Serrana atmete erleichtert auf, als der Pontifex und ihr Lehrer die Körbchen mit dem Opferfleisch aus ihren Händen entgegen nahmen. Aus irgendeinem Grund schien ihr diese Geste fast genauso wichtig zu sein, wie Worte, die Corvinus im Anschluss daran an sie richtete. Während er einige Anmerkungen zu der vergangenen Opferung machte, hatten sich die drei in langsam in Richtung Tempelvorplatz in Bewegung gesetzt, und Serrana verlangsamte kurz ihren Schritt, als sie die so lang ersehnte Bestätigung bekam, dass sie bald eine Aeditua sein würde. Ein Strahlen ging über ihr Gesicht, dann lief sie ein wenig schneller, um wieder zu den beiden Männern aufzuschließen.
"Vielen Dank, du glaubst gar nicht, wie sehr mich das freut." antwortete sie glücklich und beeilte sich dann zu erklären, warum sie die Eingeweidenschau nicht selbst durchgeführt hatte.
"Oja, unser Lehrer hat uns das alles beigebracht, aber Calvena und ich haben uns vor unserer Prüfung lange darüber unterhalten und dann entschieden, dass wir einen anderen Priester die Eingeweidelesung überlassen, damit das Urteil auch wirklich objektiv und über alle Zweifel erhaben ist." Sie senkte ein wenig betreten den Kopf und spürte, wie ihre Wangen sich rot verfärbten. "Tut mir Leid, dass ich das falsch gemacht habe und auch die Sache mit dem Wein, aber ich verspreche, dass ich von jetzt an alles tun werde, damit solche Fehler in Zukunft nicht mehr vorkommen."
Jetzt blieb der Pontifex selbst stehen, und Serrana widerstand mit einiger Mühe dem Impuls, auf den Zehenspitzen auf und ab zu wippen, wie sie es seit ihrer Kindheit immer tat, wenn sie besonders aufgeregt war.
"Vielen Dank, das ist sehr nett." bedankte sie sich für seine Zukunftswünsche und runzelte bei seiner nächsten Frage nachdenklich die Stirn. "Welcher Tempel es nun genau wird, ist mir eigentlich nicht so wichtig." sagte sie dann etwas zögerlich. "Aber ich wäre wirklich überglücklich, wenn ich in Zukunft vor allem Minerva dienen dürfte. Natürlich hege ich größte Ehrfurcht vor allen Göttern, aber Minerva hat mir immer schon ganz besonders viel bedeutet." Serrana sah den Pontifex hoffnungsvoll an. Ob ihr Wunsch wohl in Erfüllung gehen würde?