Beiträge von Tiberia Septima

    Im Gegensatz zu Corvinus trug Ursus keine perfekte Maske auf seinem Gesicht, so dass Septima sehen konnte, wie ihre Worte in ihm arbeiteten. Zunächst schien ihr Gemahl ungehalten zu sein, dass sie sich überhaupt einmischte und ihm auch noch ihre Meinung dazu sagte. Dann schien er aber über ihre Worte nach zu denken und zu einer ähnliches Erkenntnis wie sie zu kommen. ‚Gut wenn er selbst zu dieser Einsicht kommt, dann hat er es wenigstens verstanden.’ Und er gab ihr Recht. Moment… hatte sich Septima da auch nicht verhört? Doch Ursus wiederholte die Worte sogar noch einmal und dies schmeichelte ihr fast mehr, als dass er sie im Bett für einen wahren Männertraum hielt. Sie schloss das Thema Probleme und Corvinus mit den Worten „Dann ist es ja gut.“ für den heutigen Abend ab.


    Ihre provozierende Haltung, so wie die ständig wandernde Hand verfehlten ihre Wirkung bei Ursus nicht und mit einem Mal fühlte sich Septima gepackt und auf das Bett geworfen. Ein kurzer, erschrockener Laut entrang sich ihrer Kehle, doch wehrte sie sich nicht dagegen, dass Ursus nun die Führung übernahm. Sie lag auf dem Rücken und spürte die sanften Lippen ihres Manne, die langsam und Lustwellen hinterlassend, über ihre Haut wanderten, hier und da kurz verharrten, um sie besonders zu verwöhnen und anschließend an einem sehr empfindlichen Ort verharrten, wo er sich mit besonderer Hingabe und einem gekonnten Zungenspiel ihrer annahm.


    Zunächst folgte sie Ursus Bewegungen mit ihren Händen, strich ihm über die Schultern, fuhr ihm durchs Haar, bis sie ihn kaum noch zu fassen bekam und einfach nur genießerisch die Augen schloss, um jeden seiner Küsse genauestens zu fühlen. Ob sie für diesen, ihren Mann, jemals so fühlen würde, wie sie für Macer empfand? Wenn Ursus sich öfters so um sie bemühte, dann gäbe es vielleicht tatsächlich einen Weg in ihr Herz, ging es ihr kurz durch den Sinn, ehe er an einer besonders empfindlichen Stelle ankam und sich zu seinen Lippen auch noch die Zunge gesellte und Septima in ungeahnte Lustgefilde geführt wurde. Übermannt von den Gefühlen sog sie stark die Luft ein, bäumte sich leicht unter ihm auf und riß erschrocken die Augen auf. Dies musste eindeutig eine besondere Art von Zuneigung sein, als ganz selbstverständlich konnte sie es sich nicht vorstellen.

    Lächelnd beobachtete Septima, wie Celerina ihrer Aufforderung nach kam und einen der Honigkuchen vom Teller nahm. Sie selbst griff ebenfalls nach einem, um ein wenig Zeit zu gewinnen und sich ihre Antwort auf Celerinas Frage überlegen zu können. In Ermangelung eines Tellers, krümelte Septima auf den Tisch, als sie eines kleines Stück vom Kuchen abbrach und ihren Mund schob. Nachdem sie aufgekaut hatte, antwortete sie endlich.


    „Er hat sich die letzten zwei Wochen kaum bis gar nicht blicken lassen.“ erwiderte sie ruhig auf Celerinas Nachfrage in Bezug auf Corvinus. „Doch was genaueres weiß ich nicht, und das liegt nicht daran, dass ich es nicht versucht habe. Dein Mann ist verschlossener als ein Praetorianer, der ein Geheimnis für sich behalten muß.“ Über den Vergleich mußte Septima selbst schmunzeln. „Gibt es überhaupt jemanden in diesem Haus, mit dem dein Mann redet, wenn er Probleme hat?“ Vielleicht wußte Celerina hierauf eine Antwort, dann könnte sich Septima bei dieser Person erkundigen, ob sie dem Senator helfen könnten. Wobei sie schon von Ursus gesagt bekommen hatte, das Prisca die Vertraute von Corvinus sei, aber das wollte Septima nicht so recht glauben. Die Nichte von Corvinus war doch genauso alt wie Septima und damit viel zu jung, um ihm mit Rat beistehen zu können.


    „Und was das Ausbleiben deiner Schwangerschaft angeht... Magst du gemeinsam mit mir zum Tempel der Iuno gehen und für deine Empfängnis beten? Gewiss willst du es so sehr, dass es im Moment nicht funktioniert, weil dein Körper aus dem Gleichgewicht ist und somit einfach nicht bereit für ein Kind. Mit Iunos Beistand wäre das alles gewiss leichter.“ Am liebsten hätte Septima wieder eine Hand auf die von Celerina gelegt, doch statt dessen griff sie wieder zu dem kleinen Honigkuchen auf dem Tisch und brach einen weiteren Krümel ab, den sie sich anschließend in den Mund steckte. Sie selbst fand ihre Idee mit dem Tempelbesuch hervorragend. Ob Celerina es nun schon mit Gebeten und Opfer versucht hatte, wußte sie nicht, doch konnte ein Gebet mehr gewiss nicht schaden.

    Archias Antwort auf ihre Frage gefiel ihr nicht wirklich und Ursus schien es ihr überlassen zu wollen, das Gespräch fort zu führen. Innerlich seufzend machte sie gute Miene zum eher zähfließenden Gespräch. „Nun gut, dann belassen wir es dabei. Du hast dich entschuldigt und ich für meinen Teil will ganz gewiss nicht nachtragend sein, somit sei dir von meiner Seite aus verziehen.“ erwiderte sie ruhig und gefasst und fühlte sich in diesem Moment unglaublich großmütig. „Zu deinem und unserem Glück wurde auch nicht weiter über den Zwischenfall geredet, so dass er nicht den ganzen Empfang und das anschließende Festmahl überschattete. Wäre sonst noch etwas? Titus? Möchtest du auch noch etwas zu der Entschuldigung von Aelius sagen?“ Fragend blickte sie zu Ursus. Ob er nun dem Aelier die Leviten lesen würde? Oder war ihr Mann ganz Patrizier und verzieh Archias mit wenigen Worten, so dass dieser das Haus der Aurelier auf ebenso schnellem Weg wieder verlassen konnte, wie er es bereits auf ihrem Hochzeitsempfang getan hatte?

    Die Art von Geschäft, die der junge Germanicer betrieb, überraschte sie. „In Ostia? Das ist wirklich sehr schade, denn nur um mir meine Haare richten zu lassen, extra nach Ostia zu reisen, wäre doch ein wenig übertrieben.“ lehnte sie das Angebot, seinen Friseursalon ein mal zu besuchen, freundlich ab. „Außerdem verfüge ich über eine sehr gute Ornatrix. Doch sollte ich eines Tages in Ostia sein, dann werde ich deinem Laden einen Besuch abstatten, und sei es nur, um den Besitzer zu treffen.“ schmeichelte sie ihm und schaute den jungen Mann mit einem kecken Augenaufschlag an. Flirten war ihre Leidenschaft, obwohl sie verheiratet war, wollte sie an diesem Umstand nichts ändern. Und noch hatte sie keine schlechten Erfahrungen im Umgang mit Männern gehabt.


    „Weilst du nun ein paar Tage in der Stadt und besuchst deine Familie, oder wirst du noch heute nach Ostia zurück reisen?“ erkundigte sie sich bei Aculeo. Er hatte eine sehr angenehme Stimme, so dass sie gerne noch etwas mehr von ihm hören wollte und nicht gewillt war, ihn so schnell ziehen zu lassen. Wobei... „Was hältst du von einem Spaziergang? Wir sind hier drinnen doch fertig, da können wir auch die aufkommende Frühlingsluft genießen, statt in den Räumen der Schola herum zu stehen.“ Eine sehr spontane Frage, die womöglich ein längeres Gespräch nach sich ziehen könnte. Gespannt wartete sie auf die Antwort des Germanicer. Das diese negativ ausfallen könnte, kam ihr gar nicht in den Sinn. Wer könnte diesen Augen schon einen Wunsch abschlagen?

    Es war nicht immer leicht, die Menschen zu ihrem Glück zu leiten, aber Celerina stimmte 'zähneknirschend' zu und bot Septima einen der freigeräumten Plätze an. Mit einem Lächeln ließ sich die Tiberia auf dem Sessel nieder und wartete, bis sich ihre Gastgeberin ebenfalls gesetzt hatte. Gleichzeitig mit Celerina fing sie an zu reden. „Was machst du...“ Sofort stoppte sie wieder und ließ die Flavia ausreden. „Bitte entschuldige, ich wollte dir nicht ins Wort fallen.“ entschuldigte sie sich höflich und legte anschließend nachdenklich den Zeigefinger der rechten Hand an ihre Unterlippe. „Du willst wissen was für Gerüchte über dich im Umlauf sind? Da muß ich dich ganz derbe enttäuschen, denn ich gebe nichts auf das Getratsche der Sklavenschaft, so dass ich mit keinerlei Gerüchten dienen kann, außer den mir selbst erdachten. Doch wenn du es unbedingt erfahren willst, so kann ich meine Serva beauftragen etwas heraus zu finden.“ schlug Septima hilfsbereit vor.


    „Ich für meinen Teil denke, dass Corvinus und du ein Problem in eurer Ehe habt. Welcher Art dieses Problem ist, kann ich nicht definieren, dafür kenne ich euch zu wenig und lebe noch nicht lange genug in diesem Haus. Ich sehe nur, dass es dir nicht gut geht und deinem Ehemann ebenfalls nicht. Bestimmt bin ich nicht die Richtige, um dir Ratschläge geben zu können, da ich selbst noch recht jung und gerade erst frisch verheiratet bin, aber ich möchte dass du weißt, dass ich dir gerne helfen möchte, auf welche Art auch immer. Ich kann gut zuhören, wenn du dein Herz ausschütten möchtest, oder dir einfach Gesellschaft leisten beim Handarbeiten, spazieren gehen oder lesen, nur damit du nicht alleine bist. Egal was, Celerina, du mußt es mir einfach nur sagen.“ Eindringlich blickte sie die ihr gegenüber sitzende Frau an. Gewiss kam das alles sehr überraschend für Celerina und vielleicht fühlte sie sich durch den Wortschwall und die Hilfsbereitschaft von Septima überfordert, doch es sprudelte einfach alles aus ihr heraus und Septima wollte die Worte gar nicht zurück halten. Mit einem Lächeln schob sie den Teller mit dem Honiggebäck etwas näher zu Celerina. „Magst du etwas Süßes?“

    Ursus verstand es sehr gut nicht direkt auf ihre Fragen zu antworten, sondern ihre Neugier anzustacheln. Septima schaute ihren Mann mit leicht schief gelegtem Kopf abschätzend an. „Mhm... vielleicht sollte ich mir das in der Tat einmal anschauen.“ Das sie dafür sehr früh aufstehen mußte, würde sie das eine mal überleben. Dafür war sie jetzt viel zu neugierig, was ihr Mann mit dem Sklaven zusammen morgens so trieb.


    Als Stadtführer konnte Septima Cimon also nicht gebrauchen, dafür aber die kleine Marei? „Oh nein, dass Kind werde ich ganz bestimmt nicht mitnehmen. Da lasse ich mir lieber jemanden vom Maiordomus, wie hieß er noch gleich? vorschlagen lassen. Ein mal nicht hingeschaut und schon ist das Kind verschwunden und wir Frauen sitzen in irgend einer verlassenen Gegend fest. Nein, nein, auf diese Art von Versuch lass ich mich nicht ein.“ machte sie ihren Standpunkt deutlich.


    Zu ihrem und Ursus Glück ging das Gespräch wieder in Richtung des Geschenks von Corvinus. „Ja, du hast Recht. Wir sollten uns für die heutigen Besucher fertig machen.“ Sie ließ sich von ihm aufhelfen und verließ mit ihm gemeinsam das Triclinium.

    Noch bevor sie versuchen konnte die Frau einfach von dem Mann herunter zu zerren, griff dieser nach dem Gesäß der der Frau, um sie an Ort und Stelle zu halten. Ihre Worte steigerten nur Septimas Wut, so dass sie schnaubend einen Schritt weiter um den Schreibtisch ging und mit Erstaunen sah, dass der halb entkleidete Mann, der sich gerade den Verlockungen einer Reitstunde hin gab, der gesuchte Cousin war. Nach Luft schnappend entschlüpfte ihr ein sichlich erstauntes „Aulus?!“ Aus großen Augen starrte sie ihren Verwandten an, der sich gerade zur Gänze der körperlichen Lust hingab. Seine Mundwinkel umspielte ein glückseeliges Lächeln und Septima bekam mit einem Mal einen staubtrockenen Mund und versuchte mühsam zu schlucken. So hatte sie Ahala noch nie gesehen und sie versuchte ihre Gedanken, die ihr gerade ein ganz anderes Bild einer Frau auf seiner Hüfte vorspielte, so schnell wie irgend möglich zu verdrängen.


    Geschockt über die Situation und ihr eigenes Hiersein, stolperte Septima mehr rückwärts, als dass sie ging. Ein Regal in ihrem Rücken stoppte den Rückzug und sie tastete mit den Händen nach Halt. Sie konnte den Anblick von dem verzückten Gesicht ihres Cousins einfach nicht abwenden. 'Was tust du hier nur, Septima? Du hast hier überhaupt nichts verloren. Los! Beweg dich! Raus hier!' Und obwohl sie wußte das dies hier nicht richtig war, blieb sie und schaute weiter zu. Ihre Atmung hatte sich etwas beschleunigt und Wärme fuhr durch ihren Körper. Wärme die sich in ihrer Mitte anfing zu sammeln.

    Cimon war ein mehr als aufmerksamer Sklave und so hielt Septima umgehend einen Becher mit dem gewünschten Getränk in Händen. Ursus kam ihrer Aufforderung nach und stellte ihr einen Verwandten Licinus vor. Der Iunier war sehr geschmackvoll gekleidet und Septima lächelte ihm freundlich zu. „Es freut mich sehr, weitere Bekanntschaft mit Mitgliedern der Gens Iunier zu schließen.“ begrüßte sie Iunius Brutus und fuhr sogleich fort ihn in ein Gespräch zu verwickeln. „Praefectus Castrorum, was bringt dieser Rang für Aufgaben mit sich? Übrigens ist Iunia Serrana eine gute Freundin von mir. Soll ich ihr von dir Grüße überbringen?“ Zwar hatte Septima keinerlei Ahnung wie nah die beiden Iunier miteinander verwandt waren, aber gewiss kannte Brutus den jungen Familienzuwachs längst.


    Reatinus verließ ihre Gesellschaft, nicht ohne vorher einen Kommentar über ihre Ehe abzugeben, welche Septima im Beisein von Macer erröten ließ. Wenn er nun ihre Gedanken lesen könnte, dann würde gewiss auch der erfahrenste Mann auf dem Gebiet der körperlichen Liebe erröten. Kaum hatte Ursus ihr den Praefectus Castrorum vorgestellt, wand er sich an den jungen Octavier und erwiderte dessen Begrüssung, in dem er Septima als eine große Sympathieträgerin von Macer darstellte. Es kostete sie einiges an Selbstbeherrschung, nicht ertappt zur Seite zu schauen, um Ursus’ Gesicht zu studieren. Unweigerlich gingen ihr die selben Gedanken durch den Kopf, wie dem Octavier. Hatte sie sich in Ursus Gegenwart tatsächlich lobenswert über Macer ausgelassen? Auf Anhieb fiel Septima nichts ein. Und überhaupt, wieso reagierte Macer so kühl auf sie? Die Entfernung täte ihm gut?! Was meinte er damit? Waren seine Gefühle für sie am Ende schon längst verraucht? Durch intensives betrachten seiner Person – immerhin standen sie sich gegenüber – erhofte sich Septima eine Antwort. Allerdings war Octavier ganz kühler Soldat, oder Politiker, oder was auch immer er gerade sein wollte, so dass seine Gesichtszüge ihr keinerlei Aufschluss über sein Innerstes gaben. Lediglich ein leises „Danke.“ auf die Glückwünsche zur Vermählung mit Ursus steuerte Septima zur Unterhaltung bei.


    Der Gastgeber des heutigen Abends erhaschte sich durch einen simplen Trick die Aufmerksamkeit seiner Gäste und bat sie mit wenigen Worten Platz zu nehmen, damit sie mit dem Mahl beginnen konnten. Lächelnd schaute Septima nun wieder zu Ursus. „Hast du etwas dagegen, wenn Octavius uns bei der Tafel Gesellschaft leistet?“ bat sie ihren Mann um seine Zustimmung und hoffte schon jetzt, dass Macer neben ihr Platz finden würde. Wenigstens für einen kurzen Moment wollte sie seine Nähe spüren und wenn es nur ihre Knie wären, die sich unter dem Tisch einmal kurz berühren würden.


    Sie gingen zum Tisch und dort gesellte sich Reatinus wieder zu ihnen. „Aber sicher doch, sehr gerne.“ antwortete sie ihm auf seine Frage, ob bei ihnen Platz wäre und wiß ihm mit der Hand den Weg, so dass sie sich in der Reihenfolge, Reatinus, Ursus, Septima oder Macer – letztere könnten zu Gunsten des Gespräches zwischen den Männern den Platz tauschen – an den Tisch platzierten.

    Septima holte bereits Luft, um die im Geist vorbereiteten Worte den Sklaven an den Kopf zu werfen, als sie überrascht und perplex mitten im Durchgang zum Officium stehen blieb. Obwohl sie mit dem Anblick eines sich liebenden Pärchens gerechnet hatte, verschlug es ihr nun die Sprache. Eine halb entkleidete Frau mit ordentlichen Rundungen, hockte auf dem Schreibtisch ihres Onkels und irgend ein männliches Wesen räkelte sich unter den Verzückungen ihrer Schenkel. 'Wie können sie es nur wagen!' rumorte es in ihrem Geist und zielstrebig trat die junge Tiberia an das Paar heran und packte sich einen Arm der Frau. Kräftig zog sie daran, um zunächst diese Miststück vom Schrreibtisch ihres Onkels zu bekommen. Das dabei ihr Cousin als Übeltäter unter der Lupa zum Vorschein kam, konnte Septima in ihrer blinden Wut noch gar nicht wahr nehmen. „Runter da!“ befahl sie mit fester, beißender Stimme und meinte damit auch den Mann, der sich zu dieser Schandtat herab gelassen hatte.

    Leider befand sich ihr Cousin auch nicht im Hortus, wobei Septima die Gelegenheit nutzte, sich an der vertrauten Umgebung zu ergötzen. Nach wenigen Minuten hatte sie den Garten einmal umwandert und ging wieder zurück ins Triclinium. Seufzend schloss sie die Türen und ging ins Atrium. Inzwischen hatte sie die Lust an der Suche nach Aulus verloren. Sollten die Sklavin ihn finden und zu ihr bringen, beziehungsweise, ihm sagen das sie hier war und auf ihn wartete.


    Die Abwesenheit ihres Onkels hatte die Sklaven anscheinend träge gemacht, denn im Atrium befand sich zum Zeitpunkt ihres Eintritts keiner von ihnen. Leise seufzend ging Septima in Richtung des Officiums von Durus, welches am hinteren Ende des Atriums lag, um zur Culina zu kommen. Wenn sie Sklaven finde wollte, dann ganz bestimmt bei Stratonice, der Köchin des Hauses.


    Als Septima jedoch am Officium ihres Onkels vorbei gehen wollte, drangen eindeutig lustvolle Geräusche an ihr Ohr. Wer bitte erdreistete sich ein solches Verhalten im Arbeitszimmer ihres Onkels?! Das konnten doch nur Sklaven sein, die jetzt, wo sie glaubten die Villa fast für sich alleine zu haben, auf den Tischen tanzten. Wobei sie ein solches Verhalten auf mangelnden Einfluss ihres lieben Cousins hindeutete, denn immerhin war er von ihrem Onkel zu seinem Vertreter ernannt worden und hatte ihn sogar bei ihrer Hochzeit sehr souverän vertreten.


    Mit sichtbarer Wut im Bauch, schob Septima rigeros den Vorhang zum Officium von Durus bei Seite...

    Wie es schien, hatte Septima genau den wunden Punkt in der Beziehung zwischen Ursus und Corvinus gefunden, denn das was ihr Gemahl ihr nun erzählte, war alles andere als schön anzuhören. „Er soll dir auch nicht gleich sein Herz ausschütten, Titus, sondern von dir vermittelt bekommen, dass er nicht alleine ist. Sei es nun allgemein im Schoß der Familie, oder, wenn Corvinus es denn zu lässt, auch in Bezug auf Worte. Wenn er mit jemandem über etwaige Probleme reden will, dann sollte er nicht nur eine Person zur Wahl haben, zumal Prisca eine Frau ist, und so wie ich Corvinus bisher kennen gelernt habe, würde er einer Frau nicht alle seine Probleme mitteilen. Er braucht ebenso Rückhalt von den männlichen Familienmitgliedern. Bitte, hör nicht auf, auf ihn zu zugehen. Gerade wenn er jetzt in einer schwierigen Situation steckt, könnte es doch sein, dass er sich öffnet und ihr ebenfalls einen Weg findet, wie ihr miteinander reden und umgehen könnt.“ Es war nicht zu übersehen, dass Septima mit der ganzen Situation rund um Corvinus, und wie sie jetzt erfahren hatte auch mit ihrem Mann, sie beschäftigte, wenn nicht sogar unglücklich machte. Viele Familienmitglieder bedeutete eben auch, viele Probleme.


    Ursus Antwort auf das andere Thema, auf welches sie nur durch Siv gekommen waren, ließ Septima tatsächlich erröten. Doch ein leichter Zweifel blieb. Waren die Worte ihres Gemahls nur dazu da, um sie zu beruhigen, damit sie nicht weiter nachfragte, ob er sich für die Befriedigung seiner Lust an andere Damne oder Sklavinen wendete? Oder wollte er ihr schmeicheln, damit sie sich gut fühlte und er sie nicht überforderte? In diesem Moment fiel es ihr sehr schwer, Ursus einzuschätzen. Da sie ihn sehr genau betrachtete, um zu entschlüsseln, wie seine Worte gemeint waren, registrierte sie das leichte Zittern ihres Mannes unter ihrer Hand. 'Mhm... warum nicht ihn weiter reizen und zu einem etwas späteren Zeitpunkt erneut fragen? Dann kann er gewiss nicht lügen.' ging es durch ihren süßen Kopf.


    Septima erhob sich auf die Knie, um sich neben ihren Mann zu hocken und ließ dabei ihre Hand weiter über seine Taille, hinauf zu seiner Brust wandern, wo sie ihn neckte und reizte. „Du bist also wunschlos glücklich?“ fragte sie leise nach, ehe sie sich zu ihm herunter beugte und mit ihrem Mund dort weiter machte, wo ihre Hand ihn zuvor verwöhnt hatte. Dabei streckte sie bewusst ihren Po in die Höhe, um ihn suggestiv auf ihren Wunsch aufmerksam zu machen. Als sie kurz darauf zu ihm hoch schaute, sah sie bereits das Verlangen in seinen dunklen Augen. „Was meine Wünsche angeht...“ erneut ging ihre Hand auf Wanderschaft, dieses mal jedoch tiefer, bis sie ihn mit einem festen, fordernden Griff umschloss. „... finde ich, dass wir ruhig noch mehr experimentieren sollten... Zeig mir was es noch... für Möglichkeiten gibt... sich zu lieben...“ Seine Frage hatte sie damit nicht beantwortet, aber dies würde Ursus hoffentlich nicht mehr auffallen. Sie küsste wieder seine Brust, während ihre Hand ihn los ließ und die Innenseiten seiner Schenkel entlang strich. „... lass uns gemeinsam heraus finden... wie wir unsere Lust noch mehr steigern können...“ sprach sie zwischen den Küssen seiner Brust weiter, und biss als Aufforderung für eine weitere Variante ihres Liebesspieles in seine Brust.

    Ursus gab breitwillig Auskunft über seinen Arbeitsablauf am Morgen. Zu seinen Essgewohnheiten nickte sie nur, allerdings schüttelte es Septima innerlich. Das wäre ihr alles am Morgen viel zu viel. Aber vielleicht lag es auch an dem 'schweren Training'? „Was für schwere Übungen vollziehst du denn bereits im Morgengrauen?“ In der Hinsicht fehlte es ihr völlig an Vorstellungsgabe, denn das ein Mann sich freiwillig sportlich betätigte, hatte sie so nie kennen gelernt und außerdem lag sie lieber länger im Bett und frühstückte für gewöhnlich auch in diesem.


    Zustimmend nickte sie auf Ursus Angebot. „Es kann nie schaden, einen Sklaven mehr dabei zu haben. Wobei, ein guter Stadtführer wäre mir lieber. Kennt er sich in der Stadt aus?“ erkundigte sie sich nach Cimons Fähigkeiten.


    In Bezug auf Marei, nahm sich Septima vor, sie ihrer Sklavin Frija an die Hand zu geben. Sie konnte dem Mädchen gut beibringen, welche Aufgaben eine Leibsklavin für ihre Domina zu vollrichten hatte. Und noch wußte niemand, welch verborgenen Talente noch in dem Kind schlummern mochten. Womöglich würde sie eine herausragende Ornatrice werden?


    Das Frühstück nahm seinen Fortgang und mit einem Mal hechtete Corvinus, ganz blass im Gesicht, aus dem Zimmer. Überrascht folgte sie mit ihrem Blick dem davon stürmenden Mann und verspeiste anschließend ihre letzten Stücke Obst.

    „Mhm... ich weiß nicht wirklich, wovon Männer in Bezug auf Frauen tatsächlich träumen. Vielleicht sollte ich Titus in dieser Hinsicht bei Gelegenheit ausfragen.“ über legte sie und ein schelmisches Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Dabei gingen Septimas Gedanken mehr in eine andere Richtung. Was wäre, wenn sie mit zwei Männern.... Schnell zog sie sich selbst von solcherlei Gedanken fort und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf Calvena und ihr Gespräch, zumal dieses langsam zu Ende ging.


    Ihre Frage nach Calvenas Mutter brachte ein ähnliches Schicksal zwischen den beiden Frauen zu Tage. „Das tut mir sehr leid, Calvena. Ich kann verstehen wie du dich fühlst, denn ich verlor meine Mutter ebenfalls in jungen Jahren.“ erwiderte sie leicht betrübt. Ob es ihnen selbst ähnlich ergehen mochte? Viel zu viele Frauen starben nach Geburten, so dass sich ein wenig furcht vor der Empfängnis eines Kindes in ihr breit machte. Septima hatte noch kein Kind zur Welt gebracht und wußte nicht, wie anstrengend und schmerzhaft der ganze Prozess sein konnte. Doch hatten die Frauen dieser Welt von Anbeginn ihrer Existenz schon immer Kinder geboren und Septima hoffte, dass es, sollte sie eines Tages schwanger sein, sie von den Göttern beschützt würde und sowohl das Kind, als auch sie selbst gesund und munter waren.


    Innerlich bereitete sie sich darauf vor, für Calvena eine Ersatzmutter am Tage ihrer Hochzeit zu sein, so dass die Zeremonien reibungslos ablaufen konnten. „Keine Sorge, ich werde für deine Hochzeit alles entsprechend regeln.“ Gemeinsam mit der Germanica erhob sie sich und begleitete sie durch das Atrium. „Dann werde ich also in den nächsten Tagen in der Casa Germanica vorbei kommen und mir den Fortschritt deiner tunica recta anschauen.“ begann sie die Verabschiedung mit einem Augenzwinkern. „Vale, liebe Calvena. Bete für gutes Wetter am Tag deiner Hochzeit.“ gab sie ihr noch mit auf den Weg und umarmte die ihr lieb gewordene Freundin zum Abschied und als Ausdruck ihrer Zuneigung, sowie als Trostspender ob ihres traurigen Gesprächs.

    „Ein Junge...“ Diese Aussage brachte sie erneut zum grübeln, erst recht als Ursus erneut die Freilassung erwähnte. „Willst du ihn nicht auf die Umstände von dieser Sklavin und dem Kind ansprechen? Oder ist es in dieser Familie üblich, dass jeder mit sich selbst zu recht kommen muß? Versteh mich bitte nicht falsch, Titus...“ begann Septima eine Erklärung, da sie nicht wollte, dass ihr Gemahl sie falsch verstand. „Ich bin mehr oder weniger für mich alleine aufgewachsen. Meine Mutter ist früh gestorben, so dass ich mich kaum an sie erinnern kann und meinen Vater scherte sich nicht um mich. Spielgefährten hatte ich, außer meinen Bruder, der um einige Jahre älter ist, auch nicht.“ Auf die Umstände, wieso sie keine Spielgefährten in der Villa Rustica in Hispania hatte, ging Septima nicht weiter ein. „Ich finde es einfach nicht richtig, wenn jemand, und sei es das Familienoberhaupt, mit seinen Problemen alleine gelassen wird. Meinst du, du könntest mal mit ihm reden? Oder sollte ich es versuchen? Wobei er meinen ersten Versuch, auch strikt abgelehnt hat.“ Abwesend strich sie dabei an Ursus Seite vom Oberkörper entlang. Dort war seine Haut besonders weich und völlig frei von störenden Haaren.


    „Und ja, ich habe Angst davor, deinen Ansprüchen nicht zu genügen, oder deine Wünsche in diesem Bett nicht nachkommen zu können, so dass du dich an andere Frauen wendest.“ Das dies aber mehr auf sie zutraf, bebielt die junge Frau lieber für sich.

    | Stesichoros


    Der Iberier brachte die junge Frau schnellen Schrittes in das geräumige Atrium und befahl sogleich einem weiteren Sklaven, ihr etwas zu Essen und zu Trinken zu bringen. Die Ärmste sah ja ganz geschafft aus von der Reise. "Ich werde Domina Arvinia holen lassen." teilte er der neuen Tiberia noch mit, ehe er davon eilte um die 'Tante' zu holen.





    IANITOR – GENS TIBERIA

    | Stesichoros


    Ihr gähnen fasste der Ianitor als Langeweile auf, da er sie nicht sofort hinein bat. Und dann klärte sie ihn über seinen Irrtum auf, so dass der Sklave betreten zu Boden schaute und ihr endliche Glauben schenkte, dass sie die war, für die sie sich ausgab. Mit dem Schritt nach hinten, öffnete Stesichoros die Porta, so dass die Tiberia eintreten konnte. "Bitte, Domina, tritt ein." forderte er sie untertänigst auf, schloss hinter ihr die Tür und eilte ihr anschließend voraus ins Atrium. "Wenn du mir bitte folgen würdest."




    IANITOR – GENS TIBERIA

    Serrana wirkte durch Septimas spontanen Ausruf verunsichert, so dass es ihr schon fast leid tat, so offen gesprochen zu haben. „Lass gut sein Serrana. Vergeben und vergessen. Hauptsache ihr werdet zusammen glücklich.“ winkte sie ab und nahm einen Schluck von ihrem Saft.


    „Hm, mit Kindern fehlt mir leider die Erfahrung, so dass ich dir in Bezug auf Sabina kaum behilflich sein kann. Und was die eigenen Kinder angeht, da lass der Natur einfach ihren Lauf.“ Sie zwinkerte Serrana verschwörerisch zu und bediente sich an den Oliven. Ganz neben bei fragte Septima weiter. „Aber vielleicht gibt es noch anderes in Bezug auf die Hochzeit und was danach kommt, was du gerne wissen möchtest?“ Lächelnd sah sie zu Serrrana und schob ihr die Schale mit den Oliven zur Aufforderung selbst hinein zu greifen, ein kleines Stück entgegen.

    Celerina reagierte mit kühler Zurückweisung, ganz so wie es sich für eine gefühlskalte und wenig empfindsame Patrizierin gehörte. Gerade so, wie es ihr anerzogen wurde, wie es auch Septima hätte lernen müssen, wenn es jemanden in ihrem Hause interessiert hätte. Es verletzte sie von Celerina zurück gewiesen zu werden, und doch war es verständlich. Sie kannten sich in der Tat nicht wirklich gut, waren in der kurzen Zeit, die die Tiberia nun in dieser Villa lebte, noch nicht einmal Freundinnen geworden, da sie sich kaum gesehen oder unterhalten hatten. Seufzend gab sie die Hände der Flavier wieder frei. „Vielleicht sollten wir hier und jetzt damit anfangen, uns näher kennen zu lernen? Vorausgesetzt du willst es.“ versuchte Septima einen Zugang zu Celerina zu finden. Es schnitt ihr ins Herz, wie sehr sich diese Frau vor ihr, von allem abkapselte und einfach nur allein sein wollte. Alleine zu sein, war keine Lösung und es machte einsam. Gefühle kamen in Septima hoch, die sie gewaltsam versuchte in den hintersten Winkel ihres Bewußtseins zu dränge, um nicht von ihrer Vergangenheit eingeholt zu werden. Wie nur konnte sie der Flavier helfen? Sie wußte doch noch nicht einmal, weshalb sie sich hier verkroch, was so unlösbar erschien, dass sie lieber die Isolation wählte, als das Gespräch.


    Septima warf einen Blick auf die Korbstühle und den notdürftig frei gemachten Tisch dazwischen. Auf den Stühlen lagen ebenfalls Sachen und Septima machte sich daran, zwei Stühle von ihrem Unrat zu befreien und deutete mit der Hand auf einen der frei gewordenen Plätze. „Wollen wir uns setzen und anfangen uns besser kennen zu lernen?“ Sanft schaute sie Celerina an und hoffte innerlich, dass diese sie nicht noch weiter von sich fort stieß.