Beiträge von Caius Decimus Celsus

    Das Auf- und Absitzen bereitete Celsus keine Schwierigkeiten. Das Gleiche mit dem zusätzliche Aufnehmen der Ausrüstung gestaltete sich weitaus schwieriger zumal die vorhergehenden Übungen kräftezehrend waren. War es doch schon wieder einige Zeit her, seit Celsus auf einem Pferd gesessen war.


    Glaucus ließ wiederum alles, und das beruhigte Celsus, ohne weitere Regungen über sich ergehen.

    Die probati waren in Reih und Glied angetreten. Ihre auf Hochglanz polierten Rüstungen glänzten in der Sonne und die wehenden cristae taten das übrige. Alles in allem ein erhabenes Bild bester Ausbildung.


    Spannung lag in der Luft. Celsus sah den tribunus und, was für ihn entscheidend war, einen scriba mit einer Kiste.


    Das wird doch nicht der letzte Tag als probatus sein? dachte er und wartete ungeduldig auf das, was nun kommen würde.

    Antreten in Paradeausrüstung, so hatte der optio gesagt.


    Das hieß im Klartext, daß die geamte Ausrüstung auf Hochglanz zu bringen. war. Das hieß weiter, daß der Abend mit Putzen ausgefüllt war, und das zog sich in diesem Fall in die Länge.


    Celsus nahm sämtliche Ausrüstungsgegenstände zur Hand, drehte und wendete sie, schrubbte, polierte, dann etwas Spucke, dann etwas Öl. War etwas in Ordnung und er sah noch einmal nach, wieder ein Fleck, also noch einmal von vorne.


    Irgendwann in der Nacht fand er, daß nun alles selbst einem schärfsten Appell standhalten müßte.

    Celsus nahm das Pferd, das er sich ausgesucht hatte, am Zügel.


    Noch war es ein Pferd, ein Grauschimmel, wahrscheinlich sogar ohne vornehme Abstammung. Aber das schien Cursor nicht wichtig. Er hatte sich bereits einen Namen für seinen neuen Kameraden zurechtgelegt: Glaucus. So wollte er ihn nennen!


    Nun lag es an ihm, mit dem Pferd zurechtzukommen. Er war sich darüber im klaren, dem Tier niemals seine eigene Stärke und die Schwäche seines Reiters merken zu lassen. Er mußte zuerst die Freundschaft des Pferdes gewinnen. Er dachte dabei an die Worte seines Reitlehrers.


    Und so fing er an, während Glaucus neben ihm am Zügel ging, leise mit ihm zu reden. Das Pferd spitzte die Ohren, als ob es seinen künftigen Reiter verstehen würde.


    Dann nahm er den Sattel und zog ihn leicht über die linke Seite des Pferdes ab. Sodann hob er ihn auf, setzte ihn auf den Widerrist des Tieres und zog ihn in die Mitte des Pferderückens. Anstandslos ließ das Pferd dies alles über sich ergehen.


    Dann saß er auf. So, wie er es bei seinem Reitlehrer gelernt hatte: Mit dem rechten Bein nahm er Schwung, schnellte sich mit dem linken ab, zog sich mit dem linken Arm an der Mähne hoch, stemmte sich mit dem rechten Arm auf den Widerrist ab, senkte den Oberkörper über den Widerrist und den Hals des Pferdes, brachte das angewinkelte rechte Bein über den Pferderücken auf die rechte Seite und richtete sich auf.


    Mit den anderen, die ebenfalls aufgesessen waren, bildete er dann ein Reihe mit einem korrekten Abstand von einer Pferdelänge.

    Wie hieß es doch so schön? Ein unerfahrener Reiter gehört auf ein erfahrenes Pferd, ein erfahrener Reiter kommt auch mit einem unerfahrenen Pferd zurecht! Als erfahrenen Reiter wollte sich Celsus nicht bezeichnen, aber unerfahrenen war er gerade auch nicht.


    Dann ging er zu den Pferden. Es waren schöne Pferde, Stockmaß 1,60 m, das größte 1,75 m, schätzte er.


    Er ging langsam seitwärts von links zum ersten, strich ihm langsam den Hals hinauf, über die Ganaschen und dann bis zu seinem Ohr. Das Tier wieherte leise und drehte Celsus seinen Kopf entgegen. Dieser blies im leicht über die Nüstern, das Pferd senkte leicht seinen Kopf zu Boden. Celsus ließ seine Hand nochmals den Hals entlang bis zum Ohr des Pferdes wandern und knickte es sanft um. Es kam keine Regung.


    Celsus nahm die linke Vorhand des Pferdes, zog sie nach vorne und hob sie dann nach hinten hoch, so weit es ging. Auch seine Hinterhand gab das Tier freiwillig und ohne Schwierigkeiten.


    Jetzt kam es nur noch darauf an, wie sich das Pferd beim Auftrensen, Aufsitzen und letztlich beim Reiten verhält. Wenn es auf reiterliche Hilfen reagiert, sich durchpapieren läßt und auch sonst ohne große Macken in sich ruhig bleibt, schienen die besten Voraussetzungen gegeben.


    Mit diesen Überlegungen und seinem neuen Kameraden wartete Celsus auf die nächsten Befehle des decurio.

    Celsus sah seinen neuen Gegner an. An Kraft war er ihm zwar sicherlich überlegen. Wie es schien, hatte der andere die bessere Technik, und eine intensive Musterung ergab die Gefahr überragender Flinkheit. Mit einem freundlichen und zugleich herausfordernden Lächeln sprach er den Drahtigen an:


    "Ich bin Celsus. Legen wir los!"


    Sein Gegenüber erwiderte das Lächeln. Und das so gekonnt, daß in Celsus fast die blanke Wut zum Vorschein gekommen wäre.


    "Freut mich mein Freund. Ich bin Hadrianus und es gereicht mir zur Ehre mit dir ringen zu dürfen."


    Die Überheblichkeit, mit der Hadrianus auftrat, war derart abscheulich, daß er ihm am liebsten die Nase und alles dahinter zu Brei geschlagen hätte. Gerade noch rechtzeitig erkannte er, daß genau das der Plan des anderen war. So begnügte er sich mit einer zornigen Grimasse, um den Gegner seinerseits zu täuschen und stürmte auf ihn zu.


    Hadrianus wollte gerade mit dem ihm eigenen Lächeln auf den Lippen nach rechts ausweichen, als er feststellen mußte, daß er seinen linken Arm zu locker seinem Körper hatte folgen lassen. Eleganz war eben nicht gleich Effektivität. Blitzschnell hatte Celsus das Handgelenk gepackt und einen winzigen Augenblick später sah Hadrianus nur noch Staub und Sand: Er lag mit dem Gesicht auf dem Boden, sein linker Arm war schmerzhaft auf den Rücken verdreht und er hatte Mühe Luft zu holen. Zum einen wegen des Aufpralls auf dem Boden und zum anderen weil ein guter Teil von Celsus auf ihm lastete. Dann war er fast eben so schnell wieder frei und die Schmerzen in seinem Arm ließen wieder nach und die Luft fand wieder ungehemmt ihren Weg in seinen Brustkorb.


    Während er noch nach Atem rang und aufstand, völlig geschockt darüber, daß er übertölpelt worden war, grinste ihn Celsus an.


    "Ich glaube, dieser Sieg gehört mir. Soll ich dir aufhelfen?"

    Schwitzend kam Celsus von campus. Nur rasch aus den Klamotten und dann ab in die Thermen. Da entdeckte er die tabula, die am Morgen noch nicht dahing.


    Er las nur etwas von Versetzung zu den equites ...



    Alle milites, die zu den equites versetzt werden wollen tragen sich auf der unteren Liste ein.
    Die milites die sich eintragen werden an dem Nachmittagen einer Zusatzausbildung der Reiterei unterzogen und bei guter Leistung am Ende der Ausbildung zur Reiterei versetzt.


    Lucius Iulius Antoninus
    Titus Decimus Vestinus
    Caius Decimus Celsus



    ... und schon hatte er sich, ein Nachdenken hielt er für überflüssig, eingetragen. Daß der Dienst am und mit einem Pferd im Gegensatz zu einem legionarius ein vermehrter Dienst war, das wußte er von einem Freund in der ALA II, und der war mehr als begeistert.

    Celsus sah seinen Nebenmann an. Er war wie er von gleicher Statur.


    "Was meinst du, ringen wir miteinander?"


    "In Ordnung, bringen wir`s hinter uns!"


    Nur mit einem Schurz bekleidet gingen die "Gegner" aufeinander zu. Der andere stank so nach allem Möglichen, daß Celsus unwillkürlich zurücktrat. Der andere wiederum nutzte die Situation aus und preßte ihn mit aller Kraft an sich.


    Dies kam wiederum Celsus zugute, denn der glitschige Körper des anderen ließ ihn seinem Gegner regelrecht aus den Händen gleiten, der dies nicht bedacht hatte und sich unwillkürlich in einem "Schwitzkasten" befand.


    "Hör` auf zu drücken, du hast gewonnen," winselte der andere.


    "Ich bin nicht so, du bekommst eine Revanche," meinte Celsus, der sich an den unangenehmen Geruch des anderen gewöhnt hatte, wohlwollend.


    Bei ihrem zweiten Treffen versuchten die beiden sich wie eines Römers würdige Ringkämpfer verhalten.


    Sie schnauften, preßten, drückten, wurden schnell zu Boden geworfen, standen noch schneller wieder auf, hielten den "Schwitzkasten" und lösten ihn wieder auf, kurzum, selbst ein eingeweihter Beobachter mochte nicht mehr zu entscheiden, wer von den beiden besser oder schlechter oder gar ein Sieger war.


    Letzte Instanz hierfür war jedoch der optio!

    Celsus nahm den Bogen, den ihm der optio entgegenhielt sowie einen Pfeil. Er spürte, wie alle Augen auf ihn gerichtet waren.


    Ruhe bewahren flüsterte er sich zu und begann laut mit seiner Erklärung.


    "Ich nehme den Bogen in die linke und den Pfeil an seinem gefiederten Ende in die rechte Hand. Vorsichtig legte ich den Pfeil auf die Bogensehne. Dann nehme ich den Bogen nach oben und halte ihn mit ausgestrecktem linken Arm von mir weg. Gleichzeitig ziehe ich mit der rechten Hand die Sehne nach hinten, bis ich mit meiner rechten Hand meine Wange berühre. Ich visiere das Ziel über den Pfeil an und halte die Luft an."


    Celsus hatte noch nicht ausgeredet als sein Pfeil der hölzernen Zielscheine entgegenflog. Er traf diese, nicht in der Mitte, aber auch nicht am Rand, sondern genau in beider Mitte.


    Er nahm sich einen zweiten Pfeil, hielt den Atem an und traf dieses Mal knapp neben dem Mittelpukt der Scheibe.

    Selbstverständlich hatte Celsus vor dem Militärdienst mit Pfeil und Bogen geschossen. Und das nicht einmal schlecht, wie er sich erinnerte.


    Er sah nach den anderen probati. Die einen machten fast betretene Gesichter, andere schüttelten die Köpfe und wieder andere sahen in die Luft als ginge sie das nichts an.


    Celsus überlegte, ob er unter dieser Voraussetzung seine früheren Übungen mit dem Bogen anzeigen sollte. Aber selbst eingestandene Feigheit wollte er nicht geleten lassen.


    "Ich habe bereits mit einem Bogen geschossen, optio."

    Die testudo wurde gedreht, d.h., daß sich Celsus nun in der letzten Reihe befand. Dafür marschierte sein Freund Camillus im ersten Glied.


    Dessen ungehindert brüllte Celsus nac h vorne.


    "Camillus, gib` den Schritt an!"


    Der reagierte sofort und die testudo setzte sich in Bewegung.


    "Sinister, duo tres, quattuor, sinister, duo tres, quattuor ..."


    In einem geordneten Block stampfte die Formation gleichmäßig in die angegebene Richtung. Nichts schien sie aufzuhalten. Die Geschosse der Ausbilder trafen zielsicher nur die scuta der probati. Diese marschierten geschützt hinter ihren scuta.


    Das erste Glied hielt seine scuta exerziermäßig Kante an Kante, bereit, jedem Angriff zu trotzen.

    Das mit dem Gleichschritt war besser gesagt als getan. Die probati hatten zwar gelernt, mit dem linken Fuß anzumarschieren und dann mit dem rechten Fuß zu folgen, aber derzeit waren sie mit allem anderen beschäftigt, als auf ihre Füße zu achten.


    Zwischenzeitlich flogen die Holzteile von allen Seiten und die Ausbilder verstanden es hervorragend, durch die Zwischenräume der scuta hindurch zu treffen. Celsus brüllte.


    "Sinister, duo, tres, quattuor, sinister, duo, tres, quattuor..."


    Und dann wendete sich das Blatt: Mit einem Mal klappte der Gleichschritt und die Geschosse der Ausbilder trafen nur noch auf die scuta.

    Celsus marschierte in der ersten Reihe und machte, wie es der optio befahl, ganz kleine Schritte. Rechts und links neben sich spürte er die Kameraden, die sich ebenfalls wie er bemühten, keine Lücken entstehen zu lassen.


    Sein Hintermann schien so sehr damit beschäftigt zu sein, sich auf ihn, seinen Vordermann zu verlassen, daß es so kam wie es kommen mußte und eine Fußspitze in seiner Ferse landete.


    "Hey, paß` doch auf!" zischte er nach hinten.


    "Kann doch mal passieren, war bestimmt keine Absicht", kam es zurück.


    Verbissen marschierte Celsus weiter.

    "Daß wir aus dem Staunen nicht herauskommen werden",


    Celsus war in Gedanken schon auf dem Markt,


    "das wollen wir doch hoffen. Schließlich bekommen wir das nicht alle Tage geboten. Also abgemacht, auf dem Trajansmarkt. Bis dann. Mach`s gut. Und halte solange die Ohren steif, bei und mit der Verwandtschaft."


    Schnellen Schrittes verließ er die CDM. Und als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte fühlte er sich wie nach dem Ablegen einer großen Last in Form seiner Verwandtschaft, die sich darin äußerte, daß er glaubte ihr noch nicht gewachsen zu sein.

    Zitat

    Original von Titus Decimus Vestinus
    "Ist das in Ordnung für dich?"


    "Vielleicht wäre der Trajansmarkt besser,"


    schlug Celsus vor,


    "was ich so gehört habe, gibt es dort alles, was man sich nur vorstellen kann, auch Imbißstuben und Bars. Und da kann man in aller Ruhe essen und trinken ohne sich erst vorher zu überlegen, ob man irgendeiner Etikette gerecht wird. Und wenn man sich überlegt, daß sich auf fünf Ebenen jeweils um die 40 Läden befinden; langweilig wird es hier bestimmt nicht. Ich würde mich ein wenig umsehen, und wenn wir uns hier, sagen wir auf der untersten Etage treffen, könnten wir alles Weitere besprechen. Na, was ist?"