Und wenn man die freien Stellen seines Körpers betrachtete, wusste man auch, wieso der Gladiator das gemacht hatte. Er hatte einige Schnitte und Kratzer in seinem Leben kassiert, und es war allemal besser, so eine Klinge schnitt durch Haut und Fett als durch Haut und Fleisch. Und sein Körpergewicht behinderte den großen Mann nicht im geringsten, war er doch dennoch durch und durch trainiert.


    Und so fing der Kampf an, erst langsam, bis das Publikum ungeduldig wurde. Doch schließlich fing der Tanz an, langsam, dann schneller werdend. Flamma blieb hinter seinem Schild in Deckung, blockte die Angriffe, griff nur an, wenn er eine gute Gelegenheit hatte. Schnell durfte sein Gegner merken, dass er kein Hitzkopf war, der sich aus der Deckung locken ließ. Selbst wenn er diese mal öffnete, um dem Publikum eine besonders schöne Drehung oder einen außerordentlich wilden Schlag vorzuführen, so begab er sich nie ernstlich in Gefahr, Shayan die Gelegenheit zu einem gefährlichen Schlag zu geben. Immer wieder machte es nur tock oder klack, wenn eines der Schwerter an Schild oder Schwert abgeblockt wurde.
    Und so fing Flamma auch die hohe Doppelattacke seines Gegners ab, um danach – wie vom Nubier vorausgesagt – seinerseits eine tiefe Attacke als Riposte auf Shayans Beine durchzuführen, im festen Glauben, die Schwerter seines Gegners oben mit dem Schild festgenagelt zu haben.

    Instinktiv ging Axilla einen kleinen Schritt rückwärts, als ihr Gegenüber mit einer deutlichen Triefnase die Tür öffnete. Sie wollte sich nicht anstecken, auf gar keinen Fall, und heimlich machte sie mit der Hand ein kleines Schutzzeichen. Vielleicht sollte sie auf dem Heimweg auch noch ein kleines Amulett kaufen, nur um sicher zu gehen.


    “Ich bin Iunia Axilla, das hier ist Kephalos, ein Architekt. Wir sind hier bezüglich des Aushangs für die Renovierungsarbeiten am Tempel des Mars. Wenn der ehrenwerte Pontifex Zeit hat, würden wir ihn gerne sprechen.“

    Es war absolut schrecklich. Das einzige Wort, das auch nur annähernd diese Situation zu greifen im Stande war, war absolut unmissverständlich und in jeder Beziehung schrecklich! Axilla versuchte, sich zu fangen. Sie versuchte, aufzuhören, zu weinen. Sie versucht, stark zu sein. Wenn sie es gleich geschafft hätte, wieder aufzuhören, hätte sie es noch damit abtun können, dass sie sich irgendwo gestoßen hätte. Nun, vielleicht nicht unbedingt glaubhaft, aber es wäre eine Möglichkeit gewesen. Wenn sie aufgehört hätte, als sie die Beine nachgezogen hatte, wäre es peinlich gewesen, aber sie hätte das mit einem Moment der Schwäche abtun können. Sie hätte es mit einem lächeln überspielen können, ein paar Worte wechseln und den Senator dann aus der peinlichen Begegnung entlassen können. Wenn sie aufgehört hätte, ehe er sie berührt hatte, hätte sie ihm diesen Moment ersparen können, die Distanz waren können und irgendwie flüchten können.
    Aber sie konnte nicht aufhören.
    Sie merkte, wie der Flavier in seiner Bewegung bei ihr stockte, und sie fühlte sich noch elender als ohnehin schon. Sie wusste schon, was er dachte: Dass sie wie ein schlecht erzogenes Kind weinte, in aller Öffentlichkeit. Dass sie nur eine schwache Frau war, von Gefühlen übermannt. Dass sie sich unmöglich benahm und keinen Anstand hatte. Schwach, schwach, schwach! Und dennoch konnte Axilla nicht aufhören. Sie bemühte sich, aber es ging nicht. Die Tränen kamen vom Grunde ihrer Seele herauf, so lange eingeschlossen und weggesperrt, mit jedem neuen Tod um sie herum tiefer vergraben. Da waren noch die Tränen für Archias, die für Leander. Die für Urgulania. Für sie alle hatte Axilla geweint, und doch kamen all diese Tränen gerade noch ein weiteres Mal, gruben tiefer, bis sie zu denen für ihren Vater in ihrer Seele gelangt waren, die sie so viele, viele Nächte in sich verschlossen hatte. Und jetzt war es, als hätte jemand den Felsen des Dammes, den sie davor gesetzt hatte, gesprengt, und sie konnte nichts gegen die hereinbrechende Flut unternehmen.


    Sie hörte den Flavier neben sich fast gar nicht, als dieser sie doch endlich berührte und versuchte, sie zu trösten. Sie bemerkte, dass er etwas sagte, ruhig und tröstend, doch der Sinn seiner Worte verschwamm unter dem Schleier aus Tränen. Das einzige, was sie wirklich mitbekam, war seine Hand auf ihrem zitternden Rücken, wie sie da lag, groß und schwer, und sie doch kaum berührte, als sei sie zerbrechlich. Nun, vielleicht war sie zerbrechlich. Vielleicht war sie auch gerade eben zerbrochen. Sie wusste es selbst nicht.
    Und es war ihr in diesem Moment der Schwäche dann auch egal. Wie ein Kind fiel sie dem Fremden neben sich einfach um den Hals, vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Da die Position nichts anderes zuließ, kippten ihre Knie zur Seite weg, über seine Beine, so dass es fast aussah, als flüchte sie auf seinen Schoß. Und sie weinte, still und bebend, ohne zu schluchzen oder zu schreien, weinte und hielt sich an ihm fest.
    Ihr war in diesem einen kurzen Moment egal, ob das schicklich war oder was die Konsequenzen wären. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Ihr war auch egal, ob sie jemand sehen könnte. Sie brauchte einfach nur jemanden, der sie in diesem Moment, in dem ihre ganze Welt über ihr einstürzte und ihr die Bedeutung von Verlust und Schmerz vor Augen führte jemanden, an dem sie sich festhalten konnte, auf dass sie nicht ins Chaos stürzte. Und es war die einfache, traurige Wahrheit, dass aus dem Fremden neben ihr niemand anderes da war, der sie in diesem Moment hätte auffangen können.


    Axilla wusste nicht, wie lange sie so da saß, ihn so bedrängte. Irgendwann aber war der Moment vorbei, in dem sie nur Gefühl war, und ihr Verstand sagte ihr, sie musste loslassen. Ihre Tränen waren irgendwo auf dem Weg zwischen dort und hier versiegt, und nur das Zittern ihres Körpers war geblieben wie ein stetiger Begleiter. So ließ sie zittrig die teure Toga, die sie durch ihren Überfall wohl furchtbar verknittert hatte, los, und sah beschämt zu Boden. “Tut mir leid“ flüsterte sie stimmlos. Ein Teil von ihr weigerte sich, ihn wieder los zu lassen, aber sie wusste, dass sie das musste. Also ließ sie ihn gänzlich los, um von ihm abzurücken und ihm die Möglichkeit zur Flucht einzuräumen. “Ich wollte dich nicht kompromittieren“, fand sie dann doch einen Teil ihrer Stimme wieder.
    Sie durfte jetzt nicht darüber nachdenken, was sie soeben getan hatte. Vor Scham würde sie tot umfallen. Sie schob die Gedanken beiseite. Morgen würde dafür genug Zeit sein.

    Axilla hatte kein so gutes Gefühl, hier wieder vor der Porta Tiberia zu stehen. Das letzte Mal ging es um ein sehr unerfreuliches Thema – das im Übrigen noch nicht einmal abgeschlossen war. Das Erbe von Archias war noch immer beschlagnahmt, und Axilla hatte nicht den Eindruck gehabt, als wolle der Tiberier ihr da noch weiterhin helfen, weshalb sie es nach der schrecklichen Sache mit Salinator auch auf sich hatte beruhen lassen.
    Aber das hier war etwas anderes, redete sie sich ein. Und sie war ja auch nicht allein hier. Kephalos war mit ihr gekommen und stand neben ihr. Er schaute sogar richtig architektig aus, wenn man das so sagen konnte.


    Also klopfte sie an der Porta Tiberia und wartete, wie schon einmal.

    “Ach, papperlapapp. Ich hab gesagt, du kriegst eine, wenn du Prätorianer wirst, und ich halt mich daran.“ Axilla hatte nicht vor, ihr Wort zu brechen. Sie hatte noch nie ein Versprechen gebrochen, sie wollte jetzt nicht damit anfangen. Vor allem, da sie sich für ihren Cousin ja wirklich, wirklich freute. “Also versuch jetzt nicht, dich vor dem Maßnehmen zu drücken. Du wirst der besteingekleidete Miles der ganzen Garde sein!“ Axilla nickte eifrig mit einem so breiten Grinsen, dass es fast aussah, als hätte sie den Verstand verloren. Und ganz auszuschließen war das wohl auch nicht.
    Seneca meinte, eigentlich müssten sie feiern. Und er hatte recht. “Gehen wir doch feiern! Du hast recht, das muss gefeiert werden! Nicht nur eigentlich, sondern auch ganz uneigentlich.“ Hier hatte sie jetzt nichts für ein Fest vorbereitet, was ja aber nicht hieß, dass sie nicht irgendwo eines finden könnten. Oder eines erschaffen.

    Nach einem Gespräch gestern is mir klar geworden, dass mein eigentlicher Punkt wohl nicht verstanden worden ist.
    Also, ich hab nichts gegen die möglichen Ausfälle durch Ernten. Das würde (ohne frei verteilbare Produktionspunkte) zwar dazu führen (sofern alle Betriebe da in gleichem Maße im Schnitt betroffen wären, nicht nur jetzt die landwirtschaftlichen), dass sich ein paar benötigte Produkte leicht verteuern dürften (eben weil man einen Ausfall ein bis zweimal pro Monat mit einkalkulieren muss, der die Betriebskosten abziehen würde und keinen Gewinn erwirtschaften würde), aber das wär verschmerzbar.


    Was mich zu meiner ablehnenden Haltung dem Vorschlag gegenüber veranlasst, ist die angedachte Verdopplung der Produktion. Zum einen wär das recht unausgewogen, da einige Betriebe dadurch verdammt viele Produktionskosten sparen, wenn das Glück sie trifft, zum anderen stellt Lucanus Vorschlag eine pauschale Steigerung der Gesamtproduktion um 30% dar. Wir produzieren in der WiSim jetzt schon mehr, als verbraucht wird. In einigen Bereichen ist der Markt mehr als voll. Was nützt es da, 30% mehr zu produzieren, was - wie Vala schon gut und richtig ausgeführt hat - nicht verkonsumiert nicht? Richtig: Nix. Im Gegenteil, es entwertet die Waren noch weiter. Und das ist das, was ich oben auch gerechnet hab und was ich als schlimm für die WiSim ansehe. Ne Produktionssteigerung brauchen wir wirklich nicht.


    Und Vala: Natürlich haben Waren und Geld dennoch einen Wert. Du kannst damit eine bestimmte Menge an Waren kaufen. Das ist wirtschaftlich gesehen ein Wert. Der ist halt nur gering. Der indische Rupie hat auch einen Wert. Ist halt im Vergleich zum Euro ein geringer Wert.
    Wenn hier im IR das endkonsequent ausgespielt würde und man mehr auf die Balken eingehen würde (und dann nciht gleich simoff-Kommentare a la "Iiiih, editier das, so seh ich nicht aus!" kommen würden, sondern der angestrebte Stand auch in der WiSim reflektiert werden würde (was ja eigentlich der Sinn der WiSim ist! Das sollte sich jeder überlegen, der ein Konto eröffnet! Wer darauf keine Lust hat, soll sein Konto schließen!)) wär dieser Wert natürlich ungemein höher.


    Zitat


    Was ich nur noch einwerfen wollte, ist, dass es gerade im Bereich der Senatoren wohl spannend wäre, das System der Mittelsmänner, durch die jene die ihnen auferlegten Beschränkungen ungeniert umgingen, auch hier zu versuchen. So könnte ein reicher Senator unter Umständen einem Klienten oder Freigelassenen Kapital für die Gründung eines (nicht landwirtschaftlichen) Betriebes überlassen, und danach den Großteil des Gewinns einstreichen ... Freude (falls das nicht ohnehin schon praktiziert wird Augenzwinkern )


    Kannst du doch SimOn machen? Man kann ja alles vereinbaren, was man will, aber genau so, wie du das möchtest, kann man das durchaus mit Hilfe einer anderen ID machen. Müsste nur jemand so ausspielen wollen, bzw. müssten sich da zwei genau so zusammentun. Aber möglich ist das.




    So, und ich hab jetzt lang und breit über die frei verteilbaren Punkte als Möglichkeit nachgedacht, und ich halte die Idee für Interessant, aber für gefährlich.
    Momentan ist es so, dass jeder Betrieb verschiedene Sachen anbieten muss, um Gewinn zu machen. Es gibt dabei immer ein paar Sachen, die gut gehen, ein paar, die weniger gut gehen. gerade die "teuren" Brocken in der Sim wie Umbau/Renovierung, oder im "roten" Bereich Falerner und Datteln, sind Ladenhüter, wo man Glück hat, wenns jemand verkonsumiert. Natürlich macht man mit denen auch ordentlich Gewinn, aber es dauert mitunter.
    Bei frei verteilbaren Produktionspunkten fiele das natürlich weg. Dann produziert man diese Produkte einfach nicht und dafür mehr von dem Zeug, das sich verkaufen lässt.


    Soweit klingt das ja ganz super. Ich seh nur die Gefahr in den Kettenwirkungen. Beispiel Marmorbruch: Marmor ist teuer, Hauptabnehmer sind Architekten und Altarbauern. Altarbauern können auch mit Edelhölzern ihre Lararien bauen, und Edelholz ist verdammt viel billiger. Warum also nciht viele kleinere Altäre bauen und auf den teuren Marmor verzichten? schmälert zwar die eigene Gewinnspanne auch, aber die "kleineren" Dinge im grünen Bereich gehen auch normalerweise wegen der besseren Stückelbarkeit besser weg. Dasselbe bei den architekten. Gefragt sind Baupläne. Warum also nicht nur Baupläne bauen, und gar keine umbauten und Renovierungen?
    Soweit, so gut. Aber was macht nun der Marmorbruch? Däumchen drehen und darauf warten, dass doch irgendwer mal was großes produzieren will?


    Ich seh da bei einigen Bereichen solche Probleme. Vor allem bleibt es ja nicht bei dieser ersten Reaktion, sondern das geht ja auch weiter. Marmorbrüche brauchen als Beispiel viel Werkzeuge zum Produzieren. Die werden von den Schmieden hergestellt. Damit fällt den Schmieden da auch wieder Absatz weg...


    Das jetzt nur als Beispiel. Ich denk, das könnte man für einige Produkte in der WiSim durchführen. Sicher könnte man die Punkte freigeben, und wer gute Kontakte zu seinen Zulieferern und Abnehmern hat, der kann dann auch weiter in der WiSim bestehen. Aber ich denk, das würde ziemlich hin und her gehen, bis sich der Markt auf einem ausbalancierten Niveau eingependelt hätte und würde einigen das Genick brechen. Und grade Neueinsteigern würde es die WiSim um einiges schwerer machen.
    Kann ja auch durchaus positiv gesehen werden, da so dann nur die Leute in der WiSim aktiv sind, die das auch interessiert und die sich mit dem Markt auseinandersetzen. Will ich gar nciht abstreiten, dass das auch durchaus gute Effekte haben könnte.
    Nur wie gesagt, ich bin da im Zweifel, ob das die Intention ist, und ich seh da halt auch durchaus die Gefahren bei der Sache.

    Und jetzt dachte er, sie sei wegen dieser dämlichen Wespe so aufgelöst! Axilla sah schon fast schicksalsergeben einfach nach oben in den Himmel, als ob einer der Lichtgottheiten eine Antwort für sie haben würde, wie man diesem KERL hier erklären konnte, was los war. Oder besser noch, wie man es ihm nicht erklären musste. Sie wollte es ihm gar nicht erklären! Er hatte keine Erklärung verdient, dieser grobe, blöde, egoistische Holzkopf. Sollte er doch hingehen, wo der Pfeffer wuchs, es war ihr gleich. Vollkommen gleich.
    Und er kam näher, sprach so versöhnlich mit ihr, dass es alles nur noch viel schlimmer machte. Sie wollte ihm nicht verzeihen, und schon gar nicht wegen dieser blöden Wespe. Trotzig blickte sie beiseite und schnaubte einmal, fast wie ein störrisches Muli, als er sich vor sie schob und ihr den Finger direkt hinhielt, damit sie sehen konnte, dass er sich nicht weh getan hatte. Nicht einmal dieses bisschen Gerechtigkeit bekam sie, dass es ihm ordentlich weh tat. Elender Holzkopf.
    Kurz hob sich ihre Hand, als wollte sie seine wegschieben. Aber sie berührte ihn nicht. Sie hatte ihm ihr Wort gegeben, und selbst jetzt noch hielt sie sich daran. Kraftlos ließ sie sie nur wieder sinken, ohne ihn berührt zu haben. Ihr Mund wurde kurz zu einer harten Linie, als sie das letzte bisschen Trotz in sich versammelte. Es war schwer, jemandem sauer zu sein, der so friedlich zu einem kam, aber es ging.
    “Das ist mir egal“ schnappte sie beleidigt, und sah ihn dann nach einem weiteren trotzigen Atemzug doch wieder direkt an. Nicht verträumt. Nicht bewundernd. Nur verletzt. “Was interessiert dich, was ich denke? Meine Meinung bedeutet dir nichts. Ich bin niemand.“ Die Worten taten auch dann weh, wenn sie sie selber und aus reinem Trotz heraus sagte. Und ein Teil von ihr hoffte, er würde ihr widersprechen, während der andere Teil genau darauf wartete, um mit Zorn auf seine Beteuerungen antworten zu können. Aber sie erwartete es nicht. Sie wusste nicht, was sie erwartete, sie wollte nur dieser verzweifelten Wut irgendwie Luft machen.

    Er kam näher, und immer näher. Axilla traute sich erst nicht, zu ihm hochzuschauen, aber irgendwann war er ihr so nah, dass ihr Widerstand nicht nur brökelte, sondern ganz brach. Erst zögerlich, dann doch mehr sah sie zu ihm hoch. Hoffnungsvoll. Er war so nah. Sie konnte seinen Atem riechen, mit diesem leichten Duft von Süßholz. Sie wollte kalt sein, abweisend sein, aber einen Moment lang blickte sie einfach nur in seine Augen, wie er sie so fixierte, und ihr Herz ging schneller. Bemerk es...


    Und dann zuckte seine Hand vor und wieder zurück, und wie ein kleiner Junge hielt er ihr triumphierend eine Wespe unter die Nase. Axilla hatte das blöde Vieh nichtmal bemerkt, es war auch gar nicht wichtig gewesen. Selbst wenn die Wespe sie gestochen hätte, wäre das nicht wichtig gewesen. Aber unter all den Dingen, die Vala hätte bemerken können, die er hätte bemerken sollen, war diese Wespe das einzige, was er gesehen hatte. Axilla holte einmal Luft, kämpfte nur mühsam die Gefühle nieder, die in ihr hochschwappten und sie zu überwältigen drohten. Genau da stach die Wespe ihn und beraubte sie auch noch der Möglichkeit, ihn selbst zu bestrafen – göttliche Gerechtigkeit war da kein Ausgleich für das, was er ihr just in diesem Moment gerade antat. Sie sah nur, wie er das gelbschwarze Ding zu Boden warf und zertrat, ehe er sich den Finger in den Mund steckte und sie wieder nach dem Gladiator fragte.
    Axilla sah zu ihm auf, sah ihn direkt an. Sie wusste, dass Tränen in ihren Augen standen, die aber den Göttern sei dank nicht rannen. Ihr fehlten die Worte. Wie konnte ein Mann, ein angehender QUAESTOR, der sonst so präzise, so charmant und zuvorkommend sein konnte, der sonst selbst Dinge sah, die Axilla nie aufgefallen wären, der so sehr lenken und führen konnte, wie konnte so ein Mann so verdammt blind sein?
    “Du...“ vor aufkeimender Wut und Verzweiflung fehlten ihr die Worte. Aber nur einen zitternden Moment land. “Du HOLZKOPF!“ erhob sie ihre Stimme, sicher nicht so laut wie Brocculus, aber nicht minder effektvoll. Sie schüttelte den Kopf, drehte sich von ihm weg, ging zwei Schritte. Malachi stand vor ihr und ging ihr schon aus dem Weg, aber sie blieb stehen, zitterte einen Moment vor Wut – und wusste, wie kindisch und albern sie sich benahm. Sie ist niemand..., hallten die Worte durch ihren Geist. Sie war schlicht nicht wichtig genug für ihn, als dass er irgendwas bemerken würde. Und weshalb auch sollte er das? Warum sollte sie das wollen? War doch alles egal. Vollkommen egal.
    “Ich nehme an, dass du über den Preis des Trainings verhandeln kannst. Vor allem, wenn du Gewinngelder mit dem Ludus teilst. Sofern Brocculus gewinnen kann.“ Sie drehte sich nicht um zu Vala, weil sie nicht wusste, ob sie ihn wieder anschreien würde. Sie wollte nur warten, ob er noch was zu sagen hatte, und nicht wie ein Kind davonstürmen. Wenigstens ein bisschen Würde bewahren. Ein kleines bisschen.

    Ja, Kultvereine des Silvanus erfüllten größtenteils dieselbe Funktion. Das waren auch Veteranenvereine, die sich unter Silvanus als Schutzgott zusammengeschlossen haben und sich eben gegenseitig unterstützt haben.


    Und ein Mann, der mit einem Schwert passabel umgehen konnte, fand meistens doch irgendwo Arbeit, kommt dann auf den Grad der dienstuntauglichkeit wohl an. Wenn er noch kämpfen kann, gab es doch einige Jobs, die zwar nciht immer rechtlich einwandfrei, aber sicher verfügbar waren.