Beiträge von Tiberia Septima

    Septima mußte lächeln, als Serrana so zweifelnd an sich herab schaute. „Wer weiß, vielleicht solltest du mehr essen und nicht nur mit dem Essen herumspielen, dann werden auch deine Rundungen mehr?“ Die war ein Versuch, die Unterhaltung ein wenig auzulockern, denn Serrana machte auf Septima noch immer einen recht verschüchterten Eindruck. Dabei war doch gar nichts dabei, über die Verbindung zwischen Mann und Frau zu reden. Ob die Männer das auch taten? Tauschten sie sich über ihre Frauen, oder über den letzten Besuch in einem Lupanar aus, um heraus zu finden, welche der Damen wohl die bessere sei?


    Serrana schien wirklich überhaupt gar keine Ahnung zu haben, was es für Septima nicht leichter machte. „Mhm... gruselig ist es nicht, nein, aber ich denke wir könnten ein Anschauungsobjekt gebrauchen?“ Kurz blickte sich die Tiberia um, ob ein männlicher Sklaven in der Nähe war.

    In eine schlichte, hellbaue Palla gekleidet, die Haare wie immer kunstvoll hochgesteckt und mit kleinen, silbernen Blumen im Haar – als Zugeständnis an den Frühling – betrat Septima gut gelaunt das Triclinium und schritt elegant auf ihre Freundin mit den kräftig rotbraunen Haaren zu. „Calliphana! Wie ich mich freue dich wieder zu sehen!“ begrüsste sie die Furia offen und ehrlich ohne dabei übertrieben überschwänglich zu sein und nahm Calli sanft in den Arm. Küsschen rechts, Küsschen links. Inzwischen hatte sich Septima an diese Art der Begrüssung ihrer Freundinnen gewöhnt und fand es viel persönlicher, als ein schlichtes 'Salve'.


    Der zweite Blick von Septima ging über den kleinen Tisch zwischen den Klinen. Zwei Teller standen schon bereit, obwohl Septima es ein wenig bezweifelte, dass sie viel Zeit zum Essen finden würden. Ob Calli bedrückt war? Nein, so einen Eindruck machte sie nicht. Ach was solls. Butter bei die Fische. „Du hast in deinem Brief etwas angedeutet...“ Sie lächelte ihre Freundin an. „Komm, setzten wir uns und du schüttest mir mal dein Herz aus.“ forderte sie Calliphana auf.

    Der Brief von Ihrer Freundin Calliphana hatte Septima neugierig gemacht und selbstverständlich erschien sie am verabredeten Tag vor der Porta der Casa Furia, um ihrer Freundin bei was auch immer bei zu stehen und ihre Neugier zu befriedigen.


    Baldemar klopfte kräftig an die Porta und Septima ließ sich kurz darauf von einem furischen Sklaven zum Triclinium führen.

    Sehr zu Septimas Leidwesen hatte sie einen Tag vor dem großen Wagenrennen eine schlimme Erkältung erwischt, die sie ans Bett fesselte. Da Corvinus der Ausrichter dieses Rennen war und Ursus der Principes hatte sie die ganze Familie fort geschickt, in so weit sie sie schicken konnte und lag nun in ihrem Cubiculum um sich gesund zu schlafen.

    Als die Olive in hohem Bogen den Tisch verließ und irgendwo im Hortus in Deckung ging, mußte sich Septima arg zusammen reißen, um nicht zu lachen. Die Situation war für sie, die inzwischen viel Erfahrung auf dem Gebiet des Coitus gesammelt hatte, eine völlig harmlose, doch für Serrana ging es um ihre erste Begegnung mit dem männlichen Geschlecht. Vorsichtig fuhr Septima mit ihrer Hand über die von Serrana, die sich eine neue Olive zum beruhigen ihrer Nerven genommen hatte.


    „Davon bin ich fest überzeugt, dass du noch absolut unangetastet bist. Mach dir keine Sorgen wegen der Nacht, Serrana.“ Der durchaus neidische Blick der Freundin war ihr nicht entgangen. „Ich entspreche nicht dem römischen Ideal. Dafür... mhm... habe ich eindeutig zu viel Busen. Du dagegen entsprichst dem Ebenbild einer Statue, wie sie gewiss auch hier im Hortus stehen. DAS ist es was Männer wollen. Ich habe Glück, dass mein Mann über meinen 'Makel' hinweg sieht, aber ich bin mir sicher, dass viele Männer lieber eine Frau mit kleiner Brust mögen, weil sie eben dem Ideal besser entsprechen.“ Septima nahm ihre Hand von Serranas und ließ sie weiter mit der Olive spielen. „Worauf ich dich wohl eher vorbereiten sollte ist, wenn dein Gemahl nackt vor dir steht.“ Kurz zwinkerte sie ihrer Freundin zu. „Hast du dir schon mal die Wandbilder in der Stadt genauer angeschaut? Dort wird häufiger die Pracht der Männer in etwas überzogener Größe dargestellt, aber der Größenunterschied zum ruhigen Zustand ist schon beachtlich. Ist dir jemals ein Mann im erregten Zustand begegnet?“ Nun ging es wirklich in die Tiefe, aber Septima hatte das Gefühl, dass sie Serrana sonst ins offene Messer rennen ließ.

    | Caius


    Nachdem Caius verstanden hatte zum wem das Mädchen vor der Tür wollte, bat er sie rein und brachte sie ins Atrium. „Ähm... das Zeugs da, dass lass mal lieber hier an der Porta stehen.“ gab er ihr den guten Rat ihr Gepäck in der Nähe des Eingangs zu lasen. Anschließend ließ er sie allein im Atrium. „Ich lass nach Domina Arvinia schicken.“ Und schon war der große Mann weg.

    Bei Ursus Worten fühlte sich Septima ertappt, aber sagen würde sie ihm trotzdem nichts. „Ich kann es dir nicht erklären. Tut mir wirklich leid, ich wollte dich nicht erschrecken und...“ ihre Hand ging ein wenig tiefer „... darum tut es mir auch leid.“ Sie lächelte ihn zerknirscht an. Ihre Heulattacke war ein ziemlicher Stimmungskiller für seine Männlichkeit gewesen.


    „Aber jetzt ist alles wieder gut.“ versicherte sie ihm und stützte sich wieder leicht auf seiner Brust ab. „Sag mal, muß ich dir jetzt tatsächlich versichern, dass du mehr als gut warst? Wenn das dein erstes mal war, dann freu ich mich schon auf die nächsten male.“ grinste sie frech und schmiegte sich wieder an ihn. „Wie kann ich wieder gut machen, was ich vorhin zu nichte gemacht habe?“ Dabei strich sie Ursus mit den Fingerspitzen über den Bauch, umkreiste seinen Bauchnabel und ging anschließend an wenig tiefer, ohne ihn direkt zu berühren. Septima wußte, dass sie ihm für das, was er ihr geschenkt hatte, etwas schuldig war.

    „Oh ja, das würde mich sehr freuen.“ Stimmte sie Ursus’ Vorschlag, sie mit Quarto näher bekannt zu machen, erfreut zu. „Vielleicht können wir ein paar wichtige Männer mit ihren Frauen einmal zu einer Cena einladen? Immerhin muß ich mich als Gastgeberin noch behaupten.“ schlug sie weiter vor und lächelte Ursus frech an. Vergessen war der unerfreuliche Besuch von Archias und ihr Gemahl hatte sogar noch eine Überraschung für seine Frau.


    „Sag mal, warst du überhaupt bei einer Senatssitzung, oder bist du einfach nur ein wenig durch die Straßen Roms gelaufen und hast die Marktstände leer gekauft?“ scherzte sie und nahm das Geschenk von ihm entgegen. Vorsichtig öffnete sie das Päckchen und zum Vorschein kam ein fein gearbeitetes Armband. Überrascht schaute Septima vom Schmuck zu Ursus und wieder zurück. „Aber wiso… Ich meine, womit hab ich mir das verdient?“ Zwar trug sie lieber Armreifen an Stelle von einem so fein gearbeiteten Armband, aber die Schönheit und Qualität der Arbeit war dem Stück durchaus anzusehen. Sie war es nicht gewohnt, aus heiterem Himmel ein Geschenk zu bekommen. „Magst du es mir anlegen?“ fragte sie mit leicht belegter Stimme ihren Gemahl. Septima zog die drei Armreifen von ihrem linken Handgelenk und hielt diese einfach nur in Richtung des Sklaven, damit der Arm frei war für das hübsche neue Schmuckstück.

    Während sie über den Hof gingen, war Ursus so freundlich, vorhandenen Pferdeäpfeln auszuweichen, doch das hielt Septima nicht davon ab, angewidert die Nase zu rümpfen. „Wieso können die Sklaven das da…“ sie deutete mit der Hand auf den Unrat am Boden „… nicht weg machen? Gehört das zu einem Rennstall dazu? Dann überlege ich mir die Mithilfe noch mal.“ Wenn sie hier ab und an mit Ursus erscheinen wollte, dann hatte sie keine Lust ständig auf den Boden starren zu müssen, damit sie mit ihren feinen Schuhen nicht in irgendeine Ausscheidung eines der Pferde treten würde.


    „Sind das nicht ein bisschen wenig Teilnehmer für ein Rennen?“ hakte Septima nach und ging dabei vorsichig weiter neben ihrem Mann her.

    Ach her je, da hatte sich Septima selbst ins Abseits befördert. Eine Kline war nur für drei Personen gedacht und nicht für vier, wie sie es jetzt waren. Ursus lag in der Mitte der Kline, Reatinus rechts von ihm und Macer links. Somit setzte sich Septima - wie es von sehr altmodischen Moralpredigern verlangt würde - sittsam auf den äußerten linken Rand der Kline, direkt neben Octavius Macer. ‚Das sollte unauffällig genug sein.’ lächelte sie in sich hinein und lauschte der Unterhaltung zwischen Ursus und Macer.


    Über die Geschichten von Ursus war Septima ebenso neugierig mehr zu erfahren, wie über die politischen Absichten ihres liebsten, Macer. Zwar gefiel ihr nicht ganz, wie der Octavier die Führung über die Prima aus der Hand gab, aber vielleicht war das Militär einfach nicht sein Ding. Er hatte ihr gegenüber schon geäußert, dass er am liebsten im Senat sitzten würde und diese sein oberstes Ziel war. Somit war das Militärtribunat nur ein Schritt auf seinem weiteren Weg nach oben. Und gerade jetzt bat Macer ihren Gemahl um seine Unterstützung für die Wahl zum nächsten Amt. Begeistert plapperte Septima bei der Unterhaltung der Männer dazwischen. „Aber selbstverständlich kannst du Octavius bei seiner Wahl unterstützen, oder Titus? Er ist ein Freund von mir und verdient alle mal, dass ihm der Senat den Weg zum nächsten Schritt auf der Kariereleiter ebnet.“ Lächelnd blickte Septima zwischen den Männern umher.


    Artorius, was ist mir dir? Zieht es dich nicht in den Senat?“ erkundigte sie sich bei Reatinus nach dessen Ambitionen.


    Derweil wurde das Essen aufgetragen und da Septima, im Gegensatz zu ihren sonstigen Essgewohnheiten, heute Heißhunger auf gekochte Eier verspürte, ließ sie sich gleich vier halbe Eier mit den unteschiedlichen Soßen geben und verspeiste diese sehr schell. Mhm… das war lecker!

    Aus Ursus Stimme hörte Septima echte Sorge um sich heraus und es tat ihr unendlich leid, dass sie ihrem Mann Kummer bereitete. Gerne hätte sie ihm nun versichert, dass alles in bester Ordnung sei, aber inzwischen konnte sie nicht mehr leugnen, dass mit ihr etwas nicht stimmte. „Ich… ja, ich hätte gern das ein Medicus kommt. Wer… Nach wem würdest du schicken lassen?“ wollte Septima noch wissen, ehe ihr Gemahl einen Mann an ihre Seite holen würde, dem sie sich nicht anvertrauen wollte. Den Medicus des Hauses Aurelier hatte sie noch nicht kennen gelernt, hatte es auch bisher, den Göttern sei Dank, noch keinen Grund für gegeben, einen Medicus zu konsultieren.

    Ihr konnte nichts geschehn? Hoffentlich. Ursus gab ihr den Halt, den sie in diesem Moment so sehr brauchte und alleine dafür war sie ihm unendlich dankbar.


    „Du und mir weh getan? Nein!“ Wiederholte sie erschrocken seine Worte und wieder sprach ihm heftig. „Du hast nichts falsch gemacht. Es war wirklich wunder schön und trotzdem musste ich hinterher weinen. Ich… weiß doch selbst nicht wieso. Vielleicht… wusste die Anspannung in mir einfach keinen anderen Weg?“ Konnte das sein? Konnte die Vereinigung zwischen Mann und Frau so schön sein, dass sich mit der Erlösung zusammen alle Gefühle auf einmal entluden und sie somit zum weinen brachte? Einmal in ihrem Leben hatte Septima so sehr lachen müssen, dass sie auch da in Tränen aufgelöst weiter gelacht hatte. Bedeutete dies, dass Tränen nicht immer ein Zeichen für Trauer waren?


    „Hast du jemals so sehr lachen müssen, dass dir vor lauter Lachen die Tränen kamen?“ erkundigte sie sich nun bei ihrem Mann und kuschelte sich seitlich liegend wieder in seine Armbeuge. Im Moment brauchte Septima nur die Nähe eines Menschen. Eines Menschen der sie liebte… Ob Ursus sie liebte? Ob sie ihn fragen sollte? Neugierig musterte sie sein Gesicht, versuchte zu erraten was er wohl für sie empfinden mochte. Liebte sie ihn? Septima horchte in sich hinein, betrachtete dabei Ursus’ energisches Kinn, seine schön geschwungenen Augenbrauen, die schmalen Lippen und schließlich die braunen Augen. Bei seinen Augen angekommen stellte sie enttäuscht fest, dass diese nicht blau waren und sein Mund anders lächelte als der von Macer. Nein, sie liebte einen anderen Mann, einen Mann den sie nicht heiraten durfte, dem sie niemals als Ehefrau zur Seite stehen würde. Doch was war es, was sie für Ursus empfand? Irgend etwas war da, wenn auch nicht dieses heftig prickelnde und brennende Gefühl wie bei Macer, so war da trotz dem eine kleine Flamme, die still und leise für ihren Gemahl brannte.

    Die ganze Welt war merkwürdig und mit einem Mal trat Ursus in Septimas Blickfeld. Sein Gesichtsausdruck war alles andere als freundlich und erst jetzt begriff sie, dass sie mehr oder weniger auf dem Boden lag, in den Armen von… Cimon!? Was machte der denn noch hier? Hatte sie ihn nicht schon vor einer Ewigkeit weg geschickt?


    Ursus beugte sich zu ihr herunter und nahm sie auf seine starken Arme. Septima protestierte leise. „Hey! Ich kann alleine laufen.“ Doch ganz sicher war sie sich nicht. Und wieso schaute Ursus so grimmig drein und sprach kein Wort mit ihr? Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und ließ sich Richtung Haus tragen. Auf dem Weg dort hin, zog es schon wieder in ihrem Magen, worauf hin sich Septima kurz anspannte und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Oder war es gar nicht der Magen, sondern etwas tiefer? Aber wieso sollte es sie dort schmerzen, wenn sie doch nicht ihre Tage hatte? Besser sie würde einen Medicus um Rat fragen.

    Mit ihrer Heulerei machte sie den ganzen Moment für Ursus und sich kaputt, aber Septima verstand selbst nicht, wieso so dermaßen überreagierte. Obwohl sie sich eben noch von Ursus abgewandt hatte, wand sie sich ihm nun wieder zu, mit verquollenen Augen, aus denen noch immer Tränen über ihr Gesicht kullerten, hob sie ihre Arme und zog Ursus einfach an sich, wollte von ihm gehalten werden, Sicherheit spüren. „Halt… *schnüff* … mich… *schnüff*… einfach nur…“ Ihr Körper drängte sich an ihn, nicht aus Lust, sondern aus der Sehnsucht nach Geborgenheit heraus und weitere Schluchzer ließen ihren Leib erzittern. Das Leben kam ihr so ungerecht vor!


    Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich langsam beruhigte und das hecktische nach Luft schnappen einem tiefen, gleichmäßigen Atemrhythmus wich. Erst da lockerte Septima ihren Klammergriff um Ursus und brachte gerade mal so viel Abstand zwischen sich und ihn, dass sie sich mit der Hand die Tränen fort wischen konnte. Leise begann sie zu sprechen und schaute Ursus dabei verlegen an. „Es tut mir leid… Ich weiß selbst nicht was gerade über mich gekommen ist. Es war nicht deine Schuld… glaube ich. Was du getan hast war wunderschön und… ich danke dir dafür.“ Es war ihr unmöglich ihm zu erzählen was noch alles zu diesem Gefühlstaumel beigetragen hatte, so dass Septima hoffte, Ursus würde sich mit dieser Antwort zu frieden geben.

    Ohne große Umwege übergab ihr der Sklave ein Stück Pergament von Octavius Macer. Septima schaute auf den Brief und nahm ihn, äußerlich ruhig, entgegen. „Danke. Ein Sklave wird dich in die Culina bringen, dort kannst du dich stärken und ausruhen. Hat dein Herr dich veranlasst wieder zurück nach Mantua zu reiten? Gleich heute noch, oder eerst morgen?“ erkundigte sich Septima bei dem Sklaven.

    Sehr zu Septima Glück hatte der Sklave ihre Anweisung zu Verschwinden nicht gänzlich befolgt, so dass starke Arme ihren Fall bremsten und sie vor einer unschönen Kollision mit dem steinigen Weg beschützten. Ganz schwach ging ihr Atem und ihr Geist brauchte ein paar Sekunden, wenn nicht sogar ein, zwei Minuten, um wieder an die Oberfläche gedrängt zu werden. Hart gesprochene Worte, die sie noch nicht begriff, verleiteten Septima dazu, mit flackernden Lidern wieder die Augen zu öffnen, nur um sie direkt danach wieder gegen die helle Sonne zusammen zu kneifen. Sie begriff zunächst gar nicht, warum ihr die Sonne direkt ins Gesicht fiel und wer sie gerade in den Armen hielt. Ein unsicheres leises „Was…?“ gefolgt von einem leisen Stöhnen, ausgelöst von den Krämpfen in ihrer Magengegend, waren zunächst die ersten Bekundungen ihres wach seins von ihr.

    „Gut, dann werde ich alles weitere dir überlassen.“ Sollte eine der auf dem Empfang anwesenden Damen sie nach dem Grund für den unschönen Vorfall zwischen Archias und dem Duccier fragen, so müsste Septima halt wahrheitsgemäß antworten und sagen, dass sie es nicht wusste. „Ist Aelius Quarto eigentlich verheiratet? Ich habe ihn bisher nur auf zwei Veranstaltungen getroffen und nicht sonderlich viel mit ihm geredet?“ Im Grunde wusste Septima nichts über den älteren Aelier, doch war dies eine gute Gelegenheit, diesen Umstand zu ändern.


    Interessiert beobachtete sie, wie Cimon an Ursus heran trat und ihm ein kleines Päckchen oder Säckchen übergab. Ihre Neugier war angestachelt und sie schaute Ursus fragend an. „Was ist das?“ Das es ein Geschenk von ihrem Mann für sie sein könnte, lag außerhalb von Septimas Vorstellungskraft. Sie verstand sich gut mit Ursus, allerdings hatten sie sich gegenseitig noch keine Geschenke gemacht und Septima erwartete dergleichen einfach nicht. Geschenke waren etwas für Verliebte.

    Septima achtete nicht weiter auf den Sklaven, sondern wollte ihre Runde durch den Hortus weiter fort setzen. Sie tat einen Schritt und noch einen zweiten, ehe das flaue Gefühl in ihrem Magen zu einem Krampfen wurde und sie sich stöhnend, mit vor dem Bauch gehaltenen Händen vorbeugte. Was war das? Ihre Monatsblutung konnte es nicht sein, wobei… wann hatte sie diese zuletzt gehabt? Es war keine Zeit den Gedanken zu ende zu denken, denn noch wusste Septima den nervigen Sklaven hinter sich und richtete sich somit, nach dem der kurze Schmerz nachließ, schnell wieder auf, was wiederum ein Fehler war, denn nun war mit einem Mal alles vor ihren Augen dunkel. Sie stand einen winzigen Moment mit weit aufgerissenen Augen da, ehe ihr Bewusstsein zu fliehen schien und ihre Beine einfach unter ihr nach gaben.

    Ihre Hände krampften sich in das Laken vom Bett, als Ursus nicht aufhörte sie zu verwöhnen, ehe sie nicht den Gipfel erreicht hatte. Laut und lustvoll gab sie ihren Gefühlen Ausdruck und ihr Körper zuckte, als endlich der erlösende Moment in einer riesigen Welle über sie hinwegschwappte. Keuchend und zitternd lag sie da, völlig überwältig von dem Moment und Tränen traten in ihre Augen, drückten sich hinaus und ein Schluchzen folgte. Es könnte alles so schön sein, wenn sie diesen, ihren Mann, so lieben könnte, wie sie es für Octavius Macer empfand. Mit einer ungeahnten Heftigkeit schlug bei ihr das schlechte Gewissen zu und unweigerlich fragte sich Septima, ob sie überhaupt normal war. ‚Oh Iuno, wieso ausgerechnet ich? Wieso nur musste ich mich in den falschen Mann verlieben! Wieso zieht es mich in die Arme eines anderen Mannes? Wieso gebe ich mich dieser Wolllust ungehindert hin? Wieso bin ich so, wie ich bin?’


    Die Erleichterung nach dem Höhepunkt, gemischt mit Frucht vor der Entdeckung, ob ihrer lustvollen Vereinigungen mit dem Flavier, zusammen mit der brennenden Liebe in ihrem Herzen für einen anderen Mann, versuchte sich Septima von Ursus abzuwenden, schluchzte und weinte und ließ all ihre augestauten Gefühle in diesem einen Moment hinaus.

    Es kam, wie es kommen musste. Noch während Ursus und sie mit sich selbst beschäftigt waren, ging die Tür zum Officium auf und sie bekamen ungewollt Zuschauer, welche Septima erst bemerkte, als Ursus sich von ihr löste und ihre Tunika über ihre Schenkel zog. Lansam erhob sie sich aus der liegenden Position und schaute zu den beiden Eindringlingen hinüber, sagte aber nichts. Sie rutschte vom Schreibtsich und fuhr sich kurz mit der Hand über die Haare. Ja, doch, schien alles noch in Ordnung zu sein. „Salvete ihr zwei.“ begrüsste sie die Zwillinge und gab Ursus noch kurz einen Kuss auf die Lippen. „Soll ich lieber gehen?“ fragte sie ihn leise, wobei sie sich nicht vorstellen konnte, was es geben könnte, bei dem die Blümchen sich an ihren Gemahl wenden sollten, was nicht auch ihr Bruder Orestes für die Zwillinge erledigen konnte.


    Das leichte Chaos auf und um den Schreibtisch, welches Ursus und Septima veransteltet hatten, interessierte die Tiberia nicht. Dafür gab es Sklaven, die das wieder aufräumen konnten.