Beiträge von Tiberia Septima

    Ihre Taktik funktionierte und Macer rückte mit weiteren Informationen heraus. Allerdings hielt er diese sehr allgemein, so dass Septima nicht viel schlauer war als vorher. Sie hörte auf damit, Kreise auf seine Brust zu zeichnen. „Er war Legat bei der Prima? Wie alt soll denn der Bruder von Arvinia gewesen sein?!“ fragte Septima voller Erstaunen nach. Sie lehnte sich in Macers Armen ein Stück weiter nach hinten. Arvinia war kaum älter wie sie selbst und wenn ihr Bruder bereits Legat war, dann musste er wenigstens zehn, wenn nicht sogar fünfzehn Jahre älter sein wie sie.


    „Macer, du verwirrst mich!“ rügte sie ihren Liebsten, der soeben damit begann, ihren Hals zu küssen und sich zu ihrem Ohrläppchen empor zu arbeiten. Inzwischen empfand Septima es als sehr unangenehm, ihre Arme zwischen sich und Macer zu spüren, so dass sie ihn ebenfalls umarmte und ihre Hände über seinen Rücken gleiten ließ. Die Liebkosungen an ihrem Ohr entlockten ihr ein leises Stöhnen. Sie drückte sich noch näher an Macer heran und nur sehr sachte tröpfelten die Gedanken in ihren Geist, dass das, was sie hier taten, nicht sein durfte und auch ganz bestimmt nicht zu mehr führen durfte. Zumindest nicht, solange sie nicht mit Ursus verheiratet war.


    „Hey! Moment mal!“ wiß sie den Octavier in empörten Tonfall zu Recht und entwand sich seinen Zärtlichkeiten, wenn auch nicht aus seiner Umarmung. „Du versuchst mich abzulenken.“ Sie schaute ihn aus funkelnden Augen an. „Du hast mir noch immer nicht seinen Namen verraten. Und das Alter würde mich auch interessieren.“ versuchte sie wieder auf ein sachlicheres Thema zurück zu kommen. Viel zu gefährlich war ihr die Situation geworden, denn Septima kannte ihren Körper, und dieser verlangte langsam nach mehr, als nur nach Umarmungen.

    Septima konnte sich ein triumphierendes Lächeln in Richtung von Celsus nicht verkneifen. Wieso hätte ihr Onkel die Einladung zu einem gemeinsamen Bad auch ablehnen sollen? Doch irgendwie hatte Septima den Eindruck gehabt, dass Celsus es für nicht angebracht hielt. Nun denn, die nächsten Tage würden zeigen, ob Celsus noch an sie denken würde, wenn er gedachte ein Bad im hauseigenen Balneum zu genießen.


    Die kleine verbale Brücke, die Septima für Romana geschlagen hatte, wurde dankbar angenommen und die Vestalin wechselte das Thema zu ihrem Vetter Lepidus. Erstaunt horchte Septima auf. „Claudius Lepidus hat das Wagenrennen ganz alleine organisiert? Du hast ihm nicht dabei geholfen?“ Sie nickte anerkennend. „Das ist wirklich eine Leistung, auf die er sehr stolz sein kann. Wo ist er eigentlich?“ Sollte der Claudier nicht ständig in der Nähe ihres Onkels sein? War es nicht sein Tirocinium fori welches er bei Durus absolvierte? „Ach wahrscheinlich nutzt er die Gelegenheit, einfach mal seinen eigenen Interessen nachgehen zu können.“ Tat Septima ihre eigene Frage leichthin ab. Sie hielt ihren Becher hoch, so dass der Sklave ihn erneut mit Mulsum füllen konnte.


    Ein weiterer Wink und kurz darauf traten zwei Sklaven mit weiteren Platten ein, auf denen kleine Käsestücke und diverses, zu mundgerechten Häppchen geschnittenes Obst lag.


    „Bitte, greift zu!“ forderte sie die Anwesenden freundlich auf sich bedienen zu lassen. Sie selbst bat einen der Sklaven, ihr von allem ein wenig auf einen Teller zu geben, den sie anschließend vor sich auf die Kline stellte. „Was gibt es sonst interessantes aus dem Tempel der Vesta zu berichten, liebe Romana. Was tut eine Vestalin eigentlich den lieben lange Tag, außer das Feuer im Tempel zu bewachen?“ fragte sie, zum Schluß des Satzes mit einem Lachen, nach. Septima war zwar gläubig, kannte sich aber in den einzelnen Kulten nicht wirklich gut aus. Dies war ein Umstand, den sie durchaus durch gesammeltes Wissen verbessern wollte.

    Verständnisvoll nickte Septima zu dem, was Macer ihr erzählte. Sie kam gar nicht dazu, ihm etwas zu seiner Arbeit zu erwidern, denn sein Gesicht kam dem ihren immer näher und Septima schloss in freudiger Erwartung seines Kusses ihre Augen. Die Schmetterlinge tanzten in ihrem Bauch und hätte Macer sie nicht in seinen Armen gehalten, hätten ihre Beine gewiss unter ihr nachgegeben. Ein kleiner Seufzer folgte, als er den Kuss beendete. Langsam, fast schon widerwillig öffnete sie die Augen und schaute ihr Gegenüber liebevoll an.


    „Worüber hatten wir gerade gesprochen?“ fragte sie ihn lächelnd und schmiegte sich an ihn. Wärme durchströmte ihren Körper und das Strahlen auf ihrem Gesicht schien mit einem sonnigen Tag um die Wette zu eifern. Ihre Hände ruhten noch immer auf seiner Brust und ihr Blick wanderte dort hin, dabei fing ihre Hand an, kleine Kreise auf dem Stoff seiner Tunika zu zeichnen. Selbstverständlich wusste sie noch, was der Vigintivir der lieben Arvinia für eine schlechte Nachricht gebracht hatte. „Sag Macer, kannst du nicht vielleicht eine kleine Ausnahme bei mir machen, und mir schon mehr über die Umstände des Ablebens von Arvinias Bruder berichten? Wie war zum Beispiel sein Name?“ Ihre Augen gingen wieder hoch zu seinem Gesicht und sie lächelte ihn gewinnend an. Gewiss würde ihr Liebster ihr diese kleine Auskunft nicht verwehren und wenn sie geschickt weiter fragte, konnte sie bestimmt noch mehr aus ihm heraus bekommen.

    „Ach so, ja dann... könnte ich doch noch einen Moment bleiben.“ erwiderte Septima und entspannte sich ein wenig in Macers Armen. Sie fühlte deutlich seinen Herzschlag unter ihren Händen und schaute nun lächelnd zu ihm hoch. Zwar war der Grund seines Hierseins ein trauriger, aber nicht für Septima. Für sie war die Welt gerade ein Stückchen rosiger geworden.


    „Deine Arbeit ist nicht immer einfach, oder?“ suchte sie nach einem Gesprächsthema, damit es bloss nicht zu einem unangenehmen Schweigen zwischen ihnen beiden kam.

    Serrana verstand es recht gut, die beiden zerstrittenen Personen wieder gütiger zu stimmen, weshalb ihr Septima einen dankenden Blick und ein Lächeln schenkte. 'Gut gemacht, Serrana.' fügte sie in Gedanken hinzu.


    Schmunzelnd hörte sie der ausgedachten Geschichte zum unfreiwilligen Bad ihre Großmutter auf den Fontinalien zu. „Serrana, du bist hoffnungslos romantisch.“ konnte sie sich einen Kommentar nicht verkneifen. „Vielleicht solltest du beim nächsten Fest in das Impluvium fallen, dann kann dich der schmucke junge Medicus retten.“ Ein Augenzwinkern folgte. Hatte sich Serrana etwa den Retter ihrer Großmutter verguckt?


    „Zum Thema Salinator kann ich noch etwas beisteuern, was mir meine Großcousine auf dem Heimweg vom Fest der Germanica erzählte.“ Septima beugte sich etwas vor und winkte die Damen ein wenig näher heran. Dann fuhr sie mit leiserer Stimme fort zu erzählen. „Auf dem Weg nach Hause, beriechtete mir meine Großcousine in der Sänfte, dass sie den Praefectus Urbi mit einer Frau im Tablinium hat verschwinden sehen.“ Den Namen der betroffenen Frau ließ Septima erstmal weg. Vielleicht hatte auch eine der anderen Frauen in der Therme etwas darüber gehört.


    Sehr zur Freude von Septima, wußte Claudia Romana etwas über die Hochzeit von Flavius Furianus und Claudia Catilina. Viel war es allerdings nicht. „Weißt du denn wo die beiden geheiratet haben? Hier in Rom wäre es doch nie möglich gewesen eine solche Verbindung klamm heimlich durchführen zu lassen.“ Nein, dazu mußten die beiden irgendwo anders geheiratet haben. „War es eine Liebeshochzeit?“ wollte die junge Frau weiter wissen. „Und erzähl doch mal ein wenig über deine Base. Wo kommst sie her?“ Septima kam sich wie bei einer Verhandlung vor dem Praetor Urbanus. Ob die anderen Frauen ihr offensichtliches Interesse durchschauten?


    „HAHH! Romana, du bist echt witzig. DU und heiraten? Nein, dazu bist du wirklich nicht bestimmt.“ mußte Septima über den Kommentar der Claudia lachen. „Einmal Vestalin, immer Vestalin. Und somit ewige Keuschheit.“ Sie zwinkerte ihrer Freundin zu. Ein grerade zu erschreckender Gedanke für die junge Tiberia.


    Herrlich. Noch kurz bevor sie in die Therme gegangen war, und sogar noch, während sie sich ins Wasser begegen hatte, hatte Septima das Gefühl gehabt, dieser Nachmittag sei reine Zeitverschwendung. Aber es stellte sich heraus, dass sie genauso gerne tratschte, wie sie Männern hinterher schaute.

    Wohlwollend registrierte Septima das Lächeln, welches nicht von Ursus Gesicht wich als sie ihm das mit den Nüssen erklärte. Entweder war er gut im Verstellen seiner Person, oder er war einfältiger als sie dachte, so dass ihm ihre Belehrung nichts ausmachte.


    „Meine Ohren müssen nicht geschont werden. Noch bin ich es nicht, die diesen Spott ertragen muß. Diese Sprüche selbst zu rufen ist etwas ganz anderes, als sie auf die eigene Person gemünzt ertragen zu müssen.“ erklärte sie Ursus. Und wie es schien, würde es nicht mehr all zu lange dauern, bis sie zu zweit ebenfalls an diesem Punkt sein würden, wo über ihrer beider Libido gespottet wurde. Ob Ursus ein guter Liebhaber sein würde? Jetzt, wo sie dem ganzen eh nicht mehr entfliehen konnte, würde es doch auch keinen Anstoss erregen, wenn sie den Stier bei den Hörnern packte, oder?


    Kurz entschlossen trat Septima einen Schritt näher an den Aurelier heran und hackte sich mit ihrem Arm bei ihm ein. Ihre freie Hand schob sie unter seinen Ärmel der Tunika, ganz so, als wolle sie ihre Hand dort wärmen. „Ja, Rom kann durchaus auch aufregend sein.“ erwiderte sie mit ihrer verführerischsten Stimme. Die Zweideutigkeit ihrer Worte war von Septima beabsichtigt. Sie wollte schauen, wie prüde oder überheblich ihr zukünftiger Gewaltinhaber war.


    Inzwischen hatten sie den Weg zur Villa Tiberia zurück gelegt und Septima wunderte sich, wie schnell die Zeit auf dem Weg verflogen war. „Bald ist es für die Braut so weit. Wollen wir hoffen, dass mein Onkel nicht all zu sehr dem Wein zu spricht. Ich habe gehört, dass soll die Manneskraft durchaus negativ beeinflussen.“ sprach Septima ganz ungeniert weiter, als würden sie sich über das Wetter unterhalten. Nur halbherzig schaute sie dabei zu, wie die Aurelia den Türpfosten mit Öl salbte. Dabei strich ihre Hand sanft über den leichten Haarflaum von Ursus auf dessen Unterarm.


    Endlich war Laevina mit dem Ritual fertig und die Gäste konnten ins Innere des Hauses gehen. Dort folgte sogleich die nächste Zeremonie.

    Macer kam Septimas Aufforderung nach und erzählte, dass Arvinias Bruder verstorben sei. Unglauben stand in dem Gesicht der jungen Patrizierin geschrieben. „Ihr Bruder? Wann, wo und vor allem wie?“ fragte sie nur minder geschockt nach. Wie alt mochte der Bruder von Arvinia wohl gewesen sein? Septimas Widerstand gegen die Umarmung von Macer ließ langsam nach. Ihre Hände lagen auf seiner Brust, aber der Druck gegen ihn war nicht mehr da. Sie schaute in diese herrlich blauen Augen. „Ich wußte gar nicht das sie einen Bruder hat... ähm... hatte.“ Oder war ihr da nur etwas entfallen? Hatte Arvinia in Septimas Gegenwart jemals von einem Bruder oder anderen Geschwistern gesprochen. Nein wie peinlich! Da kannte sie ihre eigene Großtante, oder Großcousine aber schlecht.


    Ihr Liebster erkundigte sich nach ihrem Befinden, was Septima nun wieder ein wenig milder stimmte. Wie sich herausgestellt hatte, war an dem Besuch des amtierenden Vigintivir nichts ungewöhnliches gewesen und Septima hatte sich völlig zur Unrecht aufgeregt. Nur gut das sie ihre Vermutungen nicht laut ausgesprochen hatte. „Es geht mir gut.“ versicherte sie Macer mit einem Lächeln. „Aber vielleicht sollte ich lieber nach Arvinia schauen? Sie schien recht aufgelöst zu sein, so weit ich es in der Eile erkennen konnte."

    Septim war schon Glauben anheim gefallen, dass Durus sein Versprechen ihr gegenüber, sie politisch ein wenig zu unterweisen, wieder vergessen hatte, als ein Sklave ihr mitteilte, dass ihr Onkel sie in einer der Exedren des Peristyliums sprechen wolle. Voller Hoffnung, dass er sein Versprechen nun doch nicht vergessen hatte, ging sie zu ihm.


    „Da bin ich, Onkel.“ begrüßte sie ihn fröhlich und setzte sich zu ihm in die Nische vom Säulengang. „Der Sklave wollte mir nicht verraten weshalb ich her kommen sollte. Was gibt es denn?“ Gerade eben war Septima noch ein Grund eingefallen, weshalb Durus sie vielleicht sprechen wollte. Ihre Hochzeit mit dem Aurelier. Sie hoffte sehr, dass es mehr um die Politik ging. Die Hände sittsam in ihren Schoß gebettet, wartete sie auf Durus’ Erklärung.

    Leicht erstaunt vernahm Septima die Antwort des Senators. Er zog die hauseigenen Thermen den öffentlichen vor. Nun gut, wenn er lieber ungestört war, dann konnte sie dies durchaus verstehen. Oder gab es vielleicht noch einen anderen Grund, weshalb er sich lieber im privaten der Wohltat eines Bades hingab? Sie musterte erneut Furianus von der Seite und wieder drängten sich aufreizende Bilder in ihren Geist. Dabei waren ihre Gefühl für den Flavier völlig anders als gegenüber Octavius Macer. Septima hatte mühe sich selbst und ihre Gedankengänge zu verstehen.


    „Aber du willst dich doch nicht selbst als alt bezeichnen, oder?“ fragte sie scherzend nach. Die Worte des Flaviers klangen, als ob seine ‚beste Zeit’ schon mehrere Dekaden her wäre und das konnte nun wirklich nicht sein. Wie alt mochte er sein? Septima war im schätzen des Alters anderer nicht gerade gut. Konnte sie Furianus einfach direkt fragen? Ach was, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. „Wie alt bist du? Ende dreißig?“ traute sie sich selbstbewusst zu fragen. Natürlich konnte sie sich nun gründlich vertan haben, denn die grauen Haare des Senators ließen ihn gewiss älter erscheinen, als er tatsächlich war. Von der Statur her machte er einen eher jugendlich, gut durchtrainierten Eindruck, so dass bei ihm die Altersuntersetztheit noch nicht angefangen hatte. Andererseits bezeichnete er Manius – und er sprach ihren Onkel mit dem Praenomen an – als guten Freund und sprach von ihren gemeinsamen Zeiten, als ob er nicht viel jünger wie ihr Onkel sein konnte. Das passte für Septima so gar nicht zusammen. Durus war bereits ein älterer Mann, aber der Flavier an ihrer Seite ließ momentan noch nicht einmal etwas von seiner ominösen Krankheit erkennen. Nein, so alt konnte Furianus ganz bestimmt noch nicht sein.


    Mit Wohlwollen registrierte Septima die Blicke, welche Furianus ihr nun ab und an gönnte und sonnte sich gerade zu in seiner Bewunderung ihrer Person. Es tat ihrem Selbstwertgefühl richtig gut, dass die Männer fast durchweg ihren weiblichen Reizen zugetan waren, was auch, ihrer Meinung nach, lange genug gedauert hatte. Und all ihren Befürchtungen zum Trotz, schien sich niemand mehr an das hässliche Kind aus früheren Zeiten zu erinnern.


    Sollte Furianus tatsächlich einmal Informationen von ihr aus dem Getratsche der Frauen in den Thermen benötigen, so würde sie ihm gerne zur Verfügung stehen und nickte zu seinem Angebot, auf sie zu zukommen, wenn dem so sei. Ob sie ihm vielleicht auch für etwas anderes zur Verfügung stehen mochte? Oh nein, nicht schon wieder diese unzüchtigen Gedanken! Wo kamen die nur immer wieder her? Etwas irritiert schüttelte sie kurzen ihren Kopf, so dass die Ohringe an ihren Ohren kurz klimperten.


    Septima musste schmunzeln, als Furianus von seinen weniger besonneren Zeiten sprach. „Ja, ich kann mich dir durchaus als einen Dränger vorstellen.“ erwiderte sie grinsend. Bestimmt war es dem Flavier zu Beginn seiner Kariere schwer gefallen, seine Worte richtig zu formulieren und nicht immer gleich alles heraus zu posaunen. „Ob ich noch weitere Verwandtschaft habe? Nun, ein paar Geschwister, die sich in der Welt herum treiben und zu denen ich lange keinen Kontakt hatte.“ informierte sie den Senator weiter und sie kamen auf das Thema der heutigen Debatte in der Curia Iulia zu sprechen.


    Nun galt Septimas volle Aufmerksamkeit der Politik und sie lauschte gebannt dem Redefluss des Senators. „Die Provinzen sind also durch Iulianus größer geworden, so dass der Statthalter sie alleine kaum noch verwalten kann. Wieso kann denn dann der Statthalter einer jeden Provinz nicht selbst entscheiden, wie viele Personal er beschäftigt und mit welchen Aufgaben er jeden einzelnen betraut? Dann wäre es doch kein Problem, Gesandte in die Außenbereiche der Provinz zu schicken und diese in seinem Namen verwalten zu lassen. Oder ist es so, dass jeder Proconsul oder Legatus Augusti pro Praetore nur einen ganze bestimmten Stab besetzten darf? Das würde die Problematik, die die Proconsule von Gallia und Hispania zu einem Schreiben an den Senat veranlasst haben, erklären.“ Nachdenklich legte Septima einen Finger an ihre Unterlippe und strich nachdenklich darüber. Dies war eine sehr unbewusste Geste von ihr, die zeigte, wie sehr sie sich gerade geistig mit dem Thema beschäftigte. So langsam verstand sie, dass die Männer die Frauen gerne von der Politik abhielten, denn es war ein sehr umfangreiches und komplexes Thema. Dabei handelte es sich hier nur um die verhältnismäßig ‚kleinen’ Probleme der Proconsule in den Provinzen. Aber wie Furianus schon erklärte, resultieren daraus auch noch andere Probleme, wie die Zunahme von Verbrechen in diversen Formen.


    Wohin sie gingen nahm Septima überhaupt nicht mehr wahr. Auch das sie ein Rudel Menschen begleitete, war ihr völlig entfallen. Viel zu interessant war die Unterhaltung mit dem Flavier geworden.

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Celsus




    Wie nicht anders von ihrem Vetter zu erwarten, nörgelte er bei der Ankunft in der Casa vor sich her. „Ach komm schon, Aulus. Diese ist eine Gelegenheit mehr, neue Kontakte zu knüpfen.“ Führsorglich tätschelte sie kurz seinen Arm.


    Ihr Lächeln wurde breiter, als sie sein Kompliment zu ihrer Kleiderwahl bekam. „Ich versichere dir, dass du dir keine Sorgen um abgebissene Stücke zu machen brauchst, lieber Vetter.“ erwiderte sie etwas spitz. Was dachte denn Celsus nur von ihr? Das sie sich jedem dahergelaufenen, halbwegs gut aussehenden Mann gleich an den Hals warf? Nein, die Männer mussten schon etwas mehr als nur gutes Aussehen vorweisen können.


    „Mach dir keine Sorgen, mein Lieber. Ich werde dir alle mir bekannten Personen vorstellen.“ beruhigte sie ihren Vetter. „Und sieh nur, Claudia Romana ist auch hier. Die kennst du doch schon von ihrem Besuch in der Villa Tiberia.“ wiß sie ihn auf die große Erscheinung der Vestalin hin. Romana stach einfach aus jeder Menschenansammlung sofort hervor.


    Elegant schritten Tiberius Celsus und Septima auf das Ehrenpaar an diesem Abend zu und wurden sogleich freundlich von der unbekannten Dame, die sich als Sergia Chaerea herausstellte, also diejenige, die die Einladungen verschickt hatte, und durch Calliphana begrüßt. Mit einem strahlenden Lächeln erwiderte Septima die Begrüßung herzlich.


    „Es freut mich die Anstifterin dieser Feier persönlich kennen zu lernen. Salve Sergia.“ begann Septima mit der Begrüßung bei der jungen Frau und offensichtlichen Freundin der Verlobten. „Ja, du hast vollkommen Recht. Ich bin Septima und dies ist mein Vetter, Tiberius Celsus. Er wurde von mir als adäquate Begleitung ausgewählt.“ Dabei warf die Tiberia einen Seitenblick auf Celsus und zwinkerte ihm kurz zu. Immerhin war Celsus ein gut aussehender junger Mann, in dessen Begleitung sie sich ungezwungen und wohl fühlte.


    Anschließend wand sich Septima an Calliphana und Centho. Sie reichte zunächst der Furia ihre Hand. „Ich gratuliere euch von ganzem Herzen zu dieser schönen Entscheidung.“ Galant wollte sie sich danach auch Centho die Hand reichen, aber dieser nahm lieber die Hand seiner zukünftigen Frau und zog sie kurz entschlossen mit sich in die Mitte des Atriums. Echauffiert und mit offenem Mund schaute Septima Centho hinterher. Hatte sie dem Iulier etwas getan? Oder war sein Verhalten schon immer so Taktlos gewesen und es ihr bisher nicht aufgefallen?
    „Also das ist ja…“ machte sie ihrem Ärger über die Ignoranz von Centho Luft.

    Septima zuckte merklich zusammen als Octavius Macer begann den Angeklagten anzubrüllen, er solle doch Manns genug sein, und seine Tat hier und jetzt noch mal zu gestehen und die gerechte Strafe dafür zu bekommen. So kannte Septima den Octavier gar nicht und sein Gefühlsausbruch wollte auch gar nicht in ihr Bild von dem sensiblen jungen Mann passen. ‚Wenn er in der Politik weiter kommen will, dann muß er aber lernen seine Gefühle zu zügeln.’ ging es ihr durch den Kopf. Und zu seiner Philosophie, Stoiker zu sein, wollte das auch nicht ganz passen. Lächelnd stellte die Tiberia fest, dass es noch vieles an Octavius Macer zu entdecken gab. Ein wohliger Schauer lief ihr dabei über den Rücken und sie bekam gar nicht mehr so genau mit, wie die Verhandlung weiter ging, denn durch ihren Kopf geisterten ganz andere Bilder von einer Frau und ZWEI Männern.

    Macer erhob sich von dem einzigen Stuhl in ihrem Cubiculum und kam ihr entgegen. Seine Erklärung war kurz und knapp und trug nicht sonderlich zur Hebung ihrer Missstimmung bei. „Erbschaft? Ihres Bruders?“ widerholte Septima seine Worte, in der Hoffnung, Macer würde ihr mehr darüber berichten. War denn kürzlich jemand aus der Familie der Tiberier verstorben? Und wenn ja, wieso wollte Macer es ihr nicht sagen?


    Abwehrend hob sie ihre Hände um bei seiner Umarmung etwas mehr Platz zwischen ihn und sich zu bringen. So leicht gab sie sich nicht mit seiner Antwort zu frieden. „Ich wüsste gern mehr darüber.“ forderte sie den Decimvir auf näheres zu erklären. Seine Nähe weckte durchaus ihre Gefühle, was Septima auch nicht zur Gänze unterdrücken konnte, so dass ihr Atem ein wenig schneller ging und sich ihre Brust sichtlich dabei hob und senkte.

    Der Weg von dem einen Berg runter und den nächsten wieder hinauf, war gar nicht mal so kurz. Da blieb viel zu viel Zeit zum reden, wie Septima feststellen musste. Kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, und die ersten Spottverse erklangen, fing Ursus auch schon an sie zu bevormunden. „Ja, ich weiß das die liegen gebliebenen Nüsse zu Unfällen führen können. Sie sind schließlich rund und das sorgt dafür, dass man sich weiter fortbewegt, wenn falsch auf sie getreten wird.“ belehrte sie ihren quasi Verlobten. ‚Er soll ja nicht denken ich wäre dumm.’ fügte sie nur für sich hinzu und schaute Ursus von der Seite her an. ‚Mhm, sein Profil ist markant-aristokratisch, wenn auch das Gesicht eine Nuance zu lang ist.’ Ja doch, es Septima wirklich schlimmer treffen können mit einem Ehemann.


    Und schon folgten Fragen, über ihr Land, in dem sie aufgewachsen war, über Rom und ob sie auch schon alles gesehen hätte. Für einen kurzen Moment verdrehte die junge Frau ihre Augen. Na hoppala, war sie da gerade etwa auf eine Nuss getreten? ‚Das würde mir jetzt noch fehlen, dass ich dem Mann neben mir in die Arme falle. Tzzz.’ Kurz schaute sie sich um, ob hinter Ursus und ihr vielleicht der Flavier mit seiner claudischen Frau ging. Wenn schon fallen, dann doch wenigstens in ein paar interessante Arme.


    Noch bevor sie auf Ursus Fragen antwortet, stimmte die Tiberia in die Spottverse der Gäste mit ein.


    Laevina, hold und fein
    Wird heut’ Nacht zur Frau
    Drum nimm sie, Durus, stark und rau
    Damit sie’s auch wirklich sei


    Übermütig lachend schaute sie Ursus an. „Was ist mit dir? Traust du dich nicht ein Sprüchlein zum Besten zu geben, nur weil mein Onkel Consul von Rom ist?“ reizte sie den Aurelier immer noch lachend.


    Anschließend wurde Septima wieder etwas ernster, obwohl sie noch immer mit einem Ohr auf die derben Sprüche lauschte, die mal hier und dort erklangen und der ein oder andere Spruch ihr auch ein Lächeln entlockte.


    „In Hispania ist es ähnlich warm wie in Italia. Überhaupt gibt es recht viele Ähnlichkeiten zwischen den Ländern. Ich habe nie verstanden, weshalb mein Vater ausgerechnet dort auf seinem Landgut leben wollte, als hier in Rom zu sein, wo das Leben tobt.“ Septima wusste sehr wohl, dass sie damals der Grund gewesen war, weshalb ihr Vater aus Rom fort wollte, aber das würde sie heute niemandem mehr auf die Nase binden, so dass sie lieber so tat, als verstünde sie ihren Vater nicht. Widersprechen konnte er nicht mehr, da Gracchus schon längst zu den Ahnen gegangen war.

    Erleichtert atmete Septima aus. Sie hatten es unbemerkt in die Sicherheit ihres Cubiculums geschafft. Langsam drehte sich die junge Frau um, so dass sie die Tür im Rücken hatte. Die Hände hinter dem Rücken, lehnte sie sich von innen an die Tür und schaute zu Macer.


    Arbeit! Sprach er da tatsächlich von Arbeit?! „Ehm… was genau hattest du im Cubiculum von Arvinia zu suchen?“ erkundigte sie sich mit sanfter, nur leicht vorwurfsvoller Stimme. Unweigerlich find Septimas Herz an schneller zu schlagen. ‚Was wenn er nicht nur ein Eisen im Feuer hat?’ schoß es ihr durch den Sinn. Könnte es sein, das… ‚Oh nein, Septima, reiß dich zusammen und lass ihn doch erstmal antworten!’ rügte sie sich, drückte sich mit den Händen von der Tür ab und ging langsam auf den Octavier zu.

    Langsam aber sicher verzogen sich Septimas rote Lippen zu einem Schmollmund. Je mehr Durus sprach, um so wahrscheinlicher wurde es, dass er mit ihrer Bitte nicht einverstanden war. Er sagte es nicht mit dem einen, entgültigen Wort, nein, sondern er lenkte politisch korrekt auf ein anderes Thema ab.


    Das Lächeln verlosch und Septima senkte ihren Blick auf ihre Füsse. „Ja sicher.“ erwiderte sie leise und betrübt. „Dann geh ich jetzt besser.“ Langsam wanderte Septimas Blick von ihren Zehenspitzen, über den verstaubten Schreibtisch, zu dem dahinter sitzenden Durus. „Wenn du Zeit für mich hast, um mir mehr über die Politik zu erklären, dann schick doch bitte einen Sklaven. Ich bin so gut wie immer in der Villa.“ forderte sie ihren Onkel höflich auf. Hoffentlich würde Durus sich morgen noch daran erinnern, dass er ihr gerne alles politische erklären würde, und nicht meinen, dass er es nicht bräuchte, weil sie es schon vergessen hätte. Nun, gegebenen falls würde sie ihren lieben Onkel daran erinnern müssen. Das Lächeln kehrte zurück in ihr Gesicht und Septima nickte allen zum Abschied kurz zu.

    Die Worte über das vorzeitige Kennenlernen des Sklaven von Ursus, verfehlten nicht ihre Wirkung. Lächelnd beobachtete Septima, wie Ursus erst husten musste und sie anschließend erstaunt ansah. „Ich habe ihn vorhin im Atrium kennen gelernt. Er war mir... mhm... behilflich.“ Die junge Frau blieb mit voller Absicht vage, denn sie wollte sehen, wie gut Ursus Maske war, oder ob sie weiterhin erkennen konnte, wie sie ihn aus der Ruhe bringen konnte. Sie studierte dazu sein Gesicht, welches römisch glatt rasiert und durchaus ansprechend war. Seine Augen waren dunkler als die von Septima und etwas in ihnen verunsicherte sie ein wenig. Seine Haare schienen sich zu locken, wenn sie etwas länger wurden, was Septima wiederum zu einem Lächeln verleitete. Wenn Ursus wollte, könnte es dieses Lächeln durch aus zu seinen Gunsten auslegen, auch wenn es so von der Tiberia nicht gemeint war.


    Ihr Flucht, zurück zu den nicht mehr anwesenden Damen, wurde durch die Bitte des Aureliers vereitelt. Zu dem erhob sich Celsus und ging ohne ein Wort ebenfalls davon. „Ehm... Celsus?“ sprach Septima ihren Vetter noch halblaut hinterher, doch dieser hatte wohl andere Dinge im Kopf, als auf seine Verwandte zu hören. Septima wand sich wieder Ursus zu. „Ja... sicher können wir. Ich... bräuchte dann noch meinen Mantel.“ erwiderte sie leicht verlegen. 'Wieso verschwinden alle aus meinem Umfeld und lassen mich mit diesem Mann alleine?' fragte sie sich schon fast verzweifelt, aber immer bemüht, dass Lächeln aufrecht zu erhalten.

    „Salve Octavius.“ grüßte sie den Vigintivir mit warmer, weicher Stimme und ihre Augen verloren sich sofort in den seinen. „Wäre das nicht ein wenig überstürzt?“ fragte sie ihn leise, als Macer sich nach einem freien Cubiculum erkundigte, wohin sie sich für einen Moment zurück ziehen konnten. Septima griff nach seiner Hand, drehte sich um und ging eine der unzähligen Treppen in der Villa Tiberia hinauf. „Komm mit!“ hauchte sie ihm leise zu, lächelte und zog den Octavier hinter sich her.


    Es ging eine Treppe hinauf, rechts um die Ecke und einen weiteren Gang entlang. Septima wollte sehr gerne mit Macer alleine sein, aber es durfte sie auch keiner dabei erwischen und aus der Villa hinauskommen mußte Macer später auch noch. Vor einer Tür stoppte Septima und drehte sich noch mal zu Macer um. Sie standen vor ihrem Cubiculum und der jungen Tiberia schlug in diesem Moment das Herz bis zum Hals. War es richtig was sie hier gerade tat? Sie würde demnächt heiraten... einen anderen Mann wie den Octavier. Einen netten Mann, wie Septima zugeben mußte. Doch in ihrem Zimmer würden sie am ehesten ungestört sein. Oder doch besser nicht. Septima zögerte noch die Tür zu öffnen. Sie waren nicht weit weg von Arvinias Cubiculum.


    Das Schicksal griff ein, denn mit einem Mal öffnete sich erneut die Tür zu Arvinias Cubiculum und eine aufgelöste, weinende Arvinia stürzte hinaus. „Ach her je!“ entfurh es Septima erschrocken. Mit einem Ruck war die Tür zu ihrem Zimmer auf und sie zerrte Macer mit sich ins Cubiculum, ließ seine Hand los und schloss leise die Tür. Aufgeregt atmend ließ Septima ihren Kopf an das Holz sinken.


    Das Zimmer der Tiberia war recht groß und nach ihrem Geschmack eingerichtet. Es gab einen Schminktisch mit einem Hocker davor, ein paar Kommoden, einen Schrank, ein großes Bett und ein sehr eindrucksvolles Wandgemälde. Es handelte sich um Männer und Frauen in unterschiedlichen Stellungen, wie sie den Cuitus vollzogen. Das ganze war künstlerisch sehr schön dargestellt, ohne überzogen zu wirken.

    Iulius Proximus? Wann hatte sie denn bei dem... Ach ja richtig, bei ihrem letzten Gang über den Markt hatte sie sich noch nach Kosmetika umgeschaut und eine viel versprechende Creme entdeckt. Der Händler hatte was von einer Lieferung frei Haus erzählt, aber bis zu diesem Moment hatte Septima nicht weiter daran gedacht.


    „Hast du auch das Antimonpulver dabei?“ erkundigte sie sich bei dem Sklaven und ging langsam zu einer der Steinbänke im Atrium um sich zu setzen und das Kästlein vom Sklaven entgegen nehmen zu können.

    ~ nach dem Besuch von Octavius Macer im Cubiculum von Tiberia Arvinia und der „Traurigen Kunde“


    Septima war gerade auf dem Weg zum Hortus, als sich die Tür von Arvinias Cubiculum öffnete und... Etwas irritiert blinzelte Septima mit Augen und schaute noch einmal genauer hin. Das war doch... Ihr wurde warm und ein Lächeln breitete sich auf ihren roten Lippen aus. Schnell trat Septima einen Schritt zurück und veschwand um eine Ecke des Hausflures. Mit klopfendem Herzen lehnte sie sich an die Wand. Was bitte hatte Octavius Macer im Cubiculum ihrer Grotante Arvinia zu suchen gehabt? Das war nun wirklich kein Ort um sich mit einem Gast zu unterhalten!


    Einen tiefen Atemzug später, hatte sich Septima wieder gefangen. Sie schielte vorsichtig um die Ecke und sah gerade noch, wie Macer hinter einem Sklaven um eine andere Flurecke verschwand. Gewiss würde ihn der Sklave zur Porta begleiten, aber Septima war nicht gewillt den Octavier so einfach gehen zu lassen. Schnell lief sie hinter den beiden her und räusperte sich laut als sie direkt hinter Macer war. „Hrrgghmm...“ Ungeduldig wartete Septima, bis er sich zu ihr umdrehte. Dem Sklaven gab sie einen kurzen Wink. „Du kannst gehen!“ wiß sie selbigen an. Septima wollte alleine sein mit Macer, was in mitten der Villa Tiberia gar nicht so einfach war.

    Über die Kinder von Aelia Paulina hatte Septima bereits von ihrem Mann erfahren, so dass sie die Antwort auf Serranas Frage nicht sonderlich interessierte. Außerdem winkte Septima bei der Aufzählung der ganzen Pflichten einer Mutter ab. „Also ich werde meine Kinder einer Amme anvertrauen. Soll die sich doch um den Winzling kümmern.“ Da waren die beiden Frauen wohl einer Meinung, nur wußte Septima das noch nicht.


    Das Fest in der Casa Germanica war allerdings etwas anderes. „Oh es ist mehr als schade, dass du deinen Mann nicht begleiten konntest, Aelia. Diese Feuertänzerin hättest du sehen sollen. Wie eine Göttin hat sie für uns alle getanzt und so ziemlich jedem Mann mit ihrem anmutigen Körper den Kopf verdreht.“ schwärmte Septima und zwinkerte der Senatorenfrau zu, ohne zu merken, dass sie womöglich gerade in ein Fettnäpfen geschwommen war- von treten konnte hier im Becken ja nicht gesprochen werden.


    Septima wand sich an Serrana. „Auch wenn der Sturz deiner Großmutter ein schicksalhafter Moment war, so gewährte es nicht einer gewissen Komik, als sie von dem jungen Arzt zurück ins Leben geholt wurde.“ Die junge Tiberia lachte. "Es ist ja nochmal alles gut gegangen." Ja, an das Fest in der Casa Germanica hatte Septima nur gute Erinnerungen. Ihre Gedanken schweiften gerade zu dem jungen Octavier, der sich so sang und klanglos in ihr Herz geschlichen hatte. Ähnlich wie bei der Iunia, wirkte auch Septimas Gesichtsausdruck ein wenig verklärt.


    „Ach ja richtig, das Wagenrennen.“ fiel es der jungen Frau gerade noch ein. „Also, es gibt die Veneta, die Aurata, die Russata und die Albata. Das wären dann die Blauen, die Goldenen, die Roten und die Weißen. Es gab im Endlauf auch noch die Praesina, also die Grünen, aber die hatten nur einen Fahrer im Rennen. Und wenn ihr mich fragt, dann könnten die Aurata noch mehr Anfeuerungsrufe gebrauchen, denn die waren leider sehr oft hinten im Rennen. Außerdem ist Gold eine der schönsten Farben überhaupt.“ Die Begeisterung für den Rennsport war der Stimme der Tiberia deutlich anzuhören. „Ich fände es sehr schön, wenn wir gemeinsam mal zu einem Rennen gehen würden. Und ihr habt Romana gehört.. sie würde sogar mitkommen.“ versuchte Septima die anderen Damen zu überreden und schenkte Romana ein dankbares Lächeln.


    „Wie jetzt?! Erst gestern hier in Rom angekommen und schon in der Thermae Agrippae? Nun ja, womöglich hast du Recht, Decima? Decima- Hier ist die beste Informationsquelle für Gerüchte.“ Wieder wurden ihre Worte von einem hellen Lachen begleitet. Dabei hatten die Frauen noch nicht mal begonnen zu lästern, oder Informationen auszutauschen. „Wenn du mehr wissen willst, dann schau doch auch mal beim Forum Romanum auf die Bekanntmachungen. Dort ist alles wichtige ausgehangen.“ schlug Septima vor. „Und mit etwas Glück, läufst du da sorgar Serrana oder mir über den Weg.“ witzelte die junge Patrizierin herum und knuffte Serrana kurz mit dem Ellenbogen.


    Calvena machte einen guten Anfang, was das Lästern anbelangte. „Der Praefectus Urbi? Du kennst ihn persönlich?“ konnte sich Septima den Kommentar nicht verkneifen. Bei der Beschreibung des zweit wichtigsten Mannes in Rom kam auch bei Septima die Erinnerung wieder. Allerdings hatte sie den Praefectus Urbi nur von weitem gesehen. „Eine besonders strahlende, oder gar stattliche Erscheinung gibt er aber nicht.“ merkte sie naserümpfend an. Und gegen Patrizier war er auch noch? „Also wenn er mit Meinesgleichen nichts zu tun haben will, dann kann ich ihm in dem Wunsch gerne entgegen kommen.“ Und schon reckte sich das Näschen der jungen Frau geh'n Himmel, was allerdings nur gespielt war, denn so sehr eingebildet war Septima nun wirklich nicht.


    Als Iunia Axilla anfing gegen die Decima zu wettern, hielt Septima lieber ihren Mund. Sie war hier her gekommen, um zu entspannen, nicht um sich zu streiten. Als es allerdings weiter zu Salinator ging, klappte ihr der Unterkiefer leicht herab. „Was bitte hat der Praefectus Urbi getan? Konnte der Täter geschnappt und verurteilt werden?“ Leicht fassungslos starrte Septima Axilla an. Immer wenn es um Gewalt gegen Unschuldige ging, wurde ihr wieder bewusst, wie gefährlich es hier in Rom sein konnte. Sie enthielt sich allerdings bei diesem Gesprächsteil, da sie nur Verwandte in der Politik hatte und sich selbst viel mehr für diese interessierte, beließ sie es bei einem kurzen, anteilhaften Kopfnicken in Richtung der Iunia.


    Doch das Thema Kämpfe, Militär und gefallene Väter war noch nicht beendet. Die Stimmung schien deutlich zu kippen und Septima fühlte sich bemüssigt, einzugreifen. „Aber meine Damen!“ versuchte sie zunächst die Aufmerksamkeit aller auf sich zu lenken. „Ich denke wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir diese Unterhaltung beenden sollten. Außerdem entscheidet über alles der Senat. Wenn die Senatoren es für richtig erachten einen Krieg zu führen, dann schicken sie Leginäre wo auch immer hin und die verantwortlichen Offiziere haben zu tun, was ihnen befohlen wurde. Zweifeln wir also lieber nicht an der Richtigkeit der Entscheidungen unseres Senates.“ Septima hoffte sehr, damit die Diskussion über das Militär beendet zu haben.


    „Reden wir doch lieber über... Männer!“ versuchte sie einen Themenwechsel. „Weiß eine der hier anwesenden Damen etwas mehr über die ominöse Erkrankung von Senator Flavius Furianus? Oder womöglich über seine Hochzeit mit der Claudia?“ Interessiert schaute sich Septima unter den Mitschwimmerinnen um. Dies war eine wunderbare Gelegenheit, mehr über den ihr sehr sympathischen Senator zu erfahren.