Beiträge von Tiberia Septima

    ~ noch vor der Abreise von Septima nach Rom


    Für heute hatte sich Septima vorgenommen, ihren Mann in seinem Officium zu besuchen, damit sie in einer möglichst neutralen Umgebung miteinander reden konnten, ohne dass sie gleich wieder übereinander her fielen. Septima verstand selbsts nicht, weshalb es ihr so viel Lust bereitete, sich von Ursus lieben zu lassen, doch sie nahm es stillschweigend und gerne hin. Er gab ihr damit das Gefühl, geliebt zu werden und das Ergebnis trug sie bereits unter ihrem Herzen. Liebevoll strich sie sich mit der Hand über den leicht gewölbten Bauch, der ihrer Schwangerschaft entstammte.
    Septima atmete noch einmal tief durch, ehe sie die Principia betrat und an all den Soldaten vorbei schritt, die dort an ihren Schreibtischen saßen und ihrer Arbeit nachgingen. Vor dem Scriba des Legaten blieb Septima stehen. „Ich würde gerne mit meinem Mann sprechen. Hat er gerade Zeit?“ erkundigte sie sich und beäugte neugierig den jungen Soldaten. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob sie um einen Termin bitten sollte, doch hätte das gewiss einen merkwürdigen Eindruck hinterlassen, wenn sie, als seine Frau, um einen Termin gebeten hätte. Nein, besser Ursus hätte gleich Zeit für sie.

    Aurelius Lupus erhob sich sofort vom unteren Ende der Kline, auf welcher Celerina lag, als Septima zu ihnen trat. Dies ließ die Tiberia kurz aufhorchen und auch die Worte, die Lupus so salbungsvoll von sich zu geben pflegte, waren nicht dazu gedacht, ihren Argwohn, zu besänftigen. Sie hatte den Eindruck, dass Lupus dem weiblichen Geschlecht gerne viel näher kam, als es sich für Damen von Anstand – somit Celerina und sie selbst – geziemte. Was ihn wiederum in ihren Augen interessant erscheinen ließ, weshalb ihre braune Augen einen Moment länger auf dem Gesicht des Mannes verweilten und sich ihre Lippen zu einem liebreizenden Lächeln verzogen, ehe sie sich wieder auf Celerina konzentrierte. Wenn es nach ihr ginge, könnte Lupus ruhig noch ein wenig bleiben, und seinen übertriebenen Charme bei ihnen spielen lassen. Innerhalb der Familie fühlte sich Septima sicher, denn niemals würde sie sich mit einem Familienmitglied der Aurelier einlassen – hoffte sie zumindest.
    Die Anwesenheit von Lupus erklärte natürlich auch, weshalb Celerina so ausweichend mit ihr sprach. Es war gewiss erniedrigend für die Flavia gewesen, die Ablehnung der göttlichen Iuno vor den Augen der Schaulustigen zu erfahren, da brauchten sie es nicht noch in der Familie breit zu treten. Obwohl Corvinus sich gewiss nach dem Ausgang ihres Opfers erkundigen würde. Das war auch der Grund, weshalb Septima gerne mit Celerina gesprochen hätte, denn sie wollte ihrer Freundin – zumindest sah Septima eine Freundin in Celerina – anbieten, Corvinus von dem schlechten Ausgang ihres Opfers zu berichten, so dass es nicht Celerina selbst sein müsste, die diese schlechte Nachricht überbringen und das enttäuschte Gesicht ihres Mannes sehen musste.
    Ob Celerina froh war, über die Gesellschaft von Lupus? Lenkte sie das von dem unglückseeligen Ereignis im Tempel ab? Mit den Augen versuchte Septima zu ergründen, in welcher Gemütsverfassung die Flavia sich befand und wie sie weiter zu verfahren hatte. Auf jeden Fall würde sie stillschweigen bewahren, über das was am Tempel geschehen war und wo sie überhaupt gewesen sind.
    „Lupus, wie schön das du dich gleich um das Wohl von Celerina gekümmert hast. Das ist zu freundlich von dir. Aber dein Angebot, können wir nicht annehmen. Du bist ganz gewiss kein Diener…“ ‚auch wenn ich mir das durchaus in einer anderen Situation und zu einem anderen Zeitpunkt…’ folgte ein kleiner Zusatz in Septimas Geist, der ihr Lächeln ein wenig hintergründig erscheinen ließ und sogleich wieder in den hintersten Winkel ihres Gehirns verbannt wurde. „…der von uns umhergescheucht werden kann, ganz wie es uns beliebt. Für solche Aufgaben gibt es fleißige Sklaven.“ Sie streckte auffordend ihre Hand aus, so dass einer der unsichtbaren Sklaven im Atrium herbeigeeilt kam und ihr einen Becher mit verdünnten Wein reichte. Sie grinste kurz Lupus zu und nippte an dem Getränk.
    Dann schaute sie wieder zu Celerina herab. „Und was machen wir jetzt mit dir?“ fragte sie mitfühlend. „Wenn es wirklich die Hitze war, die dir so zugesetzt hat, dann solltest du etwas trinken, Celerina.“ reimte sich Septima zusammen, was sie aus dem kurzen Gespräch zwischen dem Aurelier und der Flavia mitbekommen hatte.
    „Wenn es dir lieber wäre, dann können wir dich auch alleine lassen, für den Fall dass du einfach ein wenig ruhen möchtest, um… deine Kräfte zu sammeln.“ An sich wollte Septima so etwas wie, Gedanken sammeln, oder sich von dem Schreck erholen, sagen, aber in Anwesenheit von Lupus war dies nicht möglich. Gewiss verriet ihr erneuter Blick in seine Richtung sie, doch sie war jung und beherrschte das Versteckspielen nicht so perfekt wie Celerina. Septima blickte in ihren Becher, an dem sie nur kurz genippt hatte und hielt ihn dann Celerina hin. „Möchtest du?“

    „Mhm, du auch.“ antwortete Septima nur noch leise. Zwar war sie körperlich erschöpft vom Tag, aber ihr Geist war noch nicht richtig müde. Titus Worte hatten sie zum nachdenken gebracht. Doch sie hatte ihm gesagt, dass sie schlafen wolle, somit schloss sie ihre Augen und versuchte nun mit geschlossenen Augen über ihre Zufriedenheit als Frau in der Gesellschaft nachzudenken. Noch ehe sie selbst zu einem schlüssigen Ergebnis gekommen war, wurde Septimas Atmung langsamer und regelmäßiger. Morpheus hatte sie zu sich geholt. An ihren Gemahl gekuschelt, schlief die junge Tiberia tief und fest.

    Obwohl Septima sehr optimistisch war, dass Ursus beim Ringen durchaus besser sein konnte als Baldemar, nahm die Spannung in ihr zu, als sie beobachten musste, wie Baldemar zum Gegenangriff überging und sich die Schmerzen auf Ursus’ Gesicht widerspiegelten. Erschrocken und gleichzeitig gebannt, starrte Septima auf den Kampf, sah die Bemühungen ihres Mannes, aus dem immer fester werdenen Griff des Germanen heraus zu kommen. Sie bekam selber gar nicht mit, dass sie zwei Schritte vorgetreten war und die Luft anhielt. Nur kurz zuckte Septima zusammen, als Baldemar einen langgezogenen Kampfschrei ausstieß. ‚Oh ihr Götter, bitte lasst Titus nichts geschehn.’ flehte sie stumm um Beistand für ihren Gemahl, während sie selbst mit der Faust vor dem Mund da stand und kein Ton über ihre Lippen kam.

    Um ihre Ankunft in Rom anzukündigen, hatte Septima einen Sklaven aus Mantua geschickt, der ungefähr drei Tage vor ihr in Rom ankommen sollte, um Aurelius Corvinus den ihm anvertrauten Brief zu übergeben.
    Sein Pferd hatte der Reiter in einem der vielen Mietställe, direkt am Haupttor der Stadt abgegeben und den Rest des Weges zu Fuss zur Villa Aurelia zurück gelegt, ganz so, wie es sich für einen guten Bürger Roms gehörte.
    Verschwitzt und zugestaubt, von dem mehrere Tage dauernden Ritt, stand der Sklave nun vor der Porta und klopfte laut an. Dabei hatte er den Brief und seine Aufgabe bestand lediglich darin, ihn schnellstmöglich in den Händen des Empfängers zu wissen. Dabei würde dem Sklaven schon die Aussage des Ianitors reichen, dass er den Brief weiter geben würde.


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    Marcus Aurelius Corvinus
    Villa Aurelia
    Roma


    Mein lieber Corvinus,


    Mit großer Freude habe ich deinen Brief gelesen und da ich bereits auf eine Antwort aus Rom gewartet habe, sind meine Reisevorbereitungen in so weit abgeschlossen, dass ich lediglich dem Boten, der dir dieses Schreiben bringen wird, einen Tag Vorsprung lassen werde, ehe ich selber mit dem Reisewagen aufbreche. Somit hast du gut drei Tage Zeit, meine Ankunft in Rom vorzubereiten, denn gerne nehme ich dein Angebot, in der Villa Aurelia zu Gast zu sein, an, auch wenn es nicht einfach sein wird für Celerina. Ich bin mir dessen völlig bewusst, aber ich möchte ihr nicht Monate lang aus dem Weg gehen müssen, nur weil es mir eher vergönnt war in anderen Umständen zu sein, als ihr. Die Villa Aurelia liegt einfach viel näher an unserem neuen Haus, so dass ich diese Bequemlichkeit gerne in Anspruch nehmen möchte und nicht bei meinem Onkel für die Dauer meines Besuches wohnen möchte. Sollte es allerdings zu stärkeren Spannungen zwischen Celerina und mir kommen - was die Götter verhindern möchten, dazu habe ich Celerina viel zu gern – werde ich selbstverständlich in die Villa meines Onkel umziehen.
    Alles weitere würde ich mir gerne für ein persönliches Gespräch mit dir aufheben, so sei mir nicht böse, wenn ich nicht auf die von dir erwähnten Neuigkeiten weiter eingehen. Wir sehen uns in ein paar Tagen.


    Deine Septima

    Wie es schien, hatte ihr lieber Cousin auch noch ein Problem mit dem Hören. Septima verdrehte kurz genervt die Augen, wollte aber nicht weiter auf dieser unerfreulichen Begebenheit mit der Lupa herum hacken. Also beliess sie es dabei und ging lieber auf Ahalas Frage nach dem gemeinsamen Essen ein.
    "Gemeinsam speisen halte ich für eine sehr gute Idee und gegen ein Bad hätte ich auch nichts einzuwenden." Kurz dachte Septima an ihre Unterhaltung zurück, als Claudia Romana in der Villa Tiberia zu Gast war und die Familie sich unter anderem über einen gemeinsamen Balneumbesuch unterhalten hatte. Leider hatte sie schneller geheiratet, als dass ein Familienbad zustandegekommen war, und nun Septima die Gelegenheit als günstig an. Außerdem war sie ein klein wenig Neugierig darauf, Ahala vollständig unbekleidet zu sehen und ohne eine Lupa auf ihm.
    Sie lächelte ihren Cousin liebreizend zu und wartete, dass er vorgehen würde in Richtung des Balneum.

    „Was kann es wichtigeres geben, als der Schutz einer jungen Frau in den immer dunkler werdenden Straßen Roms? Somit beantworte ich deine Frage, ob ich nicht etwas anderes zu tun hätte, mit einem klaren, nein.“ Charmant lächelte der Senator sie an. Zwar würde er nun etwas länger warten müssen, bis das er sich einer seiner Gespielinnen widmen konnte, doch was tat Mann nicht alles, um bei einer Patrizierin gut da zu stehen. „Ich war soeben auf dem Weg zu meiner Villa, um einen enspannten Abend alleine zu Hause zu verbringen.“ Er betonte es so, als sei es nichts besonderes und er würde öfters die Abende alleine zu Hause verbringen. Vielleicht gefiel dies einer Dame besser, als ein draufgängerischer Mann.


    ~~~~~


    Septima hakte sich bei dem ihr angebotenen Arm ein und folgte neugierig den Ausführungen des Senators, während ein Lächeln ihre Mundwinkel umspielte. ‚Perfekt.’ dachte sie nur und hatte bereits einen Plan gefasst. „Ich nehme an, es ist nicht all zu weit, bis zu deiner Villa?“ erkundigte sie sich und fragte vorsichtig weiter nach. „Und… deine Familie? Ich meine, ein so charmanter Senator wie du es bist, Faberius, der hat doch gewiss ein Eheweib und einen Stall voll Kinder, die zu Hause auf ihn warten.“ Sie ließ sich einfach von dem Mann neben sich führen, wusste Septima doch, dass Baldemar es locker mit ihm und auch mit seinen Leibwächten aufnehmen könnte, wenn es zu einer gefährlichen Situation kommen sollte.


    ~~~~~


    „Ja, zur Zeit lebe ich alleine in meiner Villa, die gleich zwei Straßen weiter liegt. Meine Frau ist bei der Geburt des ersten Kindes gestorben, ebenso wie das Kind. Anscheinend wollte Iuno noch nicht, dass ich Nachkommen habe, weshalb ich mir mit der Wahl einer neuen Frau etwas Zeit lasse und somit alleine lebe.“ antwortete Agrippinus wahrheits gemäß, ehe ihm auffiel, dass die Tiberia Interesse an ihm zu haben schien. Woher das wohl kam? Nur kurz zuckten seine Mundwinkel, da sie sich zu einem triumphalen Lächeln verziehen wollten, ehe er sich ihr gegenüber als einfühlsamer Frauenversteher präsentierte. „Würde mir allerdings ein so hübscher Schmetterling wie du es bist begegnen, ich schwöre, ich würde nichts unversucht lassen, ihn einzufangen.“ Seine Linke wanderte zu ihrer, die er im Arm hielt und strich sanft über ihren Handrücken. Ob sie sich so leicht einfangen ließe?


    ~~~~~


    Es war ein Spiel, welches sie hier spielten und Septima genoss es, begehrt und erobert zu werden. Sie wollte spüren, dass sie jemandem wichtig war, dass sie jemand um ihrer Selbstwillen wollte und bereit war, dafür ein Risiko einzugehen. Selbst wenn es nur ihr Körper wäre, den dieser Mann wollte, wäre sie bereit, ihm zu geben, wo nach es ihm verlangte, nur damit sie das kurze Vergnügen eines gemeinsamen Höhepunktes genießen konnte.
    Mit ein wenig Verlegenheit, wie es sich für eine sittsame Patrizierin gehörte, reagierte sie auf seine Berührung ihrer Hand, in dem sie ihre Augen niederschlug und sein Streicheln beobachtete. Das bereits ein Feuer in ihr brannte, konnte Agrippinus unmöglich gesehen haben, und doch musste sie Signale ausgesandt haben, die ihn vermuten ließen, dass sie zu mehr bereit war. Septima war gewillt auf Alles oder Nichts zu setzten.
    „Dann sollten wir zu deinem Haus gehen, ehe der Schmetterling sich aus dem Netz befreit.“

    Der Besuch im Tempel der Iuno war nicht so verlaufen, wie Celerina und Septima es sich erhofft hatten. Nein, im Gegenteil. Für Celerina kam es einer Demütigung in aller Öffentlichkeit gleich und sie hatten sich schnellstmöglich auf den Weg zurück zur Villa Aurelia begeben. Leider geriet Septimas Sänfte in einen Stau, weil ein Trauerzug die nächsten zwei Straßen versperrten, so dass Celerina um einiges vor ihr in der Villa ankam.
    Es erschien Septima, als wäre eine Ewigkeit vergangen, ehe die tiberische Sänfte vor der Porta der Villa Aurelia hielt und Baldemar ihr heraus half. Die junge Frau brauchte sich nicht großartig zu erkundigen, wo sich Celerina aufhielt, denn sie erblickte diese, auf eine Kline gebettet, im Atrium. Wie ein Häufchen Elend wirkte die Flavia und Septima fühlte sich mitschuldig an ihrem Zustand. Wäre sie es nicht gewesen, die Celerina vorgeschlagen hatte, gemeinsam ein Opfer der göttlichen Iuno darzubringen, wäre ihr diese Schmach gewiss erspart gelieben.
    Neben Charis, die als einzige Sklavin noch in der Nähe ihrer Herrin war, erblickte Septima eine männliche Gestalt, die sich soeben zu Celerina auf die Kline setzt. Leider konnte sie denn Mann nur von hinten sehen, so dass sie Lupus nicht gleich erkannte. Langsam ging Septima näher. Ob Celerina sie überhaupt noch in ihrer näheren Umgebung dulden würde? Vorsichtig sprach sie die Flavia an. „Celerina? Kann… ich dir… irgendwie behilflich sein?“ Wenn es schon ein Donnerwetter geben musste, dann würde Septima es lieber gleich hinter sich bringen und es erst gar nicht weiter hinaus zögern. Außerdem konnte sie nun den jungen Mann erkennen, der sich anscheinend um Celerina zu kümmern schien. Aurelius… mhm Lupus, wenn sie sich nicht irrte. Sie nickte ihm kurz zur Begrüssung zu, um erst einmal Celerinas Reaktion auf ihr Hiersein abzuwarten.

    Interessiert glitten Septimas Augen über die Statur des Senators, ehe sie die Veränderung in seinem Gesichtsausdruck bemerkte und schon im nächsten Moment von ihm gepackt und gegen die Hauswand gedrückt wurde. ‚Sehr stürmisch.’ ging ihr kurz der abwegige Gedanke von gegenseitigem Begehrens durch den Sinn, und sie stieß einen kurzer Laut der Überraschung aus, ehe der Wagen mit Bauschutt in schnellem Tempo an ihnen vorbeipreschte.
    Leicht beflügelt durch den Wein- und Mulsumgenuss, genoss Septima die Nähe des ihr fremden Mannes und ungeahnte Phantasien stiegen in ihrem Kopf empor, die die Hitze in ihrem Körper entflammte. Nur kurz ermahnte sie ihre Erziehung daran, dass das hier völlig unziemlich war, doch schnell wurde dieser Gedanke von ihr bei Seite geschoben und sie schaute aus großen, unschuldigen Augen dem Senator entgegen. Ihr Mund war leicht, fast schon einladend geöffnet. Dann jedoch unterbrach Baldemar die kribbelige Situation mit einem einzigen Wort. ‚Septima?’ Langsam wand sie ihrem Sklaven den Kopf zu, und strafte Baldemar mit einem kühlen Blick. Während der Senator einen Schritt zurück trat, immer hin war die Gefahr vorüber, beruhigte sie ihren Sklaven. „Alles in Ordnung.“ Dann schaute sie, noch immer mit dem Rücken an der Wand stehen, lächelnd zu dem Senator, der ihr gerade das Leben gerettet hatte. „Ich danke Fortuna, dass sie mir einen so galanten Helden geschickt hat. Wie kann ich mich für diese Tat bei dir erkenntlich zeigen?“ ‚Oh, da würde mir spontan etwas einallen, dass gewiss kein Mann ausschlagen würde.’ Das Kribbeln in ihrem Inneren nahm zu und nur langsam löste sie sich von der Wand und beobachtete ihr Gegenüber, ob sie deutliche Anzeichen von Sympathie bei ihm sehen konnte. ‚Vielleicht….’


    ~~~~~


    Die unvorbereitete Nähe zu der jungen Dame ließ ebenfalls ein oder zwei sexuelle Phantasien in Agrippinus Geist empor kommen, zumal er sich zuvor schon Gedanken darüber gemacht hatte, welche seiner Sklavinnen ihm heute sein Bett wärmen dürfte. Unverhofft drückte er sich nun gegen den schlanken Leib einer Römerin, selbstverständlich nur, um sie vor der Gefahr des Karrens zu schützen, doch wollte sein Körper dies nicht ganz glauben. Er spürte, wie der Zustand ihres Körpers sich verändert, der zunächst angespannt durch den plötzlichen Überfall war, aber anschließend ruhiger und enspannter wurde, und er sich sogar einbildete, ein kleines Entgegenkommen ihrer Hüfte zu spüren. Bevor er völlig die Beherrschung verlieren würde, trat der Senator schnell einen Schritt zurück. Sie befanden sich hier auf einer öffentlichen Via und der custos corporis der Dame war gerade zu ihnen getreten. „Verzeiht meinen überfallartigen Angriff auf dich, ehrenwerte Dame.“ Sein Blick ging kurz zu ihrem Schuhwerk und er erahnte im Halbdunkeln die Halbmonde auf ihren Sandalen. Was die gute Kleidung der jungen Frau erklärte. Sie bedankte sich bei ihm und wollte ich erkenntlich zeigen? Ein Lächeln verzog die vollen Lippen des Senators und er sprach etwas anderes, als seine Geist gerade dachte. „Es ist mir eine Ehre, eine so hübsche Dame vor größerem Schaden zu bewahren. Selbstverständich schuldest du mir nichts dafür. Aber vielleicht darf ich dich ein wenig auf deinem Weg begleiten. Die Straßen sind viel zu gefährlich für eine so schöne Frau, wie du es bist. Oh, ich vergass mich vorzustellen. Faberius Agrippinus, Senator im Dienste Roms.“ Er verneigte sich leicht vor ihr.


    ~~~~~


    Dem wachsamen Blick von Septima entging nicht, dass der Senator eine gewisse Reaktion auf ihren kurzen körperlichen Kontakt zeigte, doch hatte er sich, selbstredend für einen Senator, sehr gut im Griff und bot ihr lediglich seine Begleitung an und stellte sich vor. ‚Mhm, noch nie von ihm gehört.’ Allerdings gab es sehr viele Senatoren in der Curia Iulia und nicht immer waren alle anwesend. Vielleicht hatte Faberius eine lange Zeit außerhalb von Rom verbracht, so dass sie ihn noch gar nicht kennen konnte. Außerdem war er ein Plebejer, was ihn von vornherein ein wenig aus ihrerem gesellschaftlichen Umgang ausschloss. „Tiberia Septima.“ stellte sie sich im Gegenzug vor. An sich hatte Septima vorgehabt, einen falschen Namen zu nennen, aber die kurze Frage von Baldemar hatte dies zu nichte gemacht. „Ich würde mich über etwas Gesellschaft sehr freuen.“ Nahm sie lächelnd sein Angebot, sie zu begleiten an. „Hoffentlich halte ich dich nicht von etwas Wichtigem ab?“


    ~~~~~


    Die junge Frau stellte sich als eine Tiberia heraus und nahm ohne Vorbehalte sein Angebot an. Ebenfalls lächelnd deutete Agrippinus mit der Hand die Straße entlang und bot der Patrizierin seinen Arm an.

    In regelmäßigen Abständen landeten Briefe aus Mantua im Postkasten der Aurelier:


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    Aurelia Prisca
    Villa Aurelia
    Roma


    Meine liebe Prisca,


    wie sehr ich mich über deinen Brief und das Geschenk für unser noch ungeborenes Kind gefreut habe, vermag ich gar nicht in Worte zu fassen. Es tut so gut, etwas von dir zu lesen, dass ich deinen Brief bestimmt schon fünf mal gelesen habe und es gewiss noch öfters tun werde.
    Du fragtest mich, seit wann wir wüssten, dass ich schwanger bin. Um ehrlich zu sein, wussten Titus und ich es schon vor unserer Abreise nach Mantua, allerdings hatte ich ihn darum gebeten, noch niemandem etwas zu sagen. Zu groß war meine Angst, dass ich das Kind vorzeitig verlieren könnte und ich wollte keine enttäuschten oder mitleidigen Gesichter sehen, wenn ich euch in Rom besuchen komme. Ich hoffe du kannst mich verstehen. Gerne erzähle ich dir mehr, wenn ich euch in ein paar Wochen besuchen komme.
    Ich habe erst kürzlich einen Brief an Corvinus geschickt, in dem ich ihn fragte, wo die Aurelii in den Sommermonaten verweilen werden, so dass ich nun sehnsüchtig auf seine Antwort warte, damit ich meine Reisevorbereitungen beenden kann und mich auf den Weg zu euch begebe. Und bevor du dir Sorgen wegen meiner Schwangerschaft machst: Es geht mir hervorragend. Ich bleibe von Leiden, von denen andere Frauen während ihrer Schwangerschaft berichten, verschont und kann meinen hausfraulichen Pflichten nachgehen, als wäre ich nicht schwanger. Somit hat Titus nichts dagegen, dass ich euch im Sommer besuchen komme, ehe es mich für einen recht langen Zeitraum hier in Mantua hält. Was das üben für die Empfängnis angeht, werde ich gerne ausführlicher mit dir darüber reden, sobald wir uns wieder sehen. Meine Aufgabe als Pronuba von Calvena und Serrana hat mir die Scheu vor diesem Thema genommen und ich bin der Überzeugung, dass jede junge Frau sehr genau wissen sollte, was in der Hochzeitsnacht auf sie zukommt und wie schön die körperliche Vereinigung zwischen Mann und Frau sein kann. Allerdings verstehe ich jene Männer nicht, die der Überzeugung sind, dieses Forum von Glück in einem Lupanar finden zu können. Es gehört mehr dazu, als nur der Akt an sich, erst dann wirst du das vollkommende Glück erleben dürfen.
    Was mich zu einer sehr wichtigen Information aus deinem Brief führt. Du bist in einen Flavier verliebt??? Wer ist es und seit wann? Erwidert er deine Gefühle? Weiß er überhaupt davon? Was sagt Corvinus dazu? Er muß doch begeistert von der Aussicht sein, dich mit einem Flavier verheiraten zu können. Oder hat er womöglich schon andere Pläne? Hast du schon mit ihm darüber gesprochen? Jetzt verfluche ich die Entfernung, die zwischen uns liegt. Wie gern würde ich dir nun mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mit bleibt nichts anderes zu tun, als dir anzubieten, mir jeder Zeit zu schreiben. Vielleicht hilft es dir, wenn du deine Gedanken und Gefühle niederschreiben kannst? Ich verspreche dir, dass ich nichts an Titus weiter geben werde, was du mir in deinen Briefen anvertrauen magst, und somit unter uns bleiben soll.
    Ich möchte mich auch noch für das wundervolle Geschenk, ebenfalls von Titus, bedanken. Das Pferdchen mit seinen Rollen unter den Hufen ist eine sehr schöne Arbeit und gewiss wird unser Kind viel Freude daran haben, wenn es das Pferdchen hinter sich herziehen kann. Das Geheimfach hat Titus entdeckt, als ich ihm dein Geschenk zeigte und ich war sehr überrascht. Ob wir einen Jungen oder Mädchen bekommen werden, liegt in den Händen der Götter. Ich bete dafür, dass es zu erste in Junge werden wird, damit Titus nicht enttäuscht von mir ist, aber ich würde mich ebenso über ein Mädchen freuen. Es wird uns nichts anderes übrig beiben, als abzuwarten, bis es so weit ist. Und ja, es ist durchaus schon zu sehen. Die Niederkunft wird voraussichtlich Anfang der Wintermonate sein.


    Möge Iuno dir und deiner Liebe wohlgesonnen sein.


    Deine Septima

    Nur wenige Tage nach dem sie den Brief an Corvinus geschrieben hatte, nahm Septima den kürzlich in Manuta angekommenen Brief von Prisca in die Hand. Erneut las sie die lieben Worte, die ihr wieder vor Augen führten, dass sie sich in der kurzen Zeit in der aurelischen Villa, wie im Schosse einer eigenen Familie gefühlt hatte. Hier in Mantua hatte sie Ursus in ihrer Nähe, aber eben nur ihn. Hier waren weder Prisca, Celerina, Flora oder Narcisssa. Irgend jemand war immer da gewesen, mit dem sie sich hatte unterhalten können, oder einfach nur über einer Handarbeit zusammen im gleich Raum gesessen hatte. Jetzt war sie die meiste Zeit allein und das fiel Septima, obwohl sie es aus ihrer Kindheit nicht anders kannte, erstaunlich schwer. Sie hatte die Familienliebe der Aurelier kennen gelernt und vermisst sie nun alle schmerzlich.
    Fast jeden Abend suchte sie Trost in den Armen ihres Mannes, doch war es immer nur ein kurzes Glück, denn bald darauf schliefen sie und Ursus ein und er stand bereits mit der ersten Stunden wieder auf und ging seiner Arbeit als Legat der Legio I nach. Dann verbrachte Septima den Tag wieder alleine, meist nur umgeben von ihren Sklaven.
    Seufzend nahm Septima eine neue Schriftrolle zur Hand und begann zu schreiben:


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    Aurelia Prisca
    Villa Aurelia
    Roma


    Meine liebe Prisca,


    wie sehr ich mich über deinen Brief und das Geschenk für unser noch ungeborenes Kind gefreut habe, vermag ich gar nicht in Worte zu fassen. Es tut so gut, etwas von dir zu lesen, dass ich deinen Brief bestimmt schon fünf mal gelesen habe und es gewiss noch öfters tun werde.
    Du fragtest mich, seit wann wir wüssten, dass ich schwanger bin. Um ehrlich zu sein, wussten Titus und ich es schon vor unserer Abreise nach Mantua, allerdings hatte ich ihn darum gebeten, noch niemandem etwas zu sagen. Zu groß war meine Angst, dass ich das Kind vorzeitig verlieren könnte und ich wollte keine enttäuschten oder mitleidigen Gesichter sehen, wenn ich euch in Rom besuchen komme. Ich hoffe du kannst mich verstehen. Gerne erzähle ich dir mehr, wenn ich euch in ein paar Wochen besuchen komme.
    Ich habe erst kürzlich einen Brief an Corvinus geschickt, in dem ich ihn fragte, wo die Aurelii in den Sommermonaten verweilen werden, so dass ich nun sehnsüchtig auf seine Antwort warte, damit ich meine Reisevorbereitungen beenden kann und mich auf den Weg zu euch begebe. Und bevor du dir Sorgen wegen meiner Schwangerschaft machst: Es geht mir hervorragend. Ich bleibe von Leiden, von denen andere Frauen während ihrer Schwangerschaft berichten, verschont und kann meinen hausfraulichen Pflichten nachgehen, als wäre ich nicht schwanger. Somit hat Titus nichts dagegen, dass ich euch im Sommer besuchen komme, ehe es mich für einen recht langen Zeitraum hier in Mantua hält. Was das üben für die Empfängnis angeht, werde ich gerne ausführlicher mit dir darüber reden, sobald wir uns wieder sehen. Meine Aufgabe als Pronuba von Calvena und Serrana hat mir die Scheu vor diesem Thema genommen und ich bin der Überzeugung, dass jede junge Frau sehr genau wissen sollte, was in der Hochzeitsnacht auf sie zukommt und wie schön die körperliche Vereinigung zwischen Mann und Frau sein kann. Allerdings verstehe ich jene Männer nicht, die der Überzeugung sind, dieses Forum von Glück in einem Lupanar finden zu können. Es gehört mehr dazu, als nur der Akt an sich, erst dann wirst du das vollkommende Glück erleben dürfen.
    Was mich zu einer sehr wichtigen Information aus deinem Brief führt. Du bist in einen Flavier verliebt??? Wer ist es und seit wann? Erwidert er deine Gefühle? Weiß er überhaupt davon? Was sagt Corvinus dazu? Er muß doch begeistert von der Aussicht sein, dich mit einem Flavier verheiraten zu können. Oder hat er womöglich schon andere Pläne? Hast du schon mit ihm darüber gesprochen? Jetzt verfluche ich die Entfernung, die zwischen uns liegt. Wie gern würde ich dir nun mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mit bleibt nichts anderes zu tun, als dir anzubieten, mir jeder Zeit zu schreiben. Vielleicht hilft es dir, wenn du deine Gedanken und Gefühle niederschreiben kannst? Ich verspreche dir, dass ich nichts an Titus weiter geben werde, was du mir in deinen Briefen anvertrauen magst, und somit unter uns bleiben soll.
    Ich möchte mich auch noch für das wundervolle Geschenk, ebenfalls von Titus, bedanken. Das Pferdchen mit seinen Rollen unter den Hufen ist eine sehr schöne Arbeit und gewiss wird unser Kind viel Freude daran haben, wenn es das Pferdchen hinter sich herziehen kann. Das Geheimfach hat Titus entdeckt, als ich ihm dein Geschenk zeigte und ich war sehr überrascht. Ob wir einen Jungen oder Mädchen bekommen werden, liegt in den Händen der Götter. Ich bete dafür, dass es zu erste in Junge werden wird, damit Titus nicht enttäuscht von mir ist, aber ich würde mich ebenso über ein Mädchen freuen. Es wird uns nichts anderes übrig beiben, als abzuwarten, bis es so weit ist. Und ja, es ist durchaus schon zu sehen. Die Niederkunft wird voraussichtlich Anfang der Wintermonate sein.


    Möge Iuno dir und deiner Liebe wohlgesonnen sein.


    Deine Septima

    Der Bote aus Mantua zog die Schriftrolle aus der eigens für eine solche Reise entwickelten Lederröhre hervor und warf sie in den Briefkasten der Villa Aurelia.


    Ad
    Marcus Aurelius Corvinus
    Villa Aurelia
    Roma


    Salve Corvinus,


    mit großer Freude habe ich den ersten Brief aus der aurelischen Villa hier in Mantua erhalten und anstatt mir das Heimweh zu nehmen, ist es durch die lieben Worte von Prisca nur noch schlimmer geworden. Gerne würde ich alle Aurelii und Tiberii in Rom besuchen kommen, doch müßte ich zuvor von dir erfahren, wer überhaupt in den nächsten Wochen dort verweilen wird. Gedenkt ihr die Sommermonate außerhalb von Rom zu verbringen? Gerne würde ich auch einen Blick auf die Renovierungsarbeiten von unserem Domus werfen, so dass mir ein Besuch in Rom ein wenig lieber wäre. Einen ähnlichen Brief habe ich auch an deinen guten Freund, meinen Onkel Manius geschickt, damit ich meine Reise nach Rom, oder einem alternativen Ort der Sommerfreuden, bald planen kann.
    Vielleicht überschneidet sich dieser Brief bereits mit einer Antwort von dir auf meinen vorherigen Brief, aber trotzdem möchte ich fragen, wie es dir geht? Was macht die Acta Diurna? Sucht ihr noch immer fleißige Schreiber? Hier aus Mantua gibt es leider nicht viel zu berichten, außer dass Titus damit beschäftigt ist, Werbung für die Einstellung neuer Rekruten zu betreiben, aber wohl nur mit mäßigem Erfolg. Somit kann ich dir noch nicht einmal mit einem hübschen Artikel dienen, der die Menschen in Rom interessieren könnte, denn Zeit genug habe ich hier inzwischen. Genug der Worte. Viel zu gespannt bin ich auf deine Antwort zu diesem Brief, als dass ich noch viel schreiben könnte. Lieber schicke ich gleich einen Boten.


    Mögen die Götter dich und die deinen beschützen.


    Tiberia Septima

    Jeden Tag setzte sich Septima im Tablinum an den Schreibtisch, den sie sich eigens für das Schreiben von Briefen hier hergestellt hatte, und verfasste dieses Mal einen Brief an Aurelius Corvinus. Selbst wenn es erst gestern gewesen war, wo sie an Durus geschrieben hatte, so hoffte Septima, dass sie möglichst bald und von beiden, eine Antwort auf ihre Frage nach dem Wohnort der Familien für die Sommermonate bekommen würde.
    Seufzend begann sie zu schreiben:



    Ad
    Marcus Aurelius Corvinus
    Villa Aurelia
    Roma


    Salve Corvinus,


    mit großer Freude habe ich den ersten Brief aus der aurelischen Villa hier in Mantua erhalten und anstatt mir das Heimweh zu nehmen, ist es durch die lieben Worte von Prisca nur noch schlimmer geworden. Gerne würde ich alle Aurelii und Tiberii in Rom besuchen kommen, doch müßte ich zuvor von dir erfahren, wer überhaupt in den nächsten Wochen dort verweilen wird. Gedenkt ihr die Sommermonate außerhalb von Rom zu verbringen? Gerne würde ich auch einen Blick auf die Renovierungsarbeiten von unserem Domus werfen, so dass mir ein Besuch in Rom ein wenig lieber wäre. Einen ähnlichen Brief habe ich auch an deinen guten Freund, meinen Onkel Manius geschickt, damit ich meine Reise nach Rom, oder einem alternativen Ort der Sommerfreuden, bald planen kann.
    Vielleicht überschneidet sich dieser Brief bereits mit einer Antwort von dir auf meinen vorherigen Brief, aber trotzdem möchte ich fragen, wie es dir geht? Was macht die Acta Diurna? Sucht ihr noch immer fleißige Schreiber? Hier aus Mantua gibt es leider nicht viel zu berichten, außer dass Titus damit beschäftigt ist, Werbung für die Einstellung neuer Rekruten zu betreiben, aber wohl nur mit mäßigem Erfolg. Somit kann ich dir noch nicht einmal mit einem hübschen Artikel dienen, der die Menschen in Rom interessieren könnte, denn Zeit genug habe ich hier inzwischen. Genug der Worte. Viel zu gespannt bin ich auf deine Antwort zu diesem Brief, als dass ich noch viel schreiben könnte. Lieber schicke ich gleich einen Boten.


    Mögen die Götter dich und die deinen beschützen.


    Tiberia Septima


    Der Brief wurde von ihr versiegelt und einem Skalven übergeben, der ihn wiederum einem Boten übergab. Dieser Bote brach sogleich auf um die Schriftrolle an ihrer vorbestimmten Adresse einzuwerfen.

    Ein kurzes 'Ja' gab Septima die gewünschte Auskunft und sie wollte auch gar nicht genauer wissen, wie gut Baldemar schwimmen konnte. Alleine das er es konnte, reichte ihr vollkommen aus. Sie verfolgte mit den Augen, wie der Centurio seine Männer ins Wasser führte, zumindest nahm Septima an, dass es sich bei dem ersten Mann im Wasser um den Anführer der Einheit handeln mußte. Es war lustig zu beobachten, wie die Soldaten darum bemüht waren darauf zu achten, dass auch ja nichts von ihrem wackeligen Scutum herunter fiel. „Mhm... das wird wohl Ärger für den ein oder anderen bedeuten, wenn sie ohne ihre komplette Ausrüstung wieder von ihr fort gehen.“ merkte Septima schmunzelnd an. Sie hatte keinerlei Vorstellung, wieviel Sold ein einfacher Legionär bekam, und wie teuer es für ihn sein konnte, wenn ein Teil seiner Ausrüstung in den Tiefen des Flusses verschwand. „Wieso machen sie diese Übung überhaupt?“ Sie schaute mit sichtlicher Neugier in den Augen zu Baldemar. Gerne hätte sie jemand anderen gefragt, einen Legionär vielleicht, der sich mit so etwas auskannte, doch der kleine Trupp, welcher zu ihnen gestoßen war, war bereits wieder am Fuss des Hügels angekommen. Somit mußte ihr Leibwächter herhalten, der genauso wenig Ahnung, wenn nicht sogar noch weniger, von den Machenschaften einer Legio hatte, wie Septima. „Ich meine, es gibt doch überall Brücken über den Fluss und so viel ich weiß, können die Soldaten auch in kurzer Zeit ganze Brücken bauen.“ Septima nahm sich vor, heute abend ihren Mann über den Sinn dieser Übung zu befragen. Sie hatte angenommen, dass es eine reine Schwimmübung zur Ertüchtigung sein würde, wobei der Anblick von schwimmenden Männern nur halb so lustig wäre, wie das Balancieren mit der Ausrüstung auf dem Schild jetzt.

    Nur wenige Tage nach ihrem ersten Brief an Durus, landete ein zweiter im Postkasten der Villa Tiberia:


    Ad
    Tiberius Durus
    Villa Tiberia
    Roma


    Lieber Manius,


    erst vor ein paar Tagen habe ich dir einen Brief gesandt, doch ist mir kurz darauf noch etwas wichtiges eingefallen. Gerne würde ich dich und den Rest der tiberischen sowie aurelischen Familie besuchen, jedoch weiß ich gar nicht, ob ihr über die Sommermonate in Roma weilt. Du wärest mir eine große Hilfe, wenn du mir mitteilen könntest, ob und wo du gedenkst den Sommer zu verbringen, oder ob jemand in der Villa Tiberia sein wird, den ich besuchen kann. Wenn es nicht all zu viele Umstände bereitet, wäre ich auch gerne bereit, dir in deinem eventuellen Sommerdomizil für ein paar Wochen Gesellschaft zu leisten.
    Ich vermisse euch alle sehr.


    Mögen die Götter dich beschützen.


    Deine Septima

    Wie sie es sich vorgenommen hatte, begann Septima ihre Reise nach Rom zu organisieren. Zunächst mußte sie erfahren, wer überhaupt in den Sommermonaten in der ewigen Stadt weilte und wer nicht. Somit schrieb sie zu aller erst an ihren Onkel.


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    Tiberius Durus
    Villa Tiberia
    Roma


    Lieber Manius,


    erst vor ein paar Tagen habe ich dir einen Brief gesandt, doch ist mir kurz darauf noch etwas wichtiges eingefallen. Gerne würde ich dich und den Rest der tiberischen sowie aurelischen Familie besuchen, jedoch weiß ich gar nicht, ob ihr über die Sommermonate in Roma weilt. Du wärest mir eine große Hilfe, wenn du mir mitteilen könntest, ob und wo du gedenkst den Sommer zu verbringen, oder ob jemand in der Villa Tiberia sein wird, den ich besuchen kann. Wenn es nicht all zu viele Umstände bereitet, wäre ich auch gerne bereit, dir in deinem eventuellen Sommerdomizil für ein paar Wochen Gesellschaft zu leisten.
    Ich vermisse euch alle sehr.


    Mögen die Götter dich beschützen.


    Deine Septima

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    Germancia Calvena
    Casa Quintillia
    Mogontiacum
    Germania


    Meine liebe Calvena,


    wer von uns hätte es gedacht, dass es drei Frauen, nur durch ihre Vermählungen, in drei unterschiedliche Orte verschlagen würde? Kaum haben wir einander kennen gelernt und sowohl schöne, als auch weniger erfreuliche Ereignise miteinander geteilt, schon werden wir wieder auseinander gerissen und unsere Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Wie war für dich die Reise nach Germania? Du mustest eine unweit längere Reise auf dich nehmen, als es für mich bis Mantua gedauert hat, so dass ich dich in keinster Weise darum beneide. Wir waren mehrere Tage mit dem Reisewagen unterwegs, wobei ich meinem Mann sehr dankbar bin, dass er mir im Wagen Gesellschaft geleistet hat, anstatt auf einem Pferd nebenher zu reiten. So konnten wir uns wenigstens auf der Reise hier her unterhalten und die Tage waren nicht ganz so lang. Die Nächte verbrachten wir in halbwegs akzeptablen Unterkünften und kamen schlussendlich hier in Mantua an.
    Das Praetorium, welches wir innerhalb des Castellums bewohnen, ist ein sehr prachtvolles Gebäude, so dass es mir keinen Grund zum klagen liefert. Mit Hilfe einiger zusätlicher Möbel, Vasen und anderen Kleinigkeiten, ist es mir gelungen, ein angenehmes Heim für meinen Mann und mich zu schaffen und mir mit den Besorgungen die Zeit zu vertreiben. Glaube mir, liebe Calvena, hier in Mantua ruht das gesellschaftliche Leben völlig.
    Da es inzwischen sicher ist, habe ich noch eine sehr erfreuliche Nachricht für dich. Zu Beginn des kommenden Winters werden Titus und ich unser erstes Kind erwarten, weshalb ich die Wintermonate leider in Mantua verbringen werde. Titus wäre nicht begeistert davon, wenn ich unser Kind, ohne ihn, in Rom zur Welt bringen würde.
    Doch nun genug von mir. Jetzt möchte ich mehr von dir erfahren: Wie war die Reise nach Germania? Stimmt es, dass die Duccier in Mogontiacium sehr viel zu sagen haben? Wie kommst du mit ihnen zu recht? Sehnsüchtig werde ich eine Antwort aus dem fernen Germania von dir warten.


    Mögen die Götter dich und deine Lieben beschützen.


    Deine Septima


    Sim-Off:

    Bitte von der Familienwertkarte Tiberii et Aurelii abbuchen.

    Direkt nach dem sie den Brief an Serrana fertig versiegelt hatte, nahm sich Septima ein neues Stück Pergament hervor und begann einen zweiten Brief zu verfassen.


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    Germancia Calvena
    Casa Quintillia
    Mogontiacum
    Germania


    Meine liebe Calvena,


    wer von uns hätte es gedacht, dass es drei Frauen, nur durch ihre Vermählungen, in drei unterschiedliche Orte verschlagen würde? Kaum haben wir einander kennen gelernt und sowohl schöne, als auch weniger erfreuliche Ereignise miteinander geteilt, schon werden wir wieder auseinander gerissen und unsere Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Wie war für dich die Reise nach Germania? Du mustest eine unweit längere Reise auf dich nehmen, als es für mich bis Mantua gedauert hat, so dass ich dich in keinster Weise darum beneide. Wir waren mehrere Tage mit dem Reisewagen unterwegs, wobei ich meinem Mann sehr dankbar bin, dass er mir im Wagen Gesellschaft geleistet hat, anstatt auf einem Pferd nebenher zu reiten. So konnten wir uns wenigstens auf der Reise hier her unterhalten und die Tage waren nicht ganz so lang. Die Nächte verbrachten wir in halbwegs akzeptablen Unterkünften und kamen schlussendlich hier in Mantua an.
    Das Praetorium, welches wir innerhalb des Castellums bewohnen, ist ein sehr prachtvolles Gebäude, so dass es mir keinen Grund zum klagen liefert. Mit Hilfe einiger zusätlicher Möbel, Vasen und anderen Kleinigkeiten, ist es mir gelungen, ein angenehmes Heim für meinen Mann und mich zu schaffen und mir mit den Besorgungen die Zeit zu vertreiben. Glaube mir, liebe Calvena, hier in Mantua ruht das gesellschaftliche Leben völlig.
    Da es inzwischen sicher ist, habe ich noch eine sehr erfreuliche Nachricht für dich. Zu Beginn des kommenden Winters werden Titus und ich unser erstes Kind erwarten, weshalb ich die Wintermonate leider in Mantua verbringen werde. Titus wäre nicht begeistert davon, wenn ich unser Kind, ohne ihn, in Rom zur Welt bringen würde.
    Doch nun genug von mir. Jetzt möchte ich mehr von dir erfahren: Wie war die Reise nach Germania? Stimmt es, dass die Duccier in Mogontiacium sehr viel zu sagen haben? Wie kommst du mit ihnen zu recht? Sehnsüchtig werde ich eine Antwort aus dem fernen Germania von dir warten.


    Mögen die Götter dich und deine Lieben beschützen.


    Deine Septima


    Dieser Brief bekam ebenfalls ein rotes Wachssiegel mit dem tiberischen Luchs, ehe ihn Septima in einer ledernen Röhre verschwinden ließ und einen Sklaven herbei zetierte, der ihr den Brief zum Cursus Publicus bringen sollte.

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    Iunia Serrana
    Casa Germanica
    Roma


    Meine liebe Freundin,


    ich danke dir von Herzen für deine schnelle Antwort auf meinen Brief und werde Gleiches mit Gleichem vergeten. Es freut mich sehr zu lesen, dass die Ehe mit Sedulus all deine Erwartungen zu erfüllen scheint und du dich nicht scheust, gemeinsam mit ihm Orte aufzusuchen, an denen ihr euer Eheleben genießen könnte. Was ihr beide am ersten Tag eurer Ehe im Balneum getrieben hat, möchte ich auf jeden Fall persönlich von dir erfahren, weshalb ich dich umgehend unterrichten werde, sollte ich nach Roma reisen.
    Die Zurückhaltung deiner Großmutter könnte auch in einem Gespräch mit deinem Gemahl begründet sein. Hast du Sedulus mal danach gefragt? Immerhin ist es seine Aufgabe, dich vor allem Übel zu beschützen, sogar wenn es aus der eigenen Familie zu kommen droht. Ich bin mir sicher, jetzt, wo du mit einem Senator verheiratet bis, wirst du dich gut mit deiner Großmutter arrangieren.
    Von deiner Schwangerschaft, mit als erste zu erfahren, macht mich unglaublich Stolz und ich gratuliere dir und Sedulus von ganzem Herzen. Bei der Gelegenheit sollte ich dir berichten, dass ich mich ebenfalls in anderen Umständen befinde. Ursus und ich wissen es schon seit unserer Abreise aus Roma, jedoch hatte ich Angst irgendwem davon zu erzählen, denn die Gefahr, dass Kind in der ersten Zeit gleich zu verlieren, erschien mir viel zu groß. Ich hoffe du bist mir deswegen nicht böse, doch ich weiß, ich hätte es nicht ertragen allen von meiner freudigen Empfängnis zu berichten und bei einem womöglichen Verlust des Kindes die ganze Trauer in den Gesichtern derer zu lesen, die es bereits erfahren hatten. In meinen Gebeten wirst du ab sofort einen festen Platz haben, liebe Serrana, denn ich werde für den guten Verlauf deiner Schwangerschaft, einer unkomplizierten Geburt und eines gesunden Knabens für dich beten. Bitte richte auch Sedulus meine Glückwünsche aus. Das habt ihr ganz wunderbar gemacht.
    Wenn es deine Zeit und dein Umstand zu lassen, so weißt du, dass ich mich über jedes politische Ereignis, von dem du mir berichten kannst, sehr freuen werde. Hier in Mantua ist leider nicht besonders viel los. Doch so bleibt mir mehr Zeit für lange Briefe an gute Freunde.
    Solltet ihr, Sedulus und du, und wenn es sich nicht vermeiden ließe, auch gerne deine Großmutter, uns hier in Mantua besuchen kommen, so seit ihr auf das aller herzlichste eingeladen. Ich sage dir Serrana, beim Anblick der vielen Soldaten im Castellum, wird auch dir ganz anders werden. Dein Mann wird das bereits kennen, doch kann ich dir aus eigener Erfahrung berichten, dass ein Truppenappell der gesamten Legio I einfach unglaublich ist. Es gäbe hier viel für dich zu sehen und ich bin mir sicher, Sedulus würde dich gerne im Castellum herum führen. Von unserer Seite aus steht einem Besuch von euch nichts im Wege. Du siehst, ich lasse nichts unversucht, um euch nach Mantua zu locken.
    Mögen die Götter, insbesondere Iuno, dich und dein ungeborenes Kind fleißig beschützen.


    In freundschaftlicher Liebe


    Septima