Beiträge von Iunia Serrana

    Irgendwie war ihr gerade selbst aufgefallen, dass ihre Aussage ein bisschen albern gewesen war, daher biss sich Serrana vor Verlegenheit kurz auf die Unterlippe, musste dann jedoch selbst lachen.


    "Ja, das stimmt vermutlich. Am besten lass ich mich überraschen, aber wenn ich ausser Minerva auch noch dich an meine Seite bekomme, kann ja eigentlich nicht mehr viel schiefgehen."


    Als Sedulus sie dann an sich zog, schmiegte sich Serrana automatisch ganz eng an ihn und genoss den kurzen Moment absoluter Nähe. Noch vor wenigen Wochen wäre ihr ein derartiges Verhalten vollkommen unvorstellbar gewesen, aber jetzt schien es ihr plötzlich das Normalste auf der Welt zu sein. Nur ein kleines Wort aus seinem Mund störte plötzlich die Idylle und sie sah zu ihm hoch, ohne sich jedoch aus seiner Umarmung zu lösen.


    "Achja, Großmutter....ich wünschte wirklich, wir könnten diesen Teil irgendwie auslassen...."

    Noch bis vor wenigen Minuten hätte Serrana Stein und Bein geschworen, dass ihre Cousine wesentlich selbstbewusster war als sie selbst mit ihrem eher ängstlichen und zurückhaltenden Naturell. Aber zumindest in diesem Moment schienen sich die Rollen irgendwie vertauscht zu haben, und Serrana entwickelte Axilla gegenüber einen regelrechten Beschützerinstinkt.


    "Aber natürlich glaube ich das!"antwortete sie im Brustton der Überzeugung, als wäre sie selbst mit Duccius Vala schon seit Jahren bekannt und daher in der Lage, jede seiner Reaktionen treffsicher vorauszusagen. "Und ich bin mir auch sicher, dass eure Geschichte noch nicht zu Ende ist, warte nur ab." Während Axilla neben ihr hin- und herrutschte, überlegte Serrana angestrengt, ob es nicht noch weitere Möglichkeiten gab, um ihrer Cousine in ihrem Vorhaben weiterzuhelfen. "Nun, entweder Calvena weiß selbst etwas, oder aber ihr Verlobter, nur dann wird es natürlich länger als bis heute Abend dauern, bis wir mehr wissen. Aber da fällt mir noch etwas anderes ein..." murmelte sie und beugte sich dann zu Axilla vor. "Er muss doch auch irgendwo wohnen, dein Vala....Ich weiß ja nicht, ob seine Familie besonders wohlhabend ist. Aber wenn ich es richtig mitbekommen habe, ist seine Gens ziemlich groß, da besitzt sie ja vielleicht auch eine eigene Casa in Rom, so wie wir. Wobei wir auch da natürlich irgendeinen Vorwand bräuchten...."

    "Nun, ehrlich gesagt, komme ich sehr oft hierher, auch wenn das eigentlich gar nicht nötig wäre." beantwortete Serrana Septimas Frage und sah sich mit leuchtenden Augen auf dem Forum um. "Ich liebe die Atmosphäre an diesem Ort und als es noch wärmer war, hab ich mich häufig auf irgendwelche Stufen gesetzt und gelesen oder mich einfach nur umgeschaut. Aber dafür ist es im Moment leider ein bisschen zu ungemütlich " Sie warf einen kurzen Blick auf die Bekanntmachungen, hatte aber keine große Lust diese zu lesen, da sie sich im Moment lieber auf die Unterhaltung mit Septima konzentrieren wollte. "Ist denn irgend etwas spannendes dabei?" fragte sie neugierig um dann noch nachzuhaken: "Und wer ist Manius? Dein Bruder?" Hoffentlich war die zweite Frage nicht zu indiskret, immerhin konnte es sich bei dem Unbekannten ja auch um den Verlobten der jungen Tiberia handeln.

    Wie sollte sie das jetzt nur am besten erklären? Schließlich beruhte alles nur auf Gefühlen und Instinkten und war dementsprechend schwer in Worte zu fassen.
    Serrana betrachtete für einen Moment lang ihrer beider Hände, die nach wie vor ineinander verschlungen waren und hob dann wieder den Blick, um Sedulus in die Augen zu sehen, während sie ihm antwortete.


    "Ja, weißt du, ich hab ja eigentlich vom Leben einer Ehefrau und vom Kinderkriegen überhaupt keine Ahnung und kann nur hoffen, dass dich das nicht allzu sehr stört..." begann sie mit einem unsicheren Lächeln. "Aber ich spüre einfach irgendwie, dass...dass es mich glücklich macht mit dir zusammenzusein, und das ich es gern noch viel öfter wäre. Naja, und alles andere kann ich ja vielleicht noch lernen..."

    Offenbar war es ihr doch gelungen, Calvena ein wenig aufzuheitern, denn allmählich machte sich wieder ein Lächeln auf deren Gesicht breit, das Serrana automatisch erwiderte.


    "Halbgeschlossene Tür hört sich hervorragend an." antwortete sie und das Lächeln verwandelte sich allmählich in ein breites Grinsen. "Ich weiß nicht, wie das genau funktioniert, aber sobald sich in Großmutters Nähe Menschen befinden, die sich ungestört unterhalten wollen, dann wird sie davon angelockt wie eine Fliege vom Honig. Und wenn sie selbst mal etwas nicht mitbekommen sollte, dann ist garantiert Quadrata zur Stelle und sagt ihr sofort Bescheid..."


    Serrana beugte sich sich aufgeregt zu ihrer Freundin hinüber. "Was meinst du, wann sollen wir den Köder auslegen?"

    Axilla wirkte nach wie vor ein wenig zerknirscht, und Serrana überlegte fieberhaft, was sie noch sagen oder tun konnte, um ihre Cousine wieder aufzuheitern. Noch vor wenigen Minuten war diese doch so überschäumend und glücklich gewesen, und ganz plötzlich war kaum noch etwas davon da...


    "Nun, fides und fortitudo sind doch schonmal eine hervorragende Ausgangsbasis." sagte Serrana im Brustton der Überzeugung und zwinkerte ihrer Cousine dann zu. "Für sapientia und modestia bist du ja auch noch ein wenig zu jung, mit denen kannst du immer noch glänzen, wenn du so alt bist wie meine Großmutter."


    Als Axilla dann ausschloss, dass sich Vala als eifriger Verehrer in der Casa Iunia einfinden würde, überlegte Serrana kurz und nickte dann. Ja, vermutlich hatte sie damit Recht. Sie selbst hatte ja nur sehr wenig Zeit dem jungen Germanen verbracht, aber dass der vor Selbstbewusstsein nur so gestrotzt hatte, war offensichtlich gewesen. Sie selbst hatte das seinerzeit ziemlich eingeschüchtert, aber die Wirkung auf Axilla war ganz offensichtlich vollkommen anderer Natur. Aber so beeindruckend dieser Duccius Vala vielleicht auch sein mochte, war es doch für Serrana überhaupt nicht einzusehen, dass ihre Cousine sich selbst plötzlich so klein machte.


    "Aber er hat dich doch schon längst bemerkt! Glaubst du denn, er hätte sich sonst die Mühe gemacht dich nach Hause zu bringen und dich dabei sogar noch zu tragen? Aus reiner Höflichkeit oder guter Erziehung hat er das ganz sicher nicht getan. Ich hab selbst gesehen, wie er in der Casa Decima ein Mitglied der Familie aus dessen Triclinium ausgesperrt hat. Da hätte er ganz sicher auch kein Problem damit, eine Frau ganz einfach stehen zu lassen, wenn sie ihn nicht interessiert."Und wieder einmal hatte Serrana sich ein wenig in Rage geredet und sah Axilla mit funkelnden Augen und vor Aufregung leuchtenden Wangen an.

    Serrana hatte keine Sekunde gezögert und Axilla sofort zugesagt, als diese sie um ihre Begleitung gebeten hatte. Denn auch wenn sie ihre Verwandte Urgulania gar nicht persönlich gekannt hatte, war ihr die Geschichte um deren gewaltsame Ermordung sehr nah gegangen und setzte ihr noch ziemlich zu. Trotzdem war Serrana selbst deutlich ruhiger als Axilla, die nicht nur nervös und aufgeregt, sondern auch gesundheitlich angeschlagen wirkte. Aber vielleicht konnte sie durch ihre Anwesenheit ja ein wenig dazu beitragen, dass ihre Cousine das bevorstehende Ritual besser überstand. Auch ihr Haar fiel offen den Rücken herunter und sie hatte das einfache Leinengewand angezogen, dass sie auch sonst bei ihrem Dienst im Tempel trug.


    "Du brauchst nicht nervös zu sein." sagte sie leise zu Axilla und strich ihrer Cousine beruhigend über den Arm. "Es war die richtige Entscheidung hierherzukommen, und der Gott wird dein Opfer bestimmt erhören, da bin ich mir sicher." Kaum waren die beiden Mädchen am Tempel angekommen, da schlüpfte Serrana aus ihren Sandalen und gab Axilla ein Zeichen das gleiche zu tun. Als diese nach dem Aedituus fragte, ließ sie den Blick durch die Tempelanlage schweifen und schüttelte dann den Kopf. "Ich kann ihn nirgendwo entdecken, aber wir sollten die Zeit nutzen und uns vor dem Opfer noch gründlich reinigen." Sie wies auf steinerne Wasserbecken, die sich am Eingang des Tempels befanden. "Da drüben können wir unsere Hände und Arme waschen, vielleicht kommt der Aedituus ja in der Zwischenzeit. Alles andere klären wir am besten mit ihm. Ich bin mit dem Tempel des Pluto und seinen Riten nicht so vertraut und möchte nichts falsch machen oder etwas übersehen."

    Nein, Serrana hatte sich tatsächlich nichts schlimmes bei ihrer Bemerkung gedacht, aber sie spürte sofort, dass sie damit, wenn auch unbeabsichtlich, ziemlich daneben gegriffen hatte.


    "Oh, Axilla, verzeih mir bitte, ich wollte dich damit nicht kränken." sprach sie eilig auf die Cousine ein, in der Hoffnung ihren Fehler ein wenig wieder gut zu machen."Und du hast schon so viele gute Eigenschaften, welches Talent würdest du da noch haben wollen? Schau mal, du bist warmherzig und mitfühlend und unheimlich hilfsbereit. Und du kannst auch gut erklären, es muss ja nicht unbedingt immer mit diesem Thema zu tun haben..." All diese Dinge meinte Serrana vollkommen aufrichtig, jetzt konnte sie nur noch darauf hoffen, dass Axilla ihr auch Glauben schenkte. Und dann kam noch eine Bemerkung von Axilla, die Serrana bewies, dass ihre Cousine auch sehr schnell entschlossen war. "Also angenommen, dein Vala würde morgen hier hereinspazieren und dich um deine Hand bitten, würdest du ihn dann tatsächlich heiraten, obwohl du ihn erst einmal gesehen hast?"


    Als Axilla dann Calvena und ihren geplanten Besuch bei dieser ansprach, warf Serrana automatisch einen Blick auf das Paket mit dem Kleid, das vergessen am Rand des Atriumbeckens lag. "Das hatte ich für einen Moment lang völlig vergessen." gab sie dann ein wenig schuldbewusst zu. "Aber Calvena und ich haben keine bestimmte Zeit ausgemacht, deshalb ist es niciht so schlimm, wenn ich ein paar Minuten später komme.

    Serrana war sich selbst nicht sicher, welche Antwort sie sich jetzt von Sedulus erwartete oder erhoffte. Vielleicht irgendein Kompliment über ihr Aussehen, oder dass er sich in ihrer Gegenwart so wohl fühlte wie sie sich in seiner...Möglichkeiten, ihr eine Freude zu machen und sie ein wenig von ihren Selbstzweifeln zu erlösen gab es da so einige, aber das, was dann kam, zog Serrana für einen Moment komplett den Boden unter den Füßen weg, und sie spürte, wie ihre Beine mehr als wacklig wurden und strauchelte leicht.


    Sie als Ehefrau und Mutter? Erst gestern hatte sie über diese Dinge mit ihrer Cousine gesprochen, aber da war alles noch in weiter Ferne gewesen. Und innerhalb von ein paar Sekunden war es jetzt zum Greifen nahe, auch wenn Serrana es immer noch nicht wirklich glauben konnte.


    "Ja, ich glaube, das könnte ich mir vorstellen." antwortete sie dann und die Zuneigung in ihrem Blick vertrieb allmählich auch das letzte ungläubige Zweifeln und Staunen. Serrana fühlte sich plötzlich so unsagbar leicht und glücklich, dass alles, was Sedulus danach noch sagte irgendwie ungehört an ihr vorbeirrauschte. Mit Ausnahme von einer Sache allerdings.


    "Naja, ich hab ja schon gesagt, dass es nur sehr wenige Dinge gibt, bei denen ich in meinem Leben keine Zweifel hatte." sagte sie dann lächelnd und fuhr dann sanft mit der Hand, die er gerade geküsst hatte, über seine Wange und seine Lippen. "Aber gerade ist wohl etwas neues dazugekommen."

    Auch wenn Calvena sich ganz offensichtlich bemühte, sich nichts davon anmerken zu lassen, konnte Serrana die Nervosität ihrer Freundin doch deutlich spüren und sie sah diese mitfühlend an, ohne wirklich zu wissen, wie sie ihr die Ängste nehmen sollte. Die Bedenken, die Calvena ihrer Großmutter gegenüber hatte, konnte sie selbstverständlich hervorragend nachvollziehen, aber vielleicht gab es ja auch da eine Möglichkeit....


    "Ja, ich glaube, ich verstehe was du meinst." überlegte Serrana laut und kratzte sich gedankenverloren an der Nase. "Ich würde Großmutter auch nicht um Hilfe bitten wollen, aber vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, dass sie ihrerseits die Initiative ergreift. Ich bin sicher, dass sie sich im Grunde ein bisschen langweilt, man müsste ihr also nur den richtigen Köder vor die Füße werfen.."

    Serranas ausgesprochen ausgeprägtes Harmoniebedürfnis meldete sich zu Wort und sie war kurz versucht, Sedulus' Frage einfach und klar zu verneinen, um einer weiteren Diskussion aus dem Weg zu gehen. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie ihm gegenüber lieber ehrlich bleiben sollte, auch wenn es dadurch vielleicht etwas schwieriger wurde.


    "Nun,....eigentlich glaube ich das nicht, nein." sagte sie, Sedulus weiter ansehend, und suchte fieberhaft nach den richtigen Worten. "Ich bin nur manchmal so unsicher, weil ich nicht weiß, was du eigentlich in mir siehst. Weißt du, ich hab ja im Moment im Unterschied zu dir noch nicht allzuviel vorzuweisen oder anzubieten. Mit Ausnahme meiner Loyalität vielleicht, und deshalb ist es mir auch so wichtig, dass die nicht in Zweifel gezogen wird, denn dann würde irgendwie nichts mehr übrig bleiben..." Irgendwie fiel es Serrana unendlich schwer, ihre Gefühle und Nöte mit den passenden Worten zu umschreiben und sie konnte nur hoffen, dass Sedulus irgendwie verstehen würde, was sie ihm damit sagen wollte.


    Der Gedanke an eine waffenschwingende Romana war da irgendwie eine gerufene Ablenkung und Serrana musste unwillkürlich schmunzeln. "Vermutlich hätte Romana aufgrund ihrer Größe bessere Chancen als ich, aber irgendwie passen Schwerter und Vestalinnen wohl nicht ganz so gut zusammen..."


    Welche Gründe noch dazu geführt hatten, dass sie Priesterin geworden war? Die Frage war erfreulicherweise leicht zu beantworten.


    "Ich hab mich eigentlich immer schon dazu berufen gefühlt, in den Dienst der Götter einzutreten, aber das hab ich dir ja schon erzählt. Und vom Glauben mal abgesehen ist es einfach auch ein schöner Gedanke, ein Teil von etwas so wichtigem wie dem Cultus Deorum zu sein. Natürlich werde ich am Anfang nur ein ganz kleines Licht sein, aber das ist nicht so wichtig. Schließlich bin ich ja noch jung, und vielleicht schaffe ich es ja noch ein Stück weiter nach oben." erklärte sie mit einer Mischung aus Hoffnung, Vorfreude und Ehrgeiz.

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    Antinoos


    Oha, was war denn das jetzt? In der so verheissungsvollen Titanin schlummerte wohl ein heimlicher Vulkan! "Aber, aber....meine Göttliche, wer wird denn gleich so heftig werden..."begann Antinoos noch immer voller Tatendrang, bis plötzlich die Bedeutung eines bestimmten Wortes bei ihm ankam. Eine Vestalin? uiuiuiuiuiuiui.......
    Antinoos verlor schnell aber gründlich einen Großteil seiner gesunden Gesichtsfarbe und wich dann seinerseits ein Stück zurück.

    "Ähem, da hast du sicher etwas missverstanden, edle Dame." murmelte er jetzt schon deutlich weniger selbstbewusst und sah sich mit leicht hektischem Blick nach dem schnellstmöglichsten Fluchtweg um. "Nun, ich werd dann mal schauen, wo meine Tanzpartner geblieben sind, einen...äh....schönen Abend noch...." Und dann verließ Demetrios, Meistertänzer von Messene, fluchtartig das Triclinium; deutlich schneller als er hereingekommen war, aber dafür auch nicht annähernd so elegant.



    ~~~



    Serrana war schon fast wieder an ihrem eigenen Platz angekommen, als sie plötzlich eineaute und empörte Stimme und dann ein lautes Poltern in ihrem Rücken hörte. Erschrocken drehte sie sich um und sah gerade noch, wie Romana rücklings von ihrer Kline fiel. Entsetzt machte sie kehrt, sah aber zu ihrer Erleichterun, dass die Vestalin schnell wieder auf ihren eigenen Beinen stand.


    "Ist mit dir alles in Ordnung, Romana?" fragte sie besorgt. "Hast du dich verletzt?"

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    Antinoos


    Na, wenn das mal kein Angebot von der Dame war! Das ließ er sich doch garantiert nicht zweimal sagen...
    Antinoos rückte unauffällig noch ein kleines bisschen näher an seinen persönlichen Olymp heran, bis er sich quasi auf Augenhöhe mit zwei Hügeln der anderen Art befand. Für einen kurzen Moment genoss er diesen imposanten Eindruck aus nächster Nähe, dann hob er wieder den Blick nach oben, ließ ebendiesen noch ein wenig schmelzender werden und sagte dann, ganz fleischgewordene Verführung:


    "Oh, meine edle Claudia Romana ( heissa, auch noch eine Patrizierin!), die Ehre ist ganz auf meiner Seite. Und glaube mir, ich kenne Mittel und Wege mich bei dir zu revanchieren, die dein Vergnügen in ungeahnte Höhen treiben werden." An dieser Stelle ließ er für alle Fälle noch ein kleines verschörerisches Augenzwinkern folgen und harrte dann ungeduldig seiner vermutlich unmittelbar bevorstehenden Belohnung.



    ~~~


    Septima und Sedulus machten auf Serrana nach wie vor keinen allzu harmonischen Eindruck, aber offenbar hatte sie auch nicht die Absicht, ihre Auseinandersetzung noch weiterzuführen. Serrana fiel ein dicker Stein vom Herzen und sie lächelte die beiden ausgesprochen erleichtert an.


    "Wie schön, dass es euch bis jetzt gefallen hat. Dann kann ich ja nur hoffen, dass euch auch der Nachtisch noch munden wird und ihr die Casa Iunia zufrieden verlassen werdet." Serrana hatte sich bereits wieder in die Richtung ihrer eigenen Kline gewandt, drehte sich dann aber noch einmal um.


    "Ja, das würde mich auch freuen, Senator Germanicus Sedulus. Sicher wird sich irgendwann die Gelegenheit ergeben."

    Irgendwie klang das alles für Serrana immer noch reichlich kompliziert, aber wenn Axilla ihr versicherte, dass sie im Grunde nicht viel falsch machen konnte, dann wollte sie ihr das gern glauben. Und den Göttern sei Dank musste sie sich ja auch noch nicht gleich morgen als große Kennerin auf diesem Gebiet präsentieren, sondern konnte alles in Ruhe auf sich zukommen lassen. "Anstrengend" klang auf jeden Fall nicht so schlimm und abschreckend für sie wie "schwer". Gegen Anstrengungen halfen schließlich Fleiß und Ausdauer, und von beidem besaß Serrana eine ganze Menge. Noch bevor Axilla die Bemerkung mit der "Lehrmeisterin" machte, war Serrana bereits beeindruckt gewesen, wie gut und anschaulich diese das alles nach nur einer einzigen eigenen Erfahrung auf diesem Gebiet erklären konnte.


    "Ja, das stimmt schon irgendwie, offenbar scheinst du ein Naturtalent zu sein." antwortete sie daher und fiel in das Gekicher ihrer Cousine mit ein. "Ich glaube, wenn sich das jemals in Rom rumsprechen sollte, dann könntest du dich vor Heiratsanträgen gar nicht mehr retten..."

    Wie konnte er das denn überhaupt nur fragen? "Natürlich war ich das." antwortete sie und sah Sedulus dann eindringlich an. "Weißt du, wenn ich denken müsste, dass du mir nicht genug vertraust, dann....dann hätte all das hier doch irgendwie gar keinen Sinn. Dann hätte ich immer Angst, dass du nur mit mir zusammen sein willst, weil du mich vielleicht irgendwie ganz unterhaltsam findest, aber mehr auch nicht..." Serrana überlegte einen Augenblick, ob sie lieber den Mund hätte halten sollen, aber schließlich hatte sie Sedulus ja gefragt und verdiente auch eine ehrliche Antwort.


    Dann ging ihr Gespräch aber wieder in erfreulichere Bahnen über, und Serrana musste schmunzeln, als Sedulus über alternative Berufsmöglichkeiten für sie nachdachte.


    "Ja, Marktfrau wäre sicherlich eine Möglichkeit. Immerhin bin ich damals auf einem Gemüsekarren in Rom angekommen, da würde sich das vermutlich anbieten. Allerdings wäre es dann mit meinen zarten Händen wohl auch schnell vorbei, da könnte ich dann wohl doch noch mit dem Waffentraining anfangen. Und was das Priesteramt betrifft, ja, ich bin mir wirklich absolut sicher, dass es das richtige für mich ist. Das ist eins der ganz wenigen Dinge in meinem Leben, bei denen ich nie Zweifel hatte.
    Und natürlich ist es schön, ein bisschen mehr Geld zu verdienen."
    ergänzte sie dann noch und erwiderte Sedulus' Grinsen. "Aber es ist nur eine angenehme Begleiterscheinung, mehr nicht, und hat mit meiner Entscheidung für diesen Beruf nichts zu tun. Wobei ich zugeben muss, dass man mit 12 Sesterzen in der Woche wirklich keine großen Sprünge machen kann."

    Und wieder hörte Serrana mit aufgerissenen Augen zu, wenn auch diesmal aus anderen Gründen. Du liebe Güte, sprach Axilla jetzt überhaupt noch von der selben Sache? Der erste Teil ihrer Erklärungen war ja eher ein wenig abschreckend gewesen, aber dafür hörte sich die zweite Hälfte umso schöner an. So richtig vorstellen konnte Serrana sich all diese Dinge ja nicht, aber trotzdem gab sie sich Mühe, für spätere Zeiten möglichst viele von Axillas Tipps im Gedächtnis zu behalten. Als ihre Cousine sie vorsichtig fragte, ob sie sich schon einmal selbst berührt hatte, wurde Serrana schlagartig wieder knallrot, nickte dann aber kaum wahrnehmbar. Machten das etwa alle Frauen? Das wäre ja wunderbar, dann musste sie deswegen in Zukunft ja kein schlechtes Gewissen mehr haben.
    Und was dann noch kam, konnte Serrana sich kaum noch vorstellen. Was Axilla da erzählte, klang ja fast zu schön um wahr zu sein aber irgendwie auch kompliziert...


    "Oje",....sagte Serrana durchaus beeindruckt aber auch ein wenig verzagt. "Das hört sich irgendwie an, als könne man dabei unheimlich viel falsch machen..."

    Serrana seufzte erleichtert auf, dass Sedulus ihr entgegen ihrer Befürchtung scheinbar doch glaubte. Schließlich wollte sie für nichts in der Welt für nicht vertrauenswürdig gehalten werden, und schon gar nicht von ihm.


    "Na, dann bin ich ja beruhigt." antwortete sie noch ein wenig brummig, aber als er sie dann knuffte, musste sie doch wider Willen doch kichern und schuppste erst einmal zurück.


    Irgendwie fühlte Serrana sich jetzt direkt wieder besser und sie hörte Sedulus aufmerksam zu, als der sich über die Nachteile und Gefahren der Politik ausließ.


    "Ja, mag sein, dass es manchmal auch ärgerlich ist." überlegte sie laut. "Aber dafür hast du doch auch einen Platz mittem im Zentrum der römischen Macht. Es muss doch aufregend sein zu wissen, dass man Teil an so wichtigen Entscheidungen hat, auch wenn es vielleicht manchmal langweilig ist. Weißt du, neben meinem Glauben war das auch ein Grund, warum ich Priesterin werden wollte. Viele andere Möglichkeiten hat man als Frau ja sonst nicht..."


    Als Sedulus plötzlich ihre Hand ergriff, sah Serrana wieder zu ihm hoch und erwiderte lächelnd seinen Blick. "Naja, eigentlich bin ich ja ganz froh, dass ich mich nicht näher mit solchen Waffen beschäftigen muss. Und solange du mit einem Schwert umgehen kannst, reicht das ja auch."


    Bei dem Ausdruck "Schlafmütze" musste sie direkt wieder kichern, irgendwie war der im Zusammenhang mit einem Priester doch ziemlich gewagt, wenn auch nicht ganz unzutreffend.


    "Ja, soviel Spaß mir die Ausbildung auch macht, ich bin doch froh, wenn ich irgendwann mal fertig bin. Von allem anderen mal abgesehen verdiene ich dann nämlich auch mehr Geld." erzählte sie mit einem spitzbübischen Grinsen.

    Mit einiger Spannung hatte Serrana darauf gewartet, wie Axilla auf ihre Erklärung reagieren würde. Immerhin war es ja möglich, dass sie schockiert war, weil sie einfach die Gespräche anderer Leute belauscht hatte, oder ihre Cousine hielt sie schlichtweg für eine dumme Pute, die von nichts eine Ahnung hatte.
    Aber offenbar war dem nicht so, oder ihre Cousine ließ sich zumindest nichts von einer eventuellen Verstimmung anmerken. Nachdem die beiden Mädchen sich hingesetzt hatten, begann Axilla mit ihren Erklärungen und Serrana hörte ihr aufmerksam und mit leicht aufgerissenen Augen zu. Mit Schmerzen war es also verbunden, zumindest einmal, und wenn man Pech hatte auch häufiger? Serrana musste schlucken, das hörte sich ja alles andere als romantisch und auch wenig erstrebenswert an! Und was die Ehemänner von Großmutters Freundinnen betraf..."Mag sein, dass die so waren," sagte sie ein wenig zögerlich,"...eigentlich kann ich mir kaum vorstellen, dass die überhaupt so etwas gemacht haben, die waren alle so todlangweilig und auch schon ziemlich alt." Und wenn man den Gedanken mal weitersponn, dann bedeutete das ja, dass auch ihre Großeltern so miteinander....Nein, Serrana zog es vor, ihrer Phantasie an dieser Stelle einen Riegel vorzuschieben, denn diese Vorstellung war eindeutig zuviel für sie.


    Und was kam jetzt noch? Serrana hing weiterhin an den Lippen ihrer Cousine und nickte vehement, als diese sie zum Schwören und absolutem Stillschweigen aufforderte. "Ja, das schwöre ich dir." sagte sie leise und mit einer Mischung aus Widerwillen und Neugier. Serranas Bereitschaft sich vor der Ehe möglicherweise zu irgendetwas hinreissen zu lassen, war von den bei ihr ohnehin reichlich vorhandenen moralischen Skrupeln mal abgesehen, nach Axillas doch recht anschaulichen Beschreibungen mittlerweile gegen Null gesunken.

    Kaum hatte Serrana ihre Bitte geäussert, da wünschte sie schon, sie hätte sie sich verkniffen. Wie hatte sie denn nur auf so eine Idee kommen können? Andererseits, wer wusste schon, wann sich wieder die Gelegenheit zu so einem Gespräch ergeben würde. Und auch wenn dieses Thema in Serranas Fall noch nicht allzu akut war, würde es das doch irgendwann in näherer oder weiterer Zukunft vermutlich werden. Ausserdem hatte sie sich jetzt eh bereits aus dem Fenster gehängt, da würde es Axilla vermutlich eher seltsam finden, wenn sie plötzlich doch wieder das Thema wechselte.


    "Nun ja, so ganz furchtbar viel wirst du mir wahrscheinlich eh nicht erzählen können nach dem einen Mal...." begann Serrana ein wenig stockend und ohne den Blick von ihrem Armreifen zu nehmen, der auch weiterhin seine Runden um ihr Handgelenk drehte.


    "Aber weisst du, ich hab mal heimlich die Freundinnen meiner Großmutter belauscht, als die bei ihr zu Besuch waren. Und die haben alle nur darüber gejammert, wie furchtbar es ist, mit ihren Männern... ähm du weißt schon, und dass es vor allem am Anfang ganz schrecklich war....Naja, und das macht mir irgendwie ein bisschen Angst..."
    Jetzt hob Serrana doch den Blick und sah Axilla mit einer Mischung aus Unsicherheit und Hoffnung an. Jetzt, wo sie nochmal über die besagte Unterhaltung jener Damenrunde nachdachte, wurde ihr plötzlich bewusst, dass sich ihre Großmutter dabei sehr bedeckt gehalten hatte. Komisch eigentlich, denn normalerweise stieg Laevina immer mit Feuereifer in jede Klagerunde mit ein...


    "Deshalb wüsste ich gern, ob du es überhaupt nochmal tun würdest,...also ähm...auch wenn du nicht musst....du weißt schon, was ich meine..." Mittlerweile war Serranas Gesicht wieder dunkelrot angelaufen, aber Axilla schien ja, den Göttern sein Dank, bei diesem Thema nicht ganz so verklemmt zu sein wie sie selbst, also gab es durchaus Hoffnung auf eine Antwort, die vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel bringen würde.