Beiträge von Tiberia Septima

    Septima war sich nicht sicher, ob sie Archias die Entschuldigung abnehmen sollte, oder nicht. Wahrscheinlich kannte sie ihn dafür einfach zu wenig. „Wie gut kennst du Quarto? Vielleicht sollte man ihn auf das schlechte Benehmen seines Verwandten hinweisen? Immerhin waren viele hohe Leute auf unserem Empfang anwesend. Wenn er uns wenigstens einen trifftigen Grund für sein Handeln gesagt hätte, dann könnte ich unter den Frauen für das Widerherstellen seines Rufes sorgen, aber so.“ Unwillig schüttelte Septima ihre Locken.


    „Wie das Gespräch begann? Nun wir hatten noch gar nicht lange hier gesessen, als du bereits hinzu gekommen bist. Lediglich das er sich für sein Benehmen auf dem Hochzeitsempfang entschuldigen wollte, hatte Aelius Zeit gehabt vor zu bringen. Keine weitere Erklärung, nichts.“ Fast schon hilflos schaute Septima ihre Mann an.

    Aulus ließ sich ebenso wenig durch ihre Anwesenheit, falls er überhaupt bemerkt hatte das seine Cousin anwesend war, aufhalten wie die Lupa und die beiden machten einfach vor Septimas Augen weiter. Die Verzückung, welche ihm wohl die Frau auf seiner Hüfte bereitete, zeigte Aulus deutlich und gab ihr lautstark Ausdruck. Obwohl sie sich selbst zum Gehen ermahnte, konnte Septima nicht aufhören, die beiden bis zum Schluß zu beobachten.


    Der kurze Moment Ruhe, in dem sich die beiden Hauptakteurer dieser ganz privaten Vorführung von ihren Anstrengungen erholten, brauchte Septima um ihre eigene, innere Ruhe wieder zu finden. Sie atmete ein paar mal leise, tief ein und aus, schloss kurz die Augen und wollte sich gereade zum gehen abwenden, als Aulus sie ansprach und Septima verbal wieder an das Regal genagelt stehen blieb. Verlegen spielten ihre Hände vor ihrem Schoss miteinander und sie schaute langsam wieder zu ihrem Cousin, der noch immer auf Durus Schreibtisch lag und die Lupa auf seinem Schoss hockte.


    Noch bevor sie zu einer dahergestotterten Antwort ansetzen konnte, mischte sich die Lupa ein und allein schon ihr Blick reichte aus, um Septimas Kampfgeist zu wecken, ganz egal wie absurt diese Situation auch sein mochte. Immerhin war Septima eine Patrizierin, eine Frau von hohem Stand die sich nicht so leicht unterkriegen ließ. Und… sie war verheiratet! Oh Moment… Seine Frau? Ein hintergründiges Lächeln schlich sich auf Septimas rote Lippen und ihre Gestalt straffte sich. Sie trat rigoros zwei Schritte vor und fixierte dabei mit ihren großen, brauen Augen die der Lupa. „Richtig erkannt, Miststück! Und jetzt runter von meinem Mann!“ Die Hände in die Hüften gestemmt stand Septima drohend neben dem Schreibtisch, bereit jeden Moment dieses Luder von ihrem Cousin herunter zu zerren. War es beim ersten mal ein zaghafter Versuch gewesen, würde sie es beim zweiten mal gewiss schaffen. Und danach würde sie diese Lupa aus dem Haus werfen lassen, damit sie anschließend Aulus einen Vortrag über Sitte und Anstand halten konnte. Sicher durften sich Männer mit Lupas abgeben, aber bitte schön in einem dafür gebauten Lupanar und nicht auf dem Schreibtisch des ehemaligen Consuls!

    Wie Ursus es ihr versprochen hatte, nahm er sie an diesem Tag mit zur Factio der Aurata um ihr den Rennstall zu zeigen. Ursus Hand nehmen, ließ sie sich aus der Sänfte helfen und schaute sich zunächst neugierig um. „Mhm, vielleicht gehen wir einfach einmal umher, dann kann ich mir ein Bild vom ganzen Rennstall machen und anschließend stellst du mir die Fahrer vor.“ schlug sie ihrem Gemahl vor und war bereit ihm überall hin zu folgen, solange sie nicht durch Pferdemist oder Matsch gehen mussten.


    „Veranstaltet Corvinus nicht demnächst ein Rennen? Wieviele deiner Fahrer werden mit ihren Gespannen daran teilnehmen?“ erkundigte sie sich fachfraulich bei Ursus während sie zu den Stallungen hinüber gingen, wo die Pferde untergebracht waren. Schnauben und ein kurzes Wiehern war zu hören und Stallsklaven waren dabei sich um die Tiere zu kümmern, sie zu pflegen oder ihnen Fressen zu geben. Septima war sich nicht sicher, ob sie tatsächlich die Stallungen sehen wollte, doch wenn sie der Aurata helfen wollte, dann sollte sie wohl auch die Pferde einmal gesehen haben und das ging nur im Stall, da Weidefläche innerhalb Roms nicht vorhanden war. Nur kurz dachte sie an ihre Begegnung mit Furianus zurück, wo er ihr ebenfalls ein paar seiner Tiere zeigen wollte. Auf seiner Villa suburbana gab es jede Menge Weidefläche und sie selbst hatte gar keine große Angst vor dem schwarzen Hengst gehabt, wie sie ursprünglich angenommen hatte. Also stellte sie sich mutig darauf ein, gleich mit Ursus den Stall zu betreten und von dem Duft der Pferde sowie dem frischen Stroh und Heu – hoffentlich waren die Boxen bereits frisch eingestreut worden – umfangen zu werden.

    Wenige Tage nach ihrer Hochzeit gingen Ursus und Septima, nun mehr als Ehepaar, erneut zur Eheregistratur. Bei diesem Besuch hatte Septima auch kein ungutes Gefühl mehr im Magen, denn die Ehe mit Ursus war bisher weit weniger schlimm, als sie es sich vorgestellt hatte. Vor der Tür des Officiums schenkte sie ihm sogar noch ein kurzes Lächeln ehe sie in das Büro des Scriba eintraten.


    „Salve.“ grüßte auch Septima den Beamten höflich und blieb neben ihrem Mann stehen.

    Der plötzliche Stoss von Anubis trieb Septima in die Arme ihres Geliebten und sie war ihm mehr als dankbar dafür, dass er sie sicher auffing. Seinen Scherz erwiderte sie mit einem eher erzwungenen Lächeln, denn sie schaute misstrauisch zu dem Hengst herüber, der sie soeben geschupst hatte. „Ich glaube ich habe genug aus der Nähe gesehen.“ konnte sie gerade noch erwidern, als sie für einen kurzen Moment seine weichen Lippen auf den ihren spürte. Sofort war da wieder diese Anspannung, Aufregung ob des verbotenen. Ein klein wenig folgte sie ihm noch mit dem Kopf, nach dem Furianus den kurzen Kuss beendet hatte und schaute ihn aus ihren großen, braunen Augen an. Ihre Lippen teilten sich zu einem ehrlichen Lächeln. „Oder vielleicht habe ich doch genug gesehen? Lass uns zurück gehe, werter Furianus.“ hauchte sie ihm leise zu und fuhr mit ihrer Hand in seine, die Finger zwischen seine Finger, eine leichte Liebkosung, die zusammen mit ihren Augen mehr versprach.


    Hand in Hand gingen sie den Weg zurück zum Haus. „Wieviele Tiere hast du zur Zeit auf deinem Gut?“ erkundigte sich Septima bei ihrem Gastgeber. „Und wie alt werden Pferde für gewöhnlich? Ich weiß so gut wie nichts über diese eleganten Tiere, außer das sie gute Zug-, Reit- und Sporttiere sind.“ Wobei ihr wieder einfiel, dass sie für Ursus versuchen sollte ein Gespann zu bekommen. „An wen verkaufst du deine Pferde? Oder am Ende gar nicht?“ Zärtlich glitten ihre Finge dabei immer wieder zwischen denen des Senators hin und her, strich sie ihm auch mal über die Handinnenfläche und ließ die Hände wieder ineinander gleiten.

    Erleichterung, gepaart mit einer Woge der Lust ging durch ihren Körper, als Ursus nicht im Traum daran dachte, ihre Vereinigung an diesem Punkt zu unterbrechen. Leise stöhnend und mit einem seeligen Lächeln sank sie wieder auf den Tisch und ergab sich seinen fordernden Bewegungen. Das dabei einer der Siegelstempel mit einem lauten 'plumps' zu Boden fiel und ein Stück weit rollte, nahm sie überhaupt nicht mehr wahr. Der Moment der Erlösung kam für sie beide immer näher und näher. Die kurze Unterbrechung durch die Zwillinge vor dem Officium hatte nichts zerstört, nur den Moment hinaus gezögert und beschehrte den Eheleuten gerade ein unvergessliches Mal.

    Hätte Cimon das Gesicht der Tiberia genauert studiert, hätte er durchaus ihre Blässe erkennen können, die ihr Gesicht nun zierte. Dankbar für den Halt, den Cimons Arm ihr gab, hielt sie sich an ihm fest und legte den Handrücken ihrer anderen Hand an die Stirn. Sein schnelles eingreifen hatte verhindert, dass ihre Beine unter ihr nachgaben. Nun konnte sie sich einen Moment zeit lassen, um die tanzenden Punkte vor ihren Augen und aus ihrem Geist zu verbannen. Nur langsam drangen die besorgten Worte des Sklaven an ihr Ohr, während sie sich wieder sammelte und seinen Arm los ließ. Zurück blieb ein leichter Abdruck ihrer Hand, da sie fester zugefasst hatte, als ihr selbst bewusst gewesen war.


    „Schon gut. Es ist alles in Ordnung.“ erwiderte sie mit fester Stimme auf die Frage des Sklaven. Nur das flaue Gefühl in ihrem Magen, welches sie schon den ganzen Tag leicht gespürt hatte, war etwas stärker geworden. ‚Tief durchatmen, dass hilft nicht nur bei Übelkeit.’ ermahnte sie sich selbst und versuchte dieses mal nicht die Augen zu schließen, damit der Schwindel nicht widerkehren konnte. Es funktionierte. Ein leichtes Lächlen war Zeugniss ihrer Zufriedenheit.


    „Was stehst du hier noch herum? Hast du nichts zu tun? Los, ab an deine Arbeit!“ fuhr sie Cimon im nächsten Moment an. Sie brauchte nichts, was er ihr bringen konnte und wollte einfach nur alleine sein, den schönen Tag genießen und dieses merkwürdige Gefühl in ihrer Magengegend vertreiben. „Geh! Ich will alleine sein.“ befahl sie ihm nicht mehr ganz so streng und unnachgiebig.

    Sichtlich empört schaute Septima dem Aelier hinterher als er das Atrium verließ. Mit fragendenm Ausdruck schaute sie zu Ursus. „Was war das denn für ein Benehmen?“ stellte sie mehr eine rhetorische Frage, denn das Archias sich hier nicht gerade von seiner besten und höflichsten Seite gezeigt hatte, war klar und deutlich zu erkennen gewesen. „Tzzz… so unmöglich war er auf dem Wagenrennen nicht gewesen. Meinst du er hat seine Entschuldigung ernst gemeint?“ erkundigte sie sich bei ihrem Mann nach dessen Meinung. Für Septima hatte das Gespräch zumindest normal begonnen, bei Ursus jedoch war der Aelier direkt sehr kurz angebunden gewesen.

    Im Gegensatz zu ihrem Schlafgemach hielt sich Septima im Officium ein wenig zurück, so dass sie der Vereinigung nicht ganz so lautstarkt beiwohnte, wie sonst. Die Nähe des Atrium machte sie tatsächlich ein wenig befangen, doch Titus schien Gefallen an ihrer Art der Ablenkung gefunden zu haben. Gerade im Moment der höchsten Lust, klopfte es an der Tür und Septimas Kopf schnellte von der Tischplatte nach oben und sie schaute ihren Gemahl an. Sollte die Person… oh, moment… die Personen doch draußen warten bis sie hier fertig waren. Vorsichtig, damit sie auch nichts vom Schreibtisch warf, was die Anwesenheit einer weiteren Person im officium bedeutet hätte, erhob sich Septima auf ihre Ellenbogen und forderte Ursus flüsternd auf. „Bitte… bitte hör nicht auf… nicht… jetzt!“ Hoffentlich hatte die Unterbrechung nicht alles zu nichte gemacht, was sie so liebevoll aufgebaut hatte.

    Tief atmete sie die warme Luft ein, um ein wenig mehr Entspannung in ihren Körper zu bekommen, dabei schloss Septima kurz die Augen und wand ihr Gesicht der Sonne entgegen. In diesem Moment, wo der Frühling endlich da war und die wärmenden Sonnenstrahlen die Natur wieder zum Leben erweckte, war es ihr herzlich egal, ob ihr Haut eine leicht dunklere Färbung annehmen würde, wenn sie länger in der Sonne verweilte. Überhaupt wollte sie den restlichen Tag einfach nur genießen.


    Erschrocken schlug sie die Augen auf, als plötzlich eine leise, tiefe Stimme in ihrer Nähe erklang und der Nubier sie fragte, ob er etwas bringen könnte. Die plötzliche Helligkeit, zusammen mit dem Schrecken über Cimons auftauchen ließen der jungen Frau dunkle Punkte vor den Augen tanzen und ihr Gleichgewichtssinn streikte, so dass sie Cimon ziemlich entgeistert anstarrte und Halt suchend eine Hand aussstreckte. Ihre Lippen formten sich zu einem O als ihr ein leises „Ohhh…“ entfleuchte.

    Seit ihrer Hochzeit waren schon einige Wochen ins Land gegangen und der Frühling war von Tag zu Tag mehr zu spüren gewesen. Die Luft wurde immer wärmer und die Vögel zwitscherten um die Wette. Im Hortus sproß bereits das erste Grün und einige wenige Blumen hatten ebenfalls ihre Köpfe aus den sauber gemachten Beeten gestreckt.


    Gemütlich schlenderte Septima über die angelegten Wege durch den Hortus. Sie hatte schon den halben Tag im Tablinum verbracht, weil sie an einer besonders feinen Stickerei arbeitete. Der leichte Wind im Hortus hätte ihr den dünnen Faden ständig davon getrieben, weshalb sie diese Arbeit lieber im windstillen Tablinum verrichtete. Doch nun empfand sie es an der Zeit, sich die Füsse zu vertreten und ein wenig die wärmenden Sonnenstrahlen zu genießen. So warm wie heute war es schon lange nicht mehr gewesen.


    Sim-Off:

    Reserviert! ;)

    Da Prisca nicht auf ihre Frage antwortete, welche der beiden Sänften sie nun nach Hause schicken sollten, blieben demnach bei hier. So konnte jede von ihnen gehen, wann ihr der Sinn danach stand. Das hatte auch etwas gutes an sich.


    Leicht ungehalten schüttelte Septima ihren Kopf, als sie Priscas alberne Antwort auf ihr Angebot von Saft und Wasser hörte. ‚Der Honigwein scheint ihr gut zu schmecken und wirken tut er auch schon.’ Dachte sie still bei sich, ließ der Freundin aber den Spaß und lächelte nur kurz. Anschließend goss sie sich selbst Saft und Wasser in den eigenen Becher.


    Die Information, dass Calvena in Macers Abwesenheit die Casa Octavia überwachte, erstaunte Septima schon. Sie warf ihrer Freundin prompt einen fragenden Blick zu, woraufhin diese auch brav erklärte. Wieder einmal seufzte die Tiberia innerlich. ‚Wie schön wäre es, wenn er MIR die Überwachung übertragen hätte. Vielleicht wäre sogar die Möglichkeit eines kurzen Besuches aus Mantua hier in Rom gewesen, genau an dem Tag, an dem ich gerade in seinem Haus weilte?’ Und schon verlor sie sich wieder in einem Tagtraum, in dem sie zusammen mit dem Mann ihres Herzen sein konnte, ohne dass sich jemand daran stören könnte.


    Die Träumerei sorgte dafür, dass Septima abgelenkt war und gar nicht mehr richtig zugehört hatte, was Calvena zum Vorteil reichte, konnte sie diese ob ihres Freundschaftsdienstes gar nicht böse anfahren. Mit einem Mal waren zwei weitere Gäste eingetroffen. Calliphana und Chaerea. Sie erzählten etwas von einem Geschenk vor der Tür der Taverne und Septima zog ihre Stirn fragend kraus. Kaum war Serrana davon geeilt, um sich das Geschenk anzuschauen, wand sich die Tiberia an die beiden Neuankömmlinge. „Was habt ihr denn für ein großes Geschenk mitgebracht?“ erkundigte sie sich freundlich und deutete auf den freien Platz am großen Tisch. Inzwischen waren nur noch wenige Plätze frei, was bedeutete, die Runde war langsam voll. Ob sie sich auch einen Honigwein wie Prisca bestellen sollte? Es war nicht gerade lustig sich vorzustellen, dass all ihre Freundinnen leicht betrunken waren, nur sie selbst nicht. Dabei hasste Septima den Zustand in den erhöhter Weingenuss die Menschen brachte.

    Eine Olive nach der anderen verschwand in Septimas Mund, während sie darauf wartete, was Serrana für Fragen an sie richten könnte. „Ich weiß schon?“ fragte sie mit einem möglichst unschuldigen Gesichtsausdruck zurück. „Meinst du etwa den Coitus?“ Nun konnte sie sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen und ignorierte vorerst die Schale mit den Oliven.


    „Du brauchst keine Angst davor zu haben, Serrana. Es ist das natürlichste und vielleicht auch schönste, was Mann und Frau teilen können.“ Gespannt wartete sie nun ab wie ihre Worte auf Serrana wirkten. Sie wollte ihre Freundin ganz gewiss nicht verschrecken und so lange war es noch nicht her, dass sie selbst Aelia Paulina wegen dieses Themas ausgequetscht hatte. Und Calvena war erst neulich bei ihr in der Villa Aurelia gewesen, um eben genau diese Frage beantwortet zu bekommen. Langsam bekam Septima den Verdacht, dass eine Pronuba genau dazu da war: Die Braut auf den Vollzug der Ehe vorzubereiten, damit sie nicht völlig unerfahren dem meist wesentlich erfahreneren Mann gebenüber stand. „Frag ruhig was du wissen willst, ich werde dir so gut ich kann antworten.“ ermutigte sie ihre Freundin.

    Es war ein gutes Gefühl, dass es in ihrer beiden Leben ein Ereignis gab, welches Calvena und Septima verband, selbst wenn es etwas so trauriges wie der Verlust der Mutter war. Manchmal fragte sich Septima, ob ihr bisheriges Leben anders verlaufen wäre, wenn ihre Mutter länger gelebt hätte. Diese Frage würde allerdings auf ewig unbeantwortet bleiben.


    Laevina? War das nicht die Großmutter von Serrana, die Schreckschraube, die ihre Enkelin immer und überall herumkomandieren musste? „Ich hoffe du kommst gut mit Laevina zu Recht. Ich habe von Serrana gehört, dass ihre Großmutter nicht gerade einfach im Umgang sein soll. Na ja, ich werde mir selbst ein Bild von ihr machen, wenn ich zu dir in die Casa komme, oder spätestens auf der Hochzeit selbst.“


    Obwohl es ein recht kurzer Besuch von Calvena gewesen war, hatten sie vieles besprochen und Septima freute sich tatsächlich darauf, bei den Feierlichkeiten mithelfen zu können. „Vale, meine liebe Calvena.“ verabschiedete sie sich mit warmen Worten von ihrer Freundin.

    | Caius


    "Häh... ? Ach so... Du willst also mit Domina Arvinia sprechen, richtig?“ hakte Caius zur Vorsicht noch mal nach. Ihre Geste war schon merkwürdig, doch noch merkwürdiger fand er, dass sie nicht redete. „Sag mal, hat deine Herrin dir die Zunge rausgeschnitten?“ platzte die Frage einfach aus ihm heraus, denn einen anderen Grund konnte er sich nicht vorstellen. „Na, dann komm erstmal rein. Ich schick jemanden die Herrin zu holen.“ Damit öffnete er die Tür weiter und ließ Tilla eintreten. Anschließend führte er sie ins Atrium und ließ nach Tiberia Arvinia schicken.

    Gewiss wollte Septima nicht unhöflich zu Archias sein, aber die ganze Situation war ihr unangenehm und sie hatte das Gefühl, dass es den Männern ähnlich ging. Deshalb fand sie es besser, wenn der Aelier alles gesagt hatte, was er in seiner Großmütigkeit bereit war preis zu geben, was nicht gerade mehr als die Entschuldigung an sich war, ihn gehen zu lassen und ihnen allen eine erzwungene Konversation über Belanglosigkeiten zu ersparen.


    Vielleicht hätte sich das Gespräch zwischen Archias und ihr auch anders entwickelt, wäre nicht Ursus so früh von seiner Senatssitzung wieder zu Hause gewesen. Doch so konnte sich Archias gleich bei Ursus mit entschuldigen, was ihm wohl nicht so recht über die Lippen kommen wollte. Doch Ursus verzieh dem Aelier ebenfalls, so dass an sich alles gesagt war.


    „Selbstverständlich wollen wir dich nicht aufhalten Aelius. Du hast vorgebracht, was dir auf dem Herzen lag und ich bin froh darüber, dass du den Weg zu uns gekommen bist. Es wäre schade, hätten wir uns beim nächsten Rennen aus dem Weg gehen müssen, nur weil dieser unschöne Zwischenfall auf dem Empfang uns gegenseitig entfremdet hat. Leider werde ich wohl beim nächsten Rennen in einem anderen Block sitzen und nicht mehr die Veneta anfeuern. Aber vielleicht bist du um diesen Umstand ganz froh?“ Es war eine lustige, erste Begegnung gewesen, die sie beide auf dem Wagenrennen im Circus Maximus hatten. Septima war sich sicher, dass es mit Archias niemals langweilig werden würde.

    Ausnahmsweise befand sich in diesem Moment Septima im Officium ihres Mannes, um ihn auf ihre ganz eigene Art und Weise von der Arbeit abzulenken. Cimon war kurzer hand von ihr aus dem Officium geschickt worden und Ursus fand seine Frau neben sich an den Schreibtisch lehnend wieder. Es bedurfte keiner Worte, bis sie ihm deutlich gemacht hatte, was sie von ihm wollte, die Unterlagen achtlos bei Seite geschoben wurden, damit Septima sich auf die Tischfläche setzen und Ursus sich vor sie stellen konnte.


    Gerade als Ursus seiner Pflicht als guter und willentlicher Ehemann, einen Nachkommen in den Schoß seiner Frau zu pflanzen, nachkam, klopfte es.

    Ursus schlug ihr allen ernstes vor, seiner morgendlichen Ertüchtigung nicht nur mit den Augen, sondern auch in Taten beizuwohnen. „Frag mich das noch mal, wenn ich gesehen habe, wie deine Übungen am Morgen ausschauen.“ wich sie ihm geschickt aus und lächelte charmant.
    Das der Maiordomus Brix hieß, war ihr natürlich schon wieder entfallen, genauso wie sie sich den Namen von Ursus Nubier einfach nicht merkte. Es waren doch nur Sklaven…

    Es war Septima unmöglich, zu erkennen, ob sich Seiana über ihren Vorschlag eines späteren Treffens nun wirklich freute oder nicht, so perfekt war die Decima im verbergen ihrer Gefühle. „Bisher hatte ich keinen Grund die Casa Decima zu besuchen, so dass ich freut, wenn wir uns dort treffen wollen.“ Sicher wäre das Treffen so für Seiana angenehmer. Septima rechnete es der Frau ihr gegenüber hoch an, dass sie schon wenige Tage nach dem Vorfall auf ihrem und Ursus Hochzeitsempfang vorbei kam, um sich zu entschuldigen, somit war es doch das geringste, wenn sie sich zu Casa Decima begab.


    Interssiert hörte Septima der Erklärung von Seiana zu, wie es dazu kam, dass sie nun eine Klientin von Corvinus war. Ihr Erstaunen über den Mut von Seiana, etwas Eigenes zu schaffen, stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Darf ich fragen, was du mit ‚Eigenes’ meinst? Hast du einen Betrieb, eine Zucht, oder was meintest du mit ‚selbst aufbauen’?“ Das klang in Septimas Ohren alles furchtbar aufregend und lag leider auch total außerhalb ihres Möglichkeitsbereiches. Patrizier durften keinen Geschäften nachgehen, nur Politik machen. Und auch nur die Männer.