Als Furianus mit einem Lachen auf ihre Bedenken bezüglich eines Bades und ihrer anschließend vielleicht nassen Haare reagierte, konnte sie nicht anders, als ihn empört anzuschauen. Hatte er etwa nicht selbst daran gedacht? Ahhh... gewiss nicht. Männer hatten kurze Haare, die trockneten innerhalb von wenigen Minuten, im Gegensatz zu den langen Haaren einer Frau, die stundenlang gekämmt werden mußten, bis sie endlich zur gänze getrocknet waren und anschließend ondoliert wurden, was ebenfalls viel Zeit in Anspruch nahm. Sicherlich eine Prozedur, derer die Männer nicht viel Beachtung schenkten, hauptsache ihre Frau sah, wenn sie ihr Cubiculum verließ, ansprechend, wenn nicht sogar hübsch oder gar perfekt aus. Leicht genervt schüttelte Septima den Kopf, über seine Vorstellung eines kleingeistigen Mannes an ihrer Seite. Gut, sie war gerade mal ein paar Wochen mit Ursus verheiratet, aber als Kleingeistig würde sie ihn nicht bezeichnen. „Ich schlage vor, wir geben einfach Acht und lassen meine Haare nicht nass werden. Einen Sklaven für etwas auspeitschen zu lassen, was er nicht getan hat, finde ich nicht gerecht.“ erwiderte Septima freundlich und glaubte selbst nicht daran, dass sie es schaffen würden, ihre Haare nicht nass werden zu lassen. Zwei nackte Körper, in einem Becken voll warmen Wassers... Das konnte einfach nicht gut gehen. Aber noch war der Tag recht jung und selbst wenn ihr ein Missgeschick passieren sollte, bliebe noch genügend Zeit, um die Haare zu trocknen und der Flavier müßte mit dem natürlichen Anblick ihrer Schönheit vorlieb nehmen.
Der Senator legte keinen Wert darauf, seine Toga richten zu lassen, was Septima durchaus erstaunte. Hatte sie doch den vor ihr stehenden Mann bereits als überkorrekten Patrizier, der sehr auf Äußeres bedacht war, abgestempelt und mußte nun ihr vorgefastes Bild von ihm anpassen. Ob sie noch mehr an ihm entdecken würde, worüber sie sich nach den wenigen Treffen mit ihm ein Bild gemacht hatte, und dieses revidieren müsste? Neugierig und gespannt folgte sie Furianus zu den Stallungen. Seine Hand war angenehm warm und es tat auch gut, ein paar Schritte zu gehen, so dass Septima ein wenig der erotischen Spannung zwischen ihnen ablegen und zur Ruhe kommen konnte.
Bei den Stallungen angekommen, sah sie den Sklaven, der sie bereits in der Stadt abgeholt und den Weg zu Villa gewiesen hatte, mit einigen Tieren am Zügel heraus treten und die stolzen Tiere auf den umzäuten Platz führen. Mit einem galanten Lächeln ließ sie der Flavier vor dem Zaun stehen und ging zu den Tieren. Dem schwarzen Hengst widmete er sich mit besonderer Hingabe, zumindest erschien es ihr so, ehe er sie zu sich bat. Septima hatte sich derweil mit beiden Armen auf dem Zaun abgestützt und Furianus interessiert beobachtet. Er wirkte hier ganz anders als bei ihren Begegnungen in Rom, wo er mehr der unnahbare und über alles erhabene Senator war. Wenn er nicht die Toga tragen würde, hätte sie ihn für einen ganz normalen Gutsbesitzer gehalten, der glücklich und zufrieden mit seinem Leben schien. Mit einem warmen Lächeln auf den Lippen, ging sie nun auf Furianus und Anubis zu. „Salve Anubis.“ begrüsste sie den Hengst mit sanften, leisen Worten und hielt ihm zunächst ihre Hand hin, damit er sie beschnuppern konnte, ehe sie näher zu Furianus trat und ebenfalls über den Hals des Tieres strich. Das Fell unter ihrer Hand fühlte sich rau und glatt zu gleich an. Nachdem sie zwei mal über den Hals gestrichen hatte, zog sie ihre Hand zurück und wand sich dem Flavier zu. „Ein wirklich sehr schönes Tier. So schlank und elegant.“ Das sie an sich sehr viel Respekt vor diesen großen Tieren hatte, ließ sie sich in diesem Moment nicht anmerken, hatte sie schließlich einen starken Mann an ihrer Seite, der das Tier zur Not in seine Schranken weisen konnte, hoffte sie wenigstens. „Wie alt ist Anubis?“ stellte sie wie nebensächlich die ihr wichtigste Frage.
Anubis freute sich sichtlich über die Zuneigung seines Besitzers. Als dann auch noch diese andere Person ihm den Hals streichelte, schnaubte das Tier zufrieden auf. Doch viel zu schnell waren die Streicheleinheiten beendet und ein der Duft der fremden Person reizte das Tier, so dass er sich nach Septima umwandt und diese mit seinem mächtigen Kopf leicht anstupste, damit sie weiter machte. Außerdem vermutete das Tier ein paar Leckereien, so dass er leicht tänzelte, um auch an Furianus wieder heran zu kommen und ihn nach Leckerei zu beschnuppern.
Da Septima der Meinung war, sie hätte dem Pferd genügend Aufmerksamkeit geschenkt, achtete sie nicht weiter auf Anubis, was zur Folge hatte, dass sie sein leichter Stupser, welcher nur als Aufforderung für weitere Streicheleinheiten gedacht war, prompt aus dem Gleichgewicht brachte. Mit vor Schreck geweiteten Augen und einem kleinen Aufschrei, fiel sie Furianus in die Arme.