[SIZE=7]"Der mit dem Pudding war Duccius Vala."[/SIZE]wisperte Serrrana leise zurück, was sich angesichts des ständig anwachsenden Lärmpegels im Circus als zunehmend schwierig herausstellte. [SIZE=7]"Und ja, Archias war früher mit einer Decima verlobt, aber das hat wohl nicht gepasst."[/SIZE] Für einen Moment lang war sie versucht, Calvena auch von Axillas Schwangerschaft zu erzählen, aber dann ließ sie es doch sein. Das Kind war schließlich tot, also brauchte auch niemand mehr davon etwas zu erfahren. Aus diesem Grund zuckte sie einfach nur mit den Schultern, als ihre Freundin sich nach Axilas Gesundheitszustand erkundigte, warum sollte sie über den auch Bescheid wissen, wenn sie ohnehin so gut wie nicht mehr miteinander sprachen.
Serrana wollte sich gerade ein wenig entspannt zurücklegen und auch einen ersten konzentrierten Blick auf das Renngeschehen werfen, als Sedulus ein wenig unwirsch auf Archias' Begrüßung reagierte. Sie selbst wunderte sich seit ihrem Gespräch im Palast nicht mehr über dessen etwas flappsige Art, aber Sedulus sah das offenbar anders, vielleicht weil er heute ohnehin schlechter gelaunt zu sein schien als normalerweise. [SIZE=7]"Nun lass doch, er hat es sicher nicht respektlos gemeint." [/SIZE]flüsterte sie und legte ihm leicht die Hand auf den Unterarm. Der Aelier gab sich wenigstens Mühe, die Unterhaltung am Gang zu halten, ganz im Gegensatz zu Axilla, die keinen von ihnen überhaupt begrüßt hatte und sie auch jetzt geflissentlich ignorierte. Serrana warf einen ärgerlichen Blick zu ihrer Cousine hinüber und seufzte dann auf. Das konnte ja ein heiteres Treffen werden, ihr erstes Wagenrennen hatte sie sich wahrlich anders vorgestellt.
Aber vielleicht lockerte es die Stimmung ja ein wenig auf, wenn sich alle ein bisschen mehr auf das Rennen konzentrierten. Dumm nur, dass sie dazu nun so gar nichts Geistreiches beitragen konnte... "Wieviele Runden dauert so ein Rennen denn?" fragte sie dann auch bemerkenswert unoriginell in einem etwas lahmen Versuch, die Unterhaltung irgendwie in harmlosere Gewässer zu lenken.
Beiträge von Iunia Serrana
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Enkelin? Achja, jetzt erinnerte er sich dunkel, dass die Alte im letzten Frühherbst schon einmal dagewesen war und die Herrin Serrana besucht hatte. Besonders begeistert hatte die danach nicht gewirkt, aber die alte Dame machte auch nicht gerade einen besonders liebenswerten Eindruck.
"Natürlich. Komm bitte hinein, ich werde dich sofort zu den Gemächern von domina Serrana führen." sagte Araros schnell und konnte gerade noch zur Seite springen, dann rauschte die Alte auch schon ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei ins Innere des Hauses.
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Seit Tagen herrschte bereits ein derartiges Kommen und Gehen von Sklaven, Händlern und Lieferanten aller Art, dass Araros schon wie in Trance die Türe öffnete und erst beim überaus strengen Blick, der ihm da entgegenschlug erschrocken zurück wich. Die vornehme alte Dame hatte er doch schon mal vor einigen Monaten gesehen, oder nicht? Nein, lieber fragte er sicherheitshalber nochmal nach....
"Salve, domina. Was kann ich für dich tun?"
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Quadrata schien von der überdrehten Stimmung der beiden Mädchen nichts zu bemerken, oder ließ sich zumindest nichts davon anmerken, sondern streckte nur stumm die Hand aus, um die Kleider, die Calvena und Serrana gerade trugen, in Empfang zu nehmen.
Natürlich würde sie ihrer Herrin spätestens am nächsten Tag einen ausführlichen Bericht abliefern müssen, aber darüber hinaus würde niemand etwas von dem erfahren, was in diesem kleinen Zimmer geschah. Genau wie es niemals auch nur eine Menschenseele erfahren würde, dass vor ziemlich genau 40 Jahren eine in Tränen der Wut und Verzweiflung aufgelöste Laevina ihr Zimmer kurz und klein geschlagen hatte, weil sie dem ihr aufgezwungenen künftigen Ehemann schon am Vorabend der Hochzeit nicht das kleinste bisschen Respekt oder gar Zuneigung entgegen bringen konnte. Doch nur wenige Stunden später hatte eine vollkommen beherrschte Braut perfekt geschminkt und frisiert im Atrium der Familie gestanden und eine bravouröse und fehlerlose Vorstellung für die Gäste abgeliefert.
Nein, das musste wirklich niemand wissen, genauso wenig wie die Tatsache, dass Laevinas schon damals recht verschreckter Gatte Vindex sich immer wieder im Verlauf der nur wenige Jahre währenden Ehe heimlich Trost und Zuspruch bei ihr, Quadrata, geholt hatte. Wen sollte das heute auch noch interessieren, so viele Jahre nach seinem Tod. Eigentlich war er ein wirklich netter Mann gewesen, nur leider seiner selbstbewussten und ambitionierten Frau in keinster Weise gewachsen...Serrana, die nicht die geringste Ahnung hatte, welche Gedanken der alten Sklavin gerade durch den Kopf gingen, zog sich nun ihr Gewand über den Kopf und schlüpfte vorsichtig in ihre Hochzeitstunika. Als ihr mittendrin bewusst wurde, dass es Sedulus sein würde, der ihr diese wieder auszog, wurde ihr ganz seltsam zumute und die winzigen Härchen auf ihren Armen stellten sich in einer Mischung aus Aufregung, Vorfreude und auch einer gehörigen Portion Unsicherheit und Angst auf.
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Das kleine Cubiculum wirkte heute mehr wie ein überfülltes Warenlager als wie das Schlafzimmer eines jungen Mädchens.
Überall stapelten sich Kisten und Pakete, und alle verfügbaren freien Flächen wie Stühle, Bett und auch der kleine Schreibtisch waren mit einer Vielzahl von Utensilien, die man für die perfekte Vorbereitung der Braut brauchte, überseht. Dazu gehörten nicht nur die Tunica recta, die dazugehörigen Wollgürtel und die safranfarbenen Schleier, sondern auch für jede Braut ein Myrthenkranz.[Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/Marple.jpg]
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QuadrataGemeinsam mit all diesen Dingen hatte sich auch Laevinas getreue Leibsklavin Quadrata in der Casa Iunia eingefunden und legte gerade
die wollenen Bänder für die Hochzeitsfrisur der beiden Mädchen und ein Lanzeneisen mit gebogener Spitze zurecht, mit dem die Haare nach alter Tradition frisiert werden würden. In einem weiteren bereits geöffneten Kästchen konnte Serrana die Schminke für den nächsten Morgen und ein Fläschchen mit der besonderen Lotion aus Lupinensamen, Bohnen, rotem Nitrum und Iriswurzeln sehen, mit denen Calvena und sie morgen früh beim ersten Hahnenschrei am ganzen Körper massiert werden würden.
Quadrata selbst machte nicht allzuviel Aufhebens um die Ankunft der beiden jungen Frauen und nickte ihnen nur kurz zu, bevor sie auf die saumlosen Tuniken wies, die bereits säuberlich ausgebreitet auf dem Bett lagen.
"Wenn die Herrinnen soweit sind, dann sollten sie jetzt die Tunica recta anziehen. Aber bedenkt, dass ihr sie nicht wieder ausziehen dürft, sobald der Gürtel einmal verknotet ist. Den darf erst der jeweilige Ehemann morgen öffnen." Ihr abwartender Blick ging zwischen Calvena und Serrana hin und her, schließlich gab es noch einiges vorzubereiten. -
Als Calvena in Gelächter ausbrach, sah Serrana sie einen Moment lang überrascht an, dann fiel sie auch mit ein.Der lähmende Bann, der schon die ganze Zeit auf ihr gelegen hatte, lockerte sich wieder ein wenig und sie atmete wie befreit ein paar mal ein und aus.
"Ja, du hast recht, ein wenig ungewöhnlich ist das schon. Keine Ahnung, wie Sedulus darauf gekommen ist, aber er hat ja häufiger ungewöhnliche Ideen." mit einem Schmunzeln und drückte kurz Calvenas Hand, nachdem sich diese bei ihr eingehakt hatte. "Aber sieh es mal so: an unsere Hochzeit wird man sich sicher noch lange erinnern, und wir beide werden immer etwas haben, das uns miteinander verbindet, ganz egal, wie unser Leben in Zukunft verlaufen wird."Serrana warf noch einen letzten Blick zurück auf den Hausaltar, dann gingen die beiden Mädchen zurück in ihr Cubiculum.
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Nuptiae ab L. Quintilius Valerian et Germanica Calvena ET Q. Germanicus Sedulus et Iunia Serrana
Seit Tagen stand die Casa Iunia Kopf, nicht nur die Sklaven der Gens sondern auch die der Germanica wuselten herum, säuberten jede Ecke, hatte jedem noch so kleinem Staubkorn den Krieg erklärt, die Fliesen waren auf Hochglanz poliert und den Statuen wurde zu neuem Glanz verholfen. Zuvor waren die Wände noch einmal neu gestrichen worden, ein zarter Blauton untermalte das eher schlichte Atrium und gab ihm Frische und Lebendigkeit. Serrana und Calvena hatten lange die Köpfe zusammen gesteckt und sich Gedanken darüber gemacht wie sie der Casa Iunia ihren eigenen Glanz verleihen konnten. Das Haus war in seiner ganzen Aufmachung etwas bescheidener, als die Casa Germanica. Damit die Räume nicht überladen wirkten, würden sie nur Akzente setzen. Die Säulen, die das Dach stützten waren von weißen Tüchern umschlungen, darauf rankten sich komplizierte Gebinde aus immergrünen Zweigen und Efeu, rote, weiße und gelbe Rosen und andere Blumen sorgten für helle Tupfen.
Auch der Garten war hergerichtet worden, die fleißigen Sklaven hatten Unkraut gejätet, verdorrte Pflanzen durch neue ausgetauscht und auch hier kleine Akzente mit Tüchern gesetzt. Die ersten Knospen an den Rosen reckten sich der Sonne entgegen. Weiß, lila, gelb leuchteten in der Sonne, Krokuse, Windröschen, Blaustern und Schlüsselblumen brachten Farbe in den Frühlingsgarten.Für das blutige Opfer stand bereits ein Foculus bereit. Zwei weiße weibliche Lämmchen warteten darauf, dass sie ihr Leben aushauchen würden, angebunden und leicht betäubt.
Im Triclinium war ein zweiter kleiner Altar aufgebaut, für das Voropfer, in silbernen Schalen standen Obst, Dinkelküchlein und Blumen bereit, in einer silbernen Kanne befand sich blutroter Wein und zwei vergoldete Votivfigürchen standen dazwischen.
Eine Iunostatue mit gütigem Gesicht hatte man hinter den kleinen Altar gestellt, denn ihr sollte dieses Opfer geweiht sein. Man wollte Iuno um ihren Segen bitten. Diese war Schutzherrin über die Ehe und sie galt es gnädig zu stimmen.
Zwei Kohlebecken umrahmten das Bild, der Duft von Weihrauch hing in der Luft. Man hatte bereits einige kleine Körner in die glühenden Kohlen geworfen. Es war alles bereit. Es fehlten nur noch die Gäste und die Brautleute.~~NUPTIAE~~
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GC
Sim-Off: Liebe Gäste, ihr könnt direkt hier einsteigen und braucht nicht an die Tür zu klopfen.
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Serrana folgte ihm zu dem besagten Brunnen und nahm die Schöpfkelle aus dem offenbar frisch gefüllten Eimer, um das Wassser darin über Sedulus Hände zu giessen, damit er diese waschen konnte. Dann füllte sie die Kelle erneut und drückte sie nun ihm in die Hand, bevor sie ihrerseits ihre verklebten Finger ausstreckte.
Dabei warf sie ihm einen prüfenden Blick zu, um herauszufinden, wie ernst es ihm mit dieser Bemerkung wohl gewesen war. Irgendwie hatte sie immer noch einige Schwierigkeiten, Sedulus richtig einzuschätzen, vor allem, wenn er so ein breites Grinsen aufsetzte wie in diesem Moment."Naja, mal sehen." sagte sie schließlich und lächelte ihn unschuldig an. In ihrem Kopf hatte sich diese Mission längst festgesetzt, und daher würde sie auch alles daransetzen, um sie erfolgreich abzuschließen. Von heute auf morgen würde das natürlich nicht gehen, aber das war ja auch nicht nötig. Ein Grund mehr, ein Opfer zu bringen, auf diese Weise würden die Götter ihnen vielleicht ein paar Jahre zusätzlich zubilligen.
Nachdem sie sich beide die Hände gewaschen hatten, entfernte Serrana noch so gut es ging die Flecken aus ihrem Kleid und sah Sedulus dann zufrieden an. "Ich denke, so kann es bleiben. Wollen wir dann los? Zu welcher Göttin möchtest du denn zuerst beten? Minerva oder Venus?" -
"Wie? Oh ja..., das hab ich." Serranas Gedanken waren unmittelbar nach ihrer ersten Antwort bereits wieder abgeschweift und so kam auch dies Frage ein wenig verzögert bei ihr an. Und ob sie gepackt hatte; eigentlich hatte sie seit Tagen neben den sonstigen Vorbereitungen fast nichts anderes mehr getan. Komisch, wieviel sich in diesen acht Monaten angesammelt hatte, dabei war sie im letzten August nur mit einer kleinen Truhe und ein paar weiteren Habseligkeiten in Rom angekommen. Diesmal würden die Sklaven schon ein wenig mehr zu transportieren haben, auch wenn Serrana immer noch nicht allzuviel besaß.
Nur noch eine Nacht, oder besser gesagt, nur noch wenige Stunden, und dann würde dieses Haus nicht mehr ihr Zuhause sein. Ein seltsames Gefühl, obwohl das Leben hier nicht immer einfach gewesen war, oder vielleicht auch gerade deshalb. Einsam zu Beginn und turbulent gegen Ende, als sie ständig mit Axilla aneinander geraten war. Und trotzdem fühlte sie sich in diesem Moment den Menschen hinter den Totenmasken über dem Altar stärker verbunden, als sie es jemals zuvor getan hatte[SIZE=7]."Ich werde immer zu euch gehören." [/SIZE]flüsterte sie leise, obwohl sie noch vor gar nicht allzu langer Zeit etwas ganz anderens gedacht hatte. Sicherlich hatte sie viele Fehler gemacht und würde vermutlich auch in Zukunft noch eine Menge weitere begehen. Aber das hatten einige ihrer Vorfahren vermutlich auch getan und trotzdem hingen ihre Masken jetzt hier und man gedachte ihrer mit Respekt. Sie würde vielleicht kein besonders glanzvolles Glied in der Familiengeschichte sein, aber trotzdem war sie da, daran würde auch der Umzug in das Haus einer anderen Gens nichts ändern.
Serrana ließ den Blick noch einmal über die geschmückten Laren und die Masken gleiten, wobei sie etwas länger bei der ihres Vaters hängen blieb und wandte sich dann nach einem kurzen Räuspern wieder Calvena zu.
"Was meinst du? Sollen wir anfangen?" Auf das zustimmende Nicken ihrer Freundin hin warf Serrana etwas Weihrauch in das bereit stehende kleine Kohlebecken und die beiden Mädchen begannen mit dem Opferritual, wobei sie sich bei den Gebeten und sonstigen Handlungen immer wieder abwechselten. Nachdem die letzte Opfergabe dargebracht und das letzte Gebet gesprochen worden war, fühlte Serrana sich schon deutlich besser. Immer noch aufgeregt natürlich, aber auch ein bisschen mehr im Frieden mit sich selbst und ihrer Zukunft. -
Nach einer Weile des Schweigens, die der komplett erstarrten Serrana wie eine Ewigkeit vorkam, begann Archias wieder zu sprechen. Seine ausgesprochen entspannte Reaktion führte dazu, dass ihr Kopf allmählich wieder arbeitete, sie sich deshalb aber leider auch immer deutlicher der Tatsache bewusst wurde, wie sehr sie sich gerade blamiert hatte. Oh Götter, war das peinlich! Und noch ein weiteres Weilchen dauerte es, bis sie gemerkt hatte, dass sie sich durch ihre Begriffsstutzigkeit selbst in die Defensive gerückt hatte, und dass wo sie in diesem Fall doch schließlich jedes moralische Recht dieser Erde besaß!
"Ich weiß nicht mehr." antwortete sie wahrheitsgemäß und ob ihrer Erkenntnis ein wenig maulig und verschränkte die Arme vor dem Körper wie ein trotziges Kind. Vielleicht sollte sie jetzt lieber einfach unter einem Vorwand wieder gehen, aber es wurmte Serrana viel zu sehr, dass der Aelier immer noch ganz entspannt da saß und sich offenbar keinerlei Schuld bewusst war, während sie selbst sich so albern vorkam. Schließlich hatte er ja ihrer unverheirateten Cousine ein Kind angedreht, oder etwa nicht? "Tut mir leid, dass ich das falsch verstanden habe vorhin. Aber trotzdem finde ich es nicht richtig, dass du mit Axilla...du weisst schon...wo ihr doch nicht verheiratet und miteinander befreundet wart. Das hat ja nicht mal Vala gemacht, und in den war Axilla immerhin verliebt." Und dass der riesige Duccier sich nicht allzuviel aus gesellschaftlichen Konventionen machte, hatte sich ja schon damals bei der Cena in der Casa Decima deutlich gezeigt. In dieser Hinsicht schienen er, Archias und Axilla wirklich prima zusammen zu passen. Die Tatsache, dass Serrana selbst ES auch ohne allzu großes Nachdenken vor der Ehe getan hätte, wenn Sedulus sich ein wenig beharrlicher gezeigt hätte, verdrängte sie in diesem Augenblick lieber. Schließlich war es ja nur FAST passiert, und so konnte sie sich wunderbar einreden, dass sie früher oder später von allein Stop gesagt hätte.
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"Hmmm" brummte sie immer noch ärgerlich über die eigene Ungeschicklichkeit, aber doch schon deutlich besänftigter. An der Bemerkung über das Beeilen war allerdings etwas dran, und Serrana warf einen Blick hinauf zum Himmel, wo die winterliche Sonne schon ein ganzes Stück weitergewandert war. "Du hast recht, lass uns lieber wieder losgehen. Zeigst du mir, wo dieser Brunnen ist?"
Sie wollte gerade wieder von der Mauer herunterhüpfen und allem Saft zum Trotz Sedulus' Hand ergreifen, als er die Bemerkung über ihr Priesterinnengewand machte."Das würde ich nie tun, dieses Gewand ist schließlich heilig!" Entsetzt über diese Vorstellung sah sie ihn an, bis ihr durch seinen Knuff und das unverwechselbare Grinsen auffiel, dass er nur einen Scherz gemacht hatte. Kichernd knuffte sie zurück und sprang dann doch von der Mauer herunter. "Ich seh schon, ich werde noch eine Menge Arbeit mit dir haben, bis aus dir ein vorbildlich frommer Römer geworden ist. Wollen wir?"
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Jetzt lachte er auch noch...Und wie er lachte! Serrana fühlte sich einen Moment lang an den Cäsarenwahn erinnert (immerhin waren sie dafür ja am richtigen Platz), aber dann sprach er endlich weiter und dann drang die Bedeutung seiner Worte plötzlich auch zu ihr durch. Ein Ausflug...er hatte von einem Ausflug gesprochen, und bei einer solchen Gelegenheit wurde auch geritten, natürlich... Zu dieser Erkenntnis reichte es gerade noch, dann verließ all das Blut, das sich in den letzten Minuten in ihrem Kopf zusammengeballt hatte, dieses schlagartig wieder und ließ ihr Gesicht zur Abwechslung mal schneeweiss und ihr Gehirn vollkommen leer zurück. Zumindest kam es Serrana so vor, denn sie sah sich nicht in der Lage, auch nur noch einen klaren Satz zu formulieren oder gar auszusprechen. Es ging einfach nicht, denn da war nichts mehr. Nur die Erkenntnis, dass sie gerade einem Mitglied der kaiserlichen Familie fälschlicherweise unterstellt hatte, mit ihrer unverheirateten Cousine und einem weiteren vermutlich unbescholtenen Mitglied der Gesellschaft Orgien zu veranstalten. Für Serrana, der es ja schon peinlich war, wenn sie auf der Straße einen Fremden nach dem Weg fragen musste, war das der absolute Overkill und so saß sie da und starrte Archias mit leicht geöffnetem Mund einfach nur an, ohne ein Gefühl dafür zu haben, wieviel Zeit dabei verrann.
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Serrana war wegen des ungewohnten und doch recht delikaten Gesprächsthemas viel zu nervös, um den Humor in Septimas Bemerkung herauszuhören und steckte sich sofort schuldbewusst die Olive in den Mund. Dummerweise hatte sie jetzt aber nichts mehr, mit dem sie herumspielen konnte und zupfte statt dessen an ihren eigenen Fingern herum. Warum konnte sie nicht ein bisschen mehr wie die Tiberia sein? Die sprach so locker über all diese Dinge, als hätte sie ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan, und dabei war sie doch auch gerade mal seit ein paar Monaten verheiratet. Allerdings hatte Septima vermutlich auch keine Großmutter gehabt, die ihr jahrelang eingebleut hatte, dass bereits ein zu intensiver Blickkontakt mit einem Mann ungeheure moralische Gefahren mit sich brachte...
Sie hatte sich gerade mühsam dazu durchgerungen, den Rest das Gesprächs so entspannt und unbeeindruckt wie möglich hinter sich zu bringen, als Septima es erneut schaffte, sie aus der Fassung zu bringen."Ein Anschauungsobjekt?" fragte sie, für einen Moment irritiert und dann zunehmend erschreckt nach."Meinst du etwa einen Mann? Das...ähm...wird wohl nicht nötig sein, ausserdem haben wir hier sowas nicht." So ganz stimmte der letzte Satz natürlich nicht, auch wenn die meisten Sklaven der Casa Iunia weiblich waren. Serrana fiel da im ersten Moment nur Araros ein, und die Vorstellung, den alten Ianitor nackt vor sich stehen zu haben....oh ihr Götter, nur das nicht!
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Serrana hatte in ihrem Leben bislang genau einmal auf einem Pferd gesessen, aber zum Thema "Reiten a la Axilla" konnte sie noch viel weniger eigene persönliche Erfahrungen beisteuern. Da kamen ihr die von Archias aufgezählten Alternativen eigentlich ganz gelegen, denn mit dem Sticken kannte sie sich schon deutlich besser aus. Oder ob das etwa auch nur ein Tarnwort für irgendwas anderes sein sollte, das sie in ihrer Einfalt natürlich wieder nicht kannte? "Frauendinge" hörte sich in jedem Fall verdächtig an...Serrana hielt ihren Kopf, mit dem sie gerade hatte nicken wollen, ruckartig wieder still, schließlich wollte sie sich ja nicht unbewusst zu irgendwelchen ominösen Vorlieben bekennen!
Was hätte sie doch für einen angenehmen Nachmittag verbringen können, wenn sie Adula mit der Einladung losgeschickt und sich selbst mit irgendwelchen Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt hätte...
Serrana seufzte einmal laut und resigniert auf, doch noch war ein Ende dieses gruseligen Gesprächs nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: der Aelier setzte mit seiner Frage sogar noch einen drauf. Ja, war denn dieser Lustmolch schon derart verroht und abgebrüht, dass sie ihm das noch erklären musste? Eigentlich kaum zu glauben, schließlich sah er sie gerade wie ein Hund an, den man an der Via Appia angeleint und stehengelassen hatte. Darauf würde sie auf jeden Fall nicht hereinfallen! Aber vielleicht konnte er ja auch gar nichts dafür und es lag einfach am Leben im kaiserlichen Palast, das war ja schließlich schon so manchem nicht bekommen. Da musste man nur an den alten Tiberius oder seinen Nachfolger Caligula denken, die hatten auch Freude an so einem Schweinskram gehabt und sich nichts dabei gedacht. Aber gut, wenn Archias unbedingt eine Antwort haben wollte, dann sollte er sie auch kriegen.
Serrana atmete einmal tief ein und aus, nahm dann einen großen Schluck aus dem Becher, den ihr der Sklave hingestelllt hatte und zwang sich, den Aelier wieder direkt anzusehen."Ich will dir sagen, was ich daran eklig finde." erklärte sie mit mühsam beherrschter Geduld. "Man macht sowas nicht zu dritt, eigentlich noch nicht mal zu zweit, wenn man nicht verheiratet ist. Das gehört sich einfach nicht. Da könnt ihr auch gleich zusammen zu irgendwelchen Massenorgien gehen." Sowas sollte es ja angeblich geben, dabei war Serrana schon mit der Vorstellung von drei miteinander sexuell aktiven Menschen reichlich überfordert.
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Ob sie auch nervös war? Die Frage war wirklich gut....Serrana schenkte Calvena ein ziemlich klägliches Lächeln und drückte unwillkürlich ihren Korb etwas enger an ihren Körper. Oja, sie war nervös, so nervös wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Unglaublich, aber selbst vor ihrer Prüfung zur Aeditua war es nicht so schlimm gewesen wie jetzt in diesem Moment.
Sie konnte den Göttern nur dankbar dafür sein, dass sie ihr einen Weg zu Crios und seinem wundervollen Beruhigungstrank gewiesen hatten, sonst hätte sie die letzten Tage vermutlich überhaupt nicht überstanden, von den Nächten ganz zu schweigen.
Nur noch eine einzige Nacht, also nicht mehr als ein paar Stunden, trennten sie von einem vollkommen neuen Leben, und so sehr Serrana sich eigentlich auch darauf freute, so sehr erfüllte die Ungewissheit in so vielen Bereichen sie im Moment mit Panik. Natürlich hatte sie bei dem Gedanken an die bald bevorstehende Hochzeitsnacht ein etwas flaues Gefühl im Magen, aber das war eingentlich nur winziger Teil. Schon Morgen würde sie in einem anderen Haus leben, unter einem Dach mit Menschen, die sie, von Sedulus und ihrer Großmutter einmal abgesehen, noch kaum kannte. Calvena würde dann nicht mehr dort sein sondern ebenfalls an der Seite ihres Ehemannes. Ihres Ehemannes, ihr Götter, den würde Serrana ab morgen auch haben..."Und ob ich das bin." antwortete sie noch ein bisschen leiser und sah fast ein wenig verzweifelt zu den Opfergaben hinüber, die Calvena und sie gemeinsam gekauft und vorbereitet hatten. Vielleicht würde das Opfer ja ein wenig helfen und sie beruhigen. Dass sie diese Frage an diesem Tag schon ein dutzend Mal gestellt und auch beantwortet hatte, fiel ihr gar nicht auf.
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"Ach, tut sie das?" fragte Serrana mit bemüht neutraler Stimme nach und dankte innerlich den Göttern, dass sie ohnehin schon längst puterrot war. Noch mehr Hitze in ihrem Kopf und er würde vermutlich platzen...Seit ihre Pronuba sie so ausdrücklich auf die einschlägigen Malereien an den Häuserwänden hingewiesen hatte, war sie bereits das eine oder andere Mal davor stehengeblieben und hatte sich, mal mehr mal weniger fasziniert, die verschiedenen Möglichkeiten angeschaut, die das geschlechtliche Beisammensein offenbar so hergab. Und so tauchte nun tatsächlich ohne großes Zutun und alles andere als willkommen, ein entsprechendes Bild von Axilla und Archias vor Serranas innerem Auge auf und sie schüttelte unwillig den Kopf, als könne sie die Vorstellung auf diese Weise wieder unterbrechen.
Ausserdem sah es so aus, als würde sie ihren Verstand noch für andere Dinge brauchen, denn der unermüdliche Aelier machte überhaupt keine Anstalten, endlich ein weniger verfängliches Thema anzuschneiden. Ja, besaß denn der überhaupt keine sittlichen Werte oder Taktgefühl? Immerhin machte er es nicht jeden Tag, das war ja auch schon was... Und die Postpräfekten trieben es also besonders wild? Das entsprechende Wandgemälde zu diesem Thema musste ihr wohl bislang entgangen sein...Serrana konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum ausgerechnet die Tätigkeit im Postwesen die Teilnahme an derartigen Schweinereien begünstigte aber sie war sich jetzt schon sicher, dass sie dafür sorgen würde, dass Sedulus niemals in diesem Bereich arbeitete. Das wäre ja noch schöner...Erleichtert und auch schon ein wenig besänftigt nickte sie, als Archias ihr bestätigte, dass er und die beiden Damen ihr unsittliches Treiben einstellen würden, nur um ihn wenige Augenblicke später mit weitaufgerissenen Augen anzustarren und noch ein deutliches Stück auf der Bank von ihm abzurücken.
"Wie bitte! Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein!" fauchte Serrana derart über seine Dickfelligkeit empört, dass es ihr sogar egal war, neben einem Mitglied der kaiserlichen Familie zu sitzen. "Wie kannst du dir nur so was vornehmen, das ist ja nicht nur unanständig, das ist ja richtig....richtig..."Serrana suchte in ihrem in dieser Hinsicht doch recht begrenzten Wortschatz verzweifelt nach der passenden Steigerung,"...das ist ja richtig eklig!"
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Was hatte denn ihr Kleid mit den Feigen zu tun? Ein wenig verwirrt sah Serrana erst Sedulus an und dann an sich selbst hinunter und stieß dann einen kleinen, und alles andere als heiligen Fluch aus.
"Das darf doch wohl nicht wahr sein, so ein Mist." Für einen Moment war sie versucht, mit den Fingern an den Fleck zu gehen, aber die waren genauso voller Saft wie der Stoff. "Tut mir leid, normalerweise passiert mir sowas nicht ständig, und dann auch noch ausgerechnet heute..." Serrana moserte noch eine Weile still vor sich hin, dann hatte sie sich wieder soweit im Griff, dass sie logisch denken konnte.
"Ich werd mir einen Brunnen suchen müssen, um mir die Hände zu waschen. Das Kleid werd ich so vermutlich nicht sauber kriegen, aber zurückgehen will ich jetzt wirklich nicht mehr. Die Casa Iunie liegt ja am anderen Ende der Stadt, das wäre ein Riesenumweg." Sie seufzte kurz einmal betrübt auf, dann kam ihr plötzlich eine Eingebung und sie sah Sedulus erleichtert an. "Aber so schlimm ist das nun auch wieder nicht. Im Minerva-Tempel hab ich immer meine Priesterinnen-Kleidung, ich werd mich da umziehen, und die Sachen auch im Tempel der Venus anbehalten. Für den Rückweg kann ich dann ja wieder dieses Kleid nehmen, da ist der Fleck ja nicht so tragisch. Oder was meinst du?" -
Noch waren sich nicht einmal im Inneren des Circus angekommen, und Serrana war bereits leicht überdreht. Sie war ohnehin nicht die Spontanste unter der Sonne und konnte sich nur schwer auf neue und unbekannte Situationen einlassen, und in den letzten Tagen und Wochen hatte es eindeutig zu viel davon gegeben. Silanus' plötzliche Abreise, der letzte Streit mit Axilla, die schrecklichen Ereignisse, die dazu geführt hatten, dass diese ihr Kind doch noch verloren hatte und der gewaltsame Tod ihres Sklaven...Und all das überlagert von der allgegenwärtigen Nervosität die wegen
der nahenden Hochzeit immer größer wurde.Aus diesem Grund war Serrana auch gar nicht sicher, ob es tatsächlich bei dem im Palast vereinbarten Treffen mit Archias und Axilla bleiben würde und hatte es nicht fertig gebracht, Calvena abzusagen, als diese darum gebeten hatte, Sedulus und sie zum Circus zu begleiten. Und ihre Cousine war derzeit ohnehin schlecht auf die Germanicer zu sprechen, da würde es ihr vermutlich auch egal sein, ob Serrana nun einen oder zwei von ihnen mitbrachte.
Vielleicht war es aber auch ganz gut, sich einmal ein Weilchen von all den Sorgen und Grüblereien ablenken zu lassen, und dafür war dieses Wagenrennen sicher wunderbar geeignet. Allein all diese unglaublichen Menschen, die hier herumliefen.... Und in was für einem Aufzug! Serrana war so in ihr Getuschel mit Calvena vertieft, dass sie nur am Rande mitbekam, dass Sedulus heute ein wenig muffeliger zu sein schien als sonst. Ob ihn irgendetwas störte? Sobald sie auf ihren Plätzen waren, musste sie das unbedingt herausfinden. Gerade ließ sie wieder ihren Blick über die wild durcheinander eilende Menge vor dem Circus schweifen, als sie plötzlich laut und deutlich ihren Namen hörte.
Serrana fuhr leicht zusammen, sah in die entsprechende Richtung und erkannte dann den hochgewachsenen Aelier in der Menge. "Oh, da ist Aelius Archias, der Verlobte meiner Cousine Axilla. Kennt ihr den schon? Stellt euch vor, er ist Postpräfekt." An dieser Stelle brach Serrana in ein albernes Kichern aus, das für Beobachter, die nicht an ihrer denkwürdigen Unterhaltung mit dem Aelier teilgenommen hatten, vermutlich ein wenig befremdlich wirken musste. Mittlerweile hatten sie die letzten trennenden Meter zurückgelegt, und nun sah Serrana auch Axilla, die neben Archias stand und immer noch ein wenig elend wirkte. Über dem nicht ganz einfachen Gedanken, wie sie sich ihrer Cousine gegenüber jetzt am besten verhalten sollte, hätte Serrana fast vergessen, dass sie ja überrascht über das Treffen erscheinen sollte und bekam nur mit Ach und Krach noch die Kurve.
"Salve, Aelius Archias, salve Axilla. Das ist aber wirklich eine Überraschung." erwiderte sie seine Begrüßung mit höchst begrenzter Originalität und setzte ein Lächeln auf, das hoffentlich einigermaßen erstaunt wirkte. "Axilla, du kennst Sedulus und Calvena ja bereits. Aelius Archias, wenn ich vorstellen darf: das sind mein Verlobter Germanicus Sedulus und seine Nichte Calvena." Erleichtert, dass sie diesen Teil einigermaßen über die Bühne gebracht hatte, ließ sich Serrana von Archias mit den anderen gemeinsam ins Innere des Circus und zu ihren Sitzplätzen schleusen. Ein wenig eng war es ja schon, aber eigentlich hatte sie gar nicht damit gerechnet, dass der Aelier Plätze organisieren würde und ließ sich daher dankbar auf ihrem Stückchen neben Sedulus nieder. -
Der ohnehin schon recht überladene Teutus verlor bei den Worten seines Herrn einen Großteil seiner gesunden Farbe und ließ sich den Wein mit einem Gesichtsausdruck in die Arme drücken, der einem Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank alle Ehre gemacht hatte. Die neben ihm stehende Adula stieß daraufhin ein leicht verächtliches Schnauben aus und griff sich ohne größeres Federlesens die beiden größeren Amphoren. Zum einen fühlte sie sich mit ihrem Gepäck noch nicht wirklich ausgelastet und zum anderen prallten Sedulus' Drohungen an ihr vollkommen ab. Es gab schließlich nicht allzuviel, womit man ihr Angst machen konnte und darüber hinaus war Serrana ihre Herrin und nicht der Senator.
Besagte Herrin bekam von dieser Aktion nicht allzuviel mit, sie war viel zu sehr darauf erpicht, sich auf dem Mäuerchen niederzulassen und eine von den Feigen zu versuchen. Kaum hatte sie sich neben Sedulus gesetzt, da wühlte sie bereits in ihren Einkäufen, bis sie vier Feigen gefunden hatte, von denen sie eine an ihren Verlobten und die anderen beiden an Teutus und Adula weiterreichte, bevor sie herzhaft in die letzte biss. Wie lecker die war und wie saftig! Dummerweise so saftig,dass ihr ein Teil davon direkt über das Kinn lief und auf ihr Kleid tropfte.
"Hmm...die sind wirklich gut, schade, dass wir nicht noch mehr davon gekauft haben." strahlte sie Sedulus an, ohne zu merken, dass an diesem Tag bereits das zweite Kleid leichten Schaden genommen hatte. -
Also das mit der Freundschaft hatte sie offenbar richtig verstanden. Und beim Hochzeitsempfang von Septima und Ursus war das Ganze dann umgeschwenkt, weil Archias eifersüchtig auf Duccius Vala geworden war. Bis dahin konnte Serrana ausnahmsweise mal problemlos folgen und wollte gerade mit dem Kopf nicken, um das auch deutlich zu machen, als sie doch wieder stutzte. Moment....auf der Hochzeit? Aber da war Axilla doch längst schwanger gewesen, sie selbst hatte sich doch noch so unsäglich über den Duccier geärgert, weil sie ihn für den Vater des Kindes gehalten hatte. Irgendwas stimmte doch da nicht, oder hatte sie schon wieder etwas verpasst? Dummerweise trugen die nächsten vermeintlichen Erklärungen des Aeliers nicht dazu bei, Serranas Verwirrung zu beseitigen, ganz im Gegenteil. An den Namen Decima Seiana konnte sie sich noch erinnern, von der hatte Axilla ihr am ersten Abend beim gemeinsem Baden erzählt. War die nicht die Tochter oder Nichte von irgendeinem Kriegshelden? Der Löwe, ..nein, der Stier von irgendwas... Und mit dieser Seiana verstand er sich immer noch gut, obwohl er sie gegen eine andere eingetauscht hatte? Dieser Teil war schon recht schwer zu verdauen, aber die letzte Bemerkung gab Serrana dann endgültig den Rest. Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte sie sich bei Archias' so arglos dahergeredeter Bemerkung auch genau das vorgestellt: etwas absolut Argloses. Aber je mysteriöser diese Geschichte in ihren Augen wurde, desto misstrauischer wurde Serrana auch, und da sie im Zuge ihrer nahenden Hochzeit und Septimas engagierter Aufklärungskampagne ein wenig übersensibel auf alles reagierte, was in irgendeiner Weise mit körperlichen zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun hatte, oder auch nur zu tun haben schien, landete sie durch diese doch recht unglücklich formulierte Bemerkung in Verbindung mit Archias Gesichtsausdruck direkt auf der falschen Galeere. Also war er doch ein gewissenloser Lustmolch, wie sie zuerst vermutet hatte? Dieser Archias sah zwar eigentlich nicht so aus, aber vielleicht war das ja gerade sein Trick, auf den dann auch ihre arglose Cousine reingefallen war. Von der Verlobten ganz zu schweigen. Zu dritt, das durfte doch wohl nicht wahr sein...
"Tatsächlich?" fragte sie unbehaglich und rückte unwillkürlich auf der Steinbank ein kleines bisschen von ihm ab. "Und deine Verlobte hatte nichts dagegen? Tut mir leid, aber das kann ich nicht nachvollziehen..." Das man vor der Hochzeitsnacht in Versuchung geraten konnte, hatte sie ja nun auch schon am eigenen Leibe erfahren, aber doch nicht gleich so...Und dass Axilla in diesen Dingen offenbar ein wenig liberaler war als sie selbst, hatte Serrana ja eingesehen und notgedrungen akzeptiert, aber das hätte sie ihr nun wirklich nicht zugetraut. Eigentlich wäre sie jetzt am liebsten aufgesprungen und gegangen, aber etwas musste sie noch loswerden, auch wenn Archias sie dann (und das nicht ganz zu unrecht) für spiessig und verklemmt halten würde. "Aber wenn Axilla und du erst verheiratet seid, dann ist damit doch wohl hoffentlich Schluss, oder? Stell dir nur vor, irgendjemand findet das heraus, was das für ein Gerede geben würde..."