Albina betrat zusammen mit ihrem Mann Purgitius Macer das Triclinium. Septima nickte den beiden freundlich zu und lächelte auf, als sie sich gar nicht so weit von ihrer und Priscas Kline entfernt nieder ließen. Was die beiden nach ihrer Ankunft noch taten, fiel leider in Septimas Rücken, da sie sich zu Prisca gedreht hatte, um nicht länger den Blicken von Aurelius Ursus zu begegnen.
Ein kurzer Blick zu Arvina, und Septima stellte fest, dass diese glücklich mit ihrem ‚Verlobten’ am turteln war. ‚Sehr gut, dann ist sie wenigstens glücklich und vermisst Albina und mich nicht.’
Aber was ließ sie denn ständig ihren Blick über die Anwesenden schweifen, wenn sie eine so nette Klinennachbarinnen hatte, mit der sie sich prächtig unterhalten konnte? Also konzentrierte sich Septima lieber auf ihr Gespräch mit Prisca.
Wie es schien, setzte Prisca großes Vertrauen in die Entscheidung bezüglich eines Ehemannes von Corvinus, denn ihre Stimme strotzte nur so vor Selbstbewusstsein. „Meinst du, er würde dich mitentscheiden lassen?“ konnte sie sich nicht verkneifen, den Aurelier und auch Prisca weiter zu hinterfragen. Corvinus war um einiges jünger als Durus, so dass er vielleicht besser mit sich reden ließe, wenn er mit Prisca über ihren Zukünftigen sprechen würde. ‚Wie alt ist er überhaupt?’ fragte sie sich bei der Gelegenheit. ‚Und Ursus? Sie scheinen im etwa gleichen Alter zu sein.’ mutmaßte Septima und musste an sich halten, ihren Blick und ihre Aufmerksamkeit weiterhin auf Prisca zu halten.
Das sie in Bezug auf Priscas Frage, nach dem Gefallen an Männern, so direkt nachgehakt hatte, schien der Aurelia nicht zu behagen. „Oh verzeih, war ich dir zu direkt?“ erkundigte sie sich führsorglich bei ihrer Liegenachbarin. Doch Prisca fuhr fort und schon lächelten sich die beiden Mädchen gegenseitig an. Ob der genauen Erläuterung, welchen mann Septima nun auswählen sollte, musste diese herzhaft lachen und hielt sich schnell die Hand vor den Mund und erstickte den Lacher in einem Giggeln.
„So, du liebst das gedankliche Spiel mit Männern.“ wiederholte sie die Worte der Aurelia. „Welches Mädchen tut das nicht?“ fügte sie dann spitzbübisch mit einem Augenzwinkern hinzu. „Na gut, wer der hier Anwesenden würde mir am ehesten… rein äußerlich… und nur zum gedanklichen Spiel… gefallen?“ Septima rollte sich wieder auf den Rücken und fing an die anwesenden Männer der Reihe nach zu mustern. Jedem Mann schenkte sie einen gleich langen, beziehungsweise kurzen Blick. „Mhm… das ist wahrlich nicht leicht… aber… der Richtige ist nicht mit dabei.“ musste sie Prisca nach ihrer Musterung leider enttäuschen. Keiner der hier anwesenden Männer konnte dem jungen Octavius Macer das Wasser reichen. Obwohl Septima den Senator Furianus als durchaus angenehmen Gesprächspartner empfand. Dies teilte sie Prisca dann noch mit.
„Aber mit Senator Falvius Furianus kann ich mich recht gut unterhalten. Aber das würde sich eher weniger auf das Äußere beziehen.“ fügte sie schmunzelnd an. Dabei war das geflunkert von ihr, denn der Falvier gefiel ihr durchaus ganz gut, nur seine ergrauten Haare störten ein wenig. ‚Wie er wohl früher, vor seiner Krankheit ausgesehen hat?’ fragte sie sich selbst. Wie schade, dass sie in der Zeit, wo Furianus Statthalter von Hispania war, niemals in Tarraco gewesen war, sonst hätte sie sich vielleicht an einen jüngeren und gesünderen Flavier erinnern können.
„Und, wie steht es mit dir Prisca? Kämme einer, oder gar mehrere? der hier anwesenden Männer in deinen Gedanken vor?“ stellte sie nun die unvermeidliche Gegenfrage. „Vielleicht sogar mein lieber Vetter?“ Grinsend schob sich die Tiberia ein Stück von dem Hühnchen in den Mund und kaute genüsslich. „Mhhhmmm… hervorragende Köchin. Koste doch auch etwas von dem Hühnchen.“ forderte sie Prisca auf sich ebenfalls am reichhaltigen Essen zu bedienen.
„Na ja, ich finde schon das eine gewisse Spannung in der Luft liegt, meinst du nicht auch?“ erwiderte Septima auf die Frage nach dem Wie der Blicke zwischen Celsus und Prisca. „Nach dem Essen können wir gerne mal hinüber gehen und ich stelle dir meinen Vetter ganz offiziell vor.“ Schlug sie der jungen Frau vor. ‚Und ich beiße in den sauren Apfel und ergebe mich meinem Schicksal.’ fügte sie nur in Gedanken und auf Ursus gemünzt hinzu.
„Mhm… ich weiß nicht ob es Pflicht ist, dass ein Mann verheiratet sein muß, ehe er Senator wird, aber ich dachte, mich an etwas in der Art erinnern zu können. Nun ja, dann…“ Septima seufzte ergeben. „Er scheint eine recht gute Figur zu machen.“ räumte sie in Bezug auf Ursus ein und warf noch einmal einen ganz kurzen Blick in Richtung des Aureliers. „Hast du ihn mal ohne seine Toga gesehen? Vielleicht sogar mal beim Sport? Oder versteckt er unter seiner Senatorentoga einen Bauch!?“ Auf ein einfaches Ja oder Nein wollte sich Septima in Bezug auf den Cousin von Prisca nicht ein lassen. ‚Egal was ich antworte, ob Ja oder Nein, es kann später zu meinem Nachteil ausgelegt werden, wenn das mit der bevorstehenden Vermählung bekannt wird. Also lieber nichts sagen.’
Kaum sprachen die jungen Frauen über die Frau des Hausherren der Villa Aurelia, betrat auch schon Flavia Celerina das Triclinium. Sie entschuldigte damit, dass es ihr nicht gut ginge und schob die Übelkeit, oder was auch immer es war, auf das Wetter. Septima musterte die Frau neugierig, kannten sie sich bis auf wenige kurze Begegnungen kaum. ‚Ob sie schwanger ist?’ drängte sich der Tiberia die Frage nach dem Unwohlsein von Celerina auf. Ein leichtes Grinsen erschien auf ihrem Gesicht und ihr Blick wanderte kurzfristig tiefer, auf den Bauch der Flavier, um vielleicht etwas verdächtiges zu erblicken.
„Ob du etwas verpasst hast? Außer den Eiern zum Gustum nichts.“ antwortete Septima der Falvierin. „Aber vielleicht ist dir auch nicht nach essen zu mute.“ spekulierte sie weiter. „Ist das ein anhaltendes Unwohlsein, oder war es nur vorübergehend.“ versuchte Septima mehr über die Umstände der Frau von Aurelius Corvinus in Erfahrung zu bringen.
„Prisca und ich waren gerade dabei, über die Ehe zwischen Patriziern und Plebejern zu sprechen. Was hältst du von einer solchen Konstellation?“ band Septima Celerina sofort ins Gespräch mit ein und entging erneut einer Antwort auf Priscas Frage.