Beiträge von Titus Duccius Vala

    Vala brauchte nicht lange warten bis er vom Kopf ihrer Unternehmung in die Mitte geholt wurde, und so zwängte Vala sich zwischen den Männern an die Seite des annaeischen Feldherrn und nickte einmal mit müdem Lächeln in die Runde: "Danke, Annaeus. Die Herren... willkommen in Vindonissa, ich freue mich euch hier zu sehen." , freilich verkniff er sich ein 'endlich' um die müden Gesichter um ihn herum nicht gleich von Anfang an zu reizen, und letztlich würde es ihn kaum weiterbringen sich über die lange Marschzeit zu mockieren. Folglich blieb er einfach bei der Arbeit, wobei er den Ausführungen des Aureliers kaum etwas hinzufügen konnte, hatte dieser doch seine Hausaufgaben gemacht und schon den mit den Spähern und Wachen beauftragten ritterlichen Tribunen ausgequetscht: "Der Süden ist frei, da kann und will ich Aurelius Lupus nichts hinzufügen, das ist vollkommen richtig. Ich komme allerdings gerade selbst aus dem Osten, wo ich mich mit Flaminius Cilo und einigen seiner Offiziere in Cambodunum getroffen habe. Gestern, als er noch nicht wusste, dass ihr hier seid, stand er mit seinem Heer noch in Augusta Vindelicum... heute, wo er wahrscheinlich wissen wird, dass ihr hier seid, wird er sein Heer in den Süden verlegen, über die Alpen... er will so schnell es geht über die Alpen, und das hat einen Grund."
    Es brauchte drei Blicke zu einem der Scribae im Hintergrund, bis jemand diesem einflüsterte, dass der Tribun wohl eine Karte auf dem Tisch in der Mitte haben wollte, und so dauerte es einen Moment bis Vala seinen Finger auf das lustlos dahingemalt erscheinde Illyricum und Noricum legen konnte.



    "Unsere letzten Informationen aus dem Osten lauten, dass sich in Savaria ein großes Heer gesammelt hat... wie groß, und wer es kommandiert wissen wir noch nicht. Unsere Informationen sind schon älter als eine Woche... sollte sich dieses Heer seit dieser Zeit weiter in den Westen bewegt haben, läuft Cilo Gefahr alleine auf dieses zu treffen. Sprich wenn er nicht in Vindelicum belagert werden und damit unseren Plan für Italia gefährden will, muss er sich zügig nach Ravenna und bestenfalls Mantua verlegen.


    Wenn sich der Gegner von Savaria nach Nordwesten verlegt, wird Cilo verfolgt werden, wenn er sich nach Südwesten verlegt, hat er gute Chancen die erste aufzureiben und auf uns zu warten bevor wir über die Alpen kommen. Cilo muss sich bewegen.


    Und... da er jetzt weiß, dass die zweite Legion in Vindonissa ist... er hat keinen Grund mehr zu warten.. und das wird er auch nicht, wenn er davon ausgehen muss, dass sich der Feind im Osten in unsere Richtung bewegt und er unsere Flanke stellt, ohne Aussicht darauf, dass wir uns im Falle einer Konfrontation schnell mit seinem Heer vereinigen könnten."

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    Original von Gaius Iulius Sabinus
    Ein chaotischer Eintopf aller Epochen und Kulturen, inklusive Magier, Monster und Conan der Barbar usw. usw...


    Was vor allem daran liegt, dass diese großen Veranstaltungen wie z.B. das Drachenfest, keine einheitliche Linie bei der Auswahl der Epochen und Einflüsse vorgeben, sondern einen möglichst generellen Hintergrund um möglichst viele Spieler anzusprechen. Die LARP-Szene ist noch nicht so groß, als dass man ohne Probleme 5000 Spieler eines Settings auf ein Con holen könnte. Allerdings gibt es hunderte kleinere Veranstaltungen, auf denen restriktiver ausgesucht wird. Da wird dann oft im Vorfeld kommuniziert, dass nur eine Auswahl von Charakterhintergründen gewünscht ist.


    Solche Veranstaltungen die alles mögliche zusammenwerfen gibt es übrigens auch im Reenactment, z.B. das 'History in Action' in Kirby Hall, wo römische Legionäre ihre Zelte auch mal neben Wehrmachtstruppen aufschlagen.


    Zitat

    Ich finde das ganze nur irgendwie etwas "befremdlich-faszinierend", Tausende von Erwachsenen die sich an den Sommerwochenenden gegenseitig mit Kunststoffwaffen vermöbeln...


    Ein Hobby wie jedes andere auch... quasi durchgängiges Improvisationstheater.


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    Gab es bei solchen Massenschlachten wie diesem Drachenfest eigentlich auch schon mal Verletzte oder Tote?


    Tote gottseidank keine. (Leicht) Verletzte jedes Jahr.. aber LARP ist definitiv keins der gefährlicheren Hobbies, da gibt es genug andere die mehr Möglichkeiten bieten sich zu verletzen oder aus dem GenPool zu pusten.

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    Reenactment ist da ja total anders, da hat halt alles seine historische Ordnung.


    Sorry, das ist wohl nicht mehr als Wunschdenken.
    Menschen die sich keine Mühe mit der Ausstattung ihrer Rolle machen, ob historisch oder fantastisch, gibt es sowohl im LARP als auch im Reenactment. Auf vielen pseudo-historisch belegten Veranstaltungen gibt es Leute die ganz klar nach Gardine und Maschinenstoff aussehen.. und die allerlei seltsame Sachen als historisch ausgeben, bei Nachfragen aber schnell ins (aggressive) Schwimmen kommen.


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    Meistens im Rahmen irgendwelcher historischen- oder akademischen Veranstaltungen.


    Die wenigsten, besonders viele Mittelaltermärkte nicht, können diesen Anspruch wirklich erfüllen.


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    Dazu gibt es dann ja auch noch zahlendes Publikum hinter einer Geländeabsperrung.


    Beim LARP zahlen die Teilnehmer, dafür spart man sich sowohl Absperrung als auch Publikum.

    "Vier Sommer noch..." , dachte Vala laut nach, und warf dem Burschen einen kritischen Blick zu, "...dann hast du ja noch Zeit für dein Tirocinium. Was kannst du bisher denn recht gut? Wir haben ja den Luxus, dass du dir fast aussuchen kannst, was du später machst... Rodrik zum Beispiel ist ein feiner Goldschmied geworden. Oder willst du Soldat werden wie dein Vater?"
    Eigentlich war es recht unüblich, dem Nachwuchs so viele Freiheiten bei der Verfolgung einer Laufbahn gewesen.. allerdings hatte Vala nicht die geringste Ahnung, inwieweit Witjon da die Sippe führte, oder was er überhaupt mit dem Sohn Geros vor hatte. Und OB er was mit dem Sohn Geros vor hatte.


    "Nun, du weißt, dass ich schon seit fast zehn Jahren nicht mehr in Mogontiacum gewesen bin... und wenn du dort rüberschaust..." , er deutete zu der Gruppe der dicken Hunde Mogontiacums, die sich um Witjon und den aurelischen Senator gebildet hatte, "...kann ich dir ehrlich sagen, dass ich nicht einen von ihnen kenne. Herrschen werde ich als Stellvertreter des Kaisers trotzdem irgendwann über sie... apropos Stellvertreter des Kaisers... vielleicht ließe sich ja da ein Tirocinium für dich arrangieren, wenn du die Mannbarkeit erreicht hast, Junge. Der Legat des verstorbenen Kaisers ist unserer Sippe nicht gerade abgeneigt..." ...was wohl stimmte, allerdings unterschlug Vala, dass die Chancen nicht schlecht standen, dass Dagwins Tirocinium bei dem Annaer dadurch verhindert werden könnte, dass eben dieser auf dem Schlachtfeld verblutete oder in Rom in einem Carcer vermoderte.

    "Ihr wollt mich doch verarschen!" , hatte Vala laut geflucht, als ihm und seiner Eskorte auf dem Weg zurück von Cambodunum zwei Reiter seiner eigenen Legion entgegengekommen waren und ihm mitteilten, dass sich die Secunda tatsächlich gen Süden bequemt hatte. Hatten sie ihn tagelang im Unklaren gelassen, ob die zweite Legion sich nicht den Fuß verknackst hatte oder im Rhenus versunken war, so kam diese Nachricht doch äußerst überraschend.. und gleich unangenehm wie angenehm.
    Unangenehm deshalb, weil sie genau dann aus dem Nichts auftauchte, als Vala sich in Cambodunum mit dem untergermanischen Statthalter und seinem Legaten getroffen hatte (deren Eskorte die seine um das zwanzigfache überstieg), und ihnen nicht mehr hatte präsentieren können als absolute Ahnungslosigkeit, wann denn das obergermanische Heer auftauchen würde. Kaum hatte Vala sich auf den Rückweg nach Vindonissa gemacht, da waren ihm die beiden atemlosen Reiter auf noch atemloseren Pferden entgegen gekommen und hatten ihm davon erzählt, dass die zweite Legion nur noch wenig mehr als einen Tag entfernt sei. Er hatte die beiden Männer zähneknirschend gleich durch zwei aus seiner eigenen Kohorte austauschen lassen und sie hinter den untergermanischen Offizieren hergeschickt, in der Hoffnung sie noch früh genug zu erwischen.
    Für ihn selbst hatte die Rückreise von seiner 'Patrouille', wie er seine Absenz von der Truppe hatte offiziell erklären lassen, nun eine vollkommen neue Dringlichkeit... und als er in Vindonissa ankam, sah er kaum anders aus als ein vollkommen zugestaubter, verschwitzter und vor allem ausgelaugter Bote... in der Rüstung eines hohen Stabsoffiziers.


    Dementsprechend mit klebenden Haaren, nach Schweiß, Pferd und Leder stinkend stürmte er in das Praetorium und ließ sich eilends in das Besprechungszimmer bringen, in dem sich sämtliche Offiziere wohl schon eingefunden hatten... und der Aurelier anscheinend gerade die letzten Lageberichte dozierte. Das verschaffte Vala Zeit einmal tief durchzuatmen und sich einen Becher Wasser zu organisieren, bevor er dem Feldherrn die Gelegenheit gab ihn adäquat zu bemerken und in das Geschehen einzubinden..

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    Der Nebel, der durch die Wälder zog die sie ihr momentanes Zuhause nannten, verhieß nichts gutes. Wieder einmal. Alrik wagte es gar nicht seine kindlichen Augen von dem Schauspiel abzuwenden, dass sich unterhalb ihrer Position in den Hügeln abspielte.. ein Schauspiel bar jeder spätzeitlicher Romantik oder verklärender Gefühlsduselei: Nebel bedeutete Tod.
    Er nahm ihnen die Möglichkeit zum Jagen, denn wie wollte man sich möglichst leise an das wenige Wild heranpirschen, das sich hier noch herumtrieb, wenn man es bis auf armlänge kaum erkennen konnte? Er nahm ihnen auch die eigene Orientierung, denn egal wie und wo man sich befand, Nebel führte einen immer in die Irre und gefährliches Unterholz.. selbst gestandene Fährtenmeister wie Uodwin hockten sich im Nebel meist einfach nur hin und warteten bis er sich wieder verzogen hatte.. wenn sie überhaupt hinausgingen.
    Und nicht zuletzt: wer auch immer im Nebel die Wildpfade heraufkam, er konnte sich sicher sein, dass seine Zahl bis zuletzt unbekannt sein würde.
    Es waren Nebel gewesen, die den Ärger verschluckt und geschützt hatten, der drei ihrer Männer das Leben gekostet hatten. Alrik konnte die Wut über den Verlust der letzten noch immer im Blick seines Vaters erkennen, hatte sich dieser doch am vehementesten gegen den Ausfall von ihrem kleinen Hügel gewehrt. Gegangen waren sechs Männer, zurückgekommen waren vier.. einerseits ein herber Verlust in einer Zeit, in der speerfähige Arme nach dem Abzug der Römer nötiger waren denn je... andererseits eine Erleichterung, weil so drei hungrige Mäuler weniger zu stopfen waren. Alrik konnte sich nicht an eine Zeit erinnern in der er nicht dauernd Hunger litt, und sein Magen sich in müdem, aber stetem Protest in seiner Leere verkrampfte.. was auch daran liegen konnte, dass er überhaupt nicht genug Sommer angesammelt hatte um sich an allzu viel zu erinnern.
    Was er wusste, war: die Alten erzählten oft davon, dass sie einmal satt gewesen waren, was wohl ein Zustand war in dem man mehr zu Essen als Hunger hatte. Sein Vater auf jeden Fall wich Fragen darüber aus, wie er dem meisten auswich, was Alrik an Fragen über sein altes Leben in den Kopf kamen. Bisher hatte sich Alrik also nicht auch nur annähernd eröffnet, wie sich derartige Sattheit anfühlen würde.. und seine Lust, sich an Baumrinde, Gerbwurzeln und Eicheln satt zu essen hielt sich auch in argen Grenzen.
    Dabei wurden selbst die oft genug rationiert, damit die Mütter Milch genug bekamen um zumindest ein oder zwei der Kinder ihrer kleinen Gruppe durchzubringen. Sie waren dreissig Menschen, und Alrik war mit seinen sieben Lenzen (seine Mutter feierte jeden seiner Sommer, als wären sie kleine Wunder) das jüngste Kind.. in fast jedem Herbst neue geboren wurden. Auch seine Mutter war wieder schwanger, was seinen Vater mit stiller Hoffnung, Alrik mit Unverständnis und sie selbst mit nicht weniger als kaltem Schrecken erfüllt hatte. Man hatte ihm früh klargemacht, dass Kinder ein Geschenk der Götter waren, und der Verlust derselben eine Art Prüfung.. und er wollte partout nicht verstehen, warum jedes seiner Geschwisterchen, die ihm mit einer Mischung aus Teilnahmslosigkeit (Mutter) und unverbrüchlichem Stolz (Vater) angekündigt wurden, sich in eine Prüfung verwandeln musste. Die letzten zwei hatten nicht einmal die Geburt überstanden, und sein Vater hatte so große Sorge gehabt, dass Alriks Mutter es ihnen gleichtun würde, dass er sein Weib monatelang nicht angerührt hatte. Jetzt war wieder ein Geschwisterchen unterwegs, und Alrik hatte nach all den Enttäuschungen die Neuigkeit schon einfach abgenickt, so wie der alte Ratger es stets mit schlechten Nachrichten aus dem Westen tat. Was Alrik bei der ganzen Sache auch nicht verstand war, warum nur die Frauen geprüft wurden. Das ganze Geschrei und Gewimmer sowohl vor, bei und nach der Geburt war ja meilenweit zu hören.. einmal hätte die junge Lidwina sie beinahe alle ins Verderben gestürzt, als sie sich vor einer von Modoroks Schergen versteckt hatten und mittendrin ihre Wehen eingesetzt hatten. Die alte Nordtrug hätte die Frau in ihren Bemühungen, sie still zu halten beinahe erstickt.. und letztlich hatten die Götter sowohl Mutter als auch Kind zu Hel geschickt. Das war nun zwei Sommer her, so Alrik das richtig einschätzen konnte, und seit damals hatte sich wenig an seiner Verwirrung geändert.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer10.png "Vater.." , begann Alrik einen neuen Ansturm auf die Festung des Schweigens, die sein Vater war, und wandte sich schließlich doch von den nebelverhangenen und Waldbedeckten Tälern ab in denen sie sich seit Anbeginn seines Denkens versteckt hielten, "..warum werden nur Frauen von den Göttern geprüft?"
    Leif, Sohn des Landogar, machte sich nicht einmal die Mühe den Blick zu heben, oder gar den Kopf zu wenden... er blieb an den Baum gekauert, unter den Lumpen zusammengesunken die sie alle trugen, und starrte mit einer Mischung aus Resignation und Feindseligkeit ins nebelverhangene Nichts. "Vater?" , hakte Alrik nach, auch wenn er sich kaum eine Hoffnung darauf machte, dass sein Vater ein Gespräch mit ihm beginnen würde, das ihm erklärte wie die Welt funktionierte in der sie hier zu überleben versuchten. Einzig und allein wenn es in dem heimischen Blätterwerk, dass sie ihr Dach nannten, um alte Geschichten aus einem längst vergangenen Leben ging, da wurde sein Vater redselig... erzählte von großen Städten, größeren Legionen und noch größeren Männern die er erlebt hatte.. und versank bei einer naiven Frage Alriks, warum er all das eingetauscht habe gegen ihr Dasein in der grünen Hölle des freien Germaniens, augenblicklich wieder in Stille. Alrik hatte sich angewöhnt solche Fragen zu meiden, damit er seinem Vater überhaupt etwas mehr entlocken konnte als Tagtägliches. "Vater?"
    "Es wurden nicht nur die Frauen geprüft, Junge.", dröhnte schließlich die Stimme des alten Swidger, der vor einem Moment zu ihnen gestoßen war, weil ihn die Gemeinschaft des Lagers trübsinnig stimmte, "Frauen haben nur ihre eigene Art und Weise wie sie Prüfungen ausstehen müssen.. wir Männer leiden und bluten im Kampf, Frauen tun dies im Wochenbett. Die Götter haben es so bestimmt."
    "Warum haben sie das, Swidger?" , hakte Alrik nach, mehr um die Enttäuschung über das beharrliche Schweigen seines Vaters zu überdecken, denn aus wirklichem Interesse. Dass andere ihm Dinge erklärten war er schon gewohnt... er wollte sie aber aus dem Munde seines Vaters hören.
    "Ich bin kein Gode, Junge..", brummte der alte Mann missfällig, fuhr aber mit der Antwort fort, weil sie wohl Tage durch die Gegend würden wandern müssen um einen Goden zu finden, "..du findest es in der Natur. Tod und neues Leben geben sich gegenseitig die Hand, auch gerade in diesem einen Moment. Frauen schenken neues Leben, wir geben den Tod..."
    Ein verächtliches Schnauben von seiten seines Vaters ließ Alrik herumfahren, so erschrocken war er von der Möglichkeit, dass Leif etwas zu der sehr einfachen Kriegerphilosophie desalten Mannes zu sagen hatte, doch er verharrte unter seinen Lumpen unverändert mit dem Blick ins Nichts.
    "Aber wieso sterben dann die Kinder.. und auch die Frauen.., Swidger?" , klammerte Alrik sich an das Gespräch um nicht zurück in die Stille zu rutschen, die sein Vater um sich herum generierte wie ein Fluß den Nebel.
    "Ahh... weil die Götter es so bestimmt haben. Auch sie finden sich so wieder... Frigg als Wodans Ehefrau ist die Göttin der Mutterschaft, aber wir opfern ihr auch bei großen Schmerzen... und sowohl Odin als auch Donar bringen den Tod...", fuhr der alte Mann fort, wobei man ihm ansehen konnte wie unwohl er sich in der Rolle als Ersatz-Gode fühlte.
    "Mutter sagte, Donar wäre gar nicht so todbringend... und Wodan würde sich der Toten annehmen, wenn sie schon tot wären..." , plauderte Alrik von Zuhause, erntete dafür aber nur einen wütenden Blick des alten Mannes: "Ach, was weiß ich denn? Wenn deine Mutter das besser weiß, dann frag sie doch... und nicht mich. Jeder opfert den Göttern wegen einer anderen Sache... manchmal mehreren Göttern wegen derselben Sache, und manchmal einem einzigen Gott wegen gleich mehreren... fest steht, dass die Frauen in ihrem Leid ganz sicher nicht alleine sind..."
    "Aber sie sind die einzigen, die leiden... euch Männer habe ich noch nicht leiden gesehen." , wandte Alrik trotzig ein.
    "HAH!!! Was glaubst du wie Hlutwig und Thiodharti gestorben sind... oder Winimar? Die sind nicht einfach umgefallen und sind friedlich liegen geblieben...", blaffte der alte Mann ihn so barsch an, dass Alrik zwei Schritte zurückwich.
    "Im Kampf... aber trotzdem habe ich euch nicht leiden gesehen..." , beharrte Alrik, bereits mit Tränen des Schrecks in den Augen, auf seinem Standpunkt, dass Frauen die einzigen in ihrer Gruppe waren, die litten.
    "Das wirst du noch früh genug, Junge. Sobald du einen Speer halten kannst, wirst du das...", lachte der alte Mann bitter, und deutete hinunter ins Tal, "...und wenn dieser verdammte Nebel mit seinen Geistern sich nicht bald verzieht, wirst du noch viel früher lernen, dass kein Weib bei der Geburt so jämmerlich schreit wie ein Mann der stirbt."



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    Reserviert.

    http://farm4.staticflickr.com/…56831043_c181ca4eb0_n.jpg Die Götter hatten einen für Sterbliche absolut unverständlichen Sinn für Humor. War ihnen vor kurzer Zeit noch der Regen in durch die Klamotten geströmt und an den angespannten Körpern hinabgelaufen, war es nun der Schweiß der aus ihren glühenden Leibern strömte. Nur einen wolkenverhangenen Tag hatte man ihnen seit den Sturzbächen gegönnt, da kroch die Sonne mit solcher Macht über die fernen Hügel, dass die Erinnerung an die nassen Tage verdunstete wie das Wasser in den vielen kleinen Teichen die sich im Lager gebildet hatten. Kämpften die einen noch mit Schnupfen und kleineren Erkältungen weil sie sich nicht schnell genug aus den nassen Klamotten geschält hatten, oder einfach keine trockenen mehr zum Wechseln hatten, lagen die ersten schon mit Brand und Stich der Sonne flach. Die zweite Legion hatte sich immer noch nicht gezeigt, und die Spannung weil es weder vor noch zurück ging stieg den Männern langsam zu Kopf.. die Zahl der Vergehen in der Legion gegen Disziplin und Ordnung stieg langsam... aber sie stieg. Die Zeit die Vala damit verschwendete am frühen Morgen Auspeitschungen beizuwohnen wollte er nicht mehr beziffern.. es wäre ihm wohl zu viel gewesen.
    Als es schließlich einen abgestochenen Legionär aufgrund eines verlorenen Würfelspiels gab, war das ganze nicht mehr mit den üblichen Strafen zu handhaben. Von einen auf den anderen Tag nahm Vala die nervöse Armee in den Schwitzkasten und verdreifachte die Trainingseinheiten für jede Kohorte, jede Centurie und jeden Mann, bis die Männer Abends auf ihre Lager fielen und bis zum Morgenappell nicht mehr aufstanden. Das sorgte zwar dafür, dass er eine konstant erschöpfte Legion befehligte... aber müde Männer waren ihm im Moment allemal lieber als geschwätzige die sich beim Warten auf die zweite Legion die Beine in den Bauch standen und deren Gedanken dabei zunehmend dumme Wege beschritten. Sollte sich etwas von Osten her nähern würde er es wohl in zwei Tagen Entfernung erfahren, und konnte den Männern immernoch einen Tag Rast anbieten bevor es richtig los ging... so hatte er zumindest einen Großteil Männer unter sich die einfach zu müde waren um Dummheiten anzustellen.


    Und die zu müde waren, als dass sie sich großartig den Kopf darüber zerbrechen konnten was sie eigentlich bis zum Erbrechen probten: den Kampf gegen römische Legionen.


    So wurden Stunde um Stunde und Tag für Tag Testudos auseinander gekloppt, mit Scorpiones Löcher in Formationen von Baumstümpfen geschossen und nicht zuletzt traten ganze Cohortes in verschiedensten Formen gegeneinander an.
    Vala und sein Stab gingen davon aus, dass man den Gegner nur im besten Fall auf flachem Gelände treffen würde, wo die Cohortenaufstellung ihre Stärke entfalten konnte. In den Alpes oder ihren Ausläufern würde es wohl kaum genug Raum für eine derartige Flächenschlacht geben, weshalb sie auch immer wieder die Cohortes aufbrachen um in kleineren taktischen Einheiten Manöver durchzuführen,.. auch das alte Manipel fand sich dabei immer wieder, immerhin waren solche Einheiten im unwegsamen Gelände zwischen Geröllhalde und Moorflecken noch am einfachsten zu bewegen.


    Die germanischen Söldner, deren Lager sich zwei Stunden entfernt befand, taten ähnliches... wobei es ihnen umso mehr passte, dass sie den Kampf gegen römische Legionen suchen durften, da darin mehr Ehre und vor allem mehr Beute zu erwarten war als darin Heerschaften von verfeindeten Stämmen zu schlagen. Dabei ging es weithin hörbar sehr viel heftiger zu als bei den Manövern der römischen Legion, und Vala durfte sich schon am ersten Abend anhören, dass sich gleich sechs seiner Söldner gegenseitig im Eifer des vorgetäuschten Gefechts massakriert hatten. Einschreiten konnte er nicht wirklich, immerhin wollte er den Kampfeswillen seiner Söldner nicht bremsen.. gegen seine römischen Soldaten antreten lassen wollte er sie auch nicht um Spannungen in seiner Truppe zu vermeiden.. also ließ er sie einfach weitermachen, und hoffte einfach darauf, dass die zweite Legion in Bälde eintreffen würde bevor sich seine Söldnertruppe selbst aufgerieben hatte.
    Oder, was Vala auf seinem Pferd in den Sinn kam als er sich erneut den Schweiß von der Stirn wischte während er wieder einmal dabei zusah wie eine Schildkrötenformation unter den hölzernen Angriffen der Kameraden niederging, bevor die Sonne sie alle verdampfen ließ und Salinators Truppen nur noch durch ihre Nebel marschierten.


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    http://farm2.staticflickr.com/…96603036_749a8ac97d_n.jpg Wie lange es heute schon regnete konnte kaum jemand wirklich benennen. Manche meinten es wären vielleicht drei bis vier Stunden, andere hatten schon seit dem Morgen nasse Klamotten, und wiederrum eine wachsende Anzahl an Soldaten und Offizieren meinte, es hätte schon immer geregnet und so etwas wie trockene Tage wären eine blanke Illusion gewesen und hätten nie wirklich existiert. Es wäre vielmehr ihr natürlicher Zustand nass und kalt bis auf die Knochen zu sein. Selbst Vala musste sich eingestehen, dass wenn es noch einen Tag weiterhin so eimerweise goß.. er würde es ebenfalls glauben.
    Sie hatten die Schanzarbeiten eingestellt als sich herausgestellt hatte, dass der Regen nicht einfach weiterziehen würde, sondern über ihnen stand wie eine von Salinator herbeigezauberte Legionenersäufungsmaschine. Den Rest des Tages hatte man damit verbracht alles so weit wie möglich vor den Sturzbächen in Sicherheit zu bringen und kleine Kanäle zu graben die das Regenwasser vom Lager in Richtung Arula leiten sollten.


    Auch durch und um die Anordnungen an Zelten, die gleichzeitig Praetorium und Principia darstellten, zogen sich diese Kanäle... unmittelbar vor dem Zelt in dem Vala hausierte war ein solcher Winzkanal von alten Brettern überdeckt worden, die man einfach aus dem Lager der Ala requiriert hatte. Der momentane Kommandant der Legion selbst stand schon seit einiger Zeit unter dem Vordach des Zelts und gewöhnte sich erst langsam wieder an trockene Klamotten... ein Gefühl, das nicht allzu lange anhalten würde, schließlich musste er in unregelmäßigen Abständen draußen Präsenz zeigen und so tun, als würde ihm der Regen nichts anhaben können und er wäre einer von der ganz harten Sorte.
    Eigentlich ging ihm der Regen einfach nur auf den Sack.


    Genauso wie es ihm auf den Sack ging, dass er quasi in alle vier Himmelsrichtungen Späher ausgeschickt hatte, die entweder mit Verbündeten Kontakt aufnehmen oder den Gegner lokalisieren sollten, doch das einzige was er immer zurück bekam war: im Abstand von zwei Tagesreisen tat sich rein gar nichts. Weder im Nordwesten, wo die zweite Legion und die zweite Ala anmarschiert kommen sollten, noch im Nordosten, wo die nordgermanischen Truppen sich in Abusina mit den Reitern der anderen Ala Prima vereinigen sollten... noch vom Osten, wo irgendwo Salinators Schergen nahten.. oder auch nicht... noch vom Süden, wo die Legio Prima allein auf weiter Flur in einer Provinz hockte, die vom Feind kontrolliert wurde... und auch nicht im Westen, wo die Scubulerer sich am Raub der Münze Lugdunums versuchten.


    Was auch immer die da gerade alle taten, sie taten es ohne ihn.. und offensichtlich auch nicht in aller Eile. Das Gefühl, dass man ihn in der Luft hängen ließ, in der Mitte allen Geschehens und doch vollkommen abgeschnitten, fasste Sirius in nervenaufreibender Regelmäßigkeit klagend zusammen: "LAAAAAAAAAAAAAAAAAAANGWEILIG."


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    Gewaschen, gestriegelt, in seiner ledernen Alltagsrüstung und mit dem ungeliebten Helm auf dem Kopf tat Vala sich immernoch recht schwer in der representativen Funktion eines Heerführers... waren alle Aufgaben delegiert (und die ihm untergebenen Offiziere reagierten allergisch auf jede Einmischung in ihre Aufgaben so sie nicht bei eklatant offensichtlichen Fehlern eintrat), hatte er kaum mehr zu tun als sich Berichte anzuhören und abzunicken, hier und dort einen kleinen Kommentar beizusteuern und ansonsten die gut geölte Maschinerie der achten Legion machen lassen. Er kam sie vor wie der Kutscher eines Wagens der von ganz alleine fuhr, und nur hin und wieder eine Kurskorrektur oder ein nettes Wort an die ziehenden Rindviecher brauchte.


    Das Lager für die folgende zweite Legion und die Ala Numidia waren bereits ausgehoben und durch weitere Wälle und Gräben mit dem Lager der achten Legion verbunden. Das Gelände hatte einen Strich durch die Rechnung eines großen kompakten Lagers gemacht, und Vala hatte sich zusammen mit seinem Stab für die laut einer gewissen macerischen Hintergrundstimme ziemlich römische Variante entschieden: einen Ausgangspunkt festlegen und von dort an improvisieren so gut es geht.
    Was jetzt dazu geführt hatte, dass das außerhalb der Stadt gelegene Lager der Ala Prima den Dreh und Angelpunkt einer ganzen Reihe nur von unten unübsichtlichen Wallanlagen wurde, in die sich in einigen Tagen mehr als zehntausend Männer und Frauen einmauern würden... und damit die Bevölkerung von Vindonissa vervierfachen.


    Auf seinem unbenannten Pferd (er trauerte immernoch der Tatsache hinterher, dass er Tyrfing in Rom gelassen hatte als er nach Aegyptus aufgebrochen war) übte Vala sich fürderhin den Soldaten durch das reine Zuschaustellen von Selbstsicherheit und Entschlossenheit sowas wie Zuversicht einzuflößen. Bei seinem Tribunat in der ersten Legion war das noch einfacher geworden, aber Vala hatte durch die verbalen Kopfnüsse des Paccius einsehen müssen, dass er in der Zeit als Sondergesandter in Aegyptus gewisse Verhaltensweisen angenommen hatte, die zwar für eine Inventur der Legio praktisch gewesen waren... für die Führung einer Armee allerdings recht unproduktiv. Unter anderem sorgte die achte Legion dafür, dass Vala sich eine recht wortkarge Art zulegte... von kleineren Ansprachen mal abgesehen lief es recht lakonisch ab (er hatte da die Art der Spartaner als sein persönliches Führungsideal erkannt und orientierte sich maßgeblich daran... die Umsetzung war allerdings noch etwas happig).
    Nein, zu einer bärbeissigen und wortkargen Führungstype wurde man nicht über Nacht.. und trotzdem gab es da gewisse Fortschritte (die selbst der Paccier durch weniger tiefen Groll zu würdigen wusste), wie zum Beispiel der folgende Dialog mit dem Praefectus Alae der Prima schließen ließ:
    "Praefectus."
    "Tribunus."
    "Soweit."
    "Alles klar."
    "Wird schwer."
    "Nicht zu schwer."
    "Plan?"
    "Einen. Mehrere. Vielleicht."
    "Na dann..."
    "Wir schaffen das."
    "Kein Zweifel. Viel Erfolg."
    "Danke. Vale, Duccius."
    "Vale bene, Sempronius."


    Es konnte so herrlich einfach sein.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer11.png "Beim Mars' Hühneraugen, Junge!" , erscholl es laut hinter Vala, der sich gerade im Schweiße seines Angesichts in Schanzarbeiten versuchte, um das Lager der achten Legion provisorisch mit dem im Gelände anders liegenden Lager der zweiten zu verbinden, "Was tust du da?"
    "Ich... schanze?" , war Valas irritierte Antwort, und mit ebenso irritiertem Blick starrte er den Primus Pilus der achten Legion an, der am Rande des Grabens auf ihn herabblickte als hätte er gerade eine neue Sorte Mistkäfer entdeckt.
    "Und du hälst das für eine gute Idee?" , brummte der Primus Pilus verdrieslich und schickte die beiden Soldaten zu Valas linken und rechten mit einem eindringlichen Blick von dannen, damit er sich mit dem Kommandeur der Legio unter quasi-vier-Augen streiten konnte.
    "Natürlich halte ich das dafür!" , erwiderte Vala, steckte das Grabwerkzeug in den Morast und warf dem älteren Offizier einen kritischen Blick zu, "Warum sollte es das nicht sein? Ich zeige den Männern, dass ich mir nicht zu fein bin selbst anzupacken, zeige ihnen damit, dass ich mehr bin als nur eine schicke Rüstung mit beliebiger Füllung. Divus Iulius soll das in Iberia auch gemacht haben."
    "Divus Iulius ist Divus Iulius, Junge!" , schnaubte der Primus Pilus, "Und du bist im Bewusstsein von vielen nur ein x-beliebiger Plebeier... hart arbeitend, wohl wahr... aber ein Plebeier. Wärst du Centurio, wäre das etwas anderes... aber du führst diese verdammte Armee an. Also hast du dich in etwas zu verwandeln, zu dem die meisten Männer aufschauen können."
    " Du bist witzig, aufschauen..." , grollte Vala, "..die Männer werden bezahlt, sie bekommen Anteil an der Beute und wir haben verdammt nochmal genug auf dem Kasten um sie in eine Schlacht zu führen, die sie auch gewinnen können."
    "Falsch." , blaffte der Paccier und spießte Vala dabei verächtlich mit seinem Blick auf, "Ein satter Mann mit Geld in der Tasche und Aussicht auf noch mehr Geld für die Hure die er zu Hause sein Weib nennt desertiert nicht. Aber eine Schlacht gewinnt er nur, wenn er das Gefühl hat jemandem zu folgen der erhaben genug ist um auch in der hässlichen Fratze Krieg sein Gesicht zu behalten. Er braucht Inspiration, und genau dafür bist du da. Deine dreckverschmierte Visage im Graben inspiriert nicht, sie stößt ab, weil du im Dreck kriechst in dem sie auch kriechen... warum sollten sie dir folgen, du bist doch einer von ihnen? Wer führen will muss führen können. Und das tust du nicht im Dreck."
    "Eh..." , gab Vala sich ziemlich ausmanövriert, und rekapitulierte was man ihm in der Vergangenheit über das Führungswesen erzählt hatte, was genau das Gegenteil beinhaltete.
    "Jetzt komm raus aus dem Dreck, mach dich fein und tue wenigstens so als wärst du ein erhabener Feldherr. Setz dich auf dein Pferd und komm da nicht wieder runter bis der Krieg vorbei ist. Überlass die Drecksarbeit jenen, die dafür bezahlt werden. Weil du oben auf dem Pferd sitzt und deine Sache richtig machst sind sie unten im Dreck und machen IHRE Sache richtig. Und wenn du deine Sache so richtig richtig machst, werden nicht allzu viele von ihnen unten im Dreck liegen und gar nichts mehr machen." , befahl der Primus Pilus seinen vorgesetzten Offizier aus dem Graben, und beorderte gleich drauf drei Legionäre die gerade mit etwas vollkommen anderem beschäftigt waren in denselben zurück.
    "Achja..." , fügte er noch hinzu bevor Vala mit nachdenklichem Blick von dannen trottete, "Sempronius Blaesius ist mit seiner Ala abmarschfertig und wartet vor unserem Lager.. ich denke da ist ein letztes Wort fällig, oder so."
    "Muss ich den auch inspirieren?" , hakte Vala mit bissigem Tonfall nach.
    "Alle, Junge, alle." , gab der Primus Pilus reichlich trocken zurück und wandte sich daraufhin wieder seinen eigenen Aufgaben zu.

    "Selbstverständlich." , antwortete Vala knapp, da ihm mittlerweile jedwede Lust über Kleinigkeiten zu diskutieren abging. Solcherlei Dinge würde er in Zukunft wahrscheinlich einfach nur abnicken, da sie letztenendes sowieso ständig geändert würden.


    "Von meiner Seite gäbe es dann nichts mehr, Legatus, vielen Dank." , verabschiedete Vala sich selbst aus dem Gespräch und überließ es dem Praefectus der Ala noch etwaige Fragen zu stellen. Mit einem Nicken in Richtung der Kommandeure die sich die Muse nahmen ihn auch nur einen Augenblick anzuschauen verabschiedete sich der Duccius aus der Runde und ging ebenfalls seiner Wege.

    [wrapIMG=left]http://farm4.staticflickr.com/…92536839_a0e0933070_n.jpg[/wrapIMG] Schon bevor die achte Legion als erster größerer Teil der südgermanischen Streitkräfte in Vindonissa eintraf war lange klar gewesen, dass das Castellum der Ala Prima in keinster Art und Weise auch nur einen Bruchteil der Streitkräfte beherbergen würde. Alleine das Praetorium würde den senatorischen Legaten zur Verfügung gestellt werden, der Rest der Legiones würde sich allerdings in einem Lager um das Castellum selbst einnisten.
    In einem neu ausgehobenen Lager, mit dessen Errichtung die Männer der achten Legion begannen nachdem sie eine Castra Aestiva für ihre eigene Legion angelegt und befestigt hatten. Natürlich gingen sie nicht davon aus hier längere Zeit zu campieren, weshalb man es auch beim Aushub von Wallanlagen und der Sicherung durch die mitgebrachten Valli beließ.


    Wenn die zweite Legion mit der Ala II und den anderen Truppenteilen normales Marschtempo halten würde, würde sie in gut sechs Tagen eintreffen, was ihnen bequem viel Zeit gab das Lager vorzubereiten und für die beiden Legionen und die angehängten Truppenteile den notwendigen Nachschub vorzubereiten.
    Die germanischen Söldner hatte man geflissentlich ausquartiert, sie lagerten ostwärts zwischen den Hügeln direkt an der Straße nach Clunia gelegen, etwa eine Stunde zu Fuß entfernt (ein Schelm, der dabei böses dachte). Ausgelagert wurden ebenfalls die Turmae, die losgelöst von der Truppe stetig ihre Positionen wechselten und vor allem die Augen aufhielten.. wirkliche Verteidigungsfunktionen würden den Reitern ohnehin nicht zukommen.


    Wie vom Legaten angefordert kam bald ein kleineres Kontingent einer Cohors Equitata um die gen Westen abziehende Cohors auszugleichen und bezog ihrer Eigenart wegen die leeren Ställe der Ala. Zwei Tage später wartete alles gespannt auf die restlichen Truppen.. auf Nachricht der rechts des Rhenus entlangmarschierenden Truppen aus Inferior... und vor allem auf Nachrichten südlich und östlich der Alpes.


    [SIZE=7]Bildquelle[/SIZE]

    [wrapIMG=left]http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png[/wrapIMG] "POOOOOHOOOOOOOST!!!" , flötete Sirius in schrillem Ton als er unaufgefordert die Tür aufstieß und sich so jedweder Aufmerksamkeit im Raum versicherte.
    Es war nicht nur Vala, der ihn mit offenem Munde anstarrte, mitten im Satz unterbrochen und gerade dabei selbst etwas aus einer Tabula zu notieren, sondern auch die beiden Duumvirn Argentoratums die sich in den Sesseln umwandten und dem Sklaven mit äußert irritierten Blicken entgehensahen.
    "Eh... Entschuldigung." , besann Sirius sich kurzum einer zumindest vorläufigen Vortäuschung guter Manieren, und verfiel daraufhin sofort wieder in die aufgebrachte Kundgebung bahnbrechender Nachrichten, "Hier, ein Bote! Aus Mogontiacum! Das Siegel des Statthalters!"
    Ein weiterer Moment irritierter Stille folgte, bis Vala sich schließlich vernehmlich räusperte und den Sklaven mit einem eindringlichen Blick von dannen schickte. Die Duumvirn waren erneut gekommen um zerknirscht bettelnd und aufrührend forderten um gewisse Zugeständnisse doch noch erreichen zu können bevor die Legionen gen Süden zogen und die Zustände damit fix wurden. Der Brief aus dem Norden verkürzte das Gespräch dann jedoch um ein vielfaches, und als die Duumvirn das Officium mit noch bedröppelteren Blicken verließen.. und Sirius eilends an ihnen vorüberhuschte, um seinem Herrn zu begegnen der mit vorwurfsvollem Blick und auffordernd ausgestreckter Hand auf ihn wartete.
    Das gesiegelte Schreiben wurde übergeben, und Valas Augen bewegten sich nicht lange darüber, was verriet, dass es nicht viel zu lesen gab. Im Gesicht seines Herrn vermochte Sirius auch nicht viel mehr zu lesen als reines Interesse am Inhalt, doch eine Reaktion darüber war nicht festzustellen. Als Vala den Brief schließlich zur Seite legte blickte er eine Weile lang vollkommen nichtssagend ins Leere bekam Sirius das Gefühl die Zeit würde um ihn herum stillstehen. Tat sie aber nicht, denn ein kleiner Vogel krachte gegen das bunte Glas des Fensters und vollbrachte das, wozu Sirius offenbar nicht im Stande war: er ließ seinen Herrn reagieren.
    "Sirius, ruf mir den Stab zusammen... oder ach was... geh rund, und sag ihnen, dass wir morgen früh losmarschieren." , murmelte Vala, als wäre er immernoch nicht ganz da.
    "Dominus?" , hakte Sirius noch einmal nach, weil er irgendwo kaum glauben wollte, was er da hörte.
    "Na, worauf wartest du noch?" , riss Vala sich selbst aus der Lethargie, "Geh los und sag allen bescheid... morgen früh geht es los."
    "Es geht los, Dominus?"
    "Ja, es geht los."

    "So wir uns in Clunia festgesetzt haben und eine Castra für die nachrückenden Legiones angelegt haben, dürfte die fehlende Kavallerie kaum ins Gewicht fallen." , fügte Vala hinzu, immerhin würde es dort bei Feindkontakt wenn dann auf eine Belagerungsschlacht hinauslaufen, und bei einer solchen war Kavallerie außer als Entsatz oder Blockadebrecher vollkommen unbrauchbar. "Ich werde mich allerdings natürlich deiner Weisung beugen, Legatus. Darf ich davon ausgehen, dass sich die equitischen Cohortes in Raetia in den Südwesten nach Clunia verlegen werden um dort auf die achte Legion zu warten?"


    Die Sache mit den Civitates nickte er nur ab, schließlich delegierte der Annaeer hier weiterhin recht präzise unpräzise Aufgaben an Verantwortungsträger. Vala schwante bereits eine Fortsetzung der zähen Verhandlungen aus Aegyptus in Germania. Wobei hier die Bedrohung allemal sehr viel handfester war als in Aegyptus, und das würde auch den Civitates klar sein.

    "Vielen Dank für dein Vertrauen." , fasste Vala das offensichtliche Desinteresse des Annaeers auf sehr höfliche Art und Weise zusammen, bevor er selbst das Ende des Gesprächs einläutete: "Das war nun alles, wenn du mich entschuldigst, Legatus? Es warten offensichtlich noch Aufgaben auf mich."

    "Eh..." , stockte Vala, weil der Legat offensichtlich Vorstellungen hatte, die er so nicht einhalten würde können, "..germanische Söldner sind zumeist eher kleinere Kontingente ohne... Angehörige der... Nobilitas... der Stämme. Pferde können sich, wie im Reich, meist nur jene leisten die genug Mittel für den Unterhalt dieser Fressmaschinen übrig haben. Das aufzustellende Söldnerkontigent würde vor allem aus Speerkämpfern bestehen, vielleicht auch aus dem einen oder anderen mit Schwert und Schild ausgerüsteten niederen Edelmann. Berittene werden dabei eher kaum dabei sein. Wahrscheinlich gar keine."
    Diejenigen, die es sich leisten konnten Pferde zu unterhalten hatten meist einen Ruf zu verlieren der mit Söldnertätigkeiten im Dienste der Römer durchaus leiden konnte. Niederen war das zumeist vollkommen egal, sie hatten ohnehin wenig zu verlieren.