Beiträge von Tiberia Septima

    Den Brief von Macer in der Hand, ging Septima mit klopfendem Herzen auf Ursus Officium zu. Noch war ihr Mann mit seinen täglichen Arbeiten hier in Rom beschäftigt, galt es die Klienten für die nächste Zeit zu beschäftigen, oder andere Dinge hier und da zu regeln, bevor sie nach Mantua reisten.


    Sie hatte nicht mehr damit gerechnet, noch in Rom zu sein, wenn Macer bereits von seinem Tribunat aus Mantua zurück in der ewigen Stadt war, doch die Einladung zur abendlichen Cena belehrte Septima eines besseren. Sie klopfte an die Tür und wartete auf ein ‚Herein’ ihres Gemahls.


    Edit: Rechtschreibfehler der in den Augen weh tat.

    Es kam wie es kommen mußte. Titus bot sich an, sie zu dem Anwesen des Flaviers zu begleiten. Septima überlegte hin und her, wie sie ihn davon abbringen konnte. „Das wäre ganz wunderbar, wenn du mich begleiten würdest. Allerdings fürchte ich, das dann nur ihr Männer miteinander redet und womöglich sogar, wenn ich nicht mit dabei bin, so dass ich von dem Hintergrund einer Pferdezucht nicht alles erfahren würden und erst recht nicht lernen könnte. Titus…“ nun schaute Septima ihren Mann eindringlich an. „Ich möchte eine Aufgabe, derer ich mich vollständig widmen kann und wenn es nun nicht die Politik sein kein, weil ich eine Frau bin, so doch wenigstens eine Pferdezucht. Schau dir Decima Seiana an. Sie besitzt inzwischen schon drei Betriebe und kommt sehr gut alleine zu Recht. Bitte, lass mich lieber alleine fahren, so kann mir Furianus nicht groß ausweichen und muß sein Wissen mit mir, hörst du, mit MIR, teilen. Würdest du das für mich tun?“ Sie schaute herzerweichend in die braunen Augen ihres Mannes und es war noch nicht einmal eine Lüge. Gerne hätte Septima eine Beschäftigung, die ihr mehr abverlangt als die Handarbeiten oder die Erziehung ihrer späteren Kinder.

    Aha, die Sklavin war also dazu gedacht, ihr zu helfen und zur Hand zu gehen. Sehr gut. „Sechs Hände schaffen mehr wie zwei. Du kannst den beiden helfen die Gegenstände aus der Truhe zu packen. Stellt erstmal alles auf den Tisch bei den Sesseln.“


    In der Truhe befanden sich edle Glasgefässe, silberne Schalen, so wie fein gearbeitete Öllampen, die dem Raum die nötige Stimmung geben würden. Desweiteren viele weiße Tücher und zwei Tuniken, die eine in einem terrakottarot, die andere in einem türkisblau. Außerdem war noch ein hölzernes Kästchen in der großen Truhe.


    „Du und du, ihr beide befestigt wieder die Tücher unter der Decke und zwar am Kopfende des Bettes, nicht in der Mitte, wie ihr es vorhin gemacht habt. Los, los, wir haben nicht ewig Zeit!“ gab Septima harsch ihre Befehle und schon machten sich die zwei männlichen Skalven daran, mit der Leiter bewaffnet über dem Bett an der Wand einen Nagel mit einer Öse daran zu befestigen, an welcher die langen, weißen Tücher durchgezogen und am Fussende mit einem Faden unter der Decke befestigt würden, so dass der Stoff ohne Behinderungen der Bettstatt am Ende des Bettes zu Boden fallen konnte. So wurde ein künstlicher Himmel über dem Bett erzeugt.

    Der vorerst letzte Schritt zur Trauung der beiden Paare war vollbracht und nachdem alle Gäste fröhlich ihr „Feliciter“ gerufen hatte, machte Septima eine auffordernde Geste in Richtung der jungen Dame, dass sie nun tatsächlich gratulieren konnten.


    Nur ungern durchbrach Septima den intimen Moment von Sedulus und Serrana, aber gleich würden sowieso die Glückwünsche auf die vier herniederregnen, so dass Septima die Gelegenheit nutzte wollte, dieses als erste zu tun. „Serrana, Sedulus? Ich gratulierer euch von ganzem Herzen zu eurer Verbindung. Mögen die Götter eurer Liebe hold sein und die Flamme lange am brennen halten.“ Sie drückte beiden kurz die Hand und nahm anschließend Serrana in den Arm. Septima konnte nichts dafür, sie hatte mit einem mal ziemlich feuchte Augen bekommen und wollte diese nun vor dem Paar verbergen, in dem sie Serrana herzlich umarmte. „Alles, alles Gute, meine Kleine.“ flüsterte sie ihrer Freundin leise zu. Dann entließ Septima die frisch Vermählte aus ihren Fängen und wand sich an Calvena und Valerian.


    „Euch beiden möchte ich ebenfalls von Herzen gratulieren. Möge Iuno ihre schützende Hand über eure Familien halten, auf dass ihr eine gute und glückliche Ehe, mit vielen gesunden Kindern haben werdet.“ Hier verfuhr sie ebenso, wie bei Sedulus und Serrana. Sie nahm Valerians Hand zwischen die ihren und drückte sie, danach wurde Calvena kräftig umarmt. „Bewahrt eure Liebe füreinander.“ Gab sie Calvena noch leise mit auf den Weg und lächte diese anschließend liebevoll an. Der Neid war absoluter Freude über die guten Verbindungen ihrer beider Freundinnen gewichten.


    Septima trat ein wenig zurück, um den nachfolgenden Gratulanten Platz zu machen. Wieder ging ihr Blick über die anwesenden Gäste, aber entweder war der Octavier nicht da, oder er hatte sich einen Platz gesucht, von dem aus er alles beobachten, aber selbst nicht entdeckt werden konnte. Statt dessen sah Septima Ursus mit den beiden Zwillingen. Sie nickte in seine Richtung, als Zeichen ‚Kommt herüber und gratuliert.’ damit sie anschließend gemeinsam einen Platz beim Essen finden würden.

    „Also ein ganzes Fest wollte ich nicht daraus machen. Vielleicht sollten wir die Anzahl doch noch auf neun herunter setzen. Ich könnte auch die Frauen fragen, ob wir Frauen uns zu einer kleinen Cena bei einer von ihnen treffen könnten. Dann würde ich zwar auf die angenehme Gesellschaft manch eines Gastes verzichten müssen, aber für eine ruhige Cena nehme ich das gern in Kauf.“ erwiderte Septima charmant und lächelte ihren Mann an. „Oder wir schauen, ob wir mit 18 Plätzen gut hinkommen würden. Das ist eine viel bessere Idee.“ stimmte sie kurz darauf Ursus zu. „Also abgemacht. Wir denken beide den Tag über drüber nach und tragen unsere Gedanken heute abend zusammen.“


    Sie erhob sich von ihrem Platz. „Du entschuldigst mich bitte, ich habe noch etwas wichtiges zu tun.“ verabschiedete sie sich mit einem frechen Grinsen und einem süffisanten Unternton von ihrem Gemahl. Was sie nun vor hatte, war nicht schwer zu erraten. Septima würde sich umgehend ins Tablinum zurück ziehen, eine Tabula zur Hand nehmen und die Gästeliste verfassen.

    Cimon war so nett, nicht genauer zu erläutern, wie die Katzenkinder sterben würden, sollte sie ihm die Erlaubnis verweigern. Dafür mischte sich Brix ein und erntete dafür von Septima einen bösen Blick, denn sie hatte ihn nicht um seine Meinung gebeten.
    „Wie willst du diese Aufgabe denn noch neben deinen anderen Tätigkeiten erfüllen, Cimon?“ fragte Septima zunächst weiter, ohne sich für ein Ja oder Nein zu entscheiden.

    Die Antwort der Lupa überraschte Septima, was sie sich jedoch nicht anmerken ließ. So viel kostete das Vergnügen mit einer Lupa? Kein Wunder das manche Männer somit all ihr Geld in Lupanaren verloren. Die Tiberia dachte einen Moment nach, wie viel Geld wohl noch in ihrem Beutelchen war. 50 Sestzerzen auf jeden Fall nicht, aber vielleicht hatte sie noch einen Auri darin. Wenn nicht, würde diese ganze Angelegenheit noch viel peinlicher werden.


    Ahala bekam nur einen bösen Blick, als er versuchte abzuwiegeln und versprach das Geld aus seinem Cubiculum zu holen. ‚Pah, jetzt haut der auch noch ab und lässt mich mit dieser unmöglichen Person alleine!’ Ihr Blick folgte ihrem Cousion, wie er das Officium verließ. ‚Was wenn dieses Weibsbild sich nun auf mich stürzen würde? Ich wäre ihr hoffnungslos unterlegen.’ gingen kurz panische Gedanken durch ihren Kopf, während ihre Augen wieder zu der Lupa gingen. Schnell riß sich Septima wieder zusammen, presste die vollen Lippen aufeinander und warf einen Blick in ihren Geldbeutel. Ahhhh…. Sie zog ein Goldstück hervor und ging, das Geldstück in ihrer Hand verborgen, die wenigen Schritte auf die Lupa zu. „Hier, nimm das und sieh zu dass du dieses Haus sofort verlässt und nie wieder betrittst. Baldemar, mein custos corporis, wird dich hinaus begleiten.“ gab sie der Lupa kühl Anweisungen und rief bereits nach Baldemar.
    Der große Germane erschien schnell.

    Ein wenig erstaunt war Septima schon, als sie auf dem Weg zum Templum Iunonis Sospitae anhielten und Celerina eine junge, weiße Ziege erstand. War sie doch keine beondere Änhängerin der blutigen Opferungen. ‚Celerina scheint es wirklich wichtig zu sein.’ dachte sie sich und schon ging es weiter zum wichtigsten Tempel für die beiden Frauen.


    Als sie erneut anhielten, sah Septima den eindrucksvollen Bau der Tempelanlage vor sich und entstieg elegant ihrer Sänfte. In einem kleinen Beutel hatte sie noch ein Gefäß mit Weihrauch dabei, denn dieser sollte bei keiner Opferung, ob nun blutig oder unblutig, fehlen. Sie warf einen Blick zu Celerina, die ausgesprochen angespannt wirkte. Septima trat zu ihrer älteren Freundin heran und legte ihr kurz die Hand auf den Unterarm. „Es wird alles gut werden, Celerina. Glaub mir. Iuno wird deine Bitte erhören und dir in den nächsten Wochen schenken, worum du sie bittest.“ Aufmunternd nickte sie der Flavia zu und gemeinsam gingen sie die Stufen zum Tempelraum empor.


    „Willst du das blutige Opfer selbst vollziehen oder werden wir hierfür einen Opferhelfer erbitten?“ erkundigte sich Septima auf dem Weg die Stufen herauf. Sie hatte nicht mitbekommen, dass Celerina aktiv im Cultus Deorum tätig wäre.

    Celerina wirkte in Septimas Augen nicht völlig entspannt, weshalb sie sich lieber ein bischen im Wasser treiben ließ, um Celerina den nötigen Freiraum zu ermöglichen. Ob diese Anspannung etwas mit der Überraschung zu tun hatte? Was Septima ziemlich aus den gerade nicht vorhandenen Sadalen hauen würde, wäre, wenn Celerina ihren Verwandten Furianus zu ihnen ins Balneum eingeladen hätte. Doch diese Art von Überraschung würde implizieren, dass Celerina etwas wusste und das konnte unmöglich sein. ‚Na toll, jetzt hat sie etwas von einer Überraschung erwähnt und ich mach mir die ganze Zeit Gedanken, was es sein könnte.’


    Am Beckenrand angekommen, machte sich Septima über eine der Feigen her und dachte über Celerinas Worte nach. „Geheimnise? Was für Geheimnise meinst du denn?“ Irgend etwas schien gerade an ihr vorbei zu schwimmen. „Meinst du etwa mein Interesse an der Politik? Oh, Titus weiß das schon längst. Unsere Aktivitäten im Bett beschränken sich nicht nur auf die körperlichen, falls du verstehst was ich meine.“ merkte Septima lächlend an und schaute Celerina leicht lasziv an. An sich hatte die Flavia einen hübschen Körperbau, doch wirkte der weibliche Körper nicht ganz so erotisch auf Septima, wie ein kraftvoller, männlicher Körper.


    „Ja richtig. Bei der Diskussion über den Decimer ging es auch um irgend so ne Sache in Parthien. Ich wollte Titus danach fragen, hatte allerdings noch keine Gelegenheit dazu. Weißt du mehr darüber? Und ja, Vescularius Salinator ist jener Mann, dem nachgesagt wird, dass er nicht besonders gut auf Patrizier zu sprechen ist. Kein Wunder, so ist der doch ein Emporkömmling aus den untersten Schichten unseres Volkes. Früher hätte so einem Mann nicht die Möglichkeit offen gestanden, auf einen derart wichtigen Posten zu gelangen.“ Septima war sichtlich erbost über die Dreistigkeiten des Praefectus Urbi, die ihm von allen Seiten zugesprochen wurden.


    Interessiert beobachtete sie Celerina dabei, wie diese, ohne Rücksicht auf ihre Haarpracht zu nehmen, ins Wasser tauchte. Dies versprach ein langes und entspanntes Bad zu werden, bei dem sie ihre beginnende Freundschaft zu der Flavia vertiefen könnte, wenn Celerina ihr dies erlaubte.


    Da es bei all dem um Politik ging, beschloss Septima das Thema fallen zu lassen und suchte nach einem besser geeigneten Gesprächsstoff. „Du magst also auch gerne Feigen? Das ist wahrlich eine schöne Gemeinsamkeit. Vielleicht finden wir noch weitere. Wie sieht es mit Blumen aus? Welche Pflanze oder Blume ist dir die liebste?“ Elegant aß sie ihre Feige zu ende und wusch sich anschließend die leicht klebrigen Hände im Wasser des Beckens.

    Von der Casa Germanica ging es schnurstracks zur Casa Quintilia, wo es für Septima galt, ein weiteres Hochzeitszimmer herzurichten. Sie ließ kurz an die Porta klopfen und stapfte kurz darauf mit ihrem Gefolge aus Sklaven, Truhe und Leiter in die Casa hinein. Ein quintilischer Sklave wiß ihr den Weg bis zum Cubiculum, wo bereits eine Sklavin mit leicht wirr-rotem Haar auf sie zu warten schien.


    Sofort ließ Septima ihren Blick durch den Raum gleiten, noch ehe ihre Sklaven die mitgebrachten Sachen hineintragen konnten. ‚Ah, viel besser als das schlichte Cubiculum von Germanicus Sedulus.’ Stellte sie lächlend fest und ließ nun die Sklaven eintreten. Die mitgebrachte Truhe wurde in der Mitte des Zimmers abgestellt und die Leiter blieb vorerst draußen. „Salve.“ grüßte Septima die rothaarige Sklavin. Was sie hier wohl wollte? Ob sie ihr zur Hand gehen sollte? Septima wartete, ob die Sklavin von sich aus sprechen würde.

    Interessiert horchte Septima auf, als Alba von ihrer gestrigen Ankunft in Rom berichtete. „Aber wieso hast du dir keinen Führer genommen? Gleich an welchem Tor du die Stadt betreten hast, lauern überall Jungen und Mädchen herum, die sich ein wenig Geld verdienen wollen, indem sie die Neuankömmlinge zu den gewünschten Orten bringen UND sie dabei noch auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt hinweisen. Na ja, hauptsache du hast zu uns gefunden.“ Ein Sklave trat an Alba heran und erkundigte sich nach ihren Wünschen, ob sie etwas zu trinken wolle.


    Aulus redete sich derweil geschickt aus der Klientengeschichte heraus, was Septima zu einem frechen Grinsen verleitete und sie ihrem Cousin kurz zuzwinkert, so dass Durus es auf keinen mitbekommen konnte. „Oh ja, zum Wagenrennen müsst ihr auf jeden Fall gehen. Ähm... wobei... Also ich werde leider bei der Aurata sitzen. Durus du weißt doch, Ursus ist Princeps der Aurata, da kann ich mich schlecht zu den Veneta gesellen.“ gab sie zerknirscht zu und schaute ihren Onkel bittend an, er möge so doch verstehen. Das würde ihr zweites Wagenrennen sein und sie würde dem Auratafahrer zujubeln, egal wie gut oder schlecht fahren würde.


    "Was ist mit dir, Alba? Warst du schon mal bei einem Wagenrennen dabei und hast die Quadriga gegeneinander fahren sehen?"

    Die Idee einer eigenen Pferdezucht nahm mehr und mehr Gestalt in Septimas Kopf an. Darüber interessierten sie die Trainingsgewohnheiten der Fahrer herzlich wenig. „Mhm, vielleicht sollte ich noch mal eine Einladung von Senator Flavius Furianus ergattern, denn er betreibt eine sehr gute Pferdezucht, allerdings nur für seine Factio oder sehr gute Freunde. Wenn ich ihn noch einmal auf seiner Villa suburbana besuchen könnte, würde ich mir seinen Betrieb mit ganz anderen Augen anschauen. Was meinst du, Titus? Sollte ich noch einmal hinaus fahren?“ Das wäre eine phantastische Gelegenheit, um den Senator noch einmal sehr privat zu besuchen, den Spaß mit dem Sinnvollen zu verbinden und wenn sie Ursus von dieser Idee überzeugt bekam, dann könnte sie sogar zwei Tage dort bleiben?

    Es war ihr vergönnt, heute, wie an fast jedem anderen Tag, länger im Bett liegen zu bleiben, als ihr werter Gemahl. Somit erschien Septima gut ausgeruht und hübsch zurecht gemacht, um gemeinsam mit Ursus ein Haus für ihren zukünftig eigenen Haushalt auszusuchen. Ein wenig aufgeregt war sie schon, denn Septima hatte keine Ahnung, was für Objekte Ursus überhaupt in die engere Wahl gezogen hatte.


    Als sie vor die Porta traten, stellte Septima erfreut fest, dass sie nicht den ganzen Weg zu Fuss würden gehen müssen. „Eine Sänfte. Das ist sehr umsichtig von dir, Titus.“ lobte sie ihren Gemahl und lächelte ihn liebreizend ein. Kurz darauf lagen sie beide in der Sänfte und ließen sich zu dem ersten Objekt ihres heutigen Tages tragen. „Wie ich mir unser Haus vorstelle? An sich wie eine ganz normale Stadtvilla. Großes Atrium, von dem die anderen Räumlichkeiten abgehen. Sklavenunterkünfte, einen kleinen Garten... Es muß nicht so groß sein wie die Villa der Aurelia oder der Tiberia, aber beengt möchte ich nicht leben. Was ist mit dir? Hast du bestimmt Wünsche wie dein Haus auszusehen hat? Oder irgend etwas, wo du sagen würdest, dass kommt überhaupt nicht in Frage?“

    Die letzten Tage in der Villa Aurelia waren etwas hektischer wie sonst gewesen. Es wurden Sachen gepackt und verstaut, welche die Kleidung, sowie ein paar kleinere Möbelstücke und Accessoires der Tiberia enthielten, die sie in Mantua nicht missen wollte. Sie stand zusammen mit Ursus vor dem Haus, gekleidet in eine hellrosane palla und einem dunklen Mantel der den Staub der Reise abhalten würde. Ursus schaute die Villa an und ließ seinen Blick über das Gebäude gleiten. Sanft schob Septima ihre Hand in die Seine. „Fällt es dir schwer?“ fragte sie leise und schaute ihren Gemahl an. Selbst wenn es keine Liebe war, die sie beide miteinander verband, so fühlte sie sich ihrem Mann durchaus verbunden und wollte ihm bei allem was vor ihnen lag möglichst gut zur Seite stehen. Außerdem besaß Ursus sehr sanfte Hände, so dass sie ihn gerne berührte.


    Was ihr selbst den Abschied schwer machte, waren ihre guten Freundinnen. Obwohl Serrana, Calvena und Calliphana inzwischen alle selbst verheiratet waren und einen Haushalt zu führen hatten, war immer Zeit für ein kleines Treffen hier oder dort gewesen. Im Legionslager würde sie wohl kaum Frauen ihres Standes finden, geschweige denn Freundinnen. Dann waren da auch noch Prisca und Celerina. Diese beiden Familienmitglieder im Hause Aurelia waren Septima besonders ans Herz gewachsen. Hoffentlich würden sie noch heraus kommen, um sich von ihnen zu verabschieden.


    Als die Nachricht der Ernennung ihres Mannes gekommen war, konnte Septima ihr Glück zunächst kaum fassen. Sie würde nach Mantua reisen, dorthin, wo zur Zeit auch Octavius Macer sein Tribunat ableistete, doch leider hatte ihr sein letzter Brief diese Aussicht auf Glück genommen, denn der Octavier kehrte bereits nach Rom zurück, da das Jahr seines Tribunates bereits zu ende war. Somit ließ sie eine weitere, ihr vertraute Person in Rom zurück.

    Sehr zu Septima Freude gab Narcissa ihren Namen Preis. Dafür bekam sie ein sanftes Lächeln der Tiberia. „Ach, ihr kennt euch auch bereits?“ hakte Septima freundlich nach. „Das ist ein netter Zufall, nicht wahr?“ Jetzt hoffe Septima nur, dass Narcissa nicht ausplauderte, weshalb sich die Frauen kannte und Septima mit einem Aurelier verheiratet war. Irgendwie wäre ich das jetzt gerade nicht recht.


    „Wir wollten gerade zur Tempelanlage auf dem Capitol spazieren, somit wollen wir dich auch nicht länger von deinen Einkäufen abhalten, liebe Narcissa.“ versuchte Septima möglichst unauffällig die junge Aurelia los zu werden, denn die Gefahr, dass diese etwas ausplaudern würde, was Septima noch nicht für an der Zeit hielt, war ihr einfach zu groß. Selbstverständlich könnte Narcissa sich ihnen einfach anschließen, dann wäre es mehr als unhöflich, wenn Septima dies ablehnen würde.

    Der große Auftritt ihrer Person stand kurz bevor. Langsam trat Septima die paar Schritte bis zu den Brautleuten näher und schaute ihnen beim unterzeichnen der Eheverträge zu. Gerade als Calvena sich wieder erhoben hatte und zu Valerian getreten war, wollte Septima ihrer Aufgabe nachkommen und hob schon den Fuss, um vorzutreten, als eine freche junge Dame sich vordrängelte um einem der beiden Paare schon jetzt zu gratulieren.


    Septima setzte ihren Weg unbeirrt fort und schaute die junge Dame an. „Ist es nicht ein wenig verfrüht, jetzt die Glückwünsche zu überbringen? Wir sind noch nicht ganz mit den Zeremonien durch. Vielleicht kannst du dich noch einen Moment gedulden.“ forderte sie Melina mit sanfter und leiser Stimme dazu auf, noch einen Schritt bei Seite zu treten und sich ein wenig zu gedulden.


    Nun konnte sich Septima voll und ganz auf die vor ihr liegende Aufgabe konzentrieren. Wo sie nun schon bei Calvena und Valerian stand, wollte sie auch gleich mit diesen beiden beginnen. „Gebt mir bitte beide eure rechte Hand.“ forderte sie Brautleute auf und legte noch schnell zwei weiße Bänder auf den Tisch der Ehedocumente, um Calvena die linke und Valerian die eigene rechte hin zu halten. Nachdem ihr beide die rechte Hand gegeben hatten, führte Septima die Hände zusammen, legte sie übereinander und stützte sie mit ihrer rechten Hand. Dann griff sie nach einem der Bänder und sprach so leise, dass nur die Brautleute sie hören konnten. „Nihil fit sine causa.“ *1 während sie die Hände der beiden mit dem Band umwickelte, als Zeichen iher Verbundenheit.


    Kurz schaute sie auf und nickte sowohl Valerian, als auch Calvena mit einem Lächeln zu.


    Dann trat sie zwei Schritte zur Seite und stand vor Sedulus und Serrana. „Gebt auch ihr mir jeweils eure rechte Hand.“ forderte sie diese ebenfalls auf es Valerian und Calvena nach zu machen. Wieder hielt sie die Hand der Frau in ihrer Linken und die des Mannes in der Rechten. Während Septima die beiden Verliebten anschaute, führte sie deren Hände langsam zusammen und erst als es darum ging sie miteinander zu vereinen, schaute sie auf die Hände herab. Septima angelte nach dem Band auf dem Tisch, welches nun etwas weiter von ihr entfernt lag und band es anschließend mit den leisen Worten „Do, ut des.“ *2 um die Hände von Sedulus und Serrana. Es versetzte ihr einen kleinen Stich, zu sehen, wie glücklich und verliebt die vier wirkten.


    Nun drehte sich Septima zu den Gästen um und rief laut „Feliciter!“ was der Glückwunsch an die Brautpaare war, welchen die Gäste wiederholen würden. Somit war ihre Aufgabe vorerst erledigt und beide Paare getraut.


    Sim-Off:

    *1 Nichts geschieht ohne Grund.
    *2 Ich gebe, damit du gibst.

    Kaum hatte sie ihren Gedanken zu ende gedacht, da schaute der Beamte zu ihnen beiden auf und deutete auf den ordentlich geschriebenen Eintrag. Nun war es unumstößlich... Ursus und sie würden als Mann und Frau in die Registratur der Behörden für immer verewigt sein.


    "Sehr schön." merkte sie freundlich-reserviert an und nahm den Arm ihres Manns, um mit ihm das Officium zu verlassen. Sie verabschiedete sich noch mit einem kurzen "Vale." und schon waren sie verschwunden.

    Sie naschten beide von den Oliven und Septima lächelte versonnen vor sich hin. Was hatte sie in den letzten Wochen nicht alles mit Ursus zusammen ausprobiert? Und bisher hatte es nichts gegeben, was ihr nicht gefallen hätte.
    „Wie Ursus und ich uns kennen gelernt haben? Das ist sehr schnell erzählt. Er kam zu meinem Onkel, verhandelte mit ihm und schon war über mein Schicksal entschieden. So in etwa ist es geschehen. Kurz darauf wurden wir einander auf Durus Hochzeit vorgestellt und wenige Wochen später war dann meine eigene Hochzeit. Dazwischen habe ich Ursus vielleicht zwei, drei mal gesehen. Unsere Hochzeitsnacht war... mhm...vorsichtig, sanft, zärtlich. All das, was ich am wenigsten von ihm erwartet hätte. Inzwischen kann ich sagen, dass ich einen rücksichtsvollen und umsichtigen Ehemann habe und es kaum besser hätte treffen können.“ Bewußt verwieg Septima das kleine Wörtchen Liebe, denn von Liebe konnte sie in ihrer Ehe noch nicht reden. Liebe, so war sie der festen Überzeugung, empfand sie für einen anderen Mann und zwar nur für diesen.

    Ursus gab mit einem kurzen, zustimmenden Nicken zu verstehen, dass sie mit dem praefectus urbi richtig lag – alles andere hätte Septima auch sehr gewundert – so das ein wenig das getuschel und gegucke los ging, denn jeder wollte nun erst recht den zweit wichtigsten Mann im Imperium betrachten. Sein Auftritt würde für eine Weile noch Gesprächsthema sein, auch wenn diese Hochzeit vorbei wäre.


    Einen Wimpernschlag lag fragte sich Septima, wieso Archias mit der Iunia und nicht mit Decima Seiana erschien, allerdings wurde ihre Aufmerksamkeit sehr schnell von dem Ausruf 'Litatio' abgelenkt. Erleichtert atmete sie auf und blickte erneut kurz auf zu Ursus. Bei den vielen Gästen hatte sich Octavius Macer noch nicht ausfindig machen können, so dass Septima kein schlechtes Gewissen hatte, weil sie weiterhin in Ursus' Arm gekuschelt da stand. Es sollten ruhig alle sehen und glauben, dass sie eine mehr als gute Ehe führten. So lange sich beide Seiten ein wenig bemühten, war es auch durchaus angenehm.


    „Oh ja, gleich ist es so weit. Ich bin schon ein wenig aufgeregt.“ gestand sie ihrem Mann ein und löste sich nun aus seiner Umarmung. „Ich werde schon mal etwas näher heran gehen, denn schließlich müssen sie nur noch den Ehevertrag unterschreiben. Magst du hier bei den Bl.... bei Narcissa und Flora bleiben?“ Um ein Haar wäre ich der Kosename der Zwillinge heraus gerutscht, wie sie von fast allen in ihrer Abwesenheit in der Villa genannt wurden. Sie wartete ab, ob sie nun alleine die paar Schritte bis zu den Brautleuten gehen würde, oder ob Ursus sie begleiten wollte.

    Während Septima ins Wasser glitt, musterten sich die beiden Frauen gegenseitig. Als Septima direkt bei Celerina war, hatte sie ihre Musterung abgeschlossen und noch keinerlei Anzeichen von Alter in dem Gesicht der Flavier gefunden. Entweder war sie noch recht jung, oder benutzte eine gute Creme. Ob sie auch bei Iulius Proximus kaufte?


    „Oh ja, wie recht du hast. Ein Bad ist perfekt nach dem anstrengenden Tag. Und wir haben schöne Sachen bekommen.“ Die Tiberia war rund um zu frieden. „Eine Überraschung?“ fragte sie erstaunt und durch aus neugierig nach. „Ich glaube kaum, dass du heute irgend etwas gekauft hast, was ich nicht gesehen hätte, aber ich werde abwarten und mich gebührend überrascht zeigen, wenn du die Überraschung präsentierst.“ Wenn Celerina aufmerksam war, würde sie die Neugier und den versteckten Humor hinter der Äußerung von Septima sehen und diese gab sich auch nicht sonderlich viel Mühe, das ganze zu verstecken.


    Das Celerina nicht sonderlich politisch interessiert war, machte Septima herzlich wenig aus. „Mhm…“ quitierte sie zunächst die Antwort auf die Frage nach dem Verwandtschaftsverhältins zwischen Celerina und Furians. „Damit habt ihr auch einen amtierenden Consul in der Familie.“ merkte sie lächelnd an. „Und ja, ich bin Falvius durchaus hin und wieder begegnet. Nichts Großartiges. Mal bei einem Empfang, mal auf dem Forum Romanum… halt hier und da.“ Kurz dachte sie an den Kauf einer goldenen Libelle zurück, welche ihr der Falvier bei einem gemeinsamen Spaziergang geschenkt hatte. „Er ist ein angenehmer Gesprächspartner, somit wäre ich einem Treffen nicht abgeneigt. Vielleicht wenn sich mal die Gelegenheit dazu bietet?“ Je eher, desto besser, dachte sich Septima, denn sie mochte Furianus durchaus und das nicht nur in körperlicher Hinsicht.


    Genüsslich ließ sich Septima im Wasser treiben und genoss die enspannende und ruhige Atmosphäre in diesem Raum. Mit Celerina unterhielt sie sich in eher leisem Ton, denn die gefliesten Wände gaben den Hall ihrer Stimmen zu sehr wieder. „Ich weiß es ist nicht gern gesehen, aber ich selbst interssiere mich brennend für die Politik. Als die Candidatii im Senat ihre Reden gehalten haben, und die Senatoren ihnen Fragen stellen konnten, habe ich draußen, vor der Curia Iulia gestanden und zugehört. Wußtest du, das Decimus Livianus sich ebenfalls als Consul beworben hat und versucht hat mit Stimmen gegen Salinator zu werben, um gewählt zu werden?“ Septima hielt in ihren Schwimmbewegungen inne und schaute zu Celerina. „Oh verzeich… nun bin ich doch schon wieder in diese Thema abgerutscht.“ Entschuldigte sie sich. „Ich wollte damit nur sagen, dass der Decimer sich offen gegen Salinator ausgesprochen hat und der ganze Senat mehr auf ihm, als auf Salinator und seiner Macht herum gehackt hat.“


    Ein Blick zum Beckenrand. Septima hatte die Schale mit frischem Obst entdeckt. „Oh, lecker, Feigen.“ Sie steuerte direkt drauf zu und biss in eine der Feigen hinein. „Mhhhmmm…“ kaute kurz und sprach erst wieder, nachdem sie herunter geschluckt hatte. „Wußtest du das Feigen zu meinen liebsten Früchten gehören, oder war das nur geraten?“