Beiträge von Aedituus

    Die Haruspizien waren positiv ausgefallen, die Verbindung der Hände verlief ebenso tadellos – und noch während die Pronuba die Gelegenheit nutzte, gleich als erstes zu gratulieren, trat nun ein Priester auf den Plan, gemeinsam mit einem weiteren Opfertier, diesmal einem Schwein, und einigen Helfern. „Favete linguis“, ertönte bereits der Ruf, der die Gäste zum Schweigen mahnen sollte, während sie zugleich mit Wasser bespritzt wurden, um sie symbolisch zu reinigen. Dem Bräutigam, der als Opferherr fungierte, wurde eine Schüssel mit Wasser gereicht, in der er sich die Hände waschen konnte, was er auch ausgiebig tat, bevor das Opfer seinen Gang nahm. Ehrerbietig, aber dennoch routiniert waren die Bewegungen der Opferhelfer, die anwesend waren. Der Duft von verkohlendem Weihrauch begann sich auszubreiten, die Sau – wie das Lamm zuvor ebenfalls vorbildlich hergerichtet und zudem geschmückt – wurde mit Mola Salsa eingestrichen und anschließend strich Terentius Cyprianus mit dem Opfermesser einmal von Kopf zum Schwanz über das Tier, um es für das Opfer zu weihen. „Iuno, Schutzgöttin der Ehe, Bewahrerin der Familien. Tellus und Ceres, Herrinnen der nährenden, beschützenden Erde und des Wachstums. Ich bitte euch, nehmt dieses Opfer als Geschenk für euch an und lasst dieser Ehe euren Segen zuteil werden, auf dass sie fruchtbar sein und lange während möge.“ *
    Kaum hatte der Opferherr geendet, trat der Victimarius an das Tier heran, das von zwei Helfern gehalten wurde. Ein ruhiges „Agone?“ erklang, die Zustimmung des Terentius erheischend, die mit einem „Age“ erwidert wurde – dann wurde dem Schwein mit einem raschen Stoß die Halsschlagader durchtrennt, und einiges an Blut und den Zuckungen eines verendenden Tiers später wurde es aufgeschnitten, damit der Priester die Eingeweide begutachten konnte. Was er auch ausgiebig tat, so ausgiebig, wie man es erwarten konnte bei einer Hochzeit... auch wenn, wie zuvor beim Haruspex, die Antwort klar war, jedenfalls dem Brautpaar. Decima Seiana war auch hier kein Risiko eingegangen, das den Ablauf der Hochzeit womöglich stören könnte. „Litatio“, erklang dann auch folgerichtig der Ruf, der die Annahme des Opfers durch die angesprochenen Göttinnen verkündete. Ein weiteres, allerdings kürzeres Opfer folgte an Pilumnus und Picumnus, denen Feldfrüchte für Fruchtbarkeit geopfert wurden – dann war dieser Teil der Zeremonie ebenfalls beendet.


    Sim-Off:

    *Wie mit dem Spieler besprochen

    "Nein, am Templum Divorum gegenüber." Er deutete auf das Forum, wo sich gegenüber - wenn auch nicht auf so einem hohen Podium - der Tempelbau erhob. Hinter dem Vorbau, in dem sich die Sodales Augustales trafen, befand sich der Rundtempel, in dem die Augusti verehrt wurden - und natürlich auch der Genius des amtierenden Kaisers. "Normalerweise gibt es eine Opferprozession durch die ganze Stadt mit den Decuriones, den Magistraten und den Priestern. So ähnlich wie in Rom - aber natürlich alles ein bisschen kleiner." Für Genaueres waren aber wohl die Augustalen verantwortlich. "Aber bei deinem privaten Opfer kann ich natürlich gern zur Seite stehen - ich bin ja eh quasi immer hier." Und wenn er nicht gerade das Tempellager aufräumen oder Votivgaben einschmelzen und vergraben musste, hatte er eigentlich Zeit.
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    Scheinbar hatte der Quaestor ihn nicht so ganz verstanden - also versuchte es der Aedituus noch einmal. "Nunja, soweit ich weiß, ist das hier kein Feiertag. Die Opfer zum Wohle des Kaisers an seinem Geburtstag wären aber vielleicht eine Möglichkeit, sich beim Volk beliebt zu machen. Dein Dankopfer solltest du aber an einem beliebigen Tag durchführen und das Fleisch mit nach Hause nehmen. Dort kannst du es dann mit deiner Familie oder - je nach dem, was du opfern willst - auch deinen Klienten oder so essen." Das war zumindest der übliche Weg - wobei normalerweise keine allzu großen Opfertiere geschlachtet wurden, sodass ein Großteil der Klienten zumindest leer ausging.
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    Diesmal kratzte sich der Aedituus lieber am Hinterkopf. Offensichtlich hatte dieser Quaestor an normalen 'Werktagen' keine Zeit für den Kult. "Nein, das dürfte gehen." antwortete er daher und fügte gleich an "Bei einem privaten Opfer ist es aber eigentlich üblich, das Opferfleisch selbst zu essen - die Bevölkerung wird dafür ja gar nicht erscheinen." ...und die Priesterschaft hatte schließlich keine Lagerräume für Opferfleisch, um es zum passenden Zeitpunkt hervorzuholen. "Wenn du die Bevölkerung allerdings beteiligen willst, solltest du eher irgendeinen öffentlichen Feiertag aus eigener Tasche finanzieren. Zum Beispiel die Vulcanalia. Immerhin ist Vulcanus ja unser Schutzgott!" Für einen Magistraten war das sicherlich eine gute Möglichkeit!




    Der Aedituus kratzte sich nachdenklich am Kinn. Während des Epulum Iovis wurden die Götter in Rom bewirtet - allerdings hatte diese Sache kaum etwas mit Dives' Wahl zu tun. "Ein persönliches Dankopfer kannst du jederzeit begehen. Während des Epulum müssten staatliche Zeremonien im Capitolium stattfinden, deshalb denke ich, dass das kein geeigneter Termin wäre." erklärte er schließlich freimütig.
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    Sim-Off:

    Wenn ich hier wieder nicht posten sollte, schreib eine PN an Tiberius Durus ;)




    | Caius lulius Victor


    Nach den Opfergebeten erfolgte nun die eigentliche Darbringung. Die Opferhelfer zogen mit den Ketten die Häupter der Ochsen herunter, dann fragten die Opferschläger:


    "Agimusne?"


    Victor sah noch einmal die Tiere an, dann sagte er mit fester Stimme


    "Agite!"


    Fast gleichzeitig sausten die Hämmer auf die beiden Stiere und die Kuh nieder. Letztere schien die Gefahr kurz vor dem Aufschlag des Hammers zu bemerken und gab einen klagenden Laut von sich, ehe das Krachen der Schädeldecken der drei Tiere durch das Theater hallte. Der Iulier konnte dieses Geräusch nicht ausstehen, doch angesichts des Anlasses zwang er sich, das Gesicht nicht zu verziehen. Stattdessen beobachtete er schweigend, wie die Opferstecher ihr Werk taten und das Blut, aufgefangen in Schüsseln, an die drei aufgebauten Altäre des Drusus, des Augustus und der Roma gespritzt wurde. Auch die anderen Anteile der Götter kamen zum Vorschein: Die Vitalia, die ein Haruspex rasch überprüfte, dann wurde auch der Schwanz der drei Tiere abgetrennt und in das prasselnde Altarfeuer geworfen.


    Schließlich wandte sich der Flamen nach rechts und sah ins Publikum.


    "Nun stehe es jeder Civitas frei, sein eigenes Opfer darzubringen zu Ehren des Drusus Germanicus! Zuerst rufe ich unsere Gastgeber, die Civitas Mogontiaciensis auf!"


    Sein Blick blieb auf den bekränzten Duccier in der ersten Reihe hängen. Danach würden die übrigen Civitates in einer feststehenden Reihenfolge folgen, sodass sich die ganze Sache noch eine Weile hinziehen würde.




    | Caius lulius Victor


    Zuletzt kam der eigentlich Adressat des Opfers an die Reihe. Hier galt es allerdings eine Besonderheit zu beachten - entsprechend den Gewohnheiten der Supplicatio (die sich von allen anderen römischen Opfergewohnheiten unterschied) hatte man nun den Kopf zu neigen und damit in demütiger Haltung zu beten:


    "O Manen des ewig siegreichen Nero Claudius Drusus Germanicus,
    des Lieblings der Götter,
    des Bruders des göttlichen Tiberius, Vaters des göttlichen Claudius,
    des Bezwingers der germanischen Stämme diesseits und jenseits des Stromes Rhenus!


    Durch seine Weisheit und Kühnheit hat er uns, die gallischen Civitates, vor den wilden Barbaren jenseits des Rhenus bewahrt. Als Zeichen seiner Macht hat er den Rhenus mit dem Meer durch einen Kanal verbunden, an der Spitze seines Heeres hat er die kühnen Sugambrer und Chatten, gar die aufmüpfigen Cherusker bezwungen und den Frieden und Wohlstand des Reiches bis an diesen Ort getragen.
    Die Feinde und plündernden Horden wehrte er ab durch den Bau mächtiger Festungen vom Meer bis zu den Alpen und gewährte der Gallia damit Sicherheit und Frieden.
    Auch weihte er uns, den gallischen Stämmen, einen Altar, an dem wir gute Opfer darbringen und uns verbinden mit unserem Vater, dem Divus Augustus, der den römischen Frieden und die römische Zivilisation zu uns brachte, und Roma, die dank ihm zu unserer Mutter geworden ist.


    Wie in jedem Jahr bringen wir euch auch heute gute Gaben dar, wie wir es gemäß dem Beschluss des Concilium der Tres Galliae gelobt haben und einhalten in jedem Jahr an dem Tage, an dem Drusus Germanicus hinabstieg in die Unterwelt, um sich mit den Göttern zu vereinen.


    Nehmt an diesen prächtigen, makellosen Ochsen als unsere demütige Gabe und versöhnt Euch mit uns Lebenden, aufdass Ihr Gallia jenen Schutz gebet, den Drusus Germanicus zu Lebzeiten stets gewährte! Möge unser Dank aufsteigen mit dem Rauch aus den Vitalia dieses Tieres und mögen wir Gemeinschaft haben mit Euch, wenn wir das Fleisch dieses Tieres essen!"


    Nachdem er das Gebet zu Ende gesprochen hatte, das vermutlich diesmal nicht alle mitbekommen hatten, da er etwas in seine Toga hinein geredet hatte (damit jeder deutlich sah, dass er das Haupt neigte), verneigte er sich noch einmal mit dem ganzen Körper nach vorn - wie gut, dass man seine Toga gut festgeklammert hatte, sodass sie nur ein klein wenig in Unordnung geriet!




    | Caius lulius Victor


    Für Iulius Victor war der Marsch durch die Stadt nicht allzu anstrengend gewesen, aber da er sehr selten in einem Theater opferte, war er doch etwas nervös - würde man sein Gebet bis in die oberen Ränge hören? Oder würde der Lärm wieder zunehmen, sobald der Herold beiseite getreten war?


    Jetzt erst bemerkte er, dass man vergessen hatte, die Lorbeerkränze für diesen Anlass an die Besucher zu verteilen - eine Supplicatio ohne lorbeerbekränztes Publikum war eigentlich undenkbar. Rasch gab er also die entsprechenden Befehle und schon machten sich die Opferdiener auf, die in kleinen Wägen die Kränze die Stufen hinauftrugen und dort verteilten. Victor selbst ließ sich ebenfalls sein Exemplar reichen, tauschte es gegen den Apex und trat ann an besagten Punkt, der auf der Bühne kaum erkennbar hervorgehoben war und von dem man ihm gesagt hatte, dass er es einem einzelnen Mann ermöglichte, Tausende zu erreichen.


    "Versammeltes Gallia! Einjeder von euch möge sich bekränzen, wie es seit jeher der Brauch ist an diesem Feste! Dann werde ich mit dem Opfer für euch beginnen, woraufhin jede Gemeinde selbst das Recht hat, ihre persönlichen Gaben darzubringen!"


    Er wartete noch einen Moment, der ihm ziemlich lang erschien (es dauerte, bis Tausende ihre Kränze aufgesetzt hatten), dann endlich wandte er sich zum Altar um und breitete die Arme aus.


    "O Dea Roma, Herrin des Erdkreises, Erste unter den Städten, Mutter und Schirmerin der Tres Galliae,


    Du brachtest hervor das edle Geschlecht der Quiriten, die bestimmt waren seit Aeneas, die Völker zu Frieden und Wohlstand zu führen. Mit festen Mauern schirmtest Du Dein Volk gegen alle Feinde und nährtest Deine Söhne, damit sie die Hochmütigen unterwarfen, die Besiegten aber schonten.
    Durch Venus schließlich brachtest Du Divus Iulius hervor, der ganz Gallia Dir darbrachte, aufdass es sich in Deinem Glanze sonnen konnte. Vor allem jedoch schenktest Du uns Nero Claudius Drusus Germanicus, jenen strahlenden Feldherrn, der die blutrünstigen Barbaren jenseits des Rhenus besiegte und unsere Grenzen befestigte, damit wir von stetiger Angst vor Raub und Plünderung befreit würden.


    Darum wollen wir Dir durch gute Opfer danken, wie wir es in jedem Jahr an dieser Stelle tun, und bringen Dir diesen prächtigen, makellosen Ochsen als unsere bescheidene Gabe. Sie möge Dir zum Dank gereichen und Deinen Schutz auf uns herabkommen lassen, wie es uns seit den Tagen des Drusus Germanicus zuteil wird. Möge unser Dank aufsteigen mit dem Rauch des Altares und mögen wir Gemeinschaft haben mit Dir, wenn wir das Fleisch dieses Tieres essen!"


    Nun sah der Flamen hinüber zu Divus Augustus, der golden glänzend neben der Statue des Drusus stand.


    "O Divus Augustus, ewiger Vater des Vaterlandes, Schirmer des Imperium Romanum und Friedensbringer der Tres Galliae,


    durch Deine Weisheit und Tugend wurden Krieg und Zwietracht beendet. Nicht nur sandtest Du mit mächtigem Arm die weisesten und klügsten Deiner Berater in unser Land und wandeltest selbst auf unseren Wegen, Deinen Willen zu vollstrecken und Frieden und Wohlstand unserem Volk der Gallier zu bringen, sondern wusstest auch, uns durch den glänzenden Feldherrn Nero Claudius Drusus Germanicus, jenes Ebenbild an Tugend und Mut, zu bewahren und unsere Feinde und Bedroher niederzuwerfen.


    Darum wollen wir Dir durch gute Opfer danken, wie wir es in jedem Jahr an dieser Stelle tun, und bringen Dir diesen prächtigen, makellosen Ochsen als unsere bescheidene Gabe. Sie möge Dir zum Dank gereichen und Deinen Schutz auf uns herabkommen lassen, wie es uns seit den Tagen des Drusus Germanicus zuteil wird. Möge unser Dank aufsteigen mit dem Rauch des Altares und mögen wir Gemeinschaft haben mit Dir, wenn wir das Fleisch dieses Tieres essen!"




    Während Iulius Victor und das engere Kultpersonal die Bühne betrat und vor dem Altar zum Stehen kam, marschierten die Schildträger zu den dortigen Eingängen und verschwanden in den Bühnenaufbauten. Die Musiker hingegen hatten sich dort postiert, wo üblicherweise auch bei Theateraufführungen die Musiker und der Chor ihren Platz hatten. Die Stiere hingegen führte man direkt vor den Altar, wo man sie an Ringen im Boden (deren Befestigungen man extra für diese Feier in das Theater eingebaut hatte) festmachte.


    Da das Voropfer bereits vor dem Drusus-Kenotaph stattgefunden hatte, blieb es nun nur noch übrig, die drei Stiere zum Dank für den großartigen Feldherren darzubringen.


    Ein Herold trat vor, genau an jenen Punkt, dessen akustische Verhältnisse es ermöglichten, dass jeder der Zuschauer im Publikum ihn gut verstehen konnte.


    "Favete linguis!"


    rief er laut und das Rauschen tausender Gespräche (denn das Theater fasste tatsächlich vielen tausend Gästen Platz und war bis auf den letzten Platz besetzt) erlosch.

    | Caius lulius Victor

    Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    An den Stufen der Treppen standen die 5 Lictoren, die seine imperiale Macht repräsentierten und auch gleich für genügend Freiraum sorgten. Zufrieden nickte er und ohne seinen Blick von den vorbeimarschierenden Soldaten zu wenden, stellte er dem Iulier neben ihm eine Frage. Laut genug damit dieser ihn verstand, aber auch nicht lauter.


    "Flamen Divi Augusti, für wann ist das morgige Opfer geplant?"


    Als der Statthalter ihn so unvermittelt ansprach, erschrak Victor ein wenig und zuckte zusammen. Als er dann aber feststellte, wer ihn da angesprochen hatte, errötete er ein wenig (was man aufgrund der Dunkelheit glücklicherweise nicht sehen konnte) und antwortete


    "Ähm...morgens, denke ich. Es wird eine Prozession vom Grabmal des Drusus zum Theater geben, dann dort das Opfer und danach Spiele, wenn ich mich recht erinnere. Wirst du eine Rede halten?"


    fragte er dann, obwohl er sich wunderte, dass der Statthalter ausgerechnet ihn fragte - er war immerhin erst gestern angereist und hatte sich kaum mit der Planung aufgehalten. Das durften die Stadtväter Mogontiacums unter sich ausmachen. Denn das Opfer war ja jedes Jahr gleich...




    Man hatte Scaena und Pulpitum, also die Bühne, für den heutigen Tag ebenfalls besonders herausgeputzt: Hinter dem großen Altar, auf dem die Opfergaben den Flammen und damit dem göttlichen Drusus übergeben werden sollten, hatte man auf dem Bühnehaus sechzig Statuen der sechzig gallischen Stämme aufgestellt, die sich sonst in Lugdunum versammelten. In der Mitte allerdings erhob sich ein Podest für die vergoldete Statue des göttlichen Drusus selbst, flankiert von Divus Augustus und Dea Roma, die den Galliern ihren geliebten Feldherrn überhaupt erst ermöglicht hatten.

    | Caius lulius Victor


    Nachdem am Vorabend die Decursio Militum am Kenotaph des Drusus stattgefunden hatte, vollzogen sich die heutigen Akte im riesigen Theater Mogontiacums. Nach dem Geschmack des Iuliers war dieses zwar ein wenig überdimensioniert, doch wenn man an diesem Tag sah, wie zahlreich die Gesandten aus ganz Gallia erschienen waren, konnte man verstehen, warum die Statthalter einen solchen Bau zugelassen hatten. Abgesehen davon konnte auch das riesige Theater nicht mit der großen Kultanlage von Lugdunum mithalten.


    Er betrat das Theater durch den großen Haupteingang, der direkt auf die Scena zuführte. Die Priester und ihre Opfertiere (drei weiße Stiere) waren in einer großen Opferprozession vom symbolischen Grabmal des Drusus aus durch die Stadt bis zum Theater gezogen, wo man das Opfer nun vollziehen würde.


    Dann endlich konnten die Gesandten der sechzig Civitates das kultische Personal bewundern: Allen voran gingen die Musiker, die in diesem Falle - wie es bei Begräbnissen, aber auch militärischen Unternehmungen üblich war - mit Tubae und Cornua ausgestattet waren und eingängige Marschmelodien spielten. Ihnen folgte eine Statue des Drusus, angetan mit einer Feldherrenuniform und vergoldeter Haut. Nun folgten die Priester, angeführt von Victor, der die Insignien seines Amtes trug: Die Apex auf dem Kopf, die Toga Praetexta um den Körper gelegt. Erst danach kamen die Opfertiere und weiteres Kultpersonal, das Weihrauchfässer schwenkte und auf Tafeln die Namen der sechzig Civitates mit sich führte.




    | Caius lulius Victor


    Für den Flamen Divorum der gallischen Provinzen gehörte es zu einem der Höhepunkte des Jahres, in Mogontiacum an den Feierlichkeiten zu Ehren des Drusus teilzunehmen. Daher war Victor extra aus Lugdunum angereist, wo er als einer der angesehensten Bürger ganz Gallias die Ara Romae et Augustae betreute und jährlich dem Landtag der Tres Galliae vorstand. Dass Mogontiacum eigentlich gar nicht mehr zum gallischen Raum gehörte, war dabei nebensächlich - zu Lebzeiten des Drusus war es noch so gewesen und alle Gallier fühlten sich besonders mit diesem Heerführer verbunden, dem sie am morgigen Tage opfern wollten. Tatsächlich hatte er sogar das Amt eingerichtet, das Victor in diesem Jahr bekleidete.


    Für den heutigen Tag hatte er allerdings eine weniger wichtige Rolle: So stand er würdevoll neben dem Statthalter, der die Gäste begrüßte und sah gravitätisch drein. Das Militär hatte heute Vorrang!




    Der Aedituus des Capitoliums in Ostia stand gerade vor dem Tempel und dachte darüber nach, welche Weihegaben er wegräumen sollte, um Platz für neue zu schaffen. Als er dann bemerkte, dass der neugewählte Quaestor erschien, kam er sofort auf ihn zu. "Hast du einen bestimmten Gott um seine Hilfe gebeten?" fragte er, da man normalerweise nur dem dankte, der einem half - oder Fortuna, deren Hilfe bekanntlich sehr unzuverlässig war.




    Numerius Calavius Saxula
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    “Ich fürchte, die Seuche hat keinen Bereich der zivilen Bevölkerung verschont. Zumal es ohnehin nur sehr wenige gibt, die in der Etrusca disciplina ausgebildet sind heutzutage.“ Bisweilen wurden etruskische Adelsfamilien vom Kaiser selbst gebeten, einen ihrer Söhne in diese Ausbildung zu schicken. Nunja, nicht jetzt gerade von diesem Kaiser, der sich aus sehr vielen Bereichen zurückgezogen hatte. “Aber wenn du ohnehin nach Rom Botschaft schicken möchtest, kannst du dich auch an das dortige Collegium wenden.“


    Von der Idee mit der Einbeziehung der Legion war Saxula aber sichtlich angetan. “Ja, das halte ich für eine ausgezeichnete Idee. Möglichst ganz Mantua sollte an solchen Opferfeierlichkeiten teilnehmen, und das schließt die Legion selbstverständlich mit ein.“


    SAL

    Numerius Calavius Saxula
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    So langsam erinnerte die Gesichtsfarbe seines Gegenübers an die Erdbeeren im Frühjahr, die in den Wäldern wuchsen. Dabei wollte Saxula eigentlich nur helfen. Es gab mehr als genug Leute, die allen möglichen Blödsinn glaubten und zwischendurch nicht so recht unterscheiden konnten, was nun gut und richtig und was dummer Aberglaube war. Vor der Seuche hatte es nicht nur eine wahrsagende Frau am Fluss gegeben, zu der etliche Leute gegangen waren, um göttlichen Rat zu suchen. Und Saxula hoffte, dass diese Scharlatane alle von den Göttern gestraft worden waren, so dass die richtigen Seher und Propheten den Menschen den Willen der Götter näherbringen konnten, wie die Auguren oder die Haruspices. Die äyptischen Traumdeuter oder gar die Sternendeuter waren ihm da schon eher suspekt, die Orakel meist weit weg. Es gab viele Wege, das Schicksal zu ergründen.


    “Nein, das ist ein stadtrömisches Fest. Überhaupt ist das hier eine etruskische Stadt. Die Hälfte der Leute hier ist entweder etruskisch oder hat sogar noch gallische Wurzeln, dazu noch die Sarsinaten hier und da.*“ Saxula machte eine hilflose Geste. “Wenn du noch ein Weilchen in der Stadt bist, wird dir das sicher noch auffallen. Wir sind weit weg von Rom. Zwar auf der richtigen Seite der Alpen, aber trotzdem weit weg.“
    Saxula hoffte, dass der Mann nicht gleich noch vom Stuhl kippte, er wollte ja eigentlich nur helfen. “Das Pferderennen ist nur auf dem Marsfeld, sonst nirgends. Wobei ich es durchaus begrüße, wenn wir hier auch Mars gedenken und Opfer bringen, auf dass er die Ernte reich ausfallen lasse. Schaden kann es sicher nicht. Aber kein Siegerpferd.
    Und wenn du etwas über das Schicksal der Stadt herausfinden magst mit deinem Blick auf den Willen der Götter, frag doch die Haruspices? Diese Stadt baut, wie gesagt, auf etruskischen Wurzeln.“


    SAL


    Sim-Off:

    *Hab das mal aus „Die Etrusker“ von Giovannangelo Camporeale (Seite 527 – 532) so ein bisschen zusammeneruiert.

    Numerius Calavius Saxula
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    Saxula runzelte ein wenig die Stirn. “Dafür bedarf es aber keines Auguren. Dafür genügen die Opfer, sofern sie regelmäßig, im richtigen Maß und zur richtigen Zeit erfolgen“ Offensichtlich stimmte, was der Mann vor ihm sagte von wegen und Tollpatschigkeit, also klärte er ihn kurz auf.
    “Ein Augur kann die Götter befragen, ob es besser oder vorteilhafter ist, eine Sache zu tun, oder eben nicht. Du kannst Merkur fragen, ob es besser oder vorteilhafter ist, einen Laden zu eröffnen. Du kannst Iuppiter fragen, ob es besser oder vorteilhafter ist, einen gewissen Mann zum Magistraten zu machen, wodurch er ja auch inauguriert wird. Du kannst einen Gott fragen, ob es besser oder vorteilhafter ist, an einer gewissen Stelle einen Tempel zu errichten. Ein Augur kann dir immer nur sagen, ob es besser oder vorteilhafter ist, etwas zu tun. Das Wohlwollen der Götter kann er dir aber nicht sichern. Die Pax Deorum festigt sich durch das richtige Opfern und die tugendhafte Lebensweise der Bürger einer Stadt.“


    SAL

    Numerius Calavius Saxula
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    “Ich fürchte, unser hiesiger Augur ist ein Opfer der Seuche geworden, und die heiligen Hühner Opfer der Hungernden.“ Es war wirklich eine Schande! Natürlich war es schwer gewesen, die Ordnung aufrecht zu erhalten während der Zeit, in der in die Stadt keine neuen Nahrungsmittel gelangt waren. Dennoch hatte Saxula nicht geglaubt, dass sich jemand an den heiligen Hühnern vergreifen würde – bis eines Tages der Verschlag leer gewesen war. “Aber wir könnten ein Schreiben nach Rom senden, dass das Collegium Augurum vielleicht einen schickt. Zu welcher Frage möchtest du denn Auspizien einholen?“ Im Gegensatz zu Haruspizien waren Auspizien ja an eine feste Frage gebunden, die mit Ja oder Nein auch seitens der Götter beantwortbar war.
    “Und ich hoffe doch, dass die Duumvirn der Stadt hier ihrer Pflicht gegenüber den Göttern gewahr sind und das Opfer vollziehen.“ Warum sollte ein niedriger Magistrat als Opferherr bei einem staatlichen Fest auftreten, wo es Duumvirn gab, die das machen konnten, ja, es machen sollten? “Wobei du dich auch einmal mit einem der Verantwortlichen bei der Legio umhören könntest. Jene wollten auch ein großes Dankesopfer vollziehen“, erinnerte der Priester sich an die Anfrage direkt zum Ende der Seuche.

    Numerius Calavius Saxula
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    Saxula hörte zu und nickte bisweilen, während er sich ruhig alles anhörte, was der Mann zu sagen hatte. Dankesopfer klang gut und war auch sicherlich nötig. Auch wenn Sexula über die angedachte Mischung mit privatpolitischen Dingen leicht die Nase rümpfte. Seiner Meinung nach wäre das ganze ja gar nicht geschehen, wenn die Menschen die Götter zuvor vernünftig verehrt hätten. Warum dann jetzt welche von ihnen loben?
    “Nun, wenn die Magistrate gerne den Tempelplatz reservieren möchten für so ein Fest, können wir dafür Sorge tragen, dass an diesem Tag keine anderen Opfer stattfinden, so dass es vollzogen werden kann. Und natürlich helfen wir auch gerne bei der Bereitstellung der Opfertiere“, meinte Saxula also als Antwort auf die Anfrage. Das war schließlich das, was die Aufgabe des Kultes war. Die Durchführung der Opfer, der Dankesgebete und der ganzen Handlung war schließlich Aufgabe der Magistrate und nicht die der Priesterschaft. Diese stellte lediglich das Personal bereit und half bei der Interpretation der Innereien, um herauszufinden, ob das Opfertier angenommen wurde, stellte allfällig noch Tempeldiener wie ministri, popae, victimarii oder cultrarii zur Verfügung und beriet im Vorfeld den etwas unsicheren Opferherren. Alles weitere allerdings war Aufgabe des Opfernden, der ja wollte, dass sein Opfer angenommen wurde.


    SAL


    Sim-Off:

    Die römische Religion ist nicht wie die christliche, wo ein Priester den anderen etwas vorbetet und einen Gottesdienst vorbereitet. Für das richtige Opfern war jeder eigenverantwortlich, die Einhaltung der Pax Deorum oblag dem Staat und damit den Staatsdienern. Was soviel heißen soll wie: Die Magistrate opfern historisch gesehen selbst, vor allem bei solchen Festen oder Feierlichkeiten, das macht nicht irgendein Priester für sie, der dann was vorbetet ;)
    Von daher, wenn du das gerne machen möchtest, dann ist es an dir, da zu schreiben. Wir bieten gerne Hilfestellung, aber wir übernehmen das nicht komplett ;)

    Numerius Calavius Saxula
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    Ja, er hatte die Seuche überlebt. Auch wenn um ihn herum so viele gestorben waren, auch Diener des großen Apoll, er hatte überlebt. Und plagte sich noch immer damit herum, möglichst Ordnung ins Chaos zu bringen, um den Frieden mit den Göttern zu gewährleisten. Noch immer fehlten überall fleißige Hände, und es würde wohl noch einige Jahre dauern, ehe alle Tempel wieder so viel Personal hatten wie ehedem. Wobei sich diese Seuche natürlich auch auf die Zahl der Opfernden stark ausgewirkt hatte, die jetzt zwar umso fleißiger opferten, rein quantitativ aber dennoch weniger als zuvor. Kurzum: Es war ein Chaos, aber ein beherrschbares.


    Daran änderte auch der Falanius nichts, als er gerade da vorbeikam, als Calavius Saxula als einer der überlebenden Priester einer Gottheit gerade versuchte, noch etwas mehr Ordnung zu schaffen.
    “Zeit hätte ich, ob wir Ressourcen für eine Festivität haben, wird sich zeigen. Setz dich doch“, lud Saxula den Mann ein und wies auf einen Stuhl. “Worum genau geht es denn?“


    SAL