Serrana runzelte nachdenklich die Stirn.
"Hm, ich weiß nicht...Ich hoffe doch, dass ich irgendwann noch mal ein anderes Land kennenlernen werde. Versteh mich nicht falsch, ich bin ja mehr als froh jetzt in Rom zu sein, und bis ich hier alles gesehen habe, bin ich vielleicht so alt wie meine Großmutter. Aber ich stelle es mir einfach unglaublich aufregend vor zu reisen."
Dann fiel der jungen Iunia jedoch etwas ein, was sie schon fast wieder vergessen hatte und ihr Gesicht erhellte sich schlagartig.
"Stell dir vor, Axilla hat mir vorgeschlagen mich mitzunehmen, wenn sie nächstes Jahr zurück nach Alexandria fährt. Dann könnte ich unsere Verwandte Iunia Urgulania endlich kennenlernen und ein wenig von Ägypten sehen!"
Allerdings dauerte es nur einen kurzen Augenblick, bis Serrana auffiel, dass eine solche Reise bei all ihren Reizen auch Nachteile haben würde.
"Aber wenn ich die Prüfung zur Priesterin bestehe, werde ich vielleicht gar nicht verreisen können. Und ausserdem möchte ich im Moment gar nicht so gern weg aus Rom, weil...weil....na ja, du weißt schon." erklärte Serrana mit zunehmender Verlegenheit und sah Sedulus mit einem entschuldigenden Lächeln an. Zu gern hätte sie ihn nochmal berührt, aber irgendwie traute sie sich jetzt nicht mehr. Schließlich sollte er ja auch keinen falschen Eindruck von ihr bekommen.
Angestrengt suchte sie daher nach einem Gesprächsthema, das ihn eventuell interessieren könnte und sie ein wenig ablenken würde.
"Hat meine Großmutter eigentlich schon mal etwas von meinem Großvater erzählt, seit sie in eurem Haus wohnt?" fragte sie schließlich zögerlich, denn irgendwie befürchtete Serrana, die Antwort darauf bereits zu kennen.
"Er war nämlich ein ganz wundervoller Mensch, weißt du? Er hat viel gelacht und war sehr geduldig. Naja, wenn er mit Großmutter in einem Raum war, hat er eigentlich selten gelacht, aber wenn ich es mir richtig überlege, habe ich die beiden ohnehin nur sehr selten zusammen gesehen...." erzählte Serrana mit zunehmender Traurigkeit in der Stimme.
Sie sah sich einen Moment lang in dem kleinen Raum um und lächelte dann ein wenig wehmütig.
"Ich glaube, meine Liebe zu den alten Schriften hab ich von ihm geerbt, Großvater hat mir im Grunde nämlich alles beigebracht, was ich weiß..."
Die Erinnerung tat zwar immer noch ein wenig weh, aber irgendwie tat es auch gut, über einen geliebten Menschen zu berichten.
"Es war wirklich nicht gerade leicht unter Großmutter Laevinas Fuchtel aufzuwachsen, aber er hat wirklich eine Menge davon wieder gutgemacht." schloss Serrana schließlich mit einem liebevollen Lächeln in ihrem Gesicht.