Nach einigen Schritten durch die nicht allzu große Casa Iunia waren Serrana und Sedulus an ihrem Ziel angekommen, und die junge Iunia öffnete die Tür zur Bibliothek, um ihren Gast zuerst eintreten zu lassen.
Danach schlüpfte auch sie hinter ihm in den Raum und schloss die Tür.
Da sie ja ein wenig mit seinem Kommen gerechnet hatte, hatte Serrana in den vergangenen Tagen einige Stunden ihrer wegen der Priesterinnen-Ausbildung recht knapp bemessenen Freizeit dafür verwendet, den kleinen Raum ein wenig auf Vordermann zu bringen. Sie hatte mit Hilfe einer Sklavin alle Regale abgestaubt, die zum Teil durcheinander geratenen Schriftrollen nach Autoren und Themen neu sortiert und ordentlich gestapelt und ein paar neue Lampen aufgestellt, um alles ein wenig wohnlicher zu machen.
Serrana stellte sich in die Mitte des Raumes, von wo aus man einen guten Blick auf alle Regale hatte und zeigte dann in die einzelnen Richtungen, während sie ein wenig aufgeregt mit ihren Erklärungen begann.
"Also dort in der rechten Ecke sind die juristischen Schriften, daneben gibt es einige Abhandlungen über das Militär und darüber kannst du einige berühmte Rhetoriker finden." Sie überlegte einen kleinen Moment lang und drehte sich dann halb zur anderen Seite hinüber.
"Dann hätten wir auf der linken Seite einige Theaterstücke und ein paar andere literarische Werke. Und hier...." an dieser Stelle ging ein kleines Leuchten über Serranas Gesicht, "...neben den religiösen Abhandlungen befinden sich die Historiker. Die haben von mir jetzt den schönsten Platz im Regal bekommen."
Die junge Iunia hatte sich inzwischen, wie immer wenn es um ihre geliebten Schriftrollen ging, ein in Fahrt geredet und sah mit vor Aufregung leicht erhitzten Wangen und leuchtenden Augen zwischen Sedulus und den sie umgebenden Regalen hin und her. Jetzt wo sie beide sich hier in dem kleinen Raum aufhielten, wurde ihr erst richtig bewusst, um wievieles größer doch die Bibliotheca in der Casa Germanica gewesen war. Hoffentlich hielt Sedulus sie nicht für albern, weil sie ihn trotzdem hierher geführt hatte, obwohl er hier kaum etwas zu sehen bekommen würde, was er nicht bereits nicht längst und in wesentlich beeindruckender Ausführung gesehen hatte.
"Ich weiß, diese Bibliotheca ist nur sehr klein, " sagte sie daher und schaute ihn ein wenig zerknirscht und unsicher an, "aber ich finde sie trotzdem wunderschön und bin wirklich sehr gern hier. "