An sich war es nicht gern gesehen, dass sich ein Gast vor Beendigung der Cena vom Platz erhob, aber Septima hatte noch etwas Dringendes zu erledigen. Somit hatte sich sich von ihrem Mann und den Zwillingen verabschiedet, um sich zu erst zu der Casa Germanica und danach zur Casa Quintilia bringen zu lassen.
Es war ein mehr als merkwürdiges Gefühl, so ganz allein in die Casa zu gehen, ohne von jemand erwartet zu werden und dann auch noch das cubiculum der Brautleute Sedulus und Serrana zu betreten. Ganz alleine war die junge Frau nicht, allerdings erachtete sie den ganzen Sklavenanhang nicht als erwähnenswert.
Das Zimmer war ordentlich und sauber, ganz wie sie es von einem gut geführten Haushalt erwartete. Ein großes Bett, zwei Tischchen rechts und links davon und zwei Kleidertruhen, plus eine dritte, die etwas größer wie die zwei anderen waren. Neugierig ging Septima näher und lienste hinein. Oh, die Rüstung des Senators. Vorsichtig schloss sie den Deckel der Truhe wieder und schaute den Sklaven bei der Arbeit zu. Ein kräftiger Sklave trug die Kiste herein, die sämtliche Dekorationsgegenstände enthielt, die sich Septima für die Verschönerung dieses Zimmers, und der besonderen Nacht überlegt hatte. Ein weiterer Sklave kam mit einer Leiter unter dem Arm und zwei Sklavinnen begannen damit, die Kiste auszuräumen.
„Die weißen Stoffbahnen kommen über das Bett. Mittig unter der Decke befestigen und dann jeweils zu den Ecken des Bettes auslaufend.“ wiß sie die Männer an und schaute sich suchend um. Das Zimmer war insgesamt sehr spartanisch eingerichtet. Es fehlte eindeutig die weibliche Hand. ‚Na, das wird sich ab morgen gewiss ändern.’ dachte Septima still lächelnd und trat auf den Flur hinaus. Hier musste doch irgendwo ein Sklave des Hauses herum laufen. „Hey du!“ rief sie hinter einem durchschnittlich gebauten Sklaven mit kurzen dunklen Haaren hinterher. Sie wartete bis der Angesprochene näher kam und gab ihm dann den Auftrag. „Schaffe mir einen kleinen Tisch, ungefähr so hoch und zwei bequeme Korbsessel herbei. Wenn es so etwas nicht in diesem Haus geben sollte, dann schickst du Leute zum Markt und lässt es kaufen. Und jetzt beeil dich, ich hab nicht ewig Zeit!“ Teutus nickte und verschwand in den Gängen der Casa.
Septima trat zurück ins Ehegemach und schüttelte kurz den Kopf. Hätte sie auch nur eine Ahnung gehabt, dass das Zimmer so schlicht eingerichtet wäre, dann hätte sie eine ganze Kohorte mitgebracht um alles nach ihren Wünschen zu gestalten. Alleine diese Wand, gegenüber dem Bett, die von einem Landschaftsbild mit Bäumen und wilden Tieren beherrscht wurde. Wie sollte Serrana unter den Blicken des Rehs überhaupt richtige Lust empfinden. ‚Vielleicht sollte ich mein Geschenk für die beiden selbst behalten und ihnen lieber ein neues Wandgemälde schenken?’ Septima selbst hatte sehr erotische Zeichnungen in ihrem Cubiculum in der Villa Tibera gehabt. Ihr Blick ging unter die Decke. ‚Oh ja, auch eine schöne Fläche für sich räkelnde und windende Körper.’ Sie schmunzelte und betrachtete anschließend die mitgebrachten und ausgepackten Utensilien.
Die zwei von ihr mitgebrachten Sklaven machten sich daran, nach den Anweisungen ihrer Herrin die weißen Stoffbahnen unter der Decke zu befestigen. Anschließend rückten die Sklavinnen die Stoffe so zu Recht, dass ein hoher und nicht hinderlicher Baldachin über dem Bett entstand und die Liebenden den Eindruck eines gemütlichen Nestes bekommen sollten. „So, und jetzt noch die Blütenblätter darauf verteilen.“ ordnete Septima an und schaute zu, wie die bunten Blätter von roten Rosen, gelben Chrysanthemen und blauen Orchideen auf den Stoffen verteilt wurden. Als eine Sklavin auch Blätter auf das Bett unterhalb der Stoffbahnen werfen wollte, gebot Septima laut Einhalt. „HALT! Dort nicht!“ Sie selbst empfand es als störend, auf Blütenblättern zu schlafen, am nächsten Morgen zu erwachen und überall am Körper bunten Blütenblätter kleben zu haben.
Auf jedes Tischchen neben dem Bett kam eine silberne Schale mit Wasser, in der die gleichen Blüten schwammen, dessen Blätter sie gerade verteilt hatten. Jeweils zwei rote Rosen, eine gelbe Chrysantheme und zwei blaue Orchideen. „Füllt die Glaskaraffen mit Wasser und stellt jeweils eine rechts und links zu den Schalen, sowie auf jeder Seite zwei Becher.“ gab sie weitere Anweisungen und schaute zur Tür des cubiculums. „Wo bleibt denn dieser nichtsnutzige Sklave?“ murrmelte sie halblaut vor sich hin.
Dann endlich erschien der Leibsklave von Sedulus und mit ihm ein weiterer Sklave, der den gewünschten Tisch trug, während der Germane die zwei Korbsessel in das Zimmer brachte. „Hier Herrin.“ Teutus verstand nicht ganz was diese Frau mit den Sachen vor hatte, denn spätestens morgen würde all der überflüssige Kram wieder aus dem Zimmer verschwunden sein, schließlich kannte er seinen Herrn. Woher der Sklave die von ihr gewünschten Gegenstände besorgt hatte, interessierte Septima nicht weiter. Wenn er Geld wollte, weil er sie auf dem Markt erstanden hatte, dann müßte er schon seinen Mund aufmachen.
Nun waren es nur noch wenige Handgriffe, bis Septima mit dem Zustand des Brautzimmers zu frieden war. Eine silberne Schale mit Obst, sowie ein weiterer Glaskrug mit Wein und zwei Kelchförmige Gläser standen auf dem neu hinzugekommenen Tisch und über die Korbsessel waren dunkelrote Tücher geworfen. Auf dem einen Sessel lag eine schlichte, beige Tunika und eine hellrosane Palla, zusammen mit einem hellbraunen Gürtel und silbernen Fibeln für die Schultern. Auf dem anderen Sessel lag fein säuberlich zusammen gelegt, eine ultramarineblaue Tunika, dazu ein schwarzer Gürtel und am Saum der Tunika waren silberne, geometrische Stickereien.
Ein paar wenige Öllämpchen, an strategisch guten Punkten platzier, sollten den Raum später in angenehmes Licht tauchen, ohne im Geruch zu aufdringlich zu werden. Von der Tür aus betrachtete Septima ihr Werk, das mit allem drum und dran ihr Geschenk an die Brautleute war und lächelte zu frieden. „Hey du!“ beorderte Septima den germanischen Sklaven erneut zu sich. „Du wirst ein Auge darauf haben, dass die Lichter rechtzeitg entzündet werden. Sobald ich mich mit dem Brautpaar auf den Weg hier her mache, hast du die Öllampen an zu machen. Verstanden?!“ Septima wartete noch das bestätigende Nicken ab, ehe sie sich umwandt und mit samt ihren Sklaven und der nun halb leeren Truhe die Casa Germanica verließ.