Beiträge von Caius Decimus Celsus

    Celsus ging auf dem Weg zur porta praetoria so manches durch den Kopf. Daß er zur Familienfeier nach Rom eingeladen war hatte er mit Freude zur Kenntnis genommen, war doch so eine Feier eine willkommene Abwechslung während der Ausbildung, wäre da nicht die Vorfreude trübende Tatsache, daß er im Gegensatz zu den dort anwesenden hohen und höchsten Chargen gerade Mal als unterster Dienstgrad rangieren würde.


    Mit diesen Gedanken erreichte er die porta. Kurz und bündidg machte er Meldung.


    "Probatus Caius Decimus Celsus auf dem Weg in die Hauptstadt"


    und reichte dem Posten die Erlaubnis.



    Erlaubniss erteilt !


    Celsus sah, wie das unbekannte Tier friedlich hinter ihm Platz nahm. Fast enttäusscht wandte er sich an seinen Kameraden.


    "Ich glaube fast, daß der dressiert ist, so wie der da sitzt. Vielleicht so ein Ersatzschoßhündchen. Soll er da sitzen! Wir haben etwas anderes zu tun als solche Viecher zu kratzen."


    Er stellte sich in Position, aufrechte Haltung, verfassungsbejahender Blick und rief den Ankömmlingen entgegen.


    "Halt! Wer seid ihr und was wollt ihr hier?"

    Celsus hatte mit Sermo ordnungsgemäß vor dem Tor Posten bezogen: Celsus stand links und Sermo rechts vor dem Bogen.


    Dann sah Celsus ein Viech auf sich zurennen. So etwas hatte er noch nicht zu Gesicht bekommen. Eine Katze? Dazu war es zu groß! Aber es sah so aus! Was dann?


    Zu mehr Überlegungen war die Zeit zu kurz. Das Tier kam immer näher.


    Geistesgegenwärtig griff Celsus seinen gladius und das scutum und rief seinem Kameraden zu:


    "Sermo, nimm` dein scutum und schlag` mit dem gladius drauf, so fest du kannst!"


    Und dann schlugen sie so fest sie konnten, daß es nur so dröhnte und brüllten:


    "Retro, retro!" *



    Sim-Off:

    * Hau ab!

    Das Absetzen der scuta war nicht zu überhören. Einige probati waren nicht mehr imstande, ihre Schilde zu halten, sodaß diese der Länge nach zu Boden fielen.


    Celsus` linker Arm war kurz vor dem Steifwerden. Er massierte ihn um ihn wieder dahin zu bringen, das scutum aufrecht zur Unterkunft zurückzubringen.


    Er war sich darüber im klaren, daß diese Übung noch lange nicht dazu reichte, um im Ernstfall bestehen zu können. Dazu benötigte es vieler weiterer Übungen und die ließen bestimmt nicht auf sich warten.

    ... und Celsus stach zu. Wohin, das wußte er nicht.


    Wichtig für ihn erschien, daß er unter dem scutum zustach, denn auf diese Weise mußte er ihn nach oben halten, und da war seine Nase, die die richtige Höhe anzeigte.


    Du bist tot! vernahm er wie aus weiter Ferne den optio.


    Celsus spürte die Oberkante des scutum an der Nase. Er lebte!


    Der linke Arm schmerzte. Solange er schmerzte spürte er ihn. Wie lange noch, das war hier die Frage.

    ...und es ging voran. Aber wie!


    Celsus spürte seinen linken Arm kaum noch. Er wußte nicht mehr, ob er ihn anhob oder nicht. Einzig und allein gab nur seine Nase die Höhe des scutum an. Und dann kam die schnellere Gangart.


    Blieb nur noch die Frage, wann der erste zu Boden gehen würde.


    Aber Celsus` Beine zeigten bis jetzt keine Ermüdungserscheinungen.

    Celsus wußte bald nicht mehr, was er zuerst zu tun hatte.


    Das scutum am linken Arm richtig halten, in der rechten Hand den gladius, den Gleichschritt beibehalten und dabei in der Formation zu bleiben.


    Schwierigkeiten bereitete ihm das scutum. Daß es mit dem seines rechten und linken Nachbarn überlappte, das gelang ihm. Aber das ständige Hochhalten bis hin zur Nasenspitze; er mußte es immer wieder hochreißen.


    Aber irgendwie ging es doch voran!

    Die Übung war für Celsus neu. Ihm blieb, wie so oft, nichts anderes übrig, als schnell nach rechts und nach links zu sehen, um zumindest einigermaßen die befohlene Position einzunehmen. Die Gefahr des Auffallens wie bei jedem Erstenmal mußte er dabei in Kauf nehmen.


    Er zog seinen gladius, auch seine Nasenspitze berührte die Oberkante seines scutum, das wiederum die der neben ihm stehenden probati überlappate.

    Celsus war das Grinsen des optio nicht entgangen. Und das Grinsen eines optio - und das schon am frühen Morgen - verhieß nichts Gutes.


    Zusammen mit den anderen probati befolgte er die Befehle, präzise und in der gegebenen Reihenfolge.


    So standen sie und waren davon überzeugt, daß ihre Ausrichtung einer wirklichen Linie entsprach.

    Celsus hatte gut geschlafen. Es war ein tiefer und fester Schlaf, der keinen Raum für Träume ließ. Der gestrige Ausbildungstag mit Marschieren und Schwimmen hatte das Seine dazu beigetragen.


    So trat er ausgeruht mit den anderen probati auf dem Exerzierplatz an.


    Auf das "Alle vollzählig?" des optio hin schielte er nach rechts und nach links, soweit es eben die Augen im "State!" erlaubten.


    Da seiner Meinung nach alle probati, ausgehend von der Anzahl der Teilnehmer der letzten Übung, anwesend waren, meldete er:


    "Alle vollzählig, optio."

    Die probati hatten ihre Ausrüstung dicht aneinandergereiht in der Mitte des Floßes zusammengelegt. Sie selbst saßen darum herum, sodaß eher einer von ihnen als nur ein Stück ihrer Ausrüstung ins Wasser rutschten konnte.


    Um das vordere und hintere Ende des rechten Baumstammes hatten sie jeweils ein Seil geschlungen. Beide verbanden sie dann mit dem über den Fluß gespannten Seil.


    Und dann gab einer das Kommando zum Ablegen.


    "Los jetzt! Die auf der rechten Seite hangeln uns hinüber. Die übrigen setzen sich so, daß unser Floß im Gleichgewicht bleibt."


    Langsam aber sicher erreichte das Floß das andere Ufer.

    Celsus sah ratlos erst zum optio, dann zu den anderen probati.


    "Ausführen!" lautete der Befehl. Was sollte ausgeführt werden? Die gute Idee? Könnte sein! Aber wer sollte dann was ausführen? Bisher erteilte der optio klare Befehle, die keine Fragen und Überlegungen aufwarfen.


    Celsus hielt es für das Beste erst einmal abzuwarten; einerseits darauf, wie die anderen probati das "Ausführen" verstanden und andererseits darauf, ob der optio seinen Befehl nicht doch noch vervollständigen würde.

    Celsus hatte den Befehl zum Verladen erwartet. Wozu hätten sie auch sonst ein Floß benötigt?


    Er nahm sein scutum, auf dessen Innenseite er bereits vorab seine Ausrüstung plaziert hatte und deponierte es in der Mitte des Floßes. Die beiden probati, mit denen er es geholt hatte, taten es ihm gleich, der eine rechts von ihm, der andere links.


    "Und wie wollen wir dann das voll besetzte Floß lenken? Wie es leer war, war es einfach!"


    meinte der eine.


    "Keine Sorge, der optio wird uns das schon sagen",


    beruhigte ihn Ceslsus.


    Nachdem alle probati ihre Ausrüstung auf das Floß gebracht hatten, traten sie zurück und warteten auf weitere Befehle.

    Immer wieder versuchte das Floß, der vom Fluß bestimmten Richtung zu folgen und immer wieder schafften es die drei probati, das Floß daran zu hindern. Sobald das Floß abzutreiben drohte, schwammen sie auf die Gegenseite und stießen es uferwärts.


    Alle drei waren gute Schwimmer. Dennoch waren sowohl Kraft- als auch Zeitaufwand enorm, um das Floß sicher an der von ihnen ausgesuchten Stelle zu landen.

    Die drei probati erreichten gleichzeitig die andere Seite des Flusses. Das
    Lösen des Floßes vom Steg bereitete den Dreien keine Schwierigkeiten, da sich an der Verknotung des Befestigungsseils bereits ein anderer vor ihnen zu schaffen gemacht haben mußte.


    "Wir schieben das Floß einfach vor uns her", meint Celsus.


    "Gute Idee," kam die Bestätigung.


    Und so schoben die Drei das Floß vor sich her auf die andere Seite des Flusses.

    Celsus war gerade dabei, sich seiner Rüstung wieder zu entledigen, als er hinter sich angerufen wurde.


    "Hey, Kumpel, warte auf uns, wir schwimmen mit rüber."


    "Alles klar. Aber beeilt euch." rief er zurück.


    Dann war er bereits wieder im Wasser. Seine Kameraden hinterher. Und dann schwammen sie einträchtig nebeneinander auf das Floß zu.

    Celsus fühlte den Blick des optio auf sich ruhen. Konnte der vielleicht Gedanken lesen? Warum nicht doch noch ein wenig Schwimmengehen? Und wenn sogar ein Floß zur Verfügung stand, sah es danach aus, daß die Ausbildung zu Wasser fortgesetzt werden würde.


    Was hielt ihn somit ab, sich freiwillig zu melden? Er nahm vor dem optio Haltung an.


    "Probatus Celsus meldet sich freiwillig, optio."