Leider wußte Celerina nichts über die erste Frau ihres vorherigen Gatten. Zu schade. Das hätte gewiss für Gesprächsstoff zwischen den beiden Frauen gesorgt. Wie es schien, hatte Celerinas vorheriger Ehemann nicht viel Wert auf Konversation gelegt. Womöglich hatte er anderes im Sinn, wenn er sich mit seiner Frau getroffen hat. Das Septima nachdachte, war durchaus auf ihrem Gesicht zu erkennen, doch sie hatte es ihrer Gesellschafterin selbst angeboten, dass sie nicht über ihre vorherige Ehe sprechen müßte, und daran hielt sich die Tiberia.
Mit Ursus hatte sie wirklich Glück gehabt. Ob sich die Liebe mit der Zeit ergeben konnte, so wie eine gute Freundschaft? Doch was war eine gute, eine tiefe, eine bedingungslose Freundschaft? Was Liebe war, glaubte sie zu wissen, denn sobald sie in die Nähe eines gewissen Octaviers kam, schlug ihr Herz in einem völlig anderen Rhythmus und in ihrem Magen begann ein aufgeregtes Kribbeln von ihr Besitz zu ergreifen.
Der neue Sklave brachte einen Einwand vor, dass er sich selbst mit einer Klinge von den Haaren befreien könnte, doch das interessierte Septima nicht weiter. Alexandros hatte den Auftrag erhalten sich um den neuen zu kümmern und Celerina hatte den beiden bereits befohlen zu gehen. Damit war dies vorerst erledigt. Was genau Celerina noch im Schilde führte, sollte Aedan erst mal von seinen Haaren an gewissen Körperstellen befreit sein, konnte Septima nur ahnen.
Grinsend schwammen sie zum Beckenrand, wo Charis auch schon mit der Phiole der neuesten Kreation von Alexandros erschien. Kaum hatten beide Damen den neuen Duft geschnuppert, als Celerina schon eine Meinung von ihr hören wollte. „Mhm, ich weiß nicht genau. Dieser Ort ist nicht gerade der geeigneste um einen neuen Duft zu testen. Die Veilchen beißen sich ein wenig mit dem Rosenduft im Wasser. Aber es scheint ein angenehmer Duft für einen besonderen Abend zu sein.“ Neckisch schaute Septima zu Celerina und zwinkerte ihr kurz zu. Sie selbst dachte an einen Abend mit viel Zweisamkeit. Der Duft dieses Parfüms würde noch lange an der Person zu riechen sein, die ihn trug, was wieder um den Mann zu immer neuen Taten anspornen mochte.
Mit einem Mal wurd die junge Tiberia wieder ernst. „Sag Celerina, wärest du in der Lage die Liebe zu beschreiben? Und damit meine ich nicht die Liebe zu den Eltern, oder den Geschwistern, oder sonstigen Verwandten. Ich meine die Liebe, bei der sich ein Herz nach dem anderen verzehrt.“ Septima gestattete es sich selbst nicht, dass ihr Blick nun verträumt ins Leere ging, weil sie gerade an Macer, statt an Titus dachte, sondern musterte sehr interessiert das Gesicht ihres Gegenüber. Ob es einer Patrizierin vergönnt war diese Art der Liebe zu erleben? Ob Celerina jemals so sehr verliebt war, dass es weh tat, nicht bei dem anderen sein zu können? Vorsichtig gab Septima die Phiole wieder an die Sklavin zurück.