Serrana bedankte sich nicht noch einmal ausdrücklich bei ihrer Freundin , aber vermutlich spiegelten sich ihre Gefühle auch so deutlich genug in ihrem Gesicht wider.
Und so, wie die Welt nun mal war, würde früher oder später sicher auch der Zeitpunkt kommen, an dem Calvena ihre Hilfe und Loyalität brauchen würde und sie sich revanchieren konnte.
Calvena sprach plötzlich immer leiser, und Serrana musste sich ein Stück vorbeugen, um ihre Freundin weiterhin gut verstehen zu können. "Ja, natürlich." nickte sie automatisch, als Calvena sie um absolute Diskretion bat, auch wenn ihr in der Magengegend zunehmend unwohl wurde. Ob sie das wirklich alles hören wollte?
Das mit den Kräutern leuchtete ihr ein, auch wenn es der unbedarften Iunia reichlich schwer fiel, sich in das Tagewerk und die damit verbundenen Sorgen und Nöte einer Lupa hineinzuversetzen. Du liebe Güte, über all diese Dinge hatte sie noch nie wirklich nachgedacht, auch wenn sie natürlich Sinn machten. Was für eine entsetzliche Vorstellung, ein Kind zu bekommen und nicht einmal zu wissen, von wem es überhaupt war...
Und obwohl sie das Thema eigentlich abstieß, hörte sie den Erklärungen ihrer Freundin weiterhin gebannt zu und ihre Augen weiteten sich zunehmend. Die Vorstellung, eine Schwangerschaft von vornherein zu verhindern, konnte sie in ihrem derzeit so angeschlagenen Zustand durchaus nachvollziehen, aber das Andere....
"Ein Abruch? Meinst du damit, dass man eine Schwangerschaft beendet, wenn man schon ein Kind in sich hat?" fragte Serrana mit leicht wackliger Stimme nach. Davon hatte sie zwar aus den Gesprächen der weiblichen Hausklaven in der Campania und auch hier in Rom schon mal etwas aufgeschnappt, hatte sich damit jedoch innerlich nie wirklich auseinandergesetzt, da es unendlich weit von ihrem eigenen Leben entfernt gewesen war. Bis jetzt zumindest.
Und was sollte sie tun? Mit Sedulus darüber sprechen? Ausgerechnet mit ihm?
"Oh nein, das kann ich doch nicht tun." antwortete sie und wurde zunehmend wieder panisch. "Ich kann doch nicht mit einem Mann über SO ETWAS sprechen, wie stellst du dir denn das vor? Das krieg ich nie über die Lippen, es sei denn, ich betrinke mich vorher..." Vielleicht war das eine Option, über die sie nochmal nachdenken sollte, schließlich hatte sie seinerzeit nach ihrem Wein-Exzess in den Thermen zumindest tief und traumlos geschlafen.