Beiträge von Iunia Serrana

    Dankbar, dass er ihren Themenwechsel unterstützt hatte, lächelte Serrana ihren Gastgeber an und nickte erfreut. "Ja, das ist eine gute Idee, Tiberius Dolabella, das würde ich gern einmal ausprobieren, sobald die Neugier deiner Tochter in bezug auf das Wagenrennen und die Fahrer gestillt ist." Was die anging, war nun allerdings ihr Gatte gefragt, denn Serranas Kenntnisse in Bezug auf den Rennsport waren gleich null. Dafür konnte sie zumindest zum Thema Eheschließung noch etwas beitragen.


    "Ja, du hast Recht, ich hab wohl wirklich Glück gehabt." sagte sie mit einem Seitenblick auf ihren Mann, auch wenn sie dem in diesem Moment am liebsten ordentlich auf die Zehen getreten hätte. "Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass es bei dir auch so sein wird, und dass dein Vater den richtigen Kandidaten für dich findet." Und auch wenn Frauen im allgemeinen tatsächlich wenig Einfluss auf die Auswahl ihres späteren Ehepartners hatten, so war sich Serrana in Faustinas Fall doch ziemlich sicher, dass ihr Vater ihr so weit wie eben möglich entgegen kommen würde.

    Da, Prisca hatte sie auch gesehen und winkte ihr zu! Ein erfreutes Strahlen ging über Serranas Gesicht, als sie den Gruß der Aurelia erwiderte. Kaum hatte sie die Hand wieder sinken lassen, da kehrte auch schon Sedulus zurück und ließ sich wieder neben ihr nieder.


    "Und? Wie geht es deinem Fahrer? Ich hoffe, er und die Pferde sind unversehrt?" fragte sie besorgt nach.

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    Artanes



    Inzwischen hatte sich der Platz vor der heiligen Eiche vollständig gefüllt, und Artanes beschloss, dass es nun Zeit für das offizielle Opfer war. Er gab den anwesenden Helfern ein Zeichen, sich mit den einzelnen Gaben, Früchte, Getreide, Brot, Kuchen und vielerlei mehr, bereit zu halten und wandte sich mit erhobenen Händen dem Opferaltar zu.


    "Oh, große Diana Nemorensis, sei mir, deinem demütigen Diener, gnädig, wenn ich dir jetzt ein Opfer darbringe." Seine dunkle Stimme schallte weithin hörbar durch den Hain, und die anderen Menschen um ihn herum verstummten nach und nach, um andächtig zuzuhören. Ein kurzer Blick zu einem Knaben an seiner Rechten und dieser reichte dem Rex Nemorensis den Weihrauch, den Artanes nun auf die glühenden Kohlen in den bereitstehenden Becken streute.


    "Oh, große Diana, du Ernährerin von Mensch und Vieh, nimm diesen Weih...." Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick durchdrang ein Schrei den heiligen Hain, der derart beängstigend klang, dass sich sogar dem ehemaligen Sklaven Artanes die Haare auf den Armen und im Nacken aufstellten. Das war kein Schrei der Freude gewesen, auch ein einfaches Erschrecken klang anders...nein, dieser Schrei klang nach Verzweiflung und Tod. Aber das war doch unmöglich, oder nicht? Ohne lange nachzudenken, ließ Artanes die Arme wieder sinken und rannte, gefolgt von einigen Helfern, in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Nachdem er sich eine Weile durchs Dickicht geschlagen hatte, wurden beim Anblick des blutüberströmten Körpers auf dem Waldboden seine schlimmsten Befürchtungen wahr.


    "FREVEL!" brüllte er so laut, dass es vermutlich jedes Lebewesen hören konnte, das sich gerade im heiligen Hain aufhielt und zog dann die weinende und laut klagende Frau am Boden unsanft in die Höhe. Natürlich war es möglich, dass sie zu einer guten Familie gehörte, aber das war Artanes in dieser Situation herzlich egal. "Was ist hier passiert, um der Götter Willen?" herrschte er sie an, fasste sie an beiden Schultern und schüttelte sie. "Warst du das?"

    "Nein, das war wirklich alles. Sobald ich jemanden gefunden habe, den ich für geeignet halte, mich bei der praktischen Ausbildung zu vertreten, werde ich dir eine Nachricht zukommen lassen". Auch Serrana hatte sich jetzt erhoben und folgte Aurelius Corvinus zur Tür. Dort angekommen folgte ihr Blick der Bewegung seiner Hand, und erneut krampfte sich kurz ihr Magen zusammen, während sie dem Impuls widerstand, wie ein Kind die Arme vor dem Körper zu verschränken. "Vielen Dank." brachte sie mit einiger Mühsal heraus, von der sie hoffte, dass der Pontifex sie nicht bemerkte und fügte das "ich kann es gebrauchen" nur in Gedanken an. "Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag, Pontifex Aurelius. Mögen die Götter über dich und deiner Familie wachen." Sie nickte ihm noch einmal mit einem wackligen Lächeln zu und hielt dann Ausschau nach einem Sklaven, der sie wieder zurück zur Porta bringen würde.

    Serrana erwiderte den Blick ihres Mannes mit einer Mischung aus Verzweiflung und Ärger und biss sich erneut auf die Lippe. Es ging nicht darum, ob sie, Serrana, etwas für die etwas seltsame Hochzeit ihrer Cousine konnte. Natürlich konnte sie das nicht, genauso wenig wie Axilla, selbst wenn die vielen Dingen gegenüber vermutlich etwas lockerer gegenüber stand. Es ging darum, dass Sedulus ihr in Anwesenheit anderer Menschen, die sie beide bislang kaum kannten, über den Mund gefahren war und ein Ereignis, das zwar durchaus ungewöhnlich aber dennoch von großer Wichtigkeit für ihre Familie gewesen war, derart abfällig abqualifiziert hatte. Es gab etliche Dinge, die Serrana an Axilla störten, aber dass deren Gefühle bei ihrer Hochzeit echt gewesen waren, hatte doch nun jeder sehen können. Und sollte das nicht letzten Endes entscheidend sein?
    Serrana bedauerte bereits zutiefst, das Thema überhaupt angeschnitten zu haben und pickte eine Weile unschlüssig auf ihrem Teller herum, bevor sie sich eine passende Antwort zurecht gelegt hatte. Da sie nicht die Absicht hatte, aus Axillas Eheschließung eine amüsante Cena-Anekdote zu machen, schloss sie mit dem Thema kurzerhand ab und lächelte ihren Gastgeber entschuldigend an. "Verzeih mir bitte, aber ich denke, es gibt passendere und vermutlich auch unterhaltsamere Themen für unser erstes gemeinsames Abendessen, zumal deine Tochter gerade erst angekommen ist." Mit diesen Worten wandte sie sich der jungen Tiberia zu, und ihr Lächeln wurde ein bisschen breiter und auch weicher.


    "Ich denke, du brauchst dir keine allzu großen Sorgen wegen deiner Verheiratung zu machen, Tiberia Faustina. Dein Vater hat es damit sicher noch nicht allzu eilig, jetzt wo er dich gerade erst zurückbekommen hat."

    Serrana war tatsächlich ziemlich ruhig, denn gesellschaftliche Ereignisse dieser Art waren für sie nach wie vor noch ungewohnt. Bislang war sie erst bei einem einzigen Wagenrennen dabei gewesen, aber das war in wesentlich lockerer Runde und nicht in einer Loge, und sie selbst auch noch nicht die Gattin eines Senators gewesen, von der man erwartete, dass sie den Stand ihres Mannes möglichst perfekt repräsentierte. Lächelnd erwiderte sie die Begrüßung des Tiberiers und konzentrierte sich dann auf das Renngeschehen. Bei ihrer Premiere vor einigen Monaten hatte sie davon kaum etwas mitbekommen, da die unerwartete Heirat ihrer Cousine mitten im Fanblock der Veneta natürlich ihre ganze Aufmerksamkeit auch sich gezogen hatte. Als sich der Wagen der Blauen im fünften Rennen fast überschlug, fuhr auch Serrana auf ihrem Sitz zusammen und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund, bevor sie Sedulus zunickte, der nach dem Fahrer sehen wollte.


    "Ja, geh nur, ich hoffe, ihm ist nichts geschehen." sagte sie aufrichtig besorgt, und nutzte dann seine Abwesenheit, um sich ein wenig umzusehen. Neben Dolabella hatte sie bereits vor einigen Minuten Aurelia Prisca ausgemacht, vielleicht würde sich ja noch die Gelegenheit ergeben, einen kurzen Moment mit der Freundin zu sprechen, die dem Tiberier offenbar bei der Auslosung der Gespanne zur Hand ging.

    "Vielleicht sollte ich den Tempel der Minerva auch mal in aller Ruhe inspizieren, ich glaub, einer der Tempeldiener hat mir was von einem kleinen Riss in der zurückliegenden Wand erzählt." kam Serrana plötzlich eine Idee und sie nickte ihrem Mann zu. "Ich hab mich in letzter Zeit ohnehin zu wenig um meine Pflichten gekümmert, da hab ich einiges wiederaufzuholen." Bevor sie das schlechte Gewissen endgültig einholen konnte, konzentrierte Serrana sich lieber wieder auf ihren neugewonnenen Cousin. "Willst du uns nicht noch ein bisschen von deiner Familie und deinem Leben in Tarraco erzählen? Ich weiß so furchtbar wenig über die meisten anderen Iunier."

    "Nun, dann würde ich vorschlagen, dass wir uns künftig in den Räumlichkeiten der Regia treffen." sagte Serrana nach kurzer Überlegung. "Dort haben wir alle Materialien, die wir für den Unterricht brauchen, im Überfluss, und auch die wichtigsten Heiligtümer sind in der Nähe, so dass wir sie jeder Zeit besuchen können." Es war deutlich spürbar, dass der junge Flavius eine Menge Lernmotivation mitbrachte, und Serrana ließ sich nur zu gern davon anstecken. Schließlich hatte sie in den letzten Wochen hauptsächlich mit Menschen zu tun gehabt, die den religiösen Belangen eher gleichgültig gegenüber standen wie zum Beispiel ihr Ehemann, oder sogar mehr als kritisch waren, wie ihre Cousine Axilla.
    Dass Flaccus über viel Freizeit verfügte, machte die zeitliche Planung deutlich einfacher, vielleicht ließ es sich sogar einrichten, den Unterricht im Anschluss an oder aber vor ihrem regulären Dienst im Tempel stattfinden zu lassen. Serrana wollte dies gerade zur Sprache bringen, doch dann hörte sie mit wachsender Faszination zu, mit welcher Begeisterung der Flavier von seiner Hingabe an Apollon sprach, und registrierte, wie seine Augen dabei leuchteten. Eine derart tiefe Bindung an die Götter allgemein oder auch einen im speziellen war keinesfalls selbstverständlich, schließlich schlossen sich viele Menschen auch aus rein politischen oder familiären Gründen dem Cultus Deorum an. Serrana war es allemal lieber so, sie hatte fast das Gefühl, in einen Spiegel zu sehen. "Es ist schön, dass du dein Ziel schon so deutlich vor Augen siehst, das macht nämlich vieles leichter." sagte sie schließlich mit einem Lächeln, nachdem Flaccus geendet hatte. "Weißt du, die Ausbildung kann manchmal ganz schön anstrengend sein, aber es lohnt sich wirklich. Ich bin erst seit einigen Monaten Verwalterin im Tempel der Minerva, aber ich könnte mir mein Leben gar nicht mehr ohne den Dienst vorstellen." Jetzt war es an Serrana, ein wenig verlegen dreinzuschauen, aber nach ein paar Augenblicken hatte sie sich wieder im Griff. "Da ist noch eine Sache, die du wissen solltest." begann sie. "Ich erwarte ein Kind und kann daher nur den theoretischen Teil deiner Ausbildung übernehmen." Das Bedauern darüber war ihrer Stimme durchaus anzuhören."Schwangeren ist die Teilnahme an Opferhandlungen untersagt, daher wirst du in diesem Bereich eine andere Lehrerin bekommen. Sie ist eine sehr erfahrene Aeditua, ich werde sie dir vorstellen, wenn wir uns das erste mal in der Regia sehen."

    Und noch ein weiteres Lächeln gefror. Serrana, die froh gewesen war, endlich irgendwas zu einem der bisherigen Gesprächsthemen beizutragen, biss sich auf Sedulus' Bemerkung hin auf die Lippen und starrte angestrengt auf ihren Teller. "Sie hat es sich ja nicht so ausgesucht." murmelte sie leise und wunderte sich, dass sie von der Kritik ihres Mannes selbst so angegriffen fühlte. Streitereien hin oder her, Axilla war immer noch ihre Cousine und damit ein Teil ihrer Familie, auf die diese Bemerkung unweigerlich auch zurückfiel. Gut, dass das Thema jetzt auf die Chancen der einzelnen Wagenlenker umschwenkte, da würde ohnehin niemand von ihr einen weiteren Kommentar erwarten.

    Achaia....noch ein Land, in das Serrana bislang nie einen Fuß gesetzt hatte. Nicht einmal das in einem Nebensatz erwähnte Ostia hatte sie je gesehen, denn ihr gesamtes Leben hatte sich vor ihrer Ankunft in Rom in der Campania abgespielt. Und die geplante Reise nach Germanien war dank ihrer Schwangerschaft auch auf weiteres verschoben. Serrana spürte einen kleinen wehmütigen Stich, riss sich dann jedoch zusammen, zumal sich das Gespräch jetzt auch den Pferden zuwandte.


    "Quintus und ich waren kurz vor unserer Hochzeit mal bei einem Pferderennen." erzählte sie und warf ihrem Mann einen verliebten Blick von der Seite zu. "Stellt euch vor, meine Cousine hat bei diesem Rennen geheiratet, das war wirklich unglaublich."

    Auch Serrana hörte aufmerksam zu, denn auch für sie war es durchaus spannend, etwas über Sedulus' Vergangenheit und damit die Zeit, in der sie einander noch nicht gekannt hatten, zu erfahren. Mit seiner gegenwärtigen Beschäftigung kannte sie sich schon besser aus, aber ihr war ja auch daran gelegen, dass sich ihr Mann und ihr Cousin so gut wie möglich kennenlernten.

    "Nimm doch bitte Platz und mach es dir bequem." bat Serrana und machte eine einlandende Geste in Richtung der Raum befindlichen Sessel, bevor sie sich selbst hinsetzte. "Ja, es gibt da ein paar Dinge, die wir vorab klären sollten." Sie machte dem im Raum wartenden Sklaven ein Zeichen, ein Tablett mit Getränken zu holen und wandte sich dann wieder Flaccus zu."Es sind im Grunde nur Kleinigkeiten, wie die Frage, ob wir uns künftig in einem Raum der Regia treffen wollen oder an einem anderen Ort. Und wir müssten meine Dienstzeiten im Tempel mit deinen zeitlichen Möglichkeiten abgleichen." Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern und sah den jungen Flavier dann neugierig an. "Aber eine Frage interessiert mich trotzdem schon vorab; weißt du schon, welcher Gottheit du dich verschreiben willst?" Dieses Thema interessierte sie wirklich brennend, hatte Serrana doch so lange sie sich erinnern konnte, vor allem die Göttin der Weisheit verehrt und geliebt.

    Nur wenige Minuten später betrat Serrana das Officium, und ging lächelnd auf den hochgewachsenen jungen Mann zu, der dort wartete.


    "Salve, du musst Flavius Flaccus sein. Ich bin Iunia Serrana. Willkommen in der Casa Germanica."

    Serrana, die gerade dabei war, ein wenig Ordnung in den seit ihrer Hochzeit spürbar anwachsenden Berg von Kleidern und diversen anderen Dingen zu bringen, sah überrascht zur Tür und nickte dann.


    "Danke, Gundhraban, ich habe bereits auf diesen Besuch gewartet und werde sofort hinübergehen." Sie legte die rosafarbene Palla, die sie gerade inspiziert hatte, sorgfältig zurück und machte sie dann auf den Weg zum kleinen Officium.

    Auch Serrana sah jetzt neugierig zu Sedulus hinüber, schließlich hatte sein Dienst für die Cohortes Urbanae lang vor ihrer Zeit stattgefunden, so dass sie über diesen Teil seines Lebens nicht allzuviel wusste. Und vielleicht hatte er ja auch den einen oder anderen Rat für ihren Cousin, der diesem die Anfangszeit ein wenig erleichtern würde.

    "Ja, natürlich." stimmte Serrana ihrem Ehemann zu und lächelte das junge Mädchen an, um es nicht noch verlegener zu machen. Sie selbst hatte kein allzu enges zu ihrem bereits seit Jahren verstorbenen Vater gehabt, aber das war ja noch lange kein Grund, warum sie anderen Menschen die Wiedersehenfreude absprechen sollte. Sie machte es sich auf ihrer Cline bequem und sah sich erneut unauffällig im Raum um. Ein wenig ungewohnt war es ja immer noch, im Haus ihres vorgesetzten Pontifex zu Abend zu essen, zumal der ja nicht gerade in einem allzu freundschaftlichen Verhältnis zu ihrem Ehemann stand.


    "Wo hast du denn in der letzten Zeit gelebt, Tiberia Faustina?" fragte sie dann an das Mädchen gewandt, das etwa im selben Alter zu sein schien wie sie selbst.


    Ad
    Dontas
    Casa Iulia
    Roma


    Salve Dontas,


    ich habe mit dem Pontifex Aurelius Corvinus über deinen Wusch, dem Cultus Deorum beizutreten gesprochen, und er möchte sich gern mit dir darüber unterhalten. Bitte finde dich deshalb so schnell wie möglich in der Villa Aurelia ein, am besten zur Zeit der Salutatio.


    mögen die Götter über dich wachen,


    Iunia Serrana

    "Es freut mich dich kennenzulernen, Tiberius Dolabella." begrüßte Serrana den Gastgeber mit einem Lächeln und bemühte sich, ihre Blicke nicht allzu auffällig durch den Raum schweifen zu lassen. Wie seltsam sich die Dinge manchmal entwickelten... Vor einem knappen Jahr war sie schon einmal zur Villa Tiberia gekommen, damals allerdings als Bittstellerin, die in den Cultus Deorum eintreten wollte. Und jetzt war sie ein geladener Gast...Ob der Pontifex wohl auch in der Nähe war?