"Das er gut aussieht, hast du mir ja schon erzählt" sagte Serrana und kicherte. "Aber wie habt ihr euch denn überhaupt kennengelernt?" fragte sie dann gespannt.
Beiträge von Iunia Serrana
-
-
Narcissa lebte also in Livianus Haus? Serrana spürte wie ihr bei der Erwähnung des Namens die Hitze in die Wangen stieg und hoffte inständig, dass ihre Cousine das nicht bemerkte. Und er war nicht nur Senator und Praetor sondern obendrein auch noch ein bekannter Kriegsheld? Unfassbar, dass ausgerechnet so jemand der erste Mensch gewesen war, den sie bei ihrer Ankunft in Rom kennengelernt hatte...Ohne es zu merken, lächelte Serrana bei dem Gedanken vor sich hin, doch dann wurde ihr bewusst, dass Narcissa noch auf eine Antwort wartete.
"Ja, er ist nett" bestätigte sie. "Ich hab ihn bei meiner Ankunft hier im Haus kennengelernt. Naja, kennengelernt ist wohl das falsche Wort, er ist dazu gekommen, als ich vor der Tür gewartet habe." fügte sie schnell hinzu und hatte das Gefühl schon wieder rot zu werden.
"Ich hab mich in der letzten Zeit in Nola nur noch furchtbar unglücklich gefühlt" antwortete sie dann auf Narcissas Frage. "Ich war ohnehin schon sehr traurig, weil mein Großvater gestorben ist, der mich großgezogen hat. Und dann hat meine Großmutter einfach eine Ehe zwischen mir und unserem Nachbarn vereinbart, ohne mich auch nur einmal nach meiner Meinung zu fragen." Sie sah Narcissa an und hoffte, dass die sie irgendwie verstehen würde.
"Dieser Mann ist wirklich furchtbar abstoßend", fuhr sie stockend fort. "Nicht nur, dass er nicht gut aussieht, daran hätte ich mich vielleicht noch gewöhnen können... Er ist auch so unsäglich dumm und von sich überzeugt... Ich hab ein paar Mal versucht, ihm zu erklären, dass ich nicht seine Frau werden will, aber er hat es einfach nicht akzeptiert. Ständig hat er mir aufgelauert, egal wo ich hingegangen bin. Immer wenn ich nicht damit gerechnet habe, tauchte er auf einmal auf und hat mich verfolgt, es war wirklich widerlich..... Ich musste dort einfach weg...." Serrana bekam bei der ungeliebten Erinnerung eine Gänsehaut und entschied sich für einen weiteren Schluck Wein."Deshalb bin ich auch wirklich froh, dass Adula jetzt bei mir ist" sagte sie und warf ihrer Sklavin einen dankbaren Blick zu.
Dann sah sie wieder ihre neugewonnene Cousine an und betrachtete sie nachdenklich. Narcissa strahlte ein unglaubliches Selbstbewusstsein aus, um das Serrana sie sehr beneidete, aber wirklich glücklich schien sie aus irgendeinem Grund auch nicht zu sein. Deshalb fühlte sie sich Narcissa gleich viel verbundener und lächelte sie an:"Ich freue mich wirklich sehr, dass wir uns endlich kennengelernt haben, liebe Groß-Groß-Cousine."
-
Serrana sah dem seltsamen Mann nach, der mit seinem Hund allmählich in der Menge verschwand. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Verus angelogen hatte, aber ihr Zusammensein mit Calvena war ihr im Moment wesentlich wichtiger und deshalb fasste sie jetzt freudig wieder deren Arm.
"Das ist aber wirklich ein seltsamer Mann" sagte sie leise zu ihrer Freundin und knuffte sie dann liebevoll. "Aber ehrlich gesagt würde ich viel lieber noch ein bisschen was über Valerian hören, jetzt bin ich wirklich neugierig..." fügte sie mit einem verschwörerischen Grinsen hinzu.
-
Serrana war selbst ein wenig erstaunt und erschrocken über das Ausmaß der Wut, die gerade in ihr aufgestiegen war. Als sie jedoch Calvenas Hand auf ihrem Arm spürte und ihre leisen Worte hörte, nickte sie unmerklich und atmete ein paar mal tief ein und aus.Das schien zu helfen, denn allmählich entspannte sie sich wieder.
In diesem Moment hörte sie hinter sich eine junge weibliche Stimme und wappnete sich automatisch für eine weitere spitze Attacke. Die junge Frau, die gerade genähert hatte, machte jedoch einen netten und freundlichen Eindruck, und daher sah Serrana keinen Grund ihr gegenüber nicht höflich zu sein."Natürlich", sagte sie freundlich an die Fremde gewandt. "Es ist heute ein wenig voll hier, aber wir rücken gern noch ein wenig zusammen"
-
Aufgrund ihrer eigenen Unsicherheit besaß Serrana eine ausgesprochen empfindliche Antenne für abfälliges und ablehnendes Verhalten anderer Menschen, und die wachsende Feindseligkeit, die ihr und ihren beiden Freundinnen von der benachbarten Frauengruppe entgegenschwappte, war nun wirklich nicht mehr zu übersehen oder zu überhören.
Wäre Serrrana allein im Bad gewesen, wäre sie vor Schreck und Scham vermutlich nun in eine Art Schockstarre verfallen, um sich dann irgendwann heimlich nach Hause zu schleichen.
Aber die letzte bissige Bemerkung hatte ganz offensichtlich Calvena gegolten und das machte Serrana ungemein wütend. Sie warf der entsprechenden Dame einen bösen Blick zu und sagte dann ohne dieses Mal die Stimme zu senken:"Im Nachbarbecken ist offenbar das Wasser kalt geworden, so wie sich auf einmal die Leute um uns herum zusammenrotten."
-
Seltsam. Die Frage, wie alt Livianus wohl sein mochte, hatte sich Serrana bislang noch gar nicht gestellt. Nun hatte ihre kurze Unterhaltung mit ihm auch nur wenige Augenblicke gedauert, und in dieser Zeit hatte sie vermutlich länger auf seinen Purpursaum gestarrt als in sein Gesicht. Serrana seuftze innerlich. Was war sie doch für eine dumme Gans... Sie wandte sich Cara zu.
"Ich kann dir nicht sagen, wie alt er ist, ich habe keine Ahnung. Aber wenn er ein guter Freund deines Bruders ist, müssten sie doch eigentlich ungefähr im gleichen Alter sein, oder nicht?"
-
Dass der Praetor Livianus einen Sohn hatte, überraschte Serrana nicht besonders. Vermutlich lebte er mit seiner Gemahlin und einem ganzen Stall voller wohlerzogener und eleganter Sprösslinge in dem Stadthaus, das ganz in der Nähe der Casa Iunia lag. Sie war gespannt, was es mit diesem Sohn auf sich hatte.
Zu Calvena gewandt schüttelte sie mit dem Kopf und sagte:" Nein, tut mir leid, den kenne ich nicht. Wie ist er denn so?"
Als Calvena von den Talenten des Sklaven Minos sprach, musste sie wieder einmal kichern, aber dann nahm sie aus den Augenwinkeln den finsteren Blick wahr, den ihnen eine dunkelhaarige Frau aus einem der benachbarten Becken zuwarf.
Automatisch beugte sie sich ein bisschen näher zu ihren beiden Freundinnen herüber und flüsterte:"Die Frau dort drüben schaut uns so böse an, habt ihr eine Ahnung, wer das ist?"
-
"Ich werde dir so gut zur Seite stehen, wie ich kann" beteuerte Serrana und trank noch einen Schluck Wein. "Das Essen dürfte kein so großes Problem sein, aber bei der Gästeliste dürfte ich dir wohl kaum helfen können, schließlich kenne ich ja kaum jemanden in Rom."
Bei Caras Frage nach ihren Musikkenntnissen musste sie schmunzeln."Ein Instrument spielen? Nein, nicht wirklich. Ich kann ein bisschen an der Lyra zupfen, aber das würde sich niemand wirklich gern anhören.
Und du?" -
Fast wäre Serrana ein Seufzer der Erleichterung entrutscht, aber es gelang ihr gerade noch ihn zurückzuhalten. Das Gespräch mit Verus war ja durchaus interessant gewesen, aber dennoch war sie irgendwie froh, dass er nun wieder seiner Wege ziehen wollte.
Abgesehen davon brannte sie darauf, endlich in die Taverne zu kommen und mehr über Calvenas Romanze zu erfahren."Calvena und ich müssen jetzt auch weiter, wir ..äh...wollen uns noch ein wenig auf dem Markt umsehen. Nicht war?" sagte sie an ihre Freundin gewandt und hoffte, dass man ihr die letzte kleine Lüge nicht ansah.
-
"Wenn du Unterstützung brauchst, ich helfe dir jederzeit gern" bot Serrana an. " Ich habe zwar noch nie so ein Fest gegeben, aber vielleicht gibt es ja irgendetwas, das ich dir dann abnehmen kann"
Das Gericht aus Linsen und Muscheln schmeckte ausgesprochen gut, und sie nahm sich noch ein wenig nach.
"Ich bin wirklich gespannt auf deinen Bruder. Seht ihr euch eigentlich ähnlich?"
-
Serrana runzelte ein wenig irritiert die Stirn als ihr wieder einfiel, warum ihr Narcissas Name gleich so bekannt vorgekommen war. Hatten ihr die Sklaven nicht erzählt, Narcissa und Silanus seien vor einiger Zeit gemeinsam nach Germanien aufgebrochen? Aber warum war er dann immer noch dort und Narcissa nicht?
Das weckte ihre Neugier, aber da sie nicht genau wusste, wie sie danach am besten fragen sollte, ohne allzu indiskret zu wirken, entschloss sie sich, erst einmal selbst auf Narcissas Fragen zu antworten."Mein Vater war Manius Iunius Macro, und er und Silanus haben sich wohl während der gemeinsamen Zeit beim Militär kennengelernt. Allerdings ist mein Vater vor einigen Jahren gestorben, deshalb kann ich dir keine Einzelheiten dazu erzählen. Und meine Mutter hieß Marcilia Alba und kam aus der Campania. Sie ist schon tot, seit ich fünf Jahre alt bin und ich wünschte, ich könnte mich besser an sie erinnern. Eigentlich weiss ich kaum noch, wie sie aussah, aber Adula - mit diesen Worten wies sie hinter sich- sagt, sie sehr schön und liebenswert gewesen".
Serrana spürte die altbekannte Traurigkeit in sich aufsteigen, und griff kurzentschlossen nach einem zweiten Weinkelch. Der Wein schmeckte schwer und würzig und schien tatsächlich ein wenig zu helfen."Ich weiss, dass Silanus der Pater Familias ist, aber ich kenne ihn nicht persönlich. Mir ist nur sein Name wieder eingefallen, als ich einen Weg gesucht habe, um möglichst schnell aus der Campania wegzukommen und deshalb habe ich ihm einen Brief geschrieben.
Und er war so freundlich und hat mir angeboten, nach Rom zu kommen und in diesem Haus zu wohnen." schloss sie und fühlte wieder einmal eine Woge der Dankbarkeit und Sympathie für den unbekannten Verwandten."Wo wohnst du denn im Moment?" fragte sie dann.
-
Serrana spürte, wie sie vor Aufregung rote Wangen bekam. Was für eine aufregende Idee!
"Oh, das hört sich ganz wundervoll an! Das wird bestimmt ein grandioses Fest..., wen man da alles kennenlernen könnte...."schwärmte sie. Ganz kurz dämpfte ein Gedanke ihre Begeisterung.
"Meinst du, Helia könnte mir dann helfen?" Wenn ich mich von Adula herrichten lasse, lachen mich alle nur aus." sie sah Cara zerknirscht an.
-
Verus' Verhalten irritierte Serrana nach wie vor, aber als er erwähnte, dass seine Tochter den gleichen Namen hatte wie sie, fühlte sie eine gewisse Verbundenheit.
"Oh, dann wäre ich dir sehr dankbar, wenn du meiner Namensschwester meine besten Wünsche und Grüße ausrichten würdest." sagte sie herzlich.
Nachdenklich betrachtete sie den Mann. Er war gekleidet wie ein hoher Würdenträger, kaum zu glauben, dass so jemand am Fluss herumlief und herrenlose Tiere rettete...
-
Bei Caras Worten beugte sich Serrana gespannt vor. "Ja, natürlich, um was geht es denn?"
-
Ein Landei? Ja, das war sie wohl. Serrana schmunzelte. Hätte ein anderer Mensch hier in Rom sie so genannt, wäre sie vermutlich ziemlich verletzt gewesen und wäre wieder einmal in Gedanken all die kleinen Fehler durchgegangen, die ihr im Laufe der letzten Tage unterlaufen waren. Aber sie konnte spüren, dass Calvena sie sehr gern mochte und aus ihrem Mund hatte es sich fast wie ein Kosewort angehört. Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück. Irgendwann würde auch sie einmal in wunderschönen Gewändern über das Forum schweben und alle Umstehenden bezaubern...Und keiner würde sich mehr an den kleinen Bauerntrampel erinnern, der auf einem Gemüsekarren in Rom Einzug gehalten hatte.... Serrana lächelte
verträumt.
Das Wort "Sensationen" riss sie wieder aus ihrem höchst erfreulichen Tagtraum. Gleichgültig ob Fortuna noch großes mit ihr im Sinn haben mochte oder nicht, neugierig würde Serrana immer bleiben.
Sie öffnete die Augen und sah ihre beiden Freundinnen gespannt an. -
Serrana sah fasziniert zu, mit welchem Tempo Narcissa den Wein in ihrer Hand trank. Sie konnte sich noch allzu gut an die endlosen Vorträge daheim erinnern, dass eine Dame nur wie ein Vögelchen am Kelch zu nippen habe um nicht unpassend aufzufallen. Das eine oder andere Mal hatte sie sich von Großmutter Lavinia einen schmerzhaften Schlag auf die Fingerknöchel gefallen lassen müssen, wenn die der Meinung gewesen war, Serrana trinke zu schnell. Narcissa war da offensichtlich durch eine andere Schule gegangen, oder aber dieser Punkt der Erziehung war bei ihr nicht haften geblieben...
Sie riss ihren Blick von Narcissas Weinkelch los und beeilte sich zu antworten.
"Oh, ich bin erst vor einigen Tagen hier in Rom angekommen und kenne mich noch gar nicht richtig aus hier." Dann erinnerte sie sich an Narcissas zweite Frage.
"Ja, ich bin ganz allein hier, deshalb freue ich mich auch so dich kennenzulernen." Sie lächelte ihre neugewonnene Verwandte aufrichtig an.
-
Serrana war im ersten Augenblick wie geblendet. In Gedanken hatte sie sich schon auf eine ältere rundliche Dame mit grauen Haaren eingestellt, aber damit hatte die Narcissa, die jetzt vor ihr stand nun gar nichts gemein. Sie war groß, auf jeden Fall ein ganzes Stück größer als sie selbst, hatte seidiges schwarzes Haar und blitzende blaue Augen. Und ganz offensichtlich war sie alles andere als eine Matrone sondern in ihrem Alter. An ihrer Aufmachung schien alles perfekt zu sein. Ihr zweifellos kostbares Gewand schimmerte in einem wunderschönen Blauton, und ihr Haar war perfekt frisiert. Ganz offensichtlich besaß Narcissa eine Leibsklavin, die ihr Handwerk verstand,dachte Serrana und warf einen wehmütigen Blick zurück auf Adula, die mittlerweile auch im Garten angekommen war. Nicht zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Rom fühlte Serrana sich unbedeutend und nichtssagend, aber die Freude über die neue Verwandte überwog.
"Ja, das ist eine gute Idee, ich habe schon einmal versucht, mich mit den Verwandtschaftsverhältnissen der Iunier auseinander zu setzen, aber es ist scheinbar furchtbar kompliziert"
Serrana erwiderte Narcissas Lächeln und nahm neben ihr Platz.
-
Serrana war gerade dabei, Adula zum gefühlten zwanzigsten Mal zu erklären, wie man Stola und Palla am vorteilhaftesten drapieren konnte, als Araros an ihre Tür klopfte und meldete, dass die Herrin Iunia Narcissa soeben angekommen sei und im Hortus auf sie warte.
Eine andere Iunia? Serrana konnte es kaum glauben. Das bedeutete ja, dass sie endlich ein Mitglied der Familie ihres Vaters kennenlernen würde! Wie sie wohl sein würde? Und wie alt? Vielleicht war Narcissa ja eine freundliche ältere Matrone, die ihr von ihren gemeinsamen Verwandten erzählen konnte.
Serrana ließ die Palla achtlos auf das Bett fallen und eilte so schnell wie sie konnte in den Hortus, wobei sie zum ersten Mal sogar Adula abhängte.
Atemlos und mit vor Aufregung gerötetem Gesicht betrat sie den Garten und ging auf die weilbliche Gestalt zu, die ihr den Rücken zukehrte."Salve, du musst Iunia Narcissa sein, ich freue mich sehr dich kennenzulernen!"
-
Caras Kompliment machte Serrana ein wenig verlegen und sie trank schnell einen Schluck Wein.
"Wenn du mich ab und zu beraten würdest, wäre ich dir wirklich sehr dankbar. Ich habe nämlich keine Ahnung, wie ich mich am besten kleiden sollte und was mir überhaupt steht. Meinem Großvater war meine Aufmachung vollkommen egal, und Großmutter Lavinia hat immer nur darauf geachtet, dass ich "anständig" gekleidet war; aber jetzt möchte ich nicht mehr herumlaufen wie eine graue Maus..."
-
"Das freut mich. Adula hat sich schon auf ein Wiedersehen mit Helia gefreut; natürlich würde sie so etwas niemals zugeben, aber mittlerweile kenne ich sie doch ziemlich gut und kann ihr Geknurre richtig deuten".
Serrana seufzte. "Wenn sie doch nur ein ganz kleines bisschen Ahnung vom Schminken und Frisieren hätte.... Im Moment mache ich das alles allein, aber das Ergebnis ist leider nicht besonders spektakulär.. Ich sehe wahrscheinlich langweiliger aus, als die alten Matronen, die immer vor dem Tempel der Iuno zusammenstehen und sich über den Verfall von Sitten und Moral aufregen"
Sie schaute automatisch und auch ein wenig neidisch auf Caras perfekte Aufmachung und ihr wunderschön und nach der neuesten Mode frisiertes Haar.
"Ich würde Adula niemals gegen eine andere Sklavin eintauschen, aber irgendetwas werde ich mir einfallen lassen müssen..."