Beiträge von Faustus Domitius Massula

    Zitat

    Wahrscheinlich hat er dich gefragt und du hast ihm geholfen. Stimmts?


    Ich schaute Rufus erstaunt an. "Nein, Ragin, ich habe mit ihm kein Wort gewechselt. Ich hätte ihm auch keinen Rat geben können. Schau, ich bin Scriba provincialis und muss selbst manchmal Leute abfangen, die zum Legaten wollen. Ich weiß, dass man nicht so ohne weiteres zu dem reinspazieren kann. Aber meine innere Stimme, die sonst meistens an mir rumnörgelt, sagte mir, dass ich in diesem Fall auch auf nichts mehr Rücksicht nehmen würde".


    Ich machte eine Pause, um festzustellen, ob der Met immer noch so gut war. Er war. "Siehst du, genau das tat Scato. Er ging hinein und sagte laut zu dem Legaten, dass er eine wichtige epistula zu überbringen habe. Er riskierte damit einen gewaltigen und jenseitsmäßigen Anschiss, den ihm Octavius Dragonum auch stante pede in die Ohren posaunte. Also, Scato ist ein mutiger Mann und er hatte Glück. Dragonum hatte gerade aus Rom ein Schreiben bekommen, das ihn zum Praefectus Legionis XXII in Nikopolis machte. So hatte Scato plötzlich einen neuen Chef, bei dem er sich eben noch unbeliebt gemacht hatte. Der Legatus las die epistula aus Rom und diejenige aus Aegyptus und befahl - ich weiß nicht, wie er sich ausgedrückt hat - aber sinngemäß: 'Macht euch vom Acker und erledigt euer Zeugs'. Die beiden sind jetzt mit ihren Kameraden aus dem carcer und den sagenhaften mogontinischen Pferden auf dem Weg nach Nikopolis".


    "Du warst doch auch mal in Aegyptus, erzähl mal, bist du mit dem Schiff hingefahren? Ich interessiere mich für Schiffe und wie man sie baut. Was war das für ein Schiff, mit dem du da gefahren bist?"

    Natürlich wollte er die Geschichte hören und so begann ich, "Das Ding fing eigentlich schon eine Weile vor der Rundreise an, als in Mogontiacum eine Einheit der legio XXII aus Aegyptus auftauchte, um Pferde zu kaufen. Weil die Jungs aber einen schlampig geschriebenen Marschbefehl dabei hatten, steckte man sie bei der Legio II kurzerhand in den carcer. Davon hast du sicher schon gehört".


    "Daraufhin jagte die von dieser Nachricht alarmierte legio XXII einen Kurier nach Mogontiacium zum Legaten, jetzt aber mit einem korrekten Marschbefehl. Bis sich der Kurier, er hieß Scato, jedoch in Mogontiacum durchgefragt hatte - du kennst das ja vielleicht: 'nein, dafür ist das officium Nummer sowieso zuständig, geh mal den Flur links rauf, die vorletzte Tür rechts ... und so weiter' - hatte der Legat seinen Reisewagen bestiegen und war nach Confluentes abgereist. Dem armen Scato sagte man: 'Wenn du dich beeilst, kannst du ihn dort noch erwischen'. Also schwang er sich auf seinen Zossen und hechelte nach Confluentes".


    Amala, der diensthabende duccische Wachhund hatte mich voll im Blick, weil ich meine Stimme etwas angehoben hatte. Ich machte etwas leiser weiter.


    "Dort angekommen versuchte er, seine epistula dem Legatus zu übergeben, wurde aber von dem Tribun Dragonum aufgehalten: 'Gut, ich werd versuchen, dir einen Termin zu verschaffen, aber vor Morgen wird das nichts!' Und so fand er sich eine Stunde später im Zeltlager vor dem castellum, wo er übernachten sollte".


    "Inzwischen war eine sternklare Oktobernacht hereingebrochen. Bald würde der Chor der klappernden Zähne über den Zelten zu hören sein. Ein ziemlicher Horror für einen, der die ägyptische Wärme gewohnt ist. So saß er, seine epistula in der Tasche, vor seinem Zelt. Ich habe ihn dort gesehen. Wahrscheinlich bohrte sich ihm der schreckliche Gedanke ins Hirn, dass er noch bis Bonna oder der CCAA hinter dem Legaten herhoppeln müsste, um die epistula loszuwerden und seine Kameraden aus dem carcer zu befreien. Oder noch nach Durocortorum oder Argentoratum oder Augusta Vindelicorum ... "


    Ich lachte leise, "Versuch mal, dir das vorzustellen, Ragin. Und sag mir, was du in so einem Fall getan hättest".

    Zitat

    Schade dass deine Reise nur beschwerlich und so ereignisarm war. Als ich nach Alexandria gereist bin, war eigentlich ständig was los.


    Ich lachte, "Natürlich ist auf jeder Reise viel los. Aber ich meinte etwas anderes: Da bin ich in Bonna, Agrippina, Durocortorum, Argentoratum und Augusta Vindelicorum gewesen. Und was habe ich gesehen davon? Das Innere von Curiae oder Principiae, keine Zeit, mal durch die Stadt zu gehen und mit den Leuten zu sprechen. Das ist eben auf Dienstreisen so. Und es gab viel neues für mich, wenn ich den Verhandlungen des Legaten mit den örtlichen Mandatsträgern zuhören konnte, aber das kann ich hier wohl nicht ausbreiten".


    Ich nahm noch einen Schluck. "Wahrhaftig, dieser Met muss mit dem Segen der Götter zustande gekommen sein! Ja, um auf die Aufregungen einer solchen Reise zu kommen: Da gab es genug. Allein das Geschrei und Gefluche in den mutationes, wenn es drum ging, dass man die besten Gäule bekommen wollte und dann irgendwelche abgehalfterten Mähren bekam. Oder das immer wieder gerne geübte Ritual der Wirtsbeschimpfung in den mansiones, wenn das Essen nicht schmeckte. Wahre Redeschlachten, vor allem die Kelten verdienen da höchstes Lob".


    "Und so drum herum passiert auch das eine oder andere. Kennst du die Geschichte von dem alexandrinischen Optio, der dem Legaten einen Brief überbringen wollte, um seine Kameraden aus dem carcer der Legio II zu befreien?"

    Zitat

    "Was hast du denn nun auf deiner Reise erlebt?"


    Ich nahm erst einmal einen Schluck und ließ den heißen Met mein Inneres streicheln. Einen solchen Augenblick sollte man nicht unaufmerksam an sich vorüber ziehen lassen. "Benigne, Ragin, für den guten Einfall, einen Met zu trinken, danke für die Einladung. Die Götter mögen dich belohnen".


    Was die Reise angeht, was ich gesehen und erlebt hatte, ja da musste ich erst überlegen. Es war ziemlich viel und doch wenig, wenn man bedenkt, wie weit ich herum gekommen war.


    "Da bin ich in der CCAA, in Argentorate und sonstwo gewesen, aber was habe ich zu sehen bekommen? Das Innere von Officia und Besprechungsräumen, Zeltlager oder Kneipen, in denen wir übernachtet haben. Ja, Ragin, das ist so, wenn man eine Dienstreise macht. Als Scriba kann man nicht spazieren gehen, sondern muss bereit stehen, falls etwas geschrieben werden muss. Dann steht man irgendwo herum und kann sich nicht vom Fleck rühren, auch wenn einen die Flöhe beißen".


    "Auf der Fahrt zwischen den Orten sitzt man auf einem Wagen und wird durchgerüttelt, dass einem die eigenen Augäpfel um die Ohren fliegen, weil es die hohen Herrn eilig haben. Man sieht dann eine tanzende Landschaft vorüberziehen. Am schlimmsten war es von Mogontiacum nach Confluentes, das war ein richtiges Rattenrennen. In Confluentes habe ich von der Stadt nichts mitbekommen. Das macht aber nichts".


    Ich nahm noch einen Schluck. "Ich kenne Confluentes, dort habe ich angefangen, nach Arbeit zu suchen. Es ist ein Kaff. Das Leben wird dort fast nur von der Garnison, der Ala Numidia bestimmt. Ich habe damals, weil es keine Arbeit gab, auf einem Lastkahn angeheuert, mit dem ich nach Mogontiacum gekommen bin. Deshalb kenne ich jede Meile im Tal des Rhenus zwischen Confluentes und Mogontiacum. Insofern hätte ich auch auf der Fahrt auch schlafen können".
    .

    Zitat

    Wo kommst du eigentlich her. Ich muss gestehen, dass ich deinen Dialekt nicht so ganz einordnen kann. Irgendetwas nördlich von hier am Rhenus


    Die Silva Nigra war natürlich - verglichen mit der Barbarorum, wo ich vorgestern meine Suppe gegessen hatte - geradezu eine Nobelkneipe und ich fürchtete schon, dass ich mit meiner einfachen Kleidung auffallen würde, aber dann sah ich zu meiner Beruhigung, dass die Gäste ziemlich gemischt waren. Nachdem wir uns gesetzt hatten, fragte mich Rufus nach meiner Herkunft.


    "Ich komme aus dem Land der Sugambrer an der Siga. Meine Verwandschaft lebt schon seit langer Zeit zwischen Tolbiacum, Bonna, der Siga und der Silva Arduinna. In der Familie wird gallisch und germanisch gesprochen und da hat sich noch nie einer einen Kopf draus gemacht, wir sind da nicht pingelig. Das ist auch in der ganzen Gegend so, fast bis an die Mosella. Bis", ich grinste, "damals Caesar kam; der hat bei dem Durcheinander den Überblick verloren und hat entschieden, dass die Leute rechterhand des Rhenus Germanen zu sein haben und die linkerhand des Rhenus Gallier. Zack! Deshalb bin ein halber Germane und ein halber Gallier. Um das so auszudrücken, wir haben beschlossen, uns alle zu halbieren, sonst hätten wir die Sippe aufteilen müssen". Ich machte eine Handbewegung, die andeutete, dass ich eine gallische und eine germanische Körperhälfte hätte. "Dieser Beschluss wird bei den Treffen der Sippe seit über hundert Wintern immer wieder mit viel Gelächter erneuert, obwohl viele inzwischen Römer sind".


    Dann kam der Met.

    Zitat

    Bei einem heißen Met redet es sich doch viel besser, oder? Natürlich nur wenn du etwas Zeit hast


    "Wer vermag es schon, an einem kalten Wintertag die Einladung zu einem heißen Met auszuschlagen? Vielleicht ein paar Ägypter, die keinen Schneematsch kennen. Ich danke dir, Ragin, ich freue mich drauf. Aber", ich deutete auf mich, "Valgiso muss auch Gelegenheit zu einer Revanche bekommen, verstehst du?"


    Da ich meinen Handel um die Pelzmütze unterbrochen hatte, als ich Amala bemerkte, sagte ich zu Rufus, "Einen Augenblick noch", und wandte mich an den Händler. Ich bot ihm sechs Sesterzen für die Mütze, er meinte darauf, dass ihn das mitten ins Herz träfe, weil dann sein Sklave nichts zu Essen hätte. Ich erklärte ihm, dass ich nichts zu Essen hätte, wenn von meinem Lohn nichts übrig bliebe und dass sieben Sesterzen sicherlich genau neben sein Herz träfen. Wir wurden handelseinig.


    "Dann lass uns gehen", sagte ich zu Rufus.

    Zitat

    Er wollte gar nicht so lange über seine Verletzung reden,


    Ich lachte, weil alle sich in ihrer Männlichkeit getroffen fühlen, wenn sie mal vom Pferd fallen. Und das war auch dem jungen Duccius Rufus anzumerken. "Mach dir nichts draus, alle fallen mal vom Pferd. Germanen fallen vom Pferd, Gallier fallen vom Pferd und Römer auch. Sei lieber froh, dass es dir in jungen Jahren passiert ist, denn wenn man mal alte Knochen hat, dann kann es leicht sein, dass man zum letzten Mal auf einem Pferd gesessen ist".


    Aber natürlich war es für einen jungen Mann kein Vergnügen, mit einer Krücke herumzuhumpeln. "Auf jeden Fall wünsche ich dir eine gute Heilung, Duccius Rufus. Möge dir Epona dabei helfen".


    "Wie es mir ergangen ist? Nachdem sich das Getöse vor eurer Tür etwas gelegt hatte, habe ich mit Marsus gesprochen. Er hat mich dann als Scriba in der Regia angestellt. Ich hatte kaum meine Wachstäfelchen bereit gelegt, da zog der Legatus auf eine Inspektionsreise durch die Provinz. Wir sind durch die ganze Provinz gehuscht - immer eilig - mit fluchenden Kutschern und schlechten Unterkünften. Der Legatus hatte gedacht, der goldene Oktober wäre die richtige Zeit zum Reisen, aber wir haben dann doch ziemlich kalte Nasen bekommen. Jetzt bin ich zurück, kenne einiges von der Provinz und der Alltag rüttelt sich wieder ein".

    Zitat

    Ich ging hinüber zum Officium des Legaten.


    "Ist in Ordnung, Hadrianus Iustus, der Legat erwartet dich". Ich wies auf die offene Tür zum Officium von Duccius Marsus. "Geh einfach durch das Officium von Marsus durch, der ist nicht da, abgekürztes Verfahren sozusagen, die Tür gegenüber ist die vom Legatus".

    Obwohl das Wetter geradezu biestig germanisch geworden war, raffte ich mich auf, um auf dem Markt noch ein paar Sachen zu besorgen. Gestern noch war es klirrend kalt gewesen und hatte geschneit, aber heute hatte der Wind aufgefrischt und brachte etwas wärmere Luft, sodass jetzt nasser Schnee in dicken Flocken herunterkam. Auf dem Markt hatten die vielen Leute das ganze zu einem üblen Schneematsch zertrampelt, dessen Nässe in die Schuhe eindrang und für kalte Füße sorgte.


    Als ich gerade mit einem Händler um den Preis einer Pelzkappe feilschte, sah ich einen Mann mit Krücke, der von einem großen Hund begleitet, durch die Menge ging. Die Leute machten dem Mann, wohl weil sie Respekt vor dem großen Hund hatten, schweigend Platz.


    Irgendwie kam mir der Mann bekannt vor, aber mir fiel sein Name nicht ein. Aber der Hund, ja, den hatte ich ich im Spätsommer vor der Casa Duccia gesehen, er hatte mir zähnefletschend gedroht. Dann fiel mir ein, dass der Mann mit der Krücke ihn zurückgerufen hatte. Amala, das war der Name.


    "Ist das nicht Amala?", sprach ich den Mann an. "Salve, ich bin Valgiso. Erinnerst du dich an den Tumult vor der Casa Duccia im Spätsommer? Ich glaube, ich habe dich damals auch kurz gesehen, du bist auf den kauzigen Friesen losgegangen. Sag, warum gehst du jetzt an einer Krücke?"

    Zitat

    Salve Scriba. So da wäre ich.


    "Salve et tu, Hadrianus Iustus". Ich kam hinter meinem Schreibpult hervor und wies auf einen Sessel, "Ich werde dich sofort beim Legatus anmelden. Nimm bitte einen Augenblick Platz, es wird nicht lange dauern".


    Ich ging hinüber zum Officium des Legaten.

    Zitat

    ich bin jetzt zu müde, um RICHTIG Streit anzufangen


    Ich sagte noch zu ihm, "Tui Tchan ne folsch tui, Lumpaa!" (etwa: 'schlaf süß') und wandte mich an Laubasnius: "Was wir da gerade gehört haben, war große Poesie. Poesie für Äxte und große Hämmer. Man sollte es aufschreiben, nein, sogar in Stein meißeln, damit sich unsre Nachkommen noch Äonen später daran ergötzen können".


    "Aber", ich hob meinen Zeigefinger, "wir haben jetzt noch zwei wichtige Dinge zu erledigen, erstens, bring mir eine neue Schüssel Suppe. Ich weiß ja nicht, wo der Kniesbüggel überall seine dreckigen Keltenfinger reingesteckt hat, bevor er an meiner Suppenschüssel vorbei gekommen ist. Ich zahl sie dir auch - wegen der Poesie - , klar? Zweitens, du wolltest mir gerade erzählen, wie Mogontiacum untergehen wird. Aber erst die Suppe, Laubasnius".


    Laubasnius ging etwas traumatisiert in die Küche und schöpfte mir die Suppe ein. Als er sich wieder zu mir gesetzt hatte, begann er mir zu erklären, warum Mogontiacum keine Zukunft mehr hätte. Es war eine herrliche Verschwörungstheorie. Casella kam darin vor, die winterliche Ruhe auf den Straßen ("sie verstecken sich alle oder sind schon abgehauen, im Hafen haben sie schon ihre Pferde verladen") und gerüchteweise bekannt gewordene Fehlgeburten ("Fluch der Götter"). Und überhaupt.


    Meine Einwände, dass doch alles ganz normal für die Jahreszeit sei, wischte er einfach weg: "Valgiso, du bist zu naiv, du musst lernen, hinter die Dinge schauen, wie ich!"


    Alles in Allem, war es ein recht unterhaltsamer Feierabend, ich ging zufrieden nach Hause.

    Zitat

    Bis später dann. Vale.


    "Ich danke dir, Iustus, vale".


    Auf dem Weg zu meinem Büro traf ich die Katze. Sie hatte wohl ihre Nachtschicht beendet und schlief sich jetzt in einem Regal zwischen den Papyrosrollen aus. Als ich vorbeiging blinzelte sie träge ins Licht. Ich nickte ihr zu und ging weiter.

    Zitat

    Deppertes Germaneng'sindel, g'schertes!


    Ich war wahnsinnig gespannt, jetzt endlich etwas über den kommenden Untergang von Mogontiacum zu hören, da wurden wir - oh, Kuhscheiße - unterbrochen. Da kam ein zu groß geratener Kerl hereingestapft, schmiß dem Wirt eine Münze hin, steckte seinen Finger in meine Suppe, kostete daran und brüllte dann etwas von verblödeten Germanen in die Stube. Ziemlich großpratziger Auftritt. Danach wandte er sich zum Gehen, zögerte aber etwas, so als ob er noch etwas erwartete. Vielleicht wollte er doch noch meinen Redebeitrag hören.


    "Cho äib äd Laawe sumam äd Puz elfelssu, nawam gnis Ginfe chotsejnire teh!" (Eifelkeltisch, etwa: 'auch bei den Kelten muss man die Suppe auslöffeln, in die man seine Finger gesteckt hat'). "Also, wenn dir die Kostprobe geschmeckt hat, dann setz dich her und iß!"


    Ich hielt ihm den Löffel hin.

    Zitat

    Ich trat ein. "Salve Laubasnius".


    Er war gerade dabei, einen umgefallenen Hocker wieder auf die Füße zu stellen, richtete sich auf und sagte: "Salve, Valgiso".


    Es klang wie 'Noch einer, der mir Ärger ins Haus bringt'. Man muss wissen, dass Laubasnius ein notorischer Pessimist war. Wenn man also etwas über möglicherweise bevorstehende Weltuntergänge erfahren wollte, brauchte man sich nur nach seinem Befinden zu erkundigen. Also sagte ich, "Wie geht's dir denn, Laubasnius?"


    "Man hat's nicht leicht, aber leicht hat's einem. Du kommst genau richtig, die heutige Schlägerei ist gerade zu Ende gegangen. Ein paar hirnlose Pubertierende haben sich inbrünstig verdroschen, dann kam ein Kerl mit einem barbarischen Dialekt hier rein und hat sie dermaßen platt gemacht, dass sie abgehauen sind. Also, wenn du mich fragst, mir geht es heute gut".


    Das war enttäuschend. Aber, warum sollte es dem verdrießlichen Mann nicht auch mal gut gehen? Ich kam also zur Sache und fragte ihn: "Was gibt's bei dir zu essen?"


    Es gab Linsensuppe mit Speck. Als die dampfende Schüssel vor mir stand, mit einem Stück Brot daneben und einem Krug Bier, setzt er sich zu mir und macht ein geheimnisvolles Gesicht.


    Er sagte: "Es dauert nicht mehr lange und dann wird Mogontiacum den Bach runtergehen".

    Zitat

    Anfechtbar? Nö!


    Okay, okay, okay,


    ich glaube, wir können diese Diskussion jetzt abschließen. Es war ein Vergnügen und hat mich auch weitergebildet.


    Ich habe der Schola das Preisgeld überwiesen. Für Textbearbeitung ... vielleicht auch für Schulspeisung ... vielleicht auch ... (denkt euch was aus).


    Gruß
    Valgiso

    Na, ja, liebe Calvena,


    also wenn du mein Preisgeld nicht willst, dann spendiere ich es der Schola Atheniensis, damit sie sich einen Schreiber leisten kann, der in die Liste der Prüfungsfragen am Ende noch den Satz einfügt:


    "Die Prüfungsantworten sind per PN an Actuarius zu schicken."


    Sowas ist heutzutage üblich (und auch common sense).


    Nach heutigem Recht wäre das Verfahren sonst anfechtbar, ich weiß aber nicht, ob auch nach römischem Recht. :D


    Hihi, Valgiso

    Feierabend.


    Was macht man, wenn man in einer winterlich kühlen Mietbude wohnt, die nur aus einem Zimmer besteht, ohne Möglichkeit, sich eine Mahlzeit zuzubereiten? Es gibt kaum einen Ausweg, man muss in eine Kneipe gehen. Dort ist es warm und man bekommt auch etwas zu essen. Das ist besser, als wenn man sich bibbernd auf der Bude einen Brotkanten und kalten Käse zwischen die Zähne schiebt.


    'Genug der guten Ausrede', sagte ich mir, 'die harten Fakten eines januarkalten mogontinischen Abends lassen in der Tat keine andere Wahl' und nickte mir zu.


    So ging ich entschlossen, auch einen kleinen Umweg in Kauf nehmend, in die Taberna Barbarorum, die an der Via Borbetomagna, schräg gegenüber der Taberna Silva Nigra lag. Im Gegensatz zu der bei der Schickeria sehr angesagten Silva Nigra, hatte die Barbarorum einen ganz schlechten Ruf. Aber das war ausgesprochen ungerecht. Wenn in der Barbarorum gerade keine Schlägerei stattfand, war es eine grundsolide Kneipe, wo man in aller Ruhe etwas gutes essen und trinken konnte. Der Wirt tat sein Bestes und seine Küche war, obwohl germanisch, nicht zu verachten. Gelegentlich versuchte er, seine Speisen mit etwas garum und anderen mediterranen Gewürzen aufzuhübschen, und das bekam der Sache ganz gut.


    Der Wirt war ein Germane und hieß Laubasnius. Eigentlich hieß er Leubo, er hatte aber seinen Namen, ohne das Imperium zu fragen, kurz entschlossen in Laubasnius aufromanisiert. Er war ein ziemlich verdrießlicher Mensch, was ihn aber nicht hinderte, seine Kneipe 'Zum fröhlichen Germanen' zu nennen. Damit wollte er wohl sich und seinem Charakter in Selbsthilfe eine Art Aufbesserungsprogramm verpassen. Das war ihm aber mitnichten gelungen. Wohl deshalb ignorierten seine Gäste den Namen der Kneipe und nannten sie Taberna Barbarorum (natürlich auch wegen der in unregelmäßigen Abständen stattfindenden Schlägereien).


    Ich trat ein. "Salve Laubasnius".

    Ich betrat also nach dem 'Ja, bitte' das Officium des obersten Polizeichefs. Der Raum strahlte eine gewisse Strenge aus, nein, er strahlte nicht, sondern er besaß eine gewisse Strenge. Alles war funktional und ohne Schnörkel. Da ich nicht viel von Pomp hielt, gefiel mir das.


    "Salve, Regionarius," sagte ich. "Der Legatus hat deinem Gesprächstermin für heute zugestimmt. Ich schlage vor, dass du um die siebte Stunde zu ihm kommst. Ich wäre dir dankbar, wenn du vor dem Gespräch in meinem Officium vorbeischaust, damit ich dich anmelden kann. Bist du damit einverstanden?"

    Nachdem der Legatus den Gesprächstermin für Hadrianus Iustus abgenickt hatte, ging ich morgens gleich bei dem Büro des Regionarius vorbei. Das Büro war nicht allzuweit von meinem entfernt.


    Eigentlich hätte man mich ja mit den wichtigsten Leuten bei meinem Arbeitsbeginn bekannt machen können und in den Officia herumführen können. Aber alle hatten viel Arbeit und wenig Zeit. Tja, also selber machen.


    Ich hoffte, dass Iustus trotz der morgendlichen Stunde eine Laune hatte, die etwas weniger säuerlich als Essig war.


    Ich klopfte.