Das Schweigen war wirklich unangenehm. Axilla wusste einfach nicht, was sie sagen sollte, und darüber hinaus war sie hier Gast und nicht Gastgeberin, so dass sie sich um die Unterhaltung auch nicht Gedanken machen müssen wollte. Nur nahm die Ruhe Dimensionen an, in denen sie sich doch Gedanken zu machen anfing und sich kurz noch einmal am Unterarm kratzte. Allerdings wirklich nur kurz, die empfindliche, neue Haut protestierte heftig brennend dagegen und Axilla konnte sich nur gerade so eben beherrschen, sich nicht zu verraten.
Irgendwann sagte Seiana dann doch wieder etwas, und Axilla war doch recht froh, dass sie die Worte als Einleitung der Abschiedsmodalitäten erkannte. So angenehm es insgesamt doch erstaunlicherweise war, Axilla wollte die Situation nicht ausdehnen. Das bedrückende Schweigen eben hatte doch gezeigt, dass sie beide einfach nicht auf einer Wellenlänge waren. Axilla brauchte mehr Leben, schlicht und ergreifend, und das konnte Seiana einfach nicht. “Nein, nein. Das war eigentlich schon alles, weswegen ich gekommen bin.“ Arbeitstechnische Sachen besprach Axilla meistens direkt vor Ort mit den zuständigen Schreibern und nur in dringenden Einzelfällen dann mit Seiana direkt. Aber auch das, wenn sich die Gelegenheit ergab. Dafür überfiel sie die Decima nicht zuhause. Und so war auch bei der Acta alles geklärt, so dass sie nicht einmal über die Arbeit etwas zu sprechen gehabt hätte.
“Wenn du also sonst nichts mehr hast, würde ich dann auch wieder gehen. Es gibt noch ein paar Dinge wegen den anderen Sklaven, die ich noch regeln muss, und du hast sicher auch viel zu tun und mit Katander zu bereden.“ Natürlich war es eine Flucht, aber Axillas Wohlfühlgrenze war erreicht worden, und sie glaubte nicht, dass Seiana böse war, wenn sie jetzt wieder ging.
Beiträge von Iunia Axilla
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Ad
Aulus Iunius Seneca
Cohortes UrbanaeSeneca,
sag mir bitte, wann du das nächste Mal Zeit hast, in der Casa Iunia vorbei zu schauen. Es ist etwas geschehen. Etwas schlimmes. Und ich muss mit dir reden.*
Axilla
Sim-Off: *Mach einfach irgendwo ein Thema dann auf, wann es dir zeitlich passt
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Da nun ja weniger Baupläne zu zeichnen sind und auch weniger Papier von den Buchhändlern dafür hergestellt wird, könnte man da auch die Tinte ein wenig runterschrauben? Die stapelt sich irgendwie in letzter Zeit.
Ich produzier dafür gern mehr Kosmetik oder sowas -
Eine Erklärung hatte Seiana also auch nicht. Aber zumindest machte es jetzt nicht den Eindruck, als ob das Absicht von Seiten der Decimer gewesen wäre und eine späte Rache für die Sache mit der Verlobung oder so etwas. Auch wenn man das jetzt, wo Seiana sich scheinbar wieder gefangen hatte, auch nur schwer sagen konnte. Aber Axilla glaubte nicht, dass es Absicht war, dazu war das Hilfsangebot wegen des Octaviers und der Rat, Decimus Verus zu ignorieren, zu gegensätzlich.
“Nunja, ich habe nach diesem merkwürdigen Zwischenfall eigentlich nicht geplant, ihn noch einmal irgendwo zu treffen.“ Das kaiserliche Archiv war nun nicht unbedingt ein Ort, den sie aufsuchen musste, und ansonsten hatte sie mit diesem komischen Kerl ja nichts am Hut.
Axilla nippte an ihrem Wein und überlegte, ob sie noch was sagen sollte, aber ihr fiel nichts ein. Im Grunde war sie nur vorbei gekommen, um Katander abzugeben, und das hatte sie gemacht. Weitere Pläne hatte sie nicht. Also schwieg sie einfach und wartete, ob Seiana was sagen wollte, so als Gastgeberin. -
Axilla stellte wieder einmal fest, dass sie kein Talent für Themen hatte. Irgendwie schien sie sich zielsicher von einem schwierigen Thema zum nächsten zu hangeln, ohne irgendwann einmal bei etwas anzukommen, das sie wirklich völlig ohne Einschränkungen zur seichten Konversation nutzen konnte. Eventuell sollte sie sich doch demnächst einmal ausführlicher über das Wetter unterhalten. Oder über die Beschaffenheit der Straße. Oder sowas. Aber jetzt war es schon zu spät.
“Naja, mein Ianitor berichtete mir von einem etwas... merkwürdigen Zwischenfall. Ich habe ja bereits gesagt, dass ich Tiberius Durus wegen meiner Dos beauftragt hatte und diese selbstverständlich zurückgegeben wurde.“ Dass Salinator Archias' Vermögen eingezogen hatte, hatte eine Begründung. Bei Axillas Vermögen hätte er sich da schwerer getan. Und im Römischen reich galt ja der Grundsatz, dass jede Ehepartei ihr eigenes Vermögen besaß und Vermischung dieser Vermögensstände nicht gern gesehen war. Ein Glück in diesem Fall.
“Nunja, wie es scheint, hat Decimus Verus die Dos persönlich überbringen wollen, aber in einer Art und Weise... Vielleicht übertreibt mein Ianitor auch, er hat sich doch sehr über den Procurator und sein Auftreten geärgert, aber... Allem Anschein nach wollte Decimus, dass ich meine Dos auf der Straße in Empfang nehme und dort auch nachzähle, während er mit einem Dutzend Schreibern und Bewaffneten vor der Tür stand. Was Araros natürlich abgelehnt hat. Ich meine, wir haben ein sehr schönes Atrium und ein wundervolles Tablinum.“ Abgesehen davon, dass wohl keine Dame Geld auf der Straße gezählt hätte. Noch dazu vor lauter bewaffneten Männern, die sie nicht kannte. Überhaupt, was machten die innerhalb des Pomeriums? “Mein Ianitor konnte ihn dann überzeugen, dass er das Geld einfach ins Haus bringen ließ und sich den Empfang bestätigen ließ. Aber... nunja, du verstehst sicher, wenn mich so ein Verhalten doch etwas nachdenklich stimmt.“ -
Wenn sie ihm erst vor einiger Zeit geschrieben hatte, hieß das vermutlich, dass sie erst dann einen weiteren Brief schrieben würde, wenn ihr Bruder geantwortet hatte. Bei der Entfernung und den Kämpfen in Ägypten hieß das, das könnte noch mehrere Monate dauern. Monate, die Axilla eigentlich nicht warten wollte. Aber sie konnte ja schlecht drängeln, nur weil sie Angst hatte, dass Salinator ihren Vetter unter Druck setzen würde und Pompeius Imperiosus einfach so fragen würde, ehe Axilla überhaupt Gelegenheit hatte, irgend etwas zu machen. Warum auch sollte sie einmal Glück haben? Irgendwo war immer ein Haken.
Die Frage riss sie ein wenig aus ihren Grübeleien. “Ähm, ja. War er. In Hispania allerdings, so dass ich ihn wenigstens alle paar Monate mal kurz sehen konnte.“ Sie wollte sich nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, er wäre so weit von ihr getrennt gewesen, wie Serapio von Seiana. Wobei sie vermutlich selbst diese Entfernung vergessen hätte, wenn er dann da war und sie angelächelt hätte.
Dennoch war das ein Thema, das Axilla nicht vertiefen wollte. Nicht jetzt, und nicht mit Seiana. Also musste ein anderen Thema her. Und zwar schnell. Sehr schnell.
“Mir fällt gerade noch etwas anderes ein. Ich hoffe, du fasst das jetzt nicht falsch auf, ich war nur etwas verwundert... also, ähm. Decimus Verus, der Procurator a Memoria, ist doch mit dir verwandt, oder?“ DAS war ein gutes Thema. Naja, eigentlich nicht, Seiana konnte das auch ganz schrecklich in den falschen Hals bekommen. Andererseits, viel schlimmer konnte es kaum werden als das, wie es zwischen ihnen beiden schon gewesen war. Und ALLES war besser, als sich hier ausgerechnet mit der Decima über Atticus Iunius Cassiodor zu unterhalten. -
Bilder formten sich vor Axillas innerem Auge, als Seiana ihre Hilfe mit Salinator anbot. Böse Bilder. Sehr böse Bilder. Von ihr, und Seiana, nackt im Tablinum des Vesculariers, und dieser selbst, wie er sich von beiden nahm, was er wollte. Oder sie anwies, Dinge zu tun, die ihm wohl mehr gefielen als jeder der beteiligten Damen. Auch wenn Axilla nicht wusste, wie es war, eine andere Frau zu küssen, oder intimer mit ihr zu werden. Sie erinnerte sich ja nicht einmal an den einen Kuss. Aber auch, wenn die Bilder in ihrem Kopf irgendwo aufregend waren (zumindest sofern es die weibliche Seite betraf), hatte sie nicht das Bedürfnis, dem Praefectus Urbi derart noch einmal so nahe zu kommen. Auch wenn der von dieser Aussicht sicher absolut verzückt wäre. Nicht nur die Witwe seines toten Feindes, nein, auch die Nichte seines noch lebenden Kritikers, und beide ihm zu Willen... Nein, böse Bilder. Raus aus meinem Kopf!
Zu der Sache mit dem Anschreiben und dem Brief nickte Axilla leicht lächelnd, während sie versuchte, die letzten Fetzen der Bilder loszubekommen. Die hielten sich doch recht hartnäckig. “Das wäre wirklich sehr freundlich von ihm. Und von dir. Von euch beiden.“ Vielleicht gab es ja wirklich eine adäquate Alternative zu Pompeius Imperiosus? Auch wenn ihr die Vorstellung eines jungen Mannes in ihrem Bett deutlich mehr behagte als die eines alten Kerls. Von dem sie nicht einmal wusste, wie der aussah. Imperiosus sah eigentlich ganz gut aus. Und so, wie sie ihn bisher kennengelernt hatte, war er auch sehr angenehm. Axilla konnte sich schon vorstellen, mit ihm ein paar Nachkommen in die Welt zu setzen – wobei es in ihrer Vorstellung mehr ums Produzieren eben solcher ging. Aber er war so nah mit Salinator verbandelt. Und was, wenn dieser ihm erzählte, dass er mit Axilla geschlafen hatte? Da hatte sie doch ein wenig Angst.
Dann jedoch änderte sich Seianas Gesichtsausdruck. Was an und für sich schon erstaunlich war, ansonsten sah die eher aus, als wäre ihr Gesicht eine Maske. Wie bei manchen alten Damen, die in ihrem Leben zu viel Bleiweiß aufgetragen hatten und keine rechte Mimik deshalb noch hatten. Naja, vielleicht nicht ganz so schlimm, es war nicht wirklich, dass der Eindruck entstand, sie könne ihr Gesicht nicht bewegen. Vielmehr, dass sie es nicht wolle. Und zwar immer. Nur jetzt, jetzt regte sich etwas, und Axilla kannte diesen Ausdruck. Ihre Mutter hatte den häufig gehabt, wenn es um Axillas Vater gegangen war: Sorge.
Axilla fühlte sich irgendwie peinlich berührt. Wie ein Eindringling in einen höchst privaten Raum. Sie wusste ja, wie das war. Sie erinnerte sich an die vielen Abende, die Gebete am Hausaltar, dass die Ahnen der Iunier ihre schützende Hand über ihren Vater halten mögen. Die Ungewissheit, die man eben ausblendete und gar nicht beachtete, die Angst, die man durch Ablenkung erstickte, und die nur dann und wann herauskam, gewaltig und verschlingend wie das Meer. Und dann die Momente, wenn alles vergessen war, wenn man Nachricht erhielt. Oder noch besser, wenn ihr Vater da gewesen war, und wirklich absolut nichts anderes mehr gezählt hatte. Nicht die Angst. Nicht die Monate, die er weg gewesen war. Nicht die Unsicherheit. Es zählte nur, dass er da war. Und sein Lächeln.
“Ich...“ Axilla wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. So verbunden waren sie und Seiana nicht, als dass sie mit einem 'Ich weiß, wie du dich fühlst' hätte ankommen können. Überhaupt, sie dachte nur, dass sie es nachempfinden konnte, aber sie kannte Seiana nicht gut genug, um zu wissen, ob die das auch so empfand. “Als Tribun hat er sicher viel zu tun. Mein Vater war ebenfalls Tribun und hatte nur selten die Zeit, uns zu schreiben. Und es gab auch nicht immer Boten, die eine Nachricht hätten mitbringen können. Aber er wird sich sicher bald melden. Spätestens, wenn du ihm schreibst und daran erinnerst, dass er mal wieder schribien könnte.“ Trotz der gedrückten Stimmung brachte Axilla den letzten Satz sogar recht fröhlich heraus. -
'Bedauerlich' war nicht das Wort, das Axilla im Zusammenhang mit dem eingezogenen Erbe durch den Kopf ging. 'Bedauerlich' war noch nicht einmal die höfliche Form davon. Wenn sie es höflich formulieren hätte müssen, wäre 'furchtbar' wohl noch unter den Worten gewesen, die man in einer normalen Konversation sagen konnte.
Was hatte Archias sich nur dabei gedacht? Wieso, wieso, wieso hatte er Salinator noch beleidigen müssen? Wieso? Hat er gedacht, das sei witzig? Hatte er gedacht, dass dieser ihm nach dem Selbstmord sowieso nichts mehr antun konnte? Axilla fand es einfach nur egoistisch, und nicht mutig oder gar lustig. Es war feige von Archias gewesen, so etwas erst vor seinem Tod zu sagen und dann alle Probleme hinter sich zu lassen, so dass Axilla nun diejenige war, die mit den Konsequenzen leben musste. Mehr noch. Als sie versucht hatte, die Konsequenzen abzumildern, hatte sie für Archias Dummheit die Rechnung zahlen müssen. So sehr, dass sie mittlerweile nicht wusste, ob sie es noch einmal versuchen sollte. Sie hatte Angst, was Salinator fordern mochte.
“Tiberius Durus meinte, ich solle aufgeben, das Erbe bekommen zu wollen. Das war allerdings schon, bevor ich zu Salinator gegangen bin und er letztendlich die Sklaven herausgegeben hat. Und ich bin mir nicht sicher, was das angeht. Ob ich es wirklich einfach bleiben lassen soll.“ Sie seufzte einmal und sah sich einfach im Tablinum um. War wirklich lange her, dass sie hier gewesen war.Aber bei der anderen Sache fragte Axilla sich schon, ob sie sich wirklich neutral positionieren konnte. Eigentlich hatte sie gedacht, dass der Octavier aufgrund seines Klientenverhältnisses zu Livianus eine recht deutliche Position gegen Salinator einnehmen würde. Doch wie man hörte, hatte sich Livianus zurückgezogen, um seinen Lebensabend in Hispania zu verbringen. Gut und schade zugleich, sonst wäre Axilla noch auf die Idee gekommen, ob er nicht vielleicht eine Ehefrau gebrauchen könnte. Das wäre definitiv eine klare Positionierung gegen Salinator gewesen.
“Das wäre wirklich sehr nett, wenn du das machen könntest. Also, erst einmal pro forma, ohne konkretes Angebot, versteht sich.“ Das würde ohnehin Seneca dann unterbreiten müssen.
Bei dem Gedanken an ihren Vetter bekam Axilla ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Vielleicht war es gefährlich, diesen schritt in Erwägung zu ziehen. Gefährlich für sie, gefährlich für ihn. Was hatte der Präfekt gleich gesagt? Ihr Vetter würde tun, was er will. Axilla konnte nur hoffen, dass Salinator das Ganze schlicht vergessen hatte und Seneca nicht zu irgendwas aufforderte. Kurz kratzte sie sich in einer Übersprungshandlung doch am Unterarm, und bereute es sofort, als die Haut wie verrückt zu brennen anfing. Kurz verzog sie schmerzend das Gesicht und rieb sich über die brennenden Hautstellen, um diese zu beruhigen.
“Ich hoffe, deinem Bruder geht es gut? Kämpft er auch im Süden?“ Irgendwas musste Axilla noch sagen, und das andere Thema war so schwer und mit so vielen unangenehmen Gedanken verbunden. Und wenn sie schon einmal hier war und sich mit Seiana unterhielt, konnte sie auch versuchen, dieses zart geknüpfte Band ein wenig zu intensivieren. Sie hatte sie beim Cognomen genannt und wollte für sie den Octavier fragen. Oder ihren Bruder über die Absichten des Octaviers, so genau hatte Axilla das nicht verstanden, wen Seiana mit 'ihn' meinte. So oder so sah es danach aus, als würde nach einem Jahr ihr Verhältnis vielleicht langsam ein klitzekleines bisschen besser. -
Axilla nickte, und es hatte etwas resignierendes an sich. “Ja. Das ist sein Testament. Und ich schwöre bei Iuppiters Stein, dass ich nicht ein Wort beim Abschreiben verändert habe.“ Auch das klang resignierend und absolut nicht so feierlich, wie ein Schwur eigentlich hätte sein sollen. Aber es war ja auch eigentlich zum heulen, wenn man sich ansah, was aus Archias geworden war. Wobei Axilla sich fragte, ob er nicht schon immer so gewesen war, sie es nur nicht gesehen hatte. Nicht hatte sehen wollen. Er war ja auch wirklich lustig gewesen, und so unkompliziert, und... hach, bei den guten Seiten konnte man die schlechten fast vergessen. Aber auch nur fast.
Und jetzt dieses Testament. Er schrieb zwar, dass er sie liebte, aber seine Taten darin sprachen eine andere Sprache. Alles von wirklichem Wert, was ihr als Witwe erst einmal über die Runden geholfen hätte, was ihren Wert gesteigert hätte, all das hatte er anderen vermacht. Um genau zu sein hatte er ihr nur die Brotkrumen vom Tisch hinterlassen. Das Geld sollte die Acta bekommen. Aber nur, wenn sie Rätsel ausschrieb, was schon von seiner Verrücktheit an sich zeugte. Seine Ländereien Piso, der diese nicht erben konnte, da er nicht binnen hundert Tagen nach seinem Tod verheiratet gewesen war, geschweige denn Kinder gehabt hatte. Von den Betrieben sollte sich Seiana einen aussuchen, welchen sie wollte. Und die Decima wäre ja dumm gewesen, nicht den lukrativsten zu wählen. Und Axilla? Sollte das kriegen, was die anderen nicht wollten. Die übrigen Betriebe. Die, die keinen Gewinn abwarfen. Kein Geld. Kein Land. Nur mühselig laufende Betriebe, die mehr kosteten, als sie einbrachten. Und Axilla wusste das genau, sie kannte ja die Bücher. Welches Zeichen von Liebe war das also?Aber wenigstens schluckte Seiana die Lüge mit Salinator, wenngleich sie irgendwie verärgert zu sein schien. Und das, obwohl Axilla sich dieses Mal wenigstens wirklich nichts vorwerfen konnte. Einmal im Leben hatte sie alles richtig gemacht.
“Naja, ich denke einfach, er wollte seine Ruhe. Oder...“ Ja, warum eigentlich sollte sie es nicht erzählen? Das eine hatte mit dem anderen, das sie verschweigen und vergessen wollte, ja nichts zu tun. Im Gegenteil, Seiana konnte ihr vielleicht sogar noch ein wenig weiterhelfen. “Ich habe erwähnt, dass ich wieder heiraten möchte, und habe in diesem Zusammenhang Pompeius Imperiosus genannt.“ Seiana kannte den Pompeier ja auch. Auch wenn der mit wenig netten Worten im Testament bedacht wurde – und Axilla da nicht einmal wusste, was der getan hatte, um diese Worte zu verdienen. Aber da war ja die Geschichte bei der Feier gewesen, zu einer Zeit, wo noch alles in Ordnung war und Archias mit Seiana verlobt, ein Abend, an den Axilla sich gar nicht mehr erinnerte und auf dem sie angeblich Seiana geküsst haben sollte. Sie selber wusste nichts mehr davon, aber sie hatte es Archias geglaubt. Und sie würde sicher nicht Seiana fragen, ob das stimmte, was ihr verrückter Mann ihr erzählt hatte! Erst recht nicht jetzt! “Und Vescularius war wohl so einer Bindung durchaus positiv gestimmt, da das ja sein Klient ist. Aber... also, ich habe mir überlegt, dass vielleicht eine Bindung, die etwas... ähm... gegensätzlicher ist, nicht unbedingt schlecht wäre.“ Ihr viel kein diplomatischeres Wort ein für das, was sie meinte. Aber es war ja ein offenes Geheimnis, dass Livianus ein scharfer, politischer Gegner von Salinator war. Nicht zuletzt wegen der Fadenscheinigen Anklage durch Octavius Macer. “Und da dachte ich... du weißt nicht zufällig, ob Octavius Dragonum sich momentan mit Gedan ken in die Richtung trägt? Also, heiraten, mein ich? Er ist ja Klient von deinem Onkel, und... kennst du ihn? Also, Octavius?“ -
Ach, sie auch? Axilla fragte sich, wem er denn noch alles geschrieben hatte. Bislang wusste sie von ihrem Brief, der sehr unorthodox überbracht worden war, dann den an Salinator natürlich und nun noch einer an Seiana. Vermutlich hatte Piso auch einen erhalten, und vielleicht benahm der sich deshalb seit Archias' Tod doppelt arschig. Auch wenn der Brief, den sie selbst erhalten hatte, sehr nach Vergebung geklungen hatte – wenngleich Axilla sich auch nichts vorzuwerfen hatte, was vergeben werden müsste – konnte sie sich schon gut vorstellen, was Archias über sie und Vala geschrieben haben mochte. Sein Testament zeigte das ja auch deutlich. Sehr deutlich.
Oh, aprospos. Axilla ließ sich von Katander noch die mitgebrachte Wachstafel geben, auf der sie das Testament abgeschrieben hatte, extra für Seiana. Sogar vollständig – so lang war es ja auch nicht – obwohl einige Stellen nur zu gern von ihr ausradiert worden wären. Aber irgendwie hatte sie doch noch Respekt vor dem letzten Willen eines Menschen, selbst wenn dieser Mensch verrückt war. Und außerdem wusste Axilla nicht, ob sie Seiana nicht noch sagen musste, dass Archias verrückt war, wofür sein Testament ein gutes Indiz war. Und so setzte sie sich auf den ihr gebotenen Platz, während Katander schon in der Casa Decima verschwand. Er hatte nicht ein Wort mehr gesagt.
Axilla setzte sich also und wartete, bis ihre Gastgeberin dasselbe tat, um das Gespräch aufzunehmen. Allerdings schnitt sie da gleich ein Thema an, bei dem Axilla etwas betreten beiseite schaute und instinktiv die Beine näher zu sich zog. Am liebsten hätte sie sie hochgenommen, aber das ließ sie doch bleiben. Es sollte keiner wissen, was genau geschehen war, noch nicht einmal Verdacht sollte jemand schöpfen. Schon gar keine Frau, und erst recht nicht Seiana. Nein, das würde sie nur Seneca gestehen, und dann nicht mehr davon sprechen.
“Es ist auch noch beschlagnahmt. Die Betriebe, die Grundstücke, das Geld... alles. Nur nicht die Sklaven.“
Sie hielt noch immer die Wachstafel in ihrer Hand, mit der sie unterbewusst ein wenig herumgespielt hatte. Als der Holzrahmen ihren Schenkel berührte, erinnerte sie sich wieder daran, und reichte sie Seiana. “Oh, hier ist noch das Testament. Ich dachte, vielleicht willst du es lesen. Ich weiß ja nicht, was Archias dir so geschrieben hat, bevor er... hrrm... du weißt schon.“ Bevor er gemeint hatte, dass fliegen schön sei und die Aussicht vom Tarpejischen Felsen so phantastisch, dass man es dort üben müsse. “Mir hatte er auch noch etwas geschrieben, aber das war sehr... wirr.“ Im Grunde hatte er von Dingen geschrieben, die er weder gesehen noch gehört haben konnte und die so nie gewesen waren. Was ein weiteres Indiz für Axilla war, dass er einem Wahnsinn anheim gefallen sein musste. Eine andere, vernünftige Erklärung gab es für sein Verhalten in den letzten Monaten vor seinem Tod nicht.
“Naja, auf jeden Fall hatte Vescularius ja Archias komplettes Erbe eingezogen, unter anderem auch meine Dos. Deshalb habe ich Tiberius Durus beauftragt, das als Advocatus einmal anzusprechen. Ich dachte, das wäre eine gute Idee, weil er ja Senator ist und Pontifex und Patrizier und so. Und eigentlich wollte ich, dass er auch das Erbe anspricht, was er aber wohl nicht getan hat. Also habe ich selbst Vescularius angesprochen, zuerst ohne Erfolg. Salinator hat mich ausgelacht, um ehrlich zu sein.“ Betreten sah Axilla beiseite. Lügen war schwer, Halbwahrheiten waren einfach. Sie ließ einfach essentielle Teile aus. Irgendwie ging das schon. “Aber vor drei Tagen stand dann doch ein Sklave von Vescularius vor der Tür und hat mir die Sklaven gebracht. Vielleicht hat der Praefectus gedacht, dass ich dann Ruhe gebe. Ich weiß es nicht.“
Axilla zuckte die Schultern und sah nun erstmalig wieder zu Seiana. “Auf jeden Fall wollte Archias, dass du Katander bekommst, und... ich finde, es ist auch richtig so.“ -
Ein ganz klein wenig nervös war Axilla schon, als sie die Casa Decima betrat. Sie hatte sie nicht mehr betreten seit... Axilla wusste gar nicht mehr, wann es das letzte Mal war. Als sie sich bei Seiana zu entschuldigen versucht hatte wegen der Sache mit der geplatzten Verlobung, glaubte sie. Das musste schon ewig her sein. Das war noch vor ihrer Hochzeit mit Archias gewesen. Damals hatte Leander noch gelebt und sie begleitet...
So betrat sie das Tablinum mit Katander bei sich, während Malachi an der Porta wartete, wie es sich gehörte. Sie hätte ja auch Katander dort gelassen, wenn es nicht um ihn gegangen wäre bei dem Gespräch, das sie führen wollte. Und sah auch gleich, wie Seiana darauf reagierte. Da fiel ihr fast beiläufig auf, dass Seiana sie beim Cognomen genannt hatte und nicht beim Gentilnomen wie sonst immer. Vielleicht wurde ihr Verhältnis ja doch langsam besser? Dennoch war Axilla nervös und wollte sich gerade verlegen am Unterarm kratzen, als sie fühlte, dass das eine blöde Idee war. Seit einem Tag war der Verband nun weg und der Schorf heruntergeschruppt. Die Haut darunter war noch rosa und dünn und empfindlich. Zum Glück wurde das von den Ärmeln ihres Kleides verdeckt. Also ließ sie es besser und statt dessen ließ sie die Arme einmal in einer hilflosen Geste ausschwingen.
“Salve, Seiana“, erwiderte Axilla die Begrüßung, ebenfalls mit Cognomen. Vielleicht hatte es ja wirklich etwas zu bedeuten gehabt, und da wollte sie ganz sicher jetzt nicht die Unnahbare spielen und förmlich korrekt und höflich distanziert bleiben. “Ähm, ich bin gekommen, um dir Katander zu bringen. Ich... weiß grade gar nicht, ob du Archias' Testament kennst. Ich hab dir auch eine Abschrift mitgebracht, und... naja, auf jeden Fall sollst du Katander bekommen. Ich weiß ja, dass du nicht erben kannst, weil du nicht verheiratet bist...“ Bei den letzten Worten wurde Axilla immer leiser und nuschelte mehr, als dass sie sprach. Denn dieser Umstand war ja nach wie vor der Tatsache geschuldet, dass Archias Axilla geheiratet hatte und nicht Seiana. “Aber ich denke, dass es so richtig ist. Ich... ähm, werde das mit Archias Verwandten dann klären, falls es da Probleme geben sollte, da stehe ich dann dafür gerade.“ Irgendwo hatte Archias wohl noch einen Cousin, den Axilla aber nicht kannte. Aber wegen einem Sklaven sollte der hoffentlich keinen Aufstand machen. Und ansonsten gab Axilla ihm einfach einen anderen vom Markt. Der kannte Katander ja gar nicht, für den war das nur ein Name. -
Es waren einige Tage vergangen, seitdem Axilla die aelischen Sklaven erhalten hatte. Die euphorische Freude war doch sehr schnell einem Gefühl von tiefer Scham gewichen, und sie entschuldigte sich vielfach dafür, dass es so lange gedauert hatte. Vor allem bei Katander. Fast ausschließlich bei Katander, mit dem Axilla sich unterhalten wollte. Nur wollte er das nicht. Er war nicht wirklich böse oder unhöflich, aber er antwortete sehr ausweichend und Axilla war einfach zu feinfühlig, um es nicht zu bemerken.
Und so hielt sie die Phase, in der sie nicht entschied, was zu tun war, sehr kurz. Im Grunde gab es da auch gar nicht viel zu entscheiden, denn sie wusste ja, was richtig war. Und egal, wie sie auch zuletzt ihrem Mann gegenüber empfunden haben mochte, sie würde seinen letzten Willen zumindest in diesem Punkt nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen.Und so war sie zur Casa Decima Mercator gekommen, Malachi zum Schutz und Katander im Schlepptau, und ließ anklopfen. Als die Tür sich öffnete, sagte sie selbst dem Ianitor, was sie wollte.
“Salve. Ich bin Iunia Axilla und möchte gern mit Decima Seiana sprechen.“ -
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Na also, warum nicht gleich so? Araros ließ die Kiste von zwei Sklaven ins Haus tragen, kurz im Hausflur und nicht mitten auf der Straße öffnen. Nachzählen musste er jetzt nicht, wenn etwas falsch wäre, würde man sich schon an entsprechender Stelle beschweren. Dann siegelte er das Wachs. “Vale“, verabschiedete er den etwas absonderlichen Procurator dann noch höflich.
Sachen gab's, die gab es gar nicht. Leute, die auf Gespräche auf der Straße bestanden, dann aber eben jene nicht im viel gemütlicheren und weniger verregneten Atrium führen wollten. Soldaten innerhalb des Pomeriums. Scheinbar legte keiner mehr wert auf vernünftige Gespräche, Verrohung, wohin man sah. O tempora, o mores!
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So langsam bekam Araros Kopfschmerzen. Redete er punisch? So begriffsstutzig konnte ein einzelner Mann doch eigentlich gar nicht sein.
“Wie ich bereits sagte“, fing Araros noch einmal an, extra langsam und zum mitschreiben. “... ist meine Herrin krank und wird nicht vor die Tür kommen. Wenn du eine Empfangsbestätigung brauchst und meinst, dass es nicht genügt, wenn ich das Siegel der Iunier auf deine Wachstafel drücke...“ Wie er es bei zig anderen Boten, die Waren anlieferten, ja schließlich auch machte! “...werde ich sie fragen, ob sie dich empfängt. Allerdings ist es definitiv weder recht noch billig, auf der Straße Geld zu zählen! Erst recht nicht für eine römische Dame.“ Man war hier ja nicht auf dem Viehmarkt. Und selbst da brachte ein Bote später das Geld für die Waren, die eine Dame kaufte. Diese pflegten aufgrund der Diebstahlgefahr meist nicht Geld mit sich herumzutragen.
"Wenn du also schnell weiter willst, schlage ich vor, ich quittiere dir den Empfang und damit hat sich die Sache." -
Das war es schon? Einfach nur eine Unterschrift, und das war es? Keine Fallen, keine Forderungen? Nicht einmal ein kurzer Satz von Salinator mit irgendeiner Bemerkung? Gar nichts? Das war... Axilla wusste nicht, wie das war. Ein Teil von ihr wartete noch immer auf den Haken an der Sache. Wenn etwas zu schön war, um wahr zu sein, war es das meistens nicht. Aber der Sklave hier verabschiedete sich, ohne wenn und aber.
“Ähm, dann... Vale. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag. Und danke nochmal!“ Axilla war immernoch reichlich durcheinander, aber die Freude über diesen kleinen Sieg überwog die getrübte Stimmung wegen eines toten Sklaven, den sie im Grunde gar nicht gekannt hatte. -
[Blockierte Grafik: http://img39.imageshack.us/img39/9646/araros.jpg]
“...zu sagen, wenn er sich ungehobelter benimmt als der schlimmste barbarische Pöbel? Durchaus.“ Araros war sich nicht zu schade, den Satz des Procurators zu beenden. Auch wenn dieser in seinem Alter mittlerweile rudimentäre Manieren sein Eigen nennen sollte, war sich Araros nicht zu schade, den Teil von dessen Erziehung zu übernehmen, den Decimus' Eltern offensichtlich von wilden Tieren hatten übernehmen lassen.
“Wenn du mir als Ianitor“ Und damit in einer hohen Vertrauensposition des Hauses stehend “nicht traust, würde ich vorschlagen, dass du wie ein zivilisierter Mensch darum bittest, ob sie dich empfängt.“ -
Leider, leider hatte der Flavier wohl doch genauer zugehört, als Axilla das eigentlich gesagt hatte. Und so bekam seine hochgezogene Augenbraue ein entschuldigendes und eindeutig peinlich berührtes Lächeln als Antwort, als er noch einmal nach den Nymphen fragte. Sie konnte ja nichts dafür, dass Flaccus da so ein Faible für die Wald- und Wiesengeister zu haben schien, dass ausgerechnet das ihr Thema gewesen war. Wobei sie sich auch nicht unbedingt gegen dieses leichte Thema gewehrt hatte und gern auch neckisch darauf eingestiegen war. Und so nickte sie nur mit einem kurzen, schüchternen Blick und war nur allzu froh, dass das Thema doch nicht weiter vertieft wurde.
Wenngleich die Freude nur kurz hielt. Gracchus war zwar durchaus so gnädig, das Gesprächsthema auf die scheinbar sicherere Sponsalia zu verlagern, allerdings suchte er überaus zielsicher das Thema aus, über das Axilla am liebsten geschwiegen hätte. Oder besser gesagt, eines der Themen. Immerhin war ja durchaus noch mehr vorgefallen, über das Axilla nicht so gerne sprach. Wie Piso betrunken und in schwarz gekleidet zu ihr gekommen war und sie angepöbelt hatte, das Gespräch mit Flaccus damit unterbrochen hatte, ehe er sich taumelnd verabschiedet hatte, beispielsweise. Oder auch, dass sie Vala hinterhergelaufen war, was vielleicht auch der ein oder andere gesehen haben mochte. So im Nachhinein betrachtet war es wohl eine Schnapsidee gewesen, das Thema der Sponsalia als Ablenkungsmanöver anzuschneiden.Aber hinterher war man ja immer schlauer. In der Gegenwart stand Axilla nun vor der Aufgabe, eine passende Antwort zu geben, während sie noch gleichzeitig über die exakte Bedeutung des Wortes 'allfällig' nachgrübelte und kurz überlegte, ob 'Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt schon allfällig tot' eine inhaltlich korrekte Erwiderung darstellte.
Etwas verlegen wanderte ihr Blick wieder zu den grünen Rasenflächen, während ihre Beine in einer mädchenhaften Bewegung kurz über den Kies zu ihren Füßen scharrten, als sie diese näher zur Bank zog. “Nein, hast du sicher nicht. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits verwitwet und die Trauerzeit für meinen Ehemann vorüber.“ Plusminus ein paar Tage, so genau nahm Axilla das nicht. Nachdem Archias ihr in den letzten Monaten vor seinem Freitod das Leben alles andere als leicht gemacht hatte, sie eingeengt hatte und sie sich zuletzt dazu entschlossen hatte, sich scheiden zu lassen, ungeachtet der Konsequenzen, war sie zwar durchaus traurig über seinen Tod gewesen, aber nicht so sehr, als dass sie zehn lange Monate nur in Sack und Asche herumgelaufen wäre, weil sie selbst sich ins Reich der Toten an seine Seite gesehnt hätte.
Aber Axilla führte das Thema nicht von sich aus näher aus. Wenn es Gracchus interessierte – oder er schlicht nicht merkte, dass sie sich bei dem Thema nicht besonders wohl fühlte – stand zu befürchten, dass er weiter nachfragte. Aber sie musste nicht von sich aus tiefer in die Materie vordringen, als unbedingt notwendig.Leider erwies sich das Ausweichthema aber als nicht minder schwierig. Oder aber der Flavier hatte einfach ein natürliches Talent dafür, genau das zu fragen, was nur mit sprachlichem Feingefühl als absolut harmlos und unbedeutend hingestellt werden konnte. Auf der anderen Seite hatte Axilla vielleicht auch nur ein Talent dafür, sich außerhalb der Etikette zu bewegen und damit irgendwie durchzukommen. Ihr lag Chaos schon immer näher als Kosmos, und irgendwie funktionierte es ja dennoch.
“Wir haben uns eher zufällig getroffen, bei... Spielen.“ Axilla war eine miserable Lügnerin, aber Halbwahrheiten beherrschte sie meist ganz gut. Dennoch zögerte ihre Stimme kurz, ehe sie ein klein wenig flunkerte, wobei die Halbwahrheit auch nicht unbedingt besser wäre. Sicher, ganz Rom schaute sich spiele an, aber hauptsächlich das männliche Rom und nicht sittsame Bürgerinnen. Wobei niemand behauptet hatte, sie und Nigrina wären sittsame, brave Hausmütterchen. Dennoch war es Axilla ein wenig peinlich, immerhin wollte sie Nigrina nun auch nicht schlecht bei ihrem Verwandten dastehen lassen. “Und wir kamen zufällig ins Gespräch, da unsere beiden Custodes Corporis einen ähnlichen Hintergrund teilen.“ Oder anders, beide trainierten beim gleichen Ludus. Da sich eine römische Bürgerin im allgemeinen aber wegen möglicher Gerüchte nicht mit Gladiatoren abgeben sollte – auch wenn solche zu besitzen, gerade als Wächter, durchaus in Mode war und sie nützlicher waren als deliciae, die in etwa denselben modischen Standard erfüllten – vermied Axilla es, das so direkt anzusprechen. “Und ich muss sagen, sie ist wirklich eine sehr angenehme Gesprächspartnerin gewesen. Sehr humorvoll und intelligent.“ Oder anders, sie hatten sich nicht über Wetter, Frisuren und den neuesten Schnitt der Kleider unterhalten, was Axilla insgesamt sehr langweilig fand. -
Bei diesen Worten erhielt Axillas Freude noch einmal einen ganz ordentlichen Dämpfer. “Ge... gestorben?“ echote sie etwas verwirrt, ehe ihr wieder einfiel, dass sie Fassung zu wahren hatte. Wenigstens ein bisschen.
“Ja, gut, ich denke, die anderen werden es mir schon berichten können. Danke für deine Mühen. Also, mit dem Prüfen und der Liste und dem Vorbeibringen.“ Es gab nicht wenige Leute, die meinten, man solle sich niemals bei Sklaven bedanken, aber Axilla war nunmal dankbar. “Benötigst du sonst noch etwas von mir? Willst du vielleicht was trinken?“ Vor lauter Aufregung hatte sie ganz vergessen, ihm etwas anzubieten. Auch wenn er technisch gesehen kein richtiger Gast war. -
Der Sklave hielt ihr eine Wachstafel hin, und Axilla überflog geradezu gierig die Namen. Glaucias, Hipparchia, Iotape, Katander... Ein deutlich sichtbarer Ruck ging durch Axilla, als sie den Namen las, und sie hatte keine Chance, ihre Fassung gänzlich zu bewahren. Sie hatte die Hoffnung schon völlig aufgegeben, und da stand der Name, ganz deutlich im Wachs. Beinahe hätte sie die Tafel fallen lassen, und die freie Hand musste erst einmal ein paar Tränen, die sich ungehöriger Weise gelöst hatten, von ihren Wangen wischen. Aber einen Moment lang war Axilla einfach so erleichtert. So unendlich erleichtert. Sie hatte sich so furchtbar und schrecklich gefühlt, so missbraucht und geschunden, so schlicht hoffnungslos. Und jetzt hatte sie da einen kleinen Erfolg. Kein Vergleich zu dem Preis, den sie gezahlt hatte, aber dennoch einen wunderbar süßen, erhabenen Erfolg. Ein Wunder.
“Tut mir leid, ich... ich freu mich nur so.“ Es war unglaublich ehrlich, aber alles andere hätte der Sklave ihr vermutlich sowieso nicht geglaubt bei dem Lächeln, das in ihrem Gesicht war. Mit zittriger Hand setzte sie ihre Unterschrift auf die Wachstafel und gab sie dem Sklaven zurück. “Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich... kannst du dem Paefectus von mir danken und sagen, dass ich mich wirklich sehr gefreut habe über seine Großzügigkeit?“ Es war ein Wunder. Ein verdammtes Wunder. Ein kleiner Funke Hoffnung in tiefster Schwärze.
Und es dauerte einen Moment, bis der Rausch verflog und Axilla etwas anderes auffiel, was sie noch fragen wollte. “Du weißt nicht zufällig, was mit dem Sklaven Perisander ist? Er stand nicht auf der Liste.“ Dass der tot war, konnte Axilla ja nicht wissen. Sie dachte viel mehr, dass Salinator ihn vielleicht weiterverkauft hatte, immerhin war der Mann gebildet gewesen und der neueste unter Archias' Sklaven. -
Opfer ausschreiben und die Zutaten dem CD verkaufen. Ich leier Durus pro ausgeschriebenem Opfer 5 Tauschopfer aus der Tasche
Ist nicht wirklich viel Arbeit, auch "fremdländische" Opfer gehen, wenn sie vernünftig geschrieben sind und bei der Menge reicht das für einen stabilen Balken für einen Monat immer.
Ich nehm auch an, dass grad nur deshalb keine Opfer da sind, weil Durus abwesend ist.(Und für alle Faulen bin ich mal nett und stell mal zusammen, was man so braucht:
Also im Grund kann man sich aus Blumen, Obst, Gebäck, Landwein, Falerner, Lämmern, Ferkeln, Kälbern und Rindern jede Menge basteln und unterstützt damit noch die heimische Landwirtschaft
Nur muss man halt was dafür SimOn tun und darf net warten, bis es in der WiSim auftaucht