Beiträge von Catubodus

    Der Posteingang von Benutzer »Flaviana Brigantica« ist bereits voll.


    Jaja schon klar. Diarmuid hat wieder mal sein Spielzeug falsch aufgeräumt, versteh schon ;)

    Es war Catubodus' erster Tag in Rom nach einiger Zeit, die er im Reich verbracht hatte. Seine alten Kontakte waren reaktiviert und nun sah er sich nach einer bezahlbaren Unterkunft um. Die Taberna Petronia betrat er allerdings primär um zu speisen. Missbilligend musterte er den Thekenklopfer. So viel Ungeduld war schon fast unverschämt, doch außer einem Strafenden Blick enthielt sich Catu jeden Kommentars. Geduldig wartete er bis er an die Reihe kam und bestellte dann: "Einmal das Tagesmenü." Bis es ihm gereicht werden würde sah er sich schonmal um und entdeckte noch einen Platz der frei war und der ihm einen guten Überblick eröffnen würde. Lässig lehnte er an der Theke und sah sich weiter um. Das Klientel bestand hauptsächlich aus dem Plebs, der sich in den engen insulae nicht selbst bekochen konnten. Ergänzt wurde es durch eine Reihe einfacher Arbeiter und etwas Laufkundschaft. Binnen kürzester Zeit würde der Raum vermutlich aus allen Nähten platzen und Catu freute sich schon auf des Schauspiel, das ihm der Hexenkessel in Kürze bieten würde.

    Angewidert verfolgte Catu das Geschehen. Im Augenblick mochte er seine Arbeit überhaupt nicht, lies es sich jedoch nicht anmerken. Für ihn waren Sklaven in erster Linie Menschen, dann Ware. Aber seine persönliche Meinung stellte er wie üblich zurück. Sogar noch weiter zurück als sonst, da er ja mal wieder eine Rolle spielte. Er setzte sogar einen lüsternen Blick auf als Celsus die Ware kommentierte und gab seinerseits Callinax' Meinung zum Besten: "Sicher sind die gesund. War nicht leicht die beiden Täubchen nicht selbst zu bespringen. Aber Auftrag ist nunmal Auftrag."
    Zufrieden grunzte er als der Nubier seine Behauptung bestätigte. Er wollte schon samt seinen Begleitern wieder verschwinden als Celsus ihn erneut ansprach. "Die Bezahlung läuft meines Wissens über jenen der mit dir das Geschäft gemacht hat. Er wird dich aufsuchen.
    Eine Blonde werden wir dir auftreiben, keine Sorge, aber du willst doch gute Qualität nicht?"

    Da sonst von seiner Seite nichts mehr zu besprechen war blickte Catu ein letzes Mal seinem Gegenüber ins Gesicht. Sollte dieser der Gleichen Meinung sein, so würde er nun eiligst verschwinden.

    Catubodus las in ihrem Gesicht wie in einem offenen Buch. Sie war geradezu begeistert. Nicht zu vergessen sprang sie auf seine Warnung an. Vielleicht würde sie ja, wenn er diese Bedenken zerstreute auch alle anderen vergessen, die sie sonst noch haben mochte. Das zumindest war zu hoffen. Wenn es nicht funktionieren sollte so konnte man zur Not ja immer noch auf rabiatere Methoden zurückgreifen.
    "Trauen kann man ihm schon, man muss ihn nur zu nehmen wissen. Er gibt oft sehr einsilbige Anweisungen und wenn etwas ganz arg aus dem Ruder läuft, dann schreit er auch mal herum. Aber das passiert nicht oft und seine Sklaven schlägt er nie! Er hat halt ein paar Schrullen, ist aber sonst sehr umgänglich."
    Ob die Beschreibung ausreichen würde? Catus bescheidener Meinung nach hatte er den Krämer ganz gut beschrieben. Als einen Mann mit Fehlern, den man sich aber dennoch mit gutem Gewissen zum Arbeitgeber erwählen konnte.

    "Catubodus oder Catu wenn dir das beliebt,..." antwortete Catu nicht ohne anzudeuten, das auch er noch nicht erfahren hatte mit wem er denn verhandelte. Es war sogar der Grund dafür, das er das Angebot machte ihn bei seinem Kurznamen zu nennen. Dadurch sparte er sich eine Geste und den entsprechenden fragenden Gesichtsausdruck.
    Als der Patrizier die Sklavin zur Seite führte nutze Catu die Gelegenheit das Wort an die Römerin zu wenden: "Gibt es noch irgend etwas was ich über deinen Sklaven speziell wissen sollte?"


    Alsbald kam der Römer zurück und in der Tat hatte Catu eine letzte Frage: "Nur damit keine Missverständnisse auftreten: Willst du die flüchtigen Sklaven unversehrt zurück oder reichen irgendwelche Trophäen?" Er sagte absichtlich flüchtig um klar zu stellen, dass er Dido nicht zu den potentiellen Todeskandidaten zählte. Ersteres wäre zwar komplizierter und würde auf dem Rückweg länger dauern. Zweiteres war ziemlich blutig. Catubodus wäre es dennoch lieber. Wenn es auch grausam war so machten Trophäen weniger Scherereien und brauchten nicht verpflegt zu werden.

    Mit der selben Unterwürfigkeit, mit der er das Gespräch begonnen hatte setzte Catubodus es fort. Nun ging es darum sie für eine Arbeit bei seinem Herrn zu gewinnen und in die Nähe der Insula zu locken. Am geeignetsten erschien ihm ein Scheider, da sie sich ja schon in einer solchen umgesehen hatte. Aber auch einige Alternativen würde er ihr bieten:
    "Mein Herr besitzt einen Laden in dem er Schuhe und Kleidung verkauft, die er selbst fertigen lässt. Auch verkauft er Stoffe und Töpferwaren sowie Schmuck. Zur Zeit sucht er unter anderem eine fähige Scriba und jemanden für den Stoffverkauf. Aber auch noch in anderen Tätigkeiten wären noch Plätze zu besetzen. Aber ich muss dich warnen. Mein Herr ist ein wenig, nunja eigenbrötlerisch."
    Vor seinem letzten Satz sah er sich übertrieben vorsichtig um. Er hatte ihn hauptsächlich angefügt um das ganze nicht zu gut klingen zu lassen. Sowas schürte nur Verdacht.Gespannt wartete er auf eine Antwort. Ob seine List gelingen würde. Es war fast wie auf der Jagd und strenggenommen war es auch eine. Es gab eine Beute und einen Jäger. Er tarnte sich, schlich sich an, stellte Fallen und spürte die selbe entrückte Ruhe.

    Leider dauerte es ein paar Tage bis sie spät abends einer geeigneten jungen Frau habhaft wurden, dafür fiel ihnen eine zweite geradezu in die Hände. Das alles geschah innerhalb einer einzigen Stunde und unweit der insula, weshalb sie die aufziehende Dämmerung genutzt hatten um die Beute zunächst zu Asellus zu bringen. Kaum hatten sie die Insula betreten, als Catu sich vor einer neuen Herausforderung sah. Es begann mit einzelnen Pfiffen und steigerte sich mit anzüglichen Bemerkungen und eindeutigen Gesten. Asellus bezahlte sie doch eigentlich gut genug um ihnen zu ermöglichen ein lupanar aufzusuchen.


    "He Blümchen, lass mich dein Bienchen sein."


    "Hör nicht auf ihn, mein Stachel ist größer."


    "He Titus, lass sie uns doch für ein Weilchen da."


    "Nee is nich."


    "Die haben Stacheln ich habe einen Speer."


    "Pah Speer, ich hab ne Säule."


    "Oder du Murcus, komm schon, ich geb auch nen Wein aus."


    "Wegen mir schon, aber der da hat das Kommando."


    Murcus hatte Catubodus gemeint dem das Gerede reichlich egal war. Aber wie auf's Sichwort sah er sich genötigt einzugreifen. Anmachen durften sie die Frauen, das schüchterte sie wenigstens ein, aber anfassen ging zu weit. "Pfoten weg!" blaffte er den ersten an der dies versuchte. Doch die Hand näherte sich noch immer gefährlich der unteren Körperpartie. Catu sprang vor und schubste den Kerl an die Wand. Schlagartig war es totenstill und neben der eisig-ruhigen Stimme von Catu hätte man eine Ahle hätte fallen hören können. "Ich sagte Pfoten weg." Allerdings war der zudringliche Kerl etwa einen Kopf größer als Catu und nur einen Moment schien sich die Situation zu entspannen. Die Bande Catu nie geprüft und er war in ihren Augen keiner von ihnen. Im Gegenteil. Asellus hatte ihn völlig überflüssigerweise herbeigerufen. Sie waren mindestens so fähig wie er. Für den riesenhaften Silio kam hinzu, dass er sich in seiner Ehre verletzt sah. Dieser kleine Wichtigtuer machte ihm Vorschriften? Dem würde er es zeigen. Nur zu gerne hätte Catu diese Auseinandersetzung vermieden, aber er wusste das es eines Tages dazu kommen musste. Warum also nicht jetzt.
    Silio stürmte mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. Meine Güte, Asellus musste seine Kerle dringend besser ausbilden. Da der massige Körper in der Enge des Flures kaum Schwung aufnehmen konnte, Catu allerdings aus dem selben Grund nicht ausweichen konnte blieb ihm nicht viel übrig. Mit einem Schritt zeigte er dem Angreifer die rechte Schulter, ergriff dessen rechtes Handgelenk mit der Linken und zog daran um ihn weiter auf Kurs zu halten. Zeitgleich donnerte er ihm zielgenau den rechten Ellenbogen auf die Nase. Abrupt kam Silio zum Stehen, auch weil sich Catu ihm mit aller Gewalt entgegen stemmte. Blut sickerte aus seiner Nase und erschrocken taumelte er die zwei Schritte an die Wand zurück, wo er anschließend verdattert zusammensank. Er war mehr überrascht als getroffen, das dafür aber gründlich. Catu hingegen knurrte zwischen den geschlossenen Zähnen hervor, während er auf seinen blutbespritzten Ärmel blickte: "Noch wer? Nein? Dann geht aus dem Weg!" Hoffentlich hatte die Lederrüstung die er mal wieder unter der Tunika trug nichts abbekommen. Sie schon wieder zu waschen würde sie sicher nicht besser werden lassen.
    Unbehelligt kamen sie bei Asellus an und noch in der selben Nacht machten sie sich auf den Weg zum lupanar.

    Es war für Catu nicht verwunderlich, das es etwas dauerte bis sie antwortete. Derlei Fragen wurden einem schließlich nicht jeden Tag gestellt. Als ihm die Pause dann doch etwas zu lang wurde blickte er auf, als gerade der Feuerschein über Penthesileas Antlitz huschte. Für den Bruchteil eines Augenblicks sah sie fast gespenstisch aus, doch er lies sich von Schattenspielen schon lange nicht mehr ins Bockshorn treiben.
    Es klang nicht schlecht was er da zu hören bekam. Man hätte es Bequemlichkeit oder Angst vor einem Dasein als Beute nennen können. Aber Catu verstand er es. In ihrer aktuellen Stellung musste sie vermutlich keine Töpfe schrubben, von Arbeit auf dem Feld oder als lupa ganz zu schweigen. Bei solch einem verhältnismäßig unbeschwerten Leben würde er es sich vermutlich auch mehr als ein Mal überlegen ob er das für eine ungewisse Freiheit aufgab oder nicht. Allerdings war ihm auch nicht so wichtig was sie sagte, sondern vielmehr wie sie es tat. Doch er konnte keinen Hauch Unredlichkeit in ihrer Stimme wahrnehmen. Zufrieden grunzte er, bevor er ihre Frage vernahm. Warum er für die Römer arbeitete? Warum sollte er auch nicht? Weil er keiner von ihnen war und eigentlich frei. Frei auch als Jäger abseits der Zivilisation zu leben, frei Bauer zu werden? Sicher, er hätte in seiner Heimat bleiben, oder vielmehr zurückkehren können, doch seine Wurzeln waren verdorrt und von Sturzbächen an Blut hinfort getrieben worden. Er hatte seine Heimat nie wiedergesehen. Die wehmütigen Gedanken die in ihm aufstiegen trugen das ihre dazu bei, dass er ihr ohne groß nachzudenken mehr erzählte als den meisten anderen:
    "Ich bin Galater und mein Volk ist schon seit einiger Zeit vor meiner Geburt Teil es römischen Reiches. Alle meine Angehörigen liegen dort in der Erde und es gibt nichts was mich dorthin zurückzieht. Was soll ich sonst tun, wenn nicht für die Römer zu arbeiten? Ich lebe schon mein ganzes Leben im Imperium und wenn auch noch mein Großvater als Söldner gegen die Römer kämpfte so gibt es für uns keine Unabhängigkeit mehr. Würden die drei Stämme das römische Joch abschütteln ständen sofort die Parther vor unseren Ländern und die sind nicht besser. Dort liegt meine Vergangenheit begraben und eine Zukunft habe ich dort nicht. Nicht zu vergessen verdient man als Söldner besser als wenn man sein Brot als Jäger oder Bauer verdienen muss."
    Das war nunmal der ausschlaggebende Grund. In den letzten zehn Jahren hatte er durchaus einiges ausprobiert und wenn er auch am liebsten auf der Pirsch war, so brachte sie einfach zu wenig ein und war zu sehr vom Glück abhängig. Gut, das Glück musste ihm auch bei ihrem aktuellen Auftrag gewogen sein aber möglicherweise brauchte er auch immer noch den speziellen Nervenkitzel der eine andere Dimension hatte als der Kampf gegen ein wildes Tier, das doch einigermaßen berechenbar war.

    "Die da!" So allmählich konnte sich Catu auf die Auswahl die Titus traf verlassen. Er sah sich um und tatsächlich. Die schlanke Blonde auf die er mit dem Kinn hinwies würde sehr gut zum Sortiment des Celsus passen. Besonders, da sie nicht nur eine Augenweide war, sondern auch gepflegter als die übrigen Kandidatinnen zu sein schien. Alles in allem war sie definitiv zu schade für den geplanten Zweck, aber das war nunmal nicht zu ändern. Catu nickte und es war nicht schwer ihr im Gewühl unauffällig zu folgen.
    Sie verschwand kurz im Laden eines Tuchhändlers und Schneiders. Murcus, der auch mit von der Partie war wurde entsandt, doch kaum hatte er den Laden betreten, da kam die Schöne auch schon wieder heraus. Sie folgten ihr weiter und als sie in einer dunklen Ecke verschwand wollte Titus sofort zuschlagen, doch Catu winkte ab. Der Weg bis zum Versteck war zu weit und es war heller Tag. Eine andere Taktik musste herbei. Murcus zügelte nach und berichtete, dass ihr zukünftiges Opfer auf der Suche nach Arbeit war.
    Catubodus beauftragte Titus und Murcus damit die Ecke im Auge zu behalten, während er selbst ebenso verschwand um Augenblicke später als griechischer Sklave samt Tabula, die ihn als Pitholaus ausgab wieder aufzutauchen. Er hatte sich nach griechischer Sitte das Gesicht mit Bleiweiß eingeschmiert und seine Augen leicht geschminkt. In einem Spiegel hätte er sich selbst kaum wiedererkannt. Auch seine Einfache Tunika passte ganz gut zur Aufmachung eines Sklaven. Ein paar knappe Instruktionen später lies er seine Kompagnons zurück und begab sich ebenfalls zur Garküche wo er sich in das Gespräch einmischte, noch ehe der Kerl hinter der Theke geantwortet hatte:
    "Entschuldige, du suchst nach Arbeit? Erlaube mir, mich vorzustellen: ich bin Pitholaus und mein Herr hat einige Geschäfte. Wir brauchen immer fähige Unterstützung. Was kannst du denn?" Catu mochte solche kriecherischen Speichellecker nicht, war aber dennoch in der Lage einen solchen zu spielen.

    Dichtauf folgte Catu dem Nubier, wenn auch mit gebührendem Abstand. Er begegnete Menschen dieser Hautfarbe immer mit einer gewissen Distanz, obwohl er selbst nicht wusste warum. Als sie das Zimmer des Celsus erreicht hatten entfernte er die Knebel er beiden Frauen, wobei er ihnen zuraunte: "Ihr redet nur wenn ihr angesprochen werdet, ist das klar?" Dann gab er seinen Handlangern einen Wink und diese beiden bugsierten ihre Opfer vor sich her in den Raum. Catu folgte ihnen, trat neben seine "Ware" und wandte sich an den kleinen Glatzkopf:
    "Salve. Ich bin Callinax von Lugdunum und diese beiden Damen haben sich bereiterklärt für dich zu arbeiten." Er lachte dreckig, ganz wie es für den großspurigen Söldner Callinax passend war. "Einarbeiten musste sie aber schon selber. Schließlich war dir unbeschädigte Ware versprochen worden." setzte er dann noch hinzu und untermalte diesen Kommentar mit einem anzüglichen Grinsen.

    Als die Flavierin das Angebot des Aristides durch ein separates für ihren Sklaven nebst nochmals dem selben Spesenkonto ergänzte war Catubodus endgültig sicher, das er an diesen Auftrag gut verdienen würde. Auch ihr nickte er zu. Nicht zu vergessen das, wenn der Auftrag erfolgreich verlaufen würde er die Flavier womöglich bei weiteren solcher Aufträge als Referenz angeben konnte. Doch das war Zukunftsmusik. Noch war er damit beschäftigt, sich Sorgen zu machen. Womöglich teilte sich die Gruppe in Ravenna und der Thraker floh weiter über Land oder auf einem anderen Schiff als der Rest. Für diesen Fall war wirklich Eile geboten.
    Doch zunächst galt seine Aufmerksam wieder Aristides und dieser machte ihn mit der gladiatrix bekannt, noch ehe er sich selbst überhaupt namentlich vorgestellt hatte.
    "Penthesilea." Catubodus wiederholte ihren Namen und nickte ihr zu. So konnte sie gegebenenfalls seine Aussprache korrigieren und ihm fiel es leichter, den Namen zu behalten. Kam war dies geschehen, als auch schon ein Sklave mit der Botschaft herbeieilte, die ihren Weg dann in Catus Finger fand. Aufmerksam las es was es zu lesen gab und kam zum Schluss, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich einen Verrat an den wirklichen Flüchtlingen darstellte. Zum einen die Übertreibung der eigenen Leistung. Wer eine Vergewaltigung verhindern konnte, hätte es auch vermocht die Flucht aufzuhalten, sei es durch Lärm oder dergleichen. Zum anderen war der Ton und die postscripti, die erkennen ließen, dass sie ihre Angelegenheiten nicht vorab geregelt hatte, was die Glaubwürdigkeit erhöhte. Allerdings war er über die Länge der Botschaft erstaunt. Das war eigentlich zu viel um es in größter Not dahinzukratzen. Also blieben leichte Zweifel. Nicht desto Trotz würden sie der Spur folgen, denn eine bessere hatten sie nunmal nicht.
    "Ich halte die Botschaft für ausreichend glaubwürdig, um dieser Spur zu folgen. Wenn du direkt die Sklaven zusammenstellen kannst brauchen wir uns nur noch auszurüsten, dann kann es auch schon los gehen."

    Trotz ihrer Beleibtheit schwitzte sie nicht und das war auch gut so. Schließlich betrieb sie eine Garküche und in ihre sauberen Töpfe kam nur was hinein gehörte. Wie ihr Mann arbeitete auch sie immer sehr sauber. Ach iohr Mann. Gestern hatte sie ihn nach einem letzten Krach vor die Tür gesetzt und seine Backstube vorläufig geschlossen. Wo sollte sie nur einen Käufer oder Pächter her nehmen? Aber es war unumgänglich gewesen. Welche Dämonen hatten sie vor Jahrzehnten, als sie noch jung und schlank gewesen war nur dazu bewogen den kleinen, schwachen Marcus zu heiraten? Er war einfach zu gutmütig für diese Welt und konnte sich nicht durchsetzten. Ganz im Gegensatz zu ihr. Direkt nach dem Streit war sie zu Quintus gegangen und hatte die alten Lieferbedingungen durchgesetzt. Wegen dessen Unverschämtheit hatte sie vor einiger Zeit ihren Mann los geschickt um ein Lasttier zu kaufen und mit was kam er an? Mit einem huflahmen Maultier. Jeden Tag stand irgendwo ein Trottel auf, den man über den Tisch ziehen konnte, man musste ihn nur finden. So sagte man. Lentidia wusste wo dieser Trottel schlief, denn sie war mit ihm verheiratet. Gewesen. Sollte er sehen wie er allein zurecht kam. Erst das sauer verdiente Geld verlochen und dann auch noch den Vollzug der Ehe einfordern. Und das mit nur wenigen Tagen dazwischen. Aber ihre gestrige Auseinandersetzung hatte einen viel banaleren Anlass gehat. Welchen wusste sie nicht mehr, aber es war auch egal.

    "Du da! Du hast aufgegessen? Dann mach den Platz für den nächsten frei!" herrschte sie einen Kerl an der seine Schüssel Eintopf leer gemacht hatte und nun selbstvergessen auf einen Stück Süßholz herumkaute.


    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Catubodus schrak auf. Er speiste hier ab und an, doch die dicke, burschikose Frau war selbst zu ihren Stammgästen unfreundlich. Die kamen eben wegen dem Essen und nicht wegen ihr. Oder zumindest kamen sie wegen der günstigen Preise. Jedenfalls kamen sie und ihretwegen war Catu hier. Er lauschte den mehr oder minder banalen Geschichten der Taglöhner und lies es sich gut gehen. Hier gab es auch dank der Gerüchteküche Aufträge zu finden, man musste nur die Lauscher aufsperren. So ganz nebenbei überlegte er wie er das inzwischen zusammengesparte Geld am besten in eine Altersvorsorge einbringen konnte. Ewig wollte er eine Tätigkeiten nicht ausüben und obwohl er noch jung war kannte er das Risiko, das er bei seinen Aufträgen einging. Früher oder später würde es oder man ihn erwischen. Er gedachte vorher auszusteigen. Nur wie?
    Er fuhr herum und blickte wie erwartet in das zornige Gesicht der matronenhaften Köchin.
    "Ist ja schon gut." murmelte er dahin, währen er sich erhob. Das Gesicht der Frau entspannte sich augenblicklich und ziemlich untypisch für ihn selbst hörte sich Catubodus reden nur um zu reden: "Im scheuchen bist du besser als dein Mann."
    Lentidia war nicht erstaunt, dass ein ziemlich Fremder über ihren Mann sprach. Man musste das sie mit dem Bäcker nebenan verheiratet war. Das sie sich von ihm getrennt hatte war wohl noch nicht allen bekannt. Also klärte sie den Kunden auf: Den hab ich übrigens auch gescheucht. Aus dem Haus, den Versager." Da sie ihr Herz gelegentlich auf der Zunge zu tragen pflegte fügte sie hinzu: "Wenn ich nur jemanden wüsste, der mir den Laden abnimmt."
    Catu schlug zu. Allerdings war Lentidia doch kein so leichtes Opfer wie er gedacht hatte und nun hatte er ein neues Problem an der Backe. Kaum war das Geld angelegt musste er sich jetzt einen arbeitslosen Bäcker suchen, wenn er nicht selbst in Zukunft sein Leben in einem mehlstaubigen Raum zubringen wollte. Die unangenehmen Schlafenszeiten nicht zu vergessen. Vielleicht war es unüberlegt, aber es würde sich schon jemand finden. Die Hoffnung starb schließlich zuletzt. Arbeitslose gab es genug in Rom und der eine oder andere Bäcker war sicher darunter.

    "Schön, dass wir alle meiner Meinung sind." kommentierte Catubodus die allgemeine Zustimmung. Ein letztes Mal rückte er den Proviantbeutel hinter sich und die Waffen vor sich zurecht. Neben dem obligatorischen Reflexbogen und dem Dolch hatte er sich mit einer eisenbeschlagene Keule bewaffnet. Es ging ja darum die Sklaven einzufangen und nicht sie zu töten. Er brachte seinen Gaul zurück auf Kurs und die Gruppe folgte ihm in flottem Trab.
    Meile um Meile Zog die Landschaft an ihnen vorüber. Da die Straße zwischen dem nördlichen und mittleren Apennin verlief würden sie die gesamte Reise über nur mit Hügel und kaum mit Bergen in Berührung kommen. Felder in der Brache wechselten sich mit kleinen Wäldchen ab. Insgesamt waren nur wenige Leute auf der Straße unterwegs und auch wenn sie sich bei vielen Entgegenkommenden erkundigten, so war sich Catu noch immer nicht absolut sicher, auf der richtigen Fährte zu sein. Denn niemand hatte augenscheinlich von einer Gruppe, wie sie sie wiederholt beschrieben zu berichten. Das hatte Catu allerdings auch nicht erwartet. Eher schon abseits des Weges würde man sie möglicherweise gesehen haben, aber sich dort zu erkundigen kostete Zeit und noch wollte er nicht das Kommando vorübergehend abgeben.


    Der Tag neigte sich dem Ende zu und sie waren gezwungen unter freiem Himmel zu nächtigen. Allzu schnell kam die Nacht und sie hätten die Wegstrecke von etwa zwei Stunden verloren, wären sie in der letzten Herberge abgestiegen. Außerdem war ein Lager unter freiem Himmel weit kostengünstiger. Ein kleiner Buchenhain bot ihnen ausreichenden Windschutz und ein kleiner Bach stellte gar frisches Trinkwasser bereit.
    Es dauerte nicht lange bis ein Lager errichtet und ein Feuer entzündet war, auch wenn es Catu noch zu langsam vonstatten ging. Im letzten Licht des Tages aßen sie bald darauf ihren Brei und anschließen begaben sich die meisten von ihnen zur Nachtruhe.
    Catu hatte sich einige Bucheckern als Süßholzersatz gesammelt und hockte nun in seiner abgewetzten Lederrüstung auf einem Holzbalken und starrte in die Flammen des kleinen Feuerchens. Er hatte sich und die gladiatrix zur ersten Wache eingeteilt, denn er wollte wissen ob er ihr das Kommando würde anvertrauen können, wenn er auf Erkundung die Straße verließ. Unvermittelt sprach er sie an:


    "Warum bist du nicht bei denen dabei? Du kannst reiten und kämpfen. Warum änderst du nicht dein Los?"

    "Die Nox bringt die Venus." antwortete Catu im vereinbarten Code Dabei war es zwar eigentlich keine Venus mehr sondern deren zwei. Aber Code war eben Code und weil Asellus kein Gott der Dunkelheit eingefallen war mussten sie eben mit der personifizierten Finsternis vorlieb nehmen. Auch wenn diese eben weiblich war. Titus hatte gemurrt, Murcus hatte gemault und Catu hatte mit den Schultern gezuckt. Sein Ego war gesund genug um derlei ignorieren zu können.
    "Ich bringe die erste Hälfte der vereinbarten Lieferung." fügte er hinzu. In der Hoffnung anstandslos eingelassen zu werden. Je länger sie hier herum standen desto größer war das Risiko, aber der Code allein würde ihnen wohl die Tür öffnen. Dazu waren Passwörter ja nunmal da.

    Wie angekündigt erschien Catu am folgenden Tag bei Asellus um zu besprechen, was noch zu besprechen war. Zu seinem Erstaunen erkannte man ihn auf Anhieb wieder und an der Art wie die Männer der Bande ihm aus dem Weg gingen erkannte er, das Asellus wohl gestern noch etwas aus den Nähutensilien geplaudert hatte. Ihm konnte es nur recht sein, denn wie er Asellus kannte hatte er wie immer ordentlich aufgeschnitten. Für je gefährlicher sie den kleinen Kelten hielten, desto besser. Man konnte in dieser Gesellschaft nie vorsichtig genug sein. Obwohl es noch lange nicht Mittag war hatte sich Asellus doch tatsächlich dazu bequemt, aufzustehen. Er lag auf einer grellroten Kline und nahm wohl seine erste Mahlzeit des Tages zu sich. Von dem kaum verdünnten Wein ganz zu schweigen. Zwischen den Bissen begrüßte er Catu:


    "Gudn Morgn mein Freund. Du hasch also was gfunden. Schön. Kann ich dir was anbitn?"


    Seine Aussprache wurde ein wenig von dem Brot mit Käse und Oliven verstümmelt, da sich Asellus ständig bemühen musste den Brei nicht aus dem Mund quellen zu lassen. Catubodus war nicht eben von diesem Anblick angetan, und er setzte sich mit einem von Missbilligung verzerrten Gesicht in einen herumstehenden Korbsessel. Da ihm Asellus so etwas ähnliches wie ein kleiner Bruder war musste er sich beherrschen ihn nicht vor seinen unvermeidbaren Beschützern zu maßregeln.


    "Morgen. Ja. Nein danke. Ich hab schon gegessen.
    Aber erzähl, was ist das für ein Kontakt von dem du erzählt hast? Und was gibt es für mich zu tun?"


    Der Anblick wurde zum Glück besser als Asellus mit einem ordentlichen Schluck den Mund leer spülte, ehe er weiter sprach:
    "Der Kerl ist Vigintivir und ist unter anderem für Gefängnisse zuständig. Er hat auch schon ein paar von meinen Jungs vor üblen Strafen gerettet. Hab ihn im Knast kennen gelernt. Er hat mich raus geholt, als ich wegen Erpressung und so einsaß. Das mit den Huren ist unser aktueller Auftrag. Er hat gut für uns verhandelt und es ist schon alles geregelt. Wir müssen nur noch die Frauen schnappen, ausliefern und Schluss. Du sollt dabei auf die Mädels aufpassen, oder vielmehr auf meine Jungs, du verstehst?"


    "Das wird doch hoffentlich nicht alles sein, oder? Was gibt es noch? warum bin ich hier?"


    "Nunja, unser Kontaktmann will weiter aufsteigen und ich habe mal vermutet das er da nicht der einzige sein wird, aber vielleicht können wir da was unternehmen..."


    "Du vermutest also?" Catus Augen wurden schmal und nahmen eine gefährlich kalte Schattierung an. Fast so kalt wie sein Tonfall. "Hat er sich denn in der Sache schon an dich gewendet?"


    Unbekümmert antwortete Asellus, er wusste dass ihm Catu nichts tun würde. Vermutlich zumindest. "Hat er noch nicht, aber vertrau mir, das wird er noch, bestimmt."


    "Bete zu deinen Göttern, dass du recht hast.
    Also was muss ich noch über die lupae-Geschichte wissen?"


    "Der Kunde will vier neue, gut gemischt. Von ner blonden, hellhäutigen bis zu was möglichst dunklem. Vor allen Hübsch müssen sie sein. Du wirst sie aussuchen und mit Titus - den kennst du ja schon - und Murcus hier her bringen. Ich werde sie begutachten und werden wir sie nachts überstellen. Soweit klar?"


    Innerlich stöhnte Catu auf. Es war eine leidige Arbeit, die ihm da ins Haus stand, aber er hatte onehin noch nichts anderes zu tun.


    "Klar. Ich kommen dann heute Abend wieder, dann gehen wir auf Erkundung. Sag den beiden, dass sie bereit sein sollen."


    Nach diesem Gespräch verfielen die beiden in eine lockere Plauderei über alte Zeiten, die Catu irgendwann abbrach um sich auswärts verköstigen zu lassen.