Beiträge von Titus Duccius Vala

    Sim-Off:

    Ich bin mal so frei...


    Alrik nahm die herzliche Begrüßung des Mannes mit wohlwollendem Lächeln hin, und klopfte ihm danach auf die Schulter. "Albin, der Geschichtenerzähler und treuester Brummbär, den man in ganz Midgard finden kann, ja, ich denke es gibt ebenso viele Geschichten über dich wie von dir."


    Dann erst erblickte er die junge Dame, die sich an Phelan gekrallt hätte, als wäre er gerade eben von Hel zurückgekehrt. Dies musste wohl seine Schwester sein, von der er auf der Reise erzählt hatte...


    "Heilsa adafaimja.", grüßte er das Mädchen mit gekonntem Charme in der Stimme, wie man sonst nur Frauen adeligen Geblüts grüßte, "Ich bin Alrik, Sohn des Leif. Du musst Sontje sein, es ist mir eine Freude. Dein Bruder hat viel von dir erzählt auf unserer gemeinsamen Reise, und jetzt verstehe ich, warum du ihm so gefehlt hast..."

    "Ja, waren sie. Heilsa Rodewini, lange ist es her.", grüßte Alrik mit nicht unbedingt vor Freude strahlender Stimme, in dem Kampf, den der Rich des Dorfes dort ansprach war ein guter Freund von ihm gefallen, niedergestreckt und im Schlamm an seinem eigenen Blut erstickt. Alrik war damals keine zwölf Sommer alt gewesen, jeder andere Junge wäre zu jung für die Teilnahme im Kampf gewesen, und wenn es nur als Hilfe hinter der Reihe war, es hatte sein Leben einschneidend geändert.


    "Interessantes Dorf, gefällt mir. Hat es lange gedauert, diese Befestigung zu schanzen?", er entsann sich daran, wie sie auf kleineren Feldzügen immer wieder kleine Lager nach Art der Römer geschanzt hatten, etwas, was auf Dauer wohl mehrere Leben gerettet hatte. Dass Rodewini zu dem selben Schluss gekommen war, zeichnete den Mann als schlauen Taktiker aus.


    Sie betraten das Dorf durch das Tor, und eine kleinere Gruppe von Frauen machte sich gleich daran die Verwundeten zu versorgen, auch wenn Alrik nicht glaubte, dass der Behandlung durch die Seherin noch etwas hinzuzufügen war. Lando grüßte die rothaarige Frau aus der Gruppe auf spezielle Art und Weise, und Alrik begriff, dass dies wohl seine Verlobte sein musste, was dazu führte, dass er die Frau unverhohlen offen und sehr kritisch musterte. Breites Becken, nicht zu dünn, einen gewissen Lebenswillen im Blick, ja, die war eine gute Wahl für seine Familie.
    Plötzlich kam Unruhe auf, als eine andere Frau Silko anzischte, und ihn mit irgendwas beschimpfte. Alrik wandte sich um, und besah sich die Szenerie mit spöttischem Lächeln. Ja, Südländer waren definitiv noch eine absolute Seltenheit in Midgard.

    Während Vala (Alrik hatte beschlossen sich nach dem Überwechseln ins Reich nurnoch so zu nennen, zumindest außerhalb der Familie, wie ihm nahegelegt wurde) weiterhin staunend den Wildgarten, die Obstbäume, und vor allem das für seine Verhältnisse opulente Haus. Er glotzte immernoch, als ein älterer Mann zu ihnen kam, und ihnen erst zu ihrer Rückkehr Glückwünsche ausrichtete, und dann den Tod einer Frau bekannt gab. Den Reaktionen der anderen zufolge war diese eine der Familie sehr nahestehende, vielleicht sogar eine Tochter Wolfriks. Vala zog die Lippen schmal, und behielt seine Begeisterung für seine neue Umgebung erst einmal für sich. Bis der Mann nach seinem Namen verlangte. Vala musterte den Mann aufmerksam und mit offensiv neugierigem Blick, hatte sein Vater nicht erzählt, dass alle älteren Söhne Wolfriks bei ihren Ahnen waren?


    "Heilsa, Mann. Mein Name ist Alrik, ich bin der Sohn des Leif, auch bekannt als Flavius Duccius Germanicus. Ich bin in den Landen Midgards zu den meinen gestoßen, um meiner Familie und dem Reich von Nutzen sein zu können", mit wenigen Schritten war er bei dem alten Mann, und ergriff dessen Hand mit festem Griff.

    Alrik runzelte die Stirn. Nicht ohne Einfluss? Natürlich nicht... schon sein Vater war hochdekorierter Tribun einer Legion gewesen, seine Mutter war als hochgebildete Magistrix Scriniorum aktiv gewesen. Warum sollte die nachfolgende Generation es am entsprechenden Ehrgeiz missen lassen?


    "Nichte von Rodewini... nicht schlecht, sicherlich eine gute Entscheidung. Es kann nicht von Schaden sein, Verbündete bei den Romtreuen Stämmen zu haben. Besonders wenn es die Mattiaker sind, einige der ihren waren in den Kämpfen gegen Modorok verlässliche Streiter, und kaum eine Gruppe konnte soviele Schwertträger stellen wie sie.", seine Miene wurde Ernst, ein Schwert war ein ungeheurer Besitz, soviel Wert wie ein kompletter Hof mit Getier und allem drum und dran; und er besaß keins.


    "Wir mussten das Schwert meines Vaters eintauschen, um nicht zu verhungern. Derjenige, der das Ding jetzt sein eigen nennt, hat wahrscheinlich das Geschäft seines Lebens gemacht. Und meine Mutter auf dem Gewissen. Sie starb an einer Vergiftung, verdorbenes Fleisch. Es hat meinem Vater das Herz gebrochen...", wie ihm auch, aber das wollte er hier nicht erwähnen. Gefühle hatten in Alriks Leben schon lange keinen Platz mehr. Freunde waren gefallen, zertreten im Schlamm eines noch so kleinen Scharmützels, die einzigen Menschen, die ihm erhalten geblieben waren, waren sein Vater und seine Mutter. Letztere durch die alltäglichen Gefahren eines nomadischen Lebens in den Wäldern und Sümpfen Midgards dahingerafft, ersterer enttäuscht und gebrochen vom Starrsinn seiner ehemaligen Kampfgefährten an einer Seuche im Blut, ausgelöst durch eine Verletzung im Kampf. Er gedachte ihnen jeden Tag auf's neue, weniger emotional, als als Gedächtnis an zwei Menschen, die ihm beigebracht hatte, was er musste, um seinen Daseinszweck zu erfüllen.

    Vala war beeindruckt. Je näher sie der Reichsgrenze kamen, desto mehr sah man den Menschen die Nähe zum Wohlstand des Reichs an, und dann auch noch dieser Limes! Man konnte TAGE daran vorbeischreiten, ohne eine einzige Lücke zu entdecken.


    Als sie die Stadt erreicht hatte, verschlug es ihm einfach die Sprache, diese steinernen Mauer, die Spitzen der Tongedeckten Dächer, diese schiere Größe! Die Wache am Tor hatte er Sekundenlang angestarrt, einfach weil er so fasziniert von der Realität der Rüstung war. Keine Erzählungen seines Vaters, nicht einmal die seiner Mutter hätten dies auch nur annähernd nahe bringen können.
    Innerhalb der Stadtmauern gab es tatsächlich noch Felder, die, wie Lando ihm erzählte, ein Vermögen kosteten, weil sicheres Land innert der Stadtmauern einfach wertvoller war. Und dann waren sie auch schon über diese Brücke gekommen, ein Weg, und das Wasser floß trotzdem weiter! Und selbst Schiffe konnten drunterher. Unfassbar... Vala sog soviel neues in sich auf, dass er Angst hatte, sein Schädel würde von den Eindrucken bersten.


    Die großen Warenhäuser am Hafen, von denen, wie Witjon meinte, ein größeres ihnen gehört (die Familie war wohl recht aktiv im Handel), und dann das Forum, dass sie zu Valas Leidwesen nur kurz überschritten. Den Blick, den er auf den Statthalterpalast werfen konnte, reichte, um ihn von der schieren Macht Roms zu überzeugen.


    Die Wohnerhäuser waren allesamt aus Stein, und wie ihm gesagt wurde, hatte jeder sein eigenes Zimmer, was auf Vala dann doch sehr befremdlich wirkte. Wieso wohnten nicht alle in ein und demselben Raum? Er verstand das nicht.. aber vielleicht würde er das, wenn er sich noch mehr damit beschäftigte. Und dann, endlich, das Haus seiner Familie. Vala war überrascht, dass es kein Langhaus war, andererseits war wohl der Großteil der Bevölkerung germanisch, und man hatte zumindest in der Stadt das Langhaus gegen die römische Casa getauscht. Weshalb man ihm das Haus seiner Familie auch als "Casa Duccia" beschrieb.
    Der Komplex war für seine Verhältnisse riesig, aber gemessen an der Anzahl an Bewohnern wohl wieder klein. Was ihm positiv auffiel, war die intensive Verwendung von Holz für den Bau des Hauses, so dass es als sehr eindrückliche Melange aus römischer Baukunst und germanischer Naturnähe wirkte. Es gefiel ihm sofort. Als sie das große Gartentor durchschritten, das wohl eine kleine Armee hätte abwehren können, konnte er den Wald erblicken. Oder war das garkein Wald? Es waren fast zu wenige Bäume, aber wo Vala hinblickte, war innerhalb des ummauerten Geländes überall Pflanzenwuchs zu sehen.


    Bauklötze staunend ließ auch er sich von seinem Pferd gleiten, und ging daraufhin, ohne sich weiter darum zu kümmern, ein paar ziellose Schritte durch die Gegend, einfach, weil alles auf ihn einzustürmen schien: "DAS IST DER HELLE WAHNSINN!!!"

    Je mehr es gen Westen ging, desto nachdenklicher wurde Alrik. Was er anstellen würde, wenn er erst einmal im Reich angekommen war, war eine der Fragen die ihm durch den Kopf gingen, und wie es ihm so schnell wie irgendmöglich gelang zu beweisen, dass er des Erbes seines Vaters würdig war. Und je näher sie gen Westen kamen, desto mehr fiel ihm eine Veränderung auf, in den Dörfern und den Menschen, die darin lebten. Der Bauer, der ihnen vor einem Tag Obdach gewährt hatte, gehörte zu den äußersten Siedlern vom Stamm der Mattiaker, und war dementsprechend schon viel Kummer gewohnt. An den Grenzen gab es immer das satteste Land, aber gleichzeitig auch am meisten Ärger.
    Und er als das Dorf dort unten sah, wurde ihm erst klar, wieviel Einfluss die römische Lebensart auf die Verbündeten Germanen hatte, und er sah, dass noch nicht alles Hopfen und Malz verloren war. So sein Vater ihm beigebracht hatte, waren die Mattiaker stolze Kämpfer an der Seite der Römer, und sprangen überall da ein, wo die römische Kriegstaktik im Wälderkampf versagte. Dafür wurden sie fürstlich entlohnt, und von den Römern auch entsprechend behandelt, keine Abgaben, keine Steuern, kein garnix. Nur eine sichere Grenze. Brillante Politik, musste Alrik sich selbst zugestehen.
    Und jetzt hielten sie hier, und Lando sprach von irgendeiner Elfleda... und von Verlobung. Alrik hob eine Augenbraue, und sah seinen Vetter dumm an: "Eh, wie meinst du das? Verlobt? Du? Mit einer Mattiakerin?"


    Das war ihm neu. Und erst jetzt fiel ihm auf, dass so einiges neu für ihn sein würde. Aber dass sich seine Sippe mit den Mattiakern verband, kein schlechter Schachzug, mochte man meinen.


    "Ist sie eine Frau von Stand?", war die nächste Frage. Von Rodewini hatte er gehört. Der Sohn eines großen Kuningaz der Mattiaker, der im vorangegangenen Krieg gefallen war. Oder so. Dies war sein Dorf? Machte Sinn... und Lando würde einen aus dessen Sippe heiraten? Unmöglich. So einflussreich konnte seine Sippe garnicht sein, dass eine der führenden Mattiakersippen sich auf eine Verbindung einließ. Wahrscheinlich eine einfache Frau aus dem Gesinde, oder die Tochter eines einfachen Gerträgers.

    "Vala.", meinte Alrik mit trockener Stimme, "Mein Vater nannte mich Titus Duccius Vala."


    Widerwillig, aber lernbereit hörte Alrik sich an, was Lando und Witjon ihm erzählten. Vieles davon wusste er schon, hatte sein Vater doch an einem wichtigen Kapitel dieser Geschichte teilgenommen. Und sich dann doch dafür entschieden, dass die Sicherheit der Sippe und nicht zuletzt auch der römischen Bürger in den germanischen Provinzen jenseits des Rhenus bewahrt wurde. Auch wenn er mit seinem Ansinnen gescheitert war, den Stämmen zu vermitteln, dass Modoroks Weg der falsche war, und Frieden nur durch Koexistenz mit den Römern möglich war. Wahrscheinlich war es zuviel verlangt, und Leif starb als gebrochener Mann, der am Ende seines Lebens noch miterleben musste, wie seine Träume durch die neue Intrigen und Machtkämpfe zwischen den kleinen und großen Stämmen zerstört wurde.
    Alrik hatte in dem Moment begriffen, dass bei den Stämmen nichts zu gewinnen war, und sie es im Endeffekt nur kurzen Momenten der Geschlossenheit zu verdanken hätten, dass sie nicht vollkommen von der brillanten Organisation des römischen Reichs überrollt worden waren. Eine Freiheit, die sie seiner Meinung nach nicht verdient hatten, sie sich aber immer wieder trotzig erkämpften. Oft war er deswegen mit der Seherin in den letzten Tagen aneinander geraten, auch wenn sie formell immer den Sieg davontrug, einfach weil Alrik bei allem Mut, den er aufbringen konnte, nie wagte bis zum Ende durchhalten konnte.


    Geändert hatte sich seine Meinung nur peripher. Die Streitlust und der Freiheitswille der germanischen Stämme waren zwar gut und schön, aber seine Faszination für das römische Prinzip überwog doch schwer. Auch wenn er noch den eigenen Göttern opferte, in der Sprache ihrer Ahnen paraphrasierte und auf ihre Art und Weise kämpfte, so war das, was er von seinen Eltern mitbekommen hatte, dass die beiden Welten nicht unvereinbar waren. Alles andere als das, und das mussten die Nachkommen von Wolfrik, die sich im Reich niedergelassen haben doch eigentlich wissen.
    Alrik war sich sicher, dass römische Reich war nicht umsonst das mächtigste der Welt, und die Freiheit der germanischen Stämme in ihrer Zerstrittenheit und Uneinigkeit absolut unverdient. Wahrscheinlich hatte sein Vater geahnt, wie er dachte, und ihn deshalb kurz vor seinem Tode auf seine Familie UND das Imperium schwören lassen.


    Diese Gedanken teilte er, bei aller Vorsicht, mit den Anwesenden Vettern, und ignorierte die Abwesenheit des jungen Priesters, dem Runhild wohl gerade noch irgendwelche verrückten Geschichten ins Ohr flüsterte.


    Nach mehreren Stunden des Diskutierens wurden sie müde, und Alrik konnte schließlich auch nichtmehr die Augen aufhalten. Mit einer kurzen Floskel vertröstete er die anderen auf den nächsten Tag, an dem hoffentlich sein neues Leben im römischen Reich beginnen würde, der Tag, an dem er beginnen würde seinen Schwur zu erfüllen, und machte sich auf zu seiner kargen Bettstatt in der kleinen Hütte der alten Frau. Kurz darauf war auch schon ein leises Schnarchen aus der Hütte zu hören, etwas, das er wohl auch von seinem Vater geerbt hatte. :D

    Mit einem leisen Fluch auf den Lippen machte Alrik sich sofort kampfbereit, um zu verteidigen was seiner Meinung nach ihm gehörte. Dieser komische weiße Hüne, verletzt wie er war, wäre trotzdem noch eine harte Nuss gewesen, aber Alrik vertraute da voll und ganz auf seinen Willen zu überleben. Und zu kämpfen.
    Und doch war alles mit einer kurzen Handbewegung und einem Wort der alten Frau vorbei.


    Alrik entspannte sich erst dann wieder, als Lando den Mann zur Mäßigung befahl, und musste feststellen, dass der Gehorsam, den diese Leute ihrem Anführer entgegenbrachten, ihm wahrscheinlich vollkommen abgehen würde. Auch wenn der Zorn noch in ihm loderte, wahrscheinlich hatte er es sich wirklich zu einfach vorgestellt. Die Zeit der ersten Anführer der Stämme waren nicht einmal eine Menschenzeit her, und in manchen Stämmen waren die Machtkämpfe zwischen den Sippen so groß, dass andere Stämme, die in dieser Sache weiter waren, ein leichtes hatten, diese Stämme anzugreifen und zu übernehmen. Genau wie es mit den Amsivariern geschehen war.


    Er ließ sich mit den anderen nieder, nahm eine Schüssel von der Suppe entgegen, und ließ die Schelte der alten Seherin wortlos über sich ergehen. Ja, er wusste, dass das Leben im Reich nicht mit dem hier zu vergleichen war, und ja, er wusste auch, dass für seine Sippe mehr nötig war als die Bewährung im Kriege. Aber er hatte so lange gewartet. So oft hatte er neben seinem Vater in der Schlacht gestanden, so oft hatte er von den Leuten Wolfriks gehört, und warum es wichtig war, dass sie ihr Werk abseits der Sippe erfüllten. Und seine Mutter, wie sorgfältig hatte sie ihn das römische Wort gelehrt, die Sprache, die Kultur, die Erzählungen, alles was sie wusste? Sicherlich nicht, damit er den Rest seines Lebens damit verbrachte, sich zwischen die streitenden Stämme mit ihren ewig wiederkehrenden Machtansprüchen zu stellen, um letztendlich aufgerieben zu werden.
    Jetzt begriff er, dass das, was sein Vater und seine Mutter hier geleistet haben, nur das Vorwerk war, um ihn auf das vorzubereiten, was da kommen würde: ein Leben im römischen Reich.
    Sein Vater war es gewesen, der ihn von jung an darauf getrimmt hatte, und er war mit seinen Fragen, wann es denn so weit sein würde, immer wieder auf die gleiche Antwort gestoßen: wenn die Zeit reif wäre.
    Dass sein Vater damit Modoroks Tod meinte, war Alrik immer klar gewesen, aber, dass er damit auch seinen eigenen meinen würde hingegen nicht.


    Nun war Alrik zwar Waise, aber um kein Stück weiser, was seine Zukunft anging. Aber er verstand, dass der Grundstein für diese Zukunft gerade in den Händen des rothaarigen Cheruskers lag, und er keine andere Wahl hatte, als sich die nächste Zeit unterzuordnen, wenn er das erreichen wollte, was sein Vater ihm im vorletzten Atemzug (der letzte beinhaltete eine Ohrfeige) hatte schwören lassen.


    "Ich werde meine Sippe nicht enttäuschen. Ich habe es meinem Vater gegenüber geschworen, und den Schwur werde ich dir gegenüber gerne wiederholen.", dazu erhob er sich, und blickte abwechselnd allen Anwesenden in die Augen, "Ich werde alles tun, um das zu erreichen, was unserer Sippe und dem Imperium zum Wohle gereicht. Feinde bekämpfen, Freunde schützen, die Sitten und Traditionen bewahren. Das Schicksal unserer Gens möge sich zum Guten wenden, gottgefällig und standhaft bis zum Tage der Gotterdammerung. Dies möge ich erfüllen. Im Streben wie im Sterben.", wiederholte er somit dies, was er seinem Vater schon geschworen hatte, und meinte es aufrichtig ernst. Sein Geist war beseelt von dem Verlangen, seinen Schwur zu erfüllen, möge dort kommen was möge.

    Alrik stutzte. Hatte er das gerade wirklich gehört? Seine linke Augenbraue ging nach oben, und seine Gesichtszüge wichen offenem Zorn. Das war ja schon fast beleidigend, hatte er die letzten Jahre nicht in Krieg und Armut verbracht, um dafür zu sorgen dass Modorok in einem namenlosen Moor verrottete, nur damit ihm hier jetzt ein paar verwöhnte Römlinge sein Erbe absprachen.


    "Achte auf deine Worte, Lando, Sohn des Landulf, ich habe nicht Jahre damit verbracht die Schergen Modoroks zu bekämpfen, nur damit du mir jetzt vorhälst mich nicht bewiesen zu haben?", er wusste garnicht, was er darauf antworten sollte, so tolldreist kam ihm diese Unterstellung vor, "Mein Vater hat die Sippe geführt, und auch sie im Krieg gegen Modorok verteidigt, wie ich es an seiner Seite getan habe. Und jetzt wagst du es, mir mein Erbe streitig zu machen?"


    Alrik wusste garnicht wie ihm geschah. Andererseits, hatte er wirklich erwartet, dass es so einfach würde? Hallo hier bin ich, Sohn von eurem Rich, und will jetzt derselbe für euch sein? Achja, die letzten Jahre hab ich mit dem Schwert eure Feinde massakriert, und euch hier den Rücken freigehalten...


    "Das kann nicht dein Ernst sein!", grollte er mit giftigem Blick, dieser Cherusker, Sohn eines einfachen Bauern dazu, wollte ihm sagen, dass er sich zu beweisen hatte. Ihm!

    Natürlich zweifelte er. Würde Vala wahrscheinlich auch, wenn man ihm erklären würde, dass die bisherige Zeit als Familienoberhaupt abrupt ein Ende hatte. Aber daran würde sich der Cherusker gewöhnen müssen, denn Vala würde keine Kompromisse machen, was das anging.
    Jedoch gab er sich die Muße, die Zweifel von Lando zu zerstreuen, in dem er unter sein schmutziges aber dickes Wollhemd griff, und ein ledernes Halsband hervorholte. Zwischen mehreren schwarzen Steinen waren zwei gebogene Zähne auf das Leder gesteckt, unverkennbar die Hauer eines Wildschweins.


    "Ich bin mir sicher, du weißt welche diese sind.", meinte er mit gewinnendem Lächeln, "Der alte Geschichtenerzähler wird euch mit Sicherheit davon erzählt haben. Und ja, mein Vater verscholl im Felde... um meine Mutter zu suchen, die von den Schergen Modoroks entführt worden war. Er fand sie, und entschied sich für ein Leben mit ihr in den Landen unserer Väter, um Modorok und den seinen, die gegen die neue Zeit standen, das Handwerk zu legen."


    Er ließ seinen Blick über jeden einzelnen der Gruppe schweifen, und fuhr mit entschlossener Stimme, und vor allem in makellosem Latein, fort, seine Geschichte zu erzählen: "Meine Mutter war Alrun, die als Schwester meines Vaters aufwuchs, aber nie eines Blutes mit ihm war, als sie dies erkannten, entstand ich durch ihre Liebe, und ich wuchs mit den Beinem auf dem Boden der Stämme auf, doch mit dem Kopf in den Mauern und Hallen der Römer. Meine Mutter lehrte mich die Sprache der Römer, ihre Kultur, ihren Geist. Mein Vater, Jahre Soldat unter den Südländern, tat das seine, um mir zu zeigen, dass unsere Welten nicht unvereinbar sind. Er wollte dies den Stämmen beweisen, die den Kampf gegen Modork aufgenommen hatten. Der Römer Flavius Duccius Germanicus verscholl auf dem Felde, mein Vater starb in der Schlacht gegen den Verräter Modorok. Sein Vermächtnis wurde betrogen, die Stämme stritten sich fortan nurnoch um die Nachfolge Modoroks, nicht um Frieden in die Völker zu bringen, sondern um den nächsten großen Gegner der Römer auszumachen. Sie haben nichts gelernt...", Verbitterung stieg in ihm auf, und er spuckte vor Zorn auf den Boden, "Mein Vater wurde noch im Tode verraten, von diesen Kleingeistern, die von den Römern nichts anderes gelernt haben als, dass es einen Anführer gibt. Was dafür nötig ist, haben diese Narren nicht begriffen. Sollen sie sich gegenseitig zerfleischen, ich werde meinem Schwur meinem Vater gegenüber folgen, und ihn aussühnen, dafür, dass er die Familie verlassen hat, um ihren Kampf um Frieden hier weiter zu führen. Ich bin Alrik, Sohn des Leif, und Kind der Welten, in denen er lebte."

    Einigkeit. Die alte Frau hatte gut reden.


    Vala hatte bemerkt, dass der angekündigte Besuch kam, als er in der Hütte irgendwie die Ofenstelle reparieren wollte. Zwei Tage, nachdem er ihn gebaut hatte. Hätte er Zement dagehabt, wie ihn die Römer verwendeten, wäre das einfach gewesen, aber so? Er hatte versucht, der alten Frau zu erklären, dass die offene Feuerstelle, über der sie in ihrer Hütte ihre Mahlzeiten kochte, sie irgendwann umbringen würde, und dass eine steinerne Ofenstelle viel sicherer und auch zweckmäßiger sei, da der Ofen die Wärme speicherte und auch nachts noch davon abgeben würde. Aber sie? Sie hatte ihn nur ausgelacht. Für alles, was er ihr erzählt hatte... und das machte ihn wütend. Jetzt stand er hier hinter der Tür, und lauschte was da draußen vor sich ging. Ein Spalt in der Tür verriert, dass dort ein rothaariger Kerl, in etwa von seiner Größe, hockte, und hinter ihm ein Kerl mit seltsam bemaltem Gesicht. Wie hatte Runhild ihn genannt? Schwarzer Mann?
    Achso... das war also Lando. Nach dem, was er erfahren hatte so etwas wie ihr Großneffe, und von Alriks Onkel adoptiert worden. So konnte es gehen, Familie traf wieder auf Familie, und wusste nichts davon.


    Schließlich hatte er genug gehört, und Alrik hatte sowieso das Gefühl das Gefühl, dass die Alte davon ausging, dass er just in diesem Moment die Hütte verlassen würde. Je mehr er darüber nachdachte, desto lächerlicher kam es ihm vor hinter der Tür zu warten, dass etwas geschah.
    So öffnete sich die Tür genau in dem Moment, in dem Runhilds 'Einigkeit' verstummte, und die Situation war fast zu theatralisch.
    Mit unverhohlener Neugier, und viel Stolz in den Augen, musterte Alrik die Gruppe, die sich vor ihm präsentierte. Allesamt ziemlich mitgenommen, aber im Gegensatz zu Runhild sah Alrik das keineswegs kritisch. Sie hatten eine Reise hinter sich, die man schon als schwer bezeichnen konnte, und Alrik wusste, wie gefährlich es sein konnte. Von einer alten Frau, die diese Lichtung wohl seit Jahrzehnten nichtmehr verlassen hatte, brauchte man nichts anderes erwarten. Das also waren seine Vettern.


    "Salve, Brüder. Ich bin Alrik, Sohn des Leif, der im Reich bekannt war als Flavus Duccius Germanicus, eurer letzter Rich. Ich bin gekommen, um den Platz meines Vaters einzunehmen.", sprach er fast automatisch, mit großer Überzeugung, dies war der Moment, auf den er so lange gewartet hatte. Auf den sein Vater so lange gewartet hatte. Was hätte Alrik doch gegeben, wenn er in diesem Moment hier sein könnte. Doch er schob den Gedanken beiseite, dieser Augenblick gehörte ihm. Nur ihm.

    Meinen ergebendsten Dank! :)


    Ich hab mich, was meinen Namen betrifft, allerdings umentschieden:


    ich würde gerne TITUS DUCCIUS VALA heißen, wenn möglich.


    Der Rest bliebe so...

    das beantworte ich doch gerne:


    zu I.: eine römische Familie mit germanischem Hintergrund, das spricht mich schon an. Ehre, Familie, Naturverbundenheit, bedingungslose Treue.
    Gefällt mir.


    zu II.: besitze ich, beides, interessiere mich nicht erst seit gestern für dieses Thema.


    zu III.: die Sache mit dem Peregrinus klingt nich schlecht, aber ich denke, ich habe noch großes vor. Also würde ich gerne direkt in die Familie einsteigen, wenn man mich lässt. Ich hab Großes vor.. :)
    Mit Regeln habe ich kein Problem.