Beiträge von Tiberia Septima

    Ein Vermutung formte sich in ihrem Kopf, und es war gar nicht mal so abwegig. Wie oft holten sich Männer eine Sklavin ins Bett? Und das dies durchaus Folgen haben konnte, war Natur bedingt. Doch wieso sollte es Corvinus tangieren, mit einer Sklavin zusammen ein Balg zu haben? Er konnte so ein Kind unmöglich annehmen und er hatte Celerina, eine Frau im durchaus gebärfähigen Alter. „War das Kind von Siv ein Junge oder ein Mädchen?“ fragte Septima unvermittelt nach. „Und woher willst du wissen, dass es nicht vielleicht doch zu übergriffen unter den Sklaven kommt?“ Septima hatte noch nicht so ganz verstanden, wie dieser Haushalt geführt wurde. Die Aurelier hatten noch mehr Sklaven, als es in der Villa Tiberia gab, was wohl auch an der Anzahl der Familienmitglieder lag.


    „Ich würde dich gerne etwas fragen.“ leitete Septima ihre nächste Frage an Ursus vorsichtig ein und setzte sich nun neben ihm im Bett auf, um ihn besser anschauen zu können. „Es ist eine sehr persönliche Frage.“ fuhr sie fort und schaute kurz verunsichert neben ihn und strich mit der Hand über ihr Kopfkissen. Einmal tief einatmen und sie hatte genügend Mut gesammelt, um mehr über die Umgangsweise von patrizischen Männern zu erfahren. „Hast du viel Erfahrung an Hand von Sklavinnen gesammelt?“ Ihn direkt zu fragen, mit wie vielen Frauen, seien es nun Sklavinnen, Römerinnen oder Lupas gewesen, traute sie sich nicht, schaute allerdings nun neugierig in Ursus Gesicht. Gewiss hätte es bessere Momente gegeben, um ihn danach zu fragen, aber nun war es heraus. Abwesend fuhr sie beständig mit ihrer Hand über das leicht zerknüllte Bettlaken.

    Als Furianus mit einem Lachen auf ihre Bedenken bezüglich eines Bades und ihrer anschließend vielleicht nassen Haare reagierte, konnte sie nicht anders, als ihn empört anzuschauen. Hatte er etwa nicht selbst daran gedacht? Ahhh... gewiss nicht. Männer hatten kurze Haare, die trockneten innerhalb von wenigen Minuten, im Gegensatz zu den langen Haaren einer Frau, die stundenlang gekämmt werden mußten, bis sie endlich zur gänze getrocknet waren und anschließend ondoliert wurden, was ebenfalls viel Zeit in Anspruch nahm. Sicherlich eine Prozedur, derer die Männer nicht viel Beachtung schenkten, hauptsache ihre Frau sah, wenn sie ihr Cubiculum verließ, ansprechend, wenn nicht sogar hübsch oder gar perfekt aus. Leicht genervt schüttelte Septima den Kopf, über seine Vorstellung eines kleingeistigen Mannes an ihrer Seite. Gut, sie war gerade mal ein paar Wochen mit Ursus verheiratet, aber als Kleingeistig würde sie ihn nicht bezeichnen. „Ich schlage vor, wir geben einfach Acht und lassen meine Haare nicht nass werden. Einen Sklaven für etwas auspeitschen zu lassen, was er nicht getan hat, finde ich nicht gerecht.“ erwiderte Septima freundlich und glaubte selbst nicht daran, dass sie es schaffen würden, ihre Haare nicht nass werden zu lassen. Zwei nackte Körper, in einem Becken voll warmen Wassers... Das konnte einfach nicht gut gehen. Aber noch war der Tag recht jung und selbst wenn ihr ein Missgeschick passieren sollte, bliebe noch genügend Zeit, um die Haare zu trocknen und der Flavier müßte mit dem natürlichen Anblick ihrer Schönheit vorlieb nehmen.


    Der Senator legte keinen Wert darauf, seine Toga richten zu lassen, was Septima durchaus erstaunte. Hatte sie doch den vor ihr stehenden Mann bereits als überkorrekten Patrizier, der sehr auf Äußeres bedacht war, abgestempelt und mußte nun ihr vorgefastes Bild von ihm anpassen. Ob sie noch mehr an ihm entdecken würde, worüber sie sich nach den wenigen Treffen mit ihm ein Bild gemacht hatte, und dieses revidieren müsste? Neugierig und gespannt folgte sie Furianus zu den Stallungen. Seine Hand war angenehm warm und es tat auch gut, ein paar Schritte zu gehen, so dass Septima ein wenig der erotischen Spannung zwischen ihnen ablegen und zur Ruhe kommen konnte.


    Bei den Stallungen angekommen, sah sie den Sklaven, der sie bereits in der Stadt abgeholt und den Weg zu Villa gewiesen hatte, mit einigen Tieren am Zügel heraus treten und die stolzen Tiere auf den umzäuten Platz führen. Mit einem galanten Lächeln ließ sie der Flavier vor dem Zaun stehen und ging zu den Tieren. Dem schwarzen Hengst widmete er sich mit besonderer Hingabe, zumindest erschien es ihr so, ehe er sie zu sich bat. Septima hatte sich derweil mit beiden Armen auf dem Zaun abgestützt und Furianus interessiert beobachtet. Er wirkte hier ganz anders als bei ihren Begegnungen in Rom, wo er mehr der unnahbare und über alles erhabene Senator war. Wenn er nicht die Toga tragen würde, hätte sie ihn für einen ganz normalen Gutsbesitzer gehalten, der glücklich und zufrieden mit seinem Leben schien. Mit einem warmen Lächeln auf den Lippen, ging sie nun auf Furianus und Anubis zu. „Salve Anubis.“ begrüsste sie den Hengst mit sanften, leisen Worten und hielt ihm zunächst ihre Hand hin, damit er sie beschnuppern konnte, ehe sie näher zu Furianus trat und ebenfalls über den Hals des Tieres strich. Das Fell unter ihrer Hand fühlte sich rau und glatt zu gleich an. Nachdem sie zwei mal über den Hals gestrichen hatte, zog sie ihre Hand zurück und wand sich dem Flavier zu. „Ein wirklich sehr schönes Tier. So schlank und elegant.“ Das sie an sich sehr viel Respekt vor diesen großen Tieren hatte, ließ sie sich in diesem Moment nicht anmerken, hatte sie schließlich einen starken Mann an ihrer Seite, der das Tier zur Not in seine Schranken weisen konnte, hoffte sie wenigstens. „Wie alt ist Anubis?“ stellte sie wie nebensächlich die ihr wichtigste Frage.


    Anubis freute sich sichtlich über die Zuneigung seines Besitzers. Als dann auch noch diese andere Person ihm den Hals streichelte, schnaubte das Tier zufrieden auf. Doch viel zu schnell waren die Streicheleinheiten beendet und ein der Duft der fremden Person reizte das Tier, so dass er sich nach Septima umwandt und diese mit seinem mächtigen Kopf leicht anstupste, damit sie weiter machte. Außerdem vermutete das Tier ein paar Leckereien, so dass er leicht tänzelte, um auch an Furianus wieder heran zu kommen und ihn nach Leckerei zu beschnuppern.


    Da Septima der Meinung war, sie hätte dem Pferd genügend Aufmerksamkeit geschenkt, achtete sie nicht weiter auf Anubis, was zur Folge hatte, dass sie sein leichter Stupser, welcher nur als Aufforderung für weitere Streicheleinheiten gedacht war, prompt aus dem Gleichgewicht brachte. Mit vor Schreck geweiteten Augen und einem kleinen Aufschrei, fiel sie Furianus in die Arme.

    Serrana freute sich auch über ihre Art von Geschenk und Septima war sehr erleichtert, dass noch keine der anderen Damen auf die selbe Idee gekommen war und Serrana nun zwei Schminksets gehabt hätte. „Oh, ich bin mir sicher, dass es in der Casa Germanica ein paar fähige Sklavinnen geben wird, die dir beim schminken behilflich sein können.“ erwiderte Septima lächelnd. Das Calvena ihre Aussage gerade im Flüsterton an Serrana bestätigte, bekam Septima schon nicht mehr mit, denn sie wand sich der neben ihr sitzenden Prisca zu.


    „Da hast du vollkommen recht. Wir hätten auch gut mit einer Sänfte kommen können.“ stimmte sie ihrer Tischnachbarin zu. „Welche wollen wir nach Hause zurück schicken?“ fragte sie nun allen ernstes bei Prisca nach. Warum auch sollten mehr Sklaven als nötig hier herum lungern. Die Schankmagd hatte bereits die Krüge mit den vorranging gewünschten Getränken gebracht und an statt ihnen einzuschenken, diese einfach auf den Tisch gestellt und anschließend noch Becher verteilt. Septima betrachtete das ganze mit hochgezogenen Augenbrauen. „Offensichtlich müssen wir uns um unsere Getränke selber kümmern.“ meinte sie schulterzuckend und griff sich einen Becher. Vorsichtig roch die junge Tiberia an dem ersten Krug und roch… nichts. Wasser. Es war einfach nur Wasser in dem Krug. Gut, dann der nächste. Ahhh… das musste ihr bestellter Saft sein. „Also hier hätten wir Traubensaft und Wasser.“ Erklärte sie sowohl Prisca als auch den anderen Damen, zumindest jenen, die es interessierte. „Möchtest du, Prisca?“


    Interessiert nahm Septima jede Einzelheit von der Antwort der Octavia in sich auf. Eine Cousine also. ‚Den Göttern sei Dank, eine nahe Verwandte.’ dachte Septima erleichtert. Obwohl sie selbst zu Macer gesagt hatte, dass er sich eine Frau suchen sollte, die er ehelichen konnte, war sie bereits jetzt schon eifersüchtig auf diese unbekannte Frau, die das Leben leben durfte, welches sie gerne an Macers Seite führen würde. ‚Vielleicht wäre es besser, wenn er unverheiratet bliebe?’ Aber das wäre ungerecht dem Octavier gegenüber, denn selbst wenn Septima ihren Gemahl nicht liebte, so legte sie sich trotzdem gerne zu ihm ins Bett und genoss seine intimen Berührungen, die ihr immer wieder kleine Momente des absoluten Glücks beschehrten.


    „Das ist aber schade, dass ihr euch so lange nicht mehr gesehen habt. Und außgerechnet jetzt ist Ma… Octavius auch noch in Mantua, statt hier bei dir in Rom. So viel ich gehört habe, weilt auch Octavius Victor zur Zeit außerhalb von Rom. Somit ist die Casa tatsächlich unbewohnt. Wer hat dich dann überhaupt empfangen?“ Nun war Septima neugierig geworden. Sie wusste nicht, dass Calvena es war, die sich in Macers’ Abwesenheit um alle Angelegenheiten mit der Casa kümmerte. Irgendwie war es nie im Gespräch dazu gekommen, dass Calvena es ihr erzählen konnte. „Und mach dir keine Gedanken wegen der mangelnden Neuigkeiten. Hier in Rom passiert so viel, dass die Geschehnisse vom Lang gewiss schon längst Äpfel vom Vorjahr wären.“ Über ihren Vergleich musste Septima lachen. ‚Äpfel vom Vorjahr. Septima, Septima, du warst auch schon einfallsreicher.’


    „Oh ja, die Thermen.“ stimmte Septima dem Gespräch zwischen Calvena und Prisca begeistert zu. „Da müssen wir vor der Hochzeit auch noch mal hin. Oder wir überfallen eine der hauseigenen Thermen, dann können wir ungestörter reden.“ Das war an sich eine grandiose Idee, allerdings wusste Septima nicht, wie groß die Thermen in der Casa Germanicer und der Casa Iunia waren. Selbst wenn, sie konnten auch gerne das Balneum in der Villa Aurelia benutzen und wenn da aufgrund der vielen Familienmitglieder zu viel Andrang herrschte, dann gab es noch immer die Villa Tibera, in die sie gehen konnten.

    Normaler weise besaß Septima einen sehr wachen Geist, aber mit den Anspielungen von Ursus konnte sie nichts anfangen. Auf was wollte ihr Mann da hinaus? „Es kann doch nicht so schwer sein, den Namen des Vaters von der Sklavin heraus zu bekommen. Ach nein, sie ist ja gar keine Sklavin mehr… Mhm…“ Septima verzog ihren inzwischen nicht mehr ganz so roten Mund und dachte angestrengt nach. Das Thema, ob sie selbst schwanger sein könnte oder nicht, war für sie vorerst nicht von Intersse. „Lass mal überlegen. Corvinus geht schon seit Tagen der Familie aus dem Weg, Celerina vergräbt sich in ihrem Cubiculum und lässt sich überhaupt nicht mehr blicken, diese Siv hat vor einigen Tagen ein Kind zur Welt gebracht, dessen Vater sie nicht verraten will, und du willst mir sagen, dass das alles zusammen passt?“ Solange sie nachdachte, starrte Septima einen imaginären Punkt neben dem Bett an, aber jetzt schaute sie Ursus an. Ihre Augen weiteten sich ein wenig, als ihr die Erkenntis kam. „Das kann unmöglich dein Ernst sein!“

    | Stesichoros


    Möglichst unauffällig zog Stesichoros die Nase hoch, die bereits zum x-ten Mal an diesem Tag drohte davon zu laufen und erwiderte:


    "Tiberia Alba? Die Nichte von Tiberius Fabianus?" fragte er fast schon ungläubig nach. War das nicht der Vater von Domina Arvinia? "Aber... wieso hat er denn dann keine Nachricht geschickt?" rutschte es dem Sklaven einfach heraus, ehe er die Frage zurück halten konnte. Oder konnte es sein, das diese junge Frau eine Betrügerin war und sich über den Namen einfach nur ins Haus schleichen wollte?





    IANITOR – GENS TIBERIA[/quote]

    Die Suche nach ihrem Cousin begann Septima im Tablinum. Dies war ihr Lieblingsraum und sie schloss automatisch von sich selbst auf andere, die diesen Raum dann auch zu mögen hatten. Ein Blick hinter den Vorhang offenbarte ihr ein leeres Tablinum. Zumindest ein menschenleeres. Ob er sich vielleicht im Hortus aufhielt? Vom Triclinium aus führte eine Tür ins Freie, da konnte sie gleich beides kontrollieren. Oder ob es doch besser wäre die Sklaven nach im suchen zu lassen? Ach was, Ahala musste hier doch irgendwo sein. Er würde sich doch nicht den ganzen Tag in seinem Bett im Cubiculum verkriechen, oder etwa doch? Darüber hatte sie sich nie wirklich Gedanken gemacht, tat dieses aber jetzt, als sie einen Raum weiter ging und durch den Vorhang vom Triclinium in selbiges hinein schlüpfte.
    Doch auch in diesem Zimmer war kein Celsus… ach was, Ahala, anzutreffen und Septima durchquerte den Raum um zu den großen Flügeltüren zu kommen, die sie mit Schwung aufmachte und tief die frische Luft von draußen einatmete. Der Vorhang hinter ihr zum Atrium, bauschte sich kurz, ehe sie hinaus trat und den Hortus auf der Suche nach Ahala durchschritt.

    Septima war unterrichtet worden, dass ihr ein Sklave PERSÖNLICH einen Brief überbringen wollte. Zunächst hatte sie etwas verdutzt drein geschaut, aber dann fiel es ihr ein. Das konnte nur ein Brief von Octavius Macer sein, der sicher gehen wollte, dass nur sie diesen Brief erhielt.


    Mit der ihre typischen Handbewegung schickte sie den Sklaven fort, warf noch einen Blick in das blank polierte Stahl, ob auch alles an ihr patrizisch korrekt saß, und ging dann ins Atrium.


    "Salve." grüßte sie den dort wartenden, ihr unbekannten Sklaven, in der Hoffnung, dass dieser tatsächlich nicht zum aurelischen Haushalt gehörte und schaute ihn auffordern an. "Du hast etwas für mich?" Auf die Idee, sich vorzustellen kam Septima überhaupt nicht. Niemand würde sich erdreisten, sich als sie auszugeben!

    | Stesichoros


    Der Frühling nahte und mit ihm die ständig laufende Nase des iberischen Ianitors. Gerade eben hatte Stesichoros wieder einen Niesanfall hinter sich gebracht und kramte nach seinem Tuch, um seine Nase von dem ewigen Kribbeln zu befreien, als es an der Porta klopfte. Genervt rollte er kurz mit den Augen, nahm den Saum seiner Tunika, fuhr sich damit kurz über die Nase und erhob sich anschließend von seinem Stuhl um die eine Seite der Porta zu öffnen.


    Vor der Tür stand eine einzelne Frau mit blonden Haaren und müdem Gesichtsausdruck. Der Blick des Ianitors ging kurz über den Weg zum Haus, bis hin zur Straße. Keine Sklaven, keine Sänfte, niemand… Einfach nur diese Frau. „Salve. Was kann ich für dich tun, Herrin?“ erkundigte er sich dennoch höflich, denn die Kleidung der Dame war recht fein, wenn auch der Saum ihrer Palla einen deutlichen Schmutzrand aufwies.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    Aha, sie war also nicht alleine mit ihrer Meinung darüber, dass sich in diesem Haus einige Personen merkwürdig verhielten. Es hätte aber auch anders sein können, immerhin war es Ursus gewesen, der sie ursprünglich von einem Besuch bei Corvinus abhalten wollte, da es in seinen Augen normal war, wenn der Hausherr in seinem Cubiculum aß. „Aber was hat denn nun diese Sklavin mit ihrem Kind damit zu tun?“ hakte Septima nach und richtete sich ein wenig auf, wobei sie ihr Kinn mal wieder auf ihrem Handrück, und die Hand seitlich auf Ursus Brust platzierte. „Meinst du Celerina ist eifersüchtig auf die Sklavin, weil sie ein Kind hat und Celerina noch nicht? Das ist doch Bödsinn. Wie lange sind Corvinus und Celerina verheiratet? Drei Monate, oder vier?“ Verflixt, wie lange war denn die Feier her, auf der sie es geschafft hatte, ihrem zukünftigen Mann fast den halben Tag lang auszuweichen, nur damit sie ihn nicht kennen lernen musste, bis Durus sie förmlich vor seine Füsse geschleppt hatte? Ach nein, dass war die Hochzeitsfeier von Durus und Aurelia Laevina gewesen. Na ja, auch egal, beides hatte mit diesem Haus und dieser Familie zu tun. Gewiss würde Ursus sie gleich aufkären. „Auf jeden Fall sollte sie sich da keine Sorgen machen. Es wir schon geschehen, wann immer es die Götter wollen.“ sinnierte Septima weiter. „Schau uns an. Wir sind auch noch nicht schwanger und an mangelnden Versuchen kann es nicht liegen.“ Frech grinste sie ihren Ehemann an und schmiegte sich noch ein wenig enger an ihn, wobei ihr Bein ein kleines Stückchen höher wanderte.

    Calvenas Berührung an ihrem Arm brachte Septima tatsächlich aus ihren Gedanken zurück ins Gespräch. Schnell überlegte sie, worüber ihre Freundin eben gesprochen hatte. Ach ja richtig…


    Zu der Anmerkung, Calvena hätte gedacht sie sähe doppelt, musste Septima herzhaft lachen. „Stimmt, für jemanden, der die Zwillinge noch nicht kennt, muss es so gewirkt haben, obwohl sie nicht gleich angezogen waren. Was wohl die Soldaten gedacht haben?“ fragte sie Calvena und sich selbst. „Also diese Geschichte mit dem Wandteppich und dem Floss im Impluvium, die hätte ich zu gerne selbst miterlebt. Da konnte das Unterhaltungsprogamm wohl nicht mithalten, was? Aber gut ist es schon, dass die Tage vorbei sind. Insgesamt waren es die drei längsten und anstrengensten Tage in meinem bisherigen Leben.“ seufzte Septima und tätschelte Calvenas Arm leicht. „Und dir steht das ganze noch bevor! Wobei mir einfällt, was ist eigentlich mit deiner Mutter? Ich weißt gar nicht… lebt sie noch?“ erkundigte sie sich vorsichtig fragend bei Calvena. Immerhin war es die Brautmutter, die ihr Kind am Vorabend des Vermählungstages zu recht machte und ihr die Tunika recta anlegte, so wie den Wollgürtel mit dem besonderen Knoten band. Bei Septima hatte diese Rolle Aelia Paulina übernommen, ihre Pronuba. Sollte Calvena ebenfalls keine Mutter mehr haben, so würde wohl auch Septima in diese Rolle schlüpfen müssen.


    Leider sprach Calvena schon von Aufbruch und Septima wollte ihr Freundin ganz gewiss nicht aufhalten. „Wenn noch weiter musst, dann treffen wir uns einfach in den nächsten Tagen in der Casa Germanica. Ich komme einfach mal vorbei und schaue ob du einen Moment Zeit für mich erübrigen kannst.“ schlug sie freundliche, und ohne eine Spur von Vorwurf vor. Dann erhob sie sich und ging Richtung Atrium. „Komm, ich begleite dich noch das kleine Stück.“

    Inzwischen lebte Septima schon seid einigen Wochen in der Villa Aurelia und in diesen Wochen hatte sie ihr eigenes Cubiculum zum schlafen nur äußerst selten benutzt. Sie kostete es gerade zu aus, endlich einen Menschen nur für sich haben zu können und von ihm Wärme und Geborgenheit zu bekommen, wie sie es als Kind immer vermisst hatte. Ständig hatte sie alleine in ihrem Bett, in ihrem Zimmer gelegen, ganz egal ob sie Angst vor der Dunkelheit, einem Unwetter, oder dem Monster unter dem Bett hatte. Die Sklaven in der Villa ihres Vaters hatten sie nie interessiert und somit hatte sie sich auch nicht von ihnen trösten lassen.


    Nach ihrem Liebesspiel lag sie nun, mit einem Bein über dem von Ursus, an ihn gekuschelt da und dachte über die vergangenen Tage und Wochen nach. „Sag mal Titus, weißt du was deinen Onkel so bedrückt?“ begann sie das Gespräch mit ihrem Gemahl. „Ich meine, er hat mir nichts erzählt, aber inzwischen ist er mehrere Tage nicht zur Cena erschienen und Celerina ebenfalls nicht.“ Septima machte sich ernsthaft Sorgen um das Familienoberhaupt und wollte diese mit Ursus teilen. Vielleicht fanden sie gemeinsam eine Lösung, sowohl für Corvinus, als auch Celerinas Problem.

    Der übliche Ianitor der Tiberia öffnete ihr die Porta und ließ sie sofort eintreten. „Salve.“ antwortete Septima kurz und knapp und begann bereits ihren Mantel abzulegen. „Ist mein Cousin Aulus zu gegen?“ erkundigte sie sich bei Stesichoros. Baldemar fing den Mantel seiner Herrin auf, ehe dieser unbeachtet zu Boden gefallen wäre und er konnte sich dabei ein Augenrollen in Richtung des Ianitors nicht verkneifen.


    „Und meine Tante Arvinia? Ist sie unterwegs, oder ebenfalls hier?“ löcherte sie den Ianitor weiter mit Fragen. „Außerdem möchte ich mit dem Maiordomus sprechen.“ Septima schaute sich nach dem Ianitor um. „Was ist? Ein bischen hopp hopp hier!“ scheuchte sie ihn los ihr den Maiordomus zu holen, während Septima das Atrium betrat.

    Von der Porta ging Septima gemäßigten Schrittes ins Atrium und hoffte, dass der alte Maiordomus bereits dort auf sie warten würde, was leider nicht der Fall war. Dieses mal war es die Tibera, die einen genervten Blick zum compluvium empor warf. Wo steckte der alte Fießling denn nur. Sehr zur Zufriedenheit der Tiberia betrat der Maiordomus kurz darauf das Atrium und schritt mit leicht gebeugtem Rücken auf sie zu. „Salve, Domina Septima. Was kann ich für dich tun?“ begrüsste und erkundigte er sich sofort bei ihr.


    „Na, das wurd aber auch Zeit.“ moserte Septima leicht gereizt zurück. Ob sie dem Maiordomus wirklich vertrauen konnte? Wenn nicht, dann hätte er zumindest nicht all zu bald Gelegenheit, es ihrem Mann zu erzählen, da dies ein ein anderes Domus war. „Ich wünsche das dieser Brief durch einen persönlichen Kurier nach Mantua gebracht wird.“ gab sie ihren Auftrag an den zuständigen Sklaven. Ein kurzer Wink und Baldemar reichte ihr die Schriftrolle für Octavius Macer an. Ebenso einen kleinen Beutel mit Münzen. „Dies hier sollte für die Beförderung ausreichend Geld sein.“ Sie überreichte dem Maiordomus die Schriftrolle, so wie das Geldsäckchen. „Wie schnell wird der Brief da sein?“


    Der Maiordomus überlegte kurz, wog das Geld in seiner Hand und antwortete dann. „In etwa drei Tagen, Herrin.“ Selbstverständlich war das Geld viel zu viel für einen einfachen Boten, so dass für ihn selbst noch etwas abfallen würde und Septima sich das Stillschweigen des Sklavenvorstehers gerade erkauft hatte.


    „Sehr gut. Das war auch schon alles. Ach, halt! Eines noch… weißt du wo sich gerade meine Tante so wie mein Cousion im Haus aufhalten?“ wollte sie von dem alten Mann wissen. Dieser dachte wieder einen Moment nach, in dem er sich mit dem Finger am Kinn rieb. „Domina Arvinia ist zur Zeit auf dem Markt unterwegs und Dominus Ahala habe ich zuletzt hier in der Villa gesehen. Soll ich ihn suchen lassen?“ erkundigte er sich führsoglich bei Septima.


    „Nein, nein. Ich werde selber nach ihm schauen.“ wehrte diese ab und entließ den Maiordomus mit einer Handbewegung. „Baldemar, du kennst dich hier aus. Ich brauche dich zunächst nicht mehr.“ schickte sie auch ihren Leibwächter fort und begann ihre Suche nach Ahala in den anliegenden Räumen des Atriums.

    In der Tat überraschte sie der junge Mann, was Septima durchaus beeindruckte. "Ein eigenes Geschäft? Darf ich fragen, womit du handelst?"


    Obwohl seine Aufmachung eher etwas mitgenommen wirkte, weckte der Geist hinter dem durchaus markanten Gesicht ihr Interesse, und selbst wenn Durus nicht gut auf die Germanicer zu sprechen war, so hatte Ursus wesentlich weniger Vorbehalte gegen diese Gens und Septima keinen Grund, weshalb sie die Unterhaltung also voreilig beenden sollte.

    Aha, also nur ein entfernter Verwandter. Das erklärte, weshalb sie noch nichts von ihm gesehen, geschweige denn gehört hatte.


    "Du liegst mit deiner Annahme, dass ein Mitglied der Patrizier diesen Cursus gar nicht zu absolvieren habe, vollkommen richtig, wenn ich nicht beabsichtigen würde, danach noch weitere Kurse zu belegen." erwiderte Septima ruhig und fast schon ein wenig hochnäsig. Bei einem Mann mochte es gar nicht gern gesehen sein, wenn eine Frau sich bildete, allerdings sah Septima dies ganz anders.


    "Und, lebst du zur Zeit im Hause des Germanicus Avarus?" fragte sie höflich weiter um die Unterhaltung in Gang zu halten.


    Derweil betrat ein weiterer Mann den Anmelderaum um sich in die Liste einzutragen. Wer das nun wieder sein mochte? Seiner Aufmachung nach wohl eher ein Soldat, doch was hatte dieser hier zu suchen?

    Einer der jungen Männer fühlt sich bemüssigt ihr auf die gestellte Frage zu antworten und wie sich heraus stellte, war es der Germanicus. "Salve, Germanicus." grüßte sie ihn mit einem kurzen Lächeln freundlich zurück. Blieb nur noch die Frage, wer von anderen beiden der Quintilier und wer der Iunier waren.


    "Bist du verwandt mit den Senatoren der Germanicii?" Septima trat einen Schritt näher an den jungen Mann heran. Vielleicht sollte sie Calvena bezüglich dieses jungen Mannes befragen? "Ach ja, Tiberia Septima." stellte sie sich nun ihrerseits vor. "Nichte des ehemaligen Consuls Tiberius Durus." es konnte nie schaden ein wenig mit Namen und Ämtern anzugeben. Außerdem war Septima sehr stolz auf das, was ihr Onkel in der Politik erreicht hatte.


    Sim-Off:

    Wieso hast du deinen Post gekürzt? Da stand doch gestern noch viel mehr drin. ;)

    Die junge Tiberia hatte es extra so eingerichtet, dass sie eher kurz vor knapp in der Schola Atheniensis erschien, um sich für den Cursus Res Vulgares einzutragen. Zusammen mit ihrem germanischen Leibwächter betrat sie die Schola und er öffnete ihr die Tür zum Büro, wo sie sich eintragen konnte.


    Es befanden sich bereits ein paar Interessenten im Zimmer, so dass Septima sich kurz umschaute und anschließend zielstrebig zur ausliegenden Liste ging, wo gerade ein beleibter Mann stand und fein säuberlich einen Namen auf das Papier schrieb. Septima wartete und trat vor, als der Grieche fertig war. Kurz überflog sie die bereits eingetragenen Namen.


    - Paullus Germanicus Aculeo
    - Spurius Quintilius Pulcher
    - Lucius Iulius Antoninus
    - Decima Amaesia


    Aha, ein Germanicer, ein Quintilier und ein Iulie. Und dazu eine weitere Decima? Alles Familien mit denen sie bereits Kontak hatte, aber die eingetragenen Namen sagten ihr nichts.


    In einer elegant geschwungenen Handschrift schrieb sie nun ebenfalls ihren Namen unter der Decima. So, damit wäre alles erledigt und sie konnte ihren Spaziergang weiter fortsetzen, wenn da nicht die Neugier wäre, welcher der Anwesenden nun wer war? Langsam drehte sich Septima um und ließ erneut ihren Blick über die anwesenden Männer gleiten. Welcher von ihnen war der Germanicer? Und welcher der Iulier?


    "Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr ebenfalls am Cursus Res Vulgares teilnehmen werdet?" Eine schlichte Frage, die überhaupt erst einmal eine Unterhaltung in Gang bringen sollte.

    „Gut, dann werde ich eine Stadtführung veranlassen und gebe euch Bescheid wann diese stattfinden wird.“ verkündete Septima an die Zwillinge gewandt und nahm sich fest vor, dies in den nächsten Tagen zu organisieren.


    Ursus reagierte ertappt auf ihre Anspielung zum Essen und Septima musste erneut grinsen. Noch hatte sie nichts an seiner Figur zu beanstanden und dass der Mann nach dieser Nacht ordentlich Hunger hatte, konnte sie ihm wohl kaum übel nehmen. „Schwer trainiert? Was pflegst du denn sonst morgens zu essen? Oder isst du gar erst nach der Salutatio?“ erkundigte sie sich neugierig bei ihrem Gemahl.


    Das Sklavenkind trat vor Septima, nicht ohne noch einen Blick zurück zu Celerina zu werfen. Marei wirkte verunsichert, gar ängstlich, obwohl sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. „Keine Sorge, wir werden schon ein paar geeignete Aufgaben für dich finden, die ein Kind nicht überfordern. Fürs erste ändert sich nichts für dich. Nun geh, ich werde später noch in Ruhe mit dir sprechen.“ entließ Septima das Kind. Sie hatte schon angekündigt, dass sie nach dem Frühstück mit dem Maiordomus sprechen wollte, dann konnte sie auch noch mal nach Marei schicken lassen. ‚Was fang ich bloss mit einem Sklavenkind an?’ grübelte sie während des weiteren Essen nach. Ein Gutes hatte das Geschenk von Celerine, sie zerbrach sich nicht länger den Kopf über das Geschenk von Corvinus, sondern würde später ganz überrascht feststellen, dass es eine Bank war, die er ihnen für gemeinsame Stunden im Hortus geschenkt hatte. Ob es solch gemeinsamen Stunden geben würde?

    Es ensprach ganz Septimas Bild von Serrana, dass diese bei ihrer Frage nach dem Kennenlernen von Sedulus, rot wurde. ‚Na, die Fontinalia hatten es wohl ganz schön in sich.’ Zum Glück dachte Septima dies nur und sprach den Satz vor Serrana nicht laut aus. „Wie? Seit den Fonti schon? Und ich habe nichts davon mitbekommen?!“ Sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Blindheit.


    Aha, und im Garten der Casa Germanica hatten sich die beiden auf den Fonti auch herum getrieben. ‚Ein Glück nicht zur selben Zeit wie Macer und ich. Obwohl… ob Sedulus doch mitbekommen hat, wer ich war?’ Diese Frage nagte noch heute an ihr, denn sicher war sie sich noch immer nicht. Und Ursus war immerhin mit Sedulus befreundet, Macer jedoch auch. Ach, was für eine verzwickte Situation. ‚Am besten gar nicht mehr darüber nachdenken.’ beschloss Septima für sich und schob die unschönen Gedanken bei Seite. Da lauschte sie lieber den Worten von Serrana und betrachtete ihr hübsches Gesicht, wie es zu leuchten begann, als sie offensichtlich über ihre Gefühle zum Germanicer nachdachte. ‚Hoffentlich ist es nicht nur die erste Verliebtheit, sondern wahre Liebe.’ wünschte sich Septima und fing unweigerlich an über ihre Gefühle für den Octavier nachzudenken. Macer rief dieses ganz besondere Kribbeln in ihr hervor, was fast schon in ein Zittern über ging, wenn er sie auf seine ganz besondere Art und Weise ansah, oder gar berührte. Seine Küsse gingen ihr sprichwörtlich unter die Haut und sie wagte gar nicht daran zu denken, wie es wäre sich mit ihm, statt mit ihrem Ehemann zu vereinigen. Wobei sie Ursus nicht schlecht reden wollte in ihren Gedanken. Bisher war er ein aufmerksamer und liebevoller Mann, ganz anders als sie es von ihm erwartet hatte, aber Septima hatte auch keine Ahnung gehabt, wie viel Lust und Freude ihr die körperliche Vereinigung und somit der Vollzug der Ehe bereiten konnte. In der Hinsicht war sie ein kleiner Nimmersatt.


    „Das wünsche ich wirklich jedem von Herzen, dass er den Menschen heiraten kann, von dem er fest überzeugt ist, dass er ihn liebt.“ erwiderte Septima andächtig und löste ihren Blick aus der Ferne, um zum hier und jetzt mit Serrana zurück zu kehren. Macer weilte weit entfernt in Mantua, ihn würde sie so bald nicht wieder sehen. „Ich hoffe das es auch immer so bleiben wird.“


    „Und wie steht es mit seiner Tochter? Ich meine… du wirst dann auch Sabinas Mutter werden, oder? Wie hat das Kind die Nachricht aufgenommen?“ Zunächst wollte Septimas Neugier befriedigt sein, ehe sie die von Serrana stillen konnte.

    Das Thema schweifte von Calvenas Hochzeit zu der von Septima und Ursus ab und die Feier in der Villa Aurelia. „Ja, Flora und Narcissa sind zwei absolut liebreizende Mädchen. Wobei… als Mädchen dürfte ich sie gar nicht mehr bezeichnen.“ Um das Lachen zu unterdrücken, hielt sich Septima die Hand vor den Mund. „Sie sind gewiss schon 16 und Serrana würde mir was husten, wenn ich sie als Mädchen bezeichnen würde.“ Übermütig stupste Septima ihre Freundin am Ellenbogen an. „So, so, die Zwillinge haben also Blicke auf sich gezogen? Gewiss von den Soldaten, die unbedingt meinte, Boot fahren zu müssen im impluvium.“ Bei dem Gedanken an diese Gesichte musste die Tiberia immer wieder lächeln.


    „Ach Calvena, es ist zu schade, dass ich auf meiner eigenen Feier eigentlich gar nichts richtig mitbekommen habe.“ seufzte Septima nun auf. „Der ganze Tag ist im nach hinein wie ein grauer Dunstschleicher, der sich hin und wieder lichtet und mir einen Scenen zeigt, wie zum Beispiel die Opferung des Schafes und wie es noch ein letztes Mal aufgeblökt hat.“ Unweigerlich lief ihr dabei ein Schauer über den Rücken. „Oder der Moment, wo Titus mich über die Schwelle dieses Hauses getragen hat.“ Septima drehte ihren Kopf ein wenig von Calvena fort und schaute in die Ferne. „Da waren wir uns das erste mal richtig nahe und ich begann die Spannung zu spüren, die sich langsam aber sicher auf mich legte, weil das schwierigste, der Vollzug der Ehe in seinem Gemach, noch vor mir lag.“