Die Kinderaugen des Jungen begannen zu leuchten, als Catu ihn lobte. Die freundliche Ansprache des Erwachsenen waren wie Balsam fuer den Jungen. Seit er mit seiner Mutter in der Taberna lebte, hatte diese noch weniger fuer ihn Zeit. Eigentlich blieb ihnen nur der Abend, bevor Diarmuid zu Bett ging. Dann war seine Mutter oftmals so muede, dass ihr einfach die Augen zu fielen und sie noch vor dem Jungen einschlief.
Aber Catu hier nahm sich meistens Zeit fuer ihn. Es war auch ganz anders mit ihm, als mit seiner Mutter. Diarmuid hatte in Gegenwart des erwachsenen Mannes das Gefuehl, ernst genommen zu werden und nicht wie ein kleiner Junge behandelt zu werden, was er ja zweifellos noch war. Da der Junge niemals einen Vater gehabt hatte, war ihm auch nicht bewusst, was ihm fehlte. Drum war die Beziehung zu Catu eine ganz besondere, die er sehr schaetzte.
"Weiß nicht. Was soll ich denn mit der machen?" Diarmuid zuckte mit den Schultern, bis sich sein Gesicht vor Abscheu verzog. "Igitt! Essen? Das geht doch nicht! Die kann man doch nicht essen!"
Diarmuid nahm alles fuer bare Muenze, was man ihm sagte. Aber eine Eidechse essen, das ging doch nicht, oder?
Beiträge von Caius Flavianus Aquilius
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Mein lieber Schwan! Genau das denke ich, als er anfaengt, sein ganzes Arsenal an Spielzeugen aufzuzaehlen, die er besitzt.
"Boa!" kommt es vor lauter Staunen aus meinem Mund und sonst gar nichts. Mein Mund geht gar nicht mehr zu. Ich sehe so bestimmt ganz schoen bescheuert aus. Dabei frage ich mich, natuerlich nur im Stillen und nicht laut, wozu braucht ein einziger Junge allein so viel Spielzeug!
"Und wer spielt dann mit dir?" frage ich unverbluemt, denn das ist das naheliegenste, was mir dazu einfaellt. Einen Berg Spielzeug zu besitzen macht doch nur Sinn, wenn man auch den oder die passenden Spielgefaehrten vorweisen kann. Ich habe Lucius und wenn der nicht kann, dann frage ich eben Timon oder warte bis Nico raus kommen darf. Aber am allerbesten ist es, wenn wir zusammen spielen.
"Sag mal, dein Schwert, ist das ein echtes? Oder ist es auch nur aus Holz, so wie meines?" Schade, ich habe mein Schwert zu Hause gelassen. Dann koennte ich es ihm zeigen. Es ist ein echtes Uni aeh dings aehm Unikat, hat Catu gesagt. Sonst hat keiner ein solches Schwert, weil er nur mir eines gemacht hat. Das naechste mal bringe ich es mit, falls es ein naechstes mal gibt.
Ich haette ja schon grosse Lust, seine Spielsachen einmal zu sehen, alleine schon deshalb, um festzustellen, ob er mir nicht nur einen Baeren aufbindet.
"Bist du eigentlich immer nur hier in deinem Garten und in deinem Haus oder gehst du auch manchmal raus und spielst auf der Strasse?" Das waere echt toll, denn dann koennte ich auch einmal Lucius mitbringen. Der Garten ist zwar riesengross, aber irgendwann stoesst man auch da an seine Grenzen. -
Den Scherz mit dem Maximus findet er offenbar nicht so toll. Na wenn schon! Besonders originell war ja meine Frage auch nicht gewesen. Wahrscheinlich fragt ihn jeder das gleiche, wenn er sich vorstellt. Mir würde das dann auch ganz schön auf den Keks gehen.
Aber Mimimus ist auch in anderer Beziehung ganz schön seltsam. Mit dem Begriff Freunde kann er auch nicht besonders viel anfangen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Leute gibt, die gar keine Freunde haben. Irgendeinen muss es doch geben!
"Na ja, Freunde zum spielen. Du hast doch welche. Oder? Ich habe ganz schön viele und vier davon sind meine besten Freunde: Lucius, Timon, Nico und Mirjam. Die wohnen alle in meiner Straße und wir spielen fast jeden Tag zusammen. Und Lucius ist der allerbeste meiner besten Freunde. Wir sind wie Pech und Schwefel. Schade, dass er nicht mein Bruder ist. Mirjam ist meineallerbeste Freundin. Wenn ich groß bin, werde ich sie irgendwann mal heiraten und dann werden wir zehn Kinder kriegen. Mindestens!" Minimus entgegnet mir mit einem Ablenkungsmanöver, das mein besonderes Interesse weckt. Er spielt viel lieber drinnen weil es da noch mehr Spielzeug gibt.
"Echt? Du hast noch mehr als dieses Holzding?" Ich erblasse fast vor Bewunderung und auch ein wenig vor Neid. Ich habe nicht besonders viel Spielzeug. Ein Ball, der aber schon so gut wie kaputt ist, ein Holzschwert, das mir Catu geschnitzt hat und eine alte Puppe, die mir Mama gemacht hat, als ich noch klein war. Aber mit der Puppe spiele ich natürlich nicht mehr! Ich bin ja kein Mädchen!
Mich interessiert natürlich auch noch brennend, wie es in den Zimmern dieses großen Hauses aussieht. So wahnsinnig viel habe ich ja davon noch nicht gesehen. -
Sim-Off: Zu diesem Zeitpunkt ist Diarmuid etwa2- 2 1/2 Jahre alt!
Diarmuid hatte sich schon ganz gut in dem neuen Haus, in dem seine Mutter arbeitete und er mit ihr nun auch wohnte, eingelebt. Jeden Tag gab es Neues zu entdecken und Diarmuids Entdeckerdrang war unersättlich. Mit dem Mann, der vor einiger Zeit in die Taberna gekommen war, hatte er sich angefreundet. Er war ganz stolz, einen so großen und starken Freund zu haben. Der kleine Diarmuid mochte die Zeit, wenn Catubodus auf ihn aufpasste. Und auch Diarmuids Mutter war dann wesentlich entspannter, wenn sie sich um den Kleinen keine Sorgen machen musste. Er schien den Jungen zu verstehen und behandelte ihn nicht, wie ein Kleinkind, was er ja auf jeden Fall noch war. Diarmuid begann diese neue Umgebung als seine neue Welt zu lieben, so als hätte er niemals an einem anderen Ort gelebt. Seine spärlichen Erinnerungen, die er noch an die Villa hatte, verblassten allmählich.
Diarmuid hatte auch einige gleichaltrigen Freunde gefunden, bei der Frau, die gelegentlich auf ihn aufpasste. Aber am liebsten war er mit seinem großen Freund zusammen. Immer wenn er ihn gegen Abend abholte, war seine Freude groß. Genauso wie an diesem Abend. Zusammen gingen sie zur Taberna zurück. Catubodus arbeitete dort mittlerweile als Ordnungshüter. Mit seinem Met in der Hand postierte er sich an der Tür. Wie fast jeden Abend, belagerte der Kleine ihn.
"Hab heut viel gespielt. Und guck mal, ich hab was!" , beantwortete er Catubodus Frage. Diarmuid grinste frech und zog etwas aus seinem Täschchen, dass er immer dabei hatte. In der kleinen Kinderfaust schien etwas Lebendiges gefangen zu sein. Vorsichtig öffnete er seine Faust ein wenig. Etwas flinkes Türkisfarbenes kam zum Vorschein. "Guck mal, hab ich selbst gefangen." Es war eine kleine Eidechse. Mit viel Glück hatte er es geschafft, die kleine Echse zu fangen. Nun blickte er Catubodus erwartungsvoll an. -
Leise schmatzend betrachte ich mir den Knirps und stelle ganz schnell fest, er ist gar keiner. Kein Knirps! Der Junge ist mindestens genauso groß, wie ich, vielleicht sogar ein kleines Stück größer. Sein Haar ist braun, etwas heller wie Mamas Haar und auch seine Augen sind braun, wie meine. Mir kommt es so vor, als fürchtet er sich vor etwas. Oder ist er einfach nur schüchtern?
Es kostet ihn einiges an Überwindung, mit seinem Namen herauszurücken. Endlich stellt er sich vor. Minimus! Beinahe verschlucke ich mich an der letzten Kirsche, die eben noch in einem Mund war. Lustig, wirklich lustig! "Minimus, aha! Und, gibt´s auch einen Maximus?", frage ich. Dabei schaffe ich es natürlich nicht, nicht frech zu grinsen.
Minimus streckt seine Hand nach den Kirschen aus. Selbstverständlich gebe ich ihm welche ab. Schließlich ist das ja sein Garten und folglich auch seine Kirschen. "Schmecken echt lecker! Das sind die besten Kirschen, die ich bisher gegessen habe!" Das ist allerdings auch keine große Überraschung, denn Kirschen gibt es ganz selten bei uns zu Hause. Die sind einfach zu teuer.
"Wirklich toller Garten! Da hast du ganz schön viel Platz zum Spielen, du und deine Freunde." Ich wüsste natürlich genau, was ich mit meinen Freunden hier spielen würde. Lucius würde Augen machen und Mirjam würde ich jeden Tag einen Blumenstrauß pflücken. -
Noch eine ganze Weile sehe ich dem Kleinen dort unten zu, obschon er nur ungleich kleiner ist, als ich selbst. Dabei wächst der Wunsch, mit dem Jungen zu spielen. Auf die Dauer wird es langweilig, nur im Blätterdachherum zu sitzen. Nicht nur wegen dem komischen Holztier zieht es mich hinunter zu ihm, obwohl ich dann meinen Schutz aufgebe. Ich möchte aber auch Klarheit gewinnen, über dieses Haus und die Menschen, die darin wohnen und was Mama hier immer wieder herzieht.
Er hat sich erschreckt und fragt sich, woher die Stimme stammt, die zu ihm spricht. Endlich riskiert er einen Blick zu mir hinauf. Die Dichte der Blätter verhindert aber, dass er mich sieht. Die letzten Zweifel schwinden. Vorsichtig suche ich mir einen Weg nach unten, nehme mir vorher aber noch einige Kirschen mit, deren doppelte Stiele ich mir hinter meine beiden Ohren klemme. Damit sehe ich bestimmt bezaubernd aus, wie ein Mädchen. So wie Mirjam. Genauso wie ich hinauf gekommen bin, komme ich auch wieder herunter.
"Hier bin ich!", verkünde ich grinsend. Der Junge steckt in feinen Kleidern. So was Feines gibt es da, wo ich herkomme, gar nicht. Wahrscheinlich ist er nicht viel älter als ich. "Ich bin Diarmuid. Und wer bist du?"
Dann hole ich die Kirschen hinter meinen Ohren hervor und halte ihm welche hin. "Hier willst du welche? Die schmckn gut!", erkläre ich ihm, während ich eine in meinem Mund verschwinden lasse. -
Zweifellos ist das der beste Platz des ganzen Gartens, den ich mir ergattert habe. Von hier aus kann man alles prima überblicken. Ich bin gewarnt, wenn der Sklave mit der komischen Aussprache wieder zurückkommt und ich bin auch über alles im Bilde, was sich sonst noch tut im Garten. Ganz besonders gilt natürlich mein Interesse diesem Knirps unter mir, der auf so rührende Weise mit seinem Holztier spielt und noch gar nicht gemerkt hat, dass er längst nicht mehr alleine ist.
Ich habe ihm einen Mordsschrecken eingejagt, als ich mich dazu entschlossen habe, mitzuspielen. Er glaubt doch allen Ernstes, es sei sein Tier gewesen, was da gesprochen hat. Aus Furcht wirft er es von sich, überzeugt sich aber nach einer Weile, ob dem tatsächlich so ist, wie er glaubt.
Ich verfolge alles mit, oben im Baum und ich könnte schreien vor Lachen. Aber soweit lasse ich es natürlich nicht kommen, denn dann könnte ich auch gleich freiwillig zum Ausgang gehen. Ich überlege mir lange, was ich denn machen könnte. Soll ich ihn weiter im Unklaren lassen und ihn glauben lassen, dass es sein Tier aus Holz ist, das zu ihm gesprochen hat oder soll ich mich doch lieber zu erkennen geben?
Ich entscheide mich für das letztere, denn wenn ich ehrlich bin, würde ich es auch nicht mögen, wenn sich einer auf meine Kosten lustig machen würde.
"He du da unten! Das war nicht dein komisches Tier. Das war ich! Ich bin hier oben. Im Baum. Siehst du mich?" Vom Zweig neben mir reiße ich einige Blätter ab und lasse sie langsam nach unten segeln. Außerdem zupfe ich noch die Kirschen ab. Die sind besonders rot.
"Magst du Kirschen?" rufe ich. "Hier oben gibt´s welche. Der ganze Baum ist voll davon!" -
Man kann schon sagen, ich habe es gut getroffen, mit meinem Baum. Es ist nämlich ein Kirschbaum, der voll hängt, mit reifen süßen Früchten. Ich muss nur meine Hand danach ausstrecken. Das tue ich auch und nicht zu knapp. Mhhhm, sind die lecker!
Während ich schmatzend und kauend im Baum sitze, sehe ich auch auf einmal wieder den Sklaven. Von hier oben ist er gar nicht mehr so riesig.
Er hat doch tatsächlich etwas gefunden! Nicht nur einen Ball, gleich drei auf einmal! Dann brauche ich mir gar keine Gedanken mehr darüber zu machen, wenn er mich hier oben erwischen sollte. Ich könnte mir sogar einen Ball aussuchen und behaupten, es wäre meiner. Natürlich würde ich mir den besten aussuchen. Später! Jetzt nicht. Jetzt klaue ich mir erst noch einige Kirschen. Der Sklave kann mich ruhig noch weiter suchen. Hier oben bin ich ja gut versteckt. Nur dem aufmerksamen Beobachter wird auffallen, wie in regelmäßigen Abständen Kirschkerne zu Boden fallen, die fein säuberlich von ihrem Fruchtfleisch befreit wurden.
Komisch, gibt es hier denn keine Kinder in diesem Garten? Der ist doch riesengroß! Da könnte locker eine ganze Horde Kinder drin spielen. Meine Freunde würden Augen machen, wenn sie das sehen könnten.Plötzlich kommt jemand und setzt sich unter meinen Baum ins Gras. Gerade noch rechtzeitig behalte ich den Kirschkern im Mund, den ich eigentlich ausspucken wollte. Vor Schreck verschlucke ich ihn sogar.
Das ist ein Junge, der dort unter mir sitzt. Er hat ein Spielzeug dabei, ein Tier aus Holz und er redet mit ihm. Ich würde ja schon gerne fragen, ob ich mitspielen darf. Andererseits ist dann meine Tarnung pfutsch! Was soll ich bloß machen?
Unterdessen greife ich noch zu einigen Kirschen und lasse sie alle auf einmal in meinem Mund verschwinden. Zurück bleiben nur drei oder vier Kerne, die ich auf einmal ausspucke. Natürlich passe ich auf, dass der Junge nicht getroffen wird. Wenigstens aber könnte er auf mich aufmerksam werden. Aber er ist zu vertieft in sein Spiel.
Doch dann kommt mir die zündende Idee: Ich spiele einfach mit!
Aus der dichten Baumkrone ist plötzlich eine tiefe geisterhafte Stimme hören. "Ahhhh! Ich rieche Menschenfleisch!" -
Kinderjammer schindet bei den Großen doch immer wieder einen gehörigen Eindruck. So auch hier. Der Riese lässt sofort erschrocken von mir ab. Ich habe ihm ein ordentliches schlechtes Gewissen damit eingeflößt, welches sein Misstrauen auf ein Minimum schmelzen lässt. Das ist auch gut so, denn jetzt geht er auch ganz bedenkenlos auf meinen Vorschlag ein. Aber es kommt noch besser! Pflichtbewusst, wie er nun mal ist, stürzt er sich sofort auf die Suche nach meinem Ball und lässt mich alleine sehen. Sein Ermahnen, ich solle mich nicht von der Stelle rühren, kommt nur pro forma und hat keinerlei Bedeutung für mich.
Er ist bereits außer Sichtweite, hat sich irgendwo an der Mauer in ein Gestrüpp begeben und sucht nun. Nur finden wird er nichts! Armer braver Sklave! Zum Glück weiß Mama von alldem nichts. Sie würde mir gehörig die Leviten lesen und ich bekäme mindestens eine Woche Hausarrest. Aber Mama ist weit weg und ich auch gleich. Bevor der Sklave wieder zurückkommt, bin ich auch schon weg.Ich begebe mich in die entgegengesetzte Richtung und durchstöbere den Garten. Unglaublich, wie groß der ist! Mächtige Bäume, die nicht erst seit gestern dort stehen und duftende Blumen in allen möglichen Farben gibt es. Ausgerechnet die Blumen, die am besten duften, haben gefährliche Dornen, an denen man sich ganz leicht stechen kann. Ich würde ja Mama gerne einen Strauß davon mitbringen. Aber ich schätze, das würde auffallen.
Außerdem stehen da so komische Statuen von Leuten herum. Manche haben überhaupt nichts anzuziehen. Ich habe aber keine Zeit, um rot zu werden. Besser sollte ich mich jetzt nach einem guten Versteck umschauen. Denn eines ist sicher, der Sklave kommt bestimmt zurück und sucht mich. Wenn er erst mal herausgefunden hat, dass ich ihn zum Narren gehalten habe...
Spontan entschließe ich mich dazu, auf einen Baum zu klettern. Von dort oben habe ich eine gute Sicht auf den Garten und da Haus. Ich kann den Sklaven kommen sehen, aber er nicht mich. Denn das dichte, grüne Blätterwerk schützt mich vor ungebetenen Blicken.
Und tatsächlich, von oben hat man eine vorzügliche Sicht auf alles. Jetzt sehe ich, wie groß der Garten wirklich ist. Und das Haus erst! Doch eines frage ich mich: Warum bleibt Mama immer vor dem Haus stehen, wenn wir hier vorbei kommen? -
Der Riese mit der komischen Aussprache geht voran, während er mich hinter sich herzieht. Um sicher zu gehen, dass ich keine Dummheiten mache, nimmt er mich beider Hand, so wie Mama das immer tut. Ich finde das ja ganz schön daneben, weil ich mir dann immer wie ein Kind vorkomme. Jetzt geht es mir nichtanders.
Der Riese aber zerquetscht mir beinahe mein zartes Händchen mit seiner riesen Pranke. Dannfragt er nach dem Ball. Wohet soll ich das denn wissen! Es gibt doch gar keinen Ball. Aber das weiß er ja nicht.
Ich zucke unschuldig mit den Schultern und schau ihn mit meinem treudoofen Dackelblick an.
"Weiß nicht, wo er hingefallen ist. Von draußen sah das alles ganz anders aus." Donnerwetter! Ich bin richtig gut im Lügen. Jetzt muss ich mir nur noch etwas einfallen lassen, wie ich den Riesen abschütteln kann.
"Auaaa! Du tust mir weh!" Meine arme Hand ist fast nur noch Brei! Aber einer wie ich jammert nicht lange.
"Was meinst du, du schaust da nach und ich gucke da vorne mal." -
Sim-Off: Ja, aber doch nicht walisisch!
Der Riese scheint Mamas Sprache zu verstehen. Man kann es ihm ansehen. Seine Augen gehen ihm richtig über. Er freut sich richtig. Was allerdings dann wie ein Wasserfall aus seinem Mund schießt, hört sich im ersten Moment etwas komisch an, doch bei genauerem Hinhören entpuppen sich die seltsamen Worte als eine Sprache, die Mamas Sprache ein wenig ähnelt. Einiges kann ich sogar verstehen. Allerdings wenn der Mann zu schnell redet, verliere ich den Faden. "Ceilteach?"*, frage ich erstaunt. Ich weiß nicht, ob das keltisch ist. Ist Mama Keltin? "Meine Mutter redet so. Is Éireannach í.** Aber ich bin von hier.“ Ich habe ja überhaupt keine Ahnung, wie recht ich da habe! Artomaglos heißt er und er will mit mir in den Garten gehen! Ja! Ich hab es geschafft! Ich nicke eifrig. "Smaoineamh maith atá ann! ***Komm lass uns gleich gehen, meine Mutter wartet bestimmt schon auf mich!" Das ist natürlich nur ein Vorwand. Artomaglos scheint nicht der Hellste zu sein. Vielleicht gelingt es mir, ihn abzuschüteln, damit ich mir in Ruhe das Haus und den Garten anschauen kann.
* keltisch
** Sie ist irisch.
*** Dasi st eine gute Idee -
Sim-Off: Sry, das muß einfach am Akzent liegen! Genau, bediene dich einer ordentlichen keltischen Sprache, damit halb Europa dich ansatzweise verstehen kann!
Komisch, je länger ich dem Riesen zuhöre, desto mehr dringen die seltsamen Worte in mein Verständnis ein. Seine Sprache hat unerwarteter weise etwas mit Latein gemein. Vielleicht ist das einer aus dem Norden. Lucius hat mal gesagt, sein Onkel spricht so komisch, weil er aus dem Norden kommt. Ich kenne niemand, der von da kommt. Außer vielleicht Mama. Sie hat mir mal erzählt, sie komme von einer Insel im Nordwesten. Da sprechen die Leute aber nicht so wie der! Ich weiß das, denn ich kann auch Mamas Sprache sprechen. Zu Hause sprechen wir fast nur so. Nur wenn ich etwas ausgefressen habe, dann spricht sie mit mir Latein.
Der Riese redet weiter auf mich ein. Wenn ich mich nicht irre, erzählt er mir etwas vom Kaiser! Auweia, der Kaiser! Mir wird auf einmal ganz schwindlig! Hätte ich doch bloß… wäre ich doch nur… so was dummes, jetzt schließt der andere nette Mann, der mich rein gelassen hat, die Tür. Ich bin eingesperrt und sitze in der Falle. Mir wird Angst und Bang, aber einer wie ich fängt doch nicht gleich mit heulen an!
Da passiert das unerwartete! Der Riese redet auf einmal ganz anders, so dass ich ihn sogar verstehen kann. Na, geht doch! Der spricht so ähnlich, wie Mama.
"Cad é atá tú a rá or a mhaíomh?"* frage ich, weil ich wissen will, weshalb er irgendwas nicht glauben will. Der Riese wirkt auf einmal sehr niedergeschlagen, ja fast traurig. Ob er wegen mir traurig ist? Er seufzt und fragt mich nach meinem Namen. Dabei spricht er wieder diesen seltsamen Akzent.
"Diarmuid atá orm"**, antworte ich kurz und grinse frech.
Hoffentlich schmeißt er mich jetzt nicht raus, oder besser doch?* Was meinst du?
** Mein Name ist Diarmuid. -
Irgendwie Klasse, wenn man Klein ist und niedlich aussieht! Dann kann man die Großen wunderbar um die Finger wickeln. Ein wenig treu doof geguckt, und schon schmelzen die steinernen Herzen der härtesten Kerle dahin! Bei dem Mann, der erst so mürrisch geguckt hat, klappt das auch.
"Logisch! Ich schweige, wie ein Grab! Ehrenwort!" sage ich großzügig, doch da hat er noch nicht meinen Begleiter erwähnt, der mit mir in den Garten soll. "Äh.." fällt mir da nur ein. Mist, denke ich. Ich sage es nicht laut, denn Mama mag es nicht, wenn ich sowas laut sage. Sie sagt immer, damit würde ich noch früh genug anfangen. Ich habe nicht verstanden, wiesie das meint. Da hilft es auch nicht, dass mich der Mann als junger Herr bezeichnet.
Dann muss ich heftig schlucken, als mein Begleiter auftaucht. Ein baumhoher Kerl ist das! Ob der kleine Jungen frisst? Ich habe richtig Bammel und würde am liebsten den Rückzug antreten. Wäre doch nur Lucius hier, dem würde jetzt das Richtige einfallen.
Der Riese sieht nicht nur zum fürchten aus, auch das, was aus seinem Mund kommt, hört sich furchterregend an. Ich bezweifle, dass dies ein Mensch ist. Ganz spontan fällt mir eine Geschichte ein, die Mama mir schon einmal erzählt hat. Da geht es auch um einen Riesen, der Steine ins Meer wirft um sich damit einen Steg zum anderen Ufer bauen zu können. Ob es Fionn mac Cumhaill bis nach Rom geschafft hat? Nein, glaube ich nicht! Das muss ein anderer Riese sein!
Dann packt er mich an meinem Arm. Wenn ich eine Heulsuse wie Timon wäre, dann würde ich jetzt schreien wie ein Mädchen. So stoße ich nur einen stummen Schrei aus. Der Riese fragt mich was in seiner seltsamen Sprache, die nichts gemein hat, mit dem, was ich je gehört habe. Mit meinen großen Augen, einem weit offen stehenden Mund, sehe ich ihn nur unverständlich an und zucke mit den Schultern. -
Nichts tut sich. Vorerst nichts. Aber dann geht doch die Tür auf. Ein großer hagerer Mann mit mürrischem Blick sieht auf mich herab. Ein wenig eingeschüchtert und mit offenem Mund bleibe ich wie angewurzelt stehen. Jetzt redet er mit mir. Das, was er sagt klingt freundlich. Es passt gar nicht zu seinem Gesichtsausdruck.
Der Mann nennt mich Kleiner. Ich bin nicht klein! Ich bin sogar ein kleines Stück größer als Timon und der ist fast ein Jahr älter als ich.
"Äh." So was Dummes! Wo ist nur meine große Klappe geblieben? Kein Wort bekomme ich heraus, außer ÄH! Wenn doch nur Lucius bei mir wäre! Der wüsste jetzt, was ich sagen soll.
Ich will in das Haus! Aber es wäre ganz schön unklug, einfach mit der Sprache herauszurücken. So weit geht seine Freundlichkeit bestimmt nicht! Aber das mit dem Ball klingt gut! Ich habe zwar gar keinen Ball, aber das weiß ja niemand.
"Ja, äh... mein Ball! Der ist mir beim äh… Spielen über die Mauer geflogen." Wenn Mama das wüsste, wie gut ich lügen kann! Mama findet das gar nicht gut, wenn ich Lügengeschichten erzähle. Aber das hier ist eine Notlüge und dann ist das ja auch erlaubt, glaube ich. Sonst komme ich bestimmt nicht in das Haus. Ich habe natürlich auch meine Steinschleuder dabei. Wenn der Mann mich nicht rein lässt, dann beschieße ich ihn solange mit Steinen, bis er es sich anders überlegt. -
Eigentlich funktioniert das ja ganz einfach! Verschlossene Türen lassen sich öffnen, indem man einfach anklopft. Ich weiß natürlich nicht, wer oder was mich hinter dieser Tür erwartet. Vielleicht ein böser Hund, der jedem ins Bein beißt, den er nicht kennt, oder einer von den Türsklaven, die es in den großen Häusern immer gibt. Vielleicht ist aber auch gar keiner zu Hause und niemand öffnet mir. Das finde ich am besten raus, indem ich einfach klopfe.
Erst klopfe ich ganz zaghaft. Nichts passiert. Nicht mal der böse Hund bellt, so es einen solchen überhaupt gibt. Das hat bestimmt niemand gehört! Ich klopfe noch mal. Diesmal viel lauter und fester. -
Nach einer sinnvollen Beschäftigung suchend, sehe ich mich noch mal um, bevor ich dann schließlich die Straße hinunter schlendere, vorbei am Haus des Korbmachers, dort wo vorher Nico hinein gegangen ist. Ich komme an Timon und Mirjams Haus vorbei und bleibe kurz stehen. Nein, niemand ruft nach mir, ich soll doch mal rein kommen. Ich gehe weiter. Dann bin ich am Ende unserer Straße angekommen. Mama sagt immer, bis hier hin und nicht weiter! Jedenfalls soll ich nicht ohne einen Erwachsenen weiter gehen. Ich war natürlich schon mal woanders. Zusammen mit Mama. Wenn sie nicht arbeiten muss, dann geht sie manchmal mit mir spazieren. Dann zeigt sie mir, in was für einer tollen Stadt ich lebe und was es für schöne Häuser hier gibt. Ich wäre ja schon mal gerne in eines dieser Häuser gegangen, aber Mama sagt, da kann man nicht einfach so rein spazieren, wie man will. Da wohnen fremde Leute, manchmal sogar richtig reiche Leute. Das weiß ich natürlich, dass ich da nicht einfach so rein gehen kann. Aber tun würde ich es schon gerne einmal. Oft geht Mama zu einem bestimmten Haus. Dann bleibt sie meistens mit mir davor stehen und sagt kein Wort. Wenn ich sie frage, wer da wohnt, sagt sie immer, niemand den du kennst! Das sagt sie immer so. dass ich ihr das gar nicht glauben will und wenn ich dann noch mal nachfrage, dann antwortet sie nicht. Sie guckt dann manchmal traurig. Aber warum sie traurig ist, verrät sie mir nicht.
Ich weiß, wie man zu dem Haus kommt. Ich habe mir ganz genau den Weg gemerkt. Es ist gar nicht so arg weit weg. Vielleicht könnte ich ja einfach mal dahin laufen, nur ganz schnell und wenn Mama mich dann ruft, bin ich längst wieder zurück.
Ich zögere noch einen Moment und überlege mir, was ich machen soll. Eigentlich hat sie es mir ja verboten, unsere Straße zu verlassen. Aber sie wird es bestimmt nicht merken, wenn ich weg bin. Außerdem bin ich ja ganz schnell wieder zurück.
Endlich habe ich mich dazu durchgerungen, los zu laufen. Bevor ich wie ein Blitz losflitze, schaue ich mich noch einmal um, ob mich nicht jemand beobachtet. Aber da ist keiner. Die sind alle beim Essen.Ich weiß genau, wo es lang geht, wann ich wo abbiegen muss. Einige markante Häuser habe ich mir gemerkt und erkenne sie jetzt auch gleich wieder. Darin bin ich wirklich gut. Ich verirre mich nicht so leicht! Schade, dass mein Freund nicht dabei ist. Lucius würde das bestimmt auch ganz spannend finden.
Da ist es endlich, das große Haus, vor dem Mama immer stehen bleibt. Ich würde ja zu gerne rein gehen, aber dir Tür ist verschlossen. An das Haus grenzt eine hohe Mauer. Zu hoch für mich, um drüber zu klettern. Ich muss mir was anderes einfallen lassen! -
"Feuer!" schreit Feldherr Lucius, und kurze Zeit später, prasseln abertausende von gewaltigen Felsbrocken auf die Verteidigungsanlagen des Feindes nieder. Dem hält die Mauer nicht stand, sie bricht vor den Augen ihrer sichtlich geschockten Verteidiger ineinander zusammen. Nun hält Lucius nichts mehr! "Vae victis", schreit er und stürzt sich zwischen die durchbrochenen Linien. Er macht alles und jeden nieder der sich ihm entgegen stellt. Demoralisiert ergeben sich die Feinde. Vorneweg Timon, genannt der Schreckliche, gefolgt von seinem treuen Freund Nicocles, den alle nur Nico nennen. Triumphierend zieht nun der Imperator höchstpersönlich in die besiegte Stadt ein und lässt sich von den Besiegten huldigen. Auf ihn wartet noch eine besondere Überraschung, nämlich ein Kuss von der schönen Prinzessin Mirjam. Doch ehe es so weit kommt, wird die Szene jäh vom gut gemeinten Ruf einer Mutter gestört. "Timon, Mirjam, Essen ist fertig!"
"Och!", rufe ich enttäuscht. Wieder nichts! "Tut mir leid, Diarmuid. Vielleicht nächstes Mal.", entgegnet Mirjam mit einem Achselzucken. Die beiden lassen sich nicht ein zweites Mal rufen. "Wir kommen, Ima!", rufen die Geschwister und verschwinden in einem der Nachbarshäuser. "Das nächste Mal machen wir euch patt! Darauf könnt ihr Gift nehmen!", ruft Timon mit erhobener Faust, bevor er im Haus verschwindet.Zurück bleiben nur Lucius, mein bester Freund und Nico. Nico ist ein Sklavenjunge. Seine Mutter arbeitet beim Korbmacher, schräg gegenüber von uns. Manchmal, wenn es nicht viel zu tun gibt, darf er raus und mit uns spielen. Jetzt steht er ganz schön belämmert da und weiß nicht, was er machen soll. Nur gegen Nico kämpfen ist auf die Dauer auch langweilig und wenn keine Prinzessin mehr da ist, dann noch mehr. "Du kannst ja Nico einen Kuss geben, wenn du so scharf drauf bist.", sagt Lucius und grinst doof. "Du spinnst ja! Ich geb dem doch keinen Kuss!", und zeige abfällig auf Nico. Ich mag es nicht, wenn Lucius so blöde Sachen sagt.
"Weißt du was, lass uns Wettschießen spielen. Mal sehen, wie gut meine neue Steinschleuder ist!"
Ich bin richtig gut im Steinschleuderschießen. Lucius hat da meistens das Nachsehen und Nico - der hat überhaupt keine Steinschleuder!
"Na gut. Wenn´s sein muss!", sagt Lucius. Etwas Besseres fällt ihm im Moment auch nicht ein.
Auf einer kleinen Mauer bauen wir einige Ziele auf. Einen tönernen Krug, der sowieso schon einen Sprung hat. Eine kleine Vase, die Lucius seiner Mutter stibitzt hat und einem Stück Brennholz, das auf der Straße gelegen hat.
"Lucius, du fängst an und dann ich und dann Nico. Ach so Nico, hier, du kannst meine alte Schleuder haben."
Nico redet nicht viel. Eigentlich redet er gar nicht. Er zeigt seine Freude nur durch ein Lächeln.
Lucius schießt. Der erste Schuss geht voll daneben. Er ärgert sich natürlich und probiert es gleich nochmal. Diesmal streift sein Stein den Holzblock, der dadurch ins schwanken gerät, aber nicht umfällt. "Tja, halb daneben ist auch daneben!", höhne ich und grinse frech. "Halt die Klappe, du Blödmann!", brummt Lucius beleidigt und feuert seinen dritten und letzten Schuss ab. Diesmal trifft er die Vase seiner Mutter. "Ha! Siehst du!", ruft er und freut sich wie ein Schneekönig. "Pah, das kann doch jeder!" , und winke verächtlich ab.
Jetzt komme ich. Ich ziele und schieße. Ganz kapp verfehle ich den Krug, was Lucius natürlich dazu veranlasst, hämisch zu lachen. Aber mein zweiter Schuss sitzt. Er trifft voll den Krug, der in winzig kleine Teile zerspringt. "So Nico, jetzt bist du dran!" , ruft Lucius. Keiner von uns glaubt daran, dass Nico auch nur irgendetwas trifft, zumal ja nur noch der Holzklotz da steht. Aber er überrascht uns beide, als er mit seinem ersten Schuss bereits das Holz trifft und dieses mit einem dumpfen Schlag zu Boden fällt. Damit hatte nun wirklich keiner gerechnet! Lucius und ich, wir sind erst mal sprachlos. Dann erscheint Nicos Mutter plötzlich auf der Straße und ruft nach ihm. Jetzt sind nur noch wir beide da. Lucius mag nicht nach Hause gehen. Zu Hause sind nur sein älterer Bruder, der ihn immer ärgert, seine Mutter, die fast nur mit ihm schimpft und sein Vater, der meistens betrunken ist, wenn er zu Hause ist. Seine kleine Schwester ist vor einem Jahr an Fieber gestorben. Seitdem bleibt Lucius viel lieber auf der Straße und geht erst am Abend nach Hause, wenn es dunkel wird. Aber heute nicht. Schließlich wirr auch er von seiner Mutter nach Hause gerufen. Zum Glück hat sie noch nicht bemerkt, dass ihre Vase kaputt ist.
Jetzt bin ich alleine. Aber LUst zum Nachhausegehen habe ich noch nicht, auch wenn Mama immer sagt, ich soll mich nicht alleine auf der Straße herumtreiben. -
...verneigt sich brav und grinst schon wieder frech, als ob er was im Schilde führt...
Dankeschön! Dafür komme ich euch auch mal besuchen!
...bis dahin wartet er noch schön artig und probiert schon mal seine Steinschleuder aus...
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Du bist doch nicht die Stadtwache, Onkel? ...schaut ganz belämmert. Doch dann geht ihm ein Licht auf... Upps Onkel, das gibt bestimmt Ärger! ...grinst schon wieder frech...
Wie ich heiße und wem ich gehöre? Ich gehöre meiner Mama! Und wie ich heiße sag ich dir nicht! ...grinst wieder frech...
Na gut, ich heiße Dörmet...äh Diarmuid. Aber eigentlich heiße ich richtig:
Caius Flavianus Aquilius... ganz wie mein Papa!Gens: Flavia
Stand: Adulescens
Wohnort: Roma
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...schleicht sich klammheimlich von Mutters Rockzipfel davon... guckt sich um.... grinst frech... und läufte der Stadtwache mitten in die Arme...
Salve, ich wollte hier auch mitspielen!