Beiträge von Oda

    Oda verschluckte sich fast als ihr Elfi erzählte was ihr Verlobter für sie geben wollte. „Uff, das meinst du doch nicht im Ernst. So reich kann der doch gar nicht sein. Das gibt es doch gar nicht. Er ist ein Römer? Ohje, wenn du mit ihm gehst werde ich dich wirklich niemals wieder sehen. Ich gönne es dir, da sei sicher.“ Sie lachte Elfi an.
    Sie wusste genau wie sehr sich Elfleda darauf freute endlich verheiratet zu sein, damals als sie heirate freute sich ihre Freundin zwar für sie doch wusste sie auch das sie etwas eifersüchtig war weil sie, die ältere, nicht mal einen Verlobten hatte.
    „ Und gut sieht er auch noch aus. Es hat sich also gelohnt für dich so lange zu warten. Oh Elfi ich freu mich so für dich. Es ist schön verheiratet zu sein. Es gibt so viele schöne Dinge“ sie grinste sie vielsagend an und sogar jetzt huschte eine leichte röte über ihr Gesicht.
    „Wenn er so reicht ist wie du sagt hat er bestimmt eine große Familie und Sippe, du wirst viel zu tun haben. Wie viele Leute hat er und wie viele Unfreie, du musst doch hoffentlich nicht alles allein machen? Wie genau ist das den bei den Römern?“
    Tausend Fragen lagen ihr auf den Lippen, das war alles so neu und spannend. Sie wusste kaum etwas über die Römer und jetzt würde ihre beste Freundin zu ihnen gehen um dort zu heiraten und zu leben.

    Sie schob die Schüssel von sich weg und leckte sich über die Lippen. Die anderen hatten sich zurückgezogen nachdem sie jetzt wussten was passiert war. Die beiden Mädchen, oder sollte man eher sagen jungen Frauen, saßen jetzt allein am Feuer.
    Ich geh nicht mehr zurück, lieber gehe ich allein in den Wald und sterbe da. Wir werden sehen was mein Vater sagt und vor allem dein Onkel.“
    Sie sah ihre Freundin an und langsam kam wieder etwas der alten Spritzigkeit in ihre Augen.
    „Du bist jetzt verlobt? Erzähl mit wem den? Kenn ich ihn? Von welchen Stamm ist er und vor allem wann soll es soweit sein?“


    Sie wollte jetzt nicht darüber reden was die Männer sagen würden wenn sie wieder da sind. Es machte ihr schon etwas Sorgen wegen dem was man nun wieder zurückgeben musste, der Winter war länger als sonst gewesen und jeder hatte darunter gelitten.
    Sie würde schon einen Platz finden und wenn sie zu dem Römern ging und sich dort etwas zu tun suchte. Sie hatte gehört das man da sogar als Frau etwas Geld verdienen könnte. So könnte sie ihrem Stamm alles wieder zurückgeben. Was das genau sein würde wusste sie noch nicht aber das würde sich dann schon zeigen.
    Was sie wusste war das sie endlich wieder zuhause war.

    Oda schniefte und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, ein leichter dunkler Streifen hinterließ der Ärmel auf ihrer Wange.
    Sie beruhigte sich und nickt. „ Ja, eine Suppe wäre genau das richtige.“
    Sie atmete tief aus, eine schwere Last löste sich von ihr. Irgendwie hatte sie das Gefühl jetzt würde alles wieder gut werden.
    „Was machst du eigentlich hier, ich dachte du bist schon längst verheiratet. Hatte dein Vater nicht schon jemandem für dich ausgesucht? Wo sind die Männer eigentlich?“ Etwas unsicher sah sie sich um, war vielleicht schon jemand von der Familie ihres Mannes hier gewesen?
    Sie lies sich von Elfi über den Platz führen und setze sich dann seufzend an einen Tisch. Ihre Füße brannten und bestimmt hatte sie sich auch ein pass Stellen wund gelaufen.
    Eines der kleinen Mädchen stellt ihre eine dampfende Schale vor und sah sie dabei neugierig an.
    „Danke, mhhh riecht das gut.“ Sie pustete und tauchte den Löffel in die dicke Suppe. Mit Heißhunger begann sie zu essen und beachtete gar nicht die vielen neugierigen Gesichter um sich.
    Als sie fertig war sah sie auf und in die Gesichter um sich vor allem in das ihrer alten Freundin die sie genau beobachtet hatte.
    „ Ich bin so froh hier zu sein, das kannst du dir nicht vorstellen. Oh Elfi, Freia hat mich verflucht, meine kleine Tochter sie ist gestorben, einfach so. Sie hat nicht getrunken und ich war so froh als ich endlich schwanger war. Sigried, Gernots Mutter hatte nie ein gutes Wort für mich und hat ständig behauptet mein Vater hätte sie alle betrogen mit mir. Er solle mich endlich verstoßen und den Muntschatz zurück verlangen. Ich konnte ihr nichts recht machen. Es wurde nur noch schlimmer nach dem Tot des Kindes und dann…“ erneut hatte sie Tränen in den Augen, „ …ist vor ein paar Wochen ist auch noch Gernot an einer entzündeten Hand gestorben, ich war meines Lebens nicht mehr sicher. Ich musste einfach herkommen.“
    Es sprudelte alles nur so aus ihr heraus, endlich konnte sie sich alles vom Herzen reden.

    Oda sah schon die Befestigung um das Dorf und fragte sich wer wohl Wache hielt als sie sah wie jemand auf sie zustürmte. Sie war müde und ihre Füße taten ihr weh, hoffentlich gab es nicht zu viel ärger.
    Sie blieb stehen und ihr Gesicht hellte sich auf als sie Eike erkannte.
    „Eike, das gleiche könnte ich dich fragen. Du hast ja kaum einen Bart und darfst schon einen Ger halten?“ lachte sie ihn an. „ Ich bin so froh ein liebes vertrautes Gesicht zu sehen. Seit drei Tagen bin ich unterwegs und seit gestern ist meine Stute auch noch lahm.“
    Der junge Mann lachte tief und nahm ihr den Zügel ab.
    „ Also dein vorlautes Mundwerk ist dir wenigstens nicht verloren gegangen Oda. Ich hatte gehofft nach deiner Hochzeit, dass dein Mann es dir austreibt. Wo steckt er eigentlich, warum lässt er dich allein durch die Wälder streifen? Erzähl, was ist passiert seit ihr überfallen worden, braucht ihr Hilfe?“
    Odas Gesicht wurde traurig und sie wollte gerade ansetzen und erzählen als erneut ihr Name laut gerufen wurde.
    Elfleda? Hier im Dorf, die Götter warne ihr doch noch gnädig. Freudig fing sie ihre Freundin auf, die sie fast umwarf, leicht ins stolpern kam sie doch.
    „ Oh Elfi“ sie herzte und umarmte sie voller Freude und erwiderte die küsse. „ Ich bin so froh dich zu sehen“
    Jetzt konnte Oda nicht mehr, alles was sie solange zurückgehalten hatte stürme auf sie ein. Endlich waren wieder Menschen um sie die sie liebte und sie verstanden. Ihre ganzen unterdrückten Gefühle und ihre treuer um Tochter und Mann lösten sich und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Sie wollte eigentlich nicht so zurückkommen, sie hatte sich immer wieder gesagt. Du bist stark und kommst nicht als heulendes Elend zurück aber jetzt mit Elfi an ihrer Seite konnte sie sich nicht verstellen. Das konnte sie noch nie bei ihrer Freundin.
    „ Sie ist tot, einfach so gestorben“ war alles was sie nur noch weinend hervorbrachte.

    Oda stapfte durch den Wald, ihr Bündel auf den Rücken und das Pferd führte sie am Halfter. Vor Stunden hatte es sich in einem Loch lahm gelaufen und sie wusste genau was es bedeutet wenn ihre Stute jetzt ganz schlapp macht.
    Sie sah zum Himmel und der Sonne, langsam ging sie unter und Oda hoffte von ganzem Herzen das sie es noch vor der Dunkelheit ins Dorf schaffen würde.
    Viel Trauer und Ärgernisse lagen hinter Ihr und Ihr einziger Wunsch war zurück zu ihrer Sippe.
    Kurz vor dem Winter war Ihre langersehnte Tochter auf die Welt gekommen. Beide, Sie und das Kind, hatten sich zwei Tage gequält und mehr als einmal hatte Oda zu den Göttern mehr geflucht als gebetet dem ganzen endlich ein Ende zu machen. Gernot, ihr Mann, war irgendwann irgendwo verschwunden und nur noch die Frauen seiner Familie standen ihr bei. Wobei beistehen, darunter verstand sie etwas ganz anderes als das was sie erlebt hatte. Kein aufmunterndes Wort, kaum mal eine Hand die sie unterstütze und hielt.
    Es war tiefe Nacht als ihre Tochter endlich das Licht der Welt erblickte. Oda war viel zu erschöpft um sich wirklich zu freuen und das Kind liebevoll in den Arm zu nehmen. Die Kleine rutschte ihr ständig aus dem Arm bis eine der Frauen ihr das Kind abnahm und wegtrug, Oda wollte noch protestieren doch auch das brachte sie vor Erschöpfung nicht mehr fertig.
    Fast eine Nacht und einen Tag hatte sie geschlafen. Talklichter brannten und sie war in warme Decken gehüllt als Oda aufwachte. Bei ihrer Frage nach ihrem Kind verzogen die Frauen ihre Gesichter, doch brachten sie ihr das Würmchen.
    Ihre süße kleine Tochter, roter Flaum schaute aus den Tüchern die eng um das Kind gewickelt waren. Die kleine weinte und quengelte leise und schwach und auch sonst war das Kind fast schon apathisch.
    „ Was ist mit Ihr? Warum weint sie und ist so schwach? Was ist mit meinem Kind?“ voller Angst sah sie die Frauen an. „ Sie will nicht trinken, jedes Mal spuckt sie alles wieder aus“
    Gudula die alte Kräuterfrau sah Oda mitleidig an. „Versuch du es, vielleicht nimmt sie es von dir und kann es auch behalten“ sie legte Oda das Kind an die Brust und wirklich begann das Mädchen zu saugen und zu trinken. Oda sah auf ihre Tochter und ihr Herz machte einen Sprung. „ Ja meine Kleine so ist es gut, nur weiter so du schafts das schon.“ Doch da kam alles was das Kind getrunken hatte in einem Schwall wieder raus. Oda sah mit Entsetzen auf das ganze und dann zu Gunna die nur traurig den Kopf schüttelte.
    Keine drei Tage wurde ihre Tochter alt.
    Siegrid, Gernots Mutter, hatte schon vorher kaum ein gutes Wort für sie, schon weil es so lange gedauert hatte bis sie endlich schwanger war, doch jetzt wurde es nur noch schlimmer.


    Im Winter dann schlug sich auch noch Gernot einen Holzsplitter in die Hand. Zuerst sah es noch harmlos aus doch dann kam die Hitze erst in die Hand, dann in den Arm, er schrie vor Schmerzen und verbog sich als ob er ein frischer Bogen sei. Schließlich, nach vielen schweren Nächten, war auch ihr Mann tot.
    Siegrid fauchte und wetterte. Sie, Oda hätte das Unglück über die Familie gebracht und Sie sei an allem Schuld. Am Wetter, der Ernte die nass geworden war und sogar am Aufstand.
    Dann vor drei Tagen hatte Oda in der Nacht ihr Bündel gepackt und sich aus dem Weiler geschlichen. Sie war nicht mehr sicher gewesen ob sie nicht eines Morgens nicht mehr aufwachen würde und lieber würde sie auf dem Weg in das Dorf Rodewinis, aus dem sie stammte und ihr Vater eine Gefolgsmann Rodewinis war, umkommen als auf dem Strohlager ihrer Schwiegermutter.
    Doch sie hatte es geschafft, dort war die Senke und der hole Baum in dem sie früher ihre Geheimnisse und Schätze aufbewahrt hatte. Wer den wohl heute benutzte? Elfleda vielleicht? Nie Erlfleda bestimmt nicht, die war bestimmt schon lange mit einem anderen Stammes Fürsten verheiratet und scharrte einen Haufen Kinder um sich. Oda wäre froh gewesen ihre Freundin und Gefährtin vieler kleiner und großer Streiche wieder zu sehen aber dieses Glück hatte sie bestimmt nicht. Sie musste Frohsein wen man sie wieder aufnahm in der Sippe.
    Oda blieb stehen und überlegte ob sie in dem Baum nachsehen sollte. Ein paar Geheimnisse zu wissen konnte nie schaden.
    Sie schüttelte energisch den Kopf, sie war kein kleines Mädchen mehr sondern eine junge Frau und das gehörte sich einfach nicht. Mit ihren 17 Jahren war sie für so was viel zu alt.


    Oda drückte den Rücken durch und machte sich auf zum letzen Stück
    Weg zurück nach hause.

    Salve und Heilsa,


    ich würde gerne das Römische Reich betreten dürfen.


    Name : Oda
    Stand: Peregrinus
    Ort: Germania Superior / Mogontiacum