Eigentlich hatte sie sich ja bereits bei ihrem gemeinsamen Bad vorgenommen, Axilla mit weiteren Erzählungen über ihre Kindheit zu verschonen aber da diese nachfragte, wollte Serrana ihr auch die Wahrheit sagen.
"Ich bin mit solchen Kommentaren aufgewachsen." antwortete sie und sah mit einer Mischung aus Bitterkeit und Resignation zu Boden. "Ganz egal, was ich gemacht habe und wie ich mich auch angestrengt habe, meine Großmutter hat immer irgend etwas gefunden, das sie gestört hat und sie hat es mir auch jedesmal unter die Nase gerieben. Da wird es irgendwann sicherer, einfach gar nichts besonderes mehr zu tun und sich nur noch nach den Anweisungen zu richten..." Während Serrana noch erzählte, spürte sie bereits, wie armselig sich diese Geschichte für einen Aussenstehenden anhören musste. Es wurde wirklich Zeit, dass sie lernte endgültig auf eigenen Beinen zu stehen und der Meinung anderer Meinung keine zu große Bedeutung mehr zuzugestehen.
Serrana seufzte innerlich auf, als Axilla ihr Stillschweigen versprach. Zwar hatte sie eigentlich mit nichts anderem gerechnet, aber es war doch beruhigend, es noch mal aus dem Mund ihrer Cousine zu hören.
"Oh nein, eigentlich kennen wir uns schon seit den Ludi Romani, wir haben uns seitdem nur nicht allzu oft gesehen." flocht sie dann schnell ein. Zwei Tage, du liebe Güte....Natürlich hatte Sedulus und sie sich in den seit den Ludi vergangenen Wochen und Monaten auch gerade mal zweimal wiedergesehen, aber trotzdem hörte sich die Geschichte so nicht mehr ganz so anrüchig an. Und was genau meinte Axilla denn mit "überreden"? Serrana sah ihre Cousine eine ganze Weile verwirrt an, bis dann endlich der Groschen fiel, und sie langsam aber gründlich rot anlief.
"Aber nein, so ist er nicht." sagte sie dann sofort ohne den Hauch von Zweifel in der Stimme. So wenig sie Sedulus bislang auch kannte, an seiner Aufrichtigkeit hegte Serrana keinerlei Zweifel. Und auf was genau wollte Axilla denn mit ihrer nächsten Frage hinaus?
"Ob ich schon mal was?" fragte sie daher ein wenig verwirrt nach, und die Erkenntnis kam, kurz nachdem sie ihren eigenen Satz zu Ende gesprochen hatte und gab ihrer ohnehin schon recht leuchtenden Gesichtsfarbe den Rest.
"Du gütige Minerva, natürlich nicht...." Am liebsten hätte Serrana ihr gesamtes Gesicht in ein Becken mit Eiswasser getaucht und sie starrte Axilla mit ungläubig aufgerissenen Augen an. So eine Frage konnte eine unverheiratete Frau einer anderen doch unmöglich stellen, es sei denn...[SIZE=7]"Du etwa?" [/SIZE]Mittlerweile sprach sie so leise, dass selbst ein im Raum anwesender und nicht direkt neben den beiden Mädchen stehender Sklave die Frage nicht mitbekommen hätte.
Und wieder war Vala ein willkommener Anlass, um das Gesprächsthema wieder in etwas unverfänglichere Bahnen zu lenken.
"Du könntest Venusia doch einfach fragen, ob sie ausser den Decimern noch eigene Verwandte in Rom hat. Das ist ja eine völlig berechtigte Frage, an der dürfte wohl niemand Anstoß nehmen." grübelte Serrana ein wenig vor sich hin und lächelte Axilla schließlich vergnügt an.
"Oder aber wir lassen uns einen Vorwand einfallen, mit dem du in die Castra Praetoria reinkommst. Wenn Vala Scriba eines Prätorianer-Offiziers ist, dann wird er dort sicher häufig ein und aus gehen..."