"Gerüchte? Was denn für Gerüchte? Schließlich sind wir doch ordnungsgemäß verheiratet, und du zeigst mir doch nur das Haus." kicherte Serrana, nahm dann jedoch das zweite Handtuch in Empfang und stieg, wenn auch etwas widerwillig, aus dem Becken. "Aber eigentlich ist das keine schlechte Idee, ich krieg nämlich allmählich Hunger." Gerade hatte sie damit begonnen, sich trocken zu reiben, da sah sie auch schon wieder überrascht auf. "Meine Truhe? Im Ernst? Wo denn?"
Beiträge von Iunia Serrana
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"Das ist schön." antwortete Serrana leise und blieb einfach an ihren Mann gedrückt stehen und genoss mit geschlossenen Augen diesen schönen Augenblick. Etwas besseres als diese drei kleinen Worte konnte sie beim besten Willen nicht finden, aber die drückten im Grunde auch alles aus, was sie gerade fühlte.
In Momenten wie diesen konnte man tatsächlich fast vergessen, dass es auch noch so etwas wie einen grauen Alltag gab, der bereits in greifbare Nähe gerückt war. -
Serrana tauchte gleich noch einmal der Länge nach unter, so herrlich war das kalte Wasser auf ihrer Haut. Was für ein Morgen, irgendwie schien eine überbordende körperliche Empfindung die nächste zu jagen. Kaum war sie wieder aufgetaucht, da zog Sedulus sie auch schon zu sich heran, und Serrana legte mit einem glücklichen Lachen ihre Arme um seinen Hals.
"Zu deinen Ahnen? Oh nein, ganz sicher nicht. So schnell lass ich dich nicht weg von mir, mach dir bloß keine Hoffnungen." Sanft küsste sie ihn und sah ihrem Mann nun ihrerseits in die Augen. "Ich liebe dich, Quintus."
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Sie hätte nicht rationell erklären können warum es so war, aber der Anblick von Romanas blutigen Händen, die in das klare und saubere Wassser des iunischen Impluviums tauchten, erschreckte Serrana mindestens ebenso sehr wie das seltsame Gebaren der Vestalin. Am liebsten hätte sie sie davon abgehalten, blieb dann aber doch wie versteinert auf dem Boden neben dem Lamm knien und nickte nur kaum merklich, als Romana sich zum gehen wandte und gefolgt von ihrer Sklavin das Atrium verließ. Ihr eigenes "Vale" fiel so leise aus, dass Romana es vermutlich kaum noch hatte hören können, doch das war Serrana gar nicht bewusst. Minuten vergingen, in denen sie einfach sitzen blieb, bis sie plötzlich die hünenhafte Gestalt von Adula neben sich wahr nahm, die ihrer Herrin die Hand entgegenstreckte, um ihr aufzuhelfen.
Als sie schließlich wieder auf den Beinen stand, schüttelte Serrana kurz den Kopf, um das unwirkliche Taubheitsgefühl in ihrem Innern loszuwerden und wieder einen klaren Gedanken fassen zu können."Schaff das hier weg." sagte sie mit nach wie vor monotoner Stimme und wies dabei auf das tote Lamm. "Und sorg dafür, dass niemand auf die Idee kommt, sich etwas davon zu nehmen. Dann sagst du den anderen Sklaven Bescheid, damit sie dir helfen, den Boden zu säubern. Es darf nicht der kleinste Fleck zurückbleiben, verstehst du mich?" Auf Adulas stummes Nicken hin hatte Serrana sich bereits zum Ausgang gewandt, drehte sich dann jedoch noch einmal um. "Achja, und das Wasser im Impluvium muss ausgewechselt werden. Wenn es leer ist, reinigt es gründlich und füllt sauberes Wassser nach. Ich bin für eine Weile in meinem alten Cubiculum und möchte unter keinen Umständen gestört werden." Ohne auf weitere Antwort zu warten oder sich noch einmal umzudrehen, verließ Serrana das Atrium und ging hinüber in das Zimmer, in dem sie vor ihrer Heirat etliche Monate geschlafen hatte.
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"Es ist schön, dass du dich allen Göttern derart verbunden fühlst." antwortete Serrana und lächelte den jungen Mann an. "Ich denke, vielen Mitgliedern des Cultus Deorum geht es so, nur ist bei manchen die Hingabe an einen bestimmten Gott oder eine bestimmte Göttin besonders groß. In meinem Fall ist das immer schon Minerva gewesen, meine beste Freundin dagegen fühlt sich stärker zu Iuno hingezogen. Und als Aedituus würdest du vermutlich in erster Linie für einen bestimmten Tempel und somit auch für eine Gottheit zuständig sein. Was natürlich nicht bedeutet, dass du die anderen vernachlässigen musst.
Könntest du dir denn eine solche Arbeit im Tempel vorstellen? Mit den Gläubigen sprechen, die Tempeldiener anleiten und Opfer und andere Zeremonien durchführen?"Sim-Off: kein Problem
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Bei dem Wort "Schüler" richtete sich Serrana automatisch noch ein wenig mehr auf. Also doch... Im Grunde war es ja nur die logische Konsequenz aus den vorangegangenen Worten des Pontifex, doch da ihre eigene Ausbildung noch nicht allzulange vergangen war, hatte sie nicht ernsthaft mit einem derartigen Vorschlag gerechnet und auch nicht rechnen können. Fachlich machte sich Serrana keine Sorgen, sie wusste, dass sie bereits eine ganze Menge theoretisches und praktisches Wissen besaß, die sie an einen frischgebackenen Priesterschüler würde weitergeben können. Die Übernahme einer derartig großen Verantwortung wog in ihren Augen da schon schwerer, doch auch hier taten die seit einigen Tagen allgegenwärtigen dunklen Gedanken ihre Wirkung. Ja, die Vorstellung, diese Verantwortung zu schultern, war einschüchternd, aber vielleicht würde es ja nicht nur ihre erste sondern auch einzige Möglichkeit bleiben, jemals etwas von ihrem eigenen Wissen an Andere weiter zu vermitteln. Serrana war sich ziemlich sicher, dass diese Art von Arbeit ihr Spaß machen und sie darüber hinaus vermutlich auch zumindest streckenweise von ihren sonstigen Nöten ablenken würde. Und allein das für sich genommen wäre schon Grund genug gewesen, sich über diese neue Aufgabe zu freuen.
"Es ehrt mich, dass du mir eine derartige Aufgabe bereits zutraust." gab Serrana offen zu, und ihr Gesicht erhellte sich wieder. "Wenn ich ehrlich bin, hört es sich nach einer großen Herausforderung an, aber ich werde mein Bestes tun, diesem Schüler gerecht zu werden, das verspreche ich."
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Nachdem sie sich frisch gemacht und ihr etwas ramponiertes Aussehen wieder in Ordnung gebracht hatte, betrat Serrana schließlich erneut den Oecus, wo sie sich mit einem entschuldigenden Lächeln in die Runde wieder auf ihrer Kline niederließ.
"Ich möchte euch bitten, mich für mein seltsames Verhalten zu entschuldigen. Mir war ein wenig übel, aber jetzt geht es mir wieder gut." Den letzten Satz hatte sie in Verus' Richtung gesprochen, dessen Frage sie beim eintreten noch mitbekommen hatte. Auch er schien den Geschmack des Hasen zu mögen, aber Serrana beschloss nicht weiter über diesen Teil der Mahlzeit nachzudenken, schließlich wollte sie nicht riskieren, noch ein weiteres Mal fluchtartig den Raum verlassen zu müssen.
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"Ja, kühl ist es schon, aber es fühlt sich wundervoll an, findest du nicht?" fragte Serrana, deren Lebensgeister allmählich wieder zurückkehrten. Auf Sedulus' vorherige Bemerkung antwortete sie erst gar nicht. Natürlich würde irgendwann der Tag kommen, an dem sie sich Sorgen um ihn würde machen müssen, umso mehr, da er ihr schon jetzt so viel bedeutete, aber darüber wollte sie an so einem schönen Tag einfach nicht nachdenken. Da musste schnell eine Ablenkung her...
"Oh, ganz einfach. Ich meinte 'eins, zwei........" bei zwei griff sie die Hand ihres Mannes noch ein bisschen fester und sprang, ihn hinter sich herziehend, in das Kaltwasserbecken. Als das kalte Wasser über ihr zusammenschlug, verschlug es ihr buchstäblich den Atem, aber sie hatte recht gehabt. So wach, wie in dem Moment, als sie nach Luft schnappend wieder auftauchte, war sie schon lange nicht mehr gewesen.
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"Mach dir keine Gedanken, du hast uns nicht erschreckt." lächelte Serrana die ein wenig verlegen wirkende Calliphana an und legte ihr kurz die Hand auf den Unterarm. "Geht es dir auch gut? Du bist ja völlig ausser Atem..." Dann fragte Celerina nach ihrer Hochzeit und Serranas Lächeln vertiefte sich noch ein bisschen. "Nein, erst seit Anfang April." erzählte sie stolz, und erst als die Flavia erwähnte, dass sie bereits zum zweiten Mal verheiratet war, wurde Serranas Gesichtsausdruck wieder ernster. Was das wohl zu bedeuten hatte? Ob Celerinas erster Mann wohl gestorben war? Nein, das war definitiv ein Thema, über das Serrana nicht nachdenken wollte, denn dann würde sie dieses harmlose gesellschaftliche Geplauder niemals überstehen. Ihr Blick suchte automatisch wieder nach Romana, wandte sich jedoch ein wenig überrascht ihren beiden Gesprächspartnerinnen zu, als diese auf ihre Großmutter zu sprechen kamen. Eine Unterhaltung mit Laevina? Na, wundervoll... Allerdings hatten sich in den Tagen seit der verhängnisvollen Leberschau in der Casa Iunia viele Dinge in Serranas Wahrnehmung verschoben, und auch Germanica Laevina hatte in den Augen ihrer Enkelin einiges an Schrecken verloren.
Ablehnen konnte sie Celerinas Vorschlag ohnehin nicht, wie würde denn das aussehen?"Ja, du hast Recht, Calliphana, das ist meine Großmutter. Wenn es euch recht ist, werde ich sie euch vorstellen. Calvena wird ganz sicher nicht herkommen, die musste Hals über Kopf mit ihrem Mann nach Germanien reisen. Der ist versetzt worden und zwar völlig ohne Grund. Hast du denn davon noch nichts gehört?"Mittlerweile waren die drei Frauen bei Romana und der alten Germanica angekommen, Serrana warf ihrer Freundin Romana einen unsicheren Blick zu und kämpfte gegen einen neuen Angstschub, bevor sie sich räusperte und wieder am Riemen riss.
"Salve Romana, und salve, Großmutter. Großmutter, ich würde dir gern Flavia Celerina und Furia Calliphana vorstellen. Und das ist meine Großmutter, Germanica Laevina. Claudia Romana kennt ihr ja sicher schon, nicht wahr?"
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"Oh, das freut mich. Ich will mir am allerersten Tag meiner Ehe schließlich noch keine Sorgen um meinen Ehemann machen müssen." Auf nackten Sohlen tappste Serrana hinter Sedulus hinüber ins angrenzende Frigidarium der hauseigenen Therme und seufzte geniesserisch auf, als ihr Körper plötzlich wieder von kälterer Luft umgeben war.
Mit wenigen Schritten war sie beim Kaltwasserbecken angekommen und streckte vom Rand aus vorsichtig den großen Zeh ins Wasser, um ihn gleich wieder zurückzuziehen."Ui, ich glaube, wenn wir da einmal untergetaucht sind, dann werden wir beide schlagartig wieder wach sein. Wollen wir? Auf drei?"
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"Natürlich nicht. Entschuldige bitte, die Frage war wirklich dumm." Serranas Stimme wurde immer tonloser, während die Kälte in ihrem Innern allmählich von von ihrem ganzen Körper Besitz ergriff, und sie jetzt wieder auf das tote Lamm starrte, das wie eine zerbrochene Puppe in seinem Blut lag. Das, was zuvor nur eine dunkle Vorahnung gewesen war, wurde jetzt immer mehr zur Gewissheit und drückte ihr die Brust zusammen und die Luft ab, und Serrana schaffte es einfach nicht, erneut nachzuhaken und sich damit das letzte bisschen Hoffnung, Romanas Benehmen vielleicht doch misszuverstehen, endgültig und unwiederbringlich zu zerstören.
"Ich danke dir, dass du mir geholfen hast." sagte sie in dem nichtssagend freundlichen Tonfall, den sie dank der eisernen Erziehungsarbeit ihrer Großmutter selbst in diesem Augenblick noch hinbekam, auch wenn sie Mühe hatte, ihre eigene Stimme durch das anwachsende Rauschen in ihren Ohren noch zu hören. "Und natürlich werde ich dich nicht länger aufhalten, du hast mir ohnehin schon Zeit genug geopfert. Aber du willst dich doch sicher noch waschen, bevor du gehst, nicht wahr?"
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"Also ich verbinde mich eigentlich recht gern mit dir." rutschte es Serrana heraus, während sie, ebenfalls ein wenig wacklig auf den Beinen, hinter Sedulus zum Ausgang lief, und ob die Röte in ihrem Gesicht nun auf das eben Gesagte oder die Hitze im Raum zurückzuführen war, blieb dem Auge des Betrachters überlassen.
An der Tür angekommen, tauchte sie mit dem Kopf unter dem ausgestreckten Arm ihres Mannes hindurch, um auch ein wenig von der Kühle abzubekommen und stuppste ihn dann mit einem kleinen Kichern leicht in die Seite."He, du wirst du wohl nicht schlappmachen. Aber wenn du mir verrätst, wo das Frigidarium ist, dann helfe ich dir auch hinüber."
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Im ersten Augenblick war da nur Freude. Freude und eine unendliche Erleichterung, dass das Schicksal es offenbar doch gut mit ihr meinte. Ein glückliches Strahlen breitete sich über Serranas Gesicht aus, doch dann betrachtete sie ihre Freundin genauer, und plötzlich war sie wieder da, die Angst, und schloss sich mit kaltem Griff um ihre Eingeweide. Irgendetwas stimmte nicht. Die Worte waren wundervoll, ja, aber das, was Romana sagte, spiegelte sich irgendwie nicht in ihrem Gesicht wider, auch wenn sie ein wenig lächelte.
'Bohr bloß nicht nach!' zischte die Stimme in Serranas Inneren.'Nimm das Urteil hin und freu dich daran. Und leb einfach das lange und glückliche Leben, dass sie dir vorrausgesagt hat. Solange nichts anderes ausgesprochen wird, ist es auch nicht wahr..'"Oh, das hört sich ja wundervoll an." sagte sie dann, und auch Serranas Lächeln fiel nicht ganz so überschwänglich aus, wie man es bei einem derart positiven Omen eigentlich hätte erwarten können. "Und du bist dir ganz sicher, dass du....ähm...nichts übersehen hast?"
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Gebannt lauschte Serrana Romanas Gebet, und bei der Erwähnung ihres eigenen Namens lief ein leichtes Kribbeln ihre Wirbelsäule entlang und die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Ohne den Blick von dem Geschehen auf dem Boden abzuwenden, ließ sie sich neben ihrer Freundin auf die Knie sinken und zuckte erneut zusammen, als das große Opfermesser durch die kleine Kehle des Lammes fuhr. Wenn ein so kleines Tier schon soviel Blut besaß, wieviel davon würde dann erst in ihrem eigenen Körper sein und darauf warten hervorzuströmen... Eine Welle der Panik überdeckte kurz sogar Serranas Aufregung und Nervosität, und während ihr ein kaum hörbares Wimmern entrutschte, verschränkte sie die Hände in ihrem Schoss und ihre Finger krallten sich im Stoff ihrer Tunika fest. Ihre Augen waren jetzt auf die Leber des Tieres gerichtet, die Romana in ihren Händen hielt. Unglaublich, dass dieses kleine unscheinbare Organ die Entscheidung über ihr eigenes Leben und Sterben in sich trug...
Serrana hätte nicht sagen können, wie lange Romana mit absolut unbewegtem Gesicht die Leber und deren Beschaffenheit untersuchte. Sekunden, Minuten, Stunden?'Nun sag doch endlich was, bitte, bitte, bitte....' wurde die innere Stimme in Serrana immer lauter, während ihr Blick hektisch zwischen Romanas Gesicht und deren blutigen Händen hin und her ging.
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Einige Zeit später ruhte das frischgebackene Ehepaar verschwitzt und ineinander verschlungen auf den marmornen Stufen, und Serrana hatte sich keine weiteren Gedanken über eventuelle Gäste oder die Geräuschkulisse im Tepidarium gemacht. Das Gesicht in die Beuge zwischen Sedulus' Hals und Schulter gedrückt, genoss sie den ihr mittlerweile schon vertrauten Duft seiner Haut und merkte, dass sie kurz davor stand einzunicken. Wenn es doch nur nicht so warm wäre...
"Weißt du, allmählich brauche ich wirklich mal eine Abkühlung." flüsterte sie schläfrig. "Wollen wir vielleicht rüber ins Frigidarium gehen?"
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Stimmte etwas mit dem Lamm nicht? Warum sah Romana denn nur mit einem derartigen Gesichtsaudruck hinaus in den Garten? Serranas Nervosität stieg allmählich in eine neue Dimension empor und mischte sich dann mit großer Verlegenheit angesichts des eigenen Versäumnisses. Natürlich hätte sie dafür sorgen müssen, dass das Lamm betäubt wurde, aber sie war ja so damit beschäftigt gewesen, jedes einzelne Staubkorn aus dem Atrium zu wischen. Und vielleicht hatte sie wirklich unbewusst angenommen, das Tier würde sich in den Armen der Vestalin absolut ruhig verhalten, warum auch sollte Romana eine andere Wirkung auf das Lamm haben als auf sie selbst? Was, wenn das nun der entscheidende Fehler gewesen war? Serrana wich Romanas strafendem Blick aus und brachte ein zerknirschtes "Ja, natürlich, tut mir wirklich leid." hervor, bevor sie bei dem dumpfen Geräusch, mit dem die Eisenkugel auf dem flauschigen weißen Kopf aufschlug, erschreckt zusammenfuhr. Was war denn nur los mit ihr, schließlich war das doch nicht die erste Leberschau, bei der sie anwesend war. Allerdings durchaus die erste, bei der das Ergebnis derartig wichtig für ihre eigene Zukunft war. Ob sie das Ganze vielleicht doch noch abblasen und einfach die nächsten Monate abwarten sollte? Nein, so konnte und wollte sie Romanas Großzügigkeit nicht vergelten, ganz abgesehen davon, dass sie jetzt endlich Gewissheit haben wollte.
Serranas Blick ging von dem bewusstlosen Lamm in Romanas Armen hinunter auf den Boden und wieder zurück, dann nickte sie.
"Ja, ist schon gut. Die Sklaven werden mir helfen, danach wieder alles in Ordnung zu bringen. Es sei denn, du möchtest lieber woanders...." Ja, eine Sauerei würde es ganz sicher werden, jede Menge Blut... Eigentlich sehr passend, wenn man sich den Anlass dieser Leberschau vor Augen führte, dachte Serrana mit neu aufkommender Verbitterung, bevor sie Romana noch einmal bekräftigend zunickte.
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Es vergingen einige Augenblicke, und Serrana begann sich gerade zu fragen, ob sie vielleicht etwas falsches geantwortet hatte, als der Pontifex schließlich doch wieder das Wort ergriff. Feiertagsleitung? Hatte sie das gerade richtig verstanden? Scheinbar schon, denn der Gesichtsausdruck des Aureliers wirkte durchaus wohlwollend auf sie. Serrana atmete leise auf. Also traute er ihr tatsächlich etwas zu, eine Vorstellung, die für Serrana ausgesprochen beflügelnd war, auch wenn die Vorstellung, vor unzähligen Menschen einen komplizierten Ritus anzuleiten ganz schön einschüchternd war. Andererseits waren in ihren Augen seit ihrer Ankunft in Rom fast alle Dinge einschüchternd gewesen, und die meisten Herausforderungen hatte sie trotzdem irgendwie gemeistert, warum also nicht diese? "Vielen Dank, das ist sehr großzügig." bedankte sie sich, und ihr Lächeln wurde ein bisschen breiter, nur um kurz darauf erneut leichter Irritation zu weichen. Worauf wollte er denn nur hinaus? Eine weitere Prüfung, mündlich oder auch schrifltlich? Wie sonst konnte man denn den Erfolg einer Ausbildung noch belegen? Serrana überlegte eine Weile, dann kam ihr plötzlich ein Gedanke, der Sinn machte, in ihren Augen aber entschieden zu gewagt war, als dass sie sich getraut hätte, ihn offen auszusprechen. Was, wenn sie sich irrte, und der Pontifex angesichts einer derartigen Vermessenheit in schallendes Gelächter ausbrach? Nein, lieber nicht...
"Ich...ähm..bin nicht sicher, ob ich verstehe, was du meinst."
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"Du möchtest also dem Cultus Deorum beitreten und unseren Göttern dienen?" hakte Serrana erfreut und mit neuerwachtem Interesse nach. "Gibt es denn eine Gottheit, der du dich besonders verbunden fühlst? Oder liegen sie dir alle gleich am Herzen?" Der junge Mann ihr gegenüber machte auf sie einen aufrichtigen Eindruck, doch da sie sich selbst Zeit ihres Lebens vor allem zu einer Göttin hingezogen gefühlt hatte,fand sie es immer wieder spannend zu erfahren, wie das bei anderen Gläubigen war.
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Und ob ihr dieses Thema besser gefiel! Innerhalb von wenigen Sekunden hatte es Serranas Zweifel wenn auch nicht vertrieben, so doch immerhin in ein dunkles Eckchen ihres Verstandes gedrängt. Vorerst zumindest.
"Ja, ich denke schon." murmelte Serrana, als sie kurz mal die Luft dafür hatte. "Aber wir sollten das schon ein wenig ausführlicher besprechen, das Thema ist ja wirklich ziemlich komplex." Einige Augenblicke später löste sie sich erneut kurz von ihrem Mann. "Sag mal, hast du heute morgen beim Aufstehen nicht gesagt, dass irgendwelche Besucher kommen würden? Hoffentlich suchen die uns nicht hier unten." Falls dem so war, dann waren besagte Gäste noch nicht bis ins Tepidarium vorgestoßen, denn es war weit und breit kein Mensch ausser ihnen beiden zu sehen oder zu hören. "Aber wenn wir ganz leise sind, wird uns schon keiner finden." Mit einem kleinen Kichern zog Serrana den Kopf ihres Mannes wieder zu sich herüber und widmete sich erneut dem Alternativthema.
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Ein Gast, der sie wegen ihrer Tätigkeit als Priesterin besuchte? Der fremdländisch klingende Name sagte Serrana nichts, aber dass er auf Empfehlung von Iulius Centho, dem Mann ihrer Freundin Calliphana vorbeikam, reichte ihr völlig aus, um sich schnell ins Triclinium zu begeben und den jungen Mann dort zu begrüßen.
"Dontas, nicht wahr? Salve, ich bin Iunia Serrana. Hat man dir schon etwas zu trinken gebracht?" Sie machte einem der wartenden Sklaven ein Zeichen, und dieser eilte davon, um ein Tablett mit Getränken zu holen, während Serrana sich auf dem Sessel neben Dontas niederließ.
"Quadrata hat mir erzählt, dass Iulius Centho dich hergeschickt hat. Was kann ich denn für dich tun?"