Beiträge von Iunia Serrana

    Mit dieser Frage hätte sie selbstverständlich rechnen müssen, und ebenso selbstverständlich konnte sie Sedulus nicht die Wahrheit erzählen, ohne sich lächerlich zu machen mit ihrer kindischen Eifersucht auf einen Menschen, mit dem sie ohnehin niemals wirklich in Konkurrenz würde treten können.


    "Ach, ich weiß auch nicht." murmelte Serrana und starrte dabei angestrengt auf ihre Zehen, als hätte sie in ihrem Leben noch nichts interessanteres gesehen. Wie hätte sie Sedulus das auch erklären sollen, wo er ihr doch keinerlei Grund für derartige Gedanken gab. Hatte er ihr nicht noch vor wenigen Minuten gesagt, dass er sie liebte? Und wegen irgendwelcher politischer oder materieller Erwägungen hatte er sie ganz sicher nicht geheiratet...Allmählich wurde es wirklich Zeit, dass sie etwas selbstbewusster durchs Leben ging. Serrana seufzte auf und zuckte dann mit den Schultern. "Nein, vermutlich nicht. Tut mir Leid, das war Unsinn. Lass uns lieber von etwas anderem sprechen."

    "Ja, es geht schon, mach dir bitte keine Gedanken. Das heißt, wenn du nicht darauf bestehst, dass ich etwas von dem Hasen esse." versicherte Serrana schnell mit einem leicht schiefen Lächeln, als sie den besorgten Gesichtsausdruck ihres Mannes sah und fuhr ihm zärtlich mit den Fingern über die Wange. "Geh du ruhig schon wieder rein, ich komme so schnell wie möglich nach." Ohne etwas von der heimlichen Zuhörerin bemerkt zu haben, wandte sich Serrana Richtung Haus und eilte in ihre Gemächer hinauf, um sich von dem unangenehmen Geschmack in ihrem Mund zu befreien und wieder einigermaßen ansehnlich herzurichten.

    Nach gefühlten hundert Runden ums Impluvium, von denen jede einzelne Serranas Nervosität noch erhöhte, betrat schließlich ein Lichtblick in Gestalt der weißgewandeten Romana das Atrium, und die Iunia versank in einer Umarmung, die ihr zwar den Brustkorb zusammen- und damit die Luft aus den Lungen quetschte, ihre Stimmung aber trotzdem sofort hob.


    "Salve, Romana." brachte sie nach einem kleinen Huster heraus und erwiderte deren Lächeln, auch wenn das ihre nicht ganz so breit ausfiel. "Schön, dass es dir gefällt, und ja, das ist das Lamm. Ich hoffen, ich habe die richtige Wahl getroffen." Kurz sah sie zu dem nach wie vor arglosen Tier hinüber, dann wurde ihr Blick von dem Korb, den Romanas Sklavin trug und dessen Inhalt angezogen. Eine Modellleber? Was es nicht alles gab...
    Mit einer Mischung aus Neugier, Faszination und der nach wie vor präsenten Nervosität und Angst beobachtete Serrana die Vorbereitungen und schüttelte dann vehement den Kopf. "Oh nein, ich mache mir keine Sorgen. Zumindest deshalb nicht..." Für einen kurzen Moment fühlte sie das starke Bedürfnis, einfach nach Hause zu rennen und sich in ihrem Cubiculum die Decke über den Kopf zu ziehen, doch dann hatte sie sich wieder halbwegs im Griff. "Nun, wenn du nichts dagegen hast, können wir sofort anfangen." Desto schneller würde sie es auch hinter sich haben, mit welchem Ergebnis auch immer.

    "Nun, es kommt vermutlich darauf an, was man unter kompetent versteht." antwortete Serrana, die sich trotz ihrer angespannten Stimmung beim Gedanken an ihre Leibsklavin eines kleinen Schmunzels nicht erwehren konnte. "Auf diesem Weg würde sich Adula tatsächlich nicht verlaufen, aber das auch nur, weil sie die Küche niemals freiwillig betritt. Und ich würde es ihr in meinem eigenen Interesse nicht befehlen." Als Romana ihre Mitvestalin Minucia Milicha erwähnte, ging Serranas Blick automatisch in die Richtung, in die die ältere Frau verschwunden war, bevor sie nickte. Da blieb ihr wohl nur noch zu hoffen, dass das Omen morgen positiver ausfallen würde, als die heutige Laune der Minucia....
    Bevor dieser Gedanke sie wieder zu anderen, noch unerfreulicheren führen konnte, stand Serrana nun endgültig auf und ergriff zum Abschied die Hände ihrer Freundin. "Romana, ich möchte, dass du weißt, dass....dass ich dir das nie vergessen werde, ganz egal, wie die Leberschau morgen auch ausfallen wird. " Ein letzter kurzer Händedruck, dann eilte Serrana schnell aus dem Vestibulum hinaus, bevor Romana die erneut hervorschießenden Tränen zu Gesicht bekommen konnte.

    "Dann ist es ja gut. Aber vielleicht sollten wir den Dingen einfach ihren Lauf lassen. Wenn Adula jemanden kennenlernt, der ihr gefällt, dann werde ich es sicher mitbekommen." Serrana würde Adula niemals auf die Weise beschützen können, wie diese es schon seit geraumer Zeit für sie tat. Aber sie spürte, dass die riesige Leibsklavin und sie selbst im Laufe des letzten Jahres zu einer Art Einheit zusammengewachsen waren und der Gedanke, dass irgendjemand eventuell ein schlechteres Bild von Adula haben könnte als sie selbst, störte sie auf eine Weise, die sie nicht wirklich hätte erklären können. Dann lenkte jedoch eine Bemerkung ihres Mannes Serranas Gedanken in eine ganz andere Richtung.


    "Blonde Frauen, soso. Und was ist mit dir? Magst du blonde Frauen auch lieber als andere?" fragte sie möglichst beiläufig. Sedulus' erste Frau war ihres Wissens nach blond gewesen, aber sie, Serrana, war es nicht.

    Ob beabsichtigt oder nicht, mit der Bemerkung über die Götter hatte Sedulus bei seiner Frau den richtigen Nerv getroffen, und sie biss sich auf die Unterlippe, bevor sie erneut den Blick senkte. "Ja, das ist wahr, tut mir Leid. Ich werde den Willen der Götter sicher nicht in Frage stellen." Serranas innere Unruhe war nach wie vor präsent, doch jetzt kam der Widerwille, sich ausgerechnet in Sedulus' Gegenwart schwach und wehleidig zu zeigen, immer stärker zum Vorschein. Der verängstigte Teil in ihr wünschte sich nichts mehr, als dass er sie einfach in die Arme nahm, doch die stolze Hälfte in ihr wehrte sich dagegen, dass ihr Mann sie so sah. Serrana scharrte noch ein wenig mit den Füßen herum, dann sah sie mit neu gewonnener Entschlossenheit wieder hoch. "Vielleicht sollten wir jetzt lieber zurück zu deinen Gästen gehen. Ich würde mich vorher allerdings gern ein wenig frisch machen, dann komme ich sofort nach."

    Ob sie sich wohl jemals noch wohler fühlen würde als jetzt gerade in diesem Moment? Der Körper vollkommen entspannt durch die Wärme um ihn herum und das vorangegangene Liebespiel und der Geist eine Mischung aus wundervollem inneren Frieden und Geborgenheit. Kein Wunder, dass Serrana in so einer Situation auch jedem anderen Menschen nur das Beste wünschte.


    "Ja, vielleicht hast du Recht. Allein sein ist nicht schön, aber es sollte auch passen. So wie bei uns, weißt du?" Sie hob leicht den Kopf, um einen kleinen Kuss auf Sedulus' Schulter zu drücken und ließ ihn dann wieder zufrieden zurücksinken.


    "Teutus?Hm...ja, könnte sein. Aber warum glaubst du, dass Adula ihm nicht gefallen könnte. Sie ist natürlich ziemlich groß und kräftig, aber sie ist doch nicht hässlich..."

    "Rache? Meint ihr wirklich? Oh...." Serrana, die aufgrund ihres eher zurückhaltenden und auch reichlich zögerlichen Gemüts vermutlich nie selbst auf eine derartige Idee gekommen wäre, sah die anderen Mädchen überrascht an, und ganz allmählich machte sich eine andere Art von Aufregung in ihr breit. Eine gelungene Vergeltungsaktion würde ihre eigene wenig souveräne Reaktion zwar nicht ungeschehen machen, aber nichtsdestotrotz würde sie sich danach sicher deutlich besser fühlen. Sie wollte gerade mit den anderen jungen Frauen die Köpfe zusammenstecken, als sie sich plötzlich irgendwie beobachtet fühlte. Serrana drehte sich von ihren Freundinnnen in Richtung Taverne. Die jungen Kerle rund um den Übeltäter waren jetzt mit sich selbst beschäftigt, aber der dunkelhaarige und durchaus gutaussehende junge Mann am Nachbartisch...konnte es sein, dass der sie ansah? Serrana war in derartigen Situationen noch besonders locker oder selbstbewusst gewesen und durch den gerade überstandenen "Überfall" noch zusätzlich verunsichert, sah sie den jungen Mann nur kurz an und wandte sich dann schnell und reichlich verlegen wieder ihrer Runde zu. "Oja, erzähl mal. Was können wir tun?" Die Köpfe der jungen Mädchen rückten automatisch noch ein Stückchen enger aneinander und ein unbeteiligter Beobachter konnte nur noch Mutmaßungen anstellen, um was es in diesem Gespräch wohl gehen mochte.

    Ein wenig überrascht, dass ihre persönliche Meinung zu den Belangen des Cultus Deorum auch in dessen höchsten Ebenen auf Interesse stieß, war Serrana nach wie vor, doch die entsprechende Versicherung des Pontifex schmeichelte ihr auch nicht wenig und führte dazu, dass ihre Nervosität allmählich nachließ. Für ein paar Augenblicke zumindest, denn kaum hatte sie das erfreute "Das werde ich gerne tun, vielen Dank" herausgebracht, da kam eine Frage, bei der Serrana erneut das Adrenalin durch den Körper schoss. Ein Opfer von der größeren Art geleitet? In Serranas Auge war bislang noch jede noch so alltägliche Opferhandlung groß, da sie noch ganz am Beginn ihrer religiösen Karriere stand. Aber irgendwie schwante ihr, dass dem Pontifex unter "groß" etwas ganz anderes vorschwebte. Wie es ein wenig in ihrer Natur lag, begann ein Teil ihres Verstandes sofort nach einem geeigneten Schlupfloch zu suchen, um sich nicht auf unbekanntes Terrain hinauswagen zu müssen, doch dann verschaffte sich schließlich auch eine andere Stimme Gehör.'Stell dich nicht so an, verdammt, oder willst du etwa, dass die anderen Menschen zeitlebens in dir das verschreckte Schaf sehen, dass du doch angeblich nicht mehr sein willst?' Serrana rang ein paar Sekunden mit sich, dann räusperte sie sich. "Nun, bislang habe ich ausschließlich die im Tempel anfallenden Opfer geleitet." gab sie, den Pontifex dabei ansehend, offen zu. "Ein wirklich großes, öffentliches Opfer war bislang noch nicht dabei, aber mit der entsprechenden Vorbereitung denke ich schon, dass ich das schaffen würde." Der eher ängstliche und alles andere als risikofreudige Teil, der in Serranas Wesen so lange die Oberhand besessen hatte, stöhnte gequält auf, aber sie zwang sich, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, ruhig sitzenzubleiben und Aurelius Corvinus weiterhin in die Augen zu sehen.

    Seit ihrem Besuch im Atrium Vestae war gerade mal ein Tag vergangen, doch Serrana war jede einzelne Minute, nachdem sie sich von Romana getrennt hatte, wie eine Stunde erschienen. Kaum hatte den Vesta-Tempel verlassen, hatte sie sich in hektischen Aktionismus geflüchtet. Ihr erster Weg hatte sie zum Forum Boiarum geführt, wo sie ein Lamm für die bevorstehende Leberschau erstanden hatte. Danach war sie, das Tier im Schlepptau, direkt zur Casa Iunia geeilt und hatte dort mit Hilfe der Sklaven alle Räume von oben bis unten gereinigt. Strenggenommen wäre dies zwar nicht nötig gewesen, da das Anwesen ohnehin tadellos in Schuss war, aber Serrana wollte in diesem Fall nichts dem Zufall überlassen. Und abgesehen davon, dass bei Romanas Eintreffen alles tadellos sein sollte, lenkte die Räumerei und Putzerei Serrana auch von ihrer immer übermächtiger werdenden Nervosität ab. Zur ausgemachten Stunde stand das ob seines nahenden Schicksals noch arglose Lamm friedlich grasend im Garten, während eine deutlich unentspanntere Serrana im Atrium immer und immer wieder das Impluvium umkreiste und dabei ständig Richtung Ausgang linste, um Romanas Ankunft unter keinen Umständen zu verpassen.

    Serrana wartete, bis Sedulus es sich neben ihr bequem gemacht hatte, und lehnte sich dann, den Kopf an seiner Schulter, gemütlich an ihn an.


    "Ja, eine Einzelgängerin ist sie wirklich." sagte sie nachdenklich und griff nach der Hand ihres Ehemannes. "Aber ich glaube eigentlich nicht, dass sie deshalb unglücklich ist. Unter den Sklaven der Casa Iunia gab ein oder zwei, mit denen sie ganz gut ausgekommen ist, und mit Septimas germanischem Leibwächter hat sie sich auch verstanden. Stell dir vor, sie hat auf meiner Geburtstagsfeier in der Taverna Aspicia sogar mehrmals mit ihm gesprochen, das bin ich von ihr gar nicht gewohnt."Als Sedulus vorschlug, Adula mit einem der anderen Sklaven zu verkuppeln, sah sie ihn erst überrascht an und kicherte dann. "Wer schwebt dir denn da vor? Ich glaub, die meisten Sklaven haben ziemlichen Respekt vor ihr. Und wir müssten ja auch erstmal einen finden, der zumindest so groß ist wie sie..."

    Nachdem Sedulus ihrer beider Kleidung zum Trocknen aufgehängt hatte, folgte Serrana ihm hinüber ins angenehm vorgeheiizte Tepidarium, und auch dieses war für einen Privathaushalt durchaus beeindruckend ausgestattet. Mit einem kleinen Seufzer ließ sie sich auf einer der marmornen Stufen nieder und klopfte mit der Hand einladend auf den Platz neben sich, damit ihr Mann nicht auf die Idee kam, sich allzu weit von ihr zu entfernen.


    "Ja, Adula kann man wohl wirklich nicht mit den anderen Sklavinnen vergleichen. Keine Ahnung, warum sie sich so überhaupt nicht für diese Dinge interessiert, aber in der Campania ist es auch schon so gewesen."

    "Mein Mann? Das ist Senator Germanicus Sedulus. Kennst du ihn vielleicht?" antwortete Serrana mit einem glücklich verklärten Lächeln, das nur zum ersten Mal verliebte Sechzehnjährige derart überzeugend hinbekommen."Wir haben uns auf den Fontinalia in der Casa Germanica näher kennengelernt. Schade, dass du damals nicht dabei sein konntest, es war wirklich ein wunderschönes Fest." Serrana musterte ihr Gegenüber erneut. Im Grunde wusste sie so gut wie gar nichts über die junge Frau, wenn man mal davon absah, dass sie mit dem Pontifex Aurelius Corvinus verheiratet war und zumindest vor einigen Monaten eine Vorliebe für kretische Masseure gehabt hatte. Serrana, die in mancherlei Hinsicht immer noch mit einem gehörigen Maß an Naivität gesegnet war, fragte sich kurz, wie man sich für Masseure interessieren konnte, wenn man doch mit einem der wichtigsten Männer der Stadt verheiratet war, schob den Gedanken dann jedoch schnell wieder beiseite, weil Celerina einen zwar etwas reservierten aber trotzdem netten Eindruck auf sie machte.


    "Das freut mich wirklich. Darf ich fragen, ob dies auch deine ersten Vestalia sind? Oder bist du schon länger als ein Jahr verheiratet?" Während sie noch auf die Antwort der jungen Flavia wartete, legte sich plötzlich eine Hand auf ihre Schulter, und Serrana fuhr wegen der unerwarteten Berührung zusammen. Erschrocken sah sie sich um, doch ihr Gesicht erhellte sich recht schnell wieder, als sie Furia Calliphana erkannte. "Calliphana, wie schön, dass du auch hier bist! Wo hast du denn Chaerea gelassen?" Nachdem sie sich automatisch nach der blonden Sergia umgeschaut hatte, fiel Serrana selbst die Antwort ein und sie schüttelte ob ihrer eigenen Dummheit den Kopf. "Oh natürlich, sie kann gar nicht hier sein, sie ist ja noch unverheiratet. Irgendwie hab ich mich noch gar nicht richtig an den Gedanken gewöhnt, dass ich jetzt eine Matrone sein soll. Geht es euch auch so?"

    Auf Sedulus' Frage schaute Serrana für einen kurzen Augenblick auf und als sie sah, wie sehr er strahlte, fühlte sie sich gleich noch ein wenig elender. Natürlich freute er sich, und ebenso natürlich wunderte er sich über ihre eigene Reaktion. Vermutlich war sie die einzige Frau in ganz Rom, die bei der Aussicht, ihrem Mann baldmöglichst ein Kind zu schenken, nicht in Begeisterungsstürme ausbrach. Und das alles nur aus einer kindischen und für andere Menschen vermutlich kaum nachvollziehbaren Angst heraus.


    "Doch...natürlich freue ich mich." sagte Serrana schnell und rang sich ein hoffentlich überzeugendes Lächeln ab, bevor sie wieder zu Boden sah. "Ich hab nur nicht damit gerechnet, dass es...so schnell passsieren würde, das ist alles."

    Serrana, die seit ihrer Flucht in den Garten fieberhaft nach einer glaubwürdigen Ausrede für ihr seltsames Benehmen gesucht hatte, geriet durch Sedulus' direkte Frage, mit der sie in dieser Form nicht gerechnet hatte, in ernste Gewissenskonflikte.
    Hätte er sie allgemein nach ihrem Befinden befragt, dann hätte sie sich irgendetwas über eine Magenverstimmung oder eine angebliche Aversion gegen Hasenfleisch einfallen lassen können. Aber so wie die Dinge jetzt standen, konnte sie ihrem Mann nur die Wahrheit sagen oder ihn bewusst belügen. 'Nein, sag es ihm nicht. Wenn er es weiß, ist es endgültig und für immer eine Tatsache, und auch du kannst es nicht länger ignorieren oder es verdrängen.' flüsterte ihr eine Stimme in ihrem Innern zu. Aber ausgerechnet ihn anlügen? Schon bei der Vorstellung wurde es Serrana gleich noch ein bisschen übler. Nein, das ging nicht, ganz abgesehen davon, dass sie, im Gegensatz zu ihrer Großmutter, alles andere als eine begnadete Lügnerin war. Und seltsamerweise gab es auch einen kleinen Teil in ihr, der sich wünschte, dass Sedulus Bescheid wusste.


    "Ich...ähm....ich....glaube schon." brachte sie schließlich heraus und starrte angestrengt zu Boden, während sie sich mit den Händen die Arme rieb, als wäre ihr kalt.

    Serrana zuckte leicht zusammen, als Sedulus plötzlich hinter ihr auftauchte und schüttelte dann, den Arm immer noch um ihren Bauch gelegt, den Kopf. "Oh nein, bitte, tu das nicht. Die Köchin kann nichts dafür, mir ist einfach nur furchtbar schlecht geworden. Tut mir leid, dass ich einfach davongelaufen bin, aber ich konnte die Luft im Oecus nicht mehr ertragen." Zu der Übelkeit kam jetzt auch noch Scham hinzu. "Hoffentlich haben deine Gäste jetzt keinen schlechten Eindruck von mir, was sollen die jetzt nur von mir denken?"

    "Ja, ich fand es auch schön." bekam Serrana noch heraus, dann drehte sich Axilla bereits um und folgte Adula Richtung Ausgang. Während sie ihrer Cousine hinterher sah, wurde ihr plötzlich ziemlich seltsam zumute. Immerhin ging dort die letzte Verwandte, die ihr von der Familie ihres Vaters geblieben war. Silanus war ihr in der kurzen Zeit des gemeinsamen Zusammenlebens im Grunde fremd geblieben, und niemand wusste, ob er wieder nach Rom zurückkehren würde. Und Merula hatte sie auf ihrer Hochzeit nur kurz kennengelernt, mittlerweile war er längst wieder weit weg in Ägypten. Und zumindest am Anfang hatten Axilla und sie sich doch ganz gut verstanden...
    Serrana hatte bereits den Mund geöffnet und die Hand gehoben, doch während sie noch mit sich rang, war Axilla bereits aus dem Garten verschwunden und sie ließ sie wieder sinken. Jetzt war es ohnehin zu spät, vielleicht in ein paar Tagen, wenn sie endlich wieder etwas klarer denken konnte.

    Und ob ihr morgen lieber war! "Oja, bitte! Wenn du es wirklich schon morgen einrichten könntest wäre ich dir sehr dankbar." Serrana nickte eifrig und gestikulierte wild mit ihren Händen herum. "Ich werd auch jetzt sofort zum Forum Boarium gehen und das Lamm kaufen. Adula wird mir helfen, es zur Casa Iunia zu bringen, sie wartet ja draussen auf mich." Vor lauter Aufregung hatte sie sich bereits halb von ihrem Platz erhoben. Morgen zur siebten Stunde also...Dann würde sie endgültig Bescheid wissen, denn auf die Idee, das Ergebnis einer Leberschau in Zweifel zu ziehen, würde Serrana niemals kommen. Ganz kurz tauchte in Serranas Überlegungen der Gedanke auf, wie es weitergehen würde, wenn das Omen schlecht ausfallen würde, und erneut ballte sich die kalte Angst in ihrem Magen zusammen. Dann würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als sich mit ihrem nahenden Tod abzufinden und sich darauf vorzubereiten...Eine erneute Panikwelle rollte durch Serranas Körper und sie zwang sich, ein paar mal tief ein und auszuatmen. Wollte sie die Wahrheit wirklich wissen? Ja, denn ein weiteres halbes Jahr mit dieser Ungewissheit würde sie niemals durchstehen können.


    "Die Zeit geht in Ordnung, ich werde dort sein und auf dich warten." brachte sie schließlich mit einem etwas bemühten Lächeln heraus.