Beiträge von Catubodus

    Schnurstracks marschierte die Zeit auf den Morgen zu doch es war noch immer stockdunkel. Quintus war nun schon seit Sonnenuntergang unterwegs. Wäre nur nicht die unangenehme Arbeitszeit zu der er gezwungen gewesen. Aber im Transportgewerbe war es schon lange nicht mehr erlaubt tagsüber in Rom zu liefern. Nur so konnte der Infarkt für Rom verhindert werden. Quintus verstand das zwar, doch es ärgerte ihn dennoch. Aber seine Arbeit war noch immer besser als das was die Taglöhner taten. Oder die Freien und Sklaven die er selbst ausbeutete. Er hatte es eigentlich nicht nötig noch selbst Wahren zu verteilen, doch er konnte es trotz allem nicht lassen.
    Sein mit Mehl und Gemüse beladener Karren holperte über das schmutzige Pflaster. Er war auf dem Weg zu Bäckerei und Garküche des kleinen Marcus und seiner dicken Frau. Unwillkürlich stahl sich ein breites Grinsen in sein Gesicht. Sein Plan hatte funktioniert. Eine saftige Preiserhöhung die auch seine Konkurrenten mittrugen und ein kläglicher Versuch sich selbst mit Vorräten einzudecken und schon war ihm Marcus in die Falle gegangen. Das über dessen fehlgeschlagenen Maultierkauf der Haussegen nicht länger im Lot hing war ihm allerdings völlig egal.
    Wie er so durch die Subura kutschierte fielen ihm mit einem mal fünf Gestalten auf, die sich an einer Hauswand entlang bewegten. Sie sahen ziemlich verdächtig aus und er überlegte ob er die nächsten vigiles die ihm begegneten darauf aufmerksam machen sollte. Doch die waren in der Subura nicht so häufig zu sehen wie in anderen Teilen der Stadt und als er endlich von einigen kontrolliert wurde war er über diese Verzögerung so verärgert, dass er "vergaß" es zu erwähnen.


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    Ein letzes Mal blickte sich Catubodus um, aber seit dem Wagen, der allzu nahe hinter ihnen über eine Querstraße gefahren war, hatte sie keine Menschenseele mehr erblickt. Nur einige Ratten, die sich von Dreck der Gosse ernährten hatten sie wohl bemerkt. Zumindest jene die von Murcus und Titus ab und an mit Fußtritten malträtiert worden waren. Catu hielt sich mit derlei Beschäftigungen nicht auf. Es war Rom also war mit Ratten zu rechnen, gerade in der Subura, denn hier gab es ja auch die zweibeinigen.
    Ratten, die unschuldige, junge, hübsche Frauen von der Straße raubten, nur um sie an ein heruntergekommenes Bordell zu verschachern. Ratten wie er. Es war wahrlich nicht die angenehmste Arbeit, die er je angenommen hatte, aber Asellus bezahlte ihn gut und irgendwer musste schließlich darauf aufpassen, dass die Ware nach dem Raub nicht beschädigt wurde. Er bedachte die beiden Opfer ein letztes Mal mit einem abschätzigen Blick, wobei er sich jede mitleidige Regung versagte. Mitgefühl war ohnehin recht selten in dieser Stadt und er war nicht gekommen um die zu ändern. Auch wenn der Anblick den die beiden Frauen, die gefesselt und geknebelt von Murcus und Titus an Stricken dahergeschleift wurden, boten selbst einen Anblick, der ein noch so hartes Herz hätten erweichen müssen. Immerhin waren die Fesseln nicht allzu stramm angezogen, denn auch davon entstehende Druckstellen hätten den Wert gemindert.
    Es handelte sich wie vom Bordellbesitzer ausdrücklich gewünscht um eine Nubieren. Diese waren in der Regel Sklaven und somit nur tagsüber unterwegs, was ein ziemliches Risiko darstellte, doch mit einiger Überredungskunst hatte man sie an ein schattiges Plätzchen gelockt und dort überwältigt. Die andere, eine brünette römische Schönheit war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und so hatte man auch sie wegen ihres gottgleichen Gesichts "überredet". Eine blonde, nordische Schönheit fehlte noch aber war würde wohl demnächst auch diesen Wunsch erfüllen können. Denn die Stadt war unglaublich groß. Man musste sich nur umschauen. Verhalten klopfte an die Hintertür, gespannt ob der Auftraggeber zufrieden sein würde.

    Für einen winzigen Augenblick zog Catu die Stirn kraus. Warum sollte man, wenn man nach Parthien wollte nicht über Land nach Brundisium reisen um von dort nach Laodiccea einzuschiffen? Warum Ravenna? warum erst nach Norden? Vermutlich waren dort wohl die Chancen besser eine Passage zu erhalten. Allerdings war der Flottenstützpunkt auch ein Risiko. Deshalb blieben einige Zweifel bei Catu bestehen, zumal er die Nachricht einer Sklavin unter den gegebenen Umständen für nicht allzu vertrauenswürdig einstufte.


    "Kann ich die Nachricht mal sehen?"


    Ohne die geringste Regung hörte er sich das Angebot an. Es war gut, ja sehr gut. Zustimmend nickte er nur, froh nicht schachern zu müssen wie mit einem beliebigen Händler. So schnell wie die Verhandlungen voran gingen, wenn man das überhaupt so nennen konnte würde er noch binnen Stundenfrist aufbrechen. Diese Aussicht aus Rom herauszukommen und eine Jagd unternehmen zu können und wenn es auch eine Menschenjagd war hob leicht Catus Stimmung. Er würde bald wieder unter freiem Himmel dahinreiten. Nur er und sein Pferd, die Landschaft um ihn und die Sonne über ihm. Bezahlt wurde er dafür auch noch.
    Doch wie ein Tropfen Farbe im Ozean verflüchtigte sich die Vorstellung wieder als ein kleines Detail an Catubodus Ohr drang, von dem er bislang nichts wusste: Die Geisel war gar die Ehefrau seines Auftraggebers. Das setzte ihn natürlich nicht wenig unter Druck. Er durfte sich keinen Fehler erlauben und wenn durch sein Verschulden der Dame etwas geschähe, nicht auszudenken. Er würde sin Bestes tun wenn es jemandem gelingen konnte, dann ihm, da war er sich ziemlich sicher. Aber das waren Probleme die sich in all ihrer Gefährlichkeit erst noch ergeben würden. Zunächst galt es sich um die restlichen Informationen und die Ausrüstung zu kümmern. In Gedanken begann er schon mal eine Liste der benötigten Gegenstände zusammenzustellen.

    Doch es waren nur wenige Stunden bis die Verfolgerschaar den Marktflecken erreichte. Eigentlich hatte Catu direkt weiterreisen wollen, schließlich gab es keine Zeit zu verlieren. Aber der Zufall wollte es, dass einer der Sklaven die Flavierin erkannte und des Catubodus Spesenkonto wurde etwas leichter. Auch überließ er zwei Sklaven der Herrin zum Geleit. Diese beiden hatten ohnehin schon ein wenig zu häufig miteinander getuschelt. Zudem waren sie keine überragenden Reiter.
    Alles in Allem lies sich Catubodus jedoch nur so lange aufhalten wie irgend nötig. Der Vorsprung der Flüchtigen war zwar merklich geschwunden, doch er wollte sie sich keinesfalls im letzten Moment durch die Finger schlüpfen lassen. Es war demnach ratsam sich auf den letzten Meilen bis Ravenna zu sputen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würden sie ihre Pferde von Ravenna aus entweder zu einem gemütlichen Ritt zurück oder aber gar nicht mehr brauchen. Demzufolge hatten die armen Tiere keine Schonung zu erwarten. Unbarmherzig trieb Catu Pferde und Reiter voran. Um nichts in der Welt wollte er sich seine Beute entgehen lassen. Was war schon ein wund gerittener Hintern gegen die Belohnung die ihm winkte, zumal er ja möglicherweise einen ordentlich Batzen würde abschreiben müssen. Vor ihm wurde die Stadt größer und größer bis sie schließlich das vorläfige Ziel ihrer Jagd erreichten.





    edit: leichte inhaltliche Änderung um mit dem nachfolgenden Spiel Übereinstimmung zu erzielen. und n link.

    Hunting is going on,

    we are a part of the wilderness.

    Hunting is going on,

    only the fast will survive.

    Hunting is going on,

    we are a part of the wilderness.

    Hunting is going on,

    only the fast will survive.

    [size=7]Korpiklaani - Hunting Song[/size]


    Ausgerüstet mit allem was sie benötigten ließen sie den Moloch hinter sich um unter freiem Himmel zu tun was ihnen befohlen worden war. Das galt zumindest für die Gruppe Sklaven, die Catubodus anführte. Er hingegen wurde für seine Arbeit bezahlt und das nicht schlecht. Die Gruppe kräftiger Kerle, nicht zu vergessen die geschmeidige gladiatrix ritt auf ebenso gut gebauten Pferden gen Norden, denn ihre heißeste Spur führte nach Ravenna. Auch wenn Catu der zurückgelassenen Botschaft nicht traute, so war es doch ihre beste Spur. Er würde einige Tage die Frau in ihrer Gruppe scharf beobachten, schließlich hatte noch etwas mit ihr vor. Allerdings nicht das was wohl sonst jeder in der Gruppe mit ihr vor hatte, das aber nur zu versuchen sich keiner traute.
    Zunächst ritten sie bis Rom außer Riechweite war. Hier zügelte Catu, der die Führung übernommen hatte sein Pferd, wandte selbiges zu seiner Gruppe, die ebenfalls gestoppt hatte und sprach seine Reisebegleiter an:


    "So Kameraden. Sollte eine von euch Nasen auf die glorreiche Idee kommen es jenen die wir jagen gleich zu tun so kann er sich sicher sein, dass ich ihn schneller zu seinen Göttern schicke, als er den Gedanken zu ende denken kann. Oder ich schleife ihn zu den Flaviern. Denen fällt dann gewiss was unangenehmes ein.
    Ansonsten gilt: Ich bin hier der Anführer. Befehle befolgen könnt ihr ja wohl. Was ich sage wird gemacht, dann gibt's keine Probleme. Soweit klar?"


    Misstrauisch sah er sich um. Leider hatte Asellus keine guten Reiter in seiner Truppe, sonst hätte er nach Möglichkeit auf die Sklaven verzichtet. Aber so hatte er kaum eine Wahl gehabt. Zu seiner Überraschung war in keinem der Gesichter jener schuldbewusste Zug zu erkennen, den er erwartet hatte und alle blickten ihn offen an und manche nickte ihm gar zu. Dann gelangte sein Blick zum Gesicht der dunklen Kämpferin.

    Was für eine tolle Arbeit er heute mal wieder hatte. Selten war Titus derart übel gelaunt. Eigentlich war der bullige Kerl ein fröhlicher Mensch, fast ausgelassen. Er trank gern und er lachte gern. Kurz: er amüsierte sich gern. Nicht umsonst war er in den Sumpf der Subura abgeglitten und verdingte sich als Handlanger in der Straßenbande des Asellus. Eigentlich war er mehr als ein Bote, konnte vor allem einiges mehr. Wann immer Asellus sich der Loyalität eines Bandenmitgliedes nicht sicher war schickte er ihn als Aufpasser mit. Wenn er nicht selbst als Schläger, Erpresser oder sonstiges gebraucht wurde.
    Man konnte nicht unbedingt sagen, dass er seine Arbeit mochte, aber er verabscheute sie weit weniger als andere die ihre oder sie ihn. Wäre dem nicht so gewesen und würde Asellus nicht anständig für seine Leute sorgen, so hätte er womöglich versucht auszusteigen. So aber ging er an diesem sonnigen Frühlingstag, der glücklicherweise von einer leichten Briese begleitet wurde, die den Gestank ein wenig aus Rom vertrieb, zur porta salutaris um sich mit einem mysteriösen Kerl aus Asellus Vergangenheit zu treffen.
    Genau den selben Botengang besorgte er nun schon seit zwei Tagen, immer zur Mittagszeit. Aber bisher hatte er eben jenen Kerl noch nicht entdeckt. "Er wird dich entdeckten." hatte Asellus gesagt. "Sie dich einfach nicht zu unauffällig um." Und wie bitte sah man sich unauffällig nicht unauffällig um? Am liebsten hätte er ihn erwürgt als er ihn mit einem Achselzucken instruiert hatte. Konnte er denn keinen anderen schicken? Vielleicht war es auch besser so, schließlich war er so etwas wie die inoffizielle Nummer zwei der Bande. Sollte ihm Murcus nicht den Rang ablaufen, so musste er eben jeden Auftrag annehmen. Mit einem Seufzer fügte er sich in sein Schicksal, denn er hatte die Porta beinahe erreicht und begann sich umzusehen.


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    Gerade hatte er noch einer hübschen Brünetten hinterhergeblickt, als ihm der etwas grobschlächtige Kerl förmlich ins Auge stach. Allzu auffällig blickte der sich unauffällig um. Bevor dies noch jemandem auffiel näherte er sich und sprach den Typen an:


    "Verzeihung, wo kann man hier gut essen?"


    Es war der ausgemachte Code, der bei einem falschen Adressaten nichtmal eine Verwunderung hervorrufen würde. Sein Gegenüber hingegen fuhr herum, erkannte wohl nach einem kurzen Augenblick das Zeichen, denn er antwortete:


    "Bei der dicken Asprena ist gut speisen. Wenn du willst führe ich dich hin."


    "Aber gern." Sollte jemand dieses Gespräch belauscht haben, so würde derjenige sicherlich nicht daraus schlau werden. Unnötig zu erwähnen, dass es keine dicke Asprena gab, zumindest keine die Titus gekannt hätte. Vielmehr war damit Asellus gemeint, wenn der auch keineswegs als dick bezeichnet werden konnte.
    Erst als sie ein beträchtlich Stück auf dem Weg zur Insula, die Asellus mit seinen Leuten inmitten der Subura bezogen hatte, hinter sich gebracht hatten, namen sie ihr Gespräch wieder auf. Vielmehr versuchte Titus seine Neugierde zu befriedigen, musste allerdings mit einsilbigen Antworten vorlieb nehmen:


    "Du bist also ein alter Bekannter von Asellus. Wie und wo habt ihr euch kennen gelernt?"


    "In Rom beim Geschäft."


    "Und er hat dich aus Alexandria herbeigerufen? Wie war die Überfahrt?"


    "Ja. Mäßig."


    Titus erkannte, dass er aus seinem Begleiter nicht viel mehr herausbekommen würde, als er schon wusste. Missmutig schwieg er bis sie an der Insula ankamen.

    Kaum hatte ihn Titus bis zur Insula gebracht, als er auch schon zu Asellus gebracht wurde. Dieser gebot hier nun über eine Schaar Männer, die er beherrschte wie ein pater familias. Trotz seines jungen Alters hatte das Leben bereits einige Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. So war das eben, wenn man auf der Straße aufwuchs.


    "Wen bringt denn der liebe Titus hier her? Schön dich zu sehen, Catu."


    Mitt offenen Armen ging er auf Catubodus zu und sie begrüßten sich mit einer Umarmung. Catu musterte den Anderen aufmerksam. Entgegen den Worten war der Tonfall nicht sonderlich herzlich gewesen. Aber bei außer Wut und Zorn schien Asellus nie den Tonfall zu wechseln.


    "Immer noch der Alte was? Du hast mich hergerufen? Was gibt es?"


    "Ich habe da ein Arrangement getroffen. Ein piekfeiner Kerl sag ich dir. Wir sollen für einen Kunden ein paar Huren fangen gehen. Von der Straße eben."


    "Bitte was? Ich schipper über diesen dämlichen Teich nur um Huren zu fangen? Hast du sie noch alle? Oder ist dir der Gestank dieser ewig siechen Stadt zu Kopf gestiegen?"


    Catubodus war nicht weit davon entfernt die Fassung zu verlieren. Neben den Hünenhaften Bewachern, die sich hinter Asellus aufgebaut hatten hielt ihn nur die leise Verdacht, dass Asellus sich wohl doch etwas dabei gedacht hatte als er ihn geholt hatte zurück. Sonst wäre er ihm wohl direkt an den Kragen gegangen. So aber wurde er nur etwas laut.


    "Beruhige dich. Ich bin mir sicher, dass uns da noch mehr Aufträge ins Haus flattern. Auch welche für deine speziellen Fähigkeiten."


    "Na dann ist ja gut. Ich werde mir mal ein Logis suchen. Wir sehen uns morgen um die Details zu besprechen. Und bevor du mir vorschlägst, dass ich hier wohnen kann: du kennst meine Meinung."


    Demit machte Catu auf dem Absatz kehrt und überhörte dabei beinahe das "Dann bis Morgen." von Asellus, das es mit einem Grunzen quittierte. Na hoffentlich hatte er bezüglich der Fäulnisgase und deren Wirkung auf Asellus Geist nicht recht gehabt. Das war doch alles ziemlich wage.
    Na wenigstens hatte ihre Abmachung geklappt. Der Mann, den Asellus geschickt hatte, war nicht zu dämlich gewesen am der falschen Porta zu suchen und hatte sogar den Rückweg gefunden. Wie seine Aussprache so trieften auch Catus Gedanken vor bissiger Ironie. Wenn Asellus nur etwas geschickter wäre, dann würde er seltener verhaftet und müsste nicht halb so oft umziehen. Damit wären seine Unterschlupfe sicherer und Catu müsste sich nun nicht selbst eine Unterkunft suchen. Aber er würde schon etwas finden. Da war er zuversichtlich.

    Aufmerksam lauschte Catubodus des Worten des Flaviers, schließlich konnte jedes Detail wichtig sein. Dieser Hannibal kannte sich in Italia aus, dann würde er wohl ausreichend Schleichwege kennen um nicht die Straßen benutzen zu müssen. Schade. Allerdings konnte man auf Straßen schneller reisen. Nach Ravenna wollten sie womöglich? Catubodus behielt im Hinterkopf, dass er da unbedingt noch nachfragen musste.
    Wie vermutet waren sie beritten, der Italiker war allerdings kein guter Reiter. Das hörte sich ja schon besser an. Auch wenn Catubodus eine Täuschung von Seiten des Hannibal in Betracht zog, allein schon wegen des Namens. Nicht so angenehm war hingegen die Aussicht einem parthischen Elitereiter gegenüberzustehen, auch wenn dieser wohl nicht gerüstet war. Sein Großvater hatte ihm einst Geschichten über diese Panzerreiter erzählt und wenn nur die Hälfte stimmte, was er annahm, da sein Großvater sich ja im Osten als Söldner verdingt hatte, konnte diese Jagt durchaus heiter werden.
    Nicht zu vergessen der thrakische custos corporis, der nicht zu ersten mal floh. Auf dem Pferd floh, das seine Herrin ihm geschenkt hatte! Welch eine Ironie. Catu konnte sich eines schelmenhaften Lächelns nicht erwehren, wurde einen Augenblick später jedoch so ernst wie zuvor.
    Zu seiner Erleichterung wurden die Nachrichten allerdings zunehmend besser. Nicht nur, dass man ihn ausrüsten würde, nein, auch auf tatkräftige Unterstützung konnte er augenscheinlich zählen. Dass er damit auch unter Beobachtung stand war ihm durchaus bewusst. Doch es war ihm einerlei.


    "Solange ihr und den anderen klar ist, wer die Leitung hat, ist mir das recht.
    Wie sicher ist, das heißt woher hast du die Information bezüglich Ravenna?"


    Nun blieb noch der finanzielle Teil zu regeln. Catu überlegte kurz. Er hatte schon allerlei Erfahrungen jedweder Art gemacht, was das anging. Was mochte wohl der zufriedenstellendste modus operandi sein? Schließlich machte er einen Vorschlag:


    "Zum einen bräuchte ich eine Art Spesenkonto für unerwartete Ausgaben. Für den Fall etwa, dass wir tatsächlich eine Schiffspassage nehmen müssen und dergleichen. Mindestens 500 sollte ich zur Verfügung haben, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Was die eigentliche Erfolgsprämie angeht, so kommt es darauf an was dir die Geisel und die Sklaven wert sind."


    Catubodus hatte sich zuletzt in Alexandria auf Sklavenjagd begeben und es mochte wohl sein, dass die Preise für derlei Dienste von jenen dort abwichen. Also sondierte er erstmal und gab die Problematik des ersten Angebots zunächst an den Flavier zurück.
    Mit einem Seitenblick musterte er flüchtig die herangetretene Sklavin. Nach der Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen zu urteilen war sie die angekündigte gladiatrix. Da er zum einen nicht zum Vergnügen hier war und sie zudem mit ihrer dunklen Haut trotz ihrer atemberaubenden Figur nicht sein Typ war, wandte er sich umgehend wieder den Römern zu.


    [SIZE=6]edit: ich hatte die dunkle Schönheit versehentlich ignoriert[/SIZE]

    Aufmerksam nahm Catubodus die Informationen auf, die sein Gegenüber ihm mitteilte und mit einem eilig gezückten Griffel kratzte er sich einige Notizen in eine ebenso schnell hervorgezauberte tabula. Diese waren allerdings nur für die Berechnung des Preises notwendig. Natürlich würde er alles Relevante im Gedächtnis behalten. Was nicht ganz einfach war, denn die Sätze des Aristides waren bis zum Bersten mit Nützlichem angefüllt. Kein Wort war zuviel. Eine Geradlinigkeit, wie sie Catu sehr schätzte. Als die Dame mit ihrer Begleitung heran trat begrüßte er auch sie mit einer leichten Verbeugung und einem leisen "Salve, Domina", schließlich wollte er den Herrn ja nicht unterbrechen. Sie wusste ja gar nicht wie wichtig ihre Information sein konnte. Entlaufene Sklaven strebten oft, wenn auch nicht immer dem Land ihrer Ahnen zu. Somit war auch die Kenntnis ihrer Herkunft nicht selten ein wichtiges Puzzlestück bei ihrer Verfolgung.


    "Sie zu finden und einzuholen traue ich mir sehr wohl zu. Allerdings brauche ich dazu alle Informationen die du mir geben kannst. Weist du denn wo jener Hannibal seine Ursprünge hat? Gibt es Hinweise über ihr vorläufiges Ziel? Wie sieht es mit Ausrüstung, Bewaffnung und reiterischen Fähigkeiten er Gruppe aus?"


    Ohne Klärung dieser Fragen würde einfach zu viel wertvolle Zeit mit Irrwegen verschwendet. Catubodus hoffte inständig, dass schon erste eigene Nachforschungen angestrengt worden waren, wie die Erkundigung nach der Wache des Stadttores, durch das sie geflohen waren, deren Verhör und dergleichen. Zumal er als Peregriner da nicht so leicht an Informationen kam.
    Eine Geisel und eine halbe gab es auch noch? das verkomplizierte die Lage allerdings, würde die Gruppe vermutlich aber auch bremsen. Da diese vermutlich befreit werden sollte und die Sklaven ja lebend eingefangen werden sollten - davon ging Catu aus - würde er wohl Unterstützung brauchen. Da ihm diese auch umgehend angeboten wurde ging er auch darauf ein:


    "Sie alle zu überwältigen dürfte allerdings nicht ganz so leicht werden und jede Unterstützung ist mir dabei willkommen. An Ausrüstung brauche ich noch so einiges. Ich habe mich noch nicht vorbereitet, da ich ja nicht wusste ob an dem Gerücht etwas wahres dran ist. Ich kann mich selbst ausrüsten und es auf die Spesenrechnung setzten oder du stattest mich aus und und ich bringe zurück, was kein Verbrauchsgut ist."


    Es war ihm eigentlich gänzlich egal welchen Weg der Flavier bevorzugte. Er würde ihn nicht übervorteilen. An geschicktesten wäre es wenn er direkt vor Ort samt seiner etwaigen Unterstützung ausgestattet würde. Dann müsste er nur noch seine Waffen holen und könnte umgehend loslegen.

    Kaum hatte er sich seiner Last entledigt, als er auch schon begrüßt wurde. Trotz der Größe der Villa schienen die Wege im Inneren erstaunlich kurz gehalten zu sein. Wegen seiner Ablenkung hatte er kaum Zeit im Herannahen des Mannes diesen einzuschätzen. Was er allerdings trotz der ziemlich schlichten Tunika an der Haltung des Mannes erkannte, war ein gewisser aristokratischer Zug, der zusammen mit der Qualität der einfachen Tunika verriet, das er nun tatsächlich vor einem Flavier stand. Offen hielt er dessen Blick stand und verbeugte sich nur leicht als er antwortete:


    "Salve Dominus. Es wäre beileibe nicht das erste Mal, dass ich mich mit derlei Angelegenheiten beschäftige."


    Er hätte nun auch großartig aufschneiden können, wie das die Händler auf den Märkten zu tun pflegten. Doch das hätte eher zu Eutychides von Pergamon oder Callianax von Lugdunum gepasst. Da er aber nicht Inkognito unterwegs war unterließ er wohlweislich derlei Anpreisungen. Er war sich seiner Fähigkeiten sicher und er hatte in der Tat bereits an einigen Sklavenjagten teilgenommen und auch schon eine geleitet. War nur die Frage ob der Flavier, der durchaus etwas größer als er selbst war, ihm das auch zutrauen würde.


    [SIZE=1]edit: Körpergrößen angepasst[/SIZE]

    Erleichtert trat Catubodus durch das Tor und kam nicht umhin zu bemerken, dass man ihn gewissermaßen unter Bewachung stellte. Er konnte es niemandem verübeln, vermutlich würde er ebenso handeln. Da er allerdings nichts unrechtes im Sinn hatte, erhöhte es zwar sein Gefühl, hier eindeutig deplatziert zu sein, nicht jedoch seine Anspannung. Diese war vielmehr in Fragen begründet bezüglich den Flaviern.
    Ob sie so arrogant waren, wie er gehört hatte? Und misstrauisch, und grausam? Man hörte ja allerlei, doch viel zu selten konkretes und Catu gab im Allgemeinen nicht viel auf Geschwätz. Allerdings schien ja das Gerücht über die Sklaven der Wahrheit zu entsprechen. Doch das verleitete ihn nicht, des beliebige andere Gerücht zu glauben. Gerade wenn es um Charakterzüge ging machte er sich gerne ein eigenes Bild. Dazu würde er ja einige Schritte und ein wenig Zeit später Gelegenheit haben.

    Schweigend war er dem Knaben gefolgt und wartete nun allein, wenn auch unter strenger Beobachtung auf die Person oder die Personen, die mit ihm sprechen würden. Unauffällig sah er sich um. Für seinen Geschmack eindeutig zu pompös und luxuriös. Vielleicht war der wichtigst Wesenszug eines Bewohners dieser Räumlichkeiten, dass er bei all diesen Annehmlichkeiten nicht zu sehr abschlaffte und verweichlichte. Catubodus traute sich nur eingeschränkt derart viel Standhaftigkeit zu.
    Erneut schob er geschickt sein Süßholzstückchen im Mund umher. Verdammt! Das würde man sicher für unhöflich halten. Suchend blickte er sich um. Doch es war nichts zu sehen, das geeignet schien sein Kauobjekt verschwinden zu lassen. Dann kam ihm eine zündende Idee, die ihn Schmunzeln lies. Vielleicht war es ein wenig gewagt und auf jeden Fall war es zu dick aufgetragen, doch er konnte es sich beim besten Willen nicht verkneifen. Er winkte einen seiner Aufpasser heran, hielt ihm mit Daumen und Zeigefinger das Wurzelstückchen hin und sagte mit einem Ton der klang als wäre es für ihn das natürlichste auf der Welt:


    "Entsorg das!"

    >>Der Posteingang von Benutzer »Flavia Celerina« ist bereits voll.<<


    Es geht zwar fast nur um spam (ausnahmsweise ;) ), aber dennoch...

    Das war der Nachteil, wenn man Botengänge delegierte. Diese Pfortenhühnen wollten es immer ganz genau wissen. Blos nicht einen zu viel herein bitten. Innerlich seufzte Catubodus, doch er würde es sich keinesfalls anmerken lassen. In dem Fall hätte er auch gleich wieder gehen können. Sein schlichtes Äußeres mochte ohnehin nicht allzu gut zur Umgebung passen und jeder Anflug von Unfreundlichkeit würde ihn endgültig um einen sicherlich lukrativen Auftrag bringen. Mit freundlichem Ton antwortete er daher:


    "Ich habe auf dem Markt gehört, dass einige flavische Sklaven sich verdrückt haben sollen. Daher bin ich wie du sagst auf gut Glück hier, bevor ein windiger Geschäftemacher, der nichts vom Handwerk versteht auf die selbe Idee kommt."


    Hoffentlich genügte das nun. Würde es nicht im Endeffekt um bare Münze gehen, so wäre er jetzt viel lieber in einer Kneipe, oder noch besser unter freiem Himmel als hier vor einer dieser hochherrschaftlichen Villen. Ungeduldig schob er das obligatorische Süßholzstückchen vom einen Mundwinkel in den anderen. Was dann auch schon die ganze Palette der Zeichen für seine Nervosität war.

    Es dauerte gar nicht lange bis ihm geöffnet wurde. Normalerweise verkehrte Catubodus eher nicht mit Kreisen wo es für jede noch so geringe Tätigkeit einen Sklaven gab. Demzufolge war er dann auch etwas überrascht ob der Geschwindigkeit mit der man sich hier seiner annahm. Davon war allerdings auf seinem Gesicht nichts zu lesen, als er die gewünschten Antworten gab:


    "Mein Name ist Catubodus und ich wünsche den Bewohnern dieses Hauses meine Dienste anzubieten."


    Er hatte sich entschlossen mal wieder seinen echten Namen zu benutzen. Schließlich handelte es sich um legale Arbeit. Des Weiteren würde man ihn womöglich bald nach Erledigung der Geschichte vergessen haben, so er denn angeheuert werden würde.
    Allerdings würde er wohl konkretere Angaben machen müssen. Also setzte er nach einem knappen Päuschen hinzu:


    "Ich bringe verlorene Sachen zurück und ich habe gehört, dass hier etwas abhanden gekommen ist."

    Noch nicht lange war er in der Stadt, doch Asellus hatte recht gehabt. Es gab Arbeit, man musste sie nur finden. Wenn man nicht gerade Sklave war konnte man sich eben nicht auf seinen mehr oder weniger breiten Allerwertesten setzen und darauf warten, dass man mit Aufträgen überschüttet wurde. Man musste Augen und Ohren offen halten und nötigenfalls auch seine Beine einsetzten um etwas zu tun zu bekommen.
    So war Catubodus denn losgezogen, als ihm gerüchtehalber zu Ohren gekommen war, dass aus der flavischen Villa etwas abhanden gekommen war. Um genau zu sein: jemand. Wenn auch nicht nach römischer Definition. Von einem regelrechten Aufstand war in dem Gespräch zwischen zwei Sklaven auf dem Markt die Rede gewesen. Das klang Catu zwar etwas übertrieben, doch sollte das Gerücht einen wahren Kern haben, so würden seine Dienste womöglich gebraucht werden.
    Einen Fußmarsch später stand er vor dem Tor der Villa und klopfte beherzt an:


    *tok*
    *tok*
    *tok*

    Genüsslich rieb er sich die zur Faust geballte rechte an der linken Hand. Er hatte einen guten Handel gemacht. Das Maultier, dass er eben um etwa die Hälfte seines Wertes erworben hatte, würde ihm sicherlich gute Dienste leisten. Es hatte sich doch gelohnt den Kerl mit der abweisenden Haltung anzusprechen. Das Tier war zu scharf geritten worden, würde sich aber im Nu erholt haben. Besser hätte er es kaum treffen können.
    Frohlockend pfiff er sich ein Liedchen, während er sich zu seinem kleinen Laden aufmachte. Er war Bäcker von Beruf und seine Frau führte zudem noch eine Garküche. Knauserig war sie, aber dass er ihnen heute so viel Geld gespart hatte würde sie sicher zu schätzen wissen.
    Immerhin hatte sie ihn kaum genug mitgegeben um ein Lasttier zu erwerben, das sie so nötig brauchten. Nur weil der olle Quintus ihnen das Mehl und die Zutaten nicht mehr günstig liefern wollte. Selbst sollten sie es holen, oder einen gehörigen Aufschlag zahlen. Das selbe hatten auch die anderen Händler gesagt. Vermutlich steckten sie alle unter einer Decke. Mit seinem Vater wären sie niemals so umgesprungen! Er scheuchte die trübseligen Gedanken davon. Er hatte heute tatsächlich Grund zur Freude. Über seinen großartigen Handel würde sich sicherlich ein Weg zu den Ehepflichten seiner Frau finden lassen, da war er sich sicher.
    Was er nicht wusste war, dass der Vorbesitzer das Tier nur deshalb in Ostia gekauft hatte, weil es einen Gehfehler hatte und er den Preis gewaltig hatte drücken können. Für einen schnellen Ritt von Ostia nach Rom war es gerade gut genug, würde aber bei längerem Einsatz bald lahmen und immer wieder Probleme verursachen. So würde der kleine, dicke Mann mit seiner nicht weniger korpulenten Gattin wohl noch länger auf Nachwuchs warten müssen.


    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Nachlässig lehnte Catubodus in Sichtweite der Porta Salutaris an einer Hauswand. Es hatte nicht lange gedauert aus Ostia fort zu kommen und auf dem Maultier, zu dem er gekommen war wie die Jungfrau zum Kinde hatte ihn eiligst der ewigen Stadt zu getragen. Er hatte es übelst geschunden, denn sein Plan hatte vorgesehen, noch vor der Mittagszeit in Rom einzutreffen um rechtzeitig am Treffpunkt warten zu können. Da die Sonne noch nicht im Zenit stand musste er wohl rechtzeitig eingetroffen sein und sein Maultier war er sogar mit Gewinn wieder los geworden.
    Also stand er nun hier und beobachtete die vorüberziehenden Massen. Das übliche geschäftige Treiben spielte sich vor ihm ab. Einige Buben lärmten vorbei. Wahrscheinlich waren sie ihrem griechischen Lehrer entlaufen, oder hatten einfach gerade Mittagspause. Catubodus spuckte ihnen missbilligend den völlig zerkauten Rest seines Süßholzwurzelstückchens hinterher. Darauf hatte nun schon seit dem Morgen herumgekaut, also war es durchaus keine Verschwendung, ein neues zu zücken.
    Würde Asellus selbst kommen? Vermutlich würde er eher einen seiner Leute schicken. Aber das würde er ja bald sehen. Länger als eine Stunde würde er hier nicht rumstehen. Außerdem musste er sich ja noch eine Unterkunft für die nächste Zeit suchen. Es war sicher nicht ratsam dort zu logieren, wo auch Asellus sich samt seiner Bagage augenblicklich verkroch. Nicht zu vergessen, dass sein Magen allmählich nach einer ordentlichen Mahlzeit verlangte. Die gebratenen Spießchen, die er sich zwischendurch gegönnt hatte, waren leider nicht von so lange vorhaltender Sättigung gewesen, wie er gehofft hatte. Allzu mageres Fleisch war verwendet und zu lange gekocht worden. Seit seinem letzten Besuch hatte sich zumindest die Qualität der Garküchen nicht wesentlich verändert. Wie da die Matrone die gerade vorbei lief derart feist und aufgeblasen sein konnte war ihm ein Rätsel. Würde noch ein angenehmer Anblick in seinem Gesichtsfeld auftauche ehe jener kam, auf den er wartete? In Anbetracht der neuerdings wirklich frühlingshaften Temperaturen war dies durchaus vorstellbar.

    Es muss ja nicht ein Strich sein, eine ungefähre Angabe (vllt. etwas genauer als bei der Subura, wenn möglich).


    Von Erweiterungen des Gebiets hab ich auch gelesen, allerdings nie konkret. Insbesondere, was die Ausdehnung nach Norden angeht fehlen mir jegliche Informationen (bzw. weiß ich leider nicht was neben dem Forum Romanum und dem Palatin noch innerhalb gelegen haben mag).


    [Blockierte Grafik: http://img12.imageshack.us/img12/9566/pomerium.jpg]


    A=Aventin
    P=Palatin
    M=Marsfeld
    F=Forum Romanum


    Durchgezogene Linie=da irgendwo läuft sicher die Grenze des Pomeriums
    Gestrichelte Linie=dazu wüsste ich gerne mehr, falls denn jemand was dazu sagen kann.