Beiträge von Iunia Serrana

    "Na, wenn das so ist, dann wird das erste Kind wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Bei uns beiden ging das ja auch ganz schnell." erwiderte Serrana mit einem Kichern und stuppste ihre Freundin dann ebenso an. "Götter,bin ich froh, dass wir es so gut getroffen haben mit unseren Ehemännern. Stell dir nur vor, man hätte uns mit irgendeinem wildfremden Mann verheiratet, mit einem ganz alten wie die arme Aurelia Flora zum Beispiel. Oder mit einem ganz abstoßenden, wie diesem unsäglichen Kerl, den ich in Nola heiraten sollte...." Serrana schüttelte sich bei der Erinnerung unwillkürlich und rieb sich die Oberarme, auf denen sich eine leichte Gänsehaut gebildet hatte. "Allein die Vorstellung, man müsste jede Nacht das Bett mit jemandem teilen, der einem unangenehm ist oder vor dem man sich sogar ekelt. Einfach nur grässlich..."

    "Ach, du bist also vorlaut, sieh mal einer an..."Serrana knuffte ihren Mann leicht mit dem Ellbogen in die Seite und lächelte. "Ich denke, es schadet sicher nicht, wenn man seine Meinung offen und ehrlich sagt, manchmal kommt es da nur auf den passenden Zeitpunkt und den richtigen Tonfall an. Aber das könnt auch ihr Germanici sicher noch lernen, da bin ich ganz zuversichtlich..."
    Die kleine Laevina hatte inzwischen ihre Bemühungen an den Turm ihres Bruders heranzukommen eingestellt und entschied sich auf die Ermahnung ihres Vaters hin für eine kleine Kursänderung. Sie richtete sich auf dem Arm ihrer Mutter wieder auf und streckte mit einem strahlenden Lächeln beide Ärmchen in Sedulus' Richtung aus. "Bappa, Arm!"

    "Hast du vielleicht auch ein wenig Erfahrung mit der Arbeit einer Ornatrix?" hakte Serrana nach, der plötzlich eine Idee verbunden mit einer leisen Hoffnung kam. "Die Haare deiner Herrin frisiert und dich darüber hinaus auch ein wenig um ihre Kleider und ihren Schmuck gekümmert?" Die Sklavin war von eher zierlichem Körperbau und ihre Hände sahen nicht so aus, als hätten sie übermäßig harte Arbeit leisten müssen, möglich war es also...
    "Es ist nämlich so: meine Leibsklavin Adula..." Serrana warf automatisch einen Blick in die Ecke des Raums, in der ihre getreue Sklavin aus Nola sich häuslich eingerichtet hatte "...hat einige besondere und durchaus schätzenswerte Fähigkeiten, aber Kosmetik und Körperpflege gehören leider ganz und gar nicht dazu. Falls du also ein gewissen Talent in dieser Hinsicht mitbringen solltest, wäre das auch eine Möglichkeit, bis wir herausgefunden haben, ob dir die Arbeit mit kleinen Kindern auch wirklich liegt." Sie überflog kurz den restlichen Raum auf der Suche nach Daphnes persönlichen Habseligkeiten. "Hast du dir schon ein Bett ausgesucht und deine Sachen verstaut? Ansonsten würde ich sagen, du machst das jetzt schnell, und dann machen wir uns auf den Weg."

    "Von dir? Ja, vermutlich." Den Blick zwischen dem Kind auf ihrem Arm und dem Mann neben sich hin und her schickend, schmunzelte Serrana schließlich und gab ihrer Tochter einen kleinen Kuss auf die Stirn, den diese mit einem kleinen Gurren kommentierte. "Ich bin gespannt, was sie noch alles von dir geerbt hat, du nicht auch? Solange sie nicht ihrer Urgroßmutter nachschlägt, ist mir ohnehin alles recht..."
    Unbehelligt von seiner Schwester hatte Victorius in der Zwischenzeit seinen Turm wieder aufgerichtet und sah das doch ein wenig wacklige Konstrukt mit leuchtenden Augen und völlig entspannt auf dem Boden sitzend an. Vina hingegen, die ebenfalls mit unverkennbarer Faszination und Aufmerksamkeit den Werdegang des neuen Turms verfolgt hatte, wurde auf dem Arm ihrer Mutter allmählich wieder etwas unruhig und streckte sich Richtung Boden, wohl in der stillen Hoffnung, die obersten Steine wieder mit den ausgestreckten Fingern erreichen zu können, was ihr jedoch nicht gelang und ihr einen schmollenden Klagelaut entlockte.

    "Nur Gedanken, ja..." griff Serrana schnell den rettenden Faden auf und nickte erleichtert. Aufgeschoben war zwar nicht aufgehoben, dafür kannte sie ihre Freundin mittlerweile zu gut, aber fürs erste konnte sie dieses beunruhigende Thema doch guten Gewissens wieder ad acta legen und sich unverfänglicheren Dingen zuwenden, was sich auch direkt in der nun wieder wahrnehmbaren Unterhaltungslautstärke widerspiegelte. "In die Therme, ja das ist eine gute Idee. Ich hab Prisca schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen und bin gespannt, wie es ihr in der Zwischenzeit ergangen ist. Vielleicht ist sie ja mittlerweile schwanger, hast du irgendwas gehört?"

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    Die kleinen Finger fest in das neue Spielzeug gegraben sah Victorius erst zu Marei hinauf und dann auf seine Hände hinunter, um schließlich ein klares und deutliches "Ball" von sich zu geben. Der Ball gefiel ihm gut, aber was machte er jetzt damit? Er schlenkerte noch zweimal mit dem Arm in der Luft herum und stolperte dann die drei Schritte zu der kleinen Sklavin hinüber, die sich zu ihm auf den Boden gehockt hatte. "Ball" sagte er dann erneut und hielt ihr ebendiesen mit beiden Armen entgegen. Vielleicht konnte sie ihm ja zeigen, wie man am besten damit spielte, schließlich gehörte dieses Spielzeug ja ihr!


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    Wenn Serrana vermutet hatte, Mareis Neugier würde versiegen, nachdem der erste Schwall ihrer Fragen beantwortet war, dann sah sie sich jetzt eines besseren belehrt. "Das ist aber nett von diesem Cimon, dass er...." schaffte sie es gerade noch zu sagen, dann prasselter ein neuer Schub von Fragen auf sie nieder. "Nun, es sind kleine Bausteine aus Ton und aus Holz, und damit kann man Häuser bauen und Brücken und solche Dinge. Im Moment baut Victorius hauptsächlich Türme, weil die am einfachsten sind, aber er lernt jeden Tag ein bisschen was dazu. Und Vinas Puppe..." Serrana überlegte einen kurzen Moment"...nun sie ist aus Leder, und ihre Haare sind aus Wolle. Wenn Vina mal größer ist, bekommt sie vielleicht eine Puppe aus Elfenbein, aber zur Zeit hat das keinen Zweck, dafür wirft sie sie viel zu oft auf den Boden, das würde keine Puppe mit einem harten Körper lange überstehen. Und was die Amme angeht..." sie zuckte mit den Schultern "...nun ja, vielleicht bekommen mein Mann und ich ja noch weitere Kinder, dann hat sie auch weiterhin zu tun. Oder aber wir finden eine andere Aufgabe für sie."Als Marei sich nach dem Verbleib ihrer Tochter erkundigte, ging Serranas Blick automatisch in Richtung Hauseingang. "Wie? Oh, natürlich darf Vina auch in den Garten. Allerdings hat sie heute ein wenig Fieber, deshalb bleibt sie lieber in ihrem Zimmer, und die Amme passt auf sie auf."

    Unter anderen Umständen wäre Serrana das Schweigen ihres Verwandten vermutlich seltsam erschienen und sie hätte sich bemüht, ihn irgendwie in ein Gespräch zu verwickeln. An diesem speziellen Morgen störte es sie jedoch nicht, dass er nicht mit ihr sprach, während sie durch die neu erwachende Stadt liefen, es war ihr sogar ganz recht, eine Weile lang ihren eigenen recht trüben Gedanken nachhängen zu können.
    Wann war sie selbst eigentlich zum letzten Mal am Familiengrab gewesen? Irgendwann vor ihrer Abreise nach Mantua vermutlich, als sie sich noch nicht mit ihrer fortschreitenden Schwangerschaft hatte herausreden können. Viel Zeit war seitdem vergangen, in der Serrana immer wieder neue Vorwände gefunden hatte, um sich lieber mit der Familie ihres Mannes zu beschäftigen als mit ihrer eigenen Gens. Deutlich angenehmer und bequemer war das so gewesen, ohne die Schatten und vielfach noch ungelösten Probleme der Vergangenheit, die Serrana höchst erfolgreich in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins verdrängt hatte. Ob ihr das auch über den heutigen Tag hinaus gelingen würde, stand auf einem ganz anderen Blatt, aber vielleicht funktionierte es ja, wenn sie sich auf nichts anderes konzentrierte als auf Priscus und dessen Nöte.
    Serrana war derart in ihre eigene Gedanken versunken, dass es einen Moment dauerte, bis sie realisierte dass er gerade mit ihr sprach.


    "Wie? Was uns erwartet? Oh, es ist ein sehr schönes Grabmal, du wirst schon sehen, es wird unseren Ahnen wirklich gerecht." schob sie schnell nach der leicht verwirrten ersten Nachfrage hinterher, obwohl sie ziemlich sicher war, dass Priscus etwas ganz anderes gemeint hatte.
    Nur kurze Zeit später zeigte dieser auch deutlich, wie unbehaglich er sich angesichts dieser Unternehmung wirklich fühlte, und Serrana blieb für einen Augenblick stehen und ergriff ein wenig zögernd Priscus' Hand. "Ich weiß." sagte sie leise. "Es wird seltsam sein und sicher weh tun, ihren Namen zum ersten Mal dort auf der Steinplatte zu sehen gemeinsam mit dem Datum ihres Todes. Aber ich glaube, danach wird es dir besser gehen, weil du endlich Gewissheit haben wirst."

    "Ja, das war sie wohl." erwiderte Serrana das Lächeln ihres Mannes und wandte sich dann mit unverkennbarer Neugier im Blick wieder der neuen Hausbewohnerin zu. "Nun, wenn mein Mann uns nun wieder verlässt, würde ich vorschlagen, ich zeige dir einfach die Räume im Haus, die für dich in Zukunft am wichtigsten sein werden. Einer der anderen Sklaven kann dich später noch ausführlich überall herumführen, aber ich denke, für den Anfang reichen mein Cubiculum, das der Kinder, die Küche und vielleicht noch ein oder zwei andere Räume."Ein wenig schade war es schon, dass Daphne bislang noch keine Erfahrung mit dem Hüten und der Versorgung kleiner Kinder gesammelt hatte, aber das hieß ja nicht, dass sie es nicht noch lernen konnte. Auf den ersten Blick machte sie einen durchaus vertrauenserweckenden Eindruck, und zumindest in der Anfangszeit würde ja auch noch die Amme oder auch Serrana selbst dabei sein. "Warst du bei deiner früheren Herrschaft für die ganze Familie zuständig oder nur für eine bestimmte Person?"

    "Sicherlich würde er das." nickte Serrana vehement, obwohl sie bereits ahnte, dass ihre Bemühungen ohnehin fruchtlos bleiben würden. Allmählich begann ihr Kopf zu schmerzen, und sie presste Zeige-und Mittelfinger gegen ihre Schläfen, um diese kreisförmig zu massieren. Ob sich so eine Maus fühlte, wenn sie in der Falle saß? Nicht, dass Calvena sie irgendeiner Weise unter Druck setzte, das schaffte Serrana in diesem Augenblick auch ganz ohne fremde Hilfe. Ihr Verstand und der gewohnt vorsichtige Teil signalisierten immer wieder, dass derartige Pläne unrealistisch und gefährlich waren und doch war da auch eine kleine Stimme, die ihr zuflüsterte, wie es wohl sein mochte einmal nicht übervorsichtig zu sein und jegliches Risiko von vornherein auszuschließen. "Sedulus? Oh...ich...ich weiß nicht...." Serrana hatte nicht erwartet, dass sie sich in dieser Situation noch unwohler fühlen konnte, und doch trat nun genau dies ein. "Ich...ähm...bislang hatte ich noch nie irgendwelche Geheimnisse vor ihm...also.. ähm...keine wirklich wichtigen....aber..aber ich würde nicht wollen, dass er sich Sorgen um mich macht, und um dich auch nicht, du weißt, dass er das tun würde, wenn er davon wüsste. Andererseits...ist ja auch noch gar nichts passiert ist bis jetzt....nicht wahr?"

    "Zerstören?" kam nun das ebenso verwirrte Echo aus Serranas Mund. "Aber nein, so meinte ich das nicht, du liebe Güte. Ich finde nur, dass unsere Tochter jetzt schon einen recht starken Willen zu haben scheint. Das ist auch ganz gut so, dann wird sie wenigstens nie so ein verschrecktes Kaninchen wie ihre Mutter..." Serrana betrachtete mit einer Mischung aus Neugier und Amüsement den pädagogischen Auftritt ihres Mannes, der bei seiner jüngeren Tochter allerdings nicht allzu große Wirkung zu zeigen schien. Vina heulte noch ein Weilchen unbeirrt weiter, dann ging das Weinen allmählich in einen Schluckauf über. In regelmäßigen Abständen hicksend beobachtete sie ihren Bruder bei dessen Wiederaufbaumaßnahmen und wollte sich gerade erneut in Richtung des Turms in Bewegung setzen, als Serrana nun doch die paar Schritte zu ihren Kindern zurücklegte und ihre Tochter kurzerhand vom Boden hochhob und auf ihre Hüfte setzte, bevor es zu einem erneuten Zusammenstoß kommen konnte.


    "Nun ja, wirklich überzeugt sieht Vina nicht aus, aber vielleicht irre ich mich ja auch. Was hast du da eigentlich gerade zu Victorius gesagt? Ein Geheimnis unter Männern vielleicht?"

    Serrana sah ihren Mann einen Moment lang erst überrascht und dann zunehmend erfreut an. Eine neue Sklavin? Sedulus hatte gar nicht erwähnt, dass er zum Sklavenmarkt gehen wollte, um eine zu kaufen, oder doch? Aber im Grunde war das auch unwichtig, und Serrana konzentrierte sich lieber wieder auf die junge Frau vor ihr. Sie schien etwa in ihrem Alter zu sein, oder vielleicht maximal ein paar Jahre älter. Sowohl ihr dunkles Haar als auch ihre Kleidung sahen gepflegt aus, ebenso wie ihre Hände, die nicht durch jahrelange zu harte Arbeit abgenutzt worden waren.


    "Willkommen in unserem Haus, Daphne." sagte sie schließlich mit einem Lächeln. "Das ist ein griechischer Name, nicht wahr? Bist du hier in Italia aufgewachsen oder stammst du aus einer der Provinzen? Und mit welchen Tätigkeiten im Haushalt kennst du dich bereits aus?"


    Ihr selbst fielen auf Anhieb einige Bereiche ein, in denen sie tatkräftige Hilfe gebrauchen konnte, aber zunächst wollte sie die Sklavin zu Wort kommen lassen, um besser einschätzen zu können, wofür diese geeignet war und wofür nicht.


    Serrana streckte die Hand aus und berührte ihren Mann kurz am Unterarm. "Das ist ja wirklich eine gelungene Überraschung, Quintus. Wie bist du denn auf diese Idee gekommen? Hab ich heute etwa Geburtstag?"

    Schon während ihre Tochter plötzlich beschleunigte und auf Victorius und dessen kleinen Turm zuflitzte, ahnte Serrana, was unweigerlich folgen musste und seufzte, als die kleinen Bausteine nacheinander auf die Fliesen klapperten. "Eine Legionärin...ja, da könntest du recht haben. Auf jeden Fall weiß Vina offenbar jetzt schon ganz genau, was sie möchte. Vielleicht ist das gar nicht so schlecht..." Obwohl sie am liebsten zu ihren Kindern hinübergegangen wäre, um beide in den Arm zu nehmen, zwang sie sich an Ort und Stelle stehen zu bleiben um Vina in ihrem Wutanfall nicht noch zu bestärken. Und während diese unbeirrt weiterschrie und inzwischen große Krokodilstränen ihre vom Kreischen inzwischen roten Wangen hinunterliefen, warf Victorius ihr nur einen wütenden Blick zu und begann dann, Steinchen für Steinchen, seinen Turm wieder aufzubauen.


    "Nun, mein lieber Quintus, wo du schonmal da bist, denke ich, solltest du es übernehmen, deine Tochter zurechtzuweisen."schmunzelte Serrana, die gespannt war, wie ihr Mann mit so einer Situation umgehen würde. "Schließlich bist du der Pater Familias, und die beiden Kleinen müssen ohnehin lernen, dass deine Autorität entscheidend für sie ist. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Vina schon alt genug ist, um wirklich zu begreifen, dass sie etwas falsches getan hat."

    "Zwei Kinder mit diesem Menschen? Niemals!" schnaubte Serrana mit einer Mischung aus Empörung und Ekel, obwohl sie im Grunde wusste, dass sie eine oder auch mehrere Schwangerschaften kaum hätte dauerhaft verhindern können, wenn es damals zu der Hochzeit in Nola gekommen wäre. "Du musst wissen, dass dieser Mann in jeder Hinsicht abstoßend war, und ich danke den Göttern heute noch, dass sie mir diese Verbindung erspart haben." erklärte sie dann an Priscus gewandt, bevor sie mit deutlich erkennbarem Bedauern nickte.


    "Ich kann mir vorstellen, dass du noch viel zu tun hast so kurz nach deiner Ankunft, aber ich hoffe doch, dass du uns von jetzt an häufiger besuchst, wenn du in Rom bist. Morgen früh werde ich auf jeden Fall bereit sein und auf dich warten. Und was die Orientierung in der Stadt angeht..."bei diesen Worten drehte sie sich wieder ihrem Mann zu "...könnten wir Priscus doch einen unserer Sklaven zur Verfügung stellen, der ihn ein bisschen herumführt und dann auch sicher wieder zur Casa Iunia zurückbringt, was meinst du, Quintus?"

    Da sie davon ausging, dass Sedulus' Nachricht etwas mit Adula zu tun hatte, war Serrana direkt zu den Räumlichkeiten der weiblichen Sklaven der Casa Germanica geeilt und stellte dort zu Überraschung fest, dass neben ihrem Ehemann nicht die erwartete hünenhafte und muskulöse Gestalt ihrer Leibsklavin stand, sondern eine hübsche junge Frau, die genauso klein war wie sie selbst.


    "Du hast mich rufen lassen, Quintus, was gibt es denn?" fragte sie Sedulus, und ihr Blick ging unverkennbar neugierig zwischen ihm und der jungen Unbekannten hin und her.

    Serrana, die gerade dabei gewesen war, ein paar Kleider durchzusehen, sah den Leibsklaven ihres Mannes überrascht an. "Eine Überraschung?..oh, ich komme, einen Moment..." Sie strich die kostbaren dünnen Stoff des letzten Kleides glatt und legte es wieder sorgfältig zusammen, bevor sie Teutus Richtung Tür folgte. Ob es wohl um Adula ging? Serrana hatte ihre Leibsklavin schon seit einigen Stunden nicht mehr zu Gesicht bekommen, konnte sich aber auch nicht vorstellen, welche Art von Überraschungen die im Servitricium zustande bringen könnte.

    Serrana, die von Roxanes unerwartetem Auftritt und den ständigen Sticheleien ihrer Großmutter einmal abgesehen, bislang vollkommen entspannt und zufrieden auf ihrer Kline gelegen hatte, spürte plötzlich, wie sich ihr bei Sedulus' beiläufiger Bemerkung und Calvenas Nachfrage leicht der Magen zusammenzog und sah ihren Mann völlig irritiert an. "Nach Germanien.....du?" wiederholte sie die Worte ihrer Freundin und merkte selbst, dass ihre Stimme mit einem Mal ziemlich hoch und fiepsig wurde. "Und was ist mit mir?" Kaum war die Frage heraus, bereute Serrana sie auch schon. Dass ein Mann von Sedulus' Status häufiger mal kürzere oder auch längere Reisen ohne Ehefrau und Familie unternahm, war vollkommen normal, doch war Serrana der Gedanke an die erste längere Trennung seit ihrer Hochzeit derart unangenehm, dass es ihr fast egal war, wenn ihr Benehmen auf die Anderen einen unreifen und kindischen Eindruck machte.

    Victorius auf dem Arm war Serrana dem Sklavenmädchen in den Hortus voran gegangen und ließ ihn dort vorsichtig auf den Boden nieder, bevor sie sich mit einem kleinen Ächzen wieder aufrichtete. Gut, dass die Zwillinge jetzt allmählich ernsthaft zu laufen begangen, denn sie wuchsen ohne Unterlass und hatten auch ganz schön an Gewicht zugelegt. "Ich denke, eine Weile wird es noch trocken bleiben." sagte sie, nachdem sie Mareis Blick gefolgt und die Wolkendecke einer kritischen Prüfung unterzogen hatte.


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    Victorius seinerseits hatte, kaum im Hortus angekommen, auf dem Arm seiner Mutter zu zappeln begonnen, stolperte dann direkt auf Marei zu und streckte begierig beide Arme in Richtung des verheissungsvollen und noch unbekannten Spielzeugs aus. "All!" kommentierte er dann hochzufrieden, kaum dass er die nachgiebige Kugel in die Hände bekommen hatte und schlenkerte mit dem Arm in der Luft herum.


    Serrana, die sich inzwischen auf einer Steinbank in unmittelbarer Nähe niedergelassen hatte und ihren Sohn mit unverkennbarem Mutterstolz beobachtete, lächelte, als erneut ein wahrer Schwall von Fragen aus dem Mund der kleinen Sklavin hervorbrach. "Die Zwillinge besitzen Bauklötzchen, mit denen spielt Victorius eigentlich am liebsten. Und ja, Vina hat eine Puppe. Die ist eigentlich noch ziemlich neu, aber trotzdem schon ziemlich zerruppft, weil sie immer und überall mit ihr beschäftigt ist. Und die Amme..." für einen Augenblick lang war Serrana überrascht, dass Marei nicht wusste, wofür eine solche Bedienstete genau gebraucht wurde, andererseits hatte sie so etwas in ihrem eigenen Zuhause vermutlich nicht kennengelernt.
    "Nun, die Amme ist dazu da, sich um Vina und Victorius zu kümmern, damit es ihnen zu keiner Zeit an etwas fehlt." erklärte sie daher geduldig. "Sie schläft mit ihnen im selben Raum, damit sie auch nachts jederzeit zur Stelle ist. Sie wickelt sie und zieht sie an und aus, und natürlich füttert sie die Zwillinge auch, wenn sie Hunger haben. Naja, und als die beiden noch ganz klein waren, hat sie ihnen natürlich auch die Brust gegeben." Eine Sitte, die bei wohlhabenden römischen Familien Gang und Gäbe war, ganz abgesehen davon, dass Serrana vermutlich größte Schwierigkeiten gehabt hätte, nur eins ihrer Kinder, geschweige denn beide selbst mit ausreichend Milch zu versorgen.

    "Und was meinst du, wie er reagieren würde, wenn er es wüsste?" wisperte Serrana und beugte sich noch ein Stückchen näher an ihre Freundin heran. "Natürlich ist er alles andere als gut auf Salinator zu sprechen, so wie der ihn behandelt hat. Trotzdem würde er doch ganz sicher nicht wollen, dass du dich seinetwegen in Gefahr bringst, da bin ich mir ganz sicher." Serrana ließ zum xten Mal den Blick über den nach wie vor verlassenen Hortus schweifen und seufzte leise auf. Ein wenig Abwechslung im doch immer recht gleichen Matronen-Dasein war ja eigentlich ganz wünschenswert, aber die Pläne ihrer Freundinnen waren für die doch eher konfliktscheue und harmoniebedürftige Iunia schon ziemlich harte Kost. "Willst du es Valerian denn noch sagen? Ich meine, BEVOR ihr irgendetwas unternehmt?"