Neugierig auf Romanas Antworten, lauschte sie ihren Worten. 'Na sowas, die Claudia ist tatsächlich etwas jünger als ich.' stellte Septima für sich fest und musterte Romana ein wenig. 'Ob sie dann noch größer wird?' drängte sich ihr die Frage auf. 'Nicht auszudenken!'
„Wie? Du kannst nicht so gut singen? Das lässt sich doch bestimmt ändern. Lass es dir von Calvena zeigen, sie kennt bestimmt einige Tricks und Kniffe, wie du eine gute Gesangsstimme bekommst. Und die Vestalinen sollten auch nichts dagegen haben, denn es schadet bestimmt nichts, wenn es eine Priesterin gibt, die gut singen kann.“ merkte Septima freundlich an. „Calvena wäre bestimmt geschmeichelt wenn du sie fragen würdest.“
Celsus berichtete ebenfalls vom Wagenrennen und Septima winkte ab. „Ja, ja, das hab ich ihr schon erzählt. Und nun übertreib nicht so maßlos. Gelyncht! Nie und nimmer hätten die es gewagt, uns zu lynchen.“ tat Septima großspurig. In dem Moment, wo sie plötzlich alle Venetaanhänger angestarrt hatten, bekam sie schon ein ängstliches Gefühl in der Magengegend, aber die ganze Aufregung hatte sich schnell wieder gelegt.
„Es mag ja sein, dass Manius Anhänger der Blauen ist, aber darf ich nicht wenigstens beim Wagenrennen meine eigene Meinung haben?“ fragte sie leicht brüskiert ihren Vetter. Nur weil sie eine Frau war, wollte Septima nicht grundlegend die Meinung ihres Vormundes, Ehemannes oder sonst irgendeines Mannes annehmen. Sie hatte ihren eigenen Kopf und pflegte diesen auch durchaus zu benutzten. „Die Goldenen lagen viel weiter hinten, so dass sie einer größeren Anfeuerung bedurften als dieser Tolimedes, der eh schon die ganze Zeit vorne war." fügte sie noch aufgeregt hinzu und nahm zur Beruhigung einen Schluck von ihrem Mulsum. 'Stark? Der ist doch nicht stark.' ging es ihr dabei durch den Kopf.
„Wären die Pferde, die bei den Wagenrennen eingesetzt werden, überhaupt zur Feldarbeit tauglich?!“ fragte Septima erstaunt nach. Sie kannte sich in dem Bereich überhaupt nicht aus, aber die Tiere, die es immer auf der Villa Rustica von ihrem Vater gegeben hatte, waren wesentlich stämmiger gewesen als die Pferde beim Rennen.
„Nun ja, die Interessen zur Unterhaltung der Menschen sind doch recht unterschiedlich gestreut, wie ich feststellen muß. Ich zum Beispiel kann mit diesen ganzen Opferzeremonien nicht besonders viel anfangen. Viel zu viel Blut. Igitt... Deshalb werde ich auch nie dem Cultus Deorum beitreten, so wie meine liebe Tante Albina. Aber auch das ist geprägt von unterschiedlichen Interessen. Unblutige Opfer werden ebenfalls von den Göttern angenommen und das sollte mir reichen, um diese für mein kleines, bescheidenes Leben gewogen zu stimmen.“
Bevor Septima auf die Freizeitaktivitäten ihres Vetter eingehen konnte, betrat Aurelia Laevina das Triclinium. Erfreut erhob sich Septima, um auf der Kline Platz für Durus Frau zu machen. „Laevina! Wie schön das du ebenfalls Zeit für uns gefunden hast. Komm, setzt dich zu mir auf die Kline. Wenn Manius kommt, werde ich mich zu Romana auf die Kline begeben.“ forderte sie die liebe Aurelia auf und klopfte mit der flachen Hand neben sich.
„So, Celsus, du warst also in den Thermen.“ widerholte sie, was Celsus zuvor berichtet hatte und musterte den jungen Verwandten. Ja, er machte eine durchaus gute Figur. Nur nackt hatte sie ihren Vetter noch nicht zu Gesicht bekommen, was Septima mal wieder zu einer unbedachten Äußerung verleitete. „Wenn du nicht gern dein Bad mit sogenannten 'Pupsern' teilst, dann gib mir das nächste mal Bescheid. Ich denke gegen ein Familienbad ist nichts einzuwenden.“ Septima hob einladend ihren Becher Mulsum und prostete ihrem Vetter mit einem koketten Lächeln zu. Sie ging fest davon aus, dass er einem gemeinsamen Bad – mehr nicht – gewiss nicht abgeneigt war, wußte sie doch um ihre inzwischen gute äußere Erscheinung.
Für einen Moment ruhte noch der Blick der jungen Tiberia auf Celsus, ehe sie sich an die neben sich liegende Aurelia wand. „Was hat dich denn aufgehalten, Laevina?“ fragte Septima durchaus neugierig nach, aber gleichzeitig war sie bestrebt, ein weiteres Gesprächsthema zu finden.