Beiträge von Iunia Serrana

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    Adula



    Keine Stunde, nachdem ihre Herrin den Brief geschrieben hatte, gab Adula diesen bei der Postannahme ab.


    Ad
    Germanica Calvena
    Casa Quintilia
    Mogontiacum
    Provincia Germania


    Liebe Calvena,


    ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich dir erst jetzt schreibe! Irgendwie hatte ich seit deiner Abreise ständig irgendwas um die Ohren und nie genug Muße, um mich in Ruhe hinzusetzen und dir zu erzählen, was alles in der letzten Zeit passiert ist. Vielleicht fange ich mit dem Wichtigsten an, auch wenn mir das am schwersten fällt. Erinnerst du dich noch an deine Vermutung am Tag eurer Abreise? Du hattest recht, ich bin wirklich schwanger, auch wenn ich es lange nicht glauben wollte. Du erinnerst dich sicher, dass ich davor immer schon Angst hatte, aber ich versuche mich zusammenzureissen, auch weil Sedulus sich so unglaublich freut. Und sicher geht bei der Geburt auch alles gut, das hat zumindest Romana gesagt. Stell dir vor, sie war so lieb und hat eine Leberschau in der Casa Iunia durchgeführt, damit ich mir nicht mehr so große Sorgen machen muss. Und eine Vestalin würde doch sicher niemals lügen, nicht wahr?
    Oh Calvena, du glaubst gar nicht, wie sehr du mir fehlst! Ich bin froh, dass ich dir zumindest schreiben kann, aber das ist einfach nicht das selbe. Manchmal denke ich, dass viele Dinge leichter wären, wenn ich einfach darüber reden könnte, vielleicht geht es dir ja ähnlich. Aber mit wem? Septima und du, ihr seid weit weg, und Romana hat zuviel zu tun, als dass ich sie ständig mit meinen albernen Problemen belasten wollte. Und mit Axilla kann ich einfach nicht reden. Egal um was es geht, früher oder später fangen wir immer an, uns zu streiten.
    Aber genug von diesen Dingen, ich will dir ja nicht nur etwas vorjammern! Ich bete zu den Göttern, dass sie dich und Valerian bald nach Rom zurückkehren lassen, und falls das erst nach der Geburt meines Kindes sein sollte, dann werde ich deinen Cousin oder deine Cousine auf dem Arm tragen, wenn wir uns wiedersehen.
    Wie ist es euch denn bislang in Germanien ergangen? Ist es dort wirklich so kalt und wild und dunkel? Ich versuche immer, mir das Land dort vorzustellen, aber so richtig gelingt es mir nicht.
    Bitte grüße auch Valerian ganz herzlich von mir, ich bin mir sicher, ihr beide seid genauso glücklich miteinander wie Sedulus und ich.


    mögen die Götter immer über dich wachen,
    deine Freundin Serrana


    Sim-Off:

    Familienwertkarte, bitte

    Um ein wenig ungestört zu sein, hatte sich Serrana mit dem gerade angekommenen Brief ihrer Freundin Septima in Calvenas früheres Zimmer zurückgezogen und las ihn schmunzelnd ein weiteres Mal, bevor sie ihre Schreibutensilien zusammensuchte und sich daran machte, ihn zu beantworten. Und danach würde sie dann endlich an Calvena schreiben, auch wenn ihr dieser Brief aus einem bestimmten Grund etwas schwerer fallen würde.



    Ad
    Tiberia Septima
    Praetorium
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis


    Meine liebe Septima,


    du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich über deinen Brief gefreut habe, auch wenn es mir noch lieber wäre, wir könnten uns richtig miteinander unterhalten.
    Du hast Recht, seit meiner Hochzeit ist mein Leben wesentlich turbulenter geworden, denn zu meinen Aufgaben im Tempel sind jetzt auch noch die einer Matrona gekommen. Meine Hochzeitsnacht war wirklich schön, und ich schäme mich schon fast, dass ich vorher solche Angst davor hatte. Sedulus war ganz sanft und zärtlich mit mir, genauso, wie du es vorausgesagt hattest, und stell dir vor, am nächsten Morgen haben wir sogar im Bal, nein ich glaube, das erzähle ich dir lieber persönlich, ich merke schon, dass ich beim Schreiben rot werde.
    Mit Großmutter wieder unter einem Dach zu leben, ist natürlich nicht so schön, aber das nehme ich gern im Kauf, um bei Sedulus sein zu können. In letzter Zeit hält sie sich auch einigermaßen zurück, vielleicht habe ich durch die Heirat mit einem Senator etwas mehr Gnade in ihren Augen gefunden. Das politische Tagesgeschehen in Rom habe ich zu meiner Schande in der letzten Zeit nicht allzu aufmerksam verfolgt, aber ich verspreche dir, dass ich mir ein paar der Reden anhören und dir dann berichten werde!
    Am liebsten würde ich mich ja sofort auf den Weg machen und euch gemeinsam mit Sedulus in Mantua besuchen, aber es gibt eine Neuigkeit, die bislang noch kaum einer weiß (nicht mal Großmutter): ich bin nämlich schwanger, und Sedulus hat deshalb schon unsere geplante Reise nach Mogontiacum abgesagt, wo wir den Sommer verbringen wollten. Eine komische Vorstellung ist das, irgendwie fühle ich mich selbst fast noch wie ein Kind, und jetzt werde ich bald ein eigenes haben.
    Das soll es für heute sein, liebe Septima, schreib mir doch bitte wieder, ich freue mich jetzt schon auf deinen nächsten Brief.


    mögen die Götter dich beschützen,
    Serrana


    Nachdem sie den Brief an Septima noch einmal durchgelesen hatte, nickte Serrana zufrieden und machte sich dann daran, das Schreiben an Calvena aufzusetzen.


    Ad
    Germanica Calvena
    Casa Quintilia
    Mogontiacum
    Provincia Germania


    Liebe Calvena,


    ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich dir erst jetzt schreibe! Irgendwie hatte ich seit deiner Abreise ständig irgendwas um die Ohren und nie genug Muße, um mich in Ruhe hinzusetzen und dir zu erzählen, was alles in der letzten Zeit passiert ist. Vielleicht fange ich mit dem Wichtigsten an, auch wenn mir das am schwersten fällt. Erinnerst du dich noch an deine Vermutung am Tag eurer Abreise? Du hattest recht, ich bin wirklich schwanger, auch wenn ich es lange nicht glauben wollte. Du erinnerst dich sicher, dass ich davor immer schon Angst hatte, aber ich versuche mich zusammenzureissen, auch weil Sedulus sich so unglaublich freut. Und sicher geht bei der Geburt auch alles gut, das hat zumindest Romana gesagt. Stell dir vor, sie war so lieb und hat eine Leberschau in der Casa Iunia durchgeführt, damit ich mir nicht mehr so große Sorgen machen muss. Und eine Vestalin würde doch sicher niemals lügen, nicht wahr?
    Oh Calvena, du glaubst gar nicht, wie sehr du mir fehlst! Ich bin froh, dass ich dir zumindest schreiben kann, aber das ist einfach nicht das selbe. Manchmal denke ich, dass viele Dinge leichter wären, wenn ich einfach darüber reden könnte, vielleicht geht es dir ja ähnlich. Aber mit wem? Septima und du, ihr seid weit weg, und Romana hat zuviel zu tun, als dass ich sie ständig mit meinen albernen Problemen belasten wollte. Und mit Axilla kann ich einfach nicht reden. Egal um was es geht, früher oder später fangen wir immer an, uns zu streiten.
    Aber genug von diesen Dingen, ich will dir ja nicht nur etwas vorjammern! Ich bete zu den Göttern, dass sie dich und Valerian bald nach Rom zurückkehren lassen, und falls das erst nach der Geburt meines Kindes sein sollte, dann werde ich deinen Cousin oder deine Cousine auf dem Arm tragen, wenn wir uns wiedersehen.
    Wie ist es euch denn bislang in Germanien ergangen? Ist es dort wirklich so kalt und wild und dunkel? Ich versuche immer, mir das Land dort vorzustellen, aber so richtig gelingt es mir nicht.
    Bitte grüße auch Valerian ganz herzlich von mir, ich bin mir sicher, ihr beide seid genauso glücklich miteinander wie Sedulus und ich.


    mögen die Götter immer über dich wachen,
    deine Freundin Serrana


    Auch diesen Brief ging sie noch einmal in Ruhe durch, dann stand Serrana mit einem Seufzer wieder auf, um Adula zu suchen. Ihre Leibsklavin würde dafür sorgen, dass die beiden Schreiben so schnell wie möglich in der Post landen würden.

    Romanas doch recht resolut vorgetragene Aufforderung zur Ruhe ließ Serrana zunächst zusammenzucken, doch der Schreck ging schnell in Scham über und brachte sie dazu, sich auf die Lippe zu beissen, während sich ihr Gesicht dunkelrot verfärbte. Was für eine überaus beschämende und demütigende Situation! Und auch wenn sie von ihrer Großmutter gezielt provoziert worden war, so war das doch noch lange keine Entschuldigung dafür, sich an diesem heiligen Ort derartig gehen zu lassen. Serrana atmete ein paar mal tief ein und aus, um ihre angeschlagene Fassung wiederzugewinnen und nahm sich vor, diese keinesfalls noch einmal zu verlieren, ganz gleich, welche Gemeinheiten ihr ihre Großmutter noch in diesem freundlichen Plauderton um die Ohren hauen würde. Ein nahes Familienmitglied derart zu hassen war eine Sache, die sie vermutlich mit einer nicht geringen Anzahl der im Tempel anwesenden Matronen verband, dies jedoch öffentlich zu machen eine ganz andere und einfach nur peinlich.


    "Verzeiht mir bitte mein unmögliches Benehmen." sagte sie schließlich an Romana, Calliphana und Celerina gewandt, ihre Großmutter jetzt ihrerseits ignorierend. "Es gibt keine Entschuldigung dafür, sich an diesem Ort derart aufzuführen, und ich hoffe, die Göttin wird es mir nicht allzu übel nehmen." Allmählich kam ihr rasender Pulsschlag wieder ein wenig zur Ruhe und Serrana griff dankbar Celerinas Äusserungen auf, die Flavia hatte das kleine Familien-Drama nämlich erfreulicherweise dezent ignoriert. "Ja, da kann ich dir nur zustimmen." nickte sie erst der Flavia und dann der Claudia zu und bemühte sich um ein einigermaßen entspanntes Lächeln. "Natürlich ist es eine ungeheure Ehre, als Priesterin der Vesta dienen zu dürfen, aber es bringt auch sehr viel Verantwortung mit sich." Es fiel Serrana sehr schwer, Romana anzusehen, ohne dabei an den Ablauf der Leberschau zu denken, die erst einige Tage zurück lag, aber nach ihrem peinlichen Auftritt vor wenigen Augenblicken lag ihr besonders viel daran, jetzt nicht auch noch unsicher und verängstigt zu wirken.

    Wirklich begeistert wirkte er ja nicht....Serrana betrachtete forschend die Gesichtszüge ihres Mannes und entschied, sich noch ein bisschen für das Abendessen ins Zeug zu werfen. "Nun, dieses parthische Huhn soll wirklich etwas ganz besonderes sein, sagt zumindest Helena. Ganz zartes Fleisch mit einer sehr leckeren Sauce." Sie selbst konnte bislang auch nicht allzuviel mit diesem Gericht anfangen, aber solange es keinen Hasen gab,war Serrana bereit sich überraschen zu lassen.


    "Eine Cena bei Iulius Centho? Oh, wie schön, dann sehe ich Calliphana endlich mal wieder. Sagst du mir bitte Bescheid, wenn du genaueres weißt?"

    Sie genoss mit geschlossenen Augen die Bewegungen seiner Finger in ihrem Haar und und kuschelte sich noch ein bisschen enger an ihn, während ein zufriedenes Lächeln auf ihre Zügen erschien. "Ja, das hört sich viel passender an." Allzuviel Lebenserfahrung hatte Serrana bislang noch nicht sammeln können, aber dass das, was sie mit Sedulusl verbandt, echte Liebe war, wusste sie auch so instinktiv. Von dem Geräume der Sklaven aufgeschreckt, öffnete sie wieder die Augen und griff als erstes nach den Bechern. Unglaublich, nie hätte sie gedacht, dass man einen derartigen Durst haben konnte! Serrana trank einige große Schlucke und strahlte ihren Mann dann an. "Fein, dann können wir nach dem Essen ja rübergehen. Oder bist du zu müde?"

    Serrana war derart in die Lektüre einer Schriftrolle von Cassius Dio vertieft, dass sie erst nach einigen Momenten realisierte, dass ein weiterer Besucher die Bibliothek betreten hatte. Sie sah ein wenig erschrocken auf, doch ihr Gesichtsausdruck erhellte sich ganz schnell wieder, als sie Sedulus' jungen Verwandten wieder erkannte. Ein wirklich gutaussehender Verwandter ausserdem, dachte Serrana schmunzelnd. Irgendwie schien die Gens Germanica nur aus attraktiven Menschen zu bestehen, wobei sie nicht mal ihre Großmutter ausnahm. Denn auch Germancia Laevina hatte in jungen Jahren sehr gut ausgesehen, wenn man den Aussagen ihres verstorbenen Großvaters und der Sklaven Glauben schenken durfte. "Salve, Germanicus Umbricius."erwiderte sie lächelnd seine Begrüßung und sah dann auf die Schriftrolle in ihr Hand hinunter. "Das ist eine Schrift von Cassius Dio, die haben wir daheim in der Casa Iunia leider nicht. Ich hab eine Schwäche für die alten Historiker, musst du wissen." Als sich Umbricius nach ihrem Wohlbefinden erkundigte, dachte Serrana unwillkürlich wieder an die unerfreuliche Episode mit dem Hasen und nickte ein wenig verlegen. "Oja, es geht mir wieder gut, vielen Dank. Es tut mir sehr leid, dass ich die Cena damals so durcheinander gebracht habe." Wie gut, dass es da einige Themen gab, mit denen man ablenken konnte. "Wie gefällt es dir denn in der Casa Germanica? Hast du dich schon gut eingelebt?"

    An diesem Morgen hatte sich Serrana endlich schweren Herzens dazu durchgerungen, die Schriftrolle, die Sedulus ihr an dem Tag, an dem er um ihre Hand angehalten hatte geliehen hatte, wieder zurück an Ort und Stelle zu bringen. Das Werk von Cornelius Sisenna, das sie in den letzten sechs Monaten wie ihren Augapfel gehütet hatte, in der einen Hand, betrat sie die Bibliothek der Germanici und sah sich wieder einmal beeindruckt von der Größe und reichhaltigen Ausstattung um, gegen die die Bibliotheca der Iunii gerade zu winzig wirkte. Jetzt musste sie nur noch das richtige Regal finden.... Ein wenig unschlüssig lief sie zwischen den einzelnen Regalen hin und her, zog hier und da eine Schriftrolle heraus und begutachtete den Titel. Innerhalb kürzester Zeit war sie bereits völlig gebannt von all dem Wissen um sie herum und hatte über dem begeisterten Stöbern schon fast ihr ursprüngliches Anliegen vergessen.

    Serrana runzelte ein wenig die Stirn. "Ich glaub, ich mag dieses Wort nicht. Es ist viel zu hässlich für das, was wir miteinander getan haben, finde ich zumindest." Sie rückte auf der Steinbank ein wenig näher an Sedulus heran und legte ihren Kopf auf seine Schulter, wie sie es bereits im Frigidarium getan hatte. Die Atmosphäre hier im sonnigen Garten mit den zwitschernden Vögeln war herrlich friedlich, und Serrana merkte, wie sie erneut schläfrig wurde, als sie über seine nächste Bemerkung lachen musste. "Man merkt, dass du ein Mann bist. Sonst wüsstest du, wie wichtig es in einem Haushalt ist, jederzeit zu wissen, wo sich was gerade befindet. Dann lassen wir Großmutters Zimmer also aus, schön dass wir uns da einig sind." Inzwischen waren zwei Sklaven im Garten erschienen, der postierte einen kleinen Tisch vor dem frischgebackenen Ehepaar, der andere deckte diesen mit dem von Helena inzwischen zubereiteten Essen und stellte auch einen großen Krug Wasser ab.


    "Wenn du magst, dann zeig ich ihn dir später." sagte Serrana, deren Augen beim Anblick der diversen Leckereien zu leuchten begonnen hatten. "Aber vielleicht sollten wir zuerst etwas essen, was meinst du?"

    Da Serrana gerade von einem Gespräch mit der Köchin kam, war sie auf diese Frage gut vorbereitet. "Oh, das Abendessen. Nun, es wird gedünstetes Zicklein und parthisches Huhn geben. Helena hat von einer Freundin einen Tipp für ein neues Rezept bekommen und möchte das gern ausprobieren. Bleibt es denn bei einer Cena im Kreise der Familie, oder hast du noch jemanden dazu gebeten?" Eine nicht unwichtige Frage, denn dementsprechend würde man sich vielleicht auch noch Gedanken über ein paar zusätzliche Vor- und Nachspeiesen machen müssen.

    Sie war in Bezug auf das geschlechtliche Beisammensein von Mann und Frau zwar nicht mehr ganz so ahnungslos und naiv wie vor ihrer Hochzeit, trotzdem verfärbten sich Serranas Ohren bei der Bemerkung ihres Ehemannes rötlich und sie entschied, lieber nicht nachzufragen, ob sie ein Scherz hatte sein sollen.


    "Du schaffst das schon." sagte sie lächelnd und knuffte ihn aufmunternd gegen die Schulter. "Und natürlich tröste ich dich, falls es wirklich ganz schlimm wird. Aber es wird schon klappen, du wirst sehen." Eigentlich war Serrana selbst in diesem Punkt nicht annähernd so optimistisch, wie sie gerade vorgab, aber mit Schwarzmalerei war schließlich keinem von ihnen geholfen. Schlimm genug, dass sie diese bei einer ganz anderen Angelegenheit immer noch nicht los wurde.


    "Gibt es noch irgendetwas, dass wir besprechen sollten? Sonst lasse ich dich jetzt wieder in Ruhe arbeiten."

    "Treiben?" Serranas Mundwinkel zuckte nur ganz leicht, ansonsten schaffte sie es ebenfalls ernst zu bleiben. "Nun, jeder Raum ist schließlich anders und hat seine Besonderheiten. Und die könntest du mir dann nach und nach näher bringen. Wobei, wenn ich da an Großmutters Zimmer denke..." Auf Serranas Armen bildete sich eine Gänsehaut und sie schüttelte sich leicht. "Das lassen wir dann vielleicht doch lieber aus...." Die Speisekammer näher kennenzulernen machte hingegen sogar aus Gründen Sinn, die über den Reiz besonderer Hausführungen hinausgingen. Als derzeit einzige Ehefrau im Haus würde es vermutlich häufiger an Serrana sein, die Essensfolge für die diversen Cenae im kleinen und auch größeren Rahmen festzulegen und zu planen. Und im Stall gab es auch noch etwas Spezielles.... "Sag mal, hab ich dir überhaupt schon den kleinen Hengst gezeigt, den Calliphana und Chaerea mir zum Geburtstag geschenkt haben? Er ist wirklich wunderschön..." Serranas Gesichtszüge wurden weich, als sie an den kleinen Rigel dachte, der sich mittlerweile hoffentlich an seine neue Box im Stall der Germanici gewöhnt hatte.

    Als Sedulus jetzt so direkt nachhakte, wurde Serrana erst bewusst, was sie da für eine Frage gestellt hatte und fast wie in alten Zeiten stieg ihr plötzlich die Röte in die Wangen. "Naja...also....es bleiben doch bestimmt noch ein paar Räume, die du mir noch nicht gezeigt hast, oder?" fragte sie dann mit unschuldigem Augenaufschlag. "Und wir könnten uns auch Zeit lassen, eine Kammer am Tag würde mir ja schon reichen. Schließlich will ich mich in deinem Haus doch so gut wie möglich auskennen!"

    „Na, wenn du das ohnehin alles so genau weißt, dann kann ich mir ja die Mühe sparen, darauf zu antworten.“ antwortete Serrana, ohne sich wieder zu Axilla umzudrehen. Mittlerweile sehnte sie sich nur noch das Ende dieser Unterhaltung dabei, die ihrer Meinung ohnehin nur daraus bestand, dass sie selbst sich permanent rechtfertigte. Dabei ging es gar nicht so sehr darum, dass einige der Anschuldigungen in ihren Augen sogar gerechtfertigt waren. Serrana war es einfach nur unendlich leid, Axillas offensichtliche Missbilligung für alles, was sie sagte, dachte oder tat, um die Ohren gehauen zu bekommen. Irgendwie schien in deren Augen einfach alles falsch zu sein: ihr Benehmen, ihr Glaube, ihre Freunde, ihr Mann und dessen Familie… Wäre es nicht so viel auf einmal gewesen, dann hätte der eine oder andere Rat ihrer Cousine vermutlich eine Chance gehabt, etwas schneller in Serranas Bewusstsein vorzudringen, aber so setzten sich zunächst Ärger ,Trotz und der feste Entschluss durch, von jetzt an mit keinem anderen Menschen mehr über ihre demütigenden Ängste in Bezug auf die künftige Geburt ihres Kindes zu sprechen. „Weißt du, ich hatte irgendwie gehofft, wir könnten einen Schnitt machen und noch einmal von vorn anfangen, ohne gegenseitige Vorwürfe und so, aber es klappt einfach nicht. Axilla, ich weiß, dass es auch an mir liegt, weil ich manchmal….albern reagiere, aber ich bin es nicht allein.“ Serrana sah sich zu ihrer Cousine um, kämpfte einen Augenblick mit sich, als sie sah, dass diese bereits auf dem Weg nach draussen war, und ließ sich dann wieder zurück in ihren Stuhl sinken. „Ja, das war dann wohl alles.“

    "Ach, hast du denn schon eine passende Braut gefunden?" fragte Serrana mit der Neugier einer frischgebackenen Ehefrau, bevor ihr bewusst wurde, dass diese Frage ein wenig zu forsch gewesen war. "Tut mir leid, Dontas, das geht mich natürlich gar nichts an. Sobald ich vom Gespräch mit dem Pontifex zurückkehre, werde ich dir eine Nachricht zur Casa Iulia schicken lassen. Heute abend wissen wir sicherlich schon mehr."

    "Oh, wenn ich das richtig verstanden habe, dann muss ich ja sehr nett sein. Das hätte ich gar nicht vermutet" Serrana zwinkerte ihrem Mann zu und legte ihm beide Arme um den Hals. "Und wenn es wirklich mal über mir zusammenbricht, dann bin ich immerhin schon vorgewarnt." Der nächste Satz überraschte sie dann allerdings sehr. "Reizvoll? Schwangere Frauen? Wirklich? Oh...dann bin ich ja wirklich mal gespannt, was du ein zwei oder drei Monaten sagst..." Serrana legte die Stirn in Falten. "Ich beneide dich, ehrlich gesagt, nicht um dieses Gespräch. Die Reise wird vielleicht nicht das Schlimmste sein, sondern das Pony, das sie sich selbst aussuchen sollte."

    Serrana warf Sedulus einen etwas misstrauischen Blick zu, aber als dieser so unschuldig zur Decke schaute, verlor sich dieser recht schnell wieder. "Naja, aber wirklich nur ein paar." meinte sie im Brustton der Überzeugung, auch wenn sie natürlich wusste, dass das Unsinn war. Vermutlich arbeiteten allein in der Küche der Casa Germanica schon mehr Sklaven als im Stammhaus der Iunia, aber das wollte sie ungern zugeben.
    Nachdem sie sich mit einem Seufzer neben ihrem Mann auf der Bank niedergelassen hatte, schloss Serrana die Augen und hielt mit einem entspannten Lächeln das Gesicht in die Frühlingssonne. "Oja, das Haus ist wirklich groß, und die Einlagen waren wirklich schön, so hatte ich mir das gar nicht vorgestellt." Das zufriedene Lächeln verbreitete sich noch ein bisschen mehr."Machen wir das jetzt jeden Tag so? Das würde mir gefallen...."

    Serrana warf einen weiteren Blick auf die Köchin und nickte dann. "Das ist gut zu wissen, aber ich denke, ich werde schon mit ihr und den anderen Sklaven zurechtkommen. In der Casa Iunia hat das schließlich auch geklappt.


    "Lass das Essen bitte in den Hortus bringen, wenn du fertig bist, ja?" sagte sie an Helena gewandt und ging dann mit Sedulus gemeinsam hinaus in den Garten. "Die Sonne steht schon ganz schön hoch am Himmel, offenbar hat unsere Hausführung ziemlich lange gedauert." sagte sie mit einem Blick zum Himmel und kicherte. "Wo wollen wir uns denn hinsetzen?"

    "Eigentlich kaum vorstellbar, dass du so ein streitbarer Mensch sein kannst, wo du zu mir bislang doch immer so nett warst." erwiderte Serrana sein Lächeln. "Was muss man denn machen, damit du richtig ärgerlich wirst?" Sie ließ ihre eigene Hand noch einen Moment lang auf ihrem Bauch liegen, aber es tat sich tatsächlich nichts. Dann sah sie ihren Mann überrascht an. "Wachsen ist klar, aber was meinst du mit lernen? In meinem Bauch wird es noch nicht viel lernen können." Sie warf einen nachdenklichen Blick an sich herunter und sah dann wieder Sedulus an. "Sag mal, werde ich dir eigentlich auch noch gefallen, wenn mein Bauch richtig dick ist? Vielleicht sehe ich dann aus wie eine Tonne..." Serrana seufzte und griff dankbar das nächste Thema auf. "Du wirst das schon schaffen." sagte sie zuversichtlich. "Aber Sabina sollte auf jeden Fall von dir hören, dass sie einen Bruder oder eine Schwester bekommt, bevor sie es irgendwo anders erfährt."

    "Nun, es wird sicher schnell gehen, schließlich ist nichts dabei, was sie frisch zubereiten muss." antwortete Serrana und beobachtete Helena interessiert bei deren Tun. Immerhin würde sie in Zukunft häufiger mit der Köchin zu tun haben, da war es auf jeden Fall wichtig, wenn sie wusste wie die Arbeitsabläufe in der Küche waren.


    "Wo wollen wir denn essen? Im Garten vielleicht? Das wäre doch schön!"

    "Nein, da hast du vermutlich recht." Serrana musste schmunzeln. "Ausser Calvena natürlich und ein paar anderen...Und du meinst wirklich, dass du so bekannt in Rom bist, dass mich jetzt seit der Hochzeit auch viele Leute kennen? Wie kommt das denn? Weil du so ein fleissiger und vorbildlicher Senator bist?" Es fiel ihr schon ziemlich schwer, den ahnungslosen Gesichtsausdruck beizubehalten, aber dann kam der Moment, in dem Sedulus seine Hand auf ihren Bauch legte, und plötzlich waren alle anderen Gedanken wie weggewischt. 'Das ist deine Familie' dachte sie nur einen Augenblick später und für kurze Zeit kamen sogar ihre unterbewusst stets präsenten Ängste nicht mehr durch. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie stundenlang so stehenbleiben können, aber leider war ging es viel zu schnell vorbei."Dann sollten wir es lieber schlafen lassen. Es muss ja noch eine Menge wachsen, und wenn es größer ist, dann spürst du auch sicher etwas von ihm." Serrana strich ihrem Mann über das Haar und gab ihm dann einen Kuss. "Ja, mach das. Mit dir wird sie sicher sprechen, schließlich liebt sie dich ja heiss und innig."