"Vielen Dank, das ist sehr lieb von dir." entgegnete Serrana auf Axillas aufbauende Worte. "Ich weiß ja auch, dass ich etwas selbstbewusster sein sollte, aber irgendwie komme ich nicht so richtig aus meiner Haut. Wenn man nur oft genug hört, dass man tollpatschig ist und dumm und sich albern benimmt, dann glaubt man es irgendwann selbst..."fügte sie mit einem kleinen Seufzer hinzu, aber dann erhellte sich ihr Gesicht ganz schnell wieder.
"Aber bei Sedulus ist das nicht so. Bei ihm spüre ich, dass er mich wirklich schön und interessant findet und komischerweise auch nicht langweilig, und das ist ein ganz tolles Gefühl." Jetzt wäre Serrana am liebsten selbst durchs Atrium getanzt, aber so ganz konnte sie ihre Hemmungen dann selbst bei Axilla nicht ablegen. Als ihre Cousine beim Thema "Andeutungen" nachhakte, beugte sie sich stattdessen noch ein wenig zu ihr herüber und sprach im Flüsterton weiter, obwohl die beiden Mädchen zur Zeit allein im Atrium waren.
"Nachdem wir uns geküsst hatten, da hatte ich auf einmal ziemliche Angst wegen meiner Großmutter, weil die furchtbar streng ist, was unmoralisches Verhalten angeht. Und da hat Sedulus dann gesagt, dass Großmutter sich nach dem ersten Schreck sicher freuen wird, wenn ich ihn zum Mann bekomme. Das kann doch eigentlich nur eins bedeuten, oder?" fragte Serrana mit einem Gesichtsausdruck nach, in dem sich freudiges Strahlen und die Besorgnis, Axilla könne ihr doch vielleicht widersprechen, stetig abwechselten. "Aber bislang weiß noch niemand davon, und solange es nicht offiziell ist, muss das auch so bleiben. Sedulus könnte sonst nämlich ernsthafte Schwierigkeiten bekommen, wenn sich rumspricht, dass er sich heimlich mit einer unverheirateten Frau trifft. Deshalb darfst du auch niemandem davon erzählen, aber das würdest du ja ohnehin nicht tun, nicht wahr?"
Nein, Axilla würde sie nicht verraten, in diesem Punkt war sich Serrana absolut sicher. Denn obwohl sie ihre Cousine noch nicht allzu gut kannte, spürte sie einfach, dass sie sich auf deren Loyalität absolut verlassen konnte, so wie es andersherum genauso war.
Es fiel ihr ein wenig schwer, sich jetzt wieder auf ein anderes Thema zu konzentrieren, aber schließlich klappte auch das. Die Beschreibung von Valas Verhalten passte ganz gut zu dem, was Serrana bei der gemeinsamen Cena in der Casa Decima mit ihm erlebt hatte, daher musste sie bei Axillas Erzählung schmunzeln.
"Nun, römische Verhaltensregeln scheinen ihm ja relativ gleichgültig zu sein, deinem Vala..." sagte sie mit einen kleinen Kichern und sah Axilla dann nachdenklich an. "Das könnte natürlich von Vorteil sein, wenn du ihn irgendwie wiedersehen willst, es könnte auf jeden Fall leichter sein, einen Weg zu finden...Eine richtig tolle Idee hab ich bislang nicht, aber vielleicht solltest du dich mal mit Duccia Venusia unterhalten, wenn du Senator Livianus besuchst. Soweit ich weiß, lebt Venusia auch in der Casa Decima, weil sie mit dem Bruder des Senators verheiratet ist. Und sie ist Valas Tante, das weiß ich mit Sicherheit..."