Es war offensichtlich, dass Axilla von ihren Worten irritiert war, aber noch hörte ihre Cousine ihr zu, und das musste fürs erste genug sein. Wie hätte sie es auch verstehen sollen, hörten sich Serranas bisherige Erklärungen doch nach dem Idealverlauf einer frisch geschlossenen Ehe an.
„Ich weiß, dass ich mich über die Schwangerschaft freuen müsste, schließlich ist es ja meine Pflicht, Kinder zu bekommen, aber ich kann es einfach nicht. Seit meine Mutter damals bei der Geburt meines Bruders gestorben ist, hab ich entsetzliche Angst davor, dass es bei mir genauso sein wird.“ Serrana griff nach einem bereitstehenden Becher mit Wasser und trank hastig ein paar Schlucke, bevor sie weiter sprach. „Als Kind hatte ich schon Albträume deswegen, aber dann waren sie jahrelang verschwunden, bis…bis zu der Nacht, als der Medicus bei dir war, du weißt schon…“ Serrana hatte nicht die geringste Ahnung, wie Axilla auf all diese Offenbarungen reagieren würde, aber diese hatte ein Recht auf die ungeschminkte und nicht geschönte Wahrheit, und so hangelte sich Serrana weiter von Wort zu Wort, in der Hoffnung sich diesmal etwas verständlicher zu machen. „Ich hab sogar überlegt, mir heimlich etwas zu besorgen, das eine Schwangerschaft verhindert, aber wegen der ganzen Vorbereitungen für die Hochzeit hab ich es dann vergessen. Irgendwie hab ich gedacht, dass so schnell ohnhein nichts passieren wird, und dann war es plötzlich schon zu spät. Als du mir dann im Garten erzählt hast, dass dir immer übel gewesen ist, da hab ich noch mal gehofft, dass ich mich irre, weil es bei mir nicht so war, aber na ja….“ Je näher sie sich an den Kern ihres eigentlichen Anliegens herantastete, desto spürbarer wurde das mittlerweile schon fast allgegenwärtige Gefühl der Angst, und der Wunsch, das Gespräch einfach abzubrechen und in den Garten zu flüchten wurde fast übermächtig. „Und weil niemand da war, mit dem ich hätte sprechen können, bin ich dann zu Claudia Romana, der Vestalin, gegangen. Sie ist eine sehr gute Freundin von Calvena, und ich mag sie auch sehr gern. Ich hab ihr alles erzählt, und sie hat mir vorgeschlagen, eine Leberschau an einem Lamm durchzuführen, um rauszufinden, ob alles gut gehen wird bei der Geburt, damit ich mir keine Sorgen mehr machen muss“. Serrana konnte selbst deutlich hören, wie ihre Stimme immer zittriger und kieksiger wurde und sprach immer schneller, um den schlimmsten Teil jetzt auch noch hinter sich zu bringen. „Das hat sie dann auch gemacht, hier auf dem Boden im Atrium, weißt du…Und dann hat sie irgendwann gesagt, dass alles in Ordnung ist, und dass es mir und meinem Kind gut gehen wird, aber….aber sie…sie war so seltsam….ganz anders als sonst…sie hat mich gar nicht mehr richtig angeschaut, und dann ist sie ganz schnell gegangen. Oh, Axilla, ich glaube, sie hat meinen Tod gesehen.“