Beiträge von Tiberia Septima

    Mit einiger Verspätung traf auch endlich Septima an der Casa Iunia ein. Im Schlepptau hatte sie ihren Vetter Celsus, den sie kurzer Hand mit zur Verlobungsfeier von Centho und Calliphana eingeladen hatte, denn sie wollte als Frau nicht alleine dort erscheinen. An der Porta ließ sie sich ihren Mantel abnehmen und betrat mit ihrem Vetter zusammen die Casa.


    Im Triclinium (oder Tablinum?) waren schon einige Gäste versammelt und Septima ließ ihren Blick über die Anwesenden gleiten. Heute trug die junge Tiberia ein weißes Kleid, welches von zierlichen, schmalen Goldketten um Taile und Brust gehalten wurde und ihre Weiblichkeit sehr vorteilhaft hervor hob. An ihren Armen klimperten Goldreifen und um die kunstvoll aufgesteckten Haare rankte sich ebenfalls eine feine Goldkette. „Hast du schon wen erkannt?“ wand sie sich an den neben ihr stehenden Tiberius Celsus. „Ahhh... da hinten sind die Ehrenpersonen des heutigen abends!“ merkte Septima an und deutete nur mit dem Kopf in Richtung einer Kline, auf der Centho, Calliphana und eine ihr nicht weiter bekannte Dame saßen. „Wollen wir sie gleich begrüßen gehen?“

    Durus schien nicht begeistert von Septimas Idee zu sein, denn er gab ihr kein klares Nein oder Ja.


    "Ich würde einfach gerne mal einen ganzen Tag an deiner Seite verbringen, Onkel, und sehen und hören was du so alles zu tun hast. Und damit mir dabei nicht langweilig wird, habe ich ja meine Handarbeit." Völlig selbstbewußt, mit geradem Rücken und den gefalteten Händen vor der Brust, stand sie fast schon einer Statue gleich, vor dem Schreibtisch ihres Onkels und schaute ihn mit ihren braunen Augen an.


    "Oh bitte, Manius. Wenn ein junger, aufstrebender Mann sein Tirocinium fori bei dir absolvieren wollte, dann wäre er doch auch die ganze Zeit in deiner Nähe. Und ich bitte dich lediglich um einen Tag. Einen einzigen Tag!" sprach sie eindringlich weiter.Septima ließ ihre Hände sinken und wartete geduldig auf die hoffentlich positive Antwort. Ein letztes, aufmunterndes Lächeln sollte ihren Onkel entgültig auf ihre Seite ziehen.

    „Ach, dass macht doch nichts, liebe Laevina.“ wischte Septima die Entschuldigung der Aurelia hinfort und lächelte sie freundlich an. „Schlaf ist wichtig, egal zu welcher Tageszeit. Wir haben uns bisher auch recht gut unterhalten.“ merkte Septima an und schaute zwischen Romana und Celsus hin und her. Sie fand es bisher sehr unterhaltsam und ihr Vetter schien nicht auf den Mund gefallen zu sein, wie sie kurze Zeit später feststellen durfte.


    Mit einem mal trudelte auch Durus zum Pläuschchen mit der Claudia ein und Septima erhob sich sofort von ihrer Kline. „Warte, Manius. Du kannst dich selbstverständlich hier her legen... neben Laevina.“ forderte sie ihren Onkel mit einer einladenden Handbewegung auf den so eben frei gewordenen Platz auf der Kline des Hausherren hin. „Ich selbst werde mich zu Romana bequemen.“ fügte Septima lächelnd hinzu und trat bereits an die Kline der Vestalin. „Du hast doch nichts dagegen, den Platz mit mir zu teilen, oder liebe Romana?“ erkundigte sie sich lieber zur Sicherheit. Es wäre auch kein Problem für die junge Tiberia, wenn sie sich zu ihrem Vetter Celsus auf die Kline legen würde. Wenn sie ihm schon angeboten hatte, mit ihm zusammen das häusliche Balneum zu teilen, dann konnte sie das auch mit einer Kline.


    Ein kurzer Wink von Septima und schon trat ein Sklave auf den Hausherren und seine Gattin zu, um sich leise nach ihren Getränkewünschen zu erkundigen. Kaum hatte er diese erfahren, bereitete er das Gewünschte zu und reichte unauffällig die Becher den Herrschaften.


    Durus hatte den letzten Satz von Celsus noch auf geschnappt und fragte gerade weiter nach. „Ob du uns vielleicht bei einem gemeinsamen Bad Gesellschaft leisten magst, wollte Celsus gerne von dir wissen.“ erklärte Septima völlig neutral. Für sie war es das selbstverständlichste von der Welt, wenn sie gemeinsam baden würden. Sie waren eine Familie, teilweise sogar sehr nah miteinander verwandt, so dass ein gemeinsames Bad für die junge Frau nichts anrüchiges an sich hatte, anders wie in den öffentlichen Thermen, wo es strengstens untersagt war, wenn sich Frauen und Männer zu gleichen Zeit in den selben Räumlichkeiten aufhielten.


    „So, nun aber wieder zu dir, Romana. Wo waren wir eben unterbrochen worden?“ wand sich Septima wieder an ihren Gast. Aber vielleicht wollte Romana nun erst lieber mit Durus reden, dann würde ihr Septima ganz sicher nicht im Weg sein.

    Interessiert hörte sich Septima an, was ihrem Onkel alles für Berichte, und vor allem von wem auf den Tisch flatterten. Sie nickte zum Zeichen des Verständnis. „Ahhh... so ist das also.“ kommentierte sie und grinste ihren Onkel an. Es war schön, mehr über die Arbeit eines der höchsten Ämter im Imperium zu erfahren. Ihr Vater selbst war keiner großen Arbeit nachgegangen, außer dem vernichten des Weines vom eigenen Landgut.


    Septima richtete sich wieder auf und spielte wieder mit dem Finger auf der Schreibtischplatte. „Ich möchte einfach mehr über deine Arbeit, deinen Tagesablauf erfahren. Uhund... ich interessiere mich durchaus für Politik.“ Nun war es heraus. Septima wußte, dass es in ihren Kreisen nicht gerne gesehen wurde, wenn eine Frau sich für Politik interessierte oder gar einmischte, aber das Leben war sonst so trist. Bevor Durus ihr das ganze ausreden konnte, faltete sie bittend die Hände vor dem Oberkörper. „Oh bitte Manius. Darf ich?“ säuselte sie ganz mädchenhaft und schaute ihn aus ihren Rehbraunen Augen von unten her an.

    Lächelnd blickte Septima den neben sich her schreitenden Senator an. „Mhm ja, schönen Kleidern und einem spannenden Spaziergang bin ich nicht abgeneigt.“ stimmte sie Furianus zu und ließ nur sehr langsam seine ihr dargereichte Hand los. Jedoch nicht ohne diese letzte Berührung zu genießen. Wie viele Patrizier, mußte der Flavier keiner schweren, körperlichen Arbeit nachgehen, so das er angenehm weiche Hände hatte. Wie es sich wohl anfühlte, wenn genau diese Hände über ihre Haut glitten? Septima schmunzelte und mußte kurz ihren Blick vom Flavier abwenden, da sie sonst befürchtete, er könne ihre Gedanken lesen. Sie versuchte sich lieber auf das Gespräch und ein unverfängliches Thema zu konzentrieren.


    Furianus lenkte das Gespräch auf die öffentlichen Thermen. „Ja, auch wir Frauen gehen durchaus mal in die Thermae Agrippae. Und wo ließen sich Gerüchte und Wahrheiten besser austauschen, als zwischen Gleichgesinnten?“ Septima zwinkerte dem Senator frech zu, doch dieser schaute lieber nur auf den Weg vor ihnen. „Du willst mir doch nicht sagen, dass ihr Männer in der Thermae nur über politisches redet, oder? Ich selbst war erst einmal in der Thermae, so dass ich bestimmt nicht mit vielen Gerüchten glänzen kann. Gäbe es etwas bestimmtes, was du gerne wissen würdest?“ fragte sie direkt nach, obwohl ihr das gegenseitige, verbale umkreisen durchaus Spaß machte.


    Furianus wollte mehr über ihr Verwandtschaftsverhältnis zu Durus wissen. Da sie daraus kein Geheimnis machen wollte, gab Septima bereitwillig Auskunft. „Der ehrenwerte Consul von Rom ist mein Onkel.“ klärte sie den Senator auf. „Nach dem Tod meines Vaters, hielt mich nichts mehr in Hispania, so dass ich nach langjähriger Abwesenheit von Rom endlich wieder zurück kehrte. Es ist schön, im Kreis der Familie willkommen geheißen zu werden.“ Die Stimme der jungen Frau spiegelte die Wärme wieder, die sie bei den Worten empfand. „Und du? Wie lange kennst du Manius, ähm... Durus schon?“ stellte sie die unvermeidbare Gegenfrage.


    „Vorhin, bei der Diskussion um mehr Unterstützung in der Provinz Hispania... Ist tatsächlich die Neustrukturierung der Provinzen Schuld daran, dass die Proconsule der Provinzen nicht mehr zu Recht kommen? Wie kann das sein?“ wechselte Septima anschließend das Thema. Sie hatte die Diskussion aufmerksam verfolgt und wollte nun von einem ehemaligen Statthalter persönlich wissen, wie er das ganze sah.

    Septima mußte lachen, als sie Serranas Antwort hörte. „Sicher, du bist noch jung, aber nicht zu jung. Wer wäre denn in deiner Familie für dich verantwortlich?“ erkundigte sie sich bei der jungen Frau. Es mußte doch einen Vormund für Serrana geben, oder nicht? „Und was die Verbindungen nur unter Patriziern angeht, sicher, mein Onkel hätte das gerne so, aber inzwischen gibt es so viele angesehene Pleblejer, dass auch er nicht mehr umhin kommt, seine ihm anvertrauten Frauen mit solchen zu verheiraten. Sie doch meine Großtante Albina. Sie ist mit Senator Purgitius Macer verheiratet und das, wie mir scheint, durchaus glücklich.“ Septima lächelte breit. Sie wollte gegenüber Serrana nicht zu hochtrabend erscheinen und auch wenn es wohl kaum Liebe zwischen den eben beschriebenen Eheleuten gab, so war es wohl eine gute Ehe, auf die sie beide durchaus stolz sein konnten.


    Das Serrana noch nicht viel über ihren Verwandten Brutus zu berichten wußte, störte Septima herzlich wenig. Es war auch mehr eine Höflichkeitsfrage gewesen, denn echtes Interesse. Wenn mit dem neuen Familienmitglied der Iunia ein neuer Senator erschienen wäre, so wüßte Septima dies bereits. Also konnte es sich nur um eine eher unscheinbare Person handeln, die keiner großen Aufmerksamkeit bedurfte. Somit ließ sie das Thema ruhen.


    Da unterhielten sie sich lieber über das Wagenrennen. „Das war nicht mutig, Serrana. Im nach hinein muß ich eingestehen, dass es eher dumm war. Die Factiomitglieder können ganz schon fanatisch sein, dass habe ich erst hinterher gemerkt. Beim nächsten Wagenrennen solltest du mit kommen.“ schlug Septima aufgeregt vor und freute sich schon auf das nächste Rennen, wann auch immer das sein mochte.


    „Was machst du denn gerne?“ fragte Septima weiter. „Was ist deine Lieblingsbeschäftigung?“ wollte sie von Serrana wissen, um mehr über die junge Iunia zu erfahren.

    So schnell, wie Durus sie zum Aurelier herüber gezerrt hatte, so schnell verschwand ihr Onkel auch schon wieder. Zurück blieb eine eingeschüchterte Septima, die sonst nicht auf den Mund gefallen war. Auch wenn es ihr immer gefiel, wenn Männer sie so anschauten, wie Ursus es gerade tat, war es ihr von seiner Seite aus unangenehm. Alles schien irgendwie schief zu laufen. Ihr erstes Treffen mit ihrem zukünftigen Ehemann hatte sich die junge Frau ganz anders vorgestellt.


    Und Prisca schien den nach Hilfe schreienden Blick von Septima auch nicht verstanden zu haben, und als sie sich zu den beiden Frauen umschaute, stoben dieses gerade eben auch auseinander und in entgegengesetzte Richtungen. Wurde ihr somit auch die letzte Ausrede genommen, um sich vor einem längerem Gespräch zu drücken. Ein kleiner Seufzer entwischte ihr.


    „Nun, wie es ausschaut, verabschieden sich meine Gesprächspartnerinnen gerade, so dass ich einen Moment Zeit hätte.“ erwiderte Septima galant und mit einem leichten Lächlen. Sie setzte sich neben... Ursus. Am liebsten hätte sie ihren Vetter zwischen sich und den Zukünftigen gebracht, aber das wäre etwas mehr als nur unhöflich gewesen.


    „Eine hübsche Feier, nicht wahr?“ begann Septima die Unterhaltung, ehe ihr noch eine spitze Bemerkung einfiel. „Wer hätte gedacht, dass ich deinen Sklaven Cimon noch vor dir kennen lernen würde.“ merkte sie lächelnd an.


    Die Unterhaltung mußte nicht lange geführt werden, denn es hatte einen Grund, weshalb sich auch Celerina und Prisca erhoben hatten. Die Brautentführung stand an und somit würde der Festzug zur Villa Tiberia folgen. Eine Gelegenheit, die Septima nicht verpassen wollte. „Oh, ich glaube der Brautzug steht an. Wie schade, da haben wir wohl keine Zeit mehr für ein längeres Gespräch.“ Bedauern lag in ihrer Stimme, die allerdings nur gespielt war, da Septima viel zu froh darüber war, dieser Situation entfliehen zu können. „Ihr entschuldigt mit bitte.“ Damit wollte sie sich auch schon wieder von der Kline erheben.

    Stesichoros mußte nicht lange nach Septima suchen, so das sie recht zügig im Atrium erschien. Mit schnellen Schritten trat sie aus dem Säulengang auf den Sklaven mit der Holzschatulle zu.


    „Salve.“ grüßte sie Tamos leicht kühl und trat näher zu ihm. „Du hast etwas für mich?“ Stesichoros war gründlich gewesen, und hatte seiner Herrin alles berichtet was ihm Tamos erzählt hatte, so dass sie den Grund seines Hierseins kannte, genauso wie seinen Namen, aber sie wollte nicht zu viel Preis geben, sondern wartete, was der Sklave sagen würde.

    Die Unterhaltung zwischen den Damen war äußerst interessant und Septima genoss es sehr, sich mit Prisca und auch Celerina zu unterhalten- Allerdings machte ihr Durus einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Septima spürte plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter und schaute sich erschrocken um. 'Welcher dreiste Sklave....' Ihre Gesichtszüge wurden sofort wieder weicher, als sie ihren Onkel erkannte. Was er allerdings von ihr wollte, behagte der jungen Tiberia nicht so recht. 'Jetzt ist es wohl so weit.' dachte sie betrübt und erhob sich von der Kline. „Ja, sicher doch.“ erwiderte sie ihrem Onkel. Schnell schlüpfte sie in ihre Sandalen. „Ihr entschuldigt mich bitte.“ wand sie sich höflich an Prisca und Celerina. Die junge Aurelia bekam noch einen auffordernden Blick, so nach dem Motto, los, komm mit! in der Hoffnung, dass sie diesen auch verstehen würde.


    Nur kurz kniff Septima die schönen, roten Lippen aufeinander, ehe sie ein unverbindliches Lächeln aufsetzte. Unweigerlich kamen sie dem Aurelier, dem Septima schon den ganzen Tag aus dem Weg ging, näher. Angestrengt überlegte die junge Frau, was sie als Ausrede vorbringen konnte, um einen weiteren, kleinen Aufschub vom Unausweichlichen zu erhalten, doch ihr Gehirn war wie lehrgefegt.


    Durus blieb direkt vor Ursus und Celsus stehen und schon fielen die gewichtigen Worte.


    "Aurelius, ich möchte dich jemandem vorstellen. Das hier ist Tiberia Septima, meine liebreizende Nichte."


    Bummm... Mit einem Mal hatte das Schicksal sie erwischt. 'Wieso habe ich nicht gesagt: Ja sicher, aber zunächst muß ich noch die Latrine aufsuchen. Anschließend hätte ich Unwohlsein wegen des vielen, guten Essens vorschieben können und schon mal in die heimatliche Villa entwischen können!' Am liebsten hätte sich Septima selbst mit der Hand vor den Kopf geschlagen. 'Wieso, wieso, wieso!!!' Doch von all diesen Überlegungen, die nur Bruchteile einer Sekunde dauerten, bekamen die Männer nichts mit. Noch immer zierte das unscheinbar wirkende Lächeln ihr Gesicht, als Durus sie ein Stück näher an die beiden Männer heranschob.


    "Salve Senator Aurelius." begrüßte sie ihren zukünftigen Mann kühl und höflich. Sie sprach recht leise und ihrer Stimme waren keinerlei Gefühlsregungen anzumerken.

    Neugierig auf Romanas Antworten, lauschte sie ihren Worten. 'Na sowas, die Claudia ist tatsächlich etwas jünger als ich.' stellte Septima für sich fest und musterte Romana ein wenig. 'Ob sie dann noch größer wird?' drängte sich ihr die Frage auf. 'Nicht auszudenken!'


    „Wie? Du kannst nicht so gut singen? Das lässt sich doch bestimmt ändern. Lass es dir von Calvena zeigen, sie kennt bestimmt einige Tricks und Kniffe, wie du eine gute Gesangsstimme bekommst. Und die Vestalinen sollten auch nichts dagegen haben, denn es schadet bestimmt nichts, wenn es eine Priesterin gibt, die gut singen kann.“ merkte Septima freundlich an. „Calvena wäre bestimmt geschmeichelt wenn du sie fragen würdest.“


    Celsus berichtete ebenfalls vom Wagenrennen und Septima winkte ab. „Ja, ja, das hab ich ihr schon erzählt. Und nun übertreib nicht so maßlos. Gelyncht! Nie und nimmer hätten die es gewagt, uns zu lynchen.“ tat Septima großspurig. In dem Moment, wo sie plötzlich alle Venetaanhänger angestarrt hatten, bekam sie schon ein ängstliches Gefühl in der Magengegend, aber die ganze Aufregung hatte sich schnell wieder gelegt.
    „Es mag ja sein, dass Manius Anhänger der Blauen ist, aber darf ich nicht wenigstens beim Wagenrennen meine eigene Meinung haben?“ fragte sie leicht brüskiert ihren Vetter. Nur weil sie eine Frau war, wollte Septima nicht grundlegend die Meinung ihres Vormundes, Ehemannes oder sonst irgendeines Mannes annehmen. Sie hatte ihren eigenen Kopf und pflegte diesen auch durchaus zu benutzten. „Die Goldenen lagen viel weiter hinten, so dass sie einer größeren Anfeuerung bedurften als dieser Tolimedes, der eh schon die ganze Zeit vorne war." fügte sie noch aufgeregt hinzu und nahm zur Beruhigung einen Schluck von ihrem Mulsum. 'Stark? Der ist doch nicht stark.' ging es ihr dabei durch den Kopf.


    „Wären die Pferde, die bei den Wagenrennen eingesetzt werden, überhaupt zur Feldarbeit tauglich?!“ fragte Septima erstaunt nach. Sie kannte sich in dem Bereich überhaupt nicht aus, aber die Tiere, die es immer auf der Villa Rustica von ihrem Vater gegeben hatte, waren wesentlich stämmiger gewesen als die Pferde beim Rennen.


    „Nun ja, die Interessen zur Unterhaltung der Menschen sind doch recht unterschiedlich gestreut, wie ich feststellen muß. Ich zum Beispiel kann mit diesen ganzen Opferzeremonien nicht besonders viel anfangen. Viel zu viel Blut. Igitt... Deshalb werde ich auch nie dem Cultus Deorum beitreten, so wie meine liebe Tante Albina. Aber auch das ist geprägt von unterschiedlichen Interessen. Unblutige Opfer werden ebenfalls von den Göttern angenommen und das sollte mir reichen, um diese für mein kleines, bescheidenes Leben gewogen zu stimmen.“


    Bevor Septima auf die Freizeitaktivitäten ihres Vetter eingehen konnte, betrat Aurelia Laevina das Triclinium. Erfreut erhob sich Septima, um auf der Kline Platz für Durus Frau zu machen. „Laevina! Wie schön das du ebenfalls Zeit für uns gefunden hast. Komm, setzt dich zu mir auf die Kline. Wenn Manius kommt, werde ich mich zu Romana auf die Kline begeben.“ forderte sie die liebe Aurelia auf und klopfte mit der flachen Hand neben sich.


    „So, Celsus, du warst also in den Thermen.“ widerholte sie, was Celsus zuvor berichtet hatte und musterte den jungen Verwandten. Ja, er machte eine durchaus gute Figur. Nur nackt hatte sie ihren Vetter noch nicht zu Gesicht bekommen, was Septima mal wieder zu einer unbedachten Äußerung verleitete. „Wenn du nicht gern dein Bad mit sogenannten 'Pupsern' teilst, dann gib mir das nächste mal Bescheid. Ich denke gegen ein Familienbad ist nichts einzuwenden.“ Septima hob einladend ihren Becher Mulsum und prostete ihrem Vetter mit einem koketten Lächeln zu. Sie ging fest davon aus, dass er einem gemeinsamen Bad – mehr nicht – gewiss nicht abgeneigt war, wußte sie doch um ihre inzwischen gute äußere Erscheinung.


    Für einen Moment ruhte noch der Blick der jungen Tiberia auf Celsus, ehe sie sich an die neben sich liegende Aurelia wand. „Was hat dich denn aufgehalten, Laevina?“ fragte Septima durchaus neugierig nach, aber gleichzeitig war sie bestrebt, ein weiteres Gesprächsthema zu finden.

    Die Augen der jungen Tiberia leuchteten auf, als sie sah wie Octavius Macer sich erhob und als Ankläger zu den Richtern und Zuschauern sprach. Sie verfolgte gar nicht so sehr, was der Octavier sprach, viel mehr interessierte es sie, WIE er seine Anklage vorbrachte. Geschickt setzte Macer Kunstpausen ein und unterstrich seine Worte beständig mit Gesten, so dass die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer stets auf das Wesentliche gelenkt wurde. 'Er scheint ein guter Retoriker zu sein.' stellte Septima anerkennend fest und nickte dabei mit ihrem Kopf. Dies konnte von den umstehenden Zuschauern durchaus als Zustimmung von ihr zu den Worten des Anklägers gewertet werden, aber das war Septima herzlich egal. Hauptsache sie konnte Macer unbemerkt anhimmeln.


    Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, welches so gar nicht zu der Forderung nach der Todesstrafe für den Mörder passen wollte. Es verschwand erst, als der Angeklagte begann zu sprechen. Ein kalter Schauer lief der jungen Frau über den Rücken, als sie seine tiefe Stimme hörte. 'Und diese Wortwahl! Schrecklich!' Unweigerlich schüttelte es sie, so dass Baldemar besorgt auf seine Herrin herab schaute. „Ist alles in Ordnung?“ erkundigte sich der Leibwächter leise.


    „Ja, ja, alles in Ordnung.“ erwiderte Septima ebenso leise. 'Doch eigentlich würde ich jetzt viel lieber von einem ganz bestimmten Mann im Arm gehalten werden.' schoß es ihr durch den Kopf und sie schaute lieber wieder zu Octavius Macer. Ja, das war wesentlich besser. Oder wenn überhaupt, dann wollte sie ihr Augenmerk vielleicht noch auf den Flavier richten, der bisher eher unbeteiligt dem Prozess beiwohnte.

    'Na sowas, war Calvena etwa schon mal in Alexandria gewesen?' fragte sich Septima unweigerlich, als sie die kurze Bemerkung der Germanica über Ägyptens Hauptstadt hörte. Gerade wollte sie bei Calvena nachfragen, da gesellten sich auf Serranas Aufforderung hin, zwei fremde Frauen zu der Runde. Septima verschob ihre Frage auf später und nickte den beiden Neuankömmlingen, der einen sehr schlanken, und der anderen etwas besser aufgestatteten Damen mit einem Lächeln zu. „Salvete die Damen. Es freut mich eure Bekannt... Ach nein!!! Du bist die Frau von Senator Vinicius?“ fragte Septima überrascht und sehr erfreut an Paulina gewandt nach. Gleich darauf tauschte sie mit Axilla den Platz am Beckenrand, damit sie neben Paulina kam. „Darf ich mal? Danke, Axilla.“


    Lachend schaute sie die Aelia an. 'Die Schwangerschaft ist nicht spurlos an ihr vorüber gegangen.' stellte sie kritisch in Gedanken fest. „Zunächst noch einmal meinen Glückwunsch zu den Zwillingen.“ begann Septima das Gespräch. „Wo sind denn die Kleinen? Hast du sie in der Villa gelassen? Bei einer Amme?“ Die junge Tiberia war Feuer und Flamme für das Thema Kinder. „Hat dir dein Mann von dem Fest in der Casa Germanica berichtet?“ erkundigte sich Septima gleich weiter.


    „Ach ja... wegen des Wagenrennens...“ wand sie sich noch schnell an die restlichen Runde, schließlich sollten ihre Freundinnen nicht denken, dass sie sie vergessen hätte. „Ich kann mir beim besten Willen nicht daran erinnern wer gewonnen hat, aber ich fände es sehr lustig, wenn wir alle zusammen mal zu einem Wagenrennen gehen könnten. Vorausgesetzt... wir können uns auf eine Factio einigen, denn ich will nicht alleine gelyncht werden.“ fügte Septima noch keck hinzu und zwinkerte Romana zu, denn genau dieses Thema hatten sie auf ihrem Treffen in der Villa Tiberia, zusammen mit ihrem Vetter Celsus, besprochen.

    „Ich habe nicht gesagt das mir keiner der anwesenden Männer gefällt, nur das nicht der Richtige darunter ist.“ erwiderte Septima erneut augenzwinkernd. Au Backe, hatte sie jetzt zu viel verraten? Deutete diese Aussage nicht darauf hin, dass es womöglich schon jemanden in ihrem Leben gab, der mehr ihrem Ideal entsprach? Wie nur konnte sie das Gesagte zu ihren Gunsten drehen? Ah ja... „Es ist halt niemand dabei, der mehr wie... Manius ist... also wie mein Onkel. Jemand der verständnisvoll, lieb und fürsorglich ist, ganz wie mein lieber Onkel, der mich mehr freundlich in seinem Hause aufgenommen hat.“ Septima lächelte ihre neu gewonnene Freundin an. 'War das jetzt besser? Oder denkt sie nun, Manius sei über die Maße des Anstands nett zu mir gewesen?! Verflixt !!! Heute ist einfach nicht mein Tag.' resignierte Septima still für sich, lächelte aber tapfer weiter.


    Als sie weiter über Flavius Furianus und seine Frau sprachen, glitt Septimas Blick wieder zu dem Pärchen herüber. „Mhm... jaaahh...“ antwortete die junge Tiberia etwas abgelenkt, ehe es ihr selbst bewusst wurde, dass sie gerade den Flavier anstarrte. Mit leicht rosigen Wangen drehte sie abrupt ihren Kopf wieder zu Prisca. „JA, ich hab es von Durus erfahren.“ fügte sie hastig hinzu. „Es soll eine heimliche Hochzeit ohne viel Aufhebens gewesen sein.“ fuhr sie dann vertraulicher weiter fort. „Weißt du mehr darüber, Prisca?“ Es konnte nie schaden etwas mehr über die hohen Politiker im Senat zu wissen.


    Ein spitzbübisches Lächeln begleitete Septimas nächste Worte über die 'Spannung' zwischen ihrem Vetter Celsus und der Aurelia auf dieser Hochzeit. „Mhm... ist es nicht viel aufregender, wenn ihr euch zunächst nur neugierige Blicke über die Distanz euer Klinen hinweg zuwerfen könnt? Wie langweilig wäre es, wenn wir gleich zu beginn des Mahles zu den beiden Männern gegangen wären. Oh nein, sollen sie mal schön noch warten, und du liebe Prisca, sei nicht so ungeduldig.“ neckte sie die junge Frau und tätschelte kurz deren Hand.


    Erneut ertönte das glockenhelle Lachen der Tiberia, als Prisca sich über die Frage eines Bäuchleins unter Ursus Toga - oder war es der Gedanken, den eigenen Cousin nackt zu sehen? - echauffierte. „Ach, meine liebe, liebe Prisca. Ich meinte das doch gar nicht böse. Bitte verzeih, wenn ich deinen Cousin zu unrecht verdächtigt habe.“ Um Verzeihung heischend, hatte Septima kurz ihre Hand auf Priscas Unterarm gelegt. 'Wie angenehm warm und weich ihre Haut ist.' Septimas braune Augen suchten die, ohhh, blauen Augen der Aurelia. Ein kurzes, fast schon schüchternes Lächeln folgte, ehe sie ihre Hand wieder zurück zog. 'Was bitte war das denn jetzt?' fragte sich Septima selbst und suchte einen anderen Fixpunkt, wohin sie ihren Blick lenken konnte. Sie war doch sonst nicht so 'kontaktfreudig'.


    Ah ja richtig, Celerina war doch zu ihnen gekommen und hatte sich zu ihnen auf die Kline gesellt. Septima räusperte sich kurz. „Wie war das noch gleich mit den Mischehen zwischen Patriziern und Pleblejern?“ fragte sie erneut an die Flavia gewandt nach. Ein Merkwürdiges Gefühl rumorte in ihrer Magengegend. 'Ich sollte aufpassen, was ich esse.' nahm sich Septima fest und legte zur Vorsicht eine Hand auf ihren flachen Bauch.

    Etwas verständnislos schaute Septima ihren Liebsten an. Sie sollte ihm einen Sklaven schicken, nur damit er wußte, dass sie Sehnsucht nach ihm hatte? Damit war ihnen beiden nicht geholfen, denn Septima hatte sich einen Vorschlag erhofft, der es ihnen beiden ermöglichen würde, sich recht bald wieder zu sehen und zwar an einem geheimen Ort. „Du meinst, wir sollten über unsere Sklaven miteinander kommunizieren? Das halte ich doch für ein wenig mühselig.“


    Und schon wurde sie hinaus komplimentiert. Eine letzte Umarmung ein leichter Kuss und schon folgte die Abschiedsfloskel von Macer. Verdutzt und überrumpelt ließ sich die junge Frau Richtung der Tür zum Atrium führen. „Ja... also... wenn du meinst.“ stimmte sie mehr aus Reflex, denn aus Einverständnis seinem Vorschlag zu und verließ reichlich verwirrt die Casa. Zuvor zog sie einen Zipfel ihrer Palla über das fein frisierte brauen Haar, damit sie möglichst unerkannt in ihre Sänfte eilen konnte.

    Neugierig, da dies ihre erste Verhandlung war, der die junge Patrizierin beiwohnte, schaute sie sich die einzelnen Personen und deren Sitzaufteilung genau an. Leider hatte sie niemanden dabei, der sie über die Aufgaben der einzelnen, teilnehmenden Personen aufklären konnte. Septima nahm sich vor, bei ihrem nächsten Treffen Macer danach zu fragen. Vielleicht würde sie auch öfters einer Verhandlung beiwohnen, dann würde sie es vielleicht selbst herausfinden.


    Dann wurde der Angeklagte herein geführt. Es mußte auf jeden Fall der Angeklagte sein, denn so heruntergekommen, wie dieser ausssah, konnte es unmöglich jemand anderes sein. 'Der sieht schon aus wie ein Verbrecher.' ging es durch Septimas Kopf. 'Nein, wirklich kein schöner Anblick.' Da richtete sie ihr Augenmerk lieber wieder auf Octavius Macer., der in seiner Toga eine unglaublich gute Figur machte. Immerhin war sie hauptsächlich wegen ihm hier her gekommen.


    Purgitius Macer ergriff das Wort und die Verhandlung wurde eröffnet. Gespannt schaute Septima auf ihren Liebsten, um sich einfach nur an seiner Stimme zu ergötzen. 'Ob er mich wohl bemerken wird?' fragte sie sich und fühlte noch einmal mit der Hand über ihr kunstvoll hochgesteckts Haar. Saß auch alles noch richtig? Ja doch, die Haare hielten ihrer Überprüfung stand. Auch Senator Flavius Furianus war anwesend, und Septima versuchte ebenfalls zu diesem einen kurzen Blickkontakt, zwecks Begrüßung durch ein einfaches Kopfnicken herzustellen. Ob die Männer sie überhaupt in der Masse von Zuschauern erkennen mochten, konnte Septima nicht einschätzen. Aber immerhin hatte Baldemar ihr einen guten Platz erkämpft, von dem aus sie ungestört der Verhandlung zuschauen konnte.

    Das Finale des Wagenrennens ließ ganz schön auf sich warten. Unruhig rutsche Septima auf ihrem Platz umher. Die Männer in ihrer Nähe waren auch nicht dazu geneigt, etwas gegen ihre Langeweile zu unternehmen. Ob sie sich lieber auf den Weg nach Haue, zur Villa der Tiberia machen sollte? Oder noch einmal über den Markt schlendern? Unschlüssig schaute die junge Frau auf die Rennbahn. Die Gespanne der teilnehmenden Factios standen bereits am Start. All zu lange sollte es jetzt nicht mehr dauern und interessiert, wie das nächste Rennen ablaufen würde, war die junge Patrizierin schon. Also harrte sie noch ein wenig aus.


    „Du Celsus?“ Septima stupste ihren Vetter am Arm an.“Ist die Wartezeit zwischen dem Vor- und Endlauf immer so lang?“ erkundigte sie sich. „Dann hätten wir uns doch noch einen Platz in der Nähe von Senator Purgitius Macer suchen können.“ fügte sie vorwurfsvoller hinzu. „Immerhin hatte er mir versprochen, mir die Regeln und Abläufe eines Rennens während selbigem zu erklären.“ Ob sie jetzt noch ihre Plätze wechseln konnten? Bestimmt nicht. Jeden Moment konnte das Zeichen für den Start erfolgen und selbst wenn sie keine große Ahnung von Rennen hatte, so begann der Kampf um Platz eins bestimmt schon mit dem Start. Nur wer gut weg kam, hatte Chancen auf der Innenseite der Bahn zu fahren, so dass die Wege kürzer wurden.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    Als ob ihre Augen ihren Leibwächter sprichwörtlich gerufen hätten, tauchte der Germane auf und flüsterte seiner Domina etwas in Ohr. Diese wand sich daraufhin zu Purgitius Macer. „Wie es aussieht, wurde mein Onkel von einem Klienten abgehalten, so dass er bereits nach Hause gegangen ist. Es ist wohl besser, wenn ich mich jetzt ebenfalls verabschiede.“ Sie erhob sich und nickte Macer mit einem Lächeln auf den Lippen zu. „Vielen Dank für die abwechslungsreiche Unterhaltung, Purgitius. Bitte schau doch mal, zusammen mit deiner Frau, in der Villa Tiberia vorbei. Bestimmt wird mir ein Fehler wie heute, nicht noch einmal unterlaufen.“ unternahm sie einen letzten Versuch, den Senator milde zu stimmen und vielleicht sogar noch ein Lächeln von seiner Seite zu bekommen.


    Anschließend wand sich die junge Patrizierin zum gehen. Baldemar sorgt für ausreichenden Platz und schon war sie im Getümmel anderer Menschen, die ebenfalls die Naumachia Augusti verließen, verschwunden.