Beiträge von Caius Decimus Celsus

    Zitat

    Original von Titus Decimus Vestinus



    Amüsiert hatte Celsus das Treiben in der großen Welt und hier vor allem das weibliche Geschlecht beobachtet: hübsche Mädchen, schöne Frauen, edle Damen und gereifte Matronen. Alles war vertreten.


    Das täuschte ihn aber nicht darüber hinweg, daß ihm seine ganze Verwandtschaft mehr oder weniger unbekannt war. Ihm war genauso klar, daß er in der Rangliste in der untersten Ebene rangierte und gerade das verursachte in seinem Magen ein flaues Gefühl.


    Genußvoll schlürfte er vom Falerner und antwortete seinem Bruder.


    "Ich gehe mal von mir aus. Ich kenne hier niemanden und habe auch keine Lust, vor irgendeinen Verwandten, in welchem Verhältnis er zu mir oder ich zu ihm stehen mag, zu treten, mich artigerweise zu verneigen und mich vorzustellen: Gestatten, Caius Decimus Celsus, probatus in der LEG I. Nee, sei mir nicht bös`, aber da mache ich lieber eine Bummel durch die Stadt. Wenn du noch etwas bleiben willlst, wann trefffen wir uns und wo?"

    "Hunger habe ich auch",


    bestätigte Celsus,


    "und das schon die ganze Zeit, vom Durst und der trockenen Kehle ganz zu schweigen. Also nicht wie los. Es ist angerichtet.


    Aber was machen wir dann. Machen wir auf familia oder, wo wir schon mal in der Hauptstadt sind, gönnen wir uns einen kleinen Stadtbummel. Ohne langes Drum und Dran. Wir lassen uns einfach ein wenig treiben. Ich tendiere zu letzterem. Was meinst du?"


    Erwartungsvoll sah Celsus den Bruder an.

    Celsus hatte sich in der Zwischenzeit regelrecht mit seiner Tragestange angefreundet. Mit einem Mal ging das Marschieren leichter und das hatte zur Folge, daß die Transpiration zunehmend nachließ.


    So war das Pausensignal eine angenehme Unterbrechung kommender Tätigkeiten. Die Pause hatte kaum begonnen als das Signal zum Ende der Rast ertönte. Celsus eilte befehlgemäß zum Materialwagen. Er wußte nicht, wie man ein kleines Lager errichtete und war trotz des anstrengenden Marsches und der viel zu kurzen Pause gespannt, wie ein solches zu bauen war und das, das wußte er, mußte innerhalb kurzer Zeit fertig sein.

    Celsus dachte kurz nach. Er hatte noch keinen Alarm mitgemacht. Folglich blieb ihm nur übrig so zu tun als wenn.


    "Da Alarm ohne einen weiteren Zusatz gegeben wurde, verlasse ich umgehend meine Stube um draußen weitere Befehle entgegenzunehmen.


    Anderenfalls lege ich tunica und die gesamte Rüstung an und nehme Waffen und Marschgepäck auf. So adjustiert eile ich nach draußen, optio."

    Außer dem bereits Gesagten, das Celsus irgendwo aufgeschnappt hatte, hatte ervom Wacheschieben und der Wache im Allgemeinen keine Ahnung.


    So beatwortete er die Fragen des optio wie gestellt und der Reihe nach.


    "Ich stehe oder patroulliere bis zum nächsten Posten. Hierbei sehe ich nach allen Seiten und, wenn ich etwas Verdächtiges sehe oder höre, mache ich sofort Meldung, optio."

    Celsus` Antwort ließ nicht lange auf sich warten.


    "Die Aufgaben eines jeden Postens, ob nun am Tor, auf der Wache oder wo auch immer verlangen
    - ständige Aufmerksamkeit und Einsatzbereitschaft,
    - unverzügliches Handeln bei Wahrnehmungen verdächtiger Art,
    - selbständige und nachdrückliche, dabei verantwortungsbewußte An-
    wendung der übertragenen Befugnisse.


    So darf der Posten nicht entgegen dem vorher Gesagten handeln oder gar einschlafen, optio."

    Celsus ließ mit seiner Antwort nicht lange auf sich warten.


    "Ich bin erst seit kurzem in der legio und habe es demzufolge erst zum probatus gebracht. Was die Behandlung durch den centurio betrifft, da kann ich mir kein, oder besser gesagt, noch kein Urteil bilden. Zudem steht es mir nicht zu ..."


    er schielte zu Licinus


    "... ein solches zu fällen. Abgesehen davon behandelt, soweit mir bekannt ist, ein jeder centurio seine Soldaten ordentlich."


    Überzeugt von seiner Antwort sah Celsus den senator an.

    Celsus hatte nicht die geringste Ahnung vom Bau einer Straße. Doch das war für ihn momentan unwichtig. Es war sehr heiß und das drückende Marschgepäck forderte seinen Tribut.


    Über tunica und Panzer waren beide Gürtel mit Schwert und Dolch geschnallt, der Helm war am Brusthaken des Panzers befestigt und hing über der Magengrube, der Schild mit übergezogener Lederhülle war mit dem um Brust, Oberarme und über die linke Schulter geführten Tragegurt so umgeschnallt, daß er die linke Seite und den Rücken bis zu den Kniekehlen bedeckte, nach oben reichte er etwa bis zur Höhe des Scheitels. Über die linke Schulter war die Tragestange gelegt. Sie saß mit einer breiten Querstange und der an dieser befestigten sacrina auf der Oberkanze des Schildes auf. Kochgeschirr und Proviantnetz hingen über den Schild nach hinten herab. In der rechten war das pilum, das über die rechte Schulter gelegt war.


    Die linke Hand umfaßte die Tragestange und balancierte sie aus, wobei das Balancieren so eine Sache war. Er versuchte die Tragestange nun schräg über die Schulter zu legen und sie dort ruhen zu lassen. Das entlastete zwar den Arm, übte aber einen einschneidenden unerträglichen Druck auf die Schulter aus. Es war also doch etwas dran, daß sich, wenn man die Querstange am oberen Rand des Schildes aufsitzen läßt, eine verhältnismäßig bequeme Trageweise ergibt.


    Celsus sah zu seinem Nebenmann, dem, genau wie ihm, der Schweiß zu rinnen begann und dessen Kopf bereits puterrot angelaufen war. Es war ihm förmlich anzumerken, wie er sich mit Gewalt vorwärts bewegte. Kameradschaftlich erkundigte er sich.


    "Was ist? Kannst du nicht mehr?"

    Celsus vertrat die Meinung, daß es nun genug des Wache-Spielens sei.
    Schließlich sollte in seinem eigenen Interesse die Ausbildung weitergehen und nicht beim Thema "Wache" stehenbleiben.


    Freundlich wandte er sich zuerst an den Händler ...


    "In Ordnung. Vielleicht hat sich deine tunica zu einem Knoten verstrickt, und das habe ich wohl gefühlt."


    ... dann an Sermo ...


    "Gib` dem Wachhabenden Bescheid. Er möge einen Posten abstellen, der die beiden Händler zum praefectus castrorum begleitet."


    ... und nochmals an beide Händler.


    "Folgt dann dem Posten, der euch begleiten wird."

    Celsus hatte interessiert den Ausführungen des optio zum Tragen des Marschgepäcks gelauscht. Nun stand aber ein Arbeitseinsatz auf dem Programm, das bedeutete, daß zunächst einmal die Ausbildung unterbrochen wurde.


    Die Ausbildung war bisher erträglich. Und nun ein Arbeitseinsatz: Steine klopfen, volle Eimer mit allem Möglichen schleppen und schwitzen und schwitzen.


    Nicht gerade begeistert wartete Celsus auf das, was in erwarten sollte.

    Celsus überlegte nicht lange. Freudig ergriff er die ihm entgegengestreckte Hand, nahm Haltung an und drückte fest zu, vermied jedoch bewußt, den ihm bis jetzt unbekannten Onkel ohne dessen Erlaubnis als solchen so zu nennen.


    "Ave senator. Ich bin Caius Decimus Celsus, Sohn des Marcus Decimus Nepos, und dies ist..."


    er wies auf seinen Bruder


    "mein jüngerer Bruder Titus Decimus Vestinus."

    Schweigend war Celsus neben seinem Bruder gegangen. Es war einfach keine Zeit zu Unterhaltungen. Es gab viel zu sehen, zu bestaunen und mitunter zu prüfen, ob die Wirklichkeit dem Hören und Sagen entsprach.


    Die CDM war einzigartig, zumindest nach Celsus` Empfinden. Das hatte nichts zu bedeuten, hatte er doch bisher keine Vergleichsmöglichkeiten.


    Den einzigen, den er kannte, war der centurio seiner Einheit, und der unterhielt sich mit einem Unbekannten.


    Ob dieser der verschollene Onkel war, wie sein Bruder vermutete, Celsus wußte es nicht; er kannte den Onkel nicht.


    So trottete er hinter seinem Bruder her.


    "Gut, gehen wir."