Beiträge von Tiberia Septima

    Sicherlich hatte Furianus Recht damit, dass sein Anwesen für eine komplette Besichtigung einfach zu groß war, aber es war auch ein Ausdruck ihrer Höflichkeit, dass sie ihn darum bat, sein Anwesen zu zeigen. Außerdem schmeichelte es gewiss seinem Stolz, wenn er ihr die Größe seines Besitzes zeigen konnte. Spielte nicht immer Größe eine wichtige Rolle im Leben eines Mannes?


    Automatisch schaute sie ebenfalls auf ihre Sandalen, als der Senator das Problem der Schuhe ansprach. Septima lachte auf. Es war ein befreiendes Lachen, denn nun fühlte sie sich selbst nicht mehr so bedrückt. „Ja, du hast vollkommen Recht. Auf einen langen Marsch bin ich schlecht vorbereitet. Also gut, zuerst der Garten.“ stimmte sie ihm fröhlich zu. Sie gingen auf das Haus zu, traten ein und verließen es auf der anderen Seite wieder. Ihre ständigen Begleiter, Baldemar und Frija, folgten den beiden überall hin. Baldemar hatte genauestens den Senator im Blick. Eine falsche Bewegung und der kräftige Germane wäre sofort zur Stelle um seine Herrin vor diesem… Mann zu beschützen.


    Es entwickelte sich ein völlig normales Gespräch und Septima entspannte sich immer mehr. Noch immer ruhte ihre Hand in der von Furianus, aber es war ihr nicht unangenehm, so dass sie zusammen durch die schönen Blumen, Büsche und Bäume gingen, die sich in diesem Hortus befanden. „Dein Vater züchtet Rosen?“ Erstaunen lag in ihrer Stimme und unweigerlich fragte sich Septima, ob der Vater von Furianus noch lebte. „Versorgt er dich noch immer mit Pflanzen aus Sardinia, oder hast du inzwischen genügend Rosen?“ Ha, damit sollte es ihr möglich sein zu erfahren was sie wissen wollte.


    Verträumt lauschte sie in die Stille, die nur von vom Vogelgezwitscher und ab und an von einem Wiehern unterbrochen wurde. Erst jetzt fiel ihr auf, wie sehr sie die Ruhe der Villa Rustica in Hispania vermisste. „Mhm… diese Stille ist herrlich. Mit ist bisher gar nicht aufgefallen, wie laut Rom sowohl zur Tages- als auch zur Nachtzeit ist.“ Viel zu sehr war sie vom Trubel der Stadt in Besitz genommen worden, als das sie den Lärm als störend empfunden hätte. Rom war das Leben und Septima war viel zu froh, endlich Teil dieses Lebens sein zu können. Endlich war sie jemand der Beachtung fand, dem man zu hörte und ab und an sogar Wünsche erfüllte.


    Sie gingen weiter und der Senator wiß sie auf weitere Pflanzen hin. Als sie bei den hispanischen Pflanzen angekommen waren, erkannte Septima die Datura, eine große, trompetenartige, weiße Blüte mit großen, grünen Blättern. Und daneben war ein Strauch von Mirabilis jalapa, eine nachtblühende, kleine weiße Blüte. Offensichtlich hatte hier jemand die Pflanzen nach Farben sotiert. „Ja, diese dort kenne ich und den Busch daneben auch.“ Septima deutete auf die weißen Blüten.


    „Ich dachte, die Pferde wären deine heimliche Leidenschaft.“ Septima schaute zum Flavier an ihrer Seite, doch er schien völlig auf die Pflanzen konzentriert zu sein.

    Aha, die claudische Vestalin kannte sich also gut mit Blumen aus. Eine Seite an Romana, die Septima noch nicht kannte. Sie musste schmunzeln. „Du hast einen großen Vorteil, Calvena. Dein Fest zur Feier der Fontinalia. Das war wirklich wunder schön und du hast das ganz phantastisch gemacht.“ Septima war voller Zuversicht, dass Calvena, wenn sie es sich in den Kopf gesetzt hatte und ihre Hochzeit unbedingt selbst ausrichten wollte, dieses auch sehr gut hinbekommen würde.


    Die Beschreibung ihres Amtes im Cultus Deorum klang sehr interssant und Septima freute sich, nun wo sie wusste was für einen guten Posten Calvena als Aeditua inne hatte, sehr für sie. „Es freut mich, dass du deine Bestimmung gefunden hast.“


    Auf die Großtante ging Septima nicht weiter ein. Sie würde das Biest gewiss auf der Hochzeit kennen lernen.


    „Es ‚kann’ weh tun.“ antwortete sie ehrlich. „Das hängt, denke ich, vom Mann ab und wie bereit die Frau für ihn ist. Sag, Calvena, hast du deinen Körper bereits selbst erforscht und weißt was dir Lust bereitet?“ fragte Septima nach. Es war leichter für sie zu erklären, wenn sie wusste, dass Calvena ihren eigenen Körper bereits kannte.

    Septima stimmte innerlich den Worten der Decima zu. Aber es gut von ihr, sich zu entschuldigen und somit erschien ein Lächeln in Septimas Gesicht. „Ja, es sei dir verziehen. Und vielleicht findet Aelius auch noch den Weg in unser Domus.“ wagte Septima zu hoffen. „Was mich allerdings noch interessieren würde ist, worum ging es in dem Streit zwischen dem Duccius und dem Aelius eigentlich?“ Dies interessierte die Tiberia viel mehr, denn - und dass konnte durchaus von Vorurteilen geprägt sein – sei traute dem Decimer nicht so recht über den Weg und war sich nicht sicher, ob seine Erzählung richtig gewesen war.

    An Unterstützung schien es Calvena nun doch nicht zu mangeln, wie Septima feststellen mußte. „Was? Sogar Romana hilft dir bei den Vorbereitungen? Das find ich sehr gut, dass du so viele Helfer hast, solange du alles unter Kontrolle behalten kannst. Denn zu viele Helfer können auch alles verderben, da sie sich nicht einig werden.“ Allerdings fragte sich die Tiberia, wie eine Vestalin bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen konnte. Oder ging es bei Romanas Hilfe mehr um religiöse Fragen. Aber das konnte auch nicht sein, denn gerade erzählte Calvena, dass sie zur Aeditua befördert worden war.


    „Aeditua? Was genau sind dann deine Aufgaben im Tempel der Iuno?“ erkundigte sich Septima interessiert, aber nicht übermäßig begeistert. Sie selbst pflegte die Kulte und Bräuche, wie man es von ihr erwartete, aber darüber hinaus war sie nicht sonderlich dem Cultus Deorum zugetan, so dass sie sich, trotz eines Pontifex in der Familie, nicht gerade gut mit den Bezeichnungen der Priester und Diener im Götterkult auskannte. „Ach… beinahe hätte ich es vergessen… Meinen Glückwunsch zur Beförderung.“ fügte Septima noch schnell an.


    Das es sich bei der Großtante von Calvena um Germanica Laevina handelte, war Septima nicht mehr gläufig. Sie brachte Laevina immer mit Serrana in Verbindung und somit auch mit dem Gens der Iunia, so dass ihr dieser kleine Fehler unterlief. „Also ist deine Großtante schon älter? Dann sollte viel Erfahrung im Umgang mit dem Webrahmen haben, so dass sie dir immer wieder aushelfen kann, wenn der Faden mal reißen sollte, oder du sich an einer Stelle vertan hast.“ stellte Septima einfach mal fest und würde nun das Thema ruhen lassen.


    Zum Glück gab sich Calvena mit ihrer Antwort, bezüglich der Beziehung zu Ursus, zu frieden und rückte nun endlich mit jener Sprache heraus, die der Verlobten gewiss schon seid Anfang des Gesprächs auf der Zunge lag. „Die erste Nacht? Nun, das kann, wie ich gehört hab, sehr unterschiedlich verlaufen.“ leitete Septima das Thema ein. „Das ist es, was dich besonders interessiert? Ging mir auch nicht anders.“ plauderte sie weiter aus dem Nähkörbchen. Interessiert musterte sie ihre Freundin, ob sie rot wurde, obwohl sie noch gar nicht über das eigentlich interessante in der Nacht gesprochen hatten.

    Strahlend schaute die junge Frau zu dem erfahrenen Senator an ihrer Seite auf und es war tatsächlich schwer zu erkennen, was sie dazu trieb, immer wieder seine Nähe zu suchen und mit ihm zu ‚spielen’. Zu dem Zeitpunkt wusste es Septima selbst nicht, kannte sie die körperliche Liebe noch nicht in dem Maß, wie sie Mann und Frau teilen konnten.


    Die Mine von Furianus war undurchschaubar, was Septima fast noch mehr reizte, als wenn sie in ihm, wie in einem offenen Buch, lesen konnte. Doch dann stahl sich ein kurzes Lächeln auf seine Lippen, die ihr mit einem mal viel sinnlicher erschienen und er sprach über Schönheit. Ihre Schönheit! Es war für die Seele der vernachlässigten Frau in ihr, ein Quell voller Freuden, die sie voll auskostete. Ein dankbares Lächeln, gleich einem ersten Frühlingsstrahl, kombiniert mit einem leichten senken ihre Kopfes, waren Ausdruck ihres Wohlgefallens. Sie mochte Komplimente, vor allem wenn sie so schön vorgetragen wurden, wie vom Flavier. Das dieser ein gut geschulter Rhetoriker und Politiker war, der es verstand mit Worten umzugehen, vergaß Septima in dem Moment völlig.


    „Es wird mir eine Ehre sein, deine Villa kennen zu lernen.“ erwiderte sie mit sanfter, leiser Stimme. Es mussten nicht alle Menschen in ihrer unmittelbaren Nähe erfahren, mit wem und wo sie sich soeben verabredet hatte.


    Ihr Spaziergang schien sich dem Ende zu neigen, denn der Flavier lenkte seine Schritte zur eigenen Sänfte und schon entschuldigte er sich unter dem Vorwand, er hätte noch dringende Geschäfte zu erledigen. Das mochte der Wahrheit entsprechen, oder auch nicht. Septima war ihm auf jeden Fall dankbar für die Unterhaltung und selbstverständlich auch für das schöne Geschenk in Form einer goldenen Libelle.


    „Ich danke dir für die anregende Unterhaltung, Senator Flavius. Möge Merkur deinen Geschäften wohl gesonnen sein.“ verabschiedete sie sich von Furianus und schaute noch kurz seiner Sänfte nach, als diese von kräftigen Sklaven davon getragen wurde. Dabei ging ihre Hand zu ihrem Haar, dorthin wo es von einer goldenen Libelle verziert worden war. ‚Septima, Septima, was fängst du da nur an.’ ging es ihr durch den Sinn, ehe sie sich ebenfalls auf den Heimweg begab.

    „Ja, dass der Praefectus Urbi nicht gut auf Patrizier zu sprechen ist, dass habe ich auch schon vernommen. Und der Decimus ist immer hin kein Patrizier.“ Doch Ungnade klang schon wieder besser, so dass Septima das Beste für ihren Mann hoffte. Schade aber auch, sie hätte Ursus, und sich selbst, gerne geholfen schneller an diesen Posten zu kommen.


    Septima legte sich wieder auf den Rücken und starrte die Decke über dem Bett an. Wie lange hatte sie nun schon Macer nicht mehr gesehen. Es waren Wochen, wenn nicht sogar schon Monate. Ein Seufzen unterdrückend, riss Septima ihre Gedanken von Macer los und richtete ihre Konzentration wieder auf den Mann neben sich.


    Das Ursus sie nicht zum Besuch der Villa suburbana von Flavius Furianus begleiten konnte, war eine Erleichterung für Septima. Aber wieso wollte sie nicht, dass ihr Mann mit dabei war, wenn sie den Flavier besuchte? ‚Weil ich gerne mal etwas alleine unternehmen möchte.’ gab sie sich sofort selbst die Antwort und ihr Gewissen war beruhigt.


    Die Frage nach dem Rennsport war genau richtig gewesen, wie Septima erfreut feststellte. „Du bist zu deinen Aufgaben in der Schola, denen für die Acta und denen deiner Klienten auch noch Princeps der Aurata?“ Damit hatte er sie nun wirklich überrascht. Septima richtete sich auf, um Ursus besser anschauen zu können. Dann rutschte sie näher zu ihm und kuschelte sich mit ihrem Körper an seinen. Inzwischen war sie mehr als gewollt ausgekühlt und suchte so Wärme. Mit einer Hand auf seiner Brust, dass Kinn darauf gestützt, nuschelte sie mehr. „Ich war bisher nur auf einem Rennen und da haben die Aurata nicht besonders gut ausgeschaut. Ob ich Anhänger einer Factio bin. Mhm…mein Onkel würde es gerne sehen, wenn wir alle für die Veneta wären, und beim letzten Rennen haben Aulus und ich auch im blauen Block gestanden, allerdings… habe ich die Regeln da noch nicht gekannt und weil die Aurata ganz hinten waren… habe ich die angefeuert.“ gab sie kleinlaut zu und studierte Ursus Gesicht. Würde er sie jetzt auslachen?

    Es bedurfte keiner Antwort mehr des Sklaven von Furianus, denn genau dieser trat gerade aus dem ansehnlichen Gebäude seiner Villa und schritt ihr entgegen. Augenblicklich ging es ihr wieder besser und Septima lächelte dem Senator, der in eine schicke, weiße Tunika gekleidet war, freudig entgegen. Sie nutzte die Zeit, die er brauchte um bei ihr anzukommen, um ihn genauer zu betrachten. Seine Frau hatte auf dem Hochzeitsempfang gesagt, es würde ihm nicht so gut gehen, doch hier machte der Senator einen überaus agilen Eindruck auf sie.


    Bei seiner überschwänglichen Begrüßung konnte sie den Impuls nicht unterdrücken zum Himmel empor zu schauen und ihn mit einem leicht skeptischen Ausdruck wieder anzusehen. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Senator Flavius.“ erwiderte sie zunächst höflich und fügte noch hinzu „Wollen wir hoffen, dass der Tag nicht noch strahlender wird, ansonsten würden wir gar geblendet werden.“ Das Lachen in ihrem Gesicht nahm den Worten den Ernst, den sie nicht wollte, das er es vielleicht hinein interpretierte.


    Er hielt ihr seine Hand hin und Septima legte die ihrige zart hinein. Es war anders als bei ihrer Begegnung auf dem Forum Romanum. Sie hatte das Gefühl, nicht mehr so frei heraus mit dem Senator flirten zu dürfen, wie noch vor ihrer Hochzeit. Aber dies sollte auch ein völlig unverfänglicher Besuch in seiner Villa sein. Quasi ein Ersatz zu einer Cena in seinem Domus in Rom. Und wieso überhaupt hatte sie plötzlich ganz andere Bilder von ihm und ihr, Arm in Arm an der weißen Mauer da hinten vor sich? Für einen Moment schloss Septima ihre Augen, um die Bilder, die durchaus ein gewisses Verlangen in ihr weckten, zu verdrängen.


    Als sie die Augen wieder öffnete waren die Bilder fort und Septima überlegte angestrengt, was sie der Falvier gefragt hatte. Erschöpft… ja das war es. „Nein, nein, ich bin nicht erschöpft. In der Kutsche zu sitzen und sich durchschütteln zu lassen ist zwar nicht besonders angenehm, aber ich würde mir gern ein wenig die Beine vertreten. Wie wäre es, wenn du mir dein Anwesen zeigst?“ Charmant und auch ein wenig neugierig, lächelte sie den Senator an. Das er sie nach etwas zu trinken gefragt hatte, war ihr aufgrund der erotischen Bilder glatt entgangen, dabei verspürte sie durchaus etwas Durst. Die Luft war staubig gewesen auf der Fahrt.

    Wie es schien, hatte Calvena tatsächlich vor, alles selber zu planen, was die Hochzeit betraf. Innerlich schüttelte Septima den Kopf über so viel Unvernunft. Dafür gab es doch Sklaven und Angestellte. Dort konnte sie ihre Wünsche äußern und alles würde zur vollsten Zufriedenheit erledigt werden. So hatte Septima es auch getan und allen hatte die Feier, sowohl im Hause Tiberia als auch dem der Aurelia gefallen.


    „Eine Gästeliste ist schon mal ein guter Anfang. Hast du denn auch jemanden, der dir bei den weiteren Planungen behilflich sein kann?“ Vielleicht war es ihre möglich, Calvena einen Angestellten ans Herz zu legen, der auch die unmöglichsten Wünschen möglich machte.


    So, so, bei ihrer tunika recta half also die Großtante. Ob das auch eine so junge Großtante war, wie Septima sie in Arvinia und Albina hatte? „Darf ich fragen wie alt deine Großtante ist?“ konnte sie sich ihre Neugier nicht gänzlich verkneifen.


    Dann kam die Bekanntgabe des gewünschten Termins und Septima schaute sichtlich erschrocken drein. „Schon im April? Na, dann will ich mal hoffen, dass du bis dahin das gute Stück von Tunika fertig hast. Ich weiß noch wie lange ich an meiner gesessen habe.“ Dabei war Septima nicht ungeschickt mit dem Spinnrad und auch nicht mit dem Webstuhl, so dass es viel schneller ging, als sie selbst gedacht hatte. Doch trotz dieses Talents wollte sie sich lieber bereits gewebte und genähte Kleidungsstücke kaufen, als sie selbst zu fertigen.


    Bei der Bestätigung, dass es sich bei Calvena und Valerian um eine Liebesheirat handelte, war Septima für einen kurzen Moment traurig. Und offensichtlich konnte sie diesen Ausdruck nicht gut vor ihrer Freundin verbergen. „Ach was… mir geht es gut. Ich bin vielleicht nicht so glücklich wie du es mit deinem Geliebten werden wirst, aber ich habe es auch nicht besonders schlimm getroffen.“ Das war es, was Septima bereit war sich selbst und ihrer Freundin einzugestehen. Hier und jetzt Calvena anzulügen, dass hätte Septima nicht übers Herz gebracht. Und eine Sache gab es, in der sie sich mit Ursus fast blind verstand. Sex!

    Es überraschte die Tiberia, dass sie nach erreichen der Stadtmauern von Rom, in eine Kutsche wechselten. Nun saß auch Baldemar mit in der Kutsche und der Sklave, oder Beauftragte von Furianus, ritt auf einem Pferd neben der Kutsche her. Die ganze Reise dauerte wesentlich länger, als Septima angenommen hatte. Hatte Furianus nicht gesagt, die Villa läge direkt vor den Toren Roms? Offensichtlich hatte sie etwas falsch verstanden. Auf was ließ sie sich hier nur ein?


    Dann endlich stoppte das Gefährt und sie hörte die Stimme des Hispaniers, oder Griechen, wer konnte das schon so genau sagen. Baldemar erhob sich (er hasste Kutschen) und schlug den Vorhang bei Seite. Anschließend half er zu erst der Domina und anschließend seiner Frau aus der Kutsche.


    Septima trug heute tatsächlich ihre seidene Tunika und darüber eine dunkelgrüne Palla. Im kunstvoll hochgesteckten Haar schimmerte die goldene Libelle, welche ihr der Senator als ‚kleine’ Aufmerksamkeit bei ihrem Spaziergang in Rom geschenkt hatte. Schmale, goldene Ringe und am rechten Handgelenk ein paar goldener Armreifen, komplettierten ihre Aufmachung. Frija trug den Mantel ihrer Herrin über den Armen und nun standen alle drei vor dem mondänen Gebäude.


    In Septimas Magen grummelte es leicht. Sie hätte besser eine Matrone mitbringen sollen. Wie nur hatte Ursus sie alleine hier her gehen lassen können? Doch von ihrem plötzlichen Unwohlsein ließ sie sich nichts anmerken, sondern schaute zu dem hispanischen Griechen. „Wartet dein Herr drinnen?“

    Im Hause der Aurelier herrschte viel mehr Geschäftigkeit als sie es aus dem Hause ihrer Familie gewohnt war, so das Septima jeden Tag auf neue aussah, als würde irgend ein Empfang, eine Feierlichkeit oder sonst irgend ein wichtiges Ereignis anstehen. Sie hatte bitter gelernt, dass die Menschen immer zu erst auf die äußere Erscheinung und in zweiter Linie auf das Benehmen einer Person achteten. Also war es ihr zur Gewohnheit geworden, immer gut, wenn nicht sogar hinreißend auszusehen. Heute trug sie eine hellblaue Tunika und darüber eine wesentlich dunkler gefärbte Palla in blau, welche von einem Gürtel mit Silberbeschlägen an der Taille gebunden war. Dazu Silberschmuck. Ringe, Armreifen, eine Kette mit einem schweren Luchsanhänger, das Wappentier der Tiberia.


    Gerade als sie ihr Cubiculum verlassen wollte, stand Ursus vor ihrer Tür. Er wollte sie abholen. Komisch, das hatte der Sklave ihr gar nicht gesagt. Doch so konnten sie nun gemeinsam ins Atrium schreiten. Decima Seiana wartete stehend auf sie und Septima begrüßt die Frau freundlich. „Salve Decima.“ Dann nahmen sie Platz und die junge Sklavin aus dem Atrium trat heran und reichte ihnen allen Becher mit verdünntem Wein. Septima bevorzugte sonst andere Getränke, nippte aber nun aus Höflichkeit an ihrem Becher, so lange die Decima noch sprach.


    Erstaunen machte sich nur schwer bemerkbar in ihrem Gesicht breit. Die Decima war gekommen, um sich für ihren Auftritt, beziehungsweise Abgang, auf ihrem Empfang nach der Hochzeit zu entschuldigen. Septima schaute kurz zu Ursus. Ob sie ihn lieber sprechen lassen sollte? Doch Seiana hatte mit ihnen beiden reden wollen, so dass sie doch das Wort ergriff. „Wir haben uns selbstverständlich sehr gewundert über das Verhalten deines Verlobten. Wo ist er eigentlich?“ Bei der Frage zog Septima kurz beide Augenbrauen hoch, denn sie fand, dass es nicht an der Decima lag, sich bei ihnen zu entschuldigen, oder zumindest nicht alleine, sondern auch Aelius Archias. Immerhin hätten sie sich beide kurz bei ihnen verabschieden können, selbst, oder gerade wenn der Duccier sie beleidigt hatte. Vielleicht hätte Ursus dann sogar eingreifen, und den Duccier des Festes verweisen können.

    Der hispanische Sklave mit den wilden Locken, der eigentlich ein griechischer war, verhielt sich ihr gegenüber nicht gerade tadelfrei, aber Septima nickte zu seinen Worten. „Dann können wir.“ war alles was sie sagte und bestieg anschließend, zusammen mit ihrer Serva, die Sänfte und ließ sich zur villa suburbana des Flaviers bringen.

    Auch Calvena erkundigte sich bei Ursus und Sedulus nach der angesprochenen Wette, aber zunächst gab es keine klare Antwort von den beiden.


    Sowohl Serrana als auch Sedulus stimmten der Behauptung, von Amors Pfeil getroffen worden zu sein, mehr oder weniger zu. ‚Was für ein Glück für die beiden.’ Ging es Septima durch den Sinn und sie warf einen kurzen Blick auf ihren Gatten. Ob es jemals Liebe zwischen ihnen beiden geben würde? Konnte eine Frau überhaupt zwei Männer lieben? Denn in Septimas Herz hatte sich bereits ein dunkelblonder Jüngling eingenistet, der den ganzen Platz nur für sich beanspruchte. Nur kurz suchten ihre Augen den Eingang des Atrium, in der stillen Hoffnung, Octavius Macer würde durch die Porta ins Atrium stürmen, sie an der Hand nehmen und mit ihr gemeinsam aus Rom, aus ihrem jetzigen Leben flüchten. Doch es war nur eine schöne Vorstellung, ein Wunsch, der niemals in Erfüllung gehen würde, alleine schon, weil Septima die Zukunft des Octaviers nicht zerstören wollte.


    Es trafen weitere Gäste ein, unter ihnen zwei Claudia. Zunächst Claudia Romana und dann auch Furianus Frau, Claudia Catilina. Beide begrüßte Septima freundlich und nahm die erneuten Glückwünsche dankend entgegen. „Es freut mich sehr, dass du kommen konntest Romana. Hat dich die Obervestalin nicht eher gehen lassen?“ erkundigte sie sich nach dem etwas verspäteten Erscheinen ihrer Freundin. „Aber keine Sorge, wir haben noch nicht mit dem Essen angefangen.“ Dabei warf Septima einen Blick in Richtung des Tisches, wo bereits die ersten Speisen aufgetragen wurden. Genau dort hin waren Aelius Archias und der Duccier gegangen. Was taten die beiden da nur?


    Nun trat Claudia Catilina auf das frisch vermählte Paar zu und ihr danke Septima für die Glückwünsche. „Vielen Dank, Claudia. Ich hoffe sehr, dass die Schmerzen deines Mannes kein Rückfall auf seine Krankheit sind, sondern lediglich Folgen der Feier.“ erkundigte sie sich führsorglich bei Catilina. Sollte es dem Flavier in einer Woche nicht besser gehen, würden sie sich wohl kaum auf seiner villa suburbana zur Cena treffen können.


    Vom Tisch mit den Speisen, drangen lautere Worte zu ihnen herüber, allerdings konnte Septima nichts genaues sehen und Ursus schien sich auch schon um die Angelegenheit zu kümmern. Lediglich den Fortgang von Decima Seiana und Aelius Archias fielen ihr auf, da sie noch immer in Richtung Porta schaute. Was bitte war da vorgefallen? Würden die beiden noch mal wieder kommen, oder hatte sie jemand dermaßen beleidigt, dass sie sogar ohne Verabschiedung einfach den Empfang verließen?


    Eine spürbare Unruhe entstand unter den anwesenden Gästen und ihr Gemahl versuchte die Situation zu retten, indem er alle zum Festmahl ins große Triclinium bat. Septima blickte entschuldigend in die Runde „Wollen wir dann ins Triclinium wechseln?“ richtete sie ihre Worte auffordernd an die sie umgebenden Gäste. Ein wenig ärgerte sich Septima über die Störung, die offensichtlich von dem davon geeilten Paar, sowie der Iunia und dem Duccier ausgegangen zu sein schien. Sie schaute zu Ursus, der Anweisungen gegeben hatte, alles wieder herrichten zu lassen. Wäre das nicht ihre Aufgabe gewesen? Langsam aber sicher bekam Septima eine Vorstellung davon, was es bedeutete einen großen Empfang zu geben und mit wie viel Arbeit das verbunden war. „Titus?“ Fragend schaute sie ihren Mann an, damit er ihr seinen Arm bieten konnte und sie gemeinsam ins Triclinium gehen konnten.


    Just in dem Moment trat der Duccier, zusammen mit Axilla am Arm, auf sie zu. Mit galanten Worten entschuldigte er sich bei ihnen für den unmöglichen Zwischenfall und nahm die Komplette Schuld dafür, auf seine breiten Schultern. Septima kam nicht umhin, den Duccier - der inzwischen in eine Toga gekleidete war, was eindeutig besser aussah, als das was er zuvor getragen hatte – zu betrachten und sich ihre eigenen Gedanken zu der Angelegenheit zu machen. Die Entschuldigung anzunehmen überließ sie lieber Ursus, er war schließlich der Politiker von ihnen beiden. Wenn sich später noch eine Gelegenheit ergeben würde, wollte Septima lieber mit der Iunia sprechen, als jetzt irgend etwas zu dem Vorfall zu sagen.


    Im Triclinium selbst trat dann Aurelius Imbrex auf sie zu. Der Aurelier hatte einen guten Moment abgepasst, wo das Paar endlich nicht von Gratulanten umlagert wurde. Er gratulierte ihnen ebenfalls und Septima suchte kurz nach Spuren der gestrigen Feier in seinem Gesicht, doch offensichtlich hatte Imbrex den Ausfall des ersten Familienfrühstückes für sie in dieser Villa, genutzt, um sich von sämtlichen Folgen zu erholen. „Vielen Dank Aurelius.“ erwiderte Septima höflich und mit einem charmanten Lächlen. Ob sie nach dem heutigen Tag jemals wieder würde lächeln können. Langsam glaubte Septima, dass ihr Lächeln festgewachsen wäre, so oft wie sie sich gestern und heute bedanken musste. „Wie ich sehe, scheinst du dich bestens von der gestrigen Feier erholt zu haben, oder irre ich mich und du bist einfach früher wie die übrigen Gäste verschwunden?“ Es lag ein neckischer Unterton in Septimas Stimme, denn sie wollte den Aurelier ein wenig ärgern.

    Es war wie immer ein berauschendes Gefühl, als die Welle über ihr herein brach und Septima nur noch laut Titus Namen rief. Sie fühlte sich, als hätte es schon immer so sein sollen. Obwohl sich jedes mal ein ganz bestimmtes Lächeln, ein geflüstertes ‚Ich liebe dich, merk dir das.’ in ihre Gedanken schlich und Septima noch viel lustvoller wurde.


    Nun lagen sie nebeneinander, erschöpft aber glücklich, zumindest musste es für Außenstehende so wirken. Ursus beantwortete ihr eine Frage, über die Septima erst einmal nachdenken musste, da sie nicht mehr wusste, welche sie ihm überhaupt gestellt hatte. Ach ja, es ging um den Posten als Legat. „Der Praefectus Urbi also. Das sind keine besonders guten Voraussetzungen.“ merkte sie kritisch an und drehte sich auf die Seite, um den neben sich liegenden Mann zu betrachten. Es war zu dieser Jahreszeit noch immer recht kühl, aber noch waren beide zu erhitzt von ihrem Liebesspiel, als das sie eine Decke gebraucht hätten. Somit konnte Septima die Umrisse ihres Mannes gut im Licht der Öllampen sehen und sie musste sich eingestehen, dass ihr seine Muskeln durchaus gefielen. Besonders wenn sie deutlich zu sehen waren, weil er sich über ihr abstützte und sie körperlich liebte. Ob es jemals etwas mehr zwischen ihnen geben würde als die rein körperliche Liebe? Ob er etwas mehr für sie empfand als einfach nur… Besitzerstolz? War sie nur sein Spielzeug? Tausend Gedanken jagten in diesem Moment durch ihren Geist, bis Septima durch Ursus Frage und darauf folgenden Vorschlag jäh zurück auf das Thema des Besuchs von Senator Flavius gezogen wurde.


    Ihr Götter, musste er denn unbedingt mit wollen? Septima kannte den Terminkalender von Ursus nicht, so dass sie keinerlei Ahnung hatte, ob er in zwei Tagen Zeit hätte sie zu begleiten oder nicht. Und wieso regte es sie auf, dass er sie begleiten wollte?! Sie wollte sich doch nur für ein nettes Gespräch und ein Abendessen mit dem Flavier treffen, oder? Septima fühlte sich unruhig, konnte ihre eigene Ablehnung gegen ein Treffen mit Furianus UND Ursus nicht verstehen. „Ehm… das Treffen ist in zwei Tagen.“ antwortete sie wahrheitsgemäß und betete innerlich, dass Ursus keine Zeit haben würde. „Sag mal, Factio… heißt das, du bist auch im Wagenrennsport aktiv?“ Das war eine gute Gelegenheit, dass Thema auf etwas anderes zu bringen. „Für welche Factio denn?“ Septima legte reichlich Begeisterung in ihre Stimme, denn bereits auf dem Pferderennen, welches sie mit ihrem Cousin Ahala zusammen besucht hatte, war ihr bewusst geworden, wie begeistert Männer von dieser Art Sport sein konnten.


    „Und was den Praefectus angeht… Wer ist denn dafür zuständig, dass er die Kandidaten für den Posten mitgeteilt bekommt? Und hat man ihm diese schon vorgelegt?“ Wenn ja, dann wüsste Septima gerne, was denn da so lange brauchte, und wenn nicht, dann wollte sie wissen ob es nicht möglich wäre, irgendwie positiv darauf hinarbeiten zu können, dass dem Praefectus Urbi nur ein Name vorgelegt wurde. Immerhin weilte Octavius Macer zur Zeit in Mantua, da er dort sein Tribunat verrichtete. Wenn Ursus nun Legat dort werden würde, könnte sie ihn nach Mantua begleiten und endlich, nach Wochen, ihren Liebsten wieder sehen – und vielleicht auch mehr?

    Der Sklave reichte ihr einen Becher mit dem gewünschten Getränk und Septima nippe vorsichtig daran, um das Mischungsverhältnis zu testen. Es war in Ordnung. Calvena redete auch nicht lange um den heißen Brei herum, sondern bat die Tiberia darum, ihre Pronuba zu werden. Sofort zuckten Septimas Mundwinkel und sie lächelte ihre Freundin breit an. „Aber selbstverständlich doch.“ erwiderte sie gerührt und stellte den Becher auf einem Tisch ab. „Es ist mir eine besondere Ehre, diese Amt für dich zu übernehmen.“ Septima beugte sich vor und drückte kurz die Hand von Calvena.


    Pronuba zu sein, bedeutete, sie würden die wichtigsten Ereignisse vor und während der Hochzeitszeremonie gemeinsam erleben. Nur zu gut konnte sie sich an ihre eigenen, zunächst scheuen, später schon wesentlich direkteren Fragen an ihre Pronuba, Aelia Paulina, erinnern. Ob Calvena sie ebenfalls solch pikante Dinge fragen würde? Obwohl die eigene Hochzeit noch gar nicht lang zurück lag, würde sich Septima noch einmal genau in die Rolle der Pronuba einlesen müssen, denn wann sie genau welches Ritual machen musste, wusste sie in diesem Moment nicht.


    „Ich schätze du hast noch einiges zu tun, vor dem eigentlichen Hochzeitstermin, oder? Wie weit bist du mit deiner tunika recta?“ Nun wollte sie sich erst einmal nach dem aktuellen Stand der allgemeinen Vorbereitungen informieren. „Ach, und wann genau soll denn das freudige Ereignis statt finden? Ich gehe doch recht in der Annahme, dass ihr beide aus Liebe heiratet, oder?“ Gerade die letzte Frage interessierte die Tiberia besonders. Sie hatte da so ein Gefühl bei Calvena und Valerian, dass sie sich gesucht und gefunden hatten. Beneidenswert.

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    Baldemar + Frija


    Baldemar, Septimas custos corporis, wartete bereits in der Nähe vom Atrium. Seine Frau Frija hatte ihn bereits im Vorfeld über den heutigen Ausflug informiert. Als er seine Herrin, zusammen mit seiner Frau, in Atrium treten sah, trat Baldemar aus dem Schatten eines Ganges und ging zu ihnen. „Ah, Baldemar. Sehr gut.“ Begrüßte Septima kurz ihren Leibwächter. Es gefiel ihr, wie ihre beiden persönlichen Sklaven vieles untereinander regelten, so dass sie nicht ständig einen von beiden schicken musste, um den anderen zu holen.


    Septima wartete, bis ihr Leone die Porta geöffnet hatte und trat dann vor die Tür. „Du wurdest geschickt um mich abzuholen?“ erkundigte sie sich bei dem Hispanier mit dem wilden Lockenkopf.

    Endlich... Leone klopfte und trat nach ihrer Aufforderung hin ein. Ruhig hörte sich Septima an, was er zu berichten hatte. Mit einem mal fiel ihr ein, dass sie dem Ianitor hätte Bescheid geben müssen, dass eine Sänfte für sie kommen würde, um sie abzuholen. Über ihre eigene Dummheit schüttelte sie geistig den Kopf. „Nein Leone, dass ist völlig richtig so.“ teilte sie dem Sklaven kurz und knapp mit und erhob ich von ihrem Frisierstuhl. Frija war es gelungen, alle widerspenstigen Haaresträhnen dort hin zu stecken, wo sie hin gehörten. „Komm Frija! Und vergiss nicht meinen Mantel.“ forderte sie ihre Sklavin auf und schritt erhobenen Hauptes an Leone vorbei zur Porta.

    Es war schön zu sehen, wie sehr Ursus ihre Vereinigung genoss, doch wirklich zurück halten konnte sie ihn nicht. Fordernd drücke sie sich ihm entgegen, genoss die starken Gefühle, die jede seiner Bewegungen in ihr auslösten. Auf den Verdacht von Ursus, wer nun der Vater von Siv’s Kind sein könnte, ging Septima vorerst nicht weiter ein. Wenn er es ihr nicht sagen wollte, dann eben nicht. Was interessierte sie überhaupt eine Freigelassene.


    Die Sache mit dem Legatsposten der Prima war schon interessanter. „Wie… ohhhh…“ Ein erneutes Stöhnen folgte und Septima zog Ursus näher an sich heran. „Jahhh… mach weiter…“ forderte sie ihn wollüstig auf. „Mhhhmmm… Wer… ist denn für… die Vergabe des Posten zuständig?“ Langsam aber sicher konnte auch sie sich nicht mehr voll auf die Unterhaltung konzentrieren, was dafür sorgte, dass sie die Beine wieder auf dem Bett abstützte und sich unter ihrem Mann räkelte.


    „Furianus? Ich… weiß nicht. Er hat… aahhhh… was von seiner Pferdezucht erzählt. Bestimmt…. Mhhmmm… ist seine Frau auch dabei… ganz sicher.“ Das war eine kleine Notlüge, hatte ihr der Flavier doch erzählt, das Claudia Catilina keinerlei Interesse an seiner Zucht hatte. Aber sie konnte sich doch einfach ein wenig dumm stellen. Wenn Ursus hinter her fragen würde, würde sie ihm auch die Wahrheit sagen. Außerdem, was sollte denn schon passieren. Er war ein hochgestellter Senator und sie eine verheiratete Frau… Ttzzz…

    Aha, bei Marcus handelte es sich also um den Hausherren. Und ausgerechnet dieser entließ eine schwangere Sklavin in die Freiheit? Kam nur ihr das merkwürdig vor, oder sonst noch wem? „Eine Vermutung? Und die wäre?“ Ein Seufzen folgte ihren Worten, denn nun waren es Ursus’ Hände, die ebenfalls anfingen sie zu verwöhnen.


    Offensichtlich gab sich ihr Mann mit ihrer Antwort, bezüglich ihres mangelnden Interesses an seiner Person, zu frieden und hakte nicht weiter nach. Sehr gut so. Leider gab es für sie auch keine wirklich befriedigende Antwort auf die Frage nach dem Legatsposten. Sie hatte ihn wohl zu sehr abgelenkt mit ihren Küssen und Berührungen. Gerade als Septima alles eine Stufe zurück fahren wollte, ergriff Ursus die Initiative und drehte sie einfach herum. „Hey…!“ protestierte Septima in gespielter Entrüstung, lachte ihm dabei allerdings ins Gesicht. Sofort spürte sie seine Männlichkeit viel deutlicher und sie öffnete sich ihm bereitwillig. Für einen Moment genoss sie den starken Druck, ehe sie sich auf die eigentliche Antwort ihres Mannes konzentrierte und ihn versuchte durch das Umschlingen mit ihren Beinen an seiner Hüfte, im Tempo zu bremsen. Viel zu schön war der Weg zum Ziel, als dass sie ihn jetzt schon zu Ende gehen wollte. Beim ersten mal, ja, beim zweiten mal liebte es Septima, wenn alles etwas länger dauerte und sie sich dabei unterhalten konnten.


    „Hast du denn gute Aussichten die Stelle als Legat zu bekommen? Wer sind die anderen Kandidaten?“ fragte sie somit weiter und hoffte damit ihrer beider Lust ein wenig bremsen zu können, aber nicht zu sehr, denn den gegenteiligen Effekt wollte sie erst recht nicht erzielen.


    Der Moment erschien Septima günstig, so dass sie noch eine weitere Frage hinzu fügte. In zwei Tagen würde sie von einer Sänfte der Flavier abgeholt werden, um sich mit Furianus außerhalb der Stadt zu Treffen. Da sie noch nicht wusste, wie eifersüchtig Ursus auf eine solche Einladung reagieren würde, wollte sie die Frage schnell hinter sich gebracht haben. Und ohne sein Einverständnis würde sie wohl eher nicht zu dem Treffen gehen. „Übrigens, habe ich eine Einladung von Senator Flavius Furianus erhalten. Du hast doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich ihn in seiner villa suburbana besuche, oder?“ Dabei zog sie Ursus mit dem Druck ihrer Beine noch näher an sich und fuhr ihm mit den Fingernägeln über den Rücken.

    Minos, der Sklavenjunge der Aurelier, hatte Septima im Garten gefunden, wo sie sich die etwas karge Landschaft vom Winter angeschaut hatte. Hoffentlich wurde es bald Frühling, so dass die Blumen, Büsche und Bäume erblühen konnten und ihren teils betörenden Duft verbreiten konnten.


    Mit einem erfreuten Lächlen trat Septima ins warme Tablinum und ging auf Calvena zu. Ihren Mantel hatte sie zuvor im Atrium ihrer Serva in die Hand gedrückt. „Salve, Calvena. Was für eine angenehme Überraschung.“ Begrüßte sie ihre Freundin und gab ihr zwei der neumodischen Küsschen. Inzwischen störte es Septima auch nicht mehr, ganz anders als in ihrer Anfangszeit hier in Rom. Gerade bei guten Freunden war es ein Ausdruck von Vertrautheit, wenn sie sich umarmten und die Küsschen auf die Wangen hauchten.


    „Bitte, nimm doch wieder Platz.“ forderte sie Calvena mit einer Handbewegung auf den Korbsessel auf und setzte sich ihr Gegenüber. „Traubensaft mit Wasser!“ war ihre kurze Anweisung an den den Sklaven im Raum, der für ihre Wünsche bereit stand. „Nun sag, was führt dich her.“ Neugierig schaute sie in das zarte Gesicht ihrer Freundin. Es gab bestimmt etwas interessantes zu berichten, denn ganz ohne Grund besuchten sie sich selten gegenseitig.

    Erst jetzt fiel Septima auf, dass Ursus von einem Marcus sprach. Wen genau meinte er damit? Sie hatte vorher gar nicht darüber nachgedacht. Viel zu sehr waren ihre Gedanken mit den beiden Frauen beschäftigt gewesen, die sich hier in der Villa aufhielten, ohne das sie wusste warum. „Wen meinst du eigentlich mit Marcus?“ erkundigte sie sich deshalb bei ihrem Mann. Und wieder fuhr Septima mit ihren Lippen über Ursus Brust, kostete mit der Zungenspitze seinen Schweiß und liebkoste ihn mit ihrem Mund. Seine Reaktion auf diese Zärtlichkeiten spürte sie kurz darauf in sich. Ein zufriedenes Grinsen, als ob sie gesüßte Trauben gegessen hätte, lag auf ihrem hübschen Gesicht und Septima hörte nicht auf mit ihren Liebkosungen. „Wer ist eigentlich der Vater von dem Kind?“ fragte sie weiter. Vielleicht einer der anderen Sklaven? Aber wieso sollte sie dann freigelassen worden sein? Und wenn es Brix war? Aber dann hätte sein Herr ihn bestimmt auch frei gelassen, oder nicht? Gab es irgend eine Art von Abmachung zwischen dem Maiordomus und seinem Herrn? Nicht selten gab es Sklaven, die ihr eigenes, kleines Vermögen anhäuften und trotzdem lieber in ihrem sicheren Sklavenverhältnis blieben, als sich frei zu kaufen.


    „Oh, ich fürchte nicht viel. Mein Onkel hat mir so gut wie gar nichts über dich erzählt. Allerdings war er in der Zeit seines Consulats sehr beschäftigt und hatte wenig Zeit.“ erwiderte Septima zwischen mehreren Küssen seiner Brust. Ihre Hände strichen derweil über Ursus’ Seiten und ihr Becken bewegte sich leicht auf seiner Mitte. Septima hütete sich davor, Ursus zu sagen, dass es sie auch nicht interessiert hatte, was er tat, oder auch nicht. Deshalb hatte sie Durus nie über ihren zukünftigen Mann ausgefragt. Sie selbst hatte mit einer langweiligen Ehe gerechnet, wo sie sich gegenseitig aus dem Weg gingen und er nur ab und an zu ihr ins Bett kam, damit möglichst ein Nachkomme gezeugt wurde. Das nun sie es war, die ständig zu Ursus ins Bett kam, das hätte sich wohl keiner von beiden vorstellen können.


    Septima richtete sich wieder auf, mit den Händen auf Ursus’ Brust abgestützt, um ihn besser spüren zu können. Ein wohliges Seufzen zeigte ihre Zufriedenheit über den anwachsenden Zustand ihres Mannes. „Und was hat es mit dem Legatsposten auf sich?“ Wenn sie schon Zeit hatten, dann konnte sie ihren Mann gleich weiter ausfragen. Sanft kreiste ihre Hüfte, während sie auf seine Antwort wartete.