Beiträge von Tiberia Septima

    „Später wie wir die Feier zu verlassen, sollte nicht all zu schwer gewesen sein.“ entgegnete Septima an Imbrex gewand. „Vielleicht hättest du uns gerne begleitet?“ fragte sie ihn frech weiter und schalt sich im selben Moment im Geiste. ‚Was zum Hades tust du da, Septima! Und dass auch noch, wo dein Mann genau neben dir steht.’ Sie warf einen, um Entschuldigung bittenden Blick zu Ursus, gepaart mit einem bezaubernden Lächeln.


    Die Gäste nahmen zum Festmahl ihre Plätze ein und schon wurden die ersten Speisen von den Sklaven herein getragen. Gerade wollte Septima nach einer Speckdattel greifen, als Romana auf ihre Fragen recht barsch antwortete. „Oh, bitte entschuldige, Romana, dass du es nun von mir erfahren hast.“ Entschuldigte sie sich bei der Vestalin und hoffte, es wieder gut machen zu können. „Aber es beruhigt mich zu wissen, dass ich anscheinend nicht die einzige war, die nichts von den Gefühlen zwischen Serrana und Sedulus mitbekommen hat.“ Aha, aber Calvena war wohl von Sedulus ins Vertrauen gezogen worden. Dass es genau anders herum gewesen war, und Serrana sich an Calvena gewandt hatte, konnte sich Septima nicht zusammen reimen.


    „Tut mir leid, Serrana, falls ich jetzt zu voreilig war mit der Nachfrage. Ich wusste ja nicht, dass ihr erst heute damit anfangt, eure Heiratsabsichten bekannt zu geben.“ Verlegen schaute sie zu der Iunia. Würde Serrana ihr böse sein? „Wisst ihr schon, wann ihr heiraten wollt?“ erkundigte sich Septima sowohl in Serrans als auch in Calvenas Richtung. „Oder was wäre die nächste Möglichkeit für eine Feier?“


    Wie es schien, war das Thema Hochzeiten nicht gerade die passende Wahl, so dass Septima nach einem neuen Gesprächsthema suchte, welches sie in die Runde einbringen konnte. Derweil probierte sie eine der Datteln im Speckmantel. Mhm… die waren wieder vorzüglich.

    Calvenas Antwort brachte Septima zum lachen. „Ja, so sind sie die Männer. Glauben eine gute Cena wäre es, wenn genügend Wein vorhanden ist.“ Darauf war es zumindest immer bei ihrem Vater angekommen. „Eine tüchtige Hand, die es auch versteht dem ganzen einen ästhetischen Rahmen zu verleihen, dass geht über ihre Ansprüche hinaus.“ stimmte sie ihrer Freundin immer noch lachend zu.


    „Wenn du noch mehr Hilfe gebrauchen kannst, und sei es nur, dass ich dein Werk lobe, so sag mir ruhig bescheid. Ich verspreche, ich werde herbei geeilt kommen und so gut es geht mit organisieren.“ Ein Augenzwinkern folgte, denn Septima war sich nicht sicher, ob sie ein Händchen für Dekorationen hatte. Ihre Hochzeit mit Ursus war von vielen Menschen organisiert und ausgerichtet worden, aber nicht von ihr selbst.


    Zum Thema Hochzeitsnacht hatte Calvena nicht besonders viel zu sagen, aber sie war, genau wie Septima zuvor, neugierig auf Antworten. „Sicherlich war ich nervös. Du kannst noch so viele verheiratete Frauen fragen, wie es in der Hochzeitsnacht sein wird; Nichts kann dich gut genug auf das vorbereiten, wann dann tatsächlich geschehen wird. Ich wünsche dir nur, dass es für dich ein ebenso erfreuliches und schönes Erlebnis wird, wie für mich.“ Das war zumindest ein positives Zugeständnis an ihre Ehe, welches Septima gewillt war zu machen. Wenn Ursus eines gut konnte, dann war es der Umstand, dass er sehr gut im Bett war.

    Die kurze Unterbrechung des Kusses, offenbarte ihr eine Seite an Furianus, die sie nicht gedacht hätte, an ihm sehen zu können. Sie konnte Erstaunen und sogar Schrecken sehen, ehe sie sich erneut für einen Kuss trafen. Worüber? Plagten ihn gar Zweifel, ob der Zulässigkeit dieser... Verbindung? Was nicht ganz von der Hand zu weißen war, denn beide beteiligten Personen an diesem Spiel waren bereits verheiratet. Nun war es für den Mann nicht weiter schlimm, wenn er sich für die Erfüllung seiner Wünsche an eine andere Damen wand oder in ein Lupanar ging. (Letzteres traute sie Furianus nicht zu) Doch die Frau hatte treu zu sein, so dass an sich Septima Angst hätte überkommen müssen. Doch dies war der Moment, in dem sie begriff, was für eine Macht sie über ihn haben konnte. Tief und leidenschaftlich war der Kuss und als er endete, ergriff er ihre Hand, erhob sich und forderte sie somit auf, es ihm gleich zu tun. Ohne die Augen von der immer größer werdenden Gestalt des Flaviers abzuwenden, lächelte sie unaufhörlich zu ihm auf und folgte seiner Bewegung. Den kühlen, steinigen Boden unter ihren nackten Füssen spürte sie kaum, denn viel zu sehr war sie gefangen in den Augen ihres Gegenüber und ein überraschtes „hachhh...!“ entschlüpfte ihr, als er sie mit dem Arm umfasste und an sich zog.


    Deutlich konnte sie sein drängendes Verlangen spüren, dort wo sie nun so eng verbunden waren, ehe er sich zu ihr herab senkte und sie sich für einen erneuten Kuss fanden. Ein Kribbeln, anders wie bei Ursus ging durch ihren ganzen Körper. Es war das Verbotene, was dieses Erlebnis mit Furianus zu etwas ganz besonderem machte. Septima war sich selbst nicht sichter, was sie dazu drängte, doch sie wollte, sie konnte nicht mehr aufhören. Während es nun Furianus war, der diesen Kuss bestimmte, glitten ihre Hände rechts und links an seinen Armen hinauf, umschlangen seinen Nacken und sie drückte sich näher an seinen Körper.


    Von seinen Gedankengängen, und den durchaus dunklen Hintergedanken, bekam Septima nichts mit – wie auch, sie hatte die Augen geschlossen um den Moment, der leidenschaftlicher nicht hätte sein können, gebührend genießen zu können. Der Kuss endete und Septima, selbst leicht außer Atem, öffnete langsam ihre Augen. Ihre Lippen verzogen sich zu einem frechen Lächeln, als sie hörte wie Furianus sie betitelte. Am besten gefiel ihr sein Kosewort. „Schöne... Mhm... das klingt gut.“ erwiderte sie genießerisch und schmiegte ihr Gesicht, welches dem heutigen Anlass entsprechend kaum geschminkt war, in die sie liebkosende Hand.


    „Und du bist mein Adonis.“ gab sie ihm mit honigsüßem Lächeln die schmeichlerische Antwort, ehe sie zum Gegenteil schwenkte und leicht erschrocken drein schaute. „Wollten wir nicht eigentlich etwas essen?“ fragte sie mit einem lockenden Unterton in der Stimme und strich ihm dabei mit den Fingerspitzen der rechten Hand sanft durch die kurzen Haare am Nacken und unterbrach nicht für einen Moment den Blickkontakt zu Furianus. Ihr Mund war leicht geöffnet und er glich einer sinnlich verlockenden Einladung.

    Es wurde wieder eine Frage an die Skavin gerichtet, die Septimas Aufmerksamkeit wieder auf das dreckige Etwas lenkte.


    Sollte sie einfach zum Spaß mitbieten? Abschätzende gingen ihre Augen über die Menge und sie stellte sich nun vor Baldemar, um von Vilija gesehen werden zu können.

    Das frisch vermählte Paar ging voran ins Triclinium und die Sklaven standen bereit, um den Gästen eine Schüssel mit Wasser, zum waschen der Hände hin zu halten. Die Senatoren, samt ihren Begleiterinnen, wurden zu den Klinengruppen geführt. Die Aufteilung der Gäste war Sache des Hausherren, somit überließ Septima es Ursus, zu entscheiden wer wo sitzen sollte. Eine Planung im Voraus war kaum möglich gewesen, da sie nicht wußten, wer alles von den eingeladenen Gästen zum Empfang kommen würde und wer welche Begleitung mitbringen würde.


    „Titus? Ich würde mich gerne zu den Frauen an die zweiten Klinengruppe begegen. Du kannst meinen Platz deinem Onkel, oder sonst wem aus der Familie überlassen.“ flüsterte sie ihrem Mann zu, was für Außenstehende gewiss sehr verliebt oder vertraut wirkte, das sie ihm dabei auch eine Hand auf den Arm legte, der die Toga hielt.


    Anschließend begab sie sich zu Serrana, Calvena, Romana, Arvinia und Catilina. Axilla folgte kurz darauf mit Vala ins Triclinium. „Bitte, nehmt Platz wo es euch beliebt.“ forderte sie die Damen auf und deutete mit der Hand auf die drei Klinen am 'Frauentisch'. Sie selbst wählte einen Platz auf der mittleren Kline, so konnte sie versuchen die Gespräche zu koordinieren. Jede der Frauen bekam einen Becher mit warmen Mulsum gereicht, nachdem sie sich gesetzt und die Hände gewaschen hatten.


    Eine Gruppe Musiker stand in einer Ecke des Triclinium hinter ein paar Grünpflanzen verborgen und spielten bereits leise, unterhaltsame Musik, ohne die Gespräche der Gesellschaft zu stören.


    Septima wand sich zu erst an Serrana, denn jetzt wo sie quasi unter sich waren, konnte sie besser nachfragen. „Ihr habt mich vorhin richtig überrascht, Sedulus und du.“ meinte sie halb ernst und halb im Scherz zu ihrer Freundin. „Seit wann bist du in den Senator verliebt?“ fragte sie weiter und schaute Serrana mit einem Lächeln an. Die junge Frau schien richtig glücklich zu sein, darum beneidete Septima sie. „Und du Calvena, hast du davon gewußt? Oder du Romana?“ Die Frauen waren häufig zusammen auf Feiern gewesen, so dass Septima sich mit diesen besonders verbunden fühlte.


    Claudia, was ist mit dir. Magst du uns nicht auch von deiner Hochzeitsfeier mit Flavius Furianus erzählen?“ Die Frage wirkte unschuldig und nur vom Interesse nach Hochzeiten hergeleitet zu sein, auch wenn Septima etwas ganz anderes mit ihrer Frage bezweckte.

    Seit dem Empfang nach der Hochzeit war Septima dem Duccier nicht mehr begegnet und das, obwohl er in der Villa aus und ein ging, denn er war der Scriba von Corvinus. So galant seine Entschuldigung für das Benehmen von Aelius Archias auch gewesen war und er alle Schuld für dessen Ausfall auf sich genommen hatte, konnte sie den Anblick den 'Germanen' nicht vergessen. Noch unpassender hätte er nicht gekleidet sein können, fast so, als habe ihn Axilla auf der Straße aufgesammelt und einfach mitgeschleift. Septima zögerte noch immer zu der Gruppe hinzu zu treten, sondern beobachtete lieber hinter Baldemar versteckt die Familienmitglieder.


    Corvinus Erstgebot wurde von einer anderen männlichen Stimme überboten und kurz darauf klang auch eine ihr bekannte Stimme hinterher. Mit den Augen versuchte Septima zu erkennen, wem die bekannte Stimme gehörte. Der Frau auf dem Podest, die an sich der Mittelpunkt des Handels war, beachtete sie gar nicht mehr.

    Das ist sehr schade, das Phraates nun geht, wo Septima gerade erst kommt.


    Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass du vielleicht Sehnsucht nach all den Verrückten hier bekommst und wieder zurück kommst. :)


    Machs gut!

    Nur wenige Schritte von den versammelten Aureliern entfernt, stand Septima halb versteckt hinter Baldemar und beobachtete das Geschehen. Corvinus trat zu dem kleinen Grüppchen hinzu und Flora schien nach irgend etwas Ausschau zu halten. Das erste Gebot wurde abgegeben und es war ausgerechnet der Hausherr der Aurelier, der das dreckige Stück Fleisch erwerben wollte. 'Wofür braucht er eine neue Sklavin?' fragte sich Septima sofort, schüttelte aber anschließend ihren Kopf, denn im Grunde war es ihr egal, ob er das dreckige Etwas auf der Bühne für sich oder für sonst wen im Haushalt haben wollte. Viel mehr interessierte es sie, ob Ursus auch mitbieten würde. Gerade als ihr Blick von der jämmerlichen Gestalt auf dem Podest zurück zur aurelischen Gruppe ging, sah sie Floras winkenden Gruß. Her jeh, mußte sie sie so auffällig grüßen! Septima zwang sich ein Lächeln ab und wollte sich gerade in Bewegung setzen, um zu ihrer neuen Familie zu gehen, als sie den Duccier sah. Eine kurze Verlagerung des Gewichtes und Septima blieb wo sie war.

    „Die Vorstellung Rom bereits recht bald wieder verlassen zu müssen, die hat mir an dem Posten nicht gefallen, nicht das du mehr Ansehen dadurch erringen kannst.“ erklärte Septima kurz und knapp. Das es zur Zeit einen Herzensgrund gab, weshalb sie bereit war mit nach Mantua zu reisen, dass behielt sie schön für sich und stellte sich im Geiste vor, dass es Octavius Macer war, an den sie sich gerade drückte.


    Das Ursus tatsächlich zu gab, tanzen und singen zu können, verblüffte Septima schon wieder. Diese Nacht war ja voller Überraschungen. „Wer aus der Familie ist denn noch mit unter den Salier? Oh ja, ansehen würde ich mir das sehr gerne.“ Ob es Ursus unsicher machen würde, wenn er sie unter den Zuschauern wusste?


    Ihr Vorschlag, ihm bei der Factio zu helfen, traf sofort auf Zustimmung. Was hatte sie sich da nur eingebrockt?! „Stimmt, mit Pferden kenne ich mich so gut wie gar nicht aus. Da motiviere ich lieber den Auriga. Wie genau stellst du dir das vor?“ fragte sie in neckischem Unterton und strich ihm mit dem Handrücken die Seite vom Oberkörper entlang, bis in die Armbeuge.


    Mit ihrem Kommentar über das schlechte Abschneiden der Aurata beim letzten Rennen, hatte sie Ursus heraus gefordert und versuchte sich nun lachend unter ihm zu behaupten. War der Mann überhaupt irgend wo kitzelig. Septima bemühte sich redlich und wand sich wie ein Fisch auf dem trockenen unter Ursus, dabei lachte sie herzhaft und befreit auf. "Nein.... oh nein.... nicht.... ahhhh...."

    Serranas Verlegenheit bei ihrer Frage nach dem nackten Sklaven im Hortus, war ein deutliches Zeichen ihrer Jugend. Septima hoffte sehr, dass Serrana noch viel Zeit zum erwachsen werden blieb, denn all zu bald sollte die Iunia nicht verheiratet werden, wenn sie unter keiner Gewaltherrschaft stand. Das alles ganz anders kommen würde, ahnte die liebe Septima noch nicht.


    Als Serrana mit Unverständnis auf Septimas Situation zu Hause reagierte, konnte diese ein frustriertes ausatmen nicht unterdrücken. „Mein Vater? Dem war es ziemlich egal was ich tat, solange ich ihm nicht unter die Augen kam.“ entfuhr es ihr heftig und im nächsten Moment bereute sie ihre Worte. Zum einen sollte sie nicht schlecht über einen Verstorbenen sprechen und zum anderen würde Serrana nun gewiss Nachfragen stellen. Wieso, warum und weshalb ihr Vater sie nicht sehen mochte, weshalb sie dies oder das nicht durfte, weil er es für nicht angebracht hielt und warum er so viel trank. All das hätte Septima vermeiden können, wenn sie nicht so abfällig über ihren Vater gesprochen hätte. „Na ja… versteh das jetzt nicht falsch, Serrana, aber mein Vater hat sich halt mehr um meinen Bruder gekümmert, als um mich. Und für ein Kind ist es schwer zu verstehen, weshalb der eine mehr und der andere weniger Aufmerksamkeit bekommt.“ Septima hoffte, damit die Situation retten zu können und den Fragen auszuweichen.


    „Und was das Lesen angeht. Ich habe mir ab und an die Schriftrollen aus der Bibliotheca einfach genommen, ohne das es jemand wusste.“ Sie zwinkerte Serrana kurz zu. „Oh ja, ich denke schon das es meinen Onkel gefreut hat. Und selbst wenn nicht, vielleicht finde ich demnächst etwas Zeit und kann es selbst noch mal lesen.“ Das sah sie zum Glück nicht so eng.


    Sie gingen langsam weiter und Serrana schien darüber sehr erfreut zu sein, denn sie beschwerte sich gerade darüber, dass es ihr ein wenig kühl sei. „Komm, lass uns dort drüben hin gehen, das ist es gewiss etwas angenehmer.“ schlug sie ihrer Freundin vor und sie marschierten an den beiden Klatschweibern vorbei.


    „Ach was.“ antworte die eine Frau gerade er anderen, die sich so über den Nubier vom Wühlstand aufgeregt hatte. „Nur noch ein paar Jahre, dann bist du eh vertrocknet wie eine dieser Feigen.“ Nun ging der Scherz nicht mehr auf Kosten der gehobenen Schicht, sondern gegen die eigene Begleiterin, welche sofort zurück keifte. „Wenn ICH überhaupt vertrockne, wie du so schön sagst, dann erst viel viel später wie du!“


    Septima hatte keine Lust mehr den Weibern zu zuhören und endlich waren sie außerhalb deren Tonradius. Sie seufzte erleichtert auf. „Erinner mich bitte an diese Begebenheit, wenn wir es in ein paar Jahren sein sollten, die dermaßen alle Umgangsformen außer acht lassen und so daher reden, ja?“ bat sie Serrana und schaute sie treuherzig an. „Was hälst du davon. Wir schauen uns noch ein paar Marktstände an und gucken ob wir nicht etwas hübsches finden, was mal so gar nichts mit nackten Sklaven im Hortus zu tun hat?“ Ein zartes Lachen folgte und Septima wartete gespannt, ob die Iunia noch Zeit für einen kleinen Bummel hatte.

    Ursus hatte gesagt, er wolle mit den Blümchen zur Res Gestae von Aurelius Avianus gehen, der in seiner vergangenen Amtszeit Quaestor gewesen war. Septima hatte keine Lust gehabt, sich einen weiteren Vortrag über die langweiligen Tätigkeiten eines Quaestors Consulum anzuhören, so dass sie lieber in der Villa Aurelia blieb. Doch so ganz allein wurde ihr schnell langweilig und sie beschloss auf dem Markt nach ein paar Kleinigkeiten Ausschau zu halten.


    In der Nähe vom Sklavenmarkt hatte sie an einem Stand mit Schreibfedern, Siegeln, Papyrii und anderen nützlichen Dingen gestanden, als Ursus mit den aurelischen Zwillingen vorbei ging und sie gemeinsam den Sklavenmarkt ansteuerten. ‚Mhm… hat wohl nicht lang gedauert, die Rede.’ dachte sie sich, legte die Schatulle zum aufbewahren von Schreibfedern wieder auf den Stand zurück und winkte Baldemar zu sich. Er sollte ihr einen Weg auf den Sklavenmarkt bahnen.


    Ein gutes Stück von Ursus, Flora und Narcissa entfernt blieb Septima stehen und beobachtete die drei. Ihr Mann machte auf sie einen recht fröhlichen Eindruck, so dass sie sich fragte, ob er heute gar nichts zu arbeiten hätte. Nun, sie würde ihn abends im Bett einfach fragen.


    Vor dem Podest vom Sklavenhändler, dessen Name Septima noch nicht einmal kannte, blieben die drei stehen und schauten sich das Angebot an, welches gerade auf die schmale Bühne geführt wurde. ‚Pfui!’ war das erste Wort, welches der Tiberia in den Sinn kam. ‚Wann hat die das letzte mal Wasser zum waschen benutzt, statt es zu trinken… Wie gut das ich hier hinten stehen. Bestimmt stinkt es bis in den Olymp.’

    Ihre bescheidene Frage nach seinen Pferden, löste einen waren Redfluss aus und Septima lauschte interessiert seiner Geschichte. Kaum hatte der Falvier erwähnt, dass er jung zur Legio gegangen war und zu diesem Zeitpunkt das Pferd von seinem Vater geschenkt bekommen hatte, fing Septima im Geiste an zu rechnen. Wie alt konnte ein Pferd werden? fragte sie sich dabei und mußte feststellen, dass sie keinerlei Ahnung davon hatte. Zehn Jahre, fünfzehn oder gar zwanzig Jahre? Also konnte sie mit dieser Information, dass das schnelle Pferd namens Anubis noch lebte, keine Rückschlüsse auf das Alter des Senators ziehen. Verflixt aber auch...


    Des weiteren mußte sie erneut lernen, dass es von Vorteil sein kann, wenn Frau sich vor einem Treffen über ihren Gesprächspartner informiert, denn die Sache mit dem Princeps Factionis war ihr mehr als peinlich. Doch nun war es geschehen und Septima versuchte zu retten, was noch zu retten war.


    „Gehe ich recht in der Annahme, dass Anubis hier auf dem Gut weilt? Der Tag ist noch lang, vielleicht magst du ihn mir später mal zeigen?“ Auch wenn sie mehr als nur Respekt vor den großen Tieren hatte, so wollte Septima immerhin ihr Interesse an seiner Freizeitbeschäftigung zeigen und nicht einfach das Thema fallen lassen. Noch immer beschäftigte sie die Frage nach seinem Alter. Es war schon erstaunlich, wie neugierig sie seine Verschwiegenheit in Bezug auf sein Alter machte. Ja, auch Furianus war ein Meister darin, sich interessant zu präsentieren.


    „Du bist ebenfalls Princeps Factionis?! Das hätte mir Titus ruhig sagen können, statt mich dermaßen in die Falle laufen zu lassen.“ Septima lachte. "Außerdem verlangt keiner von dir, dass du deine Tiere verschenkst." fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu. Das Lachen löste ein wenig ihre Spannung, aber diese kehrte sofort zurück, als sie sich anders legte und ein Stück näher bei Furianus verharrte. Sie sahen sich in die Augen.


    Die Sekunden zogen sich zu gefühlten Minuten und Septima registrierte gar nicht mehr seine Antwort auf ihre Frage, nach dem Befinden seiner Frau. Sie sah nur noch in die haselnussbraunen Augen ihr gegenüber und sein Gesicht, wie es langsam näher kam, bis sie nicht mehr viel voneinander trennte. Ihr Herz schlug schneller und sie spürte seinen Atem, überwand gleichzeitig mit ihm den letzten, hinderlichen Freiraum zwischen ihren Lippen und schloss die Augen. Warm und weich legten sich seine Lippen auf die ihren und einem Schmetterlingsflügel gleich strichen ihre Lippen übereinander, bis sie ihm noch ein winziges Stückchen näher kam, den Druck auf seine Lippen erhöhte und seinen Kuss mit der Zungenspitze über seiner Lippe erwiderte. Ihr Puls ging schneller und flammendes Verlangen flutete durch ihren Körper.


    Noch ehe der Flavier ihren Kuss auf gleiche, intensive Art und Weise erwidern konnte, und sie gemeinsam in den Strudel des Verlangens ziehen würde, löste sie sich von seinen weichen Lippen und schaute ihn mit einem verzückten Lächeln an. An sich ging es zu schnell, dachte sie bei sich, aber er schien sie ebenso zu begehren, wie sie ihn, so dass es auf die Dauer des Spiel nicht mehr ankam, denn das Ziel stand bereits fest. Außerdem hatte Septima schon nach der kurzen Zeit, die ihre Ehe nun dauerte, gelernt, dass Mann durchaus öfters konnte, so dass sie das Spiel auch später noch fortsetzen konnte.


    „Ich will dich!“ wisperte sie ihm entgegen, achtete genau auf seine Reaktion ihrer Worte und beugte sich anschließend wieder vor, um endlich den heiß ersehnten, langen und intensiven Kuss zu bekommen, der sie beide im züngelnden Spiel davon treiben würde.

    Das Spiel war aufregend und spannend, doch wußte Septima nicht genau, wann sie wie weit gehen konnte, somit hielt sie sich vorerst zurück. Sollten die Sklaven erst einmal Zeit haben, dass Essen zu zubereiten, denn sie wollte gerne etwas zu sich nehmen. Sie betrachtete den Flavier, wie er ihr seine kulinarischen Vorlieben schilderte. Allerdings kam dabei seine vortreffliche Sicherheit in der Wortwahl zum Zuge, denn so wie er sein Essen beschrieb, sah sie sich förmlich schon auf ihm sitzen, um ihm zu dieser angenehmen und vollkommenen Entspannung zu verhelfen. Ihr Blick mußte einen Moment abwesend gewesen sein, denn im nächsten Moment nahm sie wahr, wie sich der Senator laziv über die Lippen leckte. Er hatte schön geschwungene Lippen, nicht so verkniffene, schmale, wie ein verhärmter, alter Tattergreiß. Nein dieser Mund lud durchaus zum küssen ein.


    Septima hatte Mühe, ihre Selbstbeherrschung zu bewahren, doch es gelang ihr. Sie dachte einfach an Decima Seiana, die dieses Spiel perfekt beherrschte. Dies half ihr, wieder in das Gespräch zurück zu finden. „Erzähl mir mehr von deinen Pferden, Senator Flavius.“ forderte sie ihn auf. „Sind es in der Hauptsache Rennpferde, oder Ackergäule?“ letzterem fügte sie ein Augenzwinkern hinzu, denn gewiss züchtete Furianus keine minderwertigen Pferde. „Mein Mann bat mich, dich nach geeigneten Pferden für seine Factio zu fragen. Wie steht es mit dir? Bist du ebenso vom Sport begeistert, wie viele andere Männer?“ Septima bewegte sich wieder, und legte sich bequemer auf der Liege zu Recht. Dabei rutschte sie dem Flavier ein kleines Stück näher, stieß beinahe mit ihm zusammen. „Oh... Verzeihung.“ entschuldigte sie sich leise und mit verführerischer Stimme bei ihm, rückte aber nicht ab. „Wie geht es der werten Gattin?“ erkundigte sie sich immer noch leise sprechend und nur einen palmus von ihm und seinen verführerischen Lippen entfernt. Hatte sie sich nicht eben noch zurück halten wollen?

    Ursus' Worte machten ihr nicht gerade Mut, dass das mit dem Legaten in Mantuna klappen könnte. Septima zog einen leichten Schmollmund. „Also, nach dem anfänglichen Schock, als dieser Beamte in der Eheregistratur davon gesprochen hatte, könnte ich es mir durchaus vorstellen dich auf dem Posten zu sehen.“ Ihre Finger malten dabei Kreise auf Ursus Brust, die sehr zu ihrer Freude, nicht so viele Haare aufwies, wie sein Namensvetter. „Also ja, ich würde es mir für dich wünschen und würde dich schweren Herzens begleiten, denn unser geliebtes Rom zu verlassen würde mir nicht besonders leicht fallen.“ Sie hört auf Kreise zu malen, sondern angelte nach der Decke am Fussende des Bettes. Als sie diese endlich zu packen bekam, zog sie sie über sie beide nach oben und kuschelte sich wieder in Ursus' Armbeuge.


    Die Aufzählung von Ursus Tätigkeiten war noch nicht zu ende, so dass Septima immer größere Augen bekam und sich nun auf der Brust ihres Mannes abstützte um in besser ansehen zu können. „Du bist auch noch ein Salii? Das heißt du kannst besonders gut tanzen und singen?“ Letzteres war mehr im Spaß gesagt, denn nicht immer konnten die Salier wirklich gut singen. Es ging einfach um die Traditionen, welche gerade unter Patriziern weit verbreitet waren.


    „Also ist es die Factio, die dir die meiste Zeit nimmt? Kann ich dir dabei vielleicht irgend wie helfen?“ Septima hatte zwar keine Ahnung was Ursus als Princeps Factionis alles zu tun hatte, aber sie wollte ihm wenigstens zeigen, dass sie ihn unterstützen würde.


    „Jetzt hör aber auf!“ fuhr sie Ursus an und schlug ihm spielerisch auf die flache Brust, als er genauso erschrocken reagierte, wie fast jeder der von ihrem Fehltritt im blauen Block erfuhr. „So schlimm sind die Venetaanhänger gar nicht. Sie haben sehr verständnisvoll reagiert und mir schnell verziehen. Na ja, sie hatten beim Endlauf auch nicht besonders viel zu jubeln. Wobei... mir einfällt... du auch nicht!“ neckte sie ihn und bereitete sich auf eine Kitzelattacke ihres Mannes vor.

    Septima erfuhr heute zum ersten mal, dass die Senatoren der Germanicer etwas gegen die Feier der Fontinalia gehabt haben könnten. Sie waren doch beide anwesend gewesen, oder irrte sie sich da? „Das versteh ich nicht ganz, Calvena. Waren denn im nach hinein beide Senatoren gegen die Feier? Ich meine... es ist doch nichts schlimmes passiert. Die Feuertänzerinnen haben nichts in Brand gesteckt, du hast dich und deine Familie beim singen nicht blamiert und auch sonst ist, bis auf den Fall von Serranas Grossmutter ins Impluvium, nichts geschehen. Die Casa steht also noch. Was sollte sie da auszusetzen haben?“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Du warst eine so charmante Gastgeberin, das ich bezweifle, ob dir irgend jemand das Wasser reichen kann.“


    Auf Septimas sehr intime Frage antwortete Calvena eher verlegen, aber mit einem Kopfnicken. „Du brauchst keine Angst zu haben. Das ist gut, dass du dich bereits selbst kennst, so weißt du wenigstens was dir gefällt und was nicht. Der einzige Unterschied zur Hochzeitsnacht ist, dass der Finger, welcher zwischen dich gleitet, um einiges dicker ist. Aber keine Sorge, dass passt schon.“ Septima sprach, als wäre absolut nichts dabei und die Vereinigung zwischen Mann und Frau das natürlichste auf der Welt, was es auch war. Doch es konnte ungeahnte Lust mit sich bringen, und das noch mehr, als wenn sie sich nur selbst berührte. „Wenn Valerian rücksichtsvoll ist, dann wird er dich zunächst streicheln, berühren, dich reizen, so dass du bereit für ihn wirst. Erst dann kann er sich zu dir legen und du solltest dich einfach ein wenig entspannen. Sei hier...“ sie legte sich zur Verdeutlichung die Hand auf den Bauch „... möglichst entspannt, dann kann er dir gar nicht weh tun.“ Sie schaute ihre Freundin strahlend an, denn mit dem erklären kamen Bilder und mit den Bildern das Kribbeln, welches sich immer in ihrem Körper breit machte, wenn sie sich besonders darauf freute, von Ursus berührt zu werden. „Es ist ein natürlicher Prozess und dein Körper wird sich den Gegebenheiten anpassen.“ Vertrauensvoll legte Septima eine Hand auf Calvenas Unterarm.

    Voller Stolz und Erhabenheit, erklärte er ihr, wie sein Verhältnis zur Politik war. Die Flavier, ein uraltes patrizisches Geschlecht, welches schon seit Jahrhunderten an der Spitze die Geschicke Roms lenkte, und er war ein Teil davon. Das brachte jede Menge Verantwortung mit sich, welcher er nicht aus dem Weg zu gehen schien. Dies imponierte der Tiberia, entstammte sie selbst einem Gens, welches erst seit wenigen Jahrzehnten zur obersten Elite des Imperiums gehörte. Noch nie war sie sich ihrer Aufgabe, auch wenn sie nur eine Frau war, so bewusst gewesen, wie in diesem Moment, wo Furianus ihr vor Augen führte, was Rom für ihn bedeutete. Bewunderung über diese offene und durchaus beeindruckende Antwort war deutlich in ihrem Gesicht zu lesen.


    Septima vernahm die Veränderung in seinem Wesen, als sie sich ein wenig von ihm zurück zog und ihm somit ein schnelleres Voranschreiten seiner Begiergden verweigerte. Sie sah, wie er die Kiefer aufeinander biss und sofort stiegen Schuldgefühle in ihr hoch, gepaart mit ein wenig Angst. Hatte sie ihn nun dermaßen enttäuscht, dass er sich gänzlich von ihr zurück zog? Sie war der festen Überzeugung gewesen, genau das Richtige getan zu haben, sich ihm nicht gleich an den Hals zu werfen, aber auch nicht völlig zu verwehren.


    Erst als sie ihre Hand auf seine Brust legte, so wie sie es sich schon seit einigen Moment gewünscht hatte, spürte sie, wie die Anspannung von ihm ab lies. Wäre Frija nicht gekommen, hätte es sich Septima vielleicht noch mal überlegt, ob sie ihm nicht mehr entgegen kommen sollte. Doch es war gut, so wie sie sich entschieden hatte.


    Furianus Gesichtsausdruck änderte sich. Wo zuvor noch aufeinander gepresste Lippen waren, entspannte sich sein Mund, verzog sich fast zu einem Lächeln, als ein Ausdruck von Kampfeslust? In seine Augen trat und er die gewohnt Maske eines galanten Gastgebers aufsetzte. Kurz bevor er sie an die Hand nahm, um sie zum Hain zu führen, sah sie das Funkeln in seinen Augen. Was war es, was nun hinter seiner Stirn vor sich ging? Oh wie gern hätte sie ihn nun gefragt, was er dachte, was er sich wünschte, doch sie konnte, durfte es nicht, sondern ließ sich einfach von ihm zum versteckten Hain bringen. Seine Andeutung, bezüglich des versteckens, ließ sie innerlich erschrecken. Erinnerte er sich etwa an das hässliche Mädchen, welches sie bis vor wenigen Jahren gewesen war? An das ungelenke, verpickelte und viel zu dürre Ding, welches sich selten Fremden gezeigt hatte und auch vom Vater häufig im eigenen Cubiculum versteckt wurde, nur damit keiner seine missratene Tochter sah? Doch dann verstand sie ihn und lächelte ihn erneut an. „Möchte nicht jeder gerne mal vor seinen Verantwortungen fliehen und sich irgend wo verstecken?“


    Sie umrundeten das Haus, um bogen dann in den versteckten Hain und es war, als würden sie eine andere Welt betreten. Furianus hatte nicht zu viel versprochen. Die Klinengruppe war bis auf eine Seite komplett von Efeu und einer Hecke zugewachsen. Wie lange hatte es wohl gedauert, bis dieser Ort so war, wie er jetzt vor ihr lag? Der Ausblick war auch ohne Sicht bis zum Meer atemberaubend und Septima hielt kurz inne, um die weite der Landschaft in sich aufzunehmen. Am liebsten wäre sie jetzt ein Vögelchen, welches seine Flügel ausbreiten könnte, um über eben diese Felder hinweg zu fliegen, ein oder zwei mal zu kreisen und anschließend wieder hier zu landen, wo es sich anfühlte, als ob keine Menschenseele sie hier stören könnte. Frija war den beiden gefolgt und wollte sich nun in eine Ecke stellen, wo sie möglichst unauffällig auf die Wünsche ihrer Herrin warten konnte. Baldemar war zunächst in der Culina geblieben.


    Septima gab ihren Becher an Frija weiter und ließ sich auf der ihr zugewiesenen Kline nieder, zog die Sandalen aus und legte sich genüsslich seufzend der Länge nach auf die Kline. „Ah... das tut gut. Ich habe schon so lange nicht mehr gelegen.“ scherzte sie und drehte sich dann auf die Seite, so dass sie Furianus anschauen konnte. Ihr Lächeln strahlte mit der Sonne um die Wette und sie fühlte sich richtig, richtig wohl. Seine Frage nach ihren Vorlieben rief zweierlei in ihr hervor, einmal die Vorlieben beim Essen und einmal ihre Vorlieben, in Bezug auf die Vereinigung von Mann und Frau. Wobei sie dabei noch nicht wirklich von Vorlieben sprechen konnte, denn Septima hatte den Verdacht, dass sie längst noch nicht alles ausprobiert hatte, was es da an Möglichkeiten gab. „Vorlieben? Mir würden lukanische Würstchen sehr zusagen, dazu einen milden Käse, ohh und Datten im Speckmantel. Für diese Kombination aus süss und herzhaft könnte ich fast sterben.“ schwärmte sie und schaute dem Flavier in die Augen. Erst jetzt bemerkte sie, das Furianus Augen denen von Ursus sehr ähnlich waren.


    Kurz geriet das Gespräch ins Stocken und Septima spürte schon wieder dieses angenehme Kribbeln der Vorfreude auf etwas, was sie noch gar nicht so lange kannte, aber einfach nicht genug davon bekommen konnte. „Was reizt deinen Geschmak besonders?“ fragte sie zurück und ihr stieg ein Bild vor Augen, welches durchaus etwas mit der Form eines lukanischen Würstchen und ihrem Mund zu tun hatte, aber überhaupt nicht dem Essen entsprach. Schon wieder zuckten ihre Mundwinkel und sie winkte Frija mit einer Handbewegung zu sich, damit sie ihr den abgestellten Becher reichen konnte. Etwas trinken, ja das war gut. Fast schon unschuldig schaute sie zur anderen Kline, auf der sich Furianus nieder gelassen hatte.

    Seiana hatte ihre Gefühle völlig im Griff und ließ das Paar nur das sehen, was sie wollte das sie es sahen. Septima beobachtete die Frau ihr gegenüber sehr genau, aber nicht weil sie heraus finden wollte, ob diese log oder nicht. Nein, sie wollte so perfekt werden wie die Decima, damit niemand durch ihre Fassade schauen konnte und etwas zu sehen bekam, was sie lieber vor neugierigen Augen verbergen wollte. Wie zum Beispiel ihr Geheimnis um ihre wahre Liebe.


    „Ach, Aelius kümmert sich um die Iunia? Sehr interessant. Dann müssen sehr gute Freunde sein. Aber was hat der Duccier getan, was ihn so gegen diesen aufgebracht hat?“ Noch gab Septima nicht nach. Gerade weil es um Axilla ging, wollte Septima mehr erfahren.

    Verblüfft schaute sie den Senator von der Seite her an. Was das gerade ein offenes Eingeständnis, dass er lieber in Ruhe auf dem Land leben würde, als im immer wachen Rom, dem Pful der Intrigen und Hochstapeleien? Septima konnte es kaum glauben. Vielleicht rührte daher seine Krankheit, die ihn vor wenigen Jahren hatte ergrauen lassen? Konnte einen die Politik krank machen? Ganz offensichtlich schon, wenn sie sich so den Flavier betrachtete. „Hat dir der Rückzug von der Politik, aufgrund deiner Erkrankung, nicht geholfen?“ Leichtes Bedauern schwang in ihrer Stimme hatte. Septima hatte das Gefühl, einen sehr guten Politiker neben sich stehen zu haben. Zumindest von den Debatten, die sie außerhalb der Curia mit angehört hatte, hatte diesen Eindruck gewonnen. Und Durus würde Furianus nicht zu seinen Freunden zählen, wenn er ihn nicht für einen fähigen Mann hielt.


    Septima hatte nichts anderes erwartet, als dass er gut auf dem Rücken eines Pferdes zurecht kam. Es passte irgendwie zu der dominanten und ehrfurchtsvollen Erscheinung von Furianus. War es das, was sie so zu diesem Mann zog?


    Als sie Frija bat, ihr etwas zu Trinken zu holen, wiß Furianus seinen Sklaven an, ihren den Weg zu zeigen. Baldemar schaute zunächst auffordernd seine Domina an und wartete ihr nicken ab, ehe er dem Hispania, oder Griechen, ins Innere des Hauses folgte. Septima hatte keine Bedenken gegenüber dem Senator. Er war ein Ehrenmann und würde nichts tun, was sie nicht auch wollte. Wie weit dies noch führen mochte, konnte sie jetzt noch nicht mit Sicherheit sagen.


    Seine Auskunft über die Pferde, ließ sie gutes für Ursus hoffen und Septima wollte sich gerade erkundigen, ob er auch gute Rennpferde zum Verkauf anbot, als er begann ihren Handrücken mit seinem Daumen zu streicheln und sich erkundigte, ob sie hungrig sei. Es folgte ein Blick, den sie nur als verlangend deuten konnte, oder bildete sie sich das nur ein? War es am Ende Wunschdenken, dass sie, die gerade erst in ihrer Schönheit richtig erblühte, hier vor einem hoch angesehenen Senator stand und dieser sie begehrte? Was war es, womit sie diesen Mann beeindruckt hatte?


    Furianus führte weiter aus, wo er gerne mit ihr speisen würde. Allein. Nur mit ihr. Ein leichtes Zittern ging bei seinen Worten durch ihren Körper, Aufregung ergriff sie, doch es ging alles viel zu schnell. Sie war doch erst vor einer Weile hier angekommen. Sie sah, wie er sich ihr näherte, war selbst versucht, ihre Hand aus seiner zu lösen und ihm diese auf die Brust zu legen, um zu spüren, wie sein Herz schlug, ob sie es war, die es schneller schlagen ließ. Sie konnte seinen Duft wahr nehmen, der zuvor vom Wind von ihr fortgetragen worden war. Es war ein Hauch von Sandelholz, den sie wahr nahm und Septimas Mundwinkel zuckten. Sein Geruch war ihr durchaus angenehm, aber er es ging ihr einfach zu schnell. Gewiss würden sie irgendwann an einem Punkt ankommen, wo es ihr gar nicht schnell gehen konnte, aber noch war sie nicht so weit.


    Somit entzog sie Furianus ihre Hand und beugte sich ein wenig nach hinten, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie noch nicht so weit war. In Wirklichkeit wollte sie weiter mit ihm spielen. Er konnte es nicht wissen, aber der Falvier war ihr Versuchsmensch. Sie wollte heraus finden, was ihm an ihr gefiel, und dazu gehörte es gewiss nicht, wenn sie sich ihm sofort hin gab wie eine willige Lupa. Außerdem reizte sie das Kribbeln, welches diese spannende Situation in ihr hervor rief.


    „Bitte entschuldige.“ flüsterte sie eher, als das sie laut sprach. Wozu auch laut reden, wenn er ihr bereits so nah war, dass sie seine Wimpern zählen konnte. Ihre Augen musterten sein Gesicht. Sie suchte nach Anzeichen des Alters. Kleine Fältchen, Augenringe, etwas in der Art, aber da war nichts. Einzig seine grauen Haare ließen den Schluss zu, dass er etwas älter war, als sie ihn schätzte. Doch dieses Thema hatten sie bereits auf einem Spaziergang, so dass Septima sich hütete, es noch ein mal aufzubrigen. Sie hob ihre nun freie Hand und legte sie auf seine Brust. Sie waren sich noch immer ganz nah. „Noch nicht, mein Lieber.“ hauchte sie ihm verführerisch entgegen. Spätestens jetzt, so hoffte sie, war er wie Eis, dass in der Sonne schmilzt.


    Sie hörte Schritte, nahm ihre Hand von seiner Brust und trat einen Schritt von Furianus weg, so dass wieder ein gebührender Abstand zwischen ihnen herrschte. Frija kam zurück, mit zwei Bechern. In einem war ein Gemisch aus Traubensaft und Wasser und in dem anderen verdünnter Wein, so wie es der Senator bevorzugte. Sie trat still näher und Septima nahm einen der Becher. Auffordernd hielt Frija den anderen Furianus hin. Vorbei war der intime Moment, der ihrer beider Absichten deutlich gezeigt hatte. „Du hattest eben gefragt ob ich Hunger hätte.“ nahm Septima den Gesprächsfaden wieder auf und lächelte ihr unvergleichliches, zauberhafte Lächeln. „Ja, hab ich.“ Sie war neugierig auf den versteckten Hain und da ihr Frühstück recht spärlich vor Aufregung gewesen war, hatte sie tatsächlich Appetit. „Zeig mir den Ort, an dem sich ein Senator gerne versteckt.“ forderte sie ihn neckisch auf, trank einen Schluck und reichte ihm wieder ihre Hand, so dass er sie führen, und sie ihn gleichzeitig sanft berühren konnte.

    Die Antwort auf ihre Rosenfrage war nicht die, die Septima erwartet hatte, aber sie meinte eine Anspielung aus seinen Worten und seinem Tonfall heraus zu hören, bei der sie sich nicht ganz sicher war. Ganz langsam spürte sie ein Kribbeln, welches in den Fingerspitzen begann. „Vielleicht bist du einfach nicht häufig genug da, um dich ausreichend um die Rosen zu kümmern.“ erwiderte sie mit einem Blick auf den Flavier. Er zwinkerte ihr zu und sie erwiderte den Blick einem kecken Lächeln. Was wurde das hier für ein Spiel?


    Sein nächster Kommentar brachte sie tatsächlich ein wenig aus der Fassung. Der tiefe Blick in ihre Augen sprach nahezu Bände und ihr stockte kurz der Atem. Hatte sie den Mann, den Senator, den Flavier etwa schon SO weit? Er ging weiter und sie folgte ihm, zumal er sie noch immer an der Hand führte. Deutlicher als zuvor spürte Septima, wie trocken ihr Mund war, aber sie wollte diesen Moment nicht zerstören, indem sie um etwas Wasser bat. Oh… Wasser! Das war es, was der Senator sie vorhin noch gefragt hatte. Ob sie etwas kaltes trinken wollte. Kalt… Das wäre jetzt genau das Richtige.


    „Bist du ein guter Reiter?“ erkundigte sie sich bei ihm, ehe sie den Säulengang und die Veranda erreichten und sie stehen blieben um die Aussicht zu genießen. Septima war hin und her gerissen, zwischen schlechten Erinnerungen aus ihre Kindheit und den viel interessanteren aus dem letzten Jahr in Rom. Und nun stand sie hier, mit einem Senator an ihrer Seite, der nicht ihr Ehemann war und dachte tatsächlich darüber nach, ob sie mit ihm schlafen sollte oder nicht! Ihr Blick ging in die Ferne. Ein tiefes, ursprüngliches Verlangen nahm langsam aber sicher immer mehr ihrer selbst ein. Doch sie verbat sich selbst ihre Gefühle zu offenbaren, ihre Lust zu zeigen, die sie verspürte, nur wenn Furianus sie kurz intensiv anschaute. ‚Oh du dummes Ding!’ schalt sie sich selbst. ‚Das hier ist ein abgekartetes Spiel und du gewiss nicht die Erste die darauf herein fällt.’ Doch all ihre eigenen Überredungskünste nützten nichts gegen das Verlangen, dass für immer mehr Wärme in ihrem Körper sorgte.


    „Wirklich, ein sehr schöner Ausblick.“ Ihre Stimme war ein wenig rauer, und Septima räusperte sich. „Hrrghhm… Frija? Besorge doch bitte Wasser und Saft für mich.“ wiß sie ihre Sklavin an. Das diese sich hier nicht auskannte, war nicht Septimas Problem. Gewiss gab es genügend flavische Sklaven, die ihr helfen konnten.


    Mit einem Lächeln, welches ihre Unruhe gut zu verbergen vermochte, schaute sie wieder den Falvier an ihre Seite an. Erst jetzt wurde ihr bewusst, das er noch immer ihre Hand hielt und ihr Herzschlag beschleunigte sich wieder. „Ich muß zugeben, du hast hier ein schönes Stück Landschaft. Sind die Wiesen auch ertragreich? Ich meine, reicht es um die Pferde gut zu versorgen? Wie viele Tiere sind in deinem Besitz?“ Es konnte nichts schaden, solange sie noch halbwegs klar denken konnte, ein wenig mehr über die Zucht von Furianus zu erfahren. Immerhin hatte Ursus sie um einen Gefallen gebeten, welchen Septima nicht vergessen hatte.