Sicherlich hatte Furianus Recht damit, dass sein Anwesen für eine komplette Besichtigung einfach zu groß war, aber es war auch ein Ausdruck ihrer Höflichkeit, dass sie ihn darum bat, sein Anwesen zu zeigen. Außerdem schmeichelte es gewiss seinem Stolz, wenn er ihr die Größe seines Besitzes zeigen konnte. Spielte nicht immer Größe eine wichtige Rolle im Leben eines Mannes?
Automatisch schaute sie ebenfalls auf ihre Sandalen, als der Senator das Problem der Schuhe ansprach. Septima lachte auf. Es war ein befreiendes Lachen, denn nun fühlte sie sich selbst nicht mehr so bedrückt. „Ja, du hast vollkommen Recht. Auf einen langen Marsch bin ich schlecht vorbereitet. Also gut, zuerst der Garten.“ stimmte sie ihm fröhlich zu. Sie gingen auf das Haus zu, traten ein und verließen es auf der anderen Seite wieder. Ihre ständigen Begleiter, Baldemar und Frija, folgten den beiden überall hin. Baldemar hatte genauestens den Senator im Blick. Eine falsche Bewegung und der kräftige Germane wäre sofort zur Stelle um seine Herrin vor diesem… Mann zu beschützen.
Es entwickelte sich ein völlig normales Gespräch und Septima entspannte sich immer mehr. Noch immer ruhte ihre Hand in der von Furianus, aber es war ihr nicht unangenehm, so dass sie zusammen durch die schönen Blumen, Büsche und Bäume gingen, die sich in diesem Hortus befanden. „Dein Vater züchtet Rosen?“ Erstaunen lag in ihrer Stimme und unweigerlich fragte sich Septima, ob der Vater von Furianus noch lebte. „Versorgt er dich noch immer mit Pflanzen aus Sardinia, oder hast du inzwischen genügend Rosen?“ Ha, damit sollte es ihr möglich sein zu erfahren was sie wissen wollte.
Verträumt lauschte sie in die Stille, die nur von vom Vogelgezwitscher und ab und an von einem Wiehern unterbrochen wurde. Erst jetzt fiel ihr auf, wie sehr sie die Ruhe der Villa Rustica in Hispania vermisste. „Mhm… diese Stille ist herrlich. Mit ist bisher gar nicht aufgefallen, wie laut Rom sowohl zur Tages- als auch zur Nachtzeit ist.“ Viel zu sehr war sie vom Trubel der Stadt in Besitz genommen worden, als das sie den Lärm als störend empfunden hätte. Rom war das Leben und Septima war viel zu froh, endlich Teil dieses Lebens sein zu können. Endlich war sie jemand der Beachtung fand, dem man zu hörte und ab und an sogar Wünsche erfüllte.
Sie gingen weiter und der Senator wiß sie auf weitere Pflanzen hin. Als sie bei den hispanischen Pflanzen angekommen waren, erkannte Septima die Datura, eine große, trompetenartige, weiße Blüte mit großen, grünen Blättern. Und daneben war ein Strauch von Mirabilis jalapa, eine nachtblühende, kleine weiße Blüte. Offensichtlich hatte hier jemand die Pflanzen nach Farben sotiert. „Ja, diese dort kenne ich und den Busch daneben auch.“ Septima deutete auf die weißen Blüten.
„Ich dachte, die Pferde wären deine heimliche Leidenschaft.“ Septima schaute zum Flavier an ihrer Seite, doch er schien völlig auf die Pflanzen konzentriert zu sein.