Verblüfft schaute sie den Senator von der Seite her an. Was das gerade ein offenes Eingeständnis, dass er lieber in Ruhe auf dem Land leben würde, als im immer wachen Rom, dem Pful der Intrigen und Hochstapeleien? Septima konnte es kaum glauben. Vielleicht rührte daher seine Krankheit, die ihn vor wenigen Jahren hatte ergrauen lassen? Konnte einen die Politik krank machen? Ganz offensichtlich schon, wenn sie sich so den Flavier betrachtete. „Hat dir der Rückzug von der Politik, aufgrund deiner Erkrankung, nicht geholfen?“ Leichtes Bedauern schwang in ihrer Stimme hatte. Septima hatte das Gefühl, einen sehr guten Politiker neben sich stehen zu haben. Zumindest von den Debatten, die sie außerhalb der Curia mit angehört hatte, hatte diesen Eindruck gewonnen. Und Durus würde Furianus nicht zu seinen Freunden zählen, wenn er ihn nicht für einen fähigen Mann hielt.
Septima hatte nichts anderes erwartet, als dass er gut auf dem Rücken eines Pferdes zurecht kam. Es passte irgendwie zu der dominanten und ehrfurchtsvollen Erscheinung von Furianus. War es das, was sie so zu diesem Mann zog?
Als sie Frija bat, ihr etwas zu Trinken zu holen, wiß Furianus seinen Sklaven an, ihren den Weg zu zeigen. Baldemar schaute zunächst auffordernd seine Domina an und wartete ihr nicken ab, ehe er dem Hispania, oder Griechen, ins Innere des Hauses folgte. Septima hatte keine Bedenken gegenüber dem Senator. Er war ein Ehrenmann und würde nichts tun, was sie nicht auch wollte. Wie weit dies noch führen mochte, konnte sie jetzt noch nicht mit Sicherheit sagen.
Seine Auskunft über die Pferde, ließ sie gutes für Ursus hoffen und Septima wollte sich gerade erkundigen, ob er auch gute Rennpferde zum Verkauf anbot, als er begann ihren Handrücken mit seinem Daumen zu streicheln und sich erkundigte, ob sie hungrig sei. Es folgte ein Blick, den sie nur als verlangend deuten konnte, oder bildete sie sich das nur ein? War es am Ende Wunschdenken, dass sie, die gerade erst in ihrer Schönheit richtig erblühte, hier vor einem hoch angesehenen Senator stand und dieser sie begehrte? Was war es, womit sie diesen Mann beeindruckt hatte?
Furianus führte weiter aus, wo er gerne mit ihr speisen würde. Allein. Nur mit ihr. Ein leichtes Zittern ging bei seinen Worten durch ihren Körper, Aufregung ergriff sie, doch es ging alles viel zu schnell. Sie war doch erst vor einer Weile hier angekommen. Sie sah, wie er sich ihr näherte, war selbst versucht, ihre Hand aus seiner zu lösen und ihm diese auf die Brust zu legen, um zu spüren, wie sein Herz schlug, ob sie es war, die es schneller schlagen ließ. Sie konnte seinen Duft wahr nehmen, der zuvor vom Wind von ihr fortgetragen worden war. Es war ein Hauch von Sandelholz, den sie wahr nahm und Septimas Mundwinkel zuckten. Sein Geruch war ihr durchaus angenehm, aber er es ging ihr einfach zu schnell. Gewiss würden sie irgendwann an einem Punkt ankommen, wo es ihr gar nicht schnell gehen konnte, aber noch war sie nicht so weit.
Somit entzog sie Furianus ihre Hand und beugte sich ein wenig nach hinten, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie noch nicht so weit war. In Wirklichkeit wollte sie weiter mit ihm spielen. Er konnte es nicht wissen, aber der Falvier war ihr Versuchsmensch. Sie wollte heraus finden, was ihm an ihr gefiel, und dazu gehörte es gewiss nicht, wenn sie sich ihm sofort hin gab wie eine willige Lupa. Außerdem reizte sie das Kribbeln, welches diese spannende Situation in ihr hervor rief.
„Bitte entschuldige.“ flüsterte sie eher, als das sie laut sprach. Wozu auch laut reden, wenn er ihr bereits so nah war, dass sie seine Wimpern zählen konnte. Ihre Augen musterten sein Gesicht. Sie suchte nach Anzeichen des Alters. Kleine Fältchen, Augenringe, etwas in der Art, aber da war nichts. Einzig seine grauen Haare ließen den Schluss zu, dass er etwas älter war, als sie ihn schätzte. Doch dieses Thema hatten sie bereits auf einem Spaziergang, so dass Septima sich hütete, es noch ein mal aufzubrigen. Sie hob ihre nun freie Hand und legte sie auf seine Brust. Sie waren sich noch immer ganz nah. „Noch nicht, mein Lieber.“ hauchte sie ihm verführerisch entgegen. Spätestens jetzt, so hoffte sie, war er wie Eis, dass in der Sonne schmilzt.
Sie hörte Schritte, nahm ihre Hand von seiner Brust und trat einen Schritt von Furianus weg, so dass wieder ein gebührender Abstand zwischen ihnen herrschte. Frija kam zurück, mit zwei Bechern. In einem war ein Gemisch aus Traubensaft und Wasser und in dem anderen verdünnter Wein, so wie es der Senator bevorzugte. Sie trat still näher und Septima nahm einen der Becher. Auffordernd hielt Frija den anderen Furianus hin. Vorbei war der intime Moment, der ihrer beider Absichten deutlich gezeigt hatte. „Du hattest eben gefragt ob ich Hunger hätte.“ nahm Septima den Gesprächsfaden wieder auf und lächelte ihr unvergleichliches, zauberhafte Lächeln. „Ja, hab ich.“ Sie war neugierig auf den versteckten Hain und da ihr Frühstück recht spärlich vor Aufregung gewesen war, hatte sie tatsächlich Appetit. „Zeig mir den Ort, an dem sich ein Senator gerne versteckt.“ forderte sie ihn neckisch auf, trank einen Schluck und reichte ihm wieder ihre Hand, so dass er sie führen, und sie ihn gleichzeitig sanft berühren konnte.