Je näher sie dem Peristyl kamen, desto nervöser wurde sie. Warum, verdammt noch mal, hatte sie die Einladung nicht einfach von Adula an der Pforte abgeben lassen? Dann wäre sie auch nur geringfügig später in die Hände des Adressaten gelangt, mit dem Wunsch nach Sorgfalt und Schnelligkeit konnte sie sich also nicht herausreden. Was ohnehin ein Hohn gewesen wäre, in Anbetracht der Tatsache, dass sie bei ihrer durchaus ambitionierten Hochzeitsplanung vergessen hatte, zwei ihrer eigenen Familienangehörigen einzuladen. Ob die jetzt noch rechtzeitig informiert werden würden, wussten nur die Götter...
Nein, wenn Serrana ehrlich zu sich war, dann blieb ihr nur die Erkenntnis, dass es vor allem die Neugier auf den ominösen "Caius" gewesen war, die sie neben der Selbstverständlichkeit, den zukünftigen Ehemann ihrer Cousine zu ihrer Hochzeit einzuladen, persönlich hergeführt hatte. Während sie Katander durch die verschiedenen Gänge folgte, malte sich Serrana zum wiederholten Male aus, wie er wohl aussah, der Mann, der in Axillas Gunst sogar Duccius Vala ausgestochen hatte. Noch größer, noch stärker, noch attraktiver, noch selbstbewusster als dieser vielleicht? In Anbetracht der seltsamen Vorgeschichte mit monatelanger Schwangerschaft und verlassener Verlobten besaß er aber ganz sicher eine dunkle, geheimnisvolle und selbstverständlich egoistische Ausstrahlung...
Eine ganze Phalanx von geheimnisvollen Finsterlingen marschierte vor Serranas innerem Auge vorbei und so starrte sie, im Peristyl angekommen, den von dem Sklaven angesprochenen Mann erstmal nur überrascht an. Das sollte "Caius" sein? Aber der sah ja ganz normal aus. Nichts an ihm war geheimnisvoll oder gar dunkel, er war einfach ein ziemlich großer Mann mit dunklem Haar und gutgeschnittenen aber nicht spektakulären Gesichtszügen. Und ein Jüngling wie Vala war er ganz offensichtlich auch nicht mehr, eher in Sedulus' Alter, soweit Serrana das einschätzen konnte. Und er räkelte sich auch nicht wie ein Verführer aus dem Bilderbuch auf einer purpurgeschmückten Kline sondern arbeitete an....ja, an was? Einem kleinen Boot? Einer Truhe? Serrana brauchte einen Moment, bis sie erkannte, was das kleine Möbelstück einmal werden würde, und auch diese Erkenntnis passte ganz und gar nicht zu ihren Erwartungen.
Als sie endlich merkte, dass sie sowohl den Mann als auch das kleine Bett viel zu auffällig anstarrte, spürte sie, wie ihr Gesicht vor Verlegenheit heiss wurde und drehte, dankbar etwas in den Händen zu haben, die kleine Pergamentrolle hin und her.
"Salve, Aelius Archias. Tut mir leid, dass ich dich bei der Arbeit störe. Ich komme wohl ungelegen."