Beiträge von Tiberia Septima

    Den Kuss ihres Mannes erwiderte Septima eher flüchtig, denn sie war viel zu glücklich wegen ihres Zustandes, der nun doch nichts schlimmes mehr an sich hatte. Gewiss verdankte sie diesen glücklichen Umstand dem Opfer an Iuno, welches sie vor einiger Zeit, mehr zu Gunsten von Celerina, im Tempel der Göttin erbracht hatten. Still dankte sie Iuno und hoffte, dass Celerina bald in ähnlich glücklichen Umständen sein würde.


    Ursus ging mit Mattiacus und Cimon folgte den beiden. Es wurde mit einem Mal still im Zimmer und Septima blickte versonnen in die Ferne, bis kurz darauf die Tür aufging und eine vor Freude strahlende Frija eintrat. Septima beschloss den Umstand ihrer Schwangerschaft vorerst niemanden mitzuteilen, bis sie absolute Gewissheit hatte, dass sie das Kind auch austragen würde und es nicht vorzeitig verlor. Frija wurde dabei, außer Septimas Gemahl, die einzige Vertraute.

    Die kleinen, kuscheligen Tierchen rührten an ihrem Herzen und Septima starrte fasziniert auf das Knäul vor Cimons Brust. Nur langsam zog sie ihre Hand zurück und sofort fiepte das Kätzchen, welches eben noch an ihrem Finger gelekt hatte. Mit ihren großen, braunen Augen schaute Septima empor zu Cimon und fragte leise. „Was passiert mit ihnen, wenn ich dir die Erlaubnis nicht gebe?“ Sie hatte so eine Ahnung, dass dann das Leben der kleinen Viecher vorbei wäre. Blieb nur die Ungewissheit, dass Septima nicht wußte wie die Katzenkinder getötet würden, aber so genau wollte sie das gar nicht wissen.

    „Also, wenn wir so wie so schon zu viele sind, dann könnten wir den Kreis einer Cena noch etwas weiter ziehen. Wie sieht es mit den Claudiern aus?“ schlug Septima fragend vor. „Und nein, ich sitze nicht lieber auf einem Korbsessel und überlasse euch Männern die bequemen Liegeplätze.“ Sie verzog leicht schmollend den Mund und spielte mit dem neuen Armband an ihrem Handgelenk. Doch sogleich wandelte sich ihr Ausdruck wieder in ein Lächeln. „Wenn WIR einladen, haben gefälligst alle Folge zu leisten, ohne wenn und aber, also sollten wir gleich für mehr Plätze sorgen.“


    „Doch will ich dich nicht länger von der Arbeit abhalten. Wir können die Cena heute abend weiter besprechen und ich würde dann entsprechende Einladungen verschicken lassen.“ Septima hatte ein schlechtes Gewissen, da sie ihren Mann schon viel zu lange aufhielt, obwohl er früh von der Senatssitzung zurück war. Für ihn gab es immer etwas zu tun, während sie selbst oft nichts mit ihrer Zeit anzufangen wußte. Doch den heutigen Tag würde sie eine Liste erarbeiten, wen sie alles bei einer zwanglosen, jedoch von edllen Besuchern gekrönten Cena dabei haben wollte.

    Durus berichtete tatsächlich von Anfang an, wie das Leben eines Jungen, wohl bemerkt, eines Jungen, aussah. Im Grunde blieb das Kind nur so lange bei der Mutter, bis es genügend Verständnis aufgebaut hatte, um den Worten seines Vaters folgen zu können.


    „Ist das denn, für ein Kind von gerade mal sechs oder sieben Jahren nicht schrecklich langweilig, wenn es bei den Zeremonien zu den Festtagen neben seinem Vater stehen muß, still und möglichst leise zu sein hat? Wie war es bei dir, Manius? Kannst du dich noch an die Zeit erinnern? Und was das lesen und schreiben angeht, so könnte eine Frau, selbstverständlich nur solch eine, die ebenfalls des lesen und schreibens mächtig ist, das Kind schon vor seinem siebten Lebensjahr in diesen beiden Künsten ausbilden. So muß doch nicht alles am Mann hängen bleiben.“ Septima nahm sich ganz fest vor, sollte sie eines Tages Kinder... mit dem Aurelier haben, so würde sie versuchen sowohl einen Jungen, als auch ein Mädchen in den Grundkenntnissen des lesens und schreibens zu bilden, so dass der Vater ihnen beiden, also auch dem Mädchen, später noch andere Dinge beibringen konnte. Und sollte Ursus ein Mädchen nicht unterweisen wollen, so mußte eben Septima um so mehr lernen und erfahren, um dieses Wissen an ein Mädchen weiter geben zu können.


    Aha, anschließend folgte die schulische Bildung bei einem Grammatikus. Das war Septima auch nicht neu und die Namen der großen Philosophen sagten ihr alle etwas. „Mhm, vielleicht sollte ich mehr Schriften dieser großen Gelehrten studieren.“ überlegte sie laut und spielte nachdenklich mit ihrem Becher auf dem Tisch, indem sie ihn beständig im Kreis drehte. „Sokrates ist gewiss auch sehr wichtig, oder nicht. Hast du die gerade erwähnten Schriften hier in der Villa, oder wo könnte ich Einsicht in die Politeia oder die De re publica nehmen?“ Hoffentlich machte ihr Onkel jetzt keinen Rückzieher, indem er ihr die gerade genannten Schriften verweigern würde. Septima sah mehr den praktischen Nutzen im lesen solcher Studien, als die wirkliche Möglichkeit, offen Politik mitgestalten zu können. Dies war ein No-go für eine Frau und würde es auch immer bleiben.


    „Das erlernen der Redekunst in Griechenland ist gewiss nicht schlecht, fördert diese räumliche Trennung doch einen gewissen Punkt der Abnabelung von den Eltern, so dass der einstig weggeschickte Junge als reifer Mann zurück kehren kann.“ räumte Septima ein. Noch ahnte sie nicht, wie schwer es ihr fallen könnte, ihr eigenes Kind gehen zu lassen, so dass sie völlig unbedarft von der Richtigkeit ihrer Worte ausging. Die Ausführungen ihres Onkels waren alle samt sehr aufschlussreich und sie danke ihm diese offenen und ehrlichen Worte mit einem warmen Lächeln.


    „Ich entnehme deinen Worten, dass du eine längere Zeit Rom ferngeblieben bist. Warst du die ganze Zeit deines Studiums in Alexandria und noch darüber hinaus? Wie ist es dort? Neulich habe ich Iunia Axilla kennen gelernt. Sie kommt ebenfalls aus Alexandria, nur leider war nicht genügend Zeit für lange Plaudereien.“ Noch während sie sprach, fiel Septima auf das sie vom Thema abgekommen war und sie schaute kurz konzentriert in ihren Becher, während die Worte von Durus durch ihren Geist gingen.


    „Gehe ich recht in der Annahme, dass es dir nicht gefallen würde, wenn ich mit einer Handarbeit bei dir im Officium sitzen würde, um deinen Tätigkeiten als Patron und Politiker verfolgen zu können?“ Septima schaute ihren Onkel so lieb sie nur konnte an, war sich aber dessen bewußt, dass es seinem Ansehen schade würde, wenn er ihrer Bitte nachkommen würde. Aber vielleicht könnte sie sich zur Salutatio in eine der aela schleichen, um zumindest dabei ein wenig aufzuschnappen.

    An sich war es nicht gern gesehen, dass sich ein Gast vor Beendigung der Cena vom Platz erhob, aber Septima hatte noch etwas Dringendes zu erledigen. Somit hatte sich sich von ihrem Mann und den Zwillingen verabschiedet, um sich zu erst zu der Casa Germanica und danach zur Casa Quintilia bringen zu lassen.


    Es war ein mehr als merkwürdiges Gefühl, so ganz allein in die Casa zu gehen, ohne von jemand erwartet zu werden und dann auch noch das cubiculum der Brautleute Sedulus und Serrana zu betreten. Ganz alleine war die junge Frau nicht, allerdings erachtete sie den ganzen Sklavenanhang nicht als erwähnenswert.


    Das Zimmer war ordentlich und sauber, ganz wie sie es von einem gut geführten Haushalt erwartete. Ein großes Bett, zwei Tischchen rechts und links davon und zwei Kleidertruhen, plus eine dritte, die etwas größer wie die zwei anderen waren. Neugierig ging Septima näher und lienste hinein. Oh, die Rüstung des Senators. Vorsichtig schloss sie den Deckel der Truhe wieder und schaute den Sklaven bei der Arbeit zu. Ein kräftiger Sklave trug die Kiste herein, die sämtliche Dekorationsgegenstände enthielt, die sich Septima für die Verschönerung dieses Zimmers, und der besonderen Nacht überlegt hatte. Ein weiterer Sklave kam mit einer Leiter unter dem Arm und zwei Sklavinnen begannen damit, die Kiste auszuräumen.


    „Die weißen Stoffbahnen kommen über das Bett. Mittig unter der Decke befestigen und dann jeweils zu den Ecken des Bettes auslaufend.“ wiß sie die Männer an und schaute sich suchend um. Das Zimmer war insgesamt sehr spartanisch eingerichtet. Es fehlte eindeutig die weibliche Hand. ‚Na, das wird sich ab morgen gewiss ändern.’ dachte Septima still lächelnd und trat auf den Flur hinaus. Hier musste doch irgendwo ein Sklave des Hauses herum laufen. „Hey du!“ rief sie hinter einem durchschnittlich gebauten Sklaven mit kurzen dunklen Haaren hinterher. Sie wartete bis der Angesprochene näher kam und gab ihm dann den Auftrag. „Schaffe mir einen kleinen Tisch, ungefähr so hoch und zwei bequeme Korbsessel herbei. Wenn es so etwas nicht in diesem Haus geben sollte, dann schickst du Leute zum Markt und lässt es kaufen. Und jetzt beeil dich, ich hab nicht ewig Zeit!“ Teutus nickte und verschwand in den Gängen der Casa.


    Septima trat zurück ins Ehegemach und schüttelte kurz den Kopf. Hätte sie auch nur eine Ahnung gehabt, dass das Zimmer so schlicht eingerichtet wäre, dann hätte sie eine ganze Kohorte mitgebracht um alles nach ihren Wünschen zu gestalten. Alleine diese Wand, gegenüber dem Bett, die von einem Landschaftsbild mit Bäumen und wilden Tieren beherrscht wurde. Wie sollte Serrana unter den Blicken des Rehs überhaupt richtige Lust empfinden. ‚Vielleicht sollte ich mein Geschenk für die beiden selbst behalten und ihnen lieber ein neues Wandgemälde schenken?’ Septima selbst hatte sehr erotische Zeichnungen in ihrem Cubiculum in der Villa Tibera gehabt. Ihr Blick ging unter die Decke. ‚Oh ja, auch eine schöne Fläche für sich räkelnde und windende Körper.’ Sie schmunzelte und betrachtete anschließend die mitgebrachten und ausgepackten Utensilien.


    Die zwei von ihr mitgebrachten Sklaven machten sich daran, nach den Anweisungen ihrer Herrin die weißen Stoffbahnen unter der Decke zu befestigen. Anschließend rückten die Sklavinnen die Stoffe so zu Recht, dass ein hoher und nicht hinderlicher Baldachin über dem Bett entstand und die Liebenden den Eindruck eines gemütlichen Nestes bekommen sollten. „So, und jetzt noch die Blütenblätter darauf verteilen.“ ordnete Septima an und schaute zu, wie die bunten Blätter von roten Rosen, gelben Chrysanthemen und blauen Orchideen auf den Stoffen verteilt wurden. Als eine Sklavin auch Blätter auf das Bett unterhalb der Stoffbahnen werfen wollte, gebot Septima laut Einhalt. „HALT! Dort nicht!“ Sie selbst empfand es als störend, auf Blütenblättern zu schlafen, am nächsten Morgen zu erwachen und überall am Körper bunten Blütenblätter kleben zu haben.


    Auf jedes Tischchen neben dem Bett kam eine silberne Schale mit Wasser, in der die gleichen Blüten schwammen, dessen Blätter sie gerade verteilt hatten. Jeweils zwei rote Rosen, eine gelbe Chrysantheme und zwei blaue Orchideen. „Füllt die Glaskaraffen mit Wasser und stellt jeweils eine rechts und links zu den Schalen, sowie auf jeder Seite zwei Becher.“ gab sie weitere Anweisungen und schaute zur Tür des cubiculums. „Wo bleibt denn dieser nichtsnutzige Sklave?“ murrmelte sie halblaut vor sich hin.


    Dann endlich erschien der Leibsklave von Sedulus und mit ihm ein weiterer Sklave, der den gewünschten Tisch trug, während der Germane die zwei Korbsessel in das Zimmer brachte. „Hier Herrin.“ Teutus verstand nicht ganz was diese Frau mit den Sachen vor hatte, denn spätestens morgen würde all der überflüssige Kram wieder aus dem Zimmer verschwunden sein, schließlich kannte er seinen Herrn. Woher der Sklave die von ihr gewünschten Gegenstände besorgt hatte, interessierte Septima nicht weiter. Wenn er Geld wollte, weil er sie auf dem Markt erstanden hatte, dann müßte er schon seinen Mund aufmachen.


    Nun waren es nur noch wenige Handgriffe, bis Septima mit dem Zustand des Brautzimmers zu frieden war. Eine silberne Schale mit Obst, sowie ein weiterer Glaskrug mit Wein und zwei Kelchförmige Gläser standen auf dem neu hinzugekommenen Tisch und über die Korbsessel waren dunkelrote Tücher geworfen. Auf dem einen Sessel lag eine schlichte, beige Tunika und eine hellrosane Palla, zusammen mit einem hellbraunen Gürtel und silbernen Fibeln für die Schultern. Auf dem anderen Sessel lag fein säuberlich zusammen gelegt, eine ultramarineblaue Tunika, dazu ein schwarzer Gürtel und am Saum der Tunika waren silberne, geometrische Stickereien.


    Ein paar wenige Öllämpchen, an strategisch guten Punkten platzier, sollten den Raum später in angenehmes Licht tauchen, ohne im Geruch zu aufdringlich zu werden. Von der Tür aus betrachtete Septima ihr Werk, das mit allem drum und dran ihr Geschenk an die Brautleute war und lächelte zu frieden. „Hey du!“ beorderte Septima den germanischen Sklaven erneut zu sich. „Du wirst ein Auge darauf haben, dass die Lichter rechtzeitg entzündet werden. Sobald ich mich mit dem Brautpaar auf den Weg hier her mache, hast du die Öllampen an zu machen. Verstanden?!“ Septima wartete noch das bestätigende Nicken ab, ehe sie sich umwandt und mit samt ihren Sklaven und der nun halb leeren Truhe die Casa Germanica verließ.

    Septima ließ Baldemar kommen und beauftragte ihn damit, den Brief sofort zur Casa Octavia zu bringen und ihn an der Porta dem Sklaven zu übergeben, der in kürze Richtung Mantua aufbrechen würde.


    Erst als der Brief zusammen mit Baldemar auf dem Weg war, fühlte sich Septima wieder besser und nahm erneut den Brief von Macer zur Hand, um ihn ein zweites mal zu lesen und dieses mal die unschönen Stellen einfach weg zu lassen.

    Der Sklave verließ das Tablinum um sich auf ihre Anweisung hin, in der Culina zu laben, ehe er zur Casa Octavia gehen würde.


    Septima nahm den Brief und setzte sich in die Nähe der Fensteröffnung, damit sie genügend Licht zum lesen hatte und mit dem Rücken zur Tür saß. Mußte nicht gleich jeder sehen können, was sie gerade in Händen hielt. Mit zitternden Fingern brach sie das octavische Siegel und fing an zu lesen.


    Schon bei den ersten drei Worten rieselte ein feiner Schauer über ihren Nacken den Rücken hinab.

    Zitat

    Original von Faustus Octavius Macer

    Meine liebste Septima,


    Hach, wie gern wäre sie dies, SEINE Septima, jetzt und für immer. Kurz seufzte sie auf, ehe sie fortfuhr zu lesen.


    Die Hochzeit von Serrana und Calvena. Richtig, dort konnten sie sich endlich wieder sehen. Septimas Herz tat einen kleinen, freudigen Hüpfer. Wie lange war es noch hin bis zu den zwei Hochzeiten. Nur noch wenige Wochen, dann würde sie ihren Liebsten wieder sehen!


    Macer lehnte ihren Vorschlag, er möge eine Frau ehelichen, die ihm seine Nachkommenschaft sichern würde, ab. Septima fiel ein Stein vom Herzen, denn sie wüsste nicht, ob sie den Anblick einer anderen Frau an Macers Seite tatsächlich ertragen könnte, ohne dieser Frau die Augen auszukratzen. Der weitere Wortlaut ließ sie jedoch stutzen.

    Zitat

    Original von Faustus Octavius Macer

    ...ich möchte einmal aus Liebe heiraten, was sicher noch sehr lange dauern wird.


    Was wollte er ihr damit sagen? Das er schon jetzt das Ende ihrer gegenseitigen Liebe kommen sah? Das es eines Tages, früher oder später, eine Frau geben würde, die den Platz in seinem Herzen einnehmen würde, der momentan ihr gehörte?! Nein, das konnte nicht sein. Sie laß die Stelle erneut und wieder stach es ihr ins Herz. Was sollte denn aus ihre werden, wenn sie den Menschen verlieren würde, dem sie ihr Herz geschenkt hatte?


    Kopfschüttelnd versuchte Septima die trüben Gedanken zu verscheuchen. ‚Lies weiter, gewiss meint er es nicht so und wenn du weiter liest, dann wird sich alles aufklären.’ versuchte sie sich selbst zu beruhigen, atmete einmal tief durch und las weiter.


    Doch es kam noch schlimmer.

    Zitat

    Original von Faustus Octavius Macer

    ... Wahl zum Cursus Honorum... nächste große Schritt in meiner Karriere, welcher dich vielleicht leider noch viel trauriger machen könnte. Denn ich spiele mit dem Gedanken als Quästor nach Germanica zu gehen, es reizt mich doch sehr.


    ‚Er will nach Germania!!! Aber… wieso?!!!’ Schnell flogen ihre Augen über den Rest des Briefes, der keine weiteren, aufschlussreicheren Hinweise auf seine Beweggründe enthielt. Tränen traten in ihre Augen, alleine bei dem Gedanken, dass Macer noch weiter von ihr fort wollte. Seine Worte...

    Zitat

    Original von Faustus Octavius Macer

    In ewiger Liebe,
    Faustus Octavius Macer


    ...machten wieder ein wenig gut, was er weiter oben in Bezug auf eine Ehe geschrieben hatte, aber die Angst über seinen Fortgang nach Germanien bohrte sich tief in ihr Herz und ließ es schwer werden. Still lösten sich zwei Tränen aus ihren Augen und kullerten über ihre Wangen.


    Septima saß eine Weile einfach so da und starrte aus dem Fenster, ehe Frija das Tablinum betrat und den zu Boden gefallenen Brief sah. Ohne weiter auf das Geschriebene zu achten, nahm sie ihn vom Boden auf und legte ihn auf ein Tischchen, nahe dem Sitz ihrer Herrin. „Kann ich dir irgend etwas bringen, Domina?“ erkundigte sie sich leise.


    Die Tiberia hatte sich in der Zwischenzeit wieder gefangen und schaute Frija aus trockenen Augen an. „Ja, bring mir Papier und Schreibzeug.“ trug sie ihrer Serva auf und erhob aus dem Sessel am Fenster, um sich an einen höheren Tisch zu setzen. Nachdem sie die benötigten Schreibunterlagen erhalten hatte, begann Septima eine Antwort an Macer zu verfassen.


    Geliebter,
    mit Freude begann ich deinen Brief zu lesen, doch er endete in Trauer über die Offenbarung deiner weiteren politischen Bestrebungen. Wieso ausgerechnet Germanien? Es ist ein kaltes, unwirtliches Land, welches zu großen Teilen von Barbaren bewohnt wird. Bist du dir über die Gefahren eines Amtes in diesem Teil der Provinzen unseres Imperiums überhaupt im klaren? Ich bitte dich, Macer, geh nicht. Ich will nicht so weit von dir getrennt sein, wo wir doch nur so wenig Zeit miteinander verbringen können. Solltest du vor der Hochzeit unserer Freundin Calvena keine Zeit mehr für eine schriftliche Antwort haben, so bitte ich dich um ein Treffen vor oder nach besagter Hochzeit, insofern es deine Zeit während des Tribunats zu lässt, damit wir über dein Vorhaben reden können. Ich gebe zu, ich verstehe deine Entscheidung nicht.


    Mein Mann ist zu einer Geburtstagsfeier von Iulius Licinus nach Mantua eingeladen. Da diese Feier noch in den Zeitraum deines Tribunats fällt, werde ich versuchen ihn zur Reise nach Mantua zu überreden. Zu gern würde ich dich wieder sehen, deine Stimme hören und einfach nur meine Augen an dir ergötzen. Leider bleibt mir dieses mal nicht viel Zeit für einen längeren Brief an dich, da der von dir gesandte Sklave schon bald wieder Richtung Mantua aufbrechen wird und ich ihm diese Zeilen unbedingt mitgeben will.


    In ewiger, unstillbarer Liebe


    Deine Septima

    Interessiert ließ sich Septima die weitere Verwendung der Casa Furia näher erklären, konnte sich jedoch nicht vorstellen, dass es eine so gute Idee war, einen Zufluchtsort in der Hinterhand zu haben. Sollte die Casa ihrer Freundin als stilles Liebesnest dienen, in welchem das frisch getraute Paar sich ganz ihrer Liebe widmen konnte, oder war es mehr der Rückhalt für Calli, für den Fall dass sie nicht lange mit Centho glücklich wäre? Immerhin hätte sie dann noch immer ihr eigenes Haus und könnte den Iulier von jetzt auf gleich verlassen, wann immer sie genug von ihm hatte. Auch dies schien eine durchaus interessante Interpretation der Verwendung dieser Casa zu sein. Auf jeden Fall hegte Septima gerade ein paar Zweifel an der Tiefe der Gefühle der beiden Brautleute.


    „Ich komme dich auf jeden Fall in beiden Häusern gerne besuchen.“ erwiderte Septima lächelnd. Vorerst wollte sie sich nichts von ihren Zweifeln anmerken lassen, die durch das Behalten der Casa Furia geweckt wurden. „Du könntest auch alle deine Freundinnen in DEINE Casa einladen und wir stellen das hübsche Häuschen ein wenig auf den Kopf? Gut gebaute Sklaven in knappen Lendenschurzen, die uns bedienen müssen und vielleicht zur Unterhaltung noch ein paar Schauspieler, die eine schön tragische Liebesgeschichte widerspielen? Einen Abend, nur unter Frauen. Das wäre doch mal was, oder?“ schlug Septima sogleich vor und studierte die Miene ihrer Freundin. Würde ihre spontane Idee Calliphana gefallen? „Selbstverständlich hätte das alles noch Zeit. Zu aller erst steht deine Hochzeit mit Centho an.“


    Womit sie wieder beim ursprünglichen Thema angelangt waren, der Hochzeit. Allerdings gab es noch einen traurigen Punkt, der unter anderem Einfluss auf den Ablauf der Hochzeitszeremonie hatte. „Oh Calli, das mit deiner Mutter tut mir schrecklich leid.“ sprach Septima ihre ehrlich gemeinte Anteilnahme aus. Sie fragte lieber nicht nach, wie lange der Tod von Calliphanas Mutter zurück lag, um nicht weiter an diesem traurigen Ereignis zu rühren.


    „Nun denn, dann werde ich mal versuchen etwas Licht in das Dunkel der Hochzeitsnacht zu bringen.“ wechselte Septima wieder auf ein etwas erfreulicheres Thema und nahm noch einen Schluck aus ihrem Becher, ehe sie Calliphana fragend anschaute. „Du hast doch gewiss schon einen völlig unbekleideten Mann angeschaut, oder? Dann weißt du auch, dass Männer da unten einen Penis haben.“ So weit war es reine Feststellung und Septima ging fest davon aus, dass Calli schon mehr als einen Mann nackt zu sehen bekommen hatte. Wenn nicht, würde ihr gewiss auf die schnelle eine Möglichkeit einfallen, wie sie diese Wissenslücke schließen könnte. „Dieser Penis deines Mannes kann zu ungeahnter Größe heranwachsen, was ihn in den Umstand versetzt, mit dir gemeinsam die Ehe zu vollziehen und, so Iuno euch wohl gesonnen ist, gleich in der Hochzeitsnacht den Samen für ein gemeinsames Kind in dich zu pflanzen.“ Das hörte sich alles sehr nach einem wissenschaflichen Vortrag an. So hatte Septima das gar nicht beabsichtigt. Vielleicht sollte sie Ursus den Vorschlag unterbreiten, dass sie dieses Thema für Vorträge an der Schola ausarbeiten könnte? Ach quatsch! Wenn eine Frau wissen wollte, was in der Hochzeitsnacht passierte, dann hatte sie ihre Pronuba zur Seite, die für die erste Einführung in die Ehe verantwortlich war. Das Septima diese Aufgabe nun stellvertretend bei Calli übernahm war selbstverständlich unter Freundinnen.


    „Sind dir mal bewusst die Zeichnungen an Hauswänden aufgefallen, wo ein Lupanar um die Aufmerksamkeit der Freier wirbt? Dort ist dargestellt, wie ein erregter Penis ausschaut.“ Septima wurde nun noch etwas ausführlicher und schilderte die weitere Vorgehensweise. Wie und wo Calli ihren Mann berühren sollte, dass sie selbst ihre Wünsche äußern sollte, wo sie berührt werden wollte und wie es schlussendlich zur finalen Vereinigung beider Körper kommen würde. Septima schilderte alles aus einer gewissen Distanz, so als würde sie einen Vortrag halten und hielt sämltliche Aussagen sehr allgemein. Sie verwendete kein… Und dann hat er.. oder … und dann war ich… Nein, alles war aus der Sicht eines Dritten geschildert worden. Nur so konnte die Tiberia den nötigen Abstand zu den Bildern und Gedanken in ihrem Geist wahren, ohne gleich über den nächst besten Mann herfallen zu wollen, der ihr in der nächsten halben Stunde über den Weg laufen würde.


    Nachdem sie geendet hatte, griff Septima erneut nach ihrem Becher und trank langsam davon. Über den Becherrand hinweg musterte sie Calliphana. War sie zu direkt, zu ausführlich gewesen? War die Ungewissheit nun durch Angst vor dem nicht mehr ganz Unbekannten gewichen? Bevor sie weiter sprach ließ sie zunächst ihre Worte wirken und wartete auf die Reaktion ihrer Freundin Calli.

    Dadurch das Flora sich an Axilla gewandt hatte, war sie auf Septima aufmerksam geworden. Noch immer stand diese Arm in Arm mit Ursus da, so dass sie sich ein wenig umwenden mußte, um die Iunia zu begrüßen. „Salve Axilla. Schön dich wieder zu sehen. Es ist lange her.“ Und das war es tatsächlich. Bei den letzten Treffen war die Cousine von Serrana nicht anwesend gewesen, was sehr schade war, da sie auf der Geburtstagsfeier in der Taberna viel Spaß gehabt hatten. „Wir müssen uns unbedingt später noch ein wenig unterhalten.“ schlug sie Axilla vor. Jetzt, während der Opferung erschien es Septima sehr unpassend und danach würde sie sich auf ihre Aufgabe als Pronuba konzentrieren müssen. Archias stand bei der Iunia und Septima schenkte ihm lediglich ein kurzes Nicken. Der Aelier stand nicht besonders hoch bei ihr im Kurs.

    Dies war einer der Momente im Leben einer Senatorenfrau, wo sie einzig schmückendes Beiwerk war, ihren Mann sprechen ließ und einfach nur hübsch anzusehen neben ihm Stand und den Beamten freundlich anlächelte. Wenn das hier noch lange dauern würde, wäre Septima Lächeln sehr bald nicht mehr so freundlich, sondern nur noch erzwungen, so wie die Hochzeit, welche sie jetzt eintragen ließen.

    Charis war bei ihr gewesen, um ihr die Bitte ihrer Herrin zu überbringen und Septima hatte mit einem sanften Nicken und den Worten „Sage deiner Herrin, dass ich ihr gerne Gesellschaft leisten werde.“ dem gemeinsamen Bad zugestimmt. Wie könnte sie sich besser entspannen, als in herrliche warmen Wasser, was dem Ratschlag des Medicus entgegen kommen würde. Somit legte die Tiberia ihre Handarbeit bei Seite und ging in ihr cubiculum um sich fürs Bad umzukleiden und die Haare hochstecken zu lassen.


    Kurz darauf betrat Septima, zusammen mit ihre Serva Frija, das wohl duftende balneum der Villa Aurelia. „Ah, Celerina, du bist schon da!“ stellte sie erstaunt fest und ließ sich am Beckenrand das mantelartige Gewand von ihrer Sklavin abnehmen. Darunter trug Septima nichts mehr, weshalb sie sogleich in das warme Wasser hinein schreiten konnte. "Ich hoffe du wartest noch nicht lange auf mich." Langsam, die Augen auf Celerina gerichtet, da diese nun bestimmt ihre Figur betrachten und womöglich beurteilen würde, ging sie in das Wasser. Für einen kurzen Moment verspürte Septima Angst, das Celerina es ihr ansehen und sie gleich auf die Schwangerschaft ansprechen würde, welche zwar im Haus bekannt sein dürfte, aber noch nicht offiziell von Ursus und ihr verkündet worden war. Zunächst wollte sich Septima sicher sein, dass sie das Kind behalten und nicht in den ersten Wochen oder Monaten verlieren würde, bevor sie es offiziell allen mitteilten. Ihre Augen verengten sich kurz, da es sehr angenehm war von der Wärme und dem Duft umfangen zu werden und sie ihre leisen Zweifel wegen Celerinas möglichen Unbehagen ob ihres eigenen glücklichen Zustandes verbergen wollte. Mit zwei kurzen Schwimmbewegungen war Septima bei Celerina angelangt. „Das war eine herrliche Idee von dir, Celerina. Danke für die Einladung.“ bedankte sie sich mit einem offenen und freundlichen Lächeln bei der Flavia.


    „Hast du schon die freudige Botschaft über die Ergebnisse der letzten Wahlen im Senat vernommen?“ erkundigte sich Septima, ein Einstiegsthema findend. „In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis stehst du zu unserem neuen Consul, Flavius Furianus?“ Septima konnte sich nicht erinnern, diese Frage schon einmal an Celerina gestellt zu haben, außerdem gab ihr das die Möglichkeit, mehr über den Mann zu erfahren, mit dem sie bereits so manchen Ort in heißer Zweisamkeit geteilt hatte, unter anderem auch ein balneum. Kurz dachte sie an den glücklichen Tag zurück, wo sie Furianus außerhalb der Stadt in seiner Villa suburbana besucht hatte und sie den ganzen Tag mit Zweisamkeiten verbracht hatten. Was Celerina wohl von ihr denken würde, wenn sie davon erführe? Doch so weit würde es niemals kommen, denn da waren sich Furianus und Septima einig. Diese Liason würde für immer und ewig ihr beider Geheimnis bleiben. Einzig ein verträumtes Lächeln könnte auf jedwege Gedanken der Tiberia hindeuten. Oder aber sie maß gerade selbst die gute Figur der Frau ihr gegenüber, da es gewiss nicht unüblich war, dass auch Frauen sich näher kommen konnten.

    Obwohl Septima und Ursus zusammen mit den aurelischen Zwillingen in der Nähe von Merula standen, da sie sich vormals kurz unterhalten hatten, nahm sich die Tiberia zurück und ermahnte Axilla nicht wegen ihres ungehaltenen Verhaltens, denn das hätte zur Folge gehabt, dass sie ebenfalls Archias hätte wahr nehmen müssen. Also wand sie sich wieder von den beiden ab, zumal ihre Aufmerksamkeit von dem praefectus urbi angezogen wurde.
    Sie kannte sein Gesicht von den fontinalia bei Calvena, allerdings hatte sie noch nicht die zweifelhafte Freude gehabt, sein noch unmöglicheres Verhalten oder gar seine Person kennen zu lernen.
    Als Flora sie leise fragte wer denn diese Person sei, wand sich Septima ihr zu und antwortete ebenso leise: „Das ist der praefectus Urbi, Vescularius Salinator. Du hast bestimmt schon von ihm gehört.“ Ein kurzer Blick in Ursus Gesicht. Dieser schien eben so wenig Begeisterung für den Auftritt des Vescularier aufzubringen wie der Rest der Familie. 'Obwohl ich ihn durchaus mal kennen lernen möchte, um mir selbst ein Bild von ihm zu machen.' dachte Septima bei sich und wartete darauf, dass das zweite Opfer für Serrana nun ebenfalls positiv beendet würde.
    Die Information, dass Archias Axilla als seine FRAU dem Scriba des Germanicus vorstellte, entging ihr.

    Aufmerksam hörte Septima den Worten des Leibwächters ihres Mannes zu. Fundstücke? Sterben? Waren das etwa Katzenbabies im Tuch vor Cimons Brust?


    Das Nicken des Maiordomus nahm Septima zwar wahr, erwiderte allerdings nichts darauf. Im ignorieren von Sklaven war die Tiberia sehr gut. Erst als Brix wieder kehrt machte und sich zu ihnen stellte, traf ihn kurz ihr missbilligender Blick.


    Septima streckte ihre Hand aus und zog ein wenig an dem Stück Stoff vor Cimons Brust, um einen Blick auf die fiependen Kätzchen zu werfen. Ihr zunächst misstrauischer Gesichtsausdruck wich einem erstaunten und anschließend einem entzückten. Die kleinen Wollknäule waren zu niedlich. Aus großen Augen schaute sie erst Cimon und anschließend Brix an. „Was ist mit ihrer Mutter?“ fragte sie leise nach, so als würde eine laute Stimme die Katzenkinder erschrecken. Vorsichtig glitt ihre Hand in das Tuch, um eines der kleinen Wesen zu berühren. Das miauen wurde lauter und eines der Kätzchen fand Septimas Finger und versuchte daran zu saugen. "Oh... sie haben Hunger!" stellte sie erstaunt fest. "Was essen denn so kleine Katzen?" Wieder schaute sie sowohl zu Cimon als auch zu Brix. Mit Katzen kannte sich Septima überhaupt nicht aus.

    Mattiacus' Worte gaben ihr nicht unbedingt die Sicherheit, die Septima haben wollte, doch sie nickte brav und nahm sich vor, so bald wie möglich eine Hebamme herzubestellen, die ihr das weitere Vorgehen erklären könnte. Oder sollte sie sich an Aelia Paulina wenden? Immerhin hatte diese Zwillingen bekommen. Doch sie hatte schon lange nichts mehr von ihrer Pronuba gehört, so dass Septima doch lieber eine Hebamme organisieren lassen wollte. „Ich danke dir Decimus.“ erwiderte sie nun wieder mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen, welches das Glück über die freudige Nachricht deutlich widerspiegelte.


    „Titus? Geh ruhig und begleite unseren Boten der guten Nachrichten nach draußen.“ schlug sie ihrem Gemahl vor und legte schützend die Hände über ihren Bauch. 'Ein Kind! Ich bekommen ein Kind!'

    Da hatte sie die Art des Trainings wohl falsch verstanden. Ursus war so freundlich, ihr zu erklären, worum es bei einem Training ging. „Aber habt ihr nicht genügend Fahrer, als dass sie in unterschiedlichen Farben fahren können und somit den Gegner darstellen? Dann können sie ihr Geschick gegenseitig unter Beweis stellen.“ stellte Septima grinsend fest und hielt auch dies für einen guten Vorschlag.


    Dann erfuhr sie, wie alt Pferde werden konnten und sie schaute ihren Ehemann geschockt an. „Soo alt?“ Das war unfassbar. Septima hatte mit einem Alter von zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren gerechnet, was den Senator Flavius Furianus in einem annehmbaren Alter da stehen ließ, doch jetzt war sich geschockt. Das konnte unmöglich sein. Aber vielleicht war sein Pferd noch gar nicht so alt, immerhin war Anubis wesentlich zierlicher wie die Pferde der Factio Aurata, welche Septima in den Ställen zu Gesicht bekam und es würde längst nicht so alt werden, wie Ursus ihr gerade gesagt hatte. Mit einiger Verspätung fiel ihr wieder ein, dass Ursus sie gefragt hatte, wieso sie das wissen wolle. „Ich... überlege, ob ich nicht auf dem Land in Hispania Pferde züchten sollte. Oder vielleicht lieber hier in der Nähe? Du hattest doch gesagt, dass du gute Rennpferde gebrauchen könntest, es aber schwierig ist welche auf dem Markt zu kaufen. Wenn ich also eine Pferdezucht hätte, die gute und schnelle Tiere hervor brächte, dann würde die Aurata über einen eigenen Zulieferer verfügen.“ Lächelnd schaute sie ihren Gatten an. Es war eine absolut spontane Idee, aber je mehr sie darüber redete, um so begeisterter wurde Septima. Zwar war ihr Verhältnis zu den großen Tieren zwiegespalten, da sie gar nicht reiten konnte, aber dafür gäbe es Sklaven und Angestellte und um das Können eines Tieres zu beurteilen, mußte man gewiss nicht auf dessen Rücken sitzen. „Was hälst du von meiner Idee?“ Ihre Augen leuchteten, denn eine eigene Zucht würde eine dauerhafte Aufgabe für sie beinhalten, derer sie sich widmen könnte.

    Obwohl Marei sehr leise gesprochen hatte, bekam Septima die Worte durchaus mit. "Pfff... niemand da zum fragen." widerholte sie das von Marei Gesagte, fügte aber nichts weiter an, da das Kind brav nickte und ihnen beim einkaufen auch immer schön folgte. Allerdings machte sich die Tiberia schon ein paar Gedanken um die ordentliche Erziehung des Kindes und ihr Erscheinungsbild nach außen hin. Sie würde das demnächst mit Ursus besperchen müssen und Frija dazu anhalten, mehr auf Marei zu achten.

    „Oh gut, da bin ich aber erleichtert.“ gab Septima offen und ehrlich gegen über Prisca zu, dass sie sich darübe freute nichts sonderlich falsch gemacht zu haben. Den Spaß verstand sie und grinste die Aurelia an. „Wenn jemand im ignorieren gut ist, dann doch wohl eher Corvinus. Dem kann ich nicht das Wasser reichen.“ rutschte es ihr in der entspannten Atmosphäre der Taverne gegenüber Prisca heraus. Septima sprach mit Absicht etwas leiser, denn dies ging sonst niemanden etwas an. Das sie sich gerade an die Vertraute des Pater familas der Aurelia wand, wusste Septima nicht, doch vielleicht würde sie es durch diese unbedachte Äußerung erfahren. "Und du darfst heute so albern sein, wie du es schon immer mein sein wolltest, liebe Prisca, denn dies ist unser Abend, der Mädels-Abend!"


    „Dann ist es also abgemacht? Wir treffen uns alle zu einem kleinen, privaten Bad in der Villa Aurelia? Das ist sehr schön, da freue ich mich schon drauf.“ voller Begeisterung schaute Septima in die Runde. Zwar waren sie alle zu Ehren von Serrana hier, doch jede der anwesenden Damen war der Tiberia äußerst sympatisch und wenn es nach ihr ging, würde sie alle als ihre Freundinnen bezeichnen, sogar Catiena, jetzt wo sie wusste dass sie eine Verwandte von Octavius Macer war und keine Konkurentin.


    Die übrigen fünf Männer aus der Runde hatten sich erhoben als die kräftige Frau ihren Kumpel gepackt und anschließend in ihre Richtung geschuppst hatte. Gerade als sie Catienus zu Hilfe kommen wollten, baute sich noch ein stämmiger Kerl neben dem Weibsbild auf. Catienus rappelte sich auf und deutete noch eine Verbeugung in Richtung des Geburtstagkindes an und drehte sich grinsen zu seinen Freunden um. Gröhlend nahmen diese ihren ‚Held’ in die Mitte und tranken ihre Krüge leer.


    Als die Kussattake über Serrana hereingebrochen war, hatte sich Septima erhoben. „Ihr Götter! Serrana! Ist alles in Ordnung?“ erkundigte sie sich besorgt und blickte ihrer Freundin in die vor Schreck geweiteten Augen. Sie reichte Serrana eine Hand, um ihr das Aufstehen von Priscas Schoss zu erleichtern. „Komm, setzt dich erstmal und trink einen Schluck… Wein.“ schlug Septima vor und reichte der Freundin irgendeinen Becher. „Unverschämter Kerl! Was fällt dem bloss ein.“ schimpfte sie derweil und warf einen verstohlenen Blick zu der Gruppe von jungen Männern. „Er war nicht nicht mal einer der Hübscheren.“ entschlüpfte Septima ein Kommentar und sie schaute Serrana entschuldigend an. „Ähm… bestimmt so ne blöde Wette… oder so.“ versuchte sie zu retten, was noch zu retten war.


    Mit einem Winken versuchte Septima ihren Sklaven auf sich aufmerksam zu machen. Sie flüsterte ihm leise zu. „Bestell Mulsum für uns alle. Auf den Schreck brauchen wir etwas vernünftiges.“ befahl sie ihrem Leibwächter.


    Frija


    Frija war so sehr in ihre Gedanken um Marei vertieft, dass sie die Frage der jungen Herrin völlig überhört hatte. Nie im Traum hätte die Germanin damit gerechnet, dass auch nur einer der Herrschaften sich an sie wenden könnte, oder ihre Gegenwart als störend wahrnehmen könnte. Obwohl sie gerade mal seit ein paar Jahren in der Sklaverei gefangen war, hatte sich Frija schneller in ihr Schicksal gefügt, als ihr Mann Baldemar dies getan hatte, wenn er es überhaupt jemals tun würde. Häufig sprachen sie von der Heimat, im hohen Norden, dort wo es richtige Winter gab und sie ihn Lehmhütten gelebt hatten, die im Sommer schön kühl und im Winter immer muckelig warm waren.


    Auch in der letzten aela war keine Marei zu finden und Frija seufzte leise. Narcissa und Avianus hatten sich gesetzt und die Sklavin konnte ein paar Worte des leisen Gesprächs zwischen den beiden aufschnappen. Von verstorbenen Vätern war die Rede, von Verlust und Verrat und… Rache? Irgendwie kamen Frija bei diesen Worten ganz andere Bilder in den Sinn, von den Kämpfen zwischen Marsern und Römern, der Gefangennahme und Versklavung. Ob ihr Vater inzwischen auch verstorben war?


    Zum Glück wurde die Germanin von ihren trüben Gedanken abgelenkt, als die von ihr gesuchte Person plötzlich neben ihr stand. Wieder hatte Frija nichts mitbekommen, nicht was die beiden auf der Bank gesprochen hatten, noch das Marei durchs Atrium zu ihr gekommen war. Den Blick von der Vergangenheit wieder auf das Hier und Jetzt gerichtet, schaute Frija lächlend zu Marei herunter. Ihre Hand glitt sanft über das länger werdende Haar der Kleinen, wo sie abruppt inne hielt und vor Marei in die Hocke ging. „Kind, was ist denn geschehn?“ erkundigte sich Frija mit sorgenvoller Stimme und zog Marei zu sich in die Arme um dem Kind Wärme und Geborgenheit zu schenken. Hatte sie ihr Unterbewusstsein doch nicht im Stich gelassen, dass etwas mit Marei nicht gestimmt hatte.


    Sim-Off:

    Bitte entschuldigt das ich so lange gebraucht habe... Viel zu viele offene Threads... Narcissa und Avianus, bitte ignoriert die Sklaven einfach erstmal.


    Sim-Off:

    Mist... mist... mist... Falscher Chara X(



    [Blockierte Grafik: http://1.1.1.1/bmi/www.imperium-romanum.info/images/sigs/ir-servus.png]
    Sklavin - Tiberia Septima

    Wie nicht anders zu erwarten, wich ihr Furianus schon wieder bei der Frage nach dem Alter von Pferden im allgemeinen aus. Vielleicht sollte sie es für heute aufgeben sein wahres Alter zu erfahren und den Tag einfach nur genießen? Das schien ein guter Plan zu sein und somit fragte Septima nicht weiter nach. Das Thema Pferdezucht war jedoch interessanter. „Vielleicht siehst du eines Tages auch eine Freundin in mir?“ fragte sie keck und mit einem Schmunzeln nach. Wenn diese Tiere so etwas besonderes waren, dann könnte sie vielleicht tatsächlich ein Pferd aus der flavischen Zucht gut gebrauchen.


    Sie gingen langsam, aber in freudiger Erwartung zurück zum Haus, wo das Balneum bereits vorgeheitzt war und sie den Flavier zum ersten mal unbekleidet zu Gesicht bekam. Septima kam nicht umhin, anerkennend ihren Blick auf ihm ruhen zu lassen, während sie elegant zu ihm ins Wasser glitt, um mit ihren Händen zu erforschen, was sie zuvor mit den Augen gesehen hatte. Es blieb nicht aus, dass ihre Haare beim Bad nass wurden und Septima hatte auch keinerlei Lust, sich in irgend einer Art und Weise zurück zu halten. Sie würde einfach so lange bleiben, bis ihre Haare getrocknet und erneut elegant hochgesteckt werden konnten. Gewiss würden sie in der Zwischenzeit eine Beschäftigung finden, die nichts mit Wasser zu tun hatte.


    Als sie sich am späten Nachmittag verabschiedeten, gab Septima das Versprechen, dass dies nicht der einzige Besuch in der Villa Flavia suburbana bleiben würde. Zum einen recht ermattet, zum anderen aber auch durchaus glücklich, trat sie die Heimreise an. Von einem schlechten Gewissen war weit und breit keine Spur.