Über die Kinder von Aelia Paulina hatte Septima bereits von ihrem Mann erfahren, so dass sie die Antwort auf Serranas Frage nicht sonderlich interessierte. Außerdem winkte Septima bei der Aufzählung der ganzen Pflichten einer Mutter ab. „Also ich werde meine Kinder einer Amme anvertrauen. Soll die sich doch um den Winzling kümmern.“ Da waren die beiden Frauen wohl einer Meinung, nur wußte Septima das noch nicht.
Das Fest in der Casa Germanica war allerdings etwas anderes. „Oh es ist mehr als schade, dass du deinen Mann nicht begleiten konntest, Aelia. Diese Feuertänzerin hättest du sehen sollen. Wie eine Göttin hat sie für uns alle getanzt und so ziemlich jedem Mann mit ihrem anmutigen Körper den Kopf verdreht.“ schwärmte Septima und zwinkerte der Senatorenfrau zu, ohne zu merken, dass sie womöglich gerade in ein Fettnäpfen geschwommen war- von treten konnte hier im Becken ja nicht gesprochen werden.
Septima wand sich an Serrana. „Auch wenn der Sturz deiner Großmutter ein schicksalhafter Moment war, so gewährte es nicht einer gewissen Komik, als sie von dem jungen Arzt zurück ins Leben geholt wurde.“ Die junge Tiberia lachte. "Es ist ja nochmal alles gut gegangen." Ja, an das Fest in der Casa Germanica hatte Septima nur gute Erinnerungen. Ihre Gedanken schweiften gerade zu dem jungen Octavier, der sich so sang und klanglos in ihr Herz geschlichen hatte. Ähnlich wie bei der Iunia, wirkte auch Septimas Gesichtsausdruck ein wenig verklärt.
„Ach ja richtig, das Wagenrennen.“ fiel es der jungen Frau gerade noch ein. „Also, es gibt die Veneta, die Aurata, die Russata und die Albata. Das wären dann die Blauen, die Goldenen, die Roten und die Weißen. Es gab im Endlauf auch noch die Praesina, also die Grünen, aber die hatten nur einen Fahrer im Rennen. Und wenn ihr mich fragt, dann könnten die Aurata noch mehr Anfeuerungsrufe gebrauchen, denn die waren leider sehr oft hinten im Rennen. Außerdem ist Gold eine der schönsten Farben überhaupt.“ Die Begeisterung für den Rennsport war der Stimme der Tiberia deutlich anzuhören. „Ich fände es sehr schön, wenn wir gemeinsam mal zu einem Rennen gehen würden. Und ihr habt Romana gehört.. sie würde sogar mitkommen.“ versuchte Septima die anderen Damen zu überreden und schenkte Romana ein dankbares Lächeln.
„Wie jetzt?! Erst gestern hier in Rom angekommen und schon in der Thermae Agrippae? Nun ja, womöglich hast du Recht, Decima? Decima- Hier ist die beste Informationsquelle für Gerüchte.“ Wieder wurden ihre Worte von einem hellen Lachen begleitet. Dabei hatten die Frauen noch nicht mal begonnen zu lästern, oder Informationen auszutauschen. „Wenn du mehr wissen willst, dann schau doch auch mal beim Forum Romanum auf die Bekanntmachungen. Dort ist alles wichtige ausgehangen.“ schlug Septima vor. „Und mit etwas Glück, läufst du da sorgar Serrana oder mir über den Weg.“ witzelte die junge Patrizierin herum und knuffte Serrana kurz mit dem Ellenbogen.
Calvena machte einen guten Anfang, was das Lästern anbelangte. „Der Praefectus Urbi? Du kennst ihn persönlich?“ konnte sich Septima den Kommentar nicht verkneifen. Bei der Beschreibung des zweit wichtigsten Mannes in Rom kam auch bei Septima die Erinnerung wieder. Allerdings hatte sie den Praefectus Urbi nur von weitem gesehen. „Eine besonders strahlende, oder gar stattliche Erscheinung gibt er aber nicht.“ merkte sie naserümpfend an. Und gegen Patrizier war er auch noch? „Also wenn er mit Meinesgleichen nichts zu tun haben will, dann kann ich ihm in dem Wunsch gerne entgegen kommen.“ Und schon reckte sich das Näschen der jungen Frau geh'n Himmel, was allerdings nur gespielt war, denn so sehr eingebildet war Septima nun wirklich nicht.
Als Iunia Axilla anfing gegen die Decima zu wettern, hielt Septima lieber ihren Mund. Sie war hier her gekommen, um zu entspannen, nicht um sich zu streiten. Als es allerdings weiter zu Salinator ging, klappte ihr der Unterkiefer leicht herab. „Was bitte hat der Praefectus Urbi getan? Konnte der Täter geschnappt und verurteilt werden?“ Leicht fassungslos starrte Septima Axilla an. Immer wenn es um Gewalt gegen Unschuldige ging, wurde ihr wieder bewusst, wie gefährlich es hier in Rom sein konnte. Sie enthielt sich allerdings bei diesem Gesprächsteil, da sie nur Verwandte in der Politik hatte und sich selbst viel mehr für diese interessierte, beließ sie es bei einem kurzen, anteilhaften Kopfnicken in Richtung der Iunia.
Doch das Thema Kämpfe, Militär und gefallene Väter war noch nicht beendet. Die Stimmung schien deutlich zu kippen und Septima fühlte sich bemüssigt, einzugreifen. „Aber meine Damen!“ versuchte sie zunächst die Aufmerksamkeit aller auf sich zu lenken. „Ich denke wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir diese Unterhaltung beenden sollten. Außerdem entscheidet über alles der Senat. Wenn die Senatoren es für richtig erachten einen Krieg zu führen, dann schicken sie Leginäre wo auch immer hin und die verantwortlichen Offiziere haben zu tun, was ihnen befohlen wurde. Zweifeln wir also lieber nicht an der Richtigkeit der Entscheidungen unseres Senates.“ Septima hoffte sehr, damit die Diskussion über das Militär beendet zu haben.
„Reden wir doch lieber über... Männer!“ versuchte sie einen Themenwechsel. „Weiß eine der hier anwesenden Damen etwas mehr über die ominöse Erkrankung von Senator Flavius Furianus? Oder womöglich über seine Hochzeit mit der Claudia?“ Interessiert schaute sich Septima unter den Mitschwimmerinnen um. Dies war eine wunderbare Gelegenheit, mehr über den ihr sehr sympathischen Senator zu erfahren.