Beiträge von Prudentia Thalna

    Hallo!


    Da es in letzter Zeit in dem realen Leben viele Dinge gibt, die einfach nicht so leicht laufen wollen wie sonst, bitte ich darum die ID's "Firas" und "Mica" ersteinmal ins Exil zu schicken, bis die zeittechnische Flaute vorüber ist.


    Danke^^

    "Es ist ... länger her...", brachte Thalna auf die Mitleidsbkundung hervor. So ganz hatte sie den Tod ihrer Mutter zwar noch nicht verkraftet, doch es war auch nicht mehr so akut wie noch vor einiger Zeit. "Ja, ich wohne dort," bestätigte sie dann. Dann stutzte sie selber einen Moment auf seine Überraschung hin, dass sie hier geboren worden war. "Ganz hier in der Nähe!", gab sie zurück, ohne weiter darauf einzugehen. Auch auf den Fall hin, dass das wieder unfreundlich bei ihrem Gegenüber ankommen würde. Sie sprach nicht gerne über ihre Vergangenheit und allein, dass sie wieder hier war reichte schon aus, um sich an zu viele Dinge zu erinnern, die sie noch nicht verarbeitet hatte.
    Auf die Frage nach der Gottheit lächelte sie wieder. "Sicher habe ich mit Gedanken gemacht," teilte sie mit. Sie wusste, dass Callista sich für Iuno entschieden hatte, doch diese Göttin war es nicht, der sie sich selber verschreiben wollte. "Und ich habe mich für Minerva entschieden!" Thalna mochte diese Göttin sehr, denn in ihrem Empfinden war diese besonders kraftvoll und ansprechend und auf eine gewisse Weise auch ambivalent. Vielleicht ein wenig wie ihr Leben. "Ich mag Minerva am liebsten von allen Göttern und deshalb würde ich mich ihr gerne verschreiben." Hoffentlich zürnten ihr nun die anderen Gottheiten nicht, doch dazu hatten sie in der Vergangenheit schon genug Zeit gehabt, denn immerhin war es Thalna schon ihr ganzes Leben so ergangen, dass sie Minerva als besonders empfand.

    Entgegen ihrer eigentlichen Art hatte sich Thalna sehr zurück gehalten, denn noch immer fühlte sie sich recht matt und erschöpft von dem leichten Fieber, dass sie heimgesucht hatte. Wahrscheinlich war ihr das viele Reisen nicht bekommen und auch das Kratzen im Hals wollte nicht recht nachlassen. Sie aß recht wenig und hatte viel geschlafen und sich auch sonst zurück gezogen, doch die Hochzeit wollte sie nicht verpassen, auch wenn sie die neuerliche Reise sehr angestrengt hatte.
    Nun standen sie vor der Tür und ein mulmiges Gefühl wollte sie beschleichen. Die ganze Zeit über hatte sie schon daran gedacht, dass auch sie eines Tages heiraten musste, doch im Grunde war sie froh, dass es noch nicht so weit war. Ihren Blick hielt sie auf Callista geheftet und sie war sich sicher, dass sich mit dieser Heirat wieder einmal etwas in ihrem eigenen Leben verändern musste. Trotz allem lächelte sie und umarmte Callista, die sich bei ihnen bedankte. Sonderbar war es, wieder eine Familie gefunden zu haben und irgendwie erschein es ihr, als würde sich diese alsbald auch schon wieder auflösen, auch wenn es sicher Unsinn war. Wissen konnte man es aber dennoch nie und so entschloss sie sich, einfach den Moment zu genießen. Gleich würde man die Braut rauben und vielleicht kamen daher ihre seltsamen Gedanken zu denen der Fackelschein noch beitrug. Alles wirkte ein wenig unwirklich und verstohlen schaute Thalna nun zwischen Balbus und Vespa hin und her. Es war ergreifend. Noch ein Grund? Es lag ihr einfach nicht, rührselig zu sein und es passte ihr nicht, dass ein solches Gefühl nun aufkam. Vielleicht lag es an den Nachwehen der fürchterlichen Erkältung. Ja, ganz sicher tat es das. Leise und verhalten räsuperte sie sich und versuchte das alles einfach zu verbannen, während sie beobachtete, was weiter geschah.

    "Ja, ich weiß," gab Thalna auf den Hinweis zurück, dass Callista bereits seine Schülerin war. Dankbar hatte sie seinen Vorschlag angenommen ein Stück mit ihm zu gehen und nun lächelte Thalna.
    Aufmerksam hörte sie seinen Ausführungen zu und nickte dabei ein jedes Mal, wenn er einen Satz beendete. Das Gefühl der Unsicherheit wollte allmählich schwinden, auch wenn sich ein Rest davon noch immer hartnäckig hielt.
    Schließlich setzte sich auf die Bank und strich sich ihr Gewand glatt. "Ich bin siebzehn," antwortete sie dann, "und seit dem Tod meiner Eltern...meiner Mutter," korrigierte sie sich schnell, "ist Tiberius Prudentius Balbus mein Vormund. Aber mit ihm habe ich schon in Rom gesprochen." Es war sicherer, dass noch einmal zu erwähnen. "Ich stamme eigentlich auch aus Germanien, als ich bin hier geboren." Dann seufzte sie und setzte ihren Blick abwartend auf Verus.

    "Nun, jener steht nun vor dir...." Thalna räusperte sich kaum hörbar und war sich nicht sicher, ob sie Glück gehabt hatte, oder Pech sofort auf den Mann zu treffen, den sie hatte finden wollen. Nun war ihr ihre forsche Art doch ein wenig peinlich. Im engeren Sinne war es ja nicht einmal forsch gewesen, sondern eher direkt und sehr unsicher, doch was nutzte es jetzt schon, sich darüber Gedanken zu machen.
    "Ja, ich bin mit ihnen verwandt," antwortete sie sogleich. "Balbus ist mein Cousin. Im Moment sind wir alle hier." Hervorragend, Thalna. Dieser Mann würde sie nun ganz sicher für eine Närrin halten. "Aber ich war krank und ich bin erst später nachgereist. Aber das ist ja nun vorbei." Sie lächelte schwach. "Ich hatte mich schon in Rom dazu entschlossen, Preisterin zu werden, und wollte es nun hier tun."

    Gerade wollte sie jemanden ansprechen, als ihr schon jemand zuvor kam. etwas überrascht blinzelte sie, ehe sie den Mann musterte, der auf sie zu getreten war. "Ja," begann Thalna etwas zöglich. "Ich suche Decimus Duccius Verus...?" Es kam ein wenig fragend über ihre Lippen. "Ich möchte nämlich Priesterin werden und..." Innerlich konnte sie nur über sich selbst die Augen verdrehen. Wo war die selbstbewusste junge Frau hin, die sie doch eigentlich war. "Prundentia Thalna, das bin ich...und...ja." Sie seufzte ein wenig entnervt und lächelte dann. Nun, sie war wohl keine große Rednerin, was ein Umstand war, an dem sie dringend warbeiten musste. "Vielleicht kannst du mir weiter helfen?" Ein zuckersüßes Lächeln trat auf ihre Lippen, was wohl weder ein Ersatz für besseres Wissen, noch für gute Manieren war.

    Nun war sie also hier und schaute sich um. Es war gar nicht so leicht, wie sie es sich vorgestellt hatte. Alles selber in die Hand zu nehmen hatte sicherlich etwas für sich, doch auf der anderen Seite war es erschreckend, wie wenig vorbereitet sie doch war. Wer war Verus? Ein wenig verloren schaute sie sich um, ehe ihre Haltung etwas straffer wurde. Bloß nicht verzagen! Schließlich hatte man eine Stimme und mit der konnte man Fragen an jemanden stellen, wenn es denn nötig war. Sie holte tief Luft und suchte nach einem Opfer für dieses Vorhaben.

    Endlich hatte sie das Ziel erreicht und sah bereits die Tore der aurelischen Villa vor sich. So schwer war es ja gar nicht sie zu finden. Genau so würde sie es auch jedem erzählen, der danach fragte und sich sicher nicht für die Irrläufe der letzten zwei Stunden interessierte. Teuticus verdrehte bereits die Augen, doch der war nur ein Sklave und würde sich sicherlich nicht mit seiner Meinung unbeliebt machen. Das war er schon genug gewesen, als Thalna erkennen musste, dass er recht gehabt hatte mit seiner Wegbeschreibung. Hätte sie auf ihn gehört, wäre sie auch schon früher da gewesen, doch das hatte sie nicht und das war gut so. So sah man mehr von Rom und konnte sich unterwegs Gedanken machen, ob es überhaupt richtig war, was man tat. Immerhin wollte sie Priesterin werden und so vermutete sie mehr als dass sie wusste, dass sie bei dieser Adresse richtig war. Entschlossen trat sie vor das Tor und wedelte dann Teuticus hastig zu, doch einmal anzuklopfen, während sie sich noch über das angestrengte Gesicht wischte, auf dem sich schon die Mundwinkel zu einem grimassenhaften Lächeln hoben, als das dumpfe Pochen ertönte. Wahrscheinlich schickte man sie eh wieder weg...oder auch nicht, oder überhaupt.

    Germanien - Rom -Germanien -Rom...ein weiter Weg für eine so junge Frau. Thalna war wie immer tief in ihren Gedanken versunken und vor allem aber in zehntausend Vorstellungen einer möglichen Zunkunft. Dennoch schaffte sie es, sich ebenfalls einzutragen.

    "Ich mag sie auch am liebsten," bestätigte Thalna und sah ihren Cousin dabei offen an. Schon überlegte sie, ob sie noch weiter machen sollte und ihm ihr Herz bezüglich der Göttin ausschütten sollte, doch das verwarf sie in diesen Moment, um eine Frage zu stellen. "Dann gab es schon viele Priesterinnen in unserer Familie?" Sie ärgterte sich, denn eigentlich wollte sie nicht wirken wie ein naives Dummchen, doch es gab Augenblicke im Leben, in dem ihre Zunge einfach schneller war als ihr Verstand die Vorlagen geben konnte. Doch Balbus weitere Worte malten ein Lächeln auf ihre Züge. Es war gut, dass er ihren Wunsch unterstützte und es gab ihr doch eine beträchtliche Selbstsicherheit zurück. Sie rieb die feuchten Handflächen am Stoff ihren Gewandes ab und lächelte verschmitzt. "Ich danke dir!", gab sie dann erleichert von sich und überlegte schon wieder, ob es nun auch noch angemessen war, den Redeschwall, der in ihrem Inneren steckte hervor brechen zu lassen. "Dann...dann...am besten...wann...und wie?", fragte sie dann doch und musste sich bemühen auf dem Stuhl sitzen zu bleiben, da sie bereits merkte, wie der Elan sie trieb. In den letzen Jahren hatte es nur wenige gegeben, die ihr in irgendetwas Einhalt geboten hätten. Meistens jedoch waren es die Umstände gewesen, aber auch diese ließen sich doch beeinflussen. Wenn man etwas nur fest genug wollte, dann am besten gleich und sofort! Zumindest Thalnas Meinung nach.

    Nur kurz ging ihr Blick zurück zu Balbus und Thalna fragte sich, ob er wohl ähnlich gemischte Gefühlte mit sich herum trug, wie sie selbst. Aber wer konnte schon wissen, was die Zukunft bereit hielt. Also, wirklich bereit hielt für jeden Einzelnen. Sie war nicht Person, die leicht verzagte, aber trotzdem war es nicht einfach Abschied zu nehmen. Schon wieder ein Abschied! Davon hatte sie in der Vergangenheit schon genug gehabt und konnte getrost darauf verzichten. Sie schnaufte leise und strich sich unwirsch eine kleine Haarlocke aus dem Gesicht. "Ja, Abschiede sind gut, auch wenn ich sie nicht mag!" Am liebsten hätte sie Callista an sich gerissen und umarmt, doch das war ein Gefühlsausbruch, den sie sich ersteinmal nicht gestatten wollte. Nachdenklich ruhte ihr Blick einen Moment auf der Kette, die Callista um den Hals trug. Sie fragte sich, wie es wohl verlobt zu sein, doch die Frage konnte sie sich selbst beantworten. Man lächelte dann viel, genauso wie Callista in der letzten Zeit.
    "Sicher werde ich bei der Hochzeit dabei sein!", sagte sie und ließ es spaßeshalber wie ein Drohung klingen. Doch so recht war ihr auch nicht nach Späßen. "Wehe du schreibst mir nicht, wenn du angekommen bist!", fügte sie dann hinzu und hob einen Zeigefinger in die Luft. Nein, Verabschiedungen waren wirklich nicht ihre Sache.

    Thalna nickte bekräftigend auf seine Nachfrage hin. Lange hatte sie geschwankt, doch das schien ihr die beste Möglichkeit zu sein, aus sich selbst etwas zu machen. Es beruhigte, dass ihr Cousin dem offenbar aufgeschlossen gegenüber stand. Dennoch überlegte sie kurz. Sicherlich hatte Callista, die ihr ihren zukünftigen Werdegang in den schillernsten Farben beschrieben hatte dazu beigetragen, überhaupt auf einen derartigen Gedanken zu kommen. Nun aber fühlte es sich absolut richtig an. "Ich habe lange darüber nachgedacht und ja, ich will das wirklich machen." In Thalnas Sprachschatz kamen Begriffe wie "ich möchte", oder "ich würde gerne" nicht ohne weiteres vor. Was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, dass tat sie auch. Und überlegt hatte sie genug. Wieder folgte ein Nicken über ihren eigenen Gedankengang. Das Leben war merkwürdig und schon oft hatte sie dumme Sachen angestellt, doch dieser Entschluss hatte damit nichts zu tun. Immerhin war sie schon siebzehn Jahre alt. Andere waren in dem Alter verheiratet, oder zumindest verlobt. Aber das war keineswegs etwas, was Thalna ansporenen konnte, denn dazu lebte sie viel zu sehr in ihrer eigenen Welt, die sie nicht einfach so auf das Haus und die damit verbundenen weiblichen Tätigkeiten beschränken wollte. "Callista geht den Weg zwar auch und sie hat mich auch darauf gebracht, doch ich bin mir sehr sicher, dass ich das auch will."
    Ein Moment verstrich, in dem sie einfach nur nachdenklich auf die Tischplatte schaute. "Aber, begann sie dann erneut, "ich habe mich nicht für Iuno entschieden, sondern für Minerva."

    "Natürlich warst du das!" Thalna bemühte sich wieder um einen sicheren Stand, doch vor allem aber um ihre Containance, die ihr soeben verloren gegangen war. Der Schreck wäre zu verkraften gewesen und auch der blaue Fleck, den sie vielleicht davon getragen hatte, doch der Tonfall der jungen Frau behagte ihr gar nicht. Noch immer wütend schnaubte sie sie an, ehe sie wieder gewillt war, den Rest ihrer Umgebung wahrzunehmen. Da war der Händler, dem der Mund recht unattraktiv offen stand und der nun in leeren Gesten mit den Händen herum wedelte. Da war Candace, tatsächlich noch neben ihr und ein Mann, der sich rüde seinen Weg durch die Menge bahnte. Thalna schnaubte, kniff kurz die Augen zusammen und achtete nicht weiter auf die Versuche der Sklavin, die Schuld von sich zu schieben.


    Schließlich hob sie die Hand und blickte ihr wieder entgegen. "Schon gut, schon gut, schon gut!" Es klang nur halb so freundlich, wie sie es beabsichtigt hatte, doch war ein huldvoller Ansatz durchaus zu erkennen. Es war nun mal ein Markt und es war jede Menge los. So etwas konnte passieren.
    Der Blick der jungen Prudentierin suchte den nichtsnutzigen Leibwächter von Teuticus, der sich aber noch immer ihrem Auge entzog und der wahrscheinlich rein gar nichts mitbekommen hatte von dem Vorfall. Aber es war schließlich nichts passiert. Absolut nichts. Gerade wollte sie die Sklavin, die noch immer vor ihr stand davon scheuchen, als ihr ein weiterer Gedanke kam. Es war derselbe, den sie zuvor schon einmal hatte. Diebe und Halsabschneider! Wie von selbst griff sie sich an die Stelle, an der sie ihr Geld aufbewahrte und musste unter einem unliebsamen Schrecken feststellen, dass es verschwunden war. "Oh...", entfuhr es ihr knapp, ehe sie fahrig noch einmal tastete und dann Candace hilfesuchend ansah. "Es ist weg!", stellte sie fassungslos fest und ihre Augen weiteten sich dabei. Rückversichernd sah sie dann auf den Händler, der großäugig dreinschaute und andeutungsweise mit den Schultern zuckte. Das durfte einfach nicht sein und neuerlicher Wut keimte auf, gespickt mit einem Anhauch schierer Verzweiflung und Unglauben. Ein explosives Gemisch.
    "Du!", begann sie langsam und wandte sich dabei an die Sklavin vor ihr. Wer sonst konnte es gewesen sein? "Du... hast... mich ... bestohlen!" Ihre Worte klangen völlig ruhig, aber dadurch nicht minder gefährlich. Thalna hatte Verständnis für vieles, auch für etwaige Notlagen anderer, doch diese frevelhafte Tat ging eindeutig zu weit!

    Er schenkte ihr ein Lächeln, als er sich herum drehte und sie erblickte und Thalna war dankbar dafür. Sie wollte ihn wirklich nicht stören und auch wenn einige Dinge vorgingen, wie beispielsweise die baldige Heirat und die Abreise von Callista, so wollte sie doch auch ein wenig für ihre eigene Zukunft tun. Ein Leben alleine nur im Haus konnte und wollte sie sich nicht vorstellen.
    Schnell kam sie der Aufforderung nach und setzte sich in den Stuhl, ohne ihren Cousin aus den Augen zu lassen. Im Geiste bewegte sie schon die Worte, die sie sich eigentlich zurecht gelegt hatte, doch wie immer in solchen Momenten wollte ihr partout nicht einfallen, wie sie beginnen sollte.
    "Ich weiß, du bist im Moment sicher viel beschäftigt, aber ich habe nachgedacht....", begann sie langsam, auch wenn sie sich gewünscht hätte, dass die Worte weniger chaotisch gesprudelt wären. "Ich habe sogar recht viel nachgedacht, und nun wo Callista uns verlässt, sogar noch mehr denn je..."
    Sie rutschte nervös auf dem Stuhl herum und verzog grüblerisch den Mund. "...Vor allem aber habe ich über die Zukunft nachgedacht. Also, meine Zukunft und da ich ja nicht heiraten werde....nicht so bald zumindest...habe ich mir gedacht, dass es vielleicht eine gute Idee wäre...trotzdem...ich meine...." Was war so schwer daran Thalna? Nun war sie hier an diesem Ort und außer Gestammel fiel ihr nichts ein, und dass obwohl sie sich alles schon überlegt hatte! Es war doch albern, sie war doch gar nicht so. "Ich will auch Priesterin werden!" Knapp, präzise, auf den Punkt. Na bitte, es ging doch. Sie grinste kurz und entschuldigend.

    Vorsichtig betrat sie den Raum und entdeckte ihren Cousin sogleich. Er schaute zum Fenster hinaus und schien tief in seinen Gedanken versunken. Zwar konnte sie erahnen, welche belastenden Dinge in seinem Kopf kreisen mussten, doch wollte sie ihn nicht darauf ansprechen. Zwar war sie eine Frau, doch in Gefühlsdingen war sie sich selber immer unsicher und noch unsicherer war sie...nun, wenn sie eben sich selbst nicht sicher war.
    Thalna versuchte es mit einem leichten Räuspern und sie lächelte scheu. "Man hat mir gesagt, dass du hier bist, und..." Weiter sprach sie ersteinmal nicht, sondern ging noch einige wenige Schritte, wobei sie noch einmal tief durchatmete. "...vielleicht hast du etwas Zeit für mich? Ich meine, ich will dich keineswegs stören." Setzte sie etwas hektischer nach.

    Lange Zeit war sich Thalna nicht sicher gewesen, wie es weiter gehen sollte. Zwar war sie nun schon eine Weile in Rom und hatte sich auch schon eingelebt, doch in ihr schwelte noch immer die Ungewissheit, was sie mit sich und ihrem Dasein anfangen sollte. Der Griechischunterricht war ein Anfang gewesen, auch wenn ihr diese Sprache nicht sonderlich gut lag. Immerhin gab sie sich Mühe und ihre Trägheit, die sich in der letzten Zeit eingeschlichen hatte, hatte sie sich vom Lernen abgehalten. Allerdings auch noch von allerlei Gedanken, die darüber hinaus reichten.
    Callista wollte eine Priesterin der Iuno werden, doch das kam für Thalna nicht in Frage. Sie hing mehr an Minerva, der dichterischen, auch wenn ihre eigenen Fähgikeiten was dieses Fachgebiet betraf auch noch nicht sonderlich weit ausgereift war. Zwar schrieb sie in letzter Zeit viel, doch so recht einfallsreich wollte ihr alles nicht vorkommen. Außerdem gehörte ja noch sehr viel mehr dazu.
    In jenem Moment, in dem sie an die Tür der Officiums klopfte kam ihr alles unausgereifter denn je vor. Was würde Balbus wohl sagen, wenn nun die nächste sich in die Reihe der Priesterinnen stellte? Aber das Leben war einfach viel zu kurz, um die Zeit mit langanhaltendem Grübeln verschwenden zu können. Er würde nichts dagegen haben, oder? Immerhin war es ehrenvoll. Ja, das war es. Vorsichtshalber klopfte sie noch einmal.

    Ad
    Manius Aurelius Orestes


    Villa Aurelia


    Roma


    Ich danke dir aufrichtig für die tröstenden Worte über den Verlust meiner Verwandten Prudentia Aquilia. Ich bin mir sicher, dass die Götter auf ihrem Weg an ihrer Seite sind.
    Ihrer irdischen Güter würde ich mich gerne annehmen und möchte hiermit bestätigen, dass ich das Erbe antreten werde.


    Vale,


    Prudentia Thalna



    Das Tuch, welches sie in der Hand hielt war wirklich gut. Ein hübscher Stoff obendrein, der sich so anfühlte wie Seide, nur eben nicht derartig durchsichtig war. “Ist das nicht ein schönes Orange?“, fragte Thalna über ihre Schulter hinweg, wo sie die Bestätigung von Candace vermutete, doch blieb diese wieder Erwarten aus. Doch es störte recht wenig, denn schon hatte sie nach dem nächsten Stoff gegriffen, die verräterisch geldgierigen Augen des Händlers übersehend, der etwas in einer fremden Sprache von sich gab, das sie nicht verstand. So wie er aussah war er ein Ägypter. Zumindest stellte sie sich so einen typischen Ägypter vor, denn in ihrem bisherigen Leben hatte sie noch nicht so viele davon gesehen. Außer Schraubziehris natürlich, dem Türöffner der casa Prudentia. Aber der fiel in eine ganz andere Kategorie und hatte darüber hinaus auch noch deutlich mehr Zähne. Ihre Finger tasteten über den Stoff. “Meinst du, das würde mir stehen?“ Nun sah sie sich doch um, doch ihre Sklavin war nicht zu entdecken. Sie presste die Lippen aufeinander und schluckte den nun doch aufkeimenden Ärger darüber hinunter. Sie hatte doch in ihrer unmittelbaren Nähe bleiben sollte, was so viel bedeutete wie: Genau einen Schritt hinter ihr. Darüber konnten sie sich aber später unterhalten und das würden sie sogar müssen, denn der Mann schob ihr nun weitere Bahnen des feinen Stoffes entgegen und deutete heftig gestikulierend darauf.


    Thalna lächelte gespielt. Sie wusste, wovor sie sich in Acht nehmen musste: Vor habgierigen Händlern und Halsabschneidern, ebenso wie Dieben. Doch Teuticus, ihr Leibwächter, würde schon dafür sorgen, dass ihr niemand dieser zwielichtigen Gestalten zu nahe kam. Erst in dem Moment fiel ihr auf, dass sich auch der hühnenhafte Beschützter hatte ablenken lassen und wie es seine Art war, hinter einer Frau hinterher schaute. Es war eine Elend. Auf der einen Seite verlassen, auf der anderen Seite bedrängt. “Du kaufen, kaufen du....das kosten nur funf... Weiter kam der Händler nicht, denn etwas krachte heftig in sie hinein. Thalna japste kurz auf und riss hektisch den Blick in die Richtung, aus der der Stoß kam. Es war eine Frau und ein Mann. Im letzten Moment hielt sie sich an einer der Holzstreben des Standes fest, um nicht zur Gänze zur Seite zu kippen. Sie fluchte leise, doch sehr undamenhaft, ehe sie die Person von sich stieß. “Teuticus!“, rief sie dann, ehe sie wütend auf die junge Frau blickte, die sie sofort als Sklavin identifizierte. Der Mann, der wohl verantwortlich für diesen Rempler war, machte sich bereits in Windeseile auf und davon, wobei in ihr die Empörung wuchs, dass in dieser Stadt derartiges wohl niemanden beeindruckte. Wie aus einem Reflex heraus, strich sie sich die Kleidung glatt und kniff die Augen zusammen. “Was soll das?“, giftete sie schließlich der Sklavin entgegen, nicht wissend, wie sie ihrer Entrüstung anders Luft verschaffen sollte.

    Heute war also der Tag der Abreise. Es behagte Thalna nicht sonderlich, nun "allein" im Haus zu sein und sie tat sich schwer damit, dass sie nun die einzige Gleichatrige in ihrer unmittelbaren Umgebung verlieren sollte. Vielleicht hatte sie deshalb so lange gebraucht, um sich endlich zu erheben und zur Verabschiedung anwesend zu sein. Einen gewissen gedanklichen Zynismus über ihre Lage wollte sie aber nicht aufkommen lassen und erst recht wollte sie nicht zulassen, dass ihr der Abschied nun doch schwer fiel. Das war nicht ihre Art und sie überspielte es wie immer damit, dass sie die ganze Zeit damit verbracht hatte, die Sklaven hierhin und dorthin zu scheuchen, zur Verrichtung irgendwelcher Nichtigkeiten.
    Sie seufzte, als sie der Gruppe entgegen trat und endlich aus dem Schatten kam, um ihrem Onkel entgegen zu lächeln. Ein Lächeln, das erzwungen war und strahlender wurde, als sie nun Callsita entgegen sah. Ihren eigenen Wünschen gemäß - die sie dazu verleiteten, ihre Zukunft in der Priesterinnenschaft der Minerva zu suchen - verdrängte sie einen Moment lang. "So schnell vergeht die Zeit," brachte sie ein wenig verkniffen hervor und trat auf Callista zu. Abschiede lagen ihr nicht, doch sie waren zumeinst unumgänglich, wie das Leben sie gelehrt hatte. Gute Miene zum verlustreichen Spiel. "Entschuldige, dass ich jetzt erst erscheine." Es klang ein wenig traurig. Vielleicht trauriger als sie beabsichtigt hatte und sie war letzten Endes froh, dass es so war.

    Thalna lächelte Vespa entgegen. Sicher, sie würde gerne öfters in Gesellschaft frühstücken, hauptsache es war nicht ganz so früh. Obwohl, an diesem Tag ging es eigentlich. Sie klaubte sich noch ein Stück Obst vom Teller und überlegte kurz, ob sie sich auch ein wenig Brot nehmen sollte. Doch sie unterließ es erst einmal. Wirklichen Hunger verspürte sie auf einmal nicht mehr, doch der würde sicher wieder kommen, wie immer.
    Auf die Frage von Vespa hin, wie es ihnen in der Stadt gefalle, und was sie schon alles gesehen hatten, antwortete Callista zuerst, doch Thalna kaute bereits schneller, um ebenfalls ihre Teil dazu beitragen zu können. Gut, alles Wichtige hatten sie noch nicht gesehen, in der Tat, doch der Vergleich mit anderen Bauten hinkte keinesweg. Rom war wirklich etwas größer und das schloss die Häuser nun einmal nicht aus.


    Fast hätte Thalna sich verschluckt, und hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Husten zu unterdrücken. Schnell griff sie nach einem Becher mit Wasser und nippte hastig daran, während Balbus darauf hinwies, dass die Stadt nicht weglaufen würde und sie noch ein Menge Zeit hätten. Das hätte sie auch beim Essen bedenken sollen! Sie nickte hastig, hustete noch einmal, ehe der Bissen völlig aus ihrer Kehle verschwunden war. Sie lächelte entschuldigend, ehe sie etwas belegt ansetzte zu sprechen: "Es ist wirklich groß hier!" Besonders viel hatte sie nun wirklich noch nicht gesehen, doch sie wollte es unbedingt nachholen.
    Immer hatten sie die tollsten Gerüchte über die Stadt erreicht und jetzt konnte sie es sich nicht entgehen lassen, alles mit eigenen Augen zu sehen.
    "Ich würde mir so gerne mal einen Gladiatorenkampf anschauen," platzte es aus ihr heraus. "Oder ein Wagenrennen! Oder eine Bärenhatz oder soetwas"