Beiträge von Tiberia Septima

    Zu dem nicht gerade feinfühligen Verhalten des Aeliers gesellte sich eine weitere Person. Der praefectus urbi erschien ebenfalls auf der Feier und stürmte sofort auf die Brautpaare zu und störte somit das zweite Opfer für Sedulus und Serrana. Wütend schaute Septima den glatzköpfigen Mann an und schnaufte genervt. Das konnte noch heiter werden. "Hoffentlich stört gleich keiner meinen Auftritt." murmelte sie leise vor sich hin, denn lange konnte es nicht mehr dauern, bis sie als Pronuba die Hände der beiden Paare ineinander legen würde.

    Sie sollten ihre Aktivitäten begrenzen. Ihr Blick ging etwas ungläubig zwischen Mattiacus und Ursus hin und her. Konnte etwas, was so viel Freude bereitet überhaupt schlecht sein? Na gut, wenn der Medicus dieser Ansicht war, dann würden sie sich wohl oder übel fügen müssen.
    Ursus trat zu ihr ans Bett und streckte seine Hand nach der ihren aus. Septima erwiderte die liebevolle Geste und war gerührt über die Fürsorge ihres Mannes. Wegen der umständlich gewählten Worte, dauerte es auch bei ihr einen Moment, bis sie begriffen hatte, was der Decimier ihnen beiden gerade mitgeteilt hatte. „Ein Kind...“ widerholte Septima flüsternd und ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Noch bevor sie irgend etwas denken oder sagen konnte, fühlte sie sich von Ursus in den Arm genommen und gedrückt. Sie hatte die Erwartung an ihre Ehe schneller erfüllt, als sie gedacht hatte und ein leises „Urghhs...“ zeigte Ursus, dass er etwas kräftig zudrückte. „Würdest du mich bitte nicht erdrücken.“ merkte Septima amüsiert über die Ungestümtheit ihres Mannes an und schob ihn ein Stückchen von sich.


    Obwohl dieser Verdacht schon in ihrem Unterbewusstsein geschlummert hatte, konnte sie es nicht ganz glauben. Von daher fragte auch sie noch einmal beim Medicus nach. „Und da besteht wirklich kein Zweifel? Woran...“ An sich wollte sie nachfragen, woran Mattiacus es festgestellt hatte, aber dann verwarf sie die Frage wieder. Viel wichtiger war, wie es nun weiter gehen würde. „Heißt das, ich brauche nun eine Hebamme und sie erklärt mir wie alles weiter geht? Ich meine... Ich weiß doch gar nicht was jetzt passiert!“ Die erste Freude wich nun der Ungewissheit. Wie hatte sie sich jetzt zu verhalten, wo sie schwanger war und ein neues Leben in sich trug? Durfte sie überhaupt noch all ihren Tätigkeiten nachgehen, oder gefährdete sie damit das Leben des Ungeborenen? Mußte sie jetzt in den Anfängen noch vorsichtiger sein, oder erst gegen Mitte der Schwangerschaft? Gab es irgend etwas was sie nicht essen durfte? Fragen, jede Menge Fragen. Septima schauten erst Ursus strahlend und dann Mattiacus zweifelnd an. Ihre Hand tastete nach der von Titus.

    Aufmerksam hörte Septima dem Medicus zu. Ihre Säfte waren im Ungleichgewicht? Schonen sollte sie sich, etwas mehr ausruhen und ordentlich essen. Aber was war an ihrer Ernährung falsch? Obst zum Frühstück, manchmal ein wenig Puls und über den Tag verteilt die ein oder andere Kleinigkeit. Das erschien ihr nicht zu wenig, da sie keiner schwer körperlichen Arbeit nach ging, sondern meist hier in der Villa war oder kleine Spaziergänge zu ihren Freundinnen oder den Mercatus Urbis unternahm. Doch sie nickte und nahm sich fest vor, die Anweisungen des Decimiers ernst zu nehmen, um das Gleichgewicht ihrer Säfte wieder in Einklang mit ihrem Körper zu bringen.


    Seine Frage am Schluss überraschte sie ein wenig. Septima rutschte auf dem Bett nach oben, zum Kopfteil, und warf einen fragenden Blick zu Titus. Ein Lächeln erschien, als er dem Medicus erklärte, sie würden ein sehr aktives Eheleben führen. „Fast jeden Tag.“ fügte die Tiberia noch wahrheitsgemäß hinzu und schaute Mattiacus neugierig an. Ihr ging die gleiche Frage durch den Kopf wie Ursus, nur dass sie sie auch ohne umschweife stellte. „Ist das zu viel?“

    Obwohl Durus ihr versicherte, dass alles in Ordnung mit ihm sei, lagen ihre Augen munsternd auf dem Familienoberhaupt. Irrte sie sich oder waren seine schwarzen Haare von mehr Grau durchzogen als noch vor seinem Aufenthalt in Baiae? Die Frage nach seiner Frau brauchte Septima nicht mehr zu stellen, denn nach ihr hatte sich bereits Aulus erkundigt. ‚Wieso eigentlich? Nur aus reiner Höflichkeit, oder weil er vielleicht Interesse an ihr hatte?’ fragte sich Septima und musterte ebenfalls kurz ihren Cousin. ‚Ob er noch einmal dieses Miststück von Lupa in der letzten Zeit besucht hat?’ Deutlich standen ihr noch die Bilder von ihrem letzten Besuch hier in der Villa vor Augen, als sie Aulus mit dieser dreisten Lupa in Durus’ Officium erwischt hatte.


    Da kam ihr die Anwesenheit von Alba sehr zu passe. „Herzlich willkommen in Rom.“ begrüsste Septima die junge Frau herzlich und warf ihr ein warmes Lächeln zu. „Seit wann bist du schon hier?“ setzte sie noch interessiert hinzu, hörte jedoch mit einem Ohr bei Durus und Aulus zu und konnte sich ein innerliches, fieses Grinsen nicht verkneifen. Hatte Aulus die Klienten von Durus überhaupt einmal empfangen? So viel Septima noch wusste, war Ahala ein außerordentlicher Langschläfer. „Komm und setz dich zu uns.“ forderte sie Alba auf und ein beflissener Sklave brachte sogleich einen weiteren Korbsessel heran.

    Es war nur eine winzige Regung, welche Septima meinte an Celerina wahr nehmen zu können, als der Name Phraates gefallen war, doch genau so gut hätte sie sich dies einbilden können. Celerina war viel zu gut darin, ihre wahren Gefühle zu verbergen, erst recht jetzt, wo sie mitten auf dem Sklavenmarkt standen und alle Welt sie sehen konnten.


    Da die Zwillinge zu ihnen stießen, ließ Septima das Thema vorerst ruhen, nahm sich aber vor, die Flavierin zu einem späteren Zeitpunkt erneut auf den Parther anzusprechen. Was mochte da bloss vorgefallen sein, dass Phraates eine solch harte Strafe verdient hatte?


    Über die unterschiedlichen Gespräch hatte Septima völlig das kleine Mädchen vor sich vergessen, welches frech auf ihre Frage, mit wem sie hier sei geantwortet hatte: Alleine. Doch als sie vor sich blickte, war da keine Marei mehr. So schnell wie sie aufgetaucht war, war das Mädchen auch schon wieder verschwunden und mit ihr Baldemar und Brix. „Also das…“ gerade als Septima anfing zu schimpfen, tauchten zumindest zwei der betroffenen Personen wieder auf. Baldemar und Marei.


    „Komm mal her, junge Sklavin!“ befahl Septima in hartem Ton. „Wer hat dir erlaubt alleine auf den Markt zu gehen?“ fragte sie weiter und stemmte dabei die Hände in die Hüften. So musste die junge Tiberia viel eindrucksvoller und agerssiver auf das Kind wirken, was genau ihre Absicht war. „Ich dulde es nicht, dass du alleine und ohne eine Aufgabe etwas zu besorgen auf dem Markt herum läufst.“ Septima hatte ihre Stimme gesenkt, musste ja nicht jeder mitbekommen, dass sie ein ungezogenes Sklavenkind hatte, welches einfach tat wo nach ihm der Sinn stand. Was sollte sie nun mit dem Kind bloss machen? Sie waren vier Frauen und wenn sie nun einen der Leibwächter mit dem Kind nach Hause schickte, könnte es mit der Sicherheit der Damen etwas gefährlich werden. Und Marei alleine gehen lassen? Nein, auch keine gute Idee, denn wer konnte ihr garantieren, dass sie auch wirklich nach Hause ging? „Du wirst uns begleiten.“ Entschied Septima und schaute Marei eindringlich an. „Und lass dir ja nicht einfallen, einfach so wieder zu verschwinden.“ Drohend schwenkte Septima ihren Zeigefinger vor dem Gesicht des Kindes. Ein kurzer Blick hinauf zu Baldemar, damit er weiterhin ein Auge auf Marei haben würde und die Sache war für sie erledigt.


    „Wo waren wir gerade in unserem Gespräch?“ wand sich die Tiberia wieder an die übrigen drei Damen und schenkte diesen ein Lächeln. Ganz gewiss wollte sie sich nicht die gute Laune von einem ungehorsamen Sklavenkind vertreiben lassen. „Ach ja, die Floralia. Ich könnte auch noch das ein oder andere gebrauchen.“


    Der Sklave war gekauft, wurde verschnürt und sie streiften alle gemeinsam noch eine weile über den Markt, kauften dieses und jenes – unter anderem erstand Septima auch ein Kleidchen mit passendem Kopftuch für Marei – und machten sich anschließend in ihren Sänften auf den Rückweg zur Villa Aurelia.

    Wäre Septima über das Aussehen des Medicus nicht so erstaunt gewesen, hätte sie gewiß daran gedacht, ihren Mann aus dem Zimmer zu bitten, doch so ließ sie die Untersuchung über sich ergehen und verfolgte jeden Handgriff des Decimus mit Argusaugen. „Nein, dies war das erste mal das mir schwindelig und schwarz vor Augen geworden ist.“ antwortete sie wahrheitsgemäß und fügte noch hinzu. „Allerdings verspürte ich schon das ein oder andere Mal ein solches Ziehen in den letzten Tagen. Titus hatte schon Befürchtungen, es könnte ein Schmerz hier, in der Seite sein, aber dem ist nicht.“ erklärte und zeigte sie die Stelle, wo der noch nicht bekannte Blinddarm saß.


    „Im Moment fühle ich mich wieder ganz gut.“ Septima schaute Mattiacus aus ihren großen, braunen Augen bittend an. „Gewiss war es nichts weiter und ich bin schon wieder völlig gesund, oder?“ Das kleine Wörtchen ‚Oder’ spiegelte all ihre Sorge wieder, dass womöglich doch nicht alles in Ordnung war, wie sie sich und allen Anwesenden gerade versuchte einzureden. Da blieb ihr wohl kaum etwas anderes übrig, als das Ergebnis des Medicus abzuwarten und seinem Urteil zu vertrauen.

    Ich danke euch allen recht herzlich für die lieben Glückwünsche.


    DAAAAANNNKKKEEEEEE !!! :D


    Es ist aber auch echt schön in diesem Forum. (Kompliment an die SL ;) )

    Septima löste sich ein wenig aus der Umarmung ihres Mannes, so dass sie besser die anwesenden Gäste in Augenschein nehmen konnte. In ihrer unmittelbaren Nähe konnte sie den Octavier nicht entdecken, dafür allerdings Iunia Axilla, die gerade Merula um den Hals fiel. Das Lächeln, welches gerade noch gezeigt hatte, dass sie sich über die Anwesenheit von Axilla freute, wich aus Septimas Gesicht, als Aelius Archias hinter der Iunia erschien und die drei sich ungeniert unterhielten.

    Zwei Stunden? Das gab ihr kaum genug Zeit einen ordentlichen Brief zu verfassen, aber für eine kurze Nachricht würde es alle mal reichen.


    "Dann geh nun in die Culina und ich lasse dir vor deiner Abreise einen Brief in die Casa Octavia bringen, welchen du deinem Herrn mit nach Mantua nehmen wirst." Eine kurze Geste mit der Hand folgte, somit war der Sklave entlassen und Septima konnte sich endlich dem Brief in ihren Händen widmen.

    Ursus ging selbst und öffnete die Tür. Septima drehte ihren Kopf und erblickte einen groß gewachsenen, gutaussehenden Mann in der Uniform der cohortes urbanae. Sein Mantel wehte, als er zielstrebig zu ihrem Bett kam und sofort ihre Hand ergriff. Sein Auftreten imponierte ihr und seine Jugend erschreckte sie. Zumindest sah er jungendlich aus. Nach einem kurzen Räuspern, um ihre Stimme wieder zu finden, erwiderte Septima. „Tiberia. Wir haben sine manu geheiratet.“ Ihre Augen studierten die harmonischen Gesichtszüge des Medicus und sie sah... blaue Augen. Für einen winzigen Moment sah Septima IHN vor sich und ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Dann erinnerte sie sich daran, weshalb sie hier auf dem Bett lag und der Decimer bei ihr war.


    „Was... mir fehlt? Also... vorhin... im Hortus... da überkam mich ein Schwindelgefühl. Dem voraus ging ein beständiger Schmerz in der Bauchgegend. Hier so.“ Zunächst stockend, dann immer flüssiger berichtete Septima und deutete auf die Stelle, wo noch immer ein leichtes Ziehen zu spüren war. Ihre Augen folgten dem Arzt und ein leichtes Zittern ging durch ihren Körper.

    Missbilligend schaute Septima den Sklaven an. Dieser hatte ihre Frage nicht so beantwortet, wie sie es gerne gehabt hätte. „Also wirst du wann nach Mantua zurück reiten?“ hakte sie noch mal nach und drehte die Schriftrolle ungeduldig in der Hand. Wenn ihr der Sklave doch nur genug Zeit ließe, so dass sie in Ruhe den Brief lesen und eine Antwort hierauf verfassen konnte. Doch das ginge nicht in einer Stunde.

    Am Forum angekommen, stellten sie sich vor der Rostra auf, um der nun folgenden Rede zu Ehren Vitamalcus zu folgen. Danach würde der Trauerzug weiter marschieren.
    Septima warf Ursus einen kurzen Blick, so wie ein kleines Lächeln als Zeichen ‚Es geht mir gut.’ damit er sich keine Sorgen um sie machte. Immerhin hatte sie den Verstorbenen noch nicht einmal gekannt, obwohl ihr die Trauer von Arvinia schon sehr nahe ging.

    Dann war es soweit. Der Leichenzug setzte sich in Bewegung und Septima reihte sich zusammen mit Ursus in die Reihe der Angehörigen ein. Am liebsten wäre sie direkt neben Durus gegangen, denn dieser hatte noch immer mit seinem nicht ganz verheilten Bein zu kämpfen. Doch wie hätte das ausgesehen, wenn der ehemalige Consul sich von seiner Nichte stützen ließe. Nein, das konnte sie ihm nicht antun. Hinter Arvinia und Celsus folgten somit Septima und Ursus dem Leichenzug zum Forum Romanum.

    Es zog nur noch ein ganz wenig in ihrer Bauchgegend, so dass Septima sich unweigerlich fragte, ob sie zu früh nach dem Medicus hatte schicken lassen. Doch irgendwie hatte sie ein ungutes Gefühl und wollte lieber Klarheit über ihren Gesundheitszustand haben, als dass sie die Interessen eines Tribuns der Urbaner berücksichtigen würde.


    Was war das? Lachte Ursus sie etwa aus? Die Mundwinkle ihres verheißungsvollen, roten Mundes zogen sich leicht nach unten, bevor sich ihrer beider Lippen berührten und Septima den Kuss ihres Mannes genussvoll erwiderte. Ihre Hand glitt in seinen Nacken, um ihn bei sich zu halten, als es an der Tür klopfte und Cimon davon sprach, dass der Medicus hier war. Sofort kamen die Zweifel, ob es wirklich wieder gut ging erneut hoch, so das Septima seufzend den inzwischen leidenschaftlichen Kuss beendete und ihren Mann anblickte. „Er soll herein kommen.“ sprach sie leise zu Ursus, lies die Hand in seinem Nacken sinken und legte sich wieder gerade auf den Rücken, bereit für eine wie auch immer geartete Untersuchung des Medicus.

    Germanicus Aculeo wollte also doch noch etwas in Rom bleiben. Septima hatte schon das Gefühl gehabt, dass sie ihn von seiner Rückreise abhalten würde, doch nun schmeichelte es ihr, zu denken, dass er seinen Aufenthalt in der wundervollen Stadt ihr zu liebe verlängern würde. „Da werden sich die Germanicer aber freuen…“ stellte Septima lächelnd fest, wollte noch etwas hinzu fügen, wurde dann jedoch von Narcissas Frage unterbrochen.


    Sofort blickte sich Septima um. Wo ein Zwilling war, war der andere meist nicht weit entfernt, doch sie konnte weit und breit keine indetische Person zu dem ihr Gegenüber erkennen. „Salve… Aurelia.“ Begrüsste Septima die junge Frau recht allgemein, da sie nicht genau wusste, ob sie nun Flora oder Narcissa vor sich hatte. „Ehm, ja… dieser wundervolle Frühlingstag hat Germanicus Aculeo und mich aus dem Gebäude der Schola gelockt.“ Septima versuchte nicht all zu verlegen drein zu schauen, denn mit einem fast wildfremden Mann bei einem Spaziergang von einem Familienmitglied überrascht zu werden, gehörte nicht zu ihren liebsten Beschäftigungen. „Und du?“ stellte Septima geschickt die Gegenfrage und schaute auf den Stand hinter Narcissa.


    Das sie die junge Frau dem Germanicer nicht vorgestellte hatte zwei Gründe. Zum einen wusste sie nicht um welche von den zwei Mädels es sich handelte und zweitens sollte sich doch der Mann zuerst vorstellen. Dass sich die beiden schon kannte, wusste Septima nicht.

    Septima war gerade auf dem Weg in den Hortus, als sie aus dem Augenwinkel heraus den Nubier erblickte. Ganz wie es ihre Art war, wolte sie einfach nur an ihm vorbei gehen, ohne ihn weiter zu registrierten, wobei sie dieses merkwürdige Gebinde vor seiner Brust schon neugierig machte. Als sie direkt neben Cimon war, nahm sie die Schnurrgeräusche wahr und hielt einen Moment inne. Fragend schaute sie zu dem großen Nubier auf und anschließend wieder auf seine Tragevorrichtung. War es das, was sie glaubte das es ist?

    Ganz offensichtlich war Celerina auch nicht die Vertraute von Corvinus, sonst hätte sie nicht nachgefragt, ob er ihr, Septima, irgend etwas erzählt hätte. „Nein, er ist nicht mit der Sprache heraus gerückt. Ich glaube er ist ein Mann, der alles mit sich selbst aus macht. Nun gut, mehr wie mich anbieten kann ich nicht.“ stellte Septima leicht resigniert fest, ohne zu merken, dass ihre Worte durchaus auch anders gedeutet werden könnten. „Tja, wenn du nicht seine Bezugsperson bist und auch nicht Ursus, wer in diesem Haushalt kommt dann noch in Frage? Ich versteh sowieso nicht, weshalb die Männer der Meinung sind, sie könnten alles alleine und wir Frauen seien nur schmückendes Beiwerk für sie. Vielleicht solltest du zu ihm gehen und versuchen mit ihm zu reden? Ich mein, das etwas zwischen euch vorgefallen ist, dass ist nicht von der Hand zu weisen, und wenn weder er noch du mit jemand anderem darüber reden wollt, dann müsst ihr das unter euch aus machen. Wenn du allerdings Unterstützung brauchst, dann bitte Celerina, scheu dich nicht sie dir zu holen.“ bot sich Septima erneut als Stütze an. Sicherlich war sie jung. Jünger als Celerina auf jeden Fall, aber sie wollte aus tiefstem Herzen helfen. Nicht um irgend welchen Tratsch verbreiten zu können, sondern weil sie es nicht mit ansehen konnte, wie zwei Menschen litten. Wenn sie doch nur wüßte was zwischen Corvinus und Celerina vorgefallen war...


    Dann erklangen Worte, die Septima das Gefühl gaben, hier genau das Richtige zu machen und sie strahlte Celerina an. „Ich versuche zu tun, was in meinen Möglichkeiten liegt. Und wenn wir in den nächsten Tagen zum Tempel gehen sollten, dann solltest du auch etwas essen, meine Liebe.“ Auffordernd deutete Septima wieder auf den Honigkuchen. „Und bitte deine Sklavin Luft in dieses Cubiculum zu lassen. Ich werde dann heute Abend wieder zu dir kommen, dann können wir uns weiter unterhalten, ja?“ schlug Septima vor, da Celerina ihren Vorschlag eines gemeinsamen Mahls auf dem Zimmer angenommen hatte und erhob sich. Ihre Mission war gut verlaufen und vielleicht, wenn Celerina Zeit gehabt hatte um sich die Worte von Septima noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, würde sie heute Abend mehr erfahren und womöglich auch mehr helfen können. Doch der erste Schritt war getan und Septima verließ mit einem guten Gefühl das Cubiculum der Flavia.

    Einen Moment lang verfolgte Septima noch das Gespräch zwischen Aculeo und seinem kleinen Bruder Pius, ehe die Kinder davon stoben um bei der folgenden Opferung mehr sehen zu können. Zwei Gedanken gingen ihr dabei durch den Kopf. Zum einen, dass sie sich durchaus vorstellen konnte, ebenfalls das Bett mit dem älteren Germanicer zu teilen, als auch, dass sie neidisch war über das unbefangene Verhalten der Kinder, welche hier frei herum liefen und einfach so Leute ansprechen konnten, ohne dass ihnen ständig ein Schlag in den Nacken oder ermahnende Worte folgten.


    Da nun das Opfer an stand, schwieg Septima aus Ehrfurcht vor den Priestern, sowie der Götter und führte die Unterhaltung mit Aculeo nicht weiter fort. Sie würden später gewiss noch Zeit finden, sich weiter zu unterhalten. Als dem Lamm die Kehle durchgeschnitten wurde, wand sie sich angewidert ab und bemerkte Ursus neben sich, der seinen Arm um sie legt. Sie schaute zu ihm hoch, in seine warmen, braunen Augen und nahm seine Nähe mit einem dankbaren Lächeln an. Septima verlagerte ihr Gewicht ein wenig, so dass sie sich an Ursus schmiegen konnte, legte den Kopf an seine Schulter und genoss einfach, dass er für sie da war, ihr Wärme und Geborgenheit gab. Dabei strich sie sich kurz unauffällig mit der Hand über den Bauch und lächelte. So schlimm wie sie befürchtet hatte, war ihre eigene Ehe nicht geworden. Langsam fing sie an das zu verstehen, was Purgitius Macer zu dem Thema Ehe und Liebe bei ihrer ersten Naumachie gesagt hatte. 'So eine Ehe besteht ja auch nicht nur aus Liebe...' hatte er damals zu ihr gesagt als sie sich nach dem Zustandekommen seiner Ehe mit Albina erkundigt hatte. Wie wahr, wie wahr. Inzwischen wußte Septima, dass es noch mehr als Liebe gab, die zwei Menschen miteinander verbanden. Verständnis, Nähe, Sicherheit und Geborgenheit waren ein paar der Vorzüge, die sie aus ihrer Ehe mit Ursus ziehen konnte. Wenn jetzt noch Liebe hinzu käme, dann wären sie das perfekte Paar.


    Leise seufzte Septima, denn bei dem Wort Liebe drängte sich ein anderer Mann in ihrem Geist in den Vordergrund. Ob er heute auch hier war? Immerhin ist Octavius Macer gut mit Calvena befreundet und soweit sich Septima erinnen konnte, war Germanicus Sedulus der Patron von Macer. Sie hob den Kopf. Die Opferung des ersten Lammes war noch nicht beendet. Gerade wurden die Eingeweide inspiziert, was die junge Tiberia dazu verleitete, erneut ihren Blick abzuwenden und nach ihrem heimlichen Liebsten Ausschau zu halten.

    Sie betraten den Stall und sofort schlug Septima der typische Geruch nach Pferd, Heu und Schweiß entgegen. Ihre Nase kräuselte sich ein wenig, ehe sie sich an die Mischung aus Gerüchen gewöhnt hatte. Vorsichtig setzte sie einen Fuss vor den anderen, wich den Sklaven und Arbeitern aus, um auch ja niemanden zu behindern oder gar von dem jenigen beschmutzt zu werden. War das wirklich ihre Idee gewesen, Ursus bei der Arbeit mit der Factio zu helfen? Na ja, jetzt war sie hier, jetzt musste sie auch durch.


    „Sind die Felder außerhalb von Rom zu uneben, als dass die Fahrer mit ihren Gespannen dort trainieren könnten?“ Septima hielt ihren Vorschlag für eine gute Idee. „Wie soll ein Fahrer gut werden, wenn er nicht richtig trainieren kann?“ hakte sie noch nach und bekam im Anschluss ebenfalls zwei heftig miteinander redende Stimmen mit. "Titus? Wie alt werden Pferde eigentlich?" fragte sie völlig aus dem Zusammenhang gerissen.