Beiträge von Iunia Axilla

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    Nach der Sache mit dem Procurator a Memoria war Araros misstrauisch. Gerade, wenn es um Nachrichten vom Stadtpräfekten ging. Aber diesmal waren es nicht bewaffnete, grobklotzige Kerle, sondern Sklaven, Frauen und Männer, die hier aufmarschiert waren, und ein überaus höflicher Sklave, der wie es sich gehörte um einen Empfang bat. Vielleicht sollte man den Stadtpräfekten nicht zweimal in einer Woche verärgern.
    “Meine Herrin ist krank. Ich werde fragen, ob sie dich empfängt. Tritt bitte ein.“ Araros machte ihm Platz und ließ ihn ins Vestibül kommen, ehe er los ging, um seine Herrin zu fragen.


    Es dauerte nicht lange, bis er wieder zurück war. “Meine Herrin empfängt dich im Atrium. Hier entlang, bitte.“

    Araros hatte gesagt, dass ein Sklave von Salinator gekommen war, um ihr die Sklaven von Archias zurück zu geben. Zuerst hatte sie gedacht, sie höre nicht richtig, dann aber hatte sie ihm mit einem aufgeregten “Dann lass ihn rein!“ durch die Gegend gescheucht.
    Ihr Herz klopfte aufgeregt, während sie im Atrium wartete, und als Araros mit dem älteren Sklaven ins Atrium kam, stellte sich Axilla kurz auf die Zehenspitzen, um über beide hinweg zu den Sklaven zu sehen. War Katander dabei? Sie betete zur gütigen Mutter Isis, dass er dabei war – auch wenn Axilla nicht wusste, ob die überhaupt der richtige Ansprechpartner war. Oder zuhörte. Aber so schnell konnte sie nichts sehen, und sie musste ja höflich bleiben.


    Sie hoffte nur, dass sie repräsentabel genug war. Wie war etwas blass, und hatte nicht unbedingt das aufreizendste Kleid an. Dafür hatte dieses lange, großzügige Ärmel, so dass der dünne Verband darunter unsichtbar war. Nach wie vor war dieser zwar unnötig, aber Axilla ließ ihn den sorgenvollen Gesichtern um sich herum zuliebe an. Auch wenn der Schorf, der sich mittlerweile gebildet hatte, wie verrückt juckte und zum kratzen aufforderte.
    “Salve, Pericleitus. Der Praefectus Urbi schickt dich?“ begrüßte sie den Sklaven unsicher und aufgeregt und fiel gleich mit der Tür ins Haus.

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    Procurator a Memoria also. Bewaffnet mit einigen Schreibern und noch mehr Wachen, und die Art und Weise, wie er sich hier vor der Tür aufbaute, ließ nichts Gutes erahnen. Noch dazu seine Wortwahl. Er befahl seine Herrin vor die Tür. Vor die Tür! Eine römische Dame empfing Besuch nicht vor der Tür, schon gar nicht eine aus einem so alten Haus! Selbst Kaiser hätten genug Anstand, sich selbst ins Haus einzuladen und nicht für alle Nachbarn öffentlich etwas vor der Haustür ohne den Schutz des Gastrechtes auszutragen. Innerhalb eines Hauses jemanden zu erschlagen war Frevel, seinen Gastgeber zu erschlagen doppelter Frevel. Auf der Straße war es etwas anderes. Und so viele Wachen, wie hier aufmarschiert waren, stand eben das zu befürchten, oder zumindest, dass seine Herrin verhaftet und abgeführt werden sollte wie eine gemeine Verbrecherin. Eine Iunia!
    Und da nahm Araros seine Funktion als Ianitor sehr ernst. Ihm oblag es nicht nur, Besuch hereinzulassen, sondern auch, Gefahr von seinen Herren abzuwenden und nicht durch die Tür zu lassen.
    “Meine Herrin ist krank, und sie wird nicht vor die Tür treten. Und einer römischen Dame befielt man nicht wie einem Peregrinus bei der Ala. Wenn du einen Befehl vom Stadtpräfekten hast, werde ich ihn ihr gerne übermitteln. Aber sie wird nicht nach draußen kommen.“
    Öffentliche Demütigungen gehörten ganz definitiv zu den Dingen, die Araros nicht zulassen würde. Und etwas, wovon er gedacht hätte, dass selbst ein Vescularius Salinator davor zurückschrecken würde.

    Und sie schrieb. Oder versuchte es zumindest. Sie fühlte sich so durcheinander, aber es gab so vieles, was sie machen sollte, machen musste. Das erste, was ihr einfiel, war die mögliche Ehe. Aber nicht mit Imperiosus, der ja Salinators Klient war. Vor allem, weil letzterer mit ersterem einverstanden war. Nein, sie wollte weg. Weiter weg. VIEL weiter weg. Und so versuchte sie sich an einem Brief an Octavius Dragonum.


    Iunia Axilla Octavio Dragono s.d.


    Wir kennen uns nicht, und verzeih, wenn ich dir unaufgefordert schreibe. Ich suche einen Mann, und wollte dich fragen, ob du geneigt bist, über eine Verbindung zum Haus Iunia nachzudenken.
    Als Mitgift könnte ich dir ein Grundstück in Etruria bieten, fruchtbares Land und



    “Das ist doch alles scheiße...“ meinte Axilla zu ihrem Geschriebenen und wischte es aus. Sie versuchte es noch zwei, drei Mal, aber es kam nichts vernünftigeres dabei heraus.
    Schließlich ließ sie den Kopf auf die Tischplatte sinken und weinte noch einmal. Sie wollte gar nicht zu einem alten Kerl, den sie noch nie gesehen hatte und den sie nicht kannte. Sie wollte zu jemand anderem.


    In Tränen aufgelöst wischte sie die Wachsplatte wieder glatt und schrieb, was sie eigentlich schreiben wollte.




    Vala


    ich brauche dich. Komm zu mir. Bitte. Es ist was schlimmes passiert, und ich will dich bei mir haben. Hilf mir. Beschütz mich. Bitte.


    Es folgten noch drei weitere Worte, die aber ebenso ausgelöscht wurden wie der Rest des Geschriebenen. Axilla ist niemand, hallten seine Worte durch ihren Kopf wie Hammerschläge, und sie weinte noch einmal heftiger. Wieso konnte sie nicht einfach aufhören, an ihn zu denken? Gerade jetzt! Er würde sie doch so auf keinen Fall mehr haben wollen. Er hatte sie davor ja schon nicht haben wollen, warum sollte er das jetzt?
    Und trotzdem war er der Mensch, den sie jetzt als einzigen auf der ganzen Welt lebenden bei sich haben wollte. Und der einzige, den sie nicht darum bitten konnte.


    Nach einer Weile hatte sie sich beruhigt und nahm noch einmal die Tafel. Sie schrieb nur eine kurze Nachricht darauf.



    Ad
    Aulus Iunius Seneca
    Cohortes Urbanae


    Seneca,


    sag mir bitte, wann du das nächste Mal Zeit hast, in der Casa Iunia vorbei zu schauen. Es ist etwas geschehen. Etwas schlimmes. Und ich muss mit dir reden.


    Axilla

    Axilla lag auf ihrem Bett auf der Seite und starrte vor sich hin. Man hatte ihr eine frische Tunika angezogen und ihr die Arme verbunden. Nicht, dass letzteres nötig gewesen wäre. Sie hatte sich blutig gekratzt, aber dennoch waren es nur Kratzer. Es würden keine Narben zurückbleiben. Als Kind hatte sie sich schlimmer aufgeschrappt, wenn sie auf dem Kiesweg vor dem Haus hingefallen war. Obwohl der Verband dünn war, nässte er nicht einmal richtig durch. Axilla schätzte, dass sie das eher davon abhalten sollte, weiter zu kratzen. Sie atmete tief und resignierend durch, während sie ein wenig an dem Verband zupfte.
    Hinter ihr ging leise die Türe auf. Ein paar zaghafte Schritte in ihr Zimmer rein, ganz vorsichtig und leise. Axilla wandte ganz leicht den Kopf, ohne sich wirklich herumzudrehen, um zu zeigen, dass sie nicht schlief und diese Schleicherei somit unnötig war. “Herrin? Ich habe dein Kleid gewaschen und geglättet.“ Liora, die sich hier im Haus um die Schlafzimmer und Kleidung der Herrschaften kümmerte, sprach ganz sanft und leise.
    Axilla schloss kurz die Augen und hörte auf, an dem Verband herum zu zupfen. “Verbrenn es“, sagte sie ganz ruhig und beinahe abwesend, als sie eine Entscheidung gefasst hatte. Sie wollte das Ding nicht mal mehr sehen, geschweige denn anziehen.
    “Aber Herrin, die schöne Seide hat doch ein Vermögen gekostet! Sie ist auch wie neu, und ganz glatt. Ich habe sie ganz gründlich gewaschen.“
    Jetzt drehte Axilla doch den Kopf und setzte sich halb auf, stützte den Oberkörper auf einen Ellbogen. “Liora? Verbrenn es.“ Immernoch ganz ruhig und entsetzlich gefasst. Einzig ihr Blick,d er auf dem Kleid zu ruhen kam, sprach von Ekel. Nein, sie wollte es wirklich nicht mehr sehen.
    “Ja, domina. Sofort, domina“, meinte die Sklavin und entfernte sie, ließ Axilla wieder allein.


    Sie lehnte so eine Weile auf der Seite, starrte vor sich hin, ohne etwas zu sehen. Und atmete einfach nur. Ruhig. Ein. Aus. Die Gedanken waren gekommen und wieder gegangen und hatten nur eine stumme Resignation zurückgelassen. Was sollte sie tun? Sie wusste es nicht.
    Ihr Blick klärte sich, und wie durch Fügung sah sie die Rüstung ihres Vaters da stehen, so gepflegt und poliert wie immer. Das einzige im Zimmer, auf das Axilla wirklich immer achtete. Und Tränen kamen ihr bei dem Anblick hoch, als sich ein dicker Klos in ihrem Hals bildete. Sie stand auf, ging die zwei Schritte hinüber und ließ sich vor der Rüstung auf die Knie fallen. “Was soll ich machen? Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht“, jammerte sie mit piepsiger Stimme und sah flehentlich zu dem Helm mit dem schönen Rosshaar hinauf. Was hätte sie jetzt darum gegeben, dort das Gesicht ihres Vaters zu sehen. Und gleichzeitig ängstigte sie nichts mehr als die Vorstellung, ihr Vater könnte sie jetzt sehen. Verzweifelt und am Boden, von einem Mann, der nicht ihr Ehemann war, genommen. Und sie hatte NICHTS getan, um das zu verhindern. Gar nichts. Axilla widerte sich selber an. Und Tränen der Verzweiflung rannen ihr über die Wangen. “Bitte sag mir, was ich machen soll. Bitte. Ich weiß es nicht.“
    Wie lange sie flehentlich und schluchzend die Rüstung anstarrte, wusste sie nicht. Irgendwann wanderte ihr Blick tiefer, als sie es nicht mehr auszuhalten glaubte. Sie wusste, sie würde keine Antwort von der Rüstung ihres Vaters erhalten, so sehr sie es sich auch wünschte. Und just da, als sie aufgab, sah sie das Schwert.


    Natürlich war es da. Es war immer da. Axilla wurde wahnsinnig, wenn es nicht da war. Aber jetzt fiel es ihr entsetzlich klar auf, als hätte sie es zuvor nie wirklich gesehen. Aber es war da, wie eine drohende Antwort auf ihre Frage.
    Mit zittrigen Fingern griff Axilla nach dem Heft. Sie kannte den Griff gut, hatte es tausende Male in der Hand gehabt. Das Leder, das zur besseren Griffigkeit darum geschlungen war in feinen Streifen, den Knauf, der das Gegengewicht zur kurzen, scharfen Spitze bildete. Sirrend kam es aus seiner Scheide, und die Schneide leuchtete silbern im Licht.
    Axilla wusste, dass das der nobelste Ausweg war. Eigentlich sogar der einzig richtige. Gerade für eine Iunia. Ihre Familiengeschichte war so verwoben mit der der römischen Republik. Sie wusste nicht, wie oft sie die Geschichte von Livius gelesen hatte. Hatte lesen müssen, während ihr die Geschichte der ruhmvollen Iunier wieder und wieder erzählt worden war.
    “Obwohl ich mich von der Schuld freispreche, spreche ich mich nicht von der Strafe frei. Keine unkeusche Frau soll in Zukunft leben und sich auf Lucretias Beispiel berufen...“, murmelte sie die Zeilen, die die edle Lucretia gesagt haben sollte, ehe sie sich selbst erstochen hatte. Auch sie war gegen ihren Willen genommen worden und hatte es über sich ergehen lassen, weil sie sonst schlimmeres fürchtete.
    Axilla nahm das Schwert und setzte es sich unter den Rippen an. Es war so schöner Stahl, und sie hatte ihn gut behandelt. Es würde nicht sehr weh tun. Die Klinge war scharf. “Noch während sie trauerten zog Brutus das Messer aus Lucretias Wunde, und während er es bluttriefend vor sich hielt, sagte er: "Bei diesem Blut, überaus rein vor der Freveltat des Königssohnes, schwöre ich, und Euch, Ihr Götter, rufe ich zu Zeugen, dass ich den Lucius Tarqunius Superbus vertreiben werde, zusammen mit seinem verfluchten Weib und der ganzen Brut, mit Feuer und Schwert und jedem Mittel, das in meiner Macht steht, und ich werde nicht dulden, dass sie oder irgend jemand sonst Rom als König regiert."....“ zitierte sie weiter aus Livius Werk, und Tränen rannen weiter über ihre Wangen. Es war nur eine kurze Bewegung. Sie musste nicht einmal etwas tun, nur sich nach vorne fallen lassen. Den Rest erledigte die Schwerkraft. Sie musste nur... sie musste...


    Mit einem verzweifelten Aufheulen schob Axilla die Klinge von sich, so dass sie auf dem Boden schepperte, und schlug sich die Hände vors Gesicht. “Ich kann das nicht!“ schrie sie verzweifelt aus und heulte einfach weiter. Die Tür hinter ihr ging auf, und wer immer hereinkommen wollte, wurde mit einem “HAU AB!“ davongescheucht. Sie wollte niemanden um sich haben, nicht jetzt. Sie saß auf dem Boden und weinte einfach, schluchzte, dass ihr ganzer Körper davon gebeutelt wurde. Sie konnte sich nicht umbringen. Und es würde sie auch niemand rächen. Sie hatte keinen edlen Ehemann und Vater, die losziehen würden, sie zu rächen. Beide waren tot, tot, tot. Sie war allein. Und sie durfte nicht sterben. Sie konnte nicht sterben! Nicht, bevor sie einen Sohn geboren hatte, der den Namen ihres Vaters ehren würde. Sie durfte und konnte nicht zulassen, dass ihr Vater als namenloser Schatten in der Unterwelt lebte, bis er in der Lethe verging. Das ging nicht.
    Und sie war so hungrig nach dem Leben! Sie liebte das Leben. Sie konnte das einfach nicht aufgeben, auch wenn es das einzig richtige war. Sie KONNTE nicht!


    Resignierend wiegte sie langsam den Kopf, als keine Tränen mehr kamen. Das Schwert lag noch auf dem Boden, und mit zittriger Hand hob Axilla es auf, um es wieder zu verräumen. Sie konnte das jetzt nicht. Vielleicht später. Aber sie konnte das auch nicht allein. Schwankend stand sie auf und ging zu dem Tischchen in ihrem Zimmer, holte die Wachstafeln hinaus. Sie musste irgendwas tun. Sie brauchte Hilfe.

    Axilla hütete sich, Romana zu verbessern. Ganz sicher hatte es an den Lupercalien schonmal geregnet. Bestimmt sogar oft. Und wenn sie sich den Himmel so anschaute, würde sie keine Wetten auf das heutige Wetter annehmen, denn die letzten Tage hatte es auch immer wieder kalte Schauer gegeben. Und die Wolken heute sahen soviel anders nicht aus als die von gestern. Aber man wollte ja nicht streiten, und da Axilla noch nie bei den Lupercalien dabei war, hatte sie sowieso keine Beweise. Aber sie glaubte nicht, dass die Götter sich extra die Mühe machten, das Wetter zu ändern, nur weil ein fest war. Irgendeine Gottheit hatte andauernd einen heiligen Tag oder sonstiges, und wenn da die ganzen Windgötter jedes Mal Rücksicht zu nehmen hatten, müssten die Götter ja nur am streiten sein.
    “Vor allem gibt es in Hispania kein Lupercal.“ Und ohne das konnte man schlecht dem Lupercus ein Staatsopfer darbringen.


    Dass Romana sie aufforderte, sich alles genau anzusehen, hatte schon etwas ulkiges an sich. Axilla warf schon einen sehr genauen Blick auf die in der Menge verschwindenden Luperci und deren durchtrainierten Hinterteile. Dazu eine Aufforderung von einer Vestalin zu bekommen hatte etwas urkomisches an sich. Axilla lag schon ein koketter, kleiner Spruch auf der Zunge, aber sie biss sich grade noch rechtzeitig darauf, bevor der seinen Weg nach draußen fand.
    “Ach, bei den Vestalia wird auch gesungen und getanzt?“ fragte Axilla etwas überrascht. Sie hatte gedacht, das sei ein altes, eingestaubtes Opferprozedere für verheiratete Frauen. Sie hatte ja noch nie daran teilgenommen und wusste nur das, was man so sagte. Und das, was man so sagte, klang bei weitem nicht so spaßig wie das, was man über die Lupercalien so erzählte.

    Zu hause. Endlich zu hause. Axilla war erst im Hof der Casa aus der Sänfte gekrabbelt und durch die Küche ins Haus gegangen. Sie wollte mit niemandem reden, hielt die ganzen fragenden Gesichter mit hochgehobener Hand einfach auf Distanz und schwankte ins Haus. Sie fühlte sich schlecht. Furchtbar übel. Sie ekelte sich vor sich selbst, vor ihrem Körper, vor diesem Geruch, der überall an ihr klebte, vor allem an diesem Kleid. Noch im Gang riss sie es mit heftigen, zittrigen Bewegungen von ihrem Körper, während ihr der Ekel ins Gesicht geschrieben war. Mit einem “Hrrrg“ warf sie den feinen Stoff von sich auf den Boden, ihr Schmuck folgte kurz später. Die verschreckten Sklaven sahen sich nur hilfesuchend gegenseitig an, ehe sich einer traute, auf die scheinbar verrückt gewordene Iunia zuzugehen, die nun nackt dastand und sich haltsuchend an die Wand hinter ihr stützte.
    “Herrin, alles in Ordnung?“
    Ein leerer Blick aus schreckgeweiteten Augen. Axilla atmete so heftig, dass ihr ganzer Oberkörper sich bei jedem Zug bewegte. Sie hatte immernoch diesen Geruch in der Nase. Seinen Geruch. Überall an ihrer haut. “Ein Bad. Ich will baden.“
    “Ähm, ja, Herrin, wir machen Wasser warm. Das dauert ein...“ “NEIN! Jetzt! Jetzt gleich!“ Sie wollte jetzt gleich das abwaschen. Sie konnte es nicht ertragen.


    Und schon war sie losgegangen ins Balneum, hatte mit ungewohnt harschen Worten die Sklaven rumgescheucht und das Becken mit kaltem Wasser füllen lassen und sich hineingesetzt. Sie zitterte heftig, aber nicht wegen des kalten Wassers. Ihr war schlecht. So schlecht. Und sie ekelte sich so entsetzlich.
    Nach und nach wurde heißes Wasser hinzugeschüttet, aber das interessierte Axilla nicht. Mit dem Schwamm wusch sie sich zwischen den Schenkeln, so gut sie konnte. So tief sie konnte. Sie wollte nichts von Salinator in sich haben, nicht mehr. Sie schrubbte sich mit Bimsstein die Haut ab. Über die Arme, bis diese brannten, über die Beine, so gut sie sie erreichen konnte. Die Sklavin, die hier immer half, musste ihr den Rücken schrubben, und Axilla fauchte sie an, weil sie nicht kräftig genug schrubbte. Aber dieser Geruch musste von ihr weggehen, sie wollte ihn nicht an sich haben. Und sie hatte ihn immernoch in der Nase. Verzweifelt schrie sie das Mädchen an, so dass diese schließlich flüchtete und Axilla allein im Becken saß.


    Und weinte. Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Sie ekelte sich so! Sie hätte sich wehren müssen. Sie hätte Salinator zwingen müssen, ihr das Erbe von Archias zu geben. Sie hätte nicht bitten dürfen. Aber erst recht hätte sie nicht zulassen dürfen, dass er mit ihr geschlafen hatte. Und auf gar keinen Fall hätte sie ihn dabei küssen dürfen. Allein bei dem Gedanken wurde ihr schlecht, und sie beugte sich vor, krabbelte auf die Steinbank und lehnte sich nach außen, hielt sich den Bauch. Ihr war so schlecht. Sie hustete, würgte, ächzte, hielt sich den Bauch. Sie wollte sich übergeben, aber konnte es nicht. Es kam nichts. Was das ganze nur schlimmer machte. Sie meinte, seinen Geschmack immer noch im Mund zu haben. Da wäre ihr bittere Galle lieber gewesen.
    Sie schluchzte, weinte, ließ sich einfach nach vorne sinken, bis ihr Kopf auf dem kalten Marmorboden des Balneums lag.
    Und überall war noch dieser Geruch! Ihr Weinen ging in wütendes Schreien über, als die Verzweiflung darüber in blanken Selbsthass überging. Sie roch an der Haut an ihrem Unterarm. Es stank nach Salinator. Sie hatte sich so geschrubbt, und dennoch den Geruch nach seinem Schweiß an ihr. Sie bekam ihn nicht aus der Nase, und es ekelte sie so ungemein.
    Sie schnappte sich den Stein wieder, schrubbte sich, heftig, bis die Haut rot war. Als das nicht genug war, warf sie das Ding quer durch den Raum und kratzte sich mit blanken Nägeln über die Haut, bis sie blutete. Rot tropfte es in das Wasser, aber Axilla bemerkte es nicht. Sie wollte nur diesen Geruch loswerden.


    Und dann war Malachi da. Er stieg schnell neben ihr ins Wasser, angezogen, wie er war, und hielt ihre beiden Arme fest. Seine großen Hände schlossen sich um ihre brennenden, blutenden Unterarme und hielten sie fest, so dass sie sich nicht weiter kratzen konnte. Axilla schrie, brüllte unartikuliertes Wutgeheul ihm entgegen. Aber sie befahl nicht, dass er sie los ließ. Sie schrie ihm einfach nur den ganzen Schmerz und den ganzen Ekel, den sie empfand, entgegen, bis sie keine Kraft mehr hatte und sich einfach sinken ließ. Und Malachi hielt sie, zog sie an sich und hielt sie. Er sagte kein einziges Wort, streichelte nicht oder versuchte, irgendeinen Ratschlag anzubringen. Er hielt sie einfach, bis sie apathisch war und sich nicht mehr rührte. Vorsichtig stieg er aus dem Bad, übergab sie den Sklavinnen, die Axilla abtrockneten und in ihr Bett brachten. Aber er sagte kein Wort zu ihr. Nicht eines.

    Er lachte, und Axilla erschrak. Nicht darüber, dass er lachte, sondern wie er es tat. Und seine Worte trafen sie sehr, härter als der despektierliche Schlag auf ihren nackten Schenkel. Sie hatte sich so sehr darauf vorbereitet, die Worte genau abgewägt, gehofft, genug Einschränkungen zu machen, genug zu bitten, so dass er großzügig sein konnte. Wenigstens die Sklaven hatte sie sich erhofft, wenigstens das.
    Und jetzt? Alles umsonst. Alles vergeblich. Nein, schlimmer als das, sie hatte noch dafür ein hartes Lehrgeld zahlen müssen. Er zog sich von ihr zurück, und ging einfach. “Warte!“ rief Axilla ihm noch hinterher, aber er wartete natürlich nicht. Wieso auch? Er hatte bekommen, was er wollte, was sollte er sich mit ihr noch abgeben?
    Und dann war sie allein im Tablinum. Ihr Unterleib schmerzte leicht, weil sich Salinator viel zu schnell und viel zu rücksichtslos genommen hatte, was er wollte. Sie fühlte seinen Samen an der Innenseite ihrer Schenkel und ekelte sich vor sich selbst. Sie hatte sich aufgesetzt, ihr Kleid hing noch immer an ihr herunter. Die Fibel lag neben der Liege, und Axilla griff danach. Einige ihrer Locken fielen nach vorne, eine Haarnadel fiel klappernd zu Boden. Ihre Frisur war wohl zerstört, hing ihr leblos im Nacken. Einzelne Haare standen filzig ab, wo sie mit dem Kopf über die Liege gescheuert war bei den Bewegungen ihres Partners, dessen Geruch sie noch überall an ihr hatte.
    Axilla schluchzte, hielt sich eine Hand schützend vor den Mund. Sie zitterte wieder. Nicht weinen. Geh einfach. Geh weg. Sie griff nochmal nach der Fibel und nahm sie auf. Immer wieder hielt sie den Atem an, um die aufkeimenden Schluchzer zu unterdrücken. Sie durfte jetzt nicht hier verzweifeln. Sie hatte alles versucht und doch verloren, aber sie durfte hier jetzt nicht weinen. Man zeigt keine Schwäche vor dem Feind. War Salinator ihr Feind? Axilla hatte Angst, darüber nachzudenken. Nicht jetzt. Später.
    Mit zittrigen Händen schob sie den Stoff wieder hoch zu ihrer Schulter, brauchte aber mehrere Anläufe, bis die Fibel wieder hielt und sie so nun bedeckt war. Sie stand auf, versuchte es, klappte aber halb nach vorne, als ihr Zwerchfell sich ruckartig zusammenzog und sie wieder weinen wollte. Nicht verzweifeln. Nicht weinen. Nicht jetzt. Sie hob noch ein paar Haarnadeln auf, die sie sah, stieß versehentlich dabei einen Weinkelch um. Sie sah auf die rote Pfütze und presste in dem dringenden Versuch, nicht auszuflippen, die Lippen hart aufeinander. Sie wollte toben, wollte den Weinkrug an der nächsten Wand zerschmeißen, wollte schreien, wollte mit einer Scherbe die Kehle des Hausherrn durchschneiden. Sie wollte... irgendetwas machen! Einfach irgendetwas. Nur nicht das hier. Nicht durch den leichten Schmerz erinnert werden, was geschehen war. Nicht darüber nachdenken, ob sein Samen in ihr aufging oder nicht. Alles, bloß das nicht. Sie legte eine Hand an ihre Stirn, drückte leicht dagegen, als könne das die bösen Gedanken weiter innen halten. Sie schwankte leicht. Geh einfach. Gerade, stolz, gesittet. Geh.
    Axilla sah sich noch einmal um. Die Seite war völlig zerknittert. Sie ging, strauchelte leicht, stützte sich an der Lehne der Liege ab. Dann ging sie weiter, ganz leicht schwankend, aber doch kaum merklich. Sie konzentrierte sich, ein Schritt nach dem anderen, ganz langsam.


    Malachi wartete beim Eingang vom Atrium. Zwangsläufig hatte er wohl gehört, was geschehen war. Einige Geräusche waren eindeutig gewesen, ob es Axilla nun Spaß gemacht hatte oder nicht. Und wenn man ihr ins Gesicht sah und die unterdrückten Tränen sah, konnte man wohl schließen, dass es das nicht hatte. Und Axilla war froh, dass Malachi hier war. Der stellte keine Fragen, sagte nicht einmal was. Er geleitete sie nur nach draußen zur Sänfte, in die Axilla eilig hineinkrabbelte und die Vorhänge zuzog. Sie legte sich auf die Seite, zog die Beine an. Nicht weinen. Nicht verzweifeln. Schaukelnd setzte sich die Sänfte in Bewegung, zurück zur Casa Iunia.

    Zuerst klang es wie eine Frage, als Gracchus Furianus ansprach. Axilla nickte freundlich und eifrig, und erst einen Moment später kam ihr die Frage, warum der Flavier hier das nicht wusste. Flavius Furianus war ja auch nicht irgendwer gewesen, und da hatte sie erwartet, dass die anderen Flavier das von seiner Krankheit und dem Aufenthalt in Ägypten zur Gesundung wussten. Aber einen Moment später relativierte Gracchus auch schon Axillas Überlegungen. Vielleicht war es ihm auch einfach kurz entfallen? Axilla sah den Mann neben sich an und überlegte, wie alt er wohl war. Eigentlich noch nicht so alt, dass einem etwas entfiel, aber vielleicht war er in Gedanken auch nur gerade bei den Hyazinthen und Krokussen gewesen und hatte nicht richtig zugehört. War auch nicht weiter wichtig.
    “Achso. Aber vielleicht kannst du später einfach den Kaiser ja fragen, vielleicht erlaubt er es ja. Irgendwann mal.“ Irgendwann mal. Axillas Lieblingszeit. Irgendwann mal würde sie verheiratet sein und einen Sohn haben, auf den ihr Vater stolz wäre. Irgendwann mal würde diese Sehnsucht in ihr aufhören. Irgendwann mal würde sie ihrer Gens sicher Ehre machen. Irgendwann mal. Und irgendwann mal, da war sie zuversichtlich, würde der Flavier hier neben ihr Ägypten besuchen können. Wenn ihn sein Amt nicht mehr in Rom hielt, welches auch immer das war. Axilla hatte keine Ahnung, wenn sie ehrlich war. Sie wusste, er war nicht Konsul, und sie meinte, irgendwas gelesen zu haben, er wäre gewählt worden. Sie hatte ja noch die Meldung Korrektur gelesen. Notgedrungen aufgrund ihrer Aufgabe als Lectrix der Acta. Aber was genau... Fehlanzeige. War auch nicht weiter wichtig, um sich mit ihm hier zu unterhalten.


    Und er war in Achaia gewesen, genauer gesagt in Athen. Zur Ausbildung, wie es sich für einen jungen Mann gehörte. Axilla hörte den wenigen Worten zu und war fast ein bisschen eifersüchtig. Ihre Ausbildung war bei weitem nicht so tief gegangen. Iason, einer der Sklaven, hatte ihr Lesen und Schreiben beigebracht und war dann an dem Versuch mitunter verzweifelt, ihr Interesse für andere Dinge zu wecken als für Schlachten und Gemetzel. Mit verschiedenen Epen hatte er da Glück, so dass Axilla Homer fast auswendig runterrezitieren konnte. Mit Mathematik eher weniger; diese Lektionen waren die gewesen, die Axilla zum ausgiebigen Aus-dem-Fenster-gucken und mitunter auch zum Aus-dem-Fenster-klettern-und-flüchten genutzt hatte. Aber auf dem Hof in Hispania ohne nennenswerte höhere Gesellschaft war das auch nicht weiter wichtig gewesen. Und ihr Vater hatte sie nie wirklich geschimpft, wenn er denn mal zuhause war, also hatte Axilla es auch nie ernst genommen.
    So wog die eigentliche Freude über ihr doch sehr freies und unbeschwertes Leben zu einer Zeit, in der noch alles einfach gewesen war, die Eifersucht, keine tiefgreifende und für Mädchen ohnehin unübliche Bildung erhalten zu haben, bei weitem auf. Einzig ein wenig Wehmut blieb bei der Erinnerung an diese Zeit, die so abrupt mit dem Tod des Vaters geendet hatte.


    So schwieg Axilla zu der Erzählung, sah hinaus in den von der Frühjahressonne beschienenen Garten. Irgendwas war in der Aussprache des Mannes neben ihr, was nicht ganz passte. Er verschliss manche Silben ein wenig, als würde er nicht richtig Luft kriegen, und Axilla kaute sich kurz verlegen auf der Unterlippe rum. Neugierig wäre sie ja gewesen, ihn zu fragen, wie das kam. Sehr neugierig sogar. Es fiel ja durchaus auf. Aber sie traute sich nicht. Sie konnte ja schlecht fragen 'Du, sag mal, warum sprichst du so komisch?'. Das wäre arg unhöflich und obendrein unheimlich kindlich gewesen. Und Axilla musste zumindest erwachsen und gesittet scheinen. Sie hatte es sich vorgenommen. Sie durfte nicht mehr einfach fliehen und sich kindisch verhalten, wenn ihr etwas nicht so gefiel. Kein Aus-dem-Fenster-klettern mehr.
    Zum Glück aber unterbrach der Flavier sämtliche Gedanken in diese Richtung ohnehin dadurch, dass er sie nach der flavischen Bibliothek fragte. “Oh, Flavius Flaccus war so nett, mich einzuladen. Eigentlich wollte er mir ja den Garten zeigen, aber dann hat es geregnet und wir waren ganz nass und haben uns dann in die Bibliothek verlagert.“ Axilla erzählte es, bevor sie so recht darüber hatte nachdenken können. Durfte man das so erzählen? Das klang ja fast, als hätte Flaccus Interesse an ihr, wenn sie das so hörte. “Er und ich haben uns auf der Sponsalia von Flavia Nigrina und Aurelius.... Name vergessen. Verdammt! “... kennengelernt und ein wenig unterhalten. Über Nymphen, zufälligerweise. Ich denke, dass er mich deshalb in den Garten eingeladen hat.“ Gut, das war jetzt auch nicht wirklich besser. Einfach weiterreden und hoffen, dass sie den Politiker mir Ausbildung in Achaia neben ihr irgendwie damit aus dem Konzept brachte. Wunder passierten ja manchmal immer wieder, und vielleicht interessierte ihn das ja auch gar nicht so. “Die Sponsalia war übrigens wirklich sehr schön. Ich glaube aber, wir sind uns dort nicht vorgestellt worden. Aber vermutlich hattest du da auch viel zu tun, es waren ja einige Politiker da, und als Verwandter der Braut... Ich hab Nigrina übrigens schon eine Weile nicht gesehen. Weißt du zufällig, ob es ihr gut geht? Ich denke, ich muss ihr mal wieder schrieben und sie einladen oder sowas.“ Das war jetzt nicht hohe Konversation gewesen, aber was besseres fiel Axilla auf die Schnelle nicht ein.

    Axillas Herzschlag beschleunigte sich noch einmal vor Aufregung. Sie hatte daheim so schön geübt, wie sie die Bitte vortragen wollte, ehe sie hergekommen war. Allerdings hatte sie da nicht daran gedacht, dass sie ziemlich nackt und ziemlich verschwitzt unter dem PU liegen würde, kurz nachdem dieser seine Lust an ihr befriedigt hatte. Und jetzt bekam sie kaum einen Ton heraus.
    Sie streichelte noch ein wenig Salinators Nacken, während sie nach den passenden Worten suchte, das vorzubringen, ohne dass er wütend wurde. “Ich denke, bevor ich neu heirate, sollte meine alte Ehe... richtig abgeschlossen sein. Ich weiß, dass Aelius Archias dich sehr gekränkt hat, und... ich bin dir ja auch so dankbar, dass du mir deswegen nicht auch grollst.“ Bei diesen Worten sah sie Salinator direkt in die Augen, ängstlich, ob er diese Lüge auch schlucken würde. Wenn sie gewusst hätte, was der Preis dafür war, dass er ihr nicht grollte, sie hätte sich überlegt, herzukommen. “Aber... sein Testament konnte ja nicht vollstreckt werden, und ich fürchte deshalb schlimme Omen, wenn ich nicht wenigstens versuche, dich darum zu bitten.“ Was sogar nah genug an der Wahrheit war, um als solche durchzugehen. Axilla glaubte tatsächlich an Geister, wie fast jeder Römer. Auch wenn sie nicht glaubte, dass Archias ausgerechnet sie heimsuchen würde. Eher Salinator hier. Vor allem, sollte Archias Geist sehen, was dieser mit seiner Frau gemacht hatte.
    “Und da wollte ich dir einen Vorschlag machen, wenn ich darf?“ Ein kurzer, prüfender Blick, begleitet von ein paar sanften Berührungen, um sicherzugehen, dass er nicht zu wütend wurde. “Du hast ja keinen Streit mit den Aeliern. Ich meine, der Kaiser ist dein Freund, das ist ja allen bekannt. Wäre es da nicht eine großzügige Geste, wenn du das Erbe freigeben würdest? Oder zumindest einen Teil davon, um zu zeigen, dass du den Erben nicht grollst und Gerüchte in diese Richtung falsch sind? Ich wollte dir vorschlagen... also mein Mann wollte sein Barvermögen der Acta vermachen. Was ja Blödsinn ist, die kann ja gar nicht erben. Und da dachte ich, dass du das vielleicht als Entschädigung behältst, für all den Ärger, den du hattest. Und dass du den Rest frei gibst? Ich meine, die Betriebe nützen dir ja sowieso nichts.“ Die meisten davon durfte er als Senator nicht führen, und stillgelegt nützten sie gar nichts. Wobei Axilla natürlich auch wusste, dass er sie auch inzwischen einfach an einen seiner Klienten hätte geben können, der dem Ordo Equester entstammte. “Und wenn dir das zu viel erscheint, dann könntest du doch wenigstens die Sklaven frei geben? Ich meine, die nützen dir doch überhaupt nichts?“ Wenigstens die wollte Axilla in jedem Fall haben. Wobei sie genauso wie Salinator wohl auch wusste, dass diese noch am wenigsten Wert waren. “Und es ist doch ein Zeichen von Größe, Gnade mit den Besiegten zu zeigen, nicht? Und ich glaube, niemand kann abstreiten, dass du gesiegt hast. Ich meine...“ Axilla sprach es nicht aus. Aber welch vollständigeren Sieg konnte es geben, als seinen Feind tot zu sehen und anschließend mit dessen Frau zu schlafen?

    Einen ersten, groben Überblick bietet auch Wolfgang Meid - Die Kelten (Reclam-Verlag), da hast du dann auch nicht nur Religion, sondern auch soziale Strukturen, gesellschaftliche Entwicklung usw. (bisschen Kontext halt).
    Und zu Germanen ebenfalls beim Reclam-Verlag: Rudolf Simek - Die Germanen.


    Beides geht jetzt nicht zuuu tief in die Materie (In so einem Reclam-Büchlein ist ja auch nicht soooo viel Platz), aber bieten sehr gute Übersichten und sind in der Anschaffung nicht so teuer, für den Fall, dass man keine Uni-Bibliothek zur Hand hat (oder Bücher einfach gern besitzt und weniger gern leiht). Beide sind je so 200-Seiten stark.

    Mit seinem Gewicht drängte er sie einfach nieder, bis Axilla schließlich doch lag. Sie versuchte, von ihm wegzurücken, aber er kam ihr einfach nach, und sie konnte ja auch nirgendwo hin. Er war über ihr, drängte ihre Schenkel auseinander, und Axilla musste ihm nicht einmal in die Augen sehen, um zu wissen, wonach ihn jetzt verlangte. “Warte“, brachte sie noch ganz leise heraus, als er sich auf sie schob und den Druck ihrer Hand, der sich ängstlich verstärkt hatte, gänzlich ignorierte. Und einen Moment später holte er sich auch schon, was er wollte.
    Axilla versuchte, sich zu entspannen. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, das hier wär alles ganz anders. Vielleicht eine Orgie. Sie hatte in den letzten, langen Monaten oft daran gedacht, eine zu besuchen, einfach um sich genau das hier zu holen. Nun, nicht genau das, aber einen Mann in ihrem Bett. Auch wenn in ihren Überlegungen derjenige anders aussah. Größer, mit dunkelblonden, halblangen Haaren, die ein wenig wirr waren, und bestechenden, grauen Augen. Sie hielt sich etwas an Salinator fest, versuchte, ihn wenigstens ein wenig Rücksicht nehmen zu lassen, sich seinen Bewegungen anzugleichen, es vielleicht sogar zu genießen. Es ging nicht ganz.
    Axilla dachte an Vala, an den Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten. Wie er tropfend aus dem Tiber geklettert war, ohne ihre helfende Hand anzunehmen. Wie er sich ausgezogen hatte, um seine Tunika auszuwringen. Wie er sie heimgebracht hatte. An die Unterhaltungen, seinen stechenden Blick, wenn sie etwas gesagt hatte, was ihn wütend machte. Und an den Kuss, den Kuss, den Kuss. Den sie jetzt an ihren Partner zurückgab, mit all der Leidenschaft, die sie dem Germanen entgegenbrachte. Aber sein Kuss hier schmeckte nach Wein und nicht nach Süßholz.


    Irgendwann war es vorbei, und verschwitzt und schwer atmend lag Axilla da und starrte hoch zur Decke. So sehr sie auch versucht hatte, es irgendwie doch zu genießen, es war nicht genug gewesen, sich gänzlich fallen zu lassen. Aber sie wusste nicht, ob das Salinator störte, oder ob es ihn auch nur interessierte, ob sie auf ihre Kosten gekommen war. Sie hielt ihn noch und mehr mechanisch streichelte sie ein wenig seinen Nacken.
    Ihr Mund fühlte sich trocken an. Aber dennoch wollte sie jetzt das sagen, weshalb sie hergekommen war. Bevor die Situation über sie hereinbrach und sie keine Gelegenheit mehr dazu hatte. “Darf ich dich um etwas bitten? Bitte?“ Vielleicht war er jetzt im Moment direkt nach der Vereinigung ja geneigt, ihr kurz zuzuhören. Vielleicht... sie durfte nur selbst nicht daran denken, was geschehen war. Nicht jetzt. Später.

    Die kleine, blattförmige Brosche an Axillas Schulter leistete dem Präfekten noch weniger Widerstand als Axilla und öffnete sich bereitwillig. Seide raschelte über Axillas Schulter, als der Stoff auf dieser Körperseite herunterfiel und nur noch von einer identischen Fibel auf der anderen Schulter gehalten wurde. Das Kleid war nicht besonders kompliziert, dafür aber besonders freizügig gewesen. Eines ihrer ägyptischen Kleider, die bei der alexandrinischen Sonne eigentlich nur die Haut vor Sonnenbrand zu schützen hatten und sonst nichts.
    Axilla wollte fliehen, in genau diesem Moment, wollte ihre nackte Brust bedecken und jammernd weglaufen. Sie hatte Angst und zitterte, als sie Salinators Lippen ihren Hals berührten. Sie fühlte seine Zunge, seine Zähne, wie seine Lippen unablässig tiefer wanderten zu der neu freigelegten Region. Mittlerweile saß er nicht mehr nur neben ihr, er beugte sich schon halb über sie, und sie musste sich mit einer Hand nach hinten auf der Liege abstützen, um nicht weiter zurückzuweichen. Sie versuchte, sich auf seine Worte zu konzentrieren. “Pompeius Imperiosus. Aber mein Vetter aaaaaah will ihn noch hhhhha kennenlernen.“ Sie versuchte, ruhig zu bleiben, aber immer wieder kamen kleine, leicht furchtsame Laute über ihre Lippen. Das schlimmste an der Sache war, dass ihr Körper nicht ganz so viel Angst und nicht ganz so viel Widerwillen hatte wie sie und durchaus die Signale von Salinator zu deuten wusste. Aber Axilla konnte sich nicht fallen lassen. Sie konnte nur zittern.
    “Aber ich wollte dich fragen...fragen...“ Sie fühlte Salinators Hand an ihrer Hüfte. Instinktiv hielt sie die Beine geschlossen. Die Seide war so weit hochgeschoben, wie es ging. Wenn sie nur eine Winzigkeit ihr Gesäß anhob, würde er es bis zum Gürtel schieben können, wo sich auch der Stoff der oberen Hälfte sammelte. So hielt Axillas Körper noch das bisschen Stoff, das sie bedeckte, zurück. Unterwäsche trug sie natürlich keine, sie war hier ja nicht auf dem Sportplatz. Und da der Ausschnitt ihres Kleides wirklich großzügig war, hatte sie nicht einmal ein Strophium angelegt. “Ich muss noch mit meiner ersten Ehe... richtig abschließen, damit es... keine bösen Omen... gibt.“ Ihre Stimmlage wurde immer spitzer, während seine Lippen tiefer glitten. Der Arm, mit dem sie sich abstützte, zitterte heftig. Alles in ihr verlangte danach, dass sie aufhörte, hinzuhalten, und sich ihm entzog. “Und da wollte ich einen Vorschlag...“ Der Rest ging in spitzen Lauten unter, als Axilla seine Lippen an ihrer Brust fühlte und sie ihre Selbstbeherrschung für etwas anderes als zum Reden brauchte. Die Hand an Salinators Schulter unterdes krallte sich heftig in eben diese und hielt ihn mit beständigem Druck davon ab, sich gänzlich über Axilla zu begeben.

    Wolltest du dich nicht vorher nochmal melden? *fuchtel* Ab in die Ecke und schämen :motz: :D


    Ich wussts ja schon eine Weile länger, aber jetzt, wo es so weit ist, ist es doch ein komisches Gefühl. Du warst der erste Mensch, den ich hier im IR kennengelernt hab, und auch, wenn wir bei weitem nicht immer einer Meinung waren und uns des öfteren ganz gewaltig zerkracht haben, haben wir uns doch irgendwie immer wieder zusammengerauft. Dass du jetzt ganz weg bist ist da schon ein seltsames Gefühl. Jetzt muss ich mir wohl wirklich jemand anderen suchen, den ich ärgern kann.


    Bleibt mir nur, die viel Freude und alles Gute mit deiner Frau und deinem Sohnemann zu wünschen. Vielleicht sieht man sich ja doch nochmal.


    bis denne

    Gut, dann war es beschlossen. Sie würde Imperiosus zum Essen einladen, und dann würde man weitersehen. Axilla hoffte nur, dass sowohl der Pompeier als auch Seneca danach davon überzeugt wären, dass es gut wäre, Axilla zu verheiraten. Sie wollte nicht ewig lang allein und Witwe sein. Und das wäre natürlich die einfachste Lösung. Ansonsten würde sie sich doch einmal mit Octavius Dragonum näher befassen müssen.
    Aber Seneca hatte wohl jetzt Hunger, wie sein Magen sehr laut verkündete. Axilla kicherte ein wenig und stemmte die Hände in die Hüften. “Wenn man dich so ansieht, dann muss das aber schon ein ganzes Ferkel am Spieß sein, damit man bei dir mal ein wenig Fleisch auf die Rippen kriegt.“ Neckisch grinste sie ihn an. “Gehen wir einfach mal und schauen, was es gibt. Und ansonsten stibitz ich einfach ein Kaninchen aus dem Pferch draußen und wir braten es. Wobei, besser du brätst es. Ich habe die Kunst perfektioniert, dass Essen außen schwarz und innen roh sein zu lassen.“ Es gab einen Grund, warum bislang noch jede Köchin Axilla nach nur einem Kochversuch der Küche verbannt hatte.

    Als Salinator bestätigte, dass ihre Dos bereits angewiesen war, und er ihr ebenfalls sagte, dass er ihr die Taten ihres Mannes nicht anrechnete, hatte Axilla tatsächlich einen Moment lang Hoffnung. Wenn sie es geschickt anstellte, konnte sie ihn vielleicht überzeugen, dass es etwas gerechtes wäre, wenn er den Rest von Archias vermögen ebenfalls freigab. Oder zumindest einen Teil davon. Wenigstens die Sklaven, wenigstens die. Dass etwas nicht stimmte, merkte Axilla erst, als ihr Gesprächspartner plötzlich vom Gentilnomen auf ihren Cognomen wechselte. Einen Moment fragte sie sich noch verwundert, warum er ihr jetzt einen Handkuss geben wollte. Als sie seine Lippen dann auf einmal auf der Innenfläche ihrer Hand vorfand, und wenig später an ihrem Handgelenk, wich diese Verwunderung einer entsetzlichen Erkenntnis.
    Sie sollte die Fehler ihres Mannes wieder gutmachen. Und die zielgerichtete Vorgehensweise des Praefectus ließ keinen Zweifel daran, was er sich darunter vorstellte. Seine Lippen wanderten Axillas Arm hoch, und sie fühlte seine Hand auf ihrem Schenkel, wie sie einen Weg unter den Stoff suchte. Und Axilla erstarrte mit schreckgeweiteten Augen, als sie die Situation zum ersten Mal vollständig erfasste. Sie wollte etwas sagen, aber ihr Mund klappte nur einmal auf und zu. Sie hatte den Atem angehalten und hätte nicht einmal Luft gehabt, um zu sprechen. Aber sie wusste auch gar nicht, was sie sagen sollte.
    Sie konnte nicht nein sagen. Wenn sie ihn jetzt abwies, wäre er nicht nur sauer, er wäre wohl stinkwütend. Dann wäre alles, alles umsonst gewesen! Nein, schlimmer, vermutlich würde er Seneca dafür bestrafen, weil er an Axilla nicht rankam. Sofern er sie nicht an Ort und Stelle erwürgte. Oder aber ihren Einspruch einfach Einspruch sein ließ und sich trotzdem nahm, was er wollte. Er war viel größer, sehr viel massiger und weitaus stärker als sie, und sie hatte keine Waffe oder etwas, was man als Waffe verwenden könnte. Und selbst wenn sie sich den Weinbecher schnappen würde und ihm überziehen würde, wäre wieder das Problem mit seiner Rache da.
    Seine Hand hatte inzwischen Zugang zu ihren Schenkeln gefunden und seine Lippen waren an ihrer Schulter angelangt. Axilla hatte ihre freie Hand auf Salinators Schulter gelegt, wo sie so angespannt und verkrampft lag, dass jeder einzelne Muskel ihres Arms sich deutlich abzeichnete, und doch berührte sie ihn kaum.
    “Ich...“ fand Axilla die Sprache wieder. Was sagen? Sie musste etwas sagen. Irgendwas. “... wollte meinen nächsten Mann etwas... sorgfältiger wählen. Einer deiner Klienten klang mir vielversprechend.“ Die Worte waren hastig gesprochen und ohne rechte Kraft dahinter. Fast klangen sie wie eine Frage. Aber vielleicht ließ es Salinator einhalten.

    Die Vertraulichkeit, mit der Salinator sie berührte, verwirrte Axilla. Sie selbst war ja auch ein Mensch, der gern berührte und umarmte, einfach aus einem inneren Überschwang heraus. Aber bei einem Mann war ihr das noch nie begegnet. Schon gar nicht bei einem Politiker. Die waren immer so auf ihre dignitas und ihre gravitas bedacht, dass man meinen könnte, würde man sie nur einmal flüchtig berühren, würden diese beiden schweren Tugenden in sich zusammenklappen wie Kartenhäuser. Aber Salinator war so... so... so... vertraut einfach mit ihr. Natürlich war sie nicht dumm genug anzunehmen, dass er nicht eine gewisse Absicht damit verfolgte, aber dennoch war die Tatsache an sich schon verwirrend, wie selbstverständlich er mit ihr umging. Und ein bisschen überforderte das Axilla, die gedacht hatte, hier auf einen verschlagenen, selbstgefälligen Kerl zu treffen, der sie sofort verbal in Grund und Boden stampfte und sich vielleicht nur von ihrer Erscheinung insoweit ablenken ließ, dass er das nicht allzu schmerzvoll tat.
    Natürlich hatte sie auch schon von seinen Frauengeschichten gehört, aber sie war ja nicht SO eine Frau. Und er benahm sich eigentlich auch sehr charmant, wenn man von ungefragtem Körperkontakt und ein paar Blicken einmal absah. Er war nicht gemien zu ihr, nicht grob, sondern eigentlich sehr sanft. Was so gar nicht in Axillas Bild passen wollte. Alle Welt hasste diesen Kerl. Und er trug eine Teilschuld an Urgulanias Tod. Er hatte die Klage von ihr damals abgeschmettert, die sie gegen Terentius Cyprianus angestrebt hatte. Und ein paar Monate später war sie tot. Da hatte er einfach auch schuld. Und sie wollte ihn da nicht nett finden.


    Er führte sie ins wesentlich wärmere Tablinum und zu einer Liege. Ein bisschen ängstlich sah sich Axilla schon nach den Korbsesseln um, die ja ebenfalls hier gestanden hätten. Aber er ließ keinen Zweifel an seinem Ziel und setzte sich mit ihr auf eine großzügige und bequeme liege, und machte ihr weiter Komplimente, die sie ein wenig verlegen machten. Mehr als nur verlegen. Er lobte indirekt ihren Vater, und unsicher kaute Axilla kurz auf der Unterlippe, während sie sich hinsetzte. Vor lauter Verblüffung wusste sie nichts rechtes zu sagen und zog mädchenhaft die Füße nach auf die Liege, setzte sie vor ihr auf das weiche Polster und umarmte leicht ihre hochgezogenen Knie mit einem Arm in leichter Schutzhaltung. Dass sie ihm damit einen sehr exklusiven Blick auf ihre Unterschenkel und Füße eröffnete, weil das Kleid nicht nur luftig, sondern auch nicht besonders lang war, bemerkte sie erstmal nicht.
    Und dann lachte Salinator auch noch, weil er ihre Entschuldigung, die sie ja so noch gar nicht ausgesprochen hatte, auch gar nicht annahm. Schade, das hätte einiges viel leichter gemacht. Ein bisschen verschreckt sah sie zu ihm hoch, kaute sich verlegen auf der Unterlippe. So sehr ihr Verstand auch raste, sie wusste einfach nicht, wie sie ihn einwickeln sollte. Sie machte sowas üblicherweise nicht mit Absicht! Es da zu versuchen war viel schwerer als erwartet.


    Augen zu und durch, dachte sie sich nur. Wäre Salinator nicht Salinator, sie hätte ihn ja wirklich nett gefunden. Und er war Soldat. Und er wusste, was er wollte. Sie musste ihm nur folgen und nichts entscheiden. Er war selbstsicher. Eigentlich Dinge, die Axilla mochte. Vielleicht also würde es gar nicht so schlimm? Vielleicht....
    Sie hatte dennoch furchtbare Angst. “Ich dachte, das hätte ich schon getan. Aber du hast recht, ich sollte mich richtig bei dir entschuldigen.“ Ihre Zähne hörten auf, ihre Lippe zu malträtieren, und sie sah zu Salinator hinüber, sehr aufrecht sogar. Erst jatzt bemerkte sie ihre Haltung. Mit einem lautlosen “Oh“ nahm sie die Beine runter und setzte sich gerade hin, rückte sogar ein bisschen auf Salinator zu. Sie wusste, das sie ein wenig Röte auf den Wangen hatte, aber daran ließ sich nichts ändern.
    “Du warst so großzügig zu mir, und ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt. Wenn man bedenkt, dass mein Mann dich so schlecht behandelt hat, war das wirklich sehr großzügig und gerecht von dir. Ich meine, ich hatte schon Angst, dass du es ablehnst, meine Dos wieder herauszugeben, und doch hat mir Tiberius Durus versichert, dass du sie sogleich freigegeben hast, als er dich gefragt hat und ich sie in den nächsten Tagen zurück erhalte.“
    Sie brauchte doch noch einen Schluck Wein, um den Mut zu finden, und diesmal nahm sie einen etwas größeren, weil ihr Mund sich so trocken anfühlte.
    “Ich hätte Aelius Archias damals abhalten müssen. Ich meine, ich weiß jetzt nicht, was er zu dir gesagt hat, aber sicher war es nicht nett.“ Das war sogar die ernstgemeinte Wahrheit. Axilla hätte versucht, es Archias auszureden, wenn sie davon gewusst hätte. Und sie konnte sich schon vorstellen, was er gesagt hatte, und das war sicher nicht nett gewesen. “Wenn ich gewusst hätte, was er vorhat, ich hätte ihn abgehalten. Aber ich war an dem Tag nicht da... wofür ich mich vermutlich auch entschuldigen muss.“ Was sie jetzt aber nicht ernst meinte. Und die Worte fielen ihr deutlich schwerer, auch wenn Salinator den Unterschied kaum bemerken durfte. “Aber viele Dinge wären wohl anders gewesen, wenn ich sie eher gewusst hätte. Wenn ich gewusst hätte, was für ein Mensch Aelius Archias war, ich hätte eine Hochzeit wohl abgelehnt.“ Was wiederum die Wahrheit war, wenn auch nicht so, wie sie es Salinator glauben machen wollte. Aber wenn sie gewusst hätte, wie eifersüchtig Archias war, wenn sie gewusst hätte, zu welchen Mitteln er alles in seiner Eifersucht griff, sie hätte es sich anders überlegt. Wahrscheinlich. Vielleicht.
    “Ich hoffe, du verzeihst mir meine Dummheit und meine Fehler.“
    Das war jetzt die ausführlichste, halbaufrichtige Entschuldigung in Axillas Leben. Auch wenn ihr gewissen ganz heftig protestierte und es als Verrat bezeichnete, was die Worte in ihrem Mund bitter wie Galle sein ließen. Dennoch schaute sie ängstlich und hoffnungsvoll zugleich zu Salinator auf und wartete schon auf den Spott, den er über sie ergießen würde, wenn das böse Bild von ihm zutraf.