Beiträge von Titus Duccius Vala

    Ungeachtet ihres Geschlechts hatten die Soldaten der achten Legion die Auctrix der Acta Diurna als 'Propagandaministerin' des Vesculariers nach ihrer Ablieferung am Castell direkt in den Carcer verfrachtet. Dort erwartete sie eine ebenso schmucklose und rudimentär eingerichtete Zelle wie die anderen Gefangenen auch: eine Pritsche mit Stroh, ein kleiner Schemel und ein Nachttopf. Fensterlos wie sie war wurde die Zelle lediglich von einem Talglicht erhellt.

    Hab ich im vorigen Post wohl vergessen:


    Freya Mercurioque - Audaga Weidaz (Jäger)
    Freya Mercurioque - Breuwa Biuraz (Brauerei)


    bitte von Albin zu Caius Duccius Callistus verschieben


    und den Schuster von ebendiesem bitte freischalten.


    Danke sehr.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/18.jpg Als sich hinter den Soldaten jemand zeigte und schließlich lautstark bemerkbar machte, erstab das Lachen der Männer und der Neuankömmling wurde mit kritischen Blicken gemustert. Es dauerte einen Moment bis sich der Optio nach vorne drängte und den Mann mit seinem Blick fixierte: "Salve, ich bin Optio Servius Rutilius Mocilla von der achten Legion. Ich und meine Männer sind auf Befehl des Tribunus Titus Duccius Vala hier um die Villa und ihre Bewohner während der Unruhen in Rom vor Schaden zu bewahren."

    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer01.png "So, wir sind da....", sprach Accius Damio vergnügt als er auf einer Düne an der toskanischen Küste sein Pferd zum Halten brachte. Die gute Laune hatte er schon vor Tagen gezeigt, als er Vala freudenstrahlend eröffnet hatte, dessen Anliegen zur Umsetzung gewisser Liegenschaften bestmöglichst verwirklicht zu haben. Nein, bestensbestmöglichst. Überhaupt... Vala würde Bauklötze staunen, so die Versprechungen des Ritters. Jetzt, wo sich der Qualm ein wenig legte, hatte Vala es einrichten können diese 'Umsetzung' seines Bestrebens, soviel wie möglich von seinem Grundbesitz in Italia und den anderen Provinzen gegen Besitz in der Heimat einzutauschen, auch persönlich in Augenschein zu nehmen... weshalb sie jetzt anderthalb Tage auf der Via Aurelia an der Küste entlang gen Norden gezogen waren.
    Als der Accier also anhielt, hielt Vala neben ihm und betrachtete die Gegend... ein Küstenstreifen, kaum erschlossen, ganz in der Nähe der Hafenstadt Cosa. Nichts besonderes... aber nahe genug an Rom um einen gewissen Fluchtpunkt zu haben falls ihm in der großen Stadt mal das Dach auf dem Kopf fiel. Aber da galt es noch gewisse Dinge zu klären... wie zum Beispiel eine Übernachtungsmöglichkeit in Form einer Villa Rustica. Die konnte er jedoch weit und breit nicht erblicken.
    Der Wind pfiff ihm nur so um die Ohren und drängte den typischen Geruch des Meeres, das er so hasste, in seine Nase. Er hätte es vorgezogen ein Landgut weiter im Landesinneren zu besitzen, immerhin waren seine letzten Kontakte zum Reich Neptuns fundamental suboptimaler Art gewesen.. allerdings galt es hier wohl in den sauren Apfel zu beissen, wenn man ein Grundstück nahe Rom wollte, durfte man nicht wählerisch sein.
    "Ja, ganz nett... aber ich sehe keine Felder... keine Haine... keine Weiden... und schon garkeine Villa Rustica." , murrte Vala mit Blick auf den Streifen Küste an dem sie sich befanden, "Muss ich das etwa alles noch errichten lassen? Meine Finanzen sind ohnehin schon angeschlagen... wie du sicherlich weißt."
    "Was? Oh... ohhhhhh... nein. Musst du nicht. Denn genau genommen sind wir noch nicht GANZ da.", flötete Damio, weiterhin in seiner guten Laune badend.
    "Was heißt das? Noch weiter gen Norden? Ein Stück Land bei Cosa?" , fragte Vala irritiert, hatte der Accius doch gerade behauptet sie wären da.
    "Nein, nicht nach Norden... nach Westen!", kam prompt die Antwort, und Vala folgte zunehmend verwirrt dem Fingerzeig des Eques. Da war jedoch nichts... nach der Küste kam sinnigerweise nur das Meer.
    "Da ist das Meer, Damio." , brummte Vala, der sich langsam veräppelt vorkam.
    "Richtig, Vala.", schmunzelte sein Lehrmeister ihn an.
    "Was soll das bedeuten? Ein Stück Land in Hispania? Was soll mir das bringen?" , murrte Vala weiter, "Ich wollte Land in Germania... und ein kleines Anwesen bei Rom wäre schön gewesen."
    "Das habe ich dir auch organisiert... man glaubt garnicht, was einem nach so einem Umsturz für Schnäppchen zufliegen, wenn gewisse Leute nur tief genug fallen...", lachte der Accius auf einmal laut auf, "Hach, ich bin so stolz auf mich. Ein Meisterstück, möchte ich sagen."
    "Halt mich nicht zum Narren, Damio. Wo ist mein Land?" , grollte Vala, dem Spiel überdrüssig werdend.
    "Das tue ich nicht....", grinste Damio ihn an und deutete mit dem Finger weiter gen Westen, "...da ist es doch, dein Land. Schau genau hin."
    Vala wandte sich wieder der Richtung zu, in welche der Accius deutete... da war nur Meer. Das vermaledeite Meer. Das zehnmal verfluchte Meer. Nichts weiter als Meer... aber als Vala sich gerade wieder an seinen Lehrmeister wenden wollte, um ihm verbal den Hals für diesen Scherz umzudrehen, bemerkte er in einiger Entfernung die dunklen Umrisse einer Erhebung im tiefen Blau des Meeres, welche sich nur leicht dem Himmel entgegenreckte... wie ein Stück im Wasser schwimmendes Holz, an Unförmigkeit kaum zu überbieten. Auf einmal ging es ihm siedendheiß auf... und so schnell wie die Erkenntnis kam, wünschte er sich, dass der Accier ihn doch zum Narren hielt.
    "Damio."
    "Vala."
    "Das... ist eine Insel, Damio."
    "Richtig, Vala."
    "Eine Insel im Meer, Damio."
    "Du wärst überrascht, wieviele Inseln das so an sich haben, Vala."
    "Eine Insel im MEER."
    "Das hast du gut erkannt, Junge."
    "Ich HASSE das Meer!"
    "Ein kleiner Schönheitsfehler, das geb ich zu...", zuckte Damio mit den Schultern, fuhr aber unbeeindruckt fort, "...allerdings war das Angebot, als es sich mir eröffnete, SO verführerisch... du glaubst garnicht, was für Preise für Inseln verlangt werden! Unglaublich! Ich MUSSTE bei der Gelegenheit einfach zuschlagen, der Vorbesitzer war unter dem Vescularier ein..."
    "Dann VERKAUF sie wieder, Damio, und zwar schnell. Ich will keine Insel... ich HASSE das Meer." , presste Vala zwischen den Lippen hervor, seine Ohnmacht nur leise fassend.
    "Oh nein, das werde ich sicherlich nicht tun. Dass da ist Dianium... sie ist zwar die kleinste der tyrrhenischen Inseln, aber sicherlich ein schöner Flecken Erde..."
    "IM MEER!!!"
    "Das haben wir ja bereits festgestellt... also, so eine Insel stellt ein unglaubliches Prestige dar, und mit dem Boot ist sie in gerade einmal einem Tag von Ostia aus zu erreichen. Das ist doch was!"
    "Ich will nicht mit dem Boot fahren! Ich muss KOTZEN wenn ich ein Boot auch nur sehe!"
    "Das wirst du müssen, Vala... dass da ist eine Insel!"
    "IM MEER!!!"
    "Das hast du schon einmal gesagt... also, jetzt beruhig dich erst einmal... wir werden in Cosa übernachten, und morgen brechen wir dann auf... es gibt eine kleine Villa Rustica auf der Insel, du wirst sie lieben... die Bediensteten müssten allerdings neu angeworben werden, die sind mit ihrem Besitzer ins Exil gegangen, aber das lässt sich alles arrangieren...", frohlockte Damio wieder.
    "Das ist alles nicht wahr... ich träume!" , griff Vala sich an die Schläfen und versuchte die bösen Bilder zu vertreiben, die sich ihm da boten.
    "Allerdings, Vala... es ist ein Traum!"
    "Was ist das?" , fragte Vala ungläubig.
    "Das, Vala... ist eine Insel!"

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    INSULA TYRRHENA DIANIUM - die tyrrhenische Insel Dianium


    Zehn Meilen vom Argentinus Mons und fünfzehn von der toscanischen Küste entfernt, im Nordwesten Roms gelegen liegt die südlichste und kleinste Insel des toskanischen Archipels: Dianium.
    Die Insel hat die Form eines dem Festland zugewandten Halbmonds und erstreckt sich über etwas mehr als zwei Meilen, ist jedoch nie mehr als eine Drittelmeile breit. Ihre Fläche beträgt wenig mehr als fünfviertel Salti. Ihre höchster Punkt liegt knapp ein halbes Stadium über dem Meer und bietet eine weite Sicht über die italienische Küste und das toscanische Archipel, sowie bei guten Sichtbedingungen einen Blick bis nach Elba. Die Küste Dianiums ist von hohen, vom Wind und der See zerklüfteten Felsen geprägt, zwischen denen nur Pflanzen wie Ginster, Rosmarin, Kapern und Tamarisken den Gezeiten trotzten.

    http://farm6.staticflickr.com/…89749194_6864df728a_n.jpg Bevölkert ist die Küste der Insel von vielerlei Vogelarten, dominiert wird sie allerdings vom Stakkato der Möwenkolonien die sich hier niedergelassen haben. Allerdings finden sich hier auch Sturmvögel, Seeschwalben und Kormorane, die nahe Schiffer mit ihrem Gekrächze begrüßen.
    Nur im Nordosten findet sich eine Bucht mit größerem Sandstrand, sowie im Nordwesten eine wesentlich kleinere. Bemerkenswert an der Küste sind vor allem die vielen Höhlen und Grotten, in denen sich die Vögel ebenso ausgebreitet hatten, aber auch Tiere wie die Mönchsrobbe, unterschiedliche Krebsarten oder Seesterne. Wer das Abenteuer wagte vor der Küste zu tauchen würde sich an der farbenprächtigen und vielfältigen Meeresfauna berauschen können, die dem landversessenen Menschen jedoch nur auffiel, wenn er sie per Netz in seine Welt holte.
    Die Insel selbst war mit beinahe ebenso felsig wie die Küste, und dennoch von an Meeresregionen gewöhnten Bäumen bevölkert. Palmen beherrschten natürlich die Oberfläche der Insel, Pinien und Steineichen waren die nächstprägenden Bäume unter denen man Schatten suchen konnte. Der Bodenbewuchs bestand vor allem aus Rosmarin, Erdbeerbäumen, Aloen und Agaven, aber auch Kaktusse, Fenchel und Heide lässt sich während Spaziergängen entdecken. Bevölkert wird die Insel durch Echsen- und Schlangenarten, die sich tagsüber in der Sonne auf den Felsen aalen und des Nachts auf Insektenjagd gehen. Charakteristisch für die Insel ist, wie oft im Mittelmeerraum, das überall hör- und unverkennbare Zirpen der Singzikaden.

    http://farm2.staticflickr.com/…20175019_ef4f4a338c_n.jpg An Säugetieren findet man auf der Insel nur durch den Menschen eingeschleppte Nagetiere wie Kaninchen und Mäuse.
    Die Vogelwelt, die sich durch den Küstenwind auf die Insel verschlagen hat, besteht aus Käuzen, Schwalben, Spatzen und die hartnäckigen wie unkaputtbaren Krähen, aber auch kleinere Singvögel nennen die Insel ihr Heim. Im Winter wird die Insel (End-)Station vieler Zugvögel aus dem Norden, die die Population der Insel um ein vielfaches anwachsen lassen und die Luft mit ihrem Gesang und Gekrächze erfüllen.


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    VILLA RUSTICA DUCCIANA DIANIO - der Gutshof der Duccii auf Dianium


    Lange Zeit unbewohnt, wurde zu Beginn des zweiten Jahrhunderts nach Christus auf der Insel ein kleiner Gutshof errichtet, der auf einer Fläche von etwa drei Heredia dem steinigen Boden der Insel das abtrotzte, was man zum Leben brauchte und vom Meer nicht gegeben wurde. So hatte man Oliven- und Obstbäume angepflanzt, ebenso wie kleine Parzellen mit Gemüse und Getreide, das gerade eben so ausreichte um die wenigen menschlichen Bewohner der Villa zu versorgen. An Tieren hatte man Ziegen, Hühner und Schweine mitgebracht.
    Die kleine Villa bot gerade einmal einem Dutzend Menschen Platz, allerdings reichte das den Besitzern der Insel bisher, schließlich waren die Inseln vor der italischen Küste heißbegehrte Objekte. Die klassisch-römische Bauart geizte nicht mit rustikalem Charme, dem Wesen der Insel entsprechend war der Größte der Hausaltäre dem Meeresgott gewidmet, der am Tage und in der Nacht den Wind um die Villa pfeifen ließ... wenn die Luft nicht ohnehin erfüllt war vom allgegenwärtigen Rauschen der See, die stoisch gegen die Felsen der Inselküste anbrandete. Je nachdem wo man sich aufhielt war die Luft dominiert vom markanten Geruch des Meeres, von den Düften der wilden Blumen, Kräuter und Sträucher... oder von den Ställen der Tiere.

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    Schlafzimmer für die Bediensten und Herrschaften, ein Triclinium, eine Küche sowie mehrere kleine Wirtschaftsräume: an Räumlichkeiten bot die Villa Rustica nur das absolut Notwendigste, und wenig mehr darüber, immerhin war es ein großer Akt gewesen die Steine für die Villa direkt aus der Insel zu brechen. Bei diesem Projekt war gleichzeitig an der Stelle des ehemaligen Steinbruchs der Hafen entstanden, über den die Insel mit dem Festland verbunden war. Meist dümpelten nur die Fischerboote der Inselbewohner, aber es kam nicht selten vor, dass man größeren Besuch auf der Insel begrüßen durfte... immerhin war Rom zur See weniger als eine Tagesreise entfernt.

    http://farm4.staticflickr.com/…83951091_146535c648_n.jpg Mit all dem, was das Meer nicht hergab und was man nicht selbst anbauen konnte wurde die Insel von Cosa versorgt, der kleinen Hafenstadt die östlich des Argentinus Mons an der Küste lag und vergleichbar schnell mit dem Boot erreichbar war.


    Für Liebhaber des Meeres war Dianium sicherlich ein Traum, wenn auch nicht annähernd so pompös wie das Anwesen des Tiberius auf Capri. Es reichte zum Leben und sicherlich auch zum Genießen desselben, allerdings konnte man nicht mit dem Komfort ausladender Güter auf anderen Inseln oder gar dem Festland mithalten. Das, was den Charme an Gut und Insel ausmachte war dennoch ihre überschaubare Größe, schließlich war man unter sich und konnte sich in den kleinen Zimmern der Villa vom sonoren Rauschen des Meeres in den Schlaf wiegen lassen. War Neptun allerdings in Unruhe oder gar zornig brandeten die Wellen manchmal so hoch auf, dass die Gischt bis zur Villa wehte. Und schließlich konnte man die Insel nur verlassen oder betreten, wenn der Meeresgott dies erlaubte. Das konnte manchmal dazu führen, dass man tagelang auf der Insel feststeckte.
    Und doch gehörte die Insel, wie alle anderen Inseln im befriedeten tyrrhenischen Meer, zu den begehrteren Objekten des Reichs. Was sich leicht erklärte, wenn man einmal Fuß auf dieses idyllische Eiland gesetzt hat.


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    Eine dünne Spur kleiner Blutstropfen zog sich durch den Schnee als Alrik verzweifelt versuchte seinem Gegner zu entkommen. Schon nach wenigen Schritten brannten seine noch dünnen Muskeln wie Feuer, doch das war nichts im Vergleich zu dem Schmerz der in seinem Gesicht wütete. Seine Lippe war gleich mehrfach aufgeplatzt, ebenso wie seine Nase blutete sein linke Braue.. und das, nachdem der Kerl ein einziges Mal zugeschlagen hatte.
    Alrik hatte es kommen sehen.. selbst wenn er einen wutverzerrten Blick vorher noch nie in seinem kurzen Leben zu sehen bekommen hatte, wusste er doch genau was er zu bedeuten hatte. Und dennoch hatte er sich nicht vom Fleck gerührt als der Kerl auf ihn zutaumelte... endlose Sekunden, die der Mann sich durch den tiefen Schnee auf ihn zukämpfte und dabei schnaubend und ächzend eine Litanei unverständlicher Laute von sich gab. Alrik blieb stehen. Vor Schreck, vor Angst, er würde es nicht sagen können.. er tat es einfach, blickte dem drohenden Unheil entgegen und zuckte nicht einmal als er im Schatten des Mannes verschwand und dessen Hand sich drohend hob.. einzige Reaktion eine sich an den Beinen nach unten ausbreitende Wärme, die sich dampfend auf seiner dunkler werdenden Hose zeigte.


    Erst als er rücklings im Schnee lag und seine linke Gesichtshälfte nicht mehr existierte kehrte er zurück in die Welt des Hier und Jetzt... und begann davonzukriechen. Erst folgte der Mann ihm nicht, warum auch immer, Alrik blickte nicht zurück. Wahrscheinlich war er sich seines Opfers einfach nur sicher.. ein grunzender Laut war wohl ein Lachen, das der Kehle des Mannes entwich als Alrik sich vor ihm durch den Schnee zog. Erst als der Junge sich aufraffte und davon zu stolpern begann nahm er die Verfolgung auf.
    Alriks Flucht war so verzweifelt wie kurz: als er den Mann näherkommen spürte, wandte sich von dem Wildpfad ab, den er hergekommen war und krabbelte eine leichte Anhöhe herauf.. nur um auf der anderen Seite ins Straucheln zu kommen und einige Schritte tief hinab zu purzeln. Unten aufgeschlagen fand Alrik seine Orientierung erst nicht wieder... da waren nur Schnee, Dreck, Bäume und seine Gliedmaßen... und das Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Als er sich wieder soweit sortiert hatte, dass er aufstehen konnte empfing ihn eine Ohrfeige aus dem Nichts die ihn sofort zurück in den Schnee beförderte. Mit einem lauten Knirschen und einem Feuerwerk vor seinen Augen brach Alriks Kiefer, doch sein Häscher ließ ihm keine Ruhe. Ein Tritt in die Magengrube ließ ihn jaut aufjaulen und sich schließlich vor die Füße des Mannes erbrechen, der erbarmungslos gleich noch einmal zutrat. Und noch einmal... und noch einmal... Alrik vermochte nicht mehr zu tun als sich im Schnee zusammenzukrümmen und die Litanei an Schlägen und Tritten auf sich niedergehen zu lassen. In den Liedern die zuhause gesungen wurden, durchlebten die Helden vor dem Tod immer Momente der Klarheit, in denen sie noch einmal durchlebten was sie in ihrem Leben geleistet hatte.. und was noch fehlte. Alrik allerdings durchlebte garkeinen solchen Moment.. er litt einfach nur still wimmernd und jaulend unter den Schlägen seines Häschers, bis dieser ihm grob in die Haare griff und ihn die Höhe zerrte.
    Der Sohn Leifs war so geschunden, dass es ihn keine Sekunde auf den Beinen hielt und er sofort wieder nach hinten kippte, wo er an einem Baum nach unten rutschte. Wo vorher noch Schmerz gewesen war, war jetzt nurnoch ein taubes Nichts, als hätte der Mann jegliches Gefühl aus dem Jungen herausgeprügelt. Schon fast müde vom Leiden wandte Alrik den Blick schwach nach oben, wo sein Peiniger über ihm thronte wie Thor über den Sjorden, und ihn mit einem Blick musterte der wenig mehr ausdrückte als kalte Wut. Alriks blutende Lippen bewegten sich, doch kein Laut wollte ihnen entweichen, und so blieb die Frage nach dem Warum unbeantwortet, als der Mann seinen Speer in beide Hände nahm und ihn auf der Brust des Jungen ansetzte. Und da war er auf einmal, der Moment der Klarheit: der Mann hob die Hände mit dem Speer hinter den Kopf, und als er nach unten schnellte ruckte Alriks schwacher Körper in einer letzten Aufbäumung des Lebenswillen zur Seite.


    Der Speer verfehlte ihn nicht, sondern drang mit einer Leichtigkeit in Alriks Körper ein, die ihn verblüffen würde... würde seine linke Seite nicht vor grellem Schmerz explodieren. Die Wucht des Stoßes war so groß, dass Alrik nahezu aufgespießt wurde: die Spitze durchschlug ihn mit Leichtigkeit, drang hinten aus ihm heraus und pfählte den Jungen quasi an den Grund. Als der Schmerz über ihn hinwegwusch und der Schock dessen Platz einnahm blickte Alrik fassungslos auf das lange Stück Holz, dass dort aus seinem Körper raste wo Bauch und Brust sich vereinten.. dann wanderte sein Blick zu dem Mann, der ihn schon fast belustigt abwartend anzublicken schien, wohl darauf wartend, dass der Junge starb. Aber Alrik starb nicht. Fast automatisch griff er an den Speer, reflexartig darauf bedacht seinen Körper von diesem Ding zu befreien, doch er war so stark an den Grund geheftet, dass der Speer nicht einmal wackelte. Nach wenigen Momenten des Verharrens schien der Mann die Geduld zu verlieren, doch gerade als er zum Speer greifen wollte ruckte sein Kopf zur Seite.. und dann geschah alles ganz langsam: Schrecken breitete sich auf dem Gesicht des Mannes aus, ein Schrei entwich dessen Kehle und aus dem Nichts stürzte sich ein graues Schemen auf den Mann. In einem Wirbel aus Schnee und Dreck vereinten sich Mann und Monster und fielen nahe Alrik auf den Grund um sich einige Sekunden lang wild miteinander zu messen.. doch relativ schnell war klar, dass der ohnehin schon verletzte Mann keine Chance gegen einen ausgewachsenen Wolf haben würde. Im wilden Geifern und Grollen des Tieres mischte sich das Knacken von Knochen, und immer mehr Blut färbte den umgebenden Schnee und Dreck so rot wie den Himmel. Als der Wolf schließlich den Hals erreichte und das Leben des Mannes in einer Fontäne aus Blut aus ihm herausriss ruckte der Blick des Mannes, noch einmal zu Alrik.. und sein vormaliges Opfer sah in seinem Schänder den ersten Lebenswillen eines Menschen in seinen Augen erlöschen.


    Erst Momente später, als der Mann schon lange tot war, ließ der Wolf von seinem Opfer ab und hob die blutverschmierte Fratze und blickte den immernoch mit dem Speer im Leib am Boden liegenden Jungen an. Einen Moment lang blickten Mensch und Tier sich stumm an, und fast war es als würde Alrik Stimmen hören... doch dann, endlich, verengte sich sein Sichtfeld und die lang erwartete Schwärze umfing ihn.


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    Weißer Dampf bildete sich geisterhaft vor Alriks Gesicht sobald er ausatmete.. und jedes Mal versuchte Vala sich vorzustellen, woran ihn die kleine Wolke erinnerte, die ihm immer wieder ein neues Stück Wärme aus seinem Körper zu rauben schien. Wildeber. Auerochsen. Sogar einen Luchs meinte er einmal in seinem eigenen Atem erkannt zu haben.
    Und doch kehrte seine Gedanken immer wieder zur vermaledeiten Kälte zurück. Zum gefühlt tausendsten Male schlug er schon mit den Armen um sich, doch es half nicht: es blieb schneidend kalt. Und das obwohl er sich mit den ganzen Fellen und dicken Wollschichten fühlte wie ein bepelztes Untier auf zwei Beinen. Er hatte sicherlich die Felle von vier verschiedenen Tierarten am Körper, und würde etwaige Raubtiere alleine dadurch schon irritiert in die Flucht schlagen.
    Er konnte nicht einmal umherlaufen um durch die Bewegung ein wenig Wärme in seine Glieder zu bekommen: das würde ihn wahrscheinlich verraten. Was ihn wieder daran erinnerte, warum er hier im knietiefen Schnee stand und sich den Arsch abfror. Unweigerlich wanderte sein Blick nach oben, was er in den vergangenen Stunden oft genug vermieden hatte: der Himmel, wolkenverhangen, zeigte nach wie vor ein glühendes Rot.
    Sie wussten nicht warum der Himmel sich derart zeigte,.. welche Spielart der Götter nun für dieses Phänomen verantwortlich war. Die Goden hatten allerdings eine eindeutige Interpretation: es würde Kampf geben. Krieg.
    Die Aufregung nach dieser Kundgabe war groß gewesen, immerhin war es tiefster Winter.. und niemand war wahnsinnig genug mitten im Winter einen Kriegszug zu beginnen. Aber gegen ein derartig eindringliches Omen wie den blutroten Himmel ließ sich schlecht mit den althergebrachten Traditionen argumentieren: natürlich bekamen die Goden ihren Willen, und man bereitete sich bald darauf vor wieder einmal gegen Modorok und seine Getreuen zu ziehen, um die Gefahr für die Freiheit der Stämme ein für allemal zu bannen.
    Dass die meisten Stämme ihre Freiheit gar nicht mehr in Gefahr sahen, wie Lintrad oft genug lästerte, wurde großzügig übersehen... der Tod Modoroks war eine Herzensangelegenheit seines Vaters und einiger weniger anderer... was auch die sehr überschaubare Zahl an Sippen aus verschiedenen Stämmen zeigte, die überhaupt gewillt waren sich an der Beseitigung Modoroks zu beteiligen. Die meisten anderen pflegten den blutig erkämpften aber unvollendeten Frieden, und wollten nicht noch mehr Söhne in einem Feldzug verlieren, den sie als sinnlos betrachteten da Modorok ohnehin isoliert und nahezu geschlagen war.
    'Nahezu, aber eben nicht vollständig' würde Alriks Vater erwidern, der nicht müde wurde zu betonen wie gefährlich Modorok nach wie vor war... und zu ignorieren, wie alleine sie letztlich dabei waren. Lintrad hatte sich nicht nur einmal Schläge dafür eingefangen zu betonen, dass ihre irrsinnig geringe Zahl die immernoch aktiven Widersacher Modoroks zählenmäßig auf eine Stufe mit denjenigen stellte, die ebenso irrsinnig genug waren Modorok immernoch zu verteidigen.
    Alrik war es nie wirklich bewusst gewesen, dass sein Vater eine Wahl gehabt hatte... für ihn gab es nichts anderes als der konstante, Jahre andauernde Krieg.. auch wenn Lintrad mehr als nur einmal verzweifelt mit Palisadenpfählen um sich warf, wohl weil er hoffte der Sohn könnte den Vater überzeugen und damit dieser bizarren Widerstandsbewegung einer Führungsfigur zu berauben um endlich Ruhe zu bekommen.


    Und nun stand Alrik hier, im Nichts der Gebiete, in denen kein Stamm territoriale Vorrechte beanspruchen konnte (oder wollte), und wartete darauf, dass man ihn wieder abholte. Bevor er erfror... zwar schützten ihn die kahlen Bäume rundherum und die zerklüftete Landschaft vor dem Wind, der über ihm die Wolken durch's Rot trieb, aber nichtsdestotrotz war die Kälte schon lange in seine Knochen gekrochen. Genauso wie die Angst... und Langeweile. Bei all den Geschichten von mutigen und ruhmreichen Taten hätte Alrik im Leben nicht erwartet, dass Krieg so verdammt langweilig war.
    Bisher hatten sich die Männer ihrer kleinen Gemeinschaft für die zahllosen Scharmützel aus ihren jeweiligen Wohnort verzogen, waren in den Wäldern verschwunden und erst Tage später wieder aufgetaucht... oder eben auch nicht. Alrik hatte sich irgendwann einen Spaß daraus gemacht, die neuen Narben auf dem Körper seines Vaters zu zählen.. die Angst, er könne dies irgendwann nicht mehr tun können hatte er schon vor Jahren verdrängt.
    Doch dieses Mal war alles anders... dank dem blutroten Himmel zog wohl die größte Ansammlung bewaffneter Männer los, die Alrik jemals in seinem jungen Leben gesehen hatte. Weit über einhundert Mann hatte man dieses Mal gesammelt, vor allem deshalb weil die Goden auch Stämme und Sippen überzeugen konnten die sich sonst niemals beteiligt hätten. Was für Alrik vollkommen neu war: er war dabei. Er konnte sich noch sehr lebhaft daran erinnern wie seine Mutter gezetert, gewütet und geschrien hatte, aber sein Vater war unerbittlich gewesen: mit seinen zehn Jahren wäre Alrik sehr wohl in der Lage seinen eigenen Speer zu halten. So war Alrik dazu verdammt worden an seinem ersten Heerzug teilzunehmen.. auch wenn Leif seiner Frau versprechen musste, dass der Junge so weit weg von den Kampfhandlungen stand wie nur irgend möglich.


    Das tat Alrik nun auch.. die Schreie der Kämpfe aus dem Wald kamen nurmehr vollkommen gedämpft zu ihm herüber. Verfälscht, fremd und unwirklich klang all das was durch das Dickicht und den pfeifenden Wind zu ihm durchdrang, so weit hatte ihn sein Vater weggestellt. Eigentlich hatte er ihn eigentlich nur der Gruppe an älteren Männern mitgegeben, die die linke Flanke ihrer Meute schützen sollten... und Alrik stellte nunmal den äußersten linken Teil, der eigentlich nur eine Aufgabe hatte: schreien und weglaufen sobald sich ein Feind zeigte.
    Er klammerte sich mit tauben Fingern an den Speer, den man ihm beigegeben hatte, und versuchte an so ziemlich alles zu denken nur nicht an das was sich dort gerade im Wald abspielen mochte. Seine Gedanken wanderten durch so ziemlich jedes Thema, das sein kindlicher Kopf ergab... unter anderem an seine Frau, die er nach den drei Jahren ihrer Ehe nicht mehr ganz so doof fand wie noch am Anfang. Aber auch andere Mädchen ihrer Gemeinschaft bekamen zunehmend seine Aufmerksamkeit, auch wenn er sich noch nicht dazu durchringen konnte sie wirklich zu mögen.


    Während diese Gedanken ihn eine Weile lang beschäftigten, fiel ihm auf, dass die verzerrten Schreie weniger geworden waren... bis sie schließlich mit dem Wind ganz verschwanden verging allerdings noch eine Weile in der er aufpassen musste, dass ihm seine Finger nicht am Speer festfroren.
    Eine Weile der vollkommenen Stille folgte, die Alrik so ahnunglos wie in einer Mischung aus Angst und Hoffnung auf eine baldige Rückkehr nach Hause schweben ließ, bevor er endlich das Knirschen von Schnee im verräterischen Rhythmus von menschlichen Schritten hörte. Die Kämpfe vorbei und seine Abholung durch einen der alten Männer, wahrscheinlich Rodrik, wähnend sprang Alrikeinige Male auf und rief in den Wald hinein um auf sich aufmerksam zu machen: "Ich bin hier! Hier bin ich..." Die Wärme tat gut, in den durchgefrorenen Gliedern seines Körpers fühlte es sich an als würden Flammen unter seiner Haut in alle Richtungen rasen, so dass er einfach dabei blieb auf und ab zu springen... bis zu dem Moment, an dem ein menschlicher Kopf hinter einem Baum auftauchte. Alrik winkte dem Mann damit er bloß nicht übersehen wurde: "Hier bin ich. Ist es vorbei, können wir jetzt nach Hause?"
    Der Mann rutschte die Schneewehe zu ihm eher herab, als dass er sie ging.. und als Alrik ihn näher betrachtete merkte er auch warum: er war verletzt. Der braune Stoff seiner Hose hatte sich dunkelrot verfärbt, ebenso wie Teile seines blonden Barts... das Gesicht war verzerrt zu einer Maske, der offensichtlich einige Zähne fehlten. Er kannte den Mann nicht, aber das hatte nichts zu heißen: in der großen Truppe waren einige dabei die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte.
    Erst der Blick des Mannes ließ ihn zweifeln, ob er überhaupt zu ihrer Truppe gehörte, denn Alrik konnte den Ausdruck ganz und garnicht deuten. Erst wenig später würde er wissen, dass er den Blick nie wieder würde sehen wollen... und es doch noch einige Male tun würde.


    Bildquelle

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    2. http://webcache.googleusercont…&ct=clnk&client=firefox-a


    findest du die beiden letzten, an deinen letzten Stand anschließende Posts. Damit wäre die Belagerung fast komplett. Fehlt nurnoch die Order des Flaminiers an Atius Scarpus und die Ala II, aber die kann auch ohne Probleme neugeschrieben werden.


    Ich muss übrigens zu meiner eigenen Schande zugeben, dass ich nicht einmal ansatzweise mit dieser Schaffenskraft gerechnet habe. Hätte gedacht, das braucht Ewigkeiten das alles wieder herzustellen. :dafuer:

    Ob beruflicher Verpflichtungen, en detail zu korrigierende Klassenarbeiten, ist mir die Rekonstruktion samt BB-Schnickschnack gerade auf Dauer zu zeitaufwendig.


    Die aus dem Cache gezogenen HTML-Dateien habe ich hier als .rar hochgeladen.


    Bisher ist von denen nur die Nördliche und Südliche Flanke von Vicetia wiederhergestellt, sowie gewisse Threads in der Castra Praetoria. Andere warten noch darauf rekonstruiert zu werden.

    Casa Iunia - Porta - To protect and to serve - unvollständig (letzter Rest, erste Postings (noch) nicht wieder gefunden)
    Villa Vinicia - Porta - To protect and to serve - komplett
    Villa Vinicia - To protect and to serve - teilweise auf Einzelposts


    Edit: Roma - Palastbelagerung, nahezu komplett

    Servius Obsidius Antias


    Verbandszeug und eine Salbe, gegen kleinere Verletzungen hatte Antias. Gegen die Schmerzen? Ihm hatte man nicht's weiter mitgegeben. " Nichts Optio. Ich habe nichts gegen Schmerzen." Der Centurio verlangte wieder zu trinken. Diesmal ließ sich Antias nicht dazu hinreißen ihm größere Schlucke zu gewähren. Kleine Schlucke dazwischen ausreichend Zeit für den nächsten Schluck.


    Während Antias den Centurio versorgte hing er seinen Gedanken nach. Die Schlacht war vorüber und nun? Zurück nach Mantua? Schön wäre es, aber das hier war nur eine Schlacht. Rom hatten sie damit nicht gewonnen. Ihm wurde mulmig, bei dem Gedanken, dass es nach Rom gehen könnte.


    Aulus Iunius Seneca


    Zitat:
    Original von Aulus Iunius Avianus
    ...



    "Wenn ich ehrlich bin...", Seneca blickte seine Männer an, "...ich auch nicht.", entgegnete der Iunier und strich sich kurz über die Handgelenke, zu weit waren die Fesseln nicht gewesen, soviel stand fest..
    "Es gibt nichts neues, wir marschieren morgen nach Verona. Avianus, ich habe nach einem Casparius für dein Gesicht gebeten, es wird jemand kommen wenn sich einer findet. Ansonsten müssen wir das selbst versorgen.", dann stand er noch einmal kurz auf, "Esst jetzt, und legt euch dann hin. Für uns mag der Kampf wohl vorbei sein, aber wir marschieren trotzdem weiter, also müsst ihr euch bei Kräften halten."


    Marcus Iulius Licinus


    Die erneuten Worte von ihrem Sieg hatten erneut eine beruhigende Wirkung auf Licinus. Seine Gesichtsmuskeln spannten sich ein wenig. Es hätte ein Lächeln sein können. Erneut nahm er ein paar kleine Schlucke, dann nuschelte er.
    "Gut' Männ. Pass au'!"
    Mit diesem Auftrag an seinen Stellvertreter fiel er wieder in einen tiefen Schlaf.


    Servius Obsidius Antias


    Der Primus Pilus war fürs erste versorgt. Einer der Leichtverletzten übernahm die Wache bei ihm. Der capsarius war mit Antias Unterstützung zufrieden. Die schwersten Verletzungen waren versorgt. Die kleineren Wunden konnte der capsarius nach und nach behandeln. Die einzigen, die noch nicht versorgt waren, waren die Gefangenen. Was lag näher als die freien Hilfskräfte hin zu schicken. Antias unterstand im Moment dem capsarius und wurde von ihm zu den Gefangenen geschickt.


    Mit seiner Verbandstasche meldete sich Antias bei einem Wachposten. Sie ließen ihn durch. Als er die Schwarzröcke sah wurde er nervös. Ausgerechnet zu denen. Im gleichen Augenblick beruhigte er sich wieder. Sie waren Gefangene nichts weiter. Bei den ersten Verbänden zitterten seine Hände, mit der Zeit verdrängte er, wem er half.
    Um ein bisschen gezielter helfen zu können sah sich Antias nach einem Optio oder centurio um. Eine Gruppe von Prätorianern vor ihm schien ihm dabei helfen zu können.


    " Salve. Ich soll nach den Verletzten sehen." sagte er zum nächst besten, Aulus Iunius Seneca, ohne ihn dabei anzusehen. Antias überflog die sitzenden und liegenden Männer im Umfeld. Da gab es noch einiges zu tun resümierte er.


    Lucius Duccius Ferox


    Zitat:
    Original von Marcus Marius Madarus



    „Des mechat i seng, wia'sd des vasuachst...“ Hadamar nahm den Weinschlauch, der ihm entgegen gereckt wurde, und trank erst mal einen großen Schluck. Sönke schien schon einiges gebechert zu haben... und ziemlich fertig zu sein. Also, so RICHTIG fertig. Als er erneut im Dreck landete, zuckte Hadamars Arm kurz nach oben, in dem Versuch, sich von den Dreckspritzern abzuschirmen, aber sein Grinsen blieb unverändert auf seinem Gesicht. „Bist dia do sicha, ha? Du worsd do scho imma a kloana Trampl, do is des doch nix neis net.“
    Selbst, als Sönke anfing darüber zu jammern, wie viele gestorben waren, konnte Hadamar nicht anders als weiter grinsen... der Kumpel hatte ja Recht, Hadamar war selbst fassungslos gewesen, so fassungslos, darüber, wie viele gestorben waren, und wie leicht so ein Mensch starb, und was so eine Schlacht, so ein Krieg wirklich bedeutete... Aber im Moment konnte nicht einmal das seine Laune trüben. Sönke war am Leben. Und Hadamars Grinsen blieb auf seinem Gesicht, als wäre es dort festgeklebt.
    Trotzdem war da der Fakt, dass Sönke gerade in Jammerlaune zu sein schien... und so viel Taktgefühl hatte Hadamar, dass er darüber nicht einfach hinweg ging. Allerdings wusste er auch nicht so genau, was er sonst sagen sollte. Mpf. Für den Moment langte er hinüber und klopfte Sönke erst mal auf die Schulter, während er noch einen Schluck Wein trank. Genug Alkohol, und das Nachdenken hörte eh auf. „So vui, des scho... Aba mia zwoa san no da.“


    Aulus Iunius Avianus


    Avianus beobachtete wie der Soldat mit Verbandstasche zu ihnen trat. Als hätte er es noch nicht selbst bemerkt, stieß ihn noch einer seiner Kameraden leicht an. Die hatten also wirklich noch wen geschickt, etwas das der Iunier beim besten Willen nicht erwartet hatte, nach seinem netten Auftritt. Eigentlich sollte er froh und dankbar sein, dass man sich um sie scherte.
    Wahrscheinlich hatte der Mann die ernsteren Verletzungen bereits behandelt und jetzt war hoffentlich er an der Reihe. "Richtest du auch gebrochene Nasen?", fragte er deshalb trocken und hielt es nicht für nötig, sein Problem vor dem Capsarius oder was auch immer - zumindest hatte er Verbandszeug dabei - genauer auszuführen. Und man hätte ihm bestimmt auch so angesehen, dass etwas nicht in Ordnung war.


    Servius Obsidius Antias


    Das ging schneller als Antias dachte. Einer meldete sich freiwillig bei ihm. Das was da so krumm und angeschwollen in seinem Gesicht hing, war also seine Nase. „ Wird weh tun.“ Das „ wird weh tun“ war leicht untertrieben. Es tat mörderisch weh. „ Haltet ihn fest.“ Antias ließ dem Iunier keine Zeit zum nachdenken. Vorsichtig brachte er sie wieder auf ihren Platz, jedenfalls so gut es ging. Während sich der Iunier von den ersten Schmerzen erholen konnte, wickelte Antias zwei kleine Stoffröllchen. „ Die lässt du drin bis die Schwellung weg geht.“ Antias steckte in jedes Nasenloch eins. Das gab noch mal Schmerzen. „ Nicht schniefen und nicht anfassen.“ Antias grinste. Der Schwarzrock merkte spätestens beim ersten Versuch, dass er es besser lassen sollte. „ Fertig.“ Mehr konnte er nicht tun.


    Aulus Iunius Avianus


    Irgendwie passierte es ihm in letzter Zeit oft, dass er keine Zeit hatte, zu reagieren. Obwohl es dieses Mal vielleicht auch besser so war. Ehe er sich versah, packten ihn kräftige Hände an den Schultern und seine Nase wurde geradegerückt. Zwischen zusammengebissenen Zähnen entfuhr ihm ein undefinierbarer Laut. "Gnnrgh." Als der Helvetier ihm die Nase gebrochen hatte, war es für ihn sehr viel weniger schlimm gewesen. Außerdem hatte er es nicht kommen sehen, hier jedoch bekam er alles deutlich mit. Nur mit Mühe konnte er es verhindern, in dem Moment durch das Lager zu brüllen. Der Griff an seinen Schultern lockerte sich wieder etwas, bis der Mann ihm die Nasenlöcher ausstopfte und man ihn deshalb erneut fester hielt. Da ohnehin wieder sein ganzes Gesicht schmerzte, machten die zusätzlichen Schmerzen, die durch diese Prozedur aufkamen, keinen ganz so großen Unterschied mehr. Spar dir dein Grinsen, dachte er nur, als der Mann fertig war und es hätte ihn fast davon abgehalten, noch ein kleines "Danke" vor sich hin zu murmeln.

    Servius Obsidius Antias


    Jetzt klimperte es Ass für Ass. " Deine Männer habe sich gut geschlagen. Du kannst Stolz auf sie sein." Konnte Antias gerade so von sich geben. Wie es bei seiner Centurie wirklich aussah wusste Antias nicht. Schlechte Mitteilungen waren bei seinem Zustand nicht gefragt. Da gab der Primus Pilus einen Mund voll Posca von sich. Gut das der Mensch Reflexe hat. Antias kniff die Augen zusammen, presste die Lippen aufeinander und empfing den nassen Segen. Es war nur Posca und Spucke, Blut und die halbe Lunge waren wesentlich ekliger und riefen schon mal Brechreiz hervor. Gelassen wischte er sich mit dem Arm übers Gesicht. Den Optio neben sich sah er jedenfalls wieder. " Vollkommen erschöpft. Sein Unterarm hatte eine tiefe Wunde. Der Capsarius hat genäht. Das heißt er braucht Ruhe, viel Ruhe."



    Marcus Marius Madarus


    Sönke musste dringend zählen lernen. DRINGEND. Hatte sich früher für ihn nie die Notwendigkeit ergeben, weil alles Rechnungswesen in der Schaltzentrale der Casa Duccia vorgegangen war, blieb Sönke hier auf sich allein gestellt. Das stellte sich vor allem heraus, als er die ersten Teile des Beuteguts aus dem Lager der Kaiserlichen im wiederbelebten Vicetia an den Mann bringen wollte (man konnte kaum glauben wie schnell die Stadt mit Händlern gefüllt war, fast schien es so, als hätten sie quasi nur darauf gewartet, dass die Schlacht vorüber war). So liefen die ersten Dialoge, die Sönke auf dem Markt führte in etwa wie folgt ab:
    "Heldenhafter Soldat des ruhmreichen Cornelius, komm her! Ich biete dir beste Preise!", winkte ihn ein Händler herbei.. und treudoof wie Sönke nunmal war, folgte er natürlich der erstbesten Einladung. Er hatte nicht alle Beutestücke mitgenommen, weil man ihm riet den Großteil in der nächstgrößeren Stadt zu verticken, und nicht in einem Nest wie Vicetia. Allerdings brauchte er Geld für ein bestimmes Vorhaben...
    "Salve.., grüßte Sönke den Mann verhalten, und zeigte ihm zwei Armreifen aus schwarzem Leder mit je einem Skorpion aus Silber, "Da, gehörte wohl mal einem Prätorianer. Nun gehört es mir... und vielleicht dir?"
    Der Händler beäugte das Beutestück kritisch, hielt es hoch, befühlte es fachmännisch, und grummelte schließlich eine Zahl heraus: "Ein schönes Stück, aber nicht sehr selten... ich gebe dir fünfzig Sesterzen für beide."
    Sönke dachte einen Moment angestrengt nach: "Nein, das ist mir zu wenig... ich will vierzig Sesterzen!"
    "Ah, ich sehe, ein Könner im Feilschen.", zuckte der Händler nicht einmal mit den Wimpern, "Gut, weil du es bist und mitgeholfen hast uns von der grässlichen Plage der Lakaien des Vesculariers zu befreien... biete ich dir FÜNFUNDDREISSIG SESTERZEN für beide!"
    "Ist das mehr?", fragte Sönke, einen Moment lang ratlos dreinschauend.
    "Das ist mehr.", verkündete der Händler, als hätte er gerade erklärt das Wasser nass ist.
    "DANN sind wir im Geschäft.", meinte Sönke feierlich.
    "Ist mir immer wieder eine Freude mit so herausfordernden Handelspartnern wie dir zu feilschen", trällerte der Händler, als er in seinen Beutel griff, zwanzig Sesterzen rauskramte und sie Sönke in die Hand drückte... welcher sie akribisch nachzählte, und fair wie er war dem Händler drei Sesterzen zurückgab, weil dieser sich wohl verzählt hatte.


    Etwa zehn Minuten später gab es den ersten Tumult des Markttages, als der Händler nicht früh genug bemerkte, dass Sönke mit hochrotem Kopf und vier Kameraden im Gepäck (unter ihnen einen, der bis hundert zählen konnte) wieder auftauchte... und ihn in der Folge zu Brei schlug.


    Etwas später feilschte Sönke mit einem Steinmetz, der ihm versprach für nicht einmal zweihundert Sesterzen einen Weihestein an Mars an die Via nach Patavium zu setzen.. groß genug, dass man ihn selbst vom Olymp sehen konnte und kein lebender Mann auf einem Pferd ihn überragte.
    Das Resultat würde Sönke freilich nicht sehen können, immerhin drohte ihr Abmarsch quasi jeden Tag. Also steckte Sönke einen Großteil seiner Beute in diesen Weihestein... der, zwei Wochen später aufgestellt, binnen weniger Wochen vom Gras überwuchert würde.





    MARTI·SACR
    M·MARIUS·MADARUS·
    FIL·HARTWIG·MOGO
    NTIACO·MIL·LEG·II·G
    ERM·COH·II·CEN·IV·S
    TIP·IV·AN·XIX·P·CLAD
    ·VICETIA·
    V·S·L·L·M







    Bildquelle
    Frei und ohne Anspruch auf absolute Korrektheit:
    Dem Mars
    Marcus Marius Madarus, Sohn Hartwigs, aus Mogontiacum, Soldat der 2. Legion Germanica, aus der 2. Kohorte, fünfte Centurie, im vierten Dienstjahr, im Alter von 19 Jahren, nach der Schlacht von Vicetia
    löste das Gelübde gern und nach Gebühr ein


    Lucius Helvetius Corvinus


    Eine ganze Weile später kam Corvinus in Begleitung eines weiteren Centurios zurück.


    Mit einer Handbewegung ließ er den noch immer abseits stehenden Seneca ranholen.
    Er hatte eine mehrseitige Tabula in der Hand auf die er nun schaute. Auf selbiger standen etliche Namen. Bevor er dies vorlas sagte er nochmal laut:
    "So Männer zuhören. Ich lese gleich ein paar Dutzend Namen vor. Alle Namen die ich vorlese bleiben hier in der Senke sitzen. Alle die nicht aufgerufen worden sind gehen da rüber wo mein Kamerad mit dem Vitis steht", er zeigte auf den anderen Centurio der sich etwas abseits aufgestellt hatte.


    Einen kleinen Moment wartete Corvinus und legte dann los:
    "....
    ....
    ....
    Aulus Iunius Avianus
    ....
    ....
    ....
    ....
    Aulus Iunius Seneca
    ....
    ...."


    Nachdem er fertig war, wartete er einige Zeit bis sich die Männer entfernt hatten die nicht aufgerufen worden waren. Im Hintergrund näherten sich ein paar Calos mit Decken usw.


    Corvinus deutete wieder auf die Senke.
    "Ihr werdet hier heute Nacht schlafen. Als Zeichen unseres Vertrauens und Probe eurer Ehre die ihr euch aus eigenen Stücken dem siegreichen Heer von Gaius Flaminius Cilo ergeben habt werden nur ein paar wenige Legionäre euch bewachen. Morgen früh marschiert ihr dann mit meiner Centurie nach Verona. Dort wird über euer weiteres Schicksal entschieden. Fragen, Sorgen, Nöte oder Anträge?"


    Aulus Iunius Seneca


    Seneca stand immer noch mit einem mehr als desinteressierten Gesicht vor dem Helvetier, aber scheinbar war der Name Iunius was wert, weshalb er mitgenommen werden würde, oder lag es einfach daran dass Avianus und er ein wenig aufmüpfig waren?


    Jedenfalls appellierte der Centurio an die Ehre, und so hielt Seneca einfach den Mund und würde heute in der Senke schlafen, auch wenn er mittlerweile, so traurig das für ihn war, schließlich sah er sich doch immer noch als Mann des Fußvolkes, besseres gewohnt war.
    Als der Helvetier dann noch fragte ob es noch irgendetwas geben würde, hielt Seneca auch den Mund, würdigte den Mann jedoch keines Blickes sondern ließ seinen Blick über das Feld schweifen. Heute Nacht würde er wohl nicht schlafen, außerdem musste er sich ja noch um Avianus kümmern, aber wer weiß, vielleicht würde sich ja ein in medizinischen Dingen versierterer Soldat finden lassen..


    Marcus Iulius Licinus


    Zitat:
    Original von Servius Obsidius Antias et Aulus Hadrianus Fontinalis
    ...



    Licinus brauchte einen Moment, um sich von seinem Hustanfall zu erholen. Die erste Information, die sich wieder herauskristallisierte war, dass seine Männer gut gekämpft hatten. Das hieß objektiv nichts, beruhigte den primus pilus aber dennoch. So klärte sich auch sein durch den Hustanfall abermals beeinträchtigte Sichtfeld wieder auf und er realisierte langsam, dass ein zweiter Schemen zu dem ersten getreten war und sich mit ihm unterhielt. Er versuchte sich zu erinnern, wer der erste Schemen war. Er hatte es gesagt, aber Licinus Kopfschmerzen verhinderten, dass er die Information abrufen konnte. Und der neue, nein, da war nichts, was man erkennen konnte.
    „‘Er?“ fragte er erneut.


    Lucius Helvetius Corvinus


    Es gab scheinbar nichts mehr und so wollte Corvinus gerade gehen als er den einen Iunier sah der ja immer noch in Ketten war. Corvinus wollte es noch einmal versuchen mit dem Mann und machte die paar Schritte zu ihm.
    "Kann ich dir die Dinger abnehmen lassen und wir uns wieder wie zwei Centurionen und Soldaten verhalten oder wird es weiter Ärger geben?"


    Aulus Iunius Avianus


    Avianus hatte die meiste Zeit auf dem Rücken liegend in den Himmel gestarrt. Er war fertig mit all dem.
    Erst als der Centurio Anstalten machte, irgendetwas wichtiges zu sagen, setzte er sich auf, nur um kurze Zeit später zu erfahren, dass er vorerst genau dort bleiben würde, wo er sich jetzt befand.
    Erst Essen, jetzt Decken... wenn es jetzt nicht anfängt zu regnen, haben wir es ja fast schon gemütlich, dachte er sarkastisch und legte sich wieder hin. Nein, er hatte keine weiteren Fragen.


    Aulus Iunius Seneca


    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Es gab scheinbar nichts mehr und so wollte Corvinus gerade gehen als er den einen Iunier sah der ja immer noch in Ketten war. Corvinus wollte es noch einmal versuchen mit dem Mann und machte die paar Schritte zu ihm.
    "Kann ich dir die Dinger abnehmen lassen und wir uns wieder wie zwei Centurionen und Soldaten verhalten oder wird es weiter Ärger geben?"



    "Wie zwei Centurionen klingt gut Helvetius.", entgegnete Seneca und rang sich so etwas wie ein anerkennendes Nicken ab, wobei dieses kaum sichtbar war, aber wenn der Helvetier etwas erkennen wollte, so hätte er es wohl gekonnt, "Auch wenn ich deine....", Seneca stockte kurz, "Gastfreundschaft nicht überstrapzieren will. Wenn du einen Casparius frei hast, könnte er sich ja einmal das Gesicht meines Vetters ansehen.", etwaige Vorwürfe verkniff sich Seneca, aber er schaute kurz zu Avianus, das sah irgendwie nicht so gesund aus, andererseits, es würde wohl in Zukunft eine nette Anekdote werden..



    Titus Duccius Vala


    "Das nächste mal WIRD wahrscheinlich kommen. Sobald wir hier fertig sind, geht's zurück nach Verona.. das Heer ordnen, schauen wie wir weitermachen. Und dann: Rom. Eine Stadt so gewaltig wie nichts anderes auf der Welt. Und der Gestank stellt jede Castra in den Schatten, stell dich auf was ein.", witzelte Vala, "Wie steht's darum, als Centurio nach Mogontiacum zurück zu kehren? Alleine bei uns haben vier ins Gras gebissen, und fünf werden nicht in den aktiven Dienst zurückkehren.. können... Er stellte die letztendliche Frage nicht. Musste er auch nicht, implizit sollte klar genug sein, über was für Möglichkeiten man in Valas Position verfügte. Bevor Hadamar allerdings antworten konnte, kam schon jemand angeritten und drängte sich ohne ein Wort zu sagen in Valas Aufmerksamkeit. Das Anliegen, das vorgetragen wurde war lapidar... bedurfte nach der Schlacht aber dennoch Valas Aufmerksamkeit.


    "Die Arbeit ruft..", winkte er schließlich ab, als er sein Pferd in Richtung seiner Legion lenkte, "Überleg es dir.. und lass mich wissen was mit Sönke ist.. sonst muss ich mir irgendwas aus den Fingern saugen, und das tue ich schon oft genug."


    Lucius Helvetius Corvinus


    Corvinus nickte ganz leicht und beschloss es nochmal zu versuchen.
    Er gab zwei Legionären zu verstehen das sie Seneca gleich die Ketten abnehmen sollten. Auf die Frage nach einem Capsarius dachte er kurz an sein Gesicht welches ja auch noch weit davon entfernt war verheilt zu sein und sagte:
    "Ich werde schauen ob irgendwo einer frei ist. Kann aber gut sein das ihr euch selber helfen müsste. Die Capsarii haben mehr als genug zu tun die Verwundeten vom Schlachtfeld zu bergen, notdürftig zu versorgen und dann nach Verona zu bringen. Aber bestimmt findet sich einer unter den Männern hier der ne gebrochene Nase richten kann. Falls nicht und kein Capsarii gekommen ist kann ich es morgen versuchen. Hab gerade an meiner eignen gesehen wie sowas geht."


    Aulus Hadrianus Fontinalis


    Der Optio beugte sich ein wenig ins Gesichtsfeld des Centurio.Centurio, ich bin es, euer Optio Hadrianus. Der Centurio sah blass aus, verschmitz, kurz gesagt, ee sah scheiße aus. Fontinalis war sich nicht mal sicher ob der Centurio jetzt verstand wer er war. Dann sah er sein Gegenüber an.
    Was hat er gegen die Schmerzen bekommen?


    Marcus Marius Madarus


    "ISCH HAAAAAAAAAAAAAAAAA EEEEENEEEE KAMERADN!!!!" , tönte auf dem Schlachtfeld vor dem Lager der zweiten Legion eine quäkende Stimme, die immer wieder von einem ziellosen Lallen in ein herzzerreissendes Schluchzen abdriftete. Ab und zu unterbrochen von einem tiefen Schluck aus dem Weinschlauch hockte im Halbdunkel der Dämmerung ein recht junger Legionär, der nach dem fröhlichen Rausch während der Plünderung des Gegnerlagers beim Anblick des Schlachtfeldes in ein tiefes Loch gefallen war.
    Erst hatte er nur stumpf den Hügel hinaufgeglotzt, an dem immernoch alles zertreten, zertrampelt und zerstört aussah... natürlich. Zwar waren die meisten Leichen bereits weggeschafft und verbrannt, aber dafür hatten die vielen Scheiterhaufen einen weiteren Aspekt zur düsteren Trostlosigkeit des Schlachtfelds beigetragen. Als Sönke dann anfing den Hügel hinaufzulaufen, und seine im Rausch verdrehten Gedanken an seine gefallenen Kameraden herauszukrächzen, war es vorbei mit ihm: irgendwann brach er zusammen, lehnte sich in eine mit blutigem Matsch verkrustete Mulde und stimmte das traurigste Lied an, dass ihm einer der Gefallenen noch vor der Schlacht beigebracht hatte:


    "ISCH... ISCH HAAAAAAAAAAAAAAAAA EEEEEEEEN KAMARAAAADN....
    EEEEEN BESSSRNNNN FINDSCH UUU NIIIIIEEEEEET....
    DÄÄÄ CORNIKKN BLAAAASCHT ZOM SCHTREEEEEITE...
    ÄÄÄ GINGGGG AN MIEEEEENE SCHEEEEEITE....
    IMMMMM GLAAAACHEN SCHRITTTTT UNNNN TRITTTT....", ging ihm die erste Strophe äußerst kläglich über die Lippen, und auch hier musste er natürlich mit einem ordentlichen Schluck aus dem erbeuteten Weinschlauch nachtanken... bis er sich verschluckte, die Hälfte wieder auskotzte und einige Minuten hemmungslos heulend liegen blieb... dann, als wäre nichts gewesen, raffte er sich wieder in sitzende Position und fuhr mit der zweiten Strophe fort:


    "A BOLZN KAAAAAHAAM GEFLOGGGGN...
    GILT Ä MIA OA GILDED Ä DIA??
    IIIIIHHHHH HAAAATSSS WESCHJERISSN..
    Ä LIEEEECHT MIA VO DE FÜÜÜßN..
    AS WORS EEEN STUCK VO MIAAAAAAAAAAAA....", heulte Sönke in die Nacht hinein... immer wieder unterbrochen von lauten Schluchzern und unverständlichen Gejammer, was entstand als ihm sowohl Stimme als auch Gesicht im Suff den Dienst versagten.


    "WIIIIHIIILLLLLL MIA DE HAAAAANNNNNN NO REEEICHN..
    DEWEIIIIHIIIIIILLL ISCH EBN DE SCOPPPIOO LAAAAHAAAAADDD....
    KANNNNN DIA DIE HAAAAND NIET GEBN...
    BLEIBSCH UUU IM ÄÄÄÄWGEEMMM LEBN...
    MEEEEEEIN GUUUUUUTRRRR KAMARAAAAAAAAAD......", krächzte es schließlich aus ihm heraus, bis Sönke wieder in einem Heulkrampf auf den Boden sank...



    Lucius Duccius Ferox

    Rom. Die bloße Erwähnung dieser Stadt schaffte es, Hadamar ein weiteres Mal abzulenken. Unter all der Müdigkeit, der Erschöpfung, den Blessuren begannen seine Augen plötzlich ein klein wenig zu leuchten. Rom. Was hatte er nicht schon alles an Geschichten von dieser Stadt gehört, selbst in Germanien? Rom war das Zentrum dieses Reichs, und nachdem Hadamar zumindest einen Teil von davon nun selbst abgelaufen war über die Alpen, hatte er auch eine etwas genauere Vorstellung davon, wie groß das Imperium wirklich war. Die Hauptstadt musste einfach etwas Besonderes sein, und der Gedanke, dass er schon bald dort sein würde, übte eine nicht zu leugnende Faszination auf Hadamar aus. Er grinste, ein wenig breiter nun, zurück, aber er unterbrach Alrik nicht, um dazu etwas schon zu sagen... und die nächsten Worte wischten das Grinsen wieder fort und ließen einen reichlich verdutzten Gesichtsausdruck zurück. Hatte er das gerade richtig verstanden? Er, Centurio? Hadamars Mund öffnete sich leicht, und er starrte Alrik erst mal einfach nur weiter an... so ziemlich sprachlos, was ihm selten passierte. Und bevor sich das hätte ändern können kam ein Bote, der Alrik wieder fortrief... und Hadamar blieb sprachlos zurück. „Eh. Mach ich. Bis dann!“ rief er noch hinterher, ein wenig verspätet, und guckte dann erst mal noch ein bisschen weiter durch die Gegend... während seine Gedanken rotierten. Centurio. Er. Centurio. Centurio. Er? Das war... das... war schwer für ihn zu realisieren im Moment. Aber immerhin: es lenkte ihn so effektiv ab wie sonst nichts bisher... und als er sich endlich zusammenriss und wieder an die Arbeit ging, rotierten seine Gedanken weiter.



    Lucius Duccius Ferox

    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Arbeit wenigstens etwas geringer wurde. Ganz hinter sich gebracht hatten sie das noch länger nicht, aber im Lauf des Vormittags kam dann irgendwann die Meldung, dass das gegnerische Lager zum Plündern freigegeben war, und genauso wie die anderen Centurien auch teilte sich ihre auf, sprachen sich Contubernien ab, und während die Verletzten gemeinsam mit ein paar anderen zurückblieben, machte sich der Rest auf den Weg, um sich ihren Anteil abzugreifen. Als sie zurückkamen, war Hadamar um ein paar Erfahrungen reicher... dass man nicht zimperlich sein durfte bei einer Plünderung, beispielsweise. Oder dass er bei so was tatsächlich einen echten Vorteil als Optio hatte, weil sich auch hier die Hierarchie durchsetzte. Zugegeben, er hatte mehr drauf achten müssen, dass seine Leute ihn nicht übervorteilten, als andere Optiones... aber wie schon nach ein paar anderen Ereignissen während seiner Zeit als Optio hatte sich auch nach der Schlacht irgendwas geändert. Anordnungen von ihm wurden irgendwie... flüssiger ausgeführt. Hadamar hatte sich mittlerweile zwar daran gewöhnt, dass es schiefe Blicke gab, manchmal Augenrollen oder leichte, abfällige Gesten... lauter kleine Sachen, auf die er kaum den Finger legen, geschweige denn sie bestrafen konnte, die ihm aber trotzdem zeigten, dass er als Optio immer noch keinen leichten Stand hatte. Aber irgendwas daran hatte sich jetzt geändert. Das war weniger geworden. Eindeutig. Und als einer der Milites ein Set wirklich schöner Spielsteine mitsamt Brett zutage förderte aus einem Zelt und schon damit prahlte, für wie viel er das wohl würde bekommen können, brauchte Hadamar dem Soldaten – nachdem er ihm im Vorbeigehen mit flinken Fingern die Beute abgenommen hatte, ohne erst zu fragen – nur noch einen finsteren Blick zuwerfen, als der Anstalten machte zu protestieren, und der andere hielt die Schnauze. Und es gefiel ihm, stellte er fest. Das Gefühl war sogar verdammt gut.


    Als Hadamar dann endlich zurück war im Lager, konnte er allerdings nicht mehr aufschieben, was er Alrik versprochen hatte. Was er eh schon zu lange aufgeschoben hatte. Das schlechte Gewissen wurde auch nicht gerade weniger, je länger er brauchte... und so machte er sich endlich auf den Weg in den Bereich, wo Sönkes Centurie lagerte. Er fragte sich durch zu Sönkes Contubernium – und erfuhr da dann, zu seiner Verblüffung, dass Sönke gar nicht tot war. Ganz im Gegenteil war der nach Aussage seiner Kameraden ziemlich lebendig und hatte sich erst heute bei der Plünderung seinen Anteil abgegriffen. Hadamar kapierte zuerst gar nicht, was sie ihm da sagten, aber als sie ihm erzählten, dass sie Sönke zuletzt zum Schlachtfeld hatten laufen sehen, drehte er sich wortlos um und ging in dieselbe Richtung. Lief weiter... weiter... fragte sich nebenbei, wie um alles in der Welt er Sönke da bloß finden sollte, und ob es nicht vielleicht doch besser war, einfach zu warten, oder noch besser, eine Nachricht zu hinterlassen, dass Sönke doch bei ihm vorbeischauen solle, wenn er wieder da wäre... ging aber trotzdem weiter, und hörte, kaum dass er das Schlachtfeld erreicht hatte, einen klagenden... nein, Gesang war definitiv zu schmeichelhaft für das, was da an seine Ohren drang. Gekrächz traf es eher. Aber klagend war es ganz sicher, und Hadamar meinte zwischendrin sogar zu erkennen, was das für ein Lied sein sollte. Und er hatte genug durchgezechte Nächte mit Sönke erlebt, um zu wissen, aus wessen Kehle das kam. Sönke war also tatsächlich noch am Leben. Für einen winzigen Moment blieb er stehen und dankte mit geschlossenen Augen sämtlichen Göttern dafür, dass sie auf ihn aufgepasst hatten, dann setzte er sich wieder in Bewegung und lief auf das Katzengejammer zu, das plötzlich in einem Schluchzen endete, als Hadamar endlich die Quelle erreichte. Sönke bot ein Bild des Elends, wie er so auf dem Boden saß... aber Hadamar konnte trotzdem nicht anders als breit zu grinsen, als er ihn sah. Mit einem Ächzen ließ er sich neben Sönke auf den Boden fallen und lehnte sich zurück. „Gib amoi des Gsöff hea, du Baazi. I muas wos vo deim Voasprung aufhoin.“


    Aulus Iunius Avianus


    "He, Avianus."
    "Hmmm?" Der Iunier öffnete die Augen und blickte in das Gesicht eines Kameraden. "Was?", fragte er ein wenig barsch. Es würde sich niemand über seine schlechte Laune wundern, eher wenn er gut gelaunt wäre.
    Er konnte nicht einmal sagen ob er geschlafen oder nur gedöst hatte. In letzter Zeit waren die Übergänge fließend. Avianus setzte sich auf und fuhr sich durch die Haare.
    "Dein Verwandter unterhält sich anscheinend ganz nett mit dem anderen Centurio", gab der andere zurück.
    "Ach?" Avianus wusste nicht viel mehr dazu zu sagen und blickte stattdessen zu den beiden Centurionen hinüber. Dabei spürte er kurz den Blick Senecas auf sich ruhen. "Ach."
    Avianus rümpfte kurz die Nase.



    Aulus Iunius Seneca
    Zitat:
    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    ...



    Seneca war einigermaßen zufrieden mit dem Ausgang der Situation, er hatte seinem Gegenüber die Stirn geboten, und nun begegneten sie sich ehrenhaft wie Offiziere des römischen Heeres, und nicht mehr wie ein Herr gegenüber seinem Sklaven.
    Dass Avianus Blessuren davon trug war ärgerlich, aber es würde sich schon jemand finden der half.
    "Hab Dank Centurio, ich kehre dann Mal zu meinen Männern zurück.", sagte Seneca und nickte dem Mann respektvoll zu.
    Dann wandte er sich um, und gerade so dass er noch Avianus Blick sehen konnte, und den der anderen Männer, "Was schaut ihr so?", fragte er ernst, während er sich neben ihnen niederließ..


    Marcus Iulius Licinus

    Zitat:
    Original von Aulus Hadrianus Fontinalis
    ...



    "opsio", echote Licinus schwach, aber seine Lippen verzogen sich zu etwas, was wohle in Lächeln werden sollte. In Licinus Kopf spukte der alte Scherz, den centurionen in solchen Situationen mit ihren optiones trieben. Von wegen sie hätten Pech gehabt und würden sich weiter als optio zufriedeng eben müssen. Aber er war zu müde, um Scherze zu treiben. Und außerdem war da dieser Durst, der ihm die Kehle lähmte.
    "Trink", flüsterte er. Unbewusst hoffend, dass ihm der capsarius wieder zwang kleinere Schlucke zu nehmen. Nein, eques war der Mann, oder doch nicht?



    Aulus Iunius Avianus


    "Ach nichts, wir hätten nur nicht gedacht, dass du die Fesseln heute noch wegbekommst", gab Avianus zurück, als sich Seneca wieder zu ihnen gesellte. Er lächelte schief und verzog das Gesicht, als sich seine Nase wieder meldete. Zweifellos interessierte es ihn mehr als nur ein bisschen, was es mit dem Helvetier zu bereden gegeben hatte, und dass ihm der Kerl zuwider war, konnte ihm auch keiner verdenken. Aber Seneca sollte nicht glauben, dass er ihm nicht vertraute. Davon dem Kameraden neben ihm einen warnenden Blick zuzuwerfen, sah Avianus dennoch ab.
    "Irgendetwas neues?", wandte er sich schließlich noch am Rande an seinen Cousin, weil er die Frage doch nicht ganz zurückhalten konnte.



    Marcus Marius Madarus


    Mit dem Gesicht unten im Dreck liegend, rührte Sönke sich derart angesprochen erstmal garnicht... das Schluchzen verstummte, und ein Moment stille kehrte ein... dann hob sich sein linker Arm und hielt den Weinschlauch in Richtung des Typen, der ihn gerade angesprochen hatte.
    "Sauffff, yu Sauhund!", nuschelte er in den Dreck, "Suns klopp ik je watt förn Baazi uffe Snuut."
    Drei Momente später schien ihm aufzugehen, dass es doch unvorteilhafte mit dem Gesicht nach unten ein Gespräch zu führen, doch als er die Hände in den Dreck stemmte und sich nach oben drückte, gaben seine unkontrollierbaren Arme nach und beförderten Sönke Visage voran erneut in den Dreck.
    "Daff heff oom ffa beffer klapf..", spuckte Sönke Dreck, als er sich entschied doch einfach liegen zu bleiben und sich einfach ein Stück weiter tiefer rollen zu lassen... bis er auf dem Rücken lag: "Heel, nu... dat issn Hemmel."
    Während im Halbdunkel der Dämmerung die ersten spärlich leuchtenden Sterne auftauchten, ruckte Sönkes Arm nach oben und deutete auf die einzelnen Sterne: "Kieks dor hok, da has de Funke vo Muspelheem. Un Omd för Omd wördens jümmer mer, und Morjen för Morjen wörns jümmer minn. As wi in Mogondiace wesen sin', da sin wi ook jümmer mehr worn.. un' nu...", brach sich in Sönkes Stimme wieder ein Schluchzen breit, "..nu sin' wi nu no een betken. Nu no een betken... so viu doot... so viu...."


    Aulus Hadrianus Fontinalis


    Der Primus schien nicht bei klarem Verstand zu sein, das erkannte der optio nun, wahrscheinlich der Blutverlust. Das bedeutete wohl dann auch das Fontinalis bis auf weiteres das Sagen hatte. Entweder man teilte der Centurie des Primus einen neuen Centurio zu oder man ließ es. Fonitnalis dachte nicht weiter darüber nach.
    Statt desen beugte er sich nochmal über den Centurio.
    Centurio. Wir haben gesiegt. Auch wenn es uns einige Männer gekostet hat, aber wir waren Siegreich. Auch konnten wir ein Feldzeichen erobern. Die Männer haben sich gut geschlagen
    Vielleicht würden diese Informationen den Centurio ein wenig beruhigen, vielleicht fand er nun auch ein wenig schlaf.